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Dresdner Nachrichten : 30.10.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-10-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187410307
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18741030
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18741030
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Druckfehler: S. 12 [i.e. S. 13]
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-10
- Tag 1874-10-30
-
Monat
1874-10
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 30.10.1874
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Kr. S»» — F»cl»rlcUte»». Lottt- ». k'reltLx, ckvu SO. Oerodor 1S74. Nachdem die Nalioualliberalen ihrem Zürne über die Ncde des Neichütagsabgeordnete» trugen Richter bis zur Erschöpfung Lust gemacht haben, ohne bas, es ihnen gelungen märe, unser Unheil, „das; diese Rede a» Klarheit» Jdeenreichthum, Formvollendnng und echt deutscher Gesinnung zu dem Besten, was in einer dentsche» Volksversammlung seit Jahre» gehört wurde", auch nyr im Geringsten zu entkräften, lassen >vir in Nachstehendem die vollständige Rede nach der sleiMrgphischeir Niederschrift folgen, da ihr Inhalt auf dje klarste Weise die verlcu-nderischei» Auslassungen der zornmnthigen Nationalliberalen, namentlich der „Sächsischen Species", Lügen straft. sss KslodÄAZs-LbKssrÄivLM Lu§v» Kiekter, gehaltcn NM U. Lctober 18?^ im Geiverbehattssaale zu Dresden. Meine Herren: Der von hier ansgegangenen Einladung würde ich schon in den Lsterlagen uilsprenM haben, wenn nicht der damals gerade entbrannte Kampf in der '.Nitilärfrage mir es versagt hätte, selbst lleinere Ausflüge von Berlin zu machen. Wir Berliner Mit glieder oer Forlschrittspauei haben es nicht vergessen, daß in jenen Ligen, in denen all-s daran gesetzt wurde, das deutsche Volk über die Bedeutung und über den Inhalt dieser Frage zu verwirren, man sich hier in Dresden den klaren Blick nicht trüben ließ, uns in jener Zeit ein ermunternder Zuruf von hier aus zu Theil wurde. Nt- H.! Als das deutsche Bott i I- 1848 zu politischem Leben tvieder erivarhte, da war es d.r !!r»f nach deutscher Einheit rnrd deut scher Freiheit, der alte Herzen erfr ille. Zn der Neichsversassung d- I. 1846 erhielte» diese Forderungen eine bestimmtere Gestalt. Doch als diese Arbeit ans der Franlsurier Natiemalversanuulung hervorging, halte die tHeactivn bereits wieder ihr Hangt erhoben. Lurch List und Gewalt suchte man dein deutschen Bott zu entreißen, was es schoir als sicher errungen betrachtete. Es folgte eine Periode wüster Neaction für Sie in Sachsen, j . r uns in Preuße«, für ganz Deutschland. Anfangs der 66er Fahre, als sich das politische Leben wieder zu regen begann, entstand im preuß. Landtag die deutsche Fortschrittspartei. Sie wurde gebildet eiuericitS von den alten De- molralen d. F 1.848, die die Neaction überdauert Hallen und die nun wieder die politische Arbeit da »rufznnehmen sich anschickten, wo sie sie i. I. 1816 hatten einstellen müssen, und andererseits gebildet von den vorgeschritteneren Mitgliedern der liberalen Partei. Unsere Partei war die rrste parlamentarische Partei in Deutschland, die sich, obwohl zunächst nur sür den preuß. Landtag thälig, Len Namen einer deutschen Partei beilegte. Sie lnüpfte in der deutschen Frage an, ivo man vor 12 Jahren halte stehen bleiben müssen: Einigung Deutschlands unter Preußens Führung, ein deutsches Parlament wurde von vornherein in das Programm der Fortschrittspartei aus genommen. Es folgten in Preußen die Jahre des Ecmsliets, des Gegensatzes zwischen Negier ung und Volksvertretung. Es kam dann das Jahr 1866. Die Einigung vollzog sich für Norddcutschland auf einem Wege, den wir nicht gewünscht halten und auch nicht hatten wünschen können. Nachdem das äußere Band um die Staaten Nord- deutschlands durch die Verträge gcschlungen.war, wurden aus Grund des alten in der Neichsoersassung von 18-16 enthaltenen Wahlgesetzes Vertreter au) Ncrdd.nlschtaiid zum ersten norddeutschen Reichstag berufen. Dort war es, wo die alten siichs. und die alten preuß. Demokra ist das Band straffer, rnrd was vor allem gegen dainalS ins Gewicht fallt, der Staat, der die Führung hat, stellt jetzt nach der Bereini gung mit andern deutschen Staaten schoir sür sich allein die Mehr heit in der Bevölkerung des Deutschen Reiches dar. WaS nun noch daß in Deutschland absolut gar kein Praterial vorhanden ist, um besagte Erste Kammern und Herrenhäuser zu bilden Bravo!). Was in Ersten Kammern wirtlich Brauchbares vorhanden ist, nun, m. H., das wird auch den Zweiter» Kammern nicht zur an der deutschen Einheit hier und da fehlt, nun, m. H., die Kugel, Unchre gereichen, sofern die Herren dann später darin Ausnahuee ist im Rollen, davon können wir erwarten, daß es allmälig im Laufe der Zeit sich vollständiger abrundet. Schon aber werden jetzt Stimmen laut, die über dieses Maaß der Einheit, wie es in dee Rcichsversaffriirg jetzt besteht, weit hinaus finden. Man hört wohl auch fragen, ob, nachdem sich für die Ein- zclstaaten die Staatsausgaben vereinfacht haben, nicht auch die Dynastien sür die Einzelstaaten überflüssig gewor- lung durch neuere Gesetze erfolgt ist, als sie vordem in den Einzel- staalen bestanden. Diese neueren Gesetze waren an neuere Ideen anzuknnpscn mehr in drr Lage. Weil »ran hier nicht scharf genug unterscheidet, wirb mehr oder minder deutlich der Ruf laut, daß Deutschland überhaupt in der Entwickelung begriffen sei, aus einem Bundesstaat ein Einheitsstaat zu werden, Laß vic deutschen Mittel städten verschwinden, oder wie man auch wohl sagt, in Preußen auf gehen müssen. M. H, mir scheint cs air der Zeit, daß die einzelnen Parteien zu dieser Frage eine klare lind deutliche Stellung nehmen. Ich sür meine Person will mit mrinrr Auffassung dieser Frage gegenüber nicht zurückhairen. Ich bin der Meinung, Laß die Ent wicklung Deutschlands ciue unheilvolle und verderb liche sein würde, wenn die deutschen Mittclstaaten» Staaten wie Bayern, Württemberg, Baden, Sachsen oder Hessen, verschwinden sollten und in einem deutschen Einheitsstaat aufgehen würden .Bravo!.-. Was sonst aus einzelnen Kleinstaaten wird, m. H., das ist sür diese einzelnen Kleinstaaten von größerem Interesse, als daß es für die deutsche Eutwicilung im Ganzen — und damit habe ich es hier allein zu thun — in die Wagschale fällt. M. H. Gerade die Erfahrungen, die Frankreich macht mit einer zu weit gehenden Eentralisation, die müssen für uns lehrreich sein, das; wir nicht aus dem einen Extrem der mangelnden Einigung in nothwendigen Dingen, in das andere Extrem der unbedingten Eentralisation verfallen sehr richtig!). Das deutsche Volk wird eine solche Eentralisalion nach seiner ganzen Art und Weise noch viel ten des Jahres 1818 sich zu geineinstnner gesetzgeberischer Arbeit ^ weniger zu ertragen in der Lage sei», ivie das französische Volt Zu- mrch langen Jahren wieder zusainmensanden. Ich nenne nur die stiminung). Und nicht einmal so die Erfahrungen Frankreichs,! gehen wollen. Wo Fachmänner in Deutschland beisanunen sind, da, den sind, ob nicht ein Zustand denibar ist, wie bei den ein wird lricht der Ruf laut nach einer weiteren Ausdehnung der Reichs-! zelncn Staaten von Amerika oder den einzelnen Schweizer Ean- eompetenz: Man spricht von einer Reichsschulordnung, inan spricht ^ tons, unbeschadet, daß die oberste Spitze Deutschlands monarchisch von einer lüeichseanaloednung :e. Allerdings auf den Eiebieten, auf! bleibt. Nun, in. H., man »ruß auch zu solchen Fragen eine denen die Einigung vollzogen ist, erfuhren wir praktisch, daß man tlare Stellung nehmen. Ich bin allerdings der Ansicht, es ent chcs besser geworden ist, als vordem, znin Thcil wegen der einheit lichen Form drr Regelung, zum Dheil aber auch, weil hier die Rege spricht überhaupt der Richtung unseres Jahrhunderts, daß, wo einmal die Dynastien verschwunden sind, sie nicht wieder herge stellt werden. Darum wird auch in Preußen eine Teeentralisa- tion, mag sie noch so weit gehen, niemals daran antnüpfen, etwa in Hannover und Kurhesicn die früheren Dynastien zurück- znsühren, selbst, wenn diese Dynastien sich s. Z. besser aufgeführt hätten ihrem Volke und ihrer Verfassung gcgrnüber, als cs wirt lich der Fall war iHeilerreil. 'Anders aber liegt die Frage in Bezug aus diejenigen Mittelstaaten, welche eiire besondere Dynastie noch besitzen. Ich bin der Ansicht, daß allerdings für absehbare Zeiten — und die kann ja der Politiker überhaupt nur ins Auge fassen — auch die Dynastien sür die Mittelstaaten wohl einen besonderen Beruf und eine besondere Bestimmung haben tonnten. Ich bin der Meinung, daß das Schicksal der Dynastien in den deutschen Mittelstaaten davon abhängt, ob sie sich auf die Dauer vollständig einmal mit dem Rcichsinteresse identisiciren und zweitens, ob sie es verstehen, im Innern ihrer Staaten sich vollständig ehrlich Und aufrichtig mit der parlamentarischen Negierungswcise zu befreun den. Verstehen dies die Dynastien, richten sie ihr Bestreben auch darauf, die berechtigte Autonomie auch der engeren politi sche!» Körperschaften zu achten, dabei die politische Freiheit des einzelnen Bürgers zu schützen, so lönnen unter Umständen die Dynastien der Mittelstaaten sogar als eine Schutzwehr erscheinen, wenn — was ich nicht hoffen will — etwa im deutschen Kaiser- thiune sich eine Neigung zu unberechtigter Eentralisation oder zu militärischem Absolutismus ansbilden sollte sBravo!.. Wenn dagegen die Dynastien einen anderen Weg Anschlägen, wenn sie, statt sich auf die Mehrheit ihrer Volksvertretungen zu stützen Namen Schulze-Delitzsch und Waldeck von unserer, Wizard, Minck-! sondern auch unsere eigenen preußischen Erfahrungen dictiren un-H «»d dementsprechende Grundsätze in der Regierung zur Geltung nutz und Schassraih von Ihrer Seite. Sieben Abgeordnete sandten ! aus unsrem preuß. Einheitsstaat heraus die Antwort. Ni. H., nach zu bringen, ihre Stütz: suchen wollen in der Bureautratie oder Sie uns aus Sachsen. Unsere, der preuß. Mitglieder, Zahl war. dem aus dem preuß. Staat dasjenige, was zu einigen wirtlich noth- ^ in einer künstlich zurecht gemachten Aristokratie, dann, glaub: ich kaum größer. Die glänzenden Erfolge der äußeren Politik der Ne- wendig ist, in der Hauptsache aue-geschieden und aus das Reich über-! allerdings, entziehen sie sich selbst mit der Zeit den Boden, auf gicrung hatten in manchen Kreisen die freiheitlichen Bestrebungen ^ tragen worden ist, ist uns das Bewußtsein, in Preußen lebend, ge-s dem sie stehen, denn die Willtürherrschast wird um so geßässiger, irr den Hinlergrnnd treten lassen. Kaum Berlin und Breslau, die s worden, daß im klebrigen die Einheit in Preußen schon viA zu wert! st» je kleineren politischen Kreisen sie sich vollzieht. Atz H., wir beiden grössten Städte bliA'en unsrer Parlei getreu. So waren wir i geht. Anstatt darauf auszugehen, noch mehr deutsche Stämme in! müssen als Politiker wünschen, das; die Entwickelung der Dinge eine tlestre Fraetion von 16 Mitgliedern, die die Arbeit iin ersten ^ dieses preuß. Maas; der Einheit hinein zu ziehen, müssen wir umgc- s den erstgenannten Weg nimmt. Wem» dann auch mit ihrem norddeutschen llieichstag ausuahmcn, klein an Zahl, doch reich an stehlt darauf bedacht sein, die Zustände i» Preußen in Bezug auf s Dynastien die deutschen Mittckstaatcn sich freiheitlich gestalten, Erfahrungen auf politischem Gebiete. Wenn ich mich nicht irre, war s die Eentralisation und Deceittralisation der Zustände in den Mitte'.-. wir anderseits in Preußen den einrelnen Landschaften, ohue ich damals der einzige Rekrut, der in diese Keine Schaar eintrat: fast ! staaten Deutschlands mehr anzrmähcrn Bravo! . Wir machen die, Dynastien einzusetzen, ein größeres Mas; der Selbstverwaltung runder vollständige Erfüllung rmsers Prograrums iu der neuen Verfassung ^ sichtigung zu Theil werden zu lassen und daß in Folge dessen der! am Besten den besonderen Staatszwccken der einzelnen deutschen hoffen zu dürsen, nocy welliger die Zeit dazu schon gekommen war,IStaatszwcck nach manchen Richtungen nicht so vollkommen erfüllt! Dtännne Rechnung getragen wird. Soviel, was die deutsche politische Ideale zu uerwiriuchen. Wir wußten von vornherein ver zichten, die deutsche Rcichsverfassung von 18-16 ihrer vollen Ver wirklichung entgegenzustthren. Aber die äußerste Vertheidigungs- linie, auf die wie uns zuriiciznzl.-lz.il beschlossen, das war die Ueber- tragung derjenigen constittttirmeHrn Rechte, die bereits in den Ein zelstaaten geltend waren, ans das Reich. Es gelang uns aber auch wird, wie er andernralls erfüllt werden konnte. M. H.» ich verkenne^ Einheit betrifft. Atz H. Es ist im Jahre 1848 und am wenigsten die Vorzüge preuß. Vermattung und preuß. Lrgani- i später »»imer das Bestreben der Demokraten dahin gegangen, sation, aber m. H., wir in Preußen sind uns auch der Mängel sehr - stiirheit und Freiheit in Deutschland zusammen zu erstreben, wohl bewußt; wir sagen uns, wir sind in »milchen Zweigen der Mn ging davon aus, daß die Einheit die beste'Stütze und preuß. Verwaltung zurückgeblieben, wir sind zurückgeblieben selbst i Sicherheit in der Freiheit finde. Heute, wo die Einheit in allen hinter deutschen Mittelstaaten. Unsere Entwickelung der Wegebau-! wesentlichen Dingen errungen ist, hören wir auf einer Seite eine nicht, aus dieser äußerster Linie die Vettheidiguug mit Erfolg führen i Verhältnisse ist nicht so, wie wir cs wünschen müssen; die Entw-icke- ^ andere Sprache. Man sagt uns, jetzt kommt cs vor Allein da zu lönnen. Wichtige Vollsrcchie gingen verloren, das GelLbewilli-! lung unseres Schulwesens auch nicht. Das Schulwesen hat aller-i vauf an, die Einheit zu vertheidigen,'die Freiheit, die Frage, ob grmgsrecht wurde in mehrfacher Beziehung beschränkt, den Voltsver drugs wie crndcrnRrts gelitten, unter pictistischer Leitung, es ist aber liberal oder conservalw, kommt erst we' auch in seinen äußeren Verhältnissen zurückgeblieben. Der Schul-' Haushalt hat nicht die entsprechende Fürsorge erfahren können, weil von einer Stelle aus >'-.im besten Willen bei der Verschiedenheit der. Nun, m. H., offenlundige Gegner hat die dentsche tsmyert zu Verhältnisse den Bedürsnisien in den einzelnen Landschaften nicht in lallen Zeiten gehabt, der Unterschied zwischen damals und jetzt ist kommen sind. Auch die Regierung vermag nicht mehr dieser Forde rung Widerstand entgegen zu setzen. Fürst Bismarck hat cs ja selbst ^ ist ihnen- aber auch einmal gesagt, cS sei ein Unding, der gegenwärtige Zustand, wo. die Einheit nur im trctern wurden die Diäten entzogen, das Princip der Miuisterver- antwonlichleit wurde abgeschwächt :c. Dieser Veclust bereits gelten der Rechte, ein Verlust, der in keiner Weise durch die Gründling deü Bundes gerechtfertigt war, war cs, der uns bestimmt:, der Reichsverfassung, wie sie aus den Aerathuugcn dieses ersten Reichs tags hervorging, unser Nein entgegenznstellcn. Es ist uns dies später oft zum Vorwurf geinacht worden. Man hat gesagt, wenn dieses 'Nein die Majorität erworben hätte, welches Ehaos wäre entstanden!' Nun, m. H., wenn alle Liberalen mit uns aus dcrsolbcn Linie stehen ^ sation immer lebhafter wird. Er ist besonders lebhaft, seitdem Hair- geblicben wären während des Reichstags, auf der sie bei Aeginn des - novcr, Kurhcssen und andere Staaten mit Preußen vereinigt worden Reichstags standen, so hätte die Reichsverfassung eine Gestalt bc-Find, und auch hier die Verschiedenheiten mehr zum Bewußtsein gc- tomnreir, die cs auch uns möglich gemacht hätte, dieselbe anzuneh- nren. Fürst Bismarck hat später einmal geäußert, daß, wenn er »licht anders gekonnt halte, er auch mehr an freiheitlichen Rechten zugcstandcn haben würde. ES ist cigcnthümlich, das; gerade von der selben Seite, die sonst so leicht geneigt ist, auf jedes Wort des Reichs kanzlers zu schwören, gerade diese Äeußerung als Flunkerei auSzu- lcgen versucht wird. Wir kennen die Situation, in der sich die Negierung im Jahre 1867 befand, heute noch besser wie damals und eben darum wissen wir auch, das; in der Dhat die Regierung nicht iir der Lage gewesen wäre, dem Volke an erworbenen Freiheits- rechten etwas abzubrechen, wenn seine Abgeordneten sich nicht hätten etwas abbrcchen lassen. Und wenn es auch soweit gekommen wäre, das; eine Majorität des Reichstags das Verfasstmgswerk verworfen hätte, so wäre die deutsche Frage damit nicht in das Ehaos zurrickge- sunlen. Es wäre ein Leichtes gewesen, sofort auf vollkommenerer Grundlage das Vcrsassungswcrt zum Abschluß zu bringen. Damals meinte inan wohl, daß, was dieser Reichstag nicht bringe, das werde man in der Zulunft leicht erreichen. Atz H., die ersten Flitterjahre des neuen Bundes liegen bereits hinter uns, aber selbst diese haben uns schon belehrt, wie schwer cs ist, das, was damals versäumt wurde, nachzuhvlen, wie schwer es jetzt fällt, die Verfassung in freiheitlicher Richtung zu vervollstän digen. Freilich, m. H., in Betreff der Einheit hat die Verfassung bald eine vollständigere Gestalt erhalten. Wir verdanken cs den äußeren Umständen, wir verdanken dem großen Krieg mit.,Frank reich die Vereinigung von Norddeutschland und Süddcutschland. M. H., im Punkte der Einheit ist jetzt in der Hauptsache das erreicht, »vaS die deutsche Reichs-Verfassung vom Jahre 1846 in Aussicht weit in zweiter Linie, erster Linie gilt cs, ob rcichstreu oder reichsseindlich. Das Reich hat offenkundige Gegner, denen gilt es gegenüber zu treten. über die 'Reparatur selbst jeder Brückcn-Bohle durch fünf In stanzen, von dein Gendarmen bis zum vertragenden Rath in Berlin aufwärts erst entschieden werden muß. Darum finden Sie jetzt in den; preuß. Landtage als die vornehmste Aufgabe, eine lebensfähige Provinzialvcrfassung herzufiellcn, geeignete Or gane zu finden für die Selbstverwaltung der einzelnen Provinzen und Bezirke. Daran sollen sich schließen die Provinzialsonds, um eine Grundlage zu finden für einen selbstständigen Haushalt der einzelnen Landschaften. M. H., wenn wir in unserer Reformthätigkcit in Preußen nach dieser Richtung meines Erachtens Vorgehen müssen, so will ich damit nicht gesagt haben, daß in den Mittelst-raten alles voll kommen ist, und daß etwa hier eine Nesormthätigkeit überflüssig sei. Ich bin der Meinung, daß in Verfassung und Verwaltung der Mittelstaaten entsprechend den vereinfachten Etaatszmecken derselben — nachdem wesentliche Staatszwccke auf das Reich übertragen sind, noch Manches zu vereinfachen ist. Ich will nicht sprechen von der Redueirung und der einfacheren Organi sation der Ministerien und obersten Verwaltungsbehörden — nein, »>. H., ich bin der Ansicht, wir müssen so bald als möglich in allen Einzclstaatcn zum Einlämmersystem kommen (sehr wahr!). Wenn sich da« Reich den Luxus von 2 Kammern nicht gönnt, so haben die Einzclstaatcn wahrhaftig leiire Veranlassung, diesen Luxus noch fort zu treiben (Bravo!). Die Erste Kammer und- Herrenhäuser in Deutschland haben nie einen vernünft-igen Zweck' »»ahm. In einigen Dingen ist die Einheit weniger straff, in -andern I gehabt iBravo! und Heiterkeit)» cs sei denn, den zu beweisen, sinvet die deutsche Einheit in dem Bewußtsein ihrer Nothwcndig- keit im deutschen Volle. Dieses Bewußtsein von der Nothwcn- diglcit der deutschen Einheit erweckt und überall lebendig gemacht zu haben, dessen dürfen die liberalen Parteien sich rühmen. Dies nur darum so gut gelungen, weil sie immer im Bunde mit der Freiheit erstrebten. Atz H., damit, daß man formal sich anschickt, die Einheit zu vertheidigen, damit schützt und vcrtheidigt man sie in Wirklichkeit nicht; am besten vertheidigt man sie damit, daß man sie durch die Freiheit Allen werth macht Bravo!). M. H., ich möchte hier anschlicßcn an Worte, die am Sedan fest« hier in Dresden gesprochen worden sind. Das; diese Worte gesprochen worden sind von einem deutschen Minister, macht sie gewiß nicht weniger bcachtcnswcrth. Diese Worte sind uns nicht entgangen auch außerhalb Sachsens und gerade zum Anerkennt nis; der hier von einem deutschen Mini'tcr geführten Sprache möchte ich mit denselben Worten meine eigenen Gedanken weiter ausführen. Es sagte also der Minister von Gerber hier am Sedantagc u. N.: Aber meine geeinten Festgeiwsien, ich meine übcrbaupt, taß unser Streben, wie cö ttch kort und kort an diesem Festtage er neuern soll, nicht blvö darauf gelichtet sein dark, die Macht stellung keo dcuiüt c» Volkes zu crbaltcn, sondern auch vor Allem daran!, sic immer mein zu verdienen. Beherzigen »vir doch das alte Wort, daß jede sittliche Macht auch l^n Ge danken des sittliche» Bernleö i» sich schließt. Wir wollen für unser Volk keine Macht, die nur aus der Furcht vor de» äuße ren Gewaltmittel» beruht; unsere Macht soll zugleich ans drr Arvtt»ig vor unserem Ebarakter und unseren geistigen und sitt lichen Zielen beruhen. 'Nun wollen wir uns, da »vir der Zwei deutigkeit dieses Lobes entrinnen sind, gern gesaiien lassen, wenn man unö auch ferner den Ehrennamen eines Volkes von Denkern beilegt und nicht vergessen, daß sich die böcvste Wertb- schätzung eines Volkes darnach beinißt, was eö ttlr die ideale,, Güter der Menschheit geleistet hat. Dänin,» meine Ich. sollte
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