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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 26.09.1909
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1909-09-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19090926021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1909092602
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1909092602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1909
-
Monat
1909-09
- Tag 1909-09-26
-
Monat
1909-09
-
Jahr
1909
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* r» s 8 « r» Z mir. oa« „e au, rell<,tv,en vedenken öle Bühne verlallen iville. um sich der Heilsarmee anzuschließen. Wilhelmshaven. Zu dem benachbarten Orte Banr ist gestern der Arbeiter Stosser», nachdem er sechs Wochen ununterbrochen geschlafen hatte, ge- swvben. und zwar im Willehad-Hospital. wo er künstlich ernährt wurde. B r e m e n. Das im Laderäume des deutschen Damp fer» „Norderney" ausgebrocheue Heuer ist ge löscht. Der Dampfer ist von Ferrvl nach Fnnchal zurück gekehrt. um die beschädigte Ladung zu löschen, die Passa giere wieder auszunehmen und die Reise nach Kuba fort- zusetzen. Paris. Bezüglich dcS vorgestrigen Zwischenfalls im G e n e r a l r a t e de» G i r v n d e d e p a r t c m entS er klärte der Ackerbanmintster einem Berichterstatter, er sei sehr überrascht, daß die von ihm getanen Aeußerungen eine solche Aufregung hervvrgerufen hätten. CS sei ihm nicht im Traume eingefallen, die Bcrtreter des Girvndedepartc- ments irgendwie verlege» zu wolle». Die Angelegenheit der Abgrenzung des Bordeaux-Weingebletes werde vom Ltaatsraie neuerlich geprüft werden. Erst wenn dies ge schehen sei, werde er in der Lage sein, sich eine endgültige Meinung in der Frage der Abgrenzung zu bilde». Paris. Entsprechend dem Anträge des Minister präsidenten sind im Pasteur-Institut Wasserproben ans sämtlichen Häsen und Kanälen des nördlichen n»d nordöstlichen Grenzgebietes Frankreichs bakteriologisch » n t e r s n ch t worden. Nirgends wurde eine Spur von d'holerabazillcn entdeckt. K o n st antinv p e l. Wie die hiesigen Blätter mel den, hat der russische Minister des Auswärtigen Iswolski die Zustimmung Rufilands zu der 4 p r v z e n t i g e n Z vllerhöh u n g zugesagt. Teheran. Der neue russische Gesandte Poklcwski Koziell ist heute hier eingetrosfen. vettlicder uns Zäckrirclm. Dresden. 25. September —* Te. Majestät der König traf vorgestern abend! mit Begleitung im Automobil im Zenghanse bei Pirna ein und »ahm in dem nenerbaiiten Hegerhanse Wohnung. Die! Begleitung übernachtete im Fvrsthause. Höhere Fvrst- beamie begrützten den Monarchen, der sich gestern Leim! Morgengrauen auf den Winterberg zur Jagd begab. Heute abend wird der König aus der Sächsischen Schweiz nach! Pillnitz zurückkehren. —* Am König!. Gymnasium zu DreSden-Rcnstadt trat, wie bereits mitgeteilt, mit dein Ende des Svmmerhalb- jahres Herr Studieiirat Professor Dr. phil. Hoffnianu in! den R u h e st a n d. Dr. Hosfmann wurde 1844 in Ober-! friedersdorf in der Ober lau sin geboren, besuchte das Gym nasium in Zittau und die Kreuzschule in Dresden und! studierte in Leipzig. Bor seiner Berufung an das Königl. ! Gymnasium zu Dresden-Reustadt wirkte er von Michaelis ' I8t>tz bis Ostern 1874 am Anneu-Realgyinnasinin in Dres den. Es ward ihm seinerzeit die Ehre zuteil, Ihre Königl.! Hoheiten die Prinzessinnen Mathilde und Maria Iosepha zu unterrichten. Seine wissenschaftlichen Arbeiten erstrecken sich aus die Gebiete der theoretischen und praitiichen! Physik, der Mathematik und Astronomie: er bearbeitet seit einer Reihe von Jahren den vom Ministerium des Zn nein herausgegebenen Königl. Süchs. Nvrmalkalender. Weiteren Kreisen dürften bekannt sein seine Bemühungen um die! Herstellung und Einführung eines evangelischen Kalenders j in Sachsen und um die Festlegung des Termins für das j Osterfest. Bei vielen ehemaligen Schülern des Ginn-, nastnms werden auch seine wunderschönen Harmonium-! Borspiele bei den wöchentlichen Andachten noch unvergessen sein: und die Ausführung von Sophokles' „Oedipns Rex" am Mjührigen Stiftungsfeste der Anstalt, für die Studien rat Ho ff man n die Einstudierung der Bellermannschcii Musik sEhöre und Orchesters meisterhaft dnrchsührte, wird vielen Hunderten von jungen und alten Schülern und Freunden der Schule in unverwischbarer Erinnerung bleiben. —* Die Oberin der hiesigen Diakonisscnanstalt Gräfin Vitzthum wird wegen hohen Alter» am l. Oktober von ihrem Amte z u r ü cl t r c t c n. Der Borstand der Dia- kvnissenanstalt hat zu ihrer Nachfolgerin ihre zcithcrige Stellvetttrctcrin, die Diakonissin Schwester Mathilde Faber, gewählt. Oberin Gräfin Vitzthum bekleidet ihr! Amt seit 25 Fahren und hat sich in demselben grosse Ver- ! dienste um die Diakvnissenanstnlt erworben. Ehe sie Obe rin der Diatonjssenanstalt wurde, war sie säst 2ll Fahre hindurch Oberin des LuisenslistS. einer mit der Diakonissen-! anstalt verbundenen Erziehungsanstalt für Töchter höbe I rer Stände in Niederlössnitz. Auch diese Anhalt hat ihr! lehr viel zu danken. Bereits seit dem Fahre 1855 gehörte sie dem Franenkomttec an, in dessen Händen damals die Leitung der Dicrkvnisseiianstalt lag. —* lieber die Aufgaben des bevorstehenden Landtages. Wie die „Dresdner Korrespondenz" an mang eben der Stelle erfährt, werden den Landtag voraussichtlich grössere und I umfangreichere Gesetzesvvrlageu nicht beschäftigen. Ins-! besondere werden das neue Schulgesetz und das Gesetz über! dte Gemetndesteuerrefonn noch nicht zur Vorlage gelangen, da die Vorarbeiten hierüber noch nicht so weit gediehen sind, um dies« GesetzeSvorlagen noch rechtzeitig fertig zu stellen. Den Mittelpunkt der Beratung wird, wie immer, der Ltaatshaushalisetat bilden, an dessen Fertigstellung im Finanzministerium gegenwärtig eifrig gearbeitet wird. Anberdem wird dem Landtage auch noch eine Vorlage Uber eine Abänderung des Braudversiiixrungsgeseves zugehen. Wie nun bestimmt feststeht. wird der Zusammentritt des Landtages am ». November erfolgen. Die feierliche Eröffnung durch den König findet am ll. November im Thronsaale des Rrsiden-schlosfrs statt. —* Zur Landtagswahlbcnicgung! AuS dem 5. städti - scheu Wahlkreise schreibt man uns: Im Gasthos zum Amtshvs in Rabenau fand am -Freiste abend ein« öfsenl- liche von sozialdemokratischer Seite einberiisene Versamm lung statt, in der der sozialdemokratische Kandidat Wvlf- D c üben sein Programm entwickelte. Ans der Mitte der Bersaininluiig trat ihm im "Namen der "Nationalliberale» D r. B r ü s, - Dresden ausführlich entgegen. Der bürger liche Redner schloß mit der Aufforderung, den national- liberalen Kandidaten, Kommerzienrat Lauge-Glashütte zu wählen. Das, dieser i» seinem Betriebe eine arbeitersrcnnd- liche Gesinnung walten läßt, muhte auch der sozialdemo kratische Redner zugeben. —* Heute fand die Prüfung der nruerbautcn Schinalspuranlagen der Strecke Döbeln—Gär Atz- Gas ewitz und diejenige der neuen Schmalspurbahnm M c i ß e n - T r i c b i s ch ta l—W ilsdrufs und Garse bach -Lot ha in durch Organe der Staatsbahn-Gencral- direktion statt. Die Herren begaben sich mit dem Persviieii- zuge vorm. 7,44 Uhr ab Dresdeii-Hbhs. nach Döbeln und von da mit Lvnderzilg nach Gadowitz. Ein weiterer Son- dcrzug war dann ans den neuen Linien bereitgestellt. Alle Anlagen und Einrichtungen wurden eingehendster Besich tigung und Prüfung unterzogen. Abends kehren die Herren von Meisten nach Dresden zurück. —* Maßnahmen zur Hebung der baulichen und wirtschaft lichen Lage in der Neustadt kamen in der Stadtverordneten- sitzniig vom Ui. September, wie schon kurz erwähnt, zur Sprache. Ein Rats schreiben vom 14. August d. I. wurde verlesen, das folgenden Wortlaut hat: „Aus die Anfrage vom 2. Juli teilen wir dem Herrn Stadtverordncten-Borsieher hierdurch er gebenst mit, dast wegen der Banplannnderung in der inneren Neustadt von seiten des Königlichen Finanzministeriums, dem die Planungen seit Ende Januar vorigen Jahres vorliegen. Entschließung noch immer nicht getroffen ist. Da mehrfache Erinnerungen unserseits um Beschleunigung der Sache vergeblich gewesen sind, haben wir das Königliche Finanzministerium unter dem 23. vorigen Monats nunmehr um n mg ehe „de Beichliistfassung in der Sache ersucht. Daraus ist uns am !l. d. M. der Bescheid geworden, daß schon seit län gerer Zeit zwischen dem Königlichen Finanzministerium und der hiesigen Baufirma Schilling ce Eräbner Verhandlungen wegen Veräußerung eines Teils" des vormaligen militärsiska- lischen Aieals in der Neustadt zur Errichtung eines Zirkus- gebäudes schweben. Aus Anlaß dieser Verhandlungen beab siciitigt genannte Firma, dem Finanzministerium mehrfache Ab änderungen des Bebauungsplans in Vorschlag bringen. Die Einreichung dieser Vorschläge kann erst nach Rückkehr des schon seit längerer Zeit aus Reisen befindlichen Firmenmitinhabers Daurat Eräbner. welcher Mitte dieses Monats wieder eintrifft, erfolgen. Das Königliche Finanzministerium trägt daher Be denken. sich vor Eingang und Prüfung dieser Vorschläge zu der Bauplanändcrungen zu äußern, stellt indessen in Aussicht, so bald als möglich hierübor Mitteilung zu geben" Außerdem erbat sich Oberbnigermeister Beutler das Wort zu folgenden Aus sührungen: „Ich möchte nur Mitteilen, daß sich ein" Teil dieser Auskunst des Königlichen Finanzministeriums inzwischen in sofern wieder erledigt hat. als die Firma Schilling er Eräbner mir bez. dem Finanzministerium angezeigt hat, dag sie auf das ihr eingeräumte Vorkaufsrecht für einen Teil des Terrains zur Errichtung eines Zirkus verzichtet. Es ist das nicht ohne meine Mitwirkung geschehen: denn dieser Plan war darauf ge gründet. daß sich eine gemeinnützige Gesellschaft in Dresden fin den würde, die die zur Errichtung eines Zirkus nötigen Mittel bereitstellcii könnte. Diese Voraussetzung hat sich aber als irrtümlich erwiesen, wie sich aus einer Besprechung zahlreicher Herren der Neustadt, die ini Nathause unter meiner Leitung stattgefunden hat. klar ergeben hat. Ich habe aber meinerseits den Plan aufgegriffen und cs ist heute morgen in der Ratsabtcilung. der die Baupolizei untersteht, ein an derer Plan zur Beratung gelangt und bezüglich des vor mals militcirsiskalischen Terrains beschlossen worden, nunmehr unmittelbar mit dem Königlichen Finanzministerium zu ver handeln in der Richtung, daß bezüglich des fiskalischen Areals unseren städtischen Wünschen und auch den Wünschen, die auf Errichtung eines Zirkusgebäudes gerichtet sind, tun lichst e ii t g c g c n g e k o m m c n wird. Es liegen schon mehrere Planungen vor und, wie gesagt, auch das Projekt eines Zirkusgebäildes hat in neuerer Zeit Fleisch und Blut gewonnen dadurch, daß eine finanzkräftige Gesellschaft die Sache unter be stimmten Bedingungen in die Hand zu nehmen sich bereit er klärt hat. Ich hoffe, schon in vier Wochen den geehrten Stadt verordneten bestimmte Vorschläge auch bezüglich des fiskalischen Areals machen zu können." Das Kollegium beschloß, von den Mitteilungen Kenntnis zu nehmen und weiteren Mitteilungen cntgegcnziischen. Inzwischen ist. wie aus der Registrande der letzten Siadtvcrordnetensitzung hervorging, ein neues Schreiben der Architekten Schilling und Eräbner eingclaufen, das auf ihre , wegrn Aendrrung d«r Straßenfllhrung auf dem Areal zwischen der König Albert- und der Kasrrnenstrahe so- wie wegen teileoetser Erhaltung de» alten Jägerhaft» und dessen Benutzung zu einem Museum für Volkskunde Bezug nahm. Der Vorsteher ersuchte, wie wir schon berichteten, den Rat. seine Entschließung aus dieses Schreiben den Stadtverordneten vor zulegen. was in längstens drei Wochen geschehen dürste. —* Ein grobes Mostsest, Ws aus drei Tage berechnet ist, begann gestern nachmittag im Au s st e l l u ug 2 pa r k. Wie den ersten festlichen Veranstaltungen -er Photographi schen Ausstellung, so zeigte sich auch dieser letzten -as Wetter nicht besonders günstig: ein scnchter Nebel senkte sich gegen Abend aus den wiederum reizend illuminierte» Park herab, „cs nieselte", wie man zu sqgen pflegt, so Wh man leider nicht lange im Freien Litzen konnte. Dafür war cs aber in den Kolonnaden, im traulich dekorierte» „Iägerhvs". Konzertsaal und Ratskeller um so voller. Und durch den Laiibengang bis hinter zur Reklamewand flutete eine taiiseudköpsige Menge i» beständigem Wechsel aus und ab. während die Schützeukapelle ihre schönsten Weisen spielte. Die junge Welt ergötzte sich, wenn sie sich nicht neckend mit Konfetti bombardierte, beim 'Tanz auf der Tenne oder im entzückend mit ZLeinlaub im Biedermeierstil geschmückten Kvnzertsaal. Die Leitung des Etablissements liotte noch einmal unter Aufwand beträchtlicher Kosten alles ausgc- boten, um den Gästen den Auscnt'lmlt so angenehm wie möglich und den Abschied von den schönen Veranstaltungen im Ailsstellungsp-arke recht schwer zu machen. Die ab wechslungsreichen Partfeüe der „Fphad" werden -den Dresd nern immer in freundlichster Erinnerung bleiben: weniger freilich das Wetter dieser Svinniersaisvn. das so manche fest liche Veranstaltung stark beeinträchtiatc. Gestern freilich lieb man sich durch die Ungunst der Witterung di« Laune nicht verderben: denn der Most war vortrefflich, der hinten im „Fägcrlws" von gewandten Küfer» aus den vielen Zentnern köstlicher deutscher und italienischer Trauben ge presst wurde. Scho» die originelle Art, wie der Most unter dem Druck einer gewaltigen Presse aus den Trauben in die Kannen fließt, ist es wert, heute und morgen den AuS- ltellnnzöi'ark noch einmal zu besuchen. Im Ratskeller herrschte echte, rechte Moststimmnng, da klangen die Pokale aneinander und cs war ein Singen und eine Fröhlichkeit bis weit über die zwölfte Stunde. Nur noch vierzehn Tage, dann ist das gesellige Leben im Park der „Iphad" leider für immer vorüber. -* Polizcibcricht, 25. September. Aus Lebensüber druß tötete sich vorgestern nachmittag in der Antvnstadt ein 37 Jahre alter Militäriimialid durch einen Schuß in den Kopf- — Bor einigen Tagen lief anf der Wettiner Straße ein sechsjähriges Mädchen in das Rad eines Nad- sahrboten hinein und wurde von diesem Hingerissen. Es erlitt so schwere innere Verletzungen, daß es sogleich in ärztliche Behandlung gegeben werden mußte. Der Rad fahrer ist schuidlos. — An der Mündung der Luisenstraßc in .die Königsbrücter Straße riß vorgestern das aus einem geringfügigen Anlaß icbeil gewordene, davon jagend« Pferd eines Lastwagens die Ehefrau eines Postuiiterbcamten um und stürzte dann zu Boden. Die Frau erlitt eine Ge ll irnc r s chütt e r n n g und mehrere Quetschungen. Ihr Ehemann, der sich in ihrer Begleitung befand, nahm sie in seine Obhut. — In der Zeit vom 3. biS !>. d. M. ist ein an einem Grundstück dci Blasewitzer Straße befestigtes Blech schild 1WX180 Zentimeter groß), mit der Aufschrift „Schnitte nach Maß, Ansertigung von Damen- und Kinder- garderobc schnell und billig" mutwillig entfernt worden. Wabrnchmnngen über den Verbleib des Schildes erbittet die Kriminal-Abieiliing. —* Ein Staincilschändcr hat in der vergangenen Nacht in den B ü r g e r w i e s e n - Anlage n sein Unwesen ge trieben. Die dort stehende Statue «Die badende BenuS" ivnrdc durch Bespritzen mit einer tintenähnlichen, an scheinend mit einer Säure vermengten Flüssigkeit arg be schädigt. Mitteilungen, schriftlich oder mündlich, die zur Ermittlung des Täters dienen können, werden an die Kriminal -Abteilu n,g erbeten. —* Tie 35jährige, in Leipzig-Lindcnau woh nende Ehefrau des Kaufmanns Paul Schiert« ist gestern nachmittag in Zeitz, wohin sie sich besuchsweise begeben hatte, von ihrem dort wohnenden Ehegatten, von dem sie seit einiger Zeit getrennt lebt, durch Revol ver s ch ü s s e getötet wurden. Tas Motiv zur Tat ist Eifersucht. Das Ehepaar hat 6 Kinder, die im Alter von l -ist Jahren stehen. Der flüchtige Mörder konnte noch nicht ergriffen werden. —* Ein N v t z u ch t s v e r b r e ch c n ist gestern früh gegen «i Uhr am Laiigrniidweg bei Weiße nüvrn an einer 82 Fahre alten Frauensperson verübt wurden. Der Täter wird als ein Mann von etwa 22 Fahren beschrie ben, der dunklen Anzug und darunter eine blaue Bluse iciig. Als er von einigen Männern verivlgt wurde, ließ er ein Fahrrad im Stich, ans das eine Giimmipelerinc und ein Paket mit verschiedenem Schlvsserhandwcrkszeug ge schnürt umren. Das "Rad trägt die Fabrikmarke „Stuken- brvcl-Einbecl". — Amtsgericht. Wegen einer Zigarette — ein Jahr Gefängnis. Der 24 Jahre alte, ans Bayern gebürtige Glasmacher Johann Peter befand sich vor sieben Wochen »ach Beendigung seiner Arbeit in einer Schankivirtschlist an der Frcibcrger Straße und lauste sich dort eine Schachtel Zigaretten. Ein Bernfsgenossc bat ihn, «ec» len. Was Frl. v. d. Osten gestern mit der Arie als Elisg- beth bol, war erstaunlich. Für die Größe der Stimme, welche die Künstlerin entfaltete, war der Saal offenbar zu Nein. Frl. v. d. Osten wurde allen hochdramatischen Akzen- icn gerecht und verließ dabei doch nie die Linien echter Künstierschast, die hierbei so leicht verfehlt werden. In fast noch höherem Maße brachte sie Beweise sür die letztere bei dem späteren Vortrage des SechS-Lieder-Zykius „Schön Gretclcin" von A. v. Ficlitz. Es waren dies wirklich Gaben reinsten künstlerischen Genusses, die die Zuhörerschaft zu begeistertem Beifall hinrissen. — Nicht minderwertigere Gaben bot die Königl. Hofschauspiclerin Frl. Gertrud Treßnitz, welche drei Gedichte von Friedrich Hebbel und zwei von Heinrich Heine rezitierte. Es ist in Dresden schon hinlänglich bekannt, welch ausgezeichnete Kraft das Ensemble unseres Königl. Schauspielhauses in Fräulein Treßnitz gewonnen hat, aber Erfolge anf der Bühne ver bürgen nicht immer solche als Rezitatorin. Für die Rezi tation l»ibcn diejenigen Künstler und Künstlerinnen stets einen großen Vorsprung, die bestechende äußere Persön lichkeit mit sich bringen. Dies ist aber nicht derjenige Um stand, der Frl. Treßnitz gestern zu ihrem großen Erfolge führte. Und doch wie eindrucksvoll gestalteicn sich ihre Tarbietungen! Trotz großer Toilette trat sie in schlichter Einfachheit vor das Auditorium, um es schon nach wenigen Minuten vollständig in den Bannkreis ihrer Persönlichkeit zu zwingen. Wie niiicricheidet sich doch Frl. Treßnitz von Dutzenden und Hunderten anderer mo derner Künstler und Künstlerinnen durch die Kunstscrtig- kcit, mit welcher sie die Sprache behandelt und die geist volle plastische Gestaltung der Dichtung, die sic gewählt h»t. So oft man die „Wallfahrt nach Kevlaar" schon ge hört hat, der Eindruck, den Frl. Treßnitz gestern mit ihrem Bortrage, sowie mit dem „Gebet" von Hebbel erzielte, wird bei den Zuhörern noch lange nachivirken. Tas ist wahrhafte Kunst, auf welche die Künstlerin und das In stitut, dem sie angehört, stolz sein dürfen. — Auch Herr Hosopcrnsäiiger Soot, welcher für seinen Vortrag vier Lieder von Franz Schubert und die Eavatine ans „Faust" von Goiinod gewählt hatte, fand den lauten Beifall der internationalen Zuhörerschaft. Herr Soot, denen intelli gente und feinsinnige Vortragsweise dafür bürgen, daß er noch unausgesetzt in der Vervollkommnung seiner Gc- iangstechnik wcitcrstrebk. war freilich noch glücklicher als Licdcrsänger, als bet dem Vvrtrag der Fa»st-Aric. So prächiig das „Duett" aus dem „Glöckchen des Eremiten" l,Frl. v. d. Osten und Herr Soot), welches den Schluß der Bvrtragöordliuug bildete, zum Vortrag kam, der sprach liche Inhalt stand mit dem Sichtbaren zu sehr im Wider spruche. Frl. v. d. Osten muß immer wieder versichern, daß sic hübsch sei, habe ihr noch niemand gesagt .... Das glaubt kein Mensch. — Ganz vorzüglich bewährte sich aber mals Herr Musikdirektor Pembaur als Begleiter am Flügel. s — 6t. Die Memoiren der Racowitza. Die bereits angezeigtcn Erinnerungen der Frau von Naeomitzn «jetzt Frau v. Schcwitz gcb. Helene von Tönnigesl sind eine eigentümliche Mischung von fesseln den Enthüllungen aus einem reich bewegten Leben und Banalem. Sie gehört zu den Frauen, die durch Schön heit. Geist, ungewöhnliches, zu Extravaganzen geneigtes Temverauient ausgezeichnet, infolge merkwürdiger per sönlicher Erlebnisse viel Lärm in der Welt gemacht haben. Sie, um die Ferdinand Laisalle im Duell siel, suhlt das Bedürfnis einer Gcncralrechtsertiguna vor der Welt, die sic einst vcrnrleilte. Sie zieht den Schleier von ihrem Leben ohne Zagen, zeigt sich mit der Unbekümmertheit eines selbstbewußten Menschen oft seelisch nackt, und ihr geht es wie Maria Stuart, mit deren Privatleben das ihre äußer lich hier und da einen verwandten Zug hat, sie kann jagen, sic ist besser als ihr Rus Helene v. Dünniges war als älteste Tochter des Histo rikers und nachmaligen bayrischen Gesandten v. Dünniges in München geboren. Ihre Kindheit verlebte sic in ihrem Elternhanse, einem Mittelpunkte der damaligen vorneh men Gesellschaft, die künstlerisch ästhetische Interessen pflegte. Sie wuchs in Schönheit aus, aber es war Treib- hauscntwicklung, die den Keim zu mancher unheilvollen Wendung in ihrem Leben legte. Schon in einem Alter, das andere Kinder in harmlose»' Sviclcn verbringen, be- schüstigt sie sich mit den Mysterien des Lebens und der Liebe. Tie Zwölfjährige geht unter Assistenz der Mutter eine unsinnige Verlobung ein, die später gelöst wird, in Nizza erlebt sic ihre stürmische junge Liebe mit einem bal tischen jungen Baron, im Berliner großmütterlichen Hause lernt sie der blutjunge rumänische „Fürst" Janko von Naevwitzi, ihr „Mvhrcnpagc", zuerst kennen. Von größ ter Bedeutung wird ihre Begegnung mit Lnssalle. Die Schilderung dieses Liebesromans mit tragischem Ausgang, durch zahlreiche Briese lebendia gemacht, nimmt einen breiten Raum in dem Buche ein, sie gehört zu dem psycho logisch Interessantesten, das Helene v. Raevwitza zu er zählen hat. Nach dem frühen Tobe ihres Gaiten Janko v. Naco- witzi erhält die Existenz der jungen Witwe etwas Aben teuerliches. Sic kommt mit den Jesuiten, dem -weiten Kaiserreich in Berührung und erlebt seltsame Dinge. Bis marck möchte, wie sie erzählt l!!>, ihre Schönheit und ihren Geist sür politischen Spionagedienst gewinnen. Sic aber ertrügt keinen Zwang, sondern sührr. von ihrer Familie gänzlich losgelöst, eine langgehegte Absicht aus, indem sie zum Theater geht. Unter Sicgivart Fricdmaniis Füh rung smit dem sie eine später wegen ungarischer Staats angehörigkeit Fricdmaniis als nicht gültig angesehene Ehe eingehts betritt sie die ersehnte» Bretter, aus denen ihr im Fach der Salundnme viel Anerkennung wird. Ihre vollendete Schönheit und ihre anmutige, geistvolle Plaudcr- tunst waren die Haiiptsaktvren ihrer Wirkung ans -er Bühne. Einem ständigen Ensemble gehörte sie nicht an, sie gastierte aber viel fauch in Dresden am Residenz- tbeatcrs. Aus ihrer Wiener Zeit, die sie in Bcrührn.ng mit beinahe allen Größe» auf literarisch künstlerischem Ge biete brachte, wurde kürzlich in den „Dresdner Nachrichten" ein Abschnitt publiziert, der ganz amüsant ein Helles Streif licht ans das damalige Wiener Kunstleben wirst. In Petersburg findet Helene v. Raevwitza dann den Mann, in -essen Liebe der Unrnhvvllcn innerlich Glück und Ruhe wird. Die äußeren Schicksale des Neuvermählten PaareS sind durch eine lange Zeit sehr bunt. Zwölf Jahre leben die Beiden — da die Güter des Herrn v. Schcwitz auf Befehl des Zaren scguestricrt sind - in Amerika, er als Redakteur und Bolksmann, sic als Schauspielerin, Malerin und Schriftstellerin. In Amerika erlebt sie denn auch ihre „große innere Wandlung", als sic durch Eindrücke aller Art und de» Einsluß der bekannten Theosvphin Blawatzki aus einer glänzenden Weltdame zu einer Theosvphin wird. In ihrem Buche „Wie ich mein Selbst fand" hat sie mehr davon erzählt. Als Herr v. Schcwitz nach Erlaubnis des Zaren sein großes russisches Erbe ontrcten kann, siedelt das Paar wieder nach Europa, erst nach Riga, dann nach München über, wo cs noch, umgeben von einem KretS bewährter alter und neuer Freunde, lebt. ^
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