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verugsgedM: vkmmlkrivle WMjWWW ttI«Uun»en 7n1vril»«Mb«n uni unverlangt« Mqnulkrn Nichiiat: nicht autdkwahrt. r«learamm-NdretI«: «achrtcht«» »«««de». Stgriludel 1856. Alters von 18 M. NN !8elil«ki'««k Nvxer, kr»uv»8ti'.7. Laupt-Geschäftsstelle: Martenftr. 38. ULL Ü,o11, 2i§Lrr6vLa.nälM§ LüU»er«ti a»8v Ü888ÜÜH Leko Strlosnorstr. kiüalv tlvr „vrvKtlnor ^aekriektvn" Kat A.vv»dmest«Uo für Inserat« u. Lboouemeut« kür obi^o Hoituoxl. M lkr 5ku^-n-. Ii»irn-, 2>u leer-, kijekt- W W lrrknlto, 1'oilittil'kL., oic. A W fflUior-ok-. XLslnvk-g^natoflum W > ^ i>i-. ^ « ^ Xlolii'iZikttttlt/ Kai llivK'Ir-ll. Mreigen-c-M. «knnahme von Rntündlonnaen di« nachmittag« a Ul». Sonn- und 8eierta»L um Maneniirate M von n bis v,l Ulir Die t ivaitiae Wnmd. «eile ica. « Silben" so Pf» . An kündigungen aus der Vnvaiieite Zeile re Pi» : die rivaliige Zeile gl» „Uui- griandt ' oder aui Lertteil« b» Vlg. In Numinen, nach Sonn und Skier tagen >- de«. Schattige Grundzeilcn so. »o der «> und so Big nach de- ionderem Tarif. AuLwiirlige Auf- träge nnr gegen BorauSbezalilung. Velegdlllller werden mit lv Lir. berechnet. vernlvrechgnlchlut: «Mt I Nr. U und Nr. »KS8. —titz»Hod«e «Nlollvo»«»' Lvstss Ilsod- a. Lr- krlsodiuissßstrLüIl, »enr.db Sei ll»t»dr»»a- Uoil»», >»»«» ». ti>»»»»r»r»erb. gklMicg M7I0NI ta St-Aitrudl v»u«rvruL». ökMSkllgs klimslll lmli spsklok tziiilisilm Ili llsiiliillisii ll. «»ul. u lloooa Uplzf stllljeilstk. Ast Mp PMitlvahl. Amtshaiiptma,,!, v.Earl.witzh. Zur Wahlrechtsreforni. Bi'gcllinndlcr, Mutmaßliche Wlttcriing: ! ^v,,»r 1 ttzgtzL e»veS» VMIjtl. Turnscsl i» Nürnberg. t'lrchttekrcnvercin. Gerichtsverhandlungen. Zn», Tode des Papstes. Wärmer, meist liciter. ! ^vNNktvtllH, 6eZ» ^§N»t L e/VS. Znr Papstwahl. Die Politik kann sich nun in aller Muße mit der Frage be- schMgen, wer Leos XIII. Nachfolger werden wird. Denn es werden eine Reihe von Tagen verfließen, etiva so viel, als der Todeskampf des verstorbenen Papstes gedauert hat, bis das KardinnlskoUegium, das sogenannte Konklave, die Wahl des 264. Papstes vollzogen hat. Während des Interregnums, das bis dahin im Vatikan herrscht, wird die Neuwahl in allen ihren Möglichkeiten und Konsequenzen allenthalben in der politischen Welt das Hauptthcma bilden Die Papstwahl ist in erster Linie ein politischer Vor gang! als solcher wird sie allcrwärts bewertet, und schon daraus mag man entnehmen, daß das Papsttum nicht eine rein kirchliche, sondern vorzugsweise eine weltliche, irdischen Machtzwecken dienende Institution ist und seinem ganzen Geiste nach, wie er sich im Verlause einer mehr als tausendjährigen Geschichte entwickelt hat, sein soll. Nicht darauf kann es daher dem Konklave vor allem ankommen, an die Spitze der katholischen Kirche den Mann zu stellen, der um seiner pricstc» lichen Eigenschaften und Vorzüge willen dazu besonders würdig und berufen ist, sondern die Tendenz der Papstwahl geht dahin, dem jenigen die Tiara aus das Haupt zu setzen, der am meisten geeignet erscheint, die hierarchischen Grundgedanken des Papismus aufrecht zu erhalten und zu fördern. Selbst wenn das weltliche Jntriguen- spiel und die politischen Jnteressenkämpse, die vor und in dem Konklave dem schließlich entscheidenden Wahlakte voraufgchen, die nichtbeabsichtigte Folge haben sollten, daß sich die maßgebende Stimmenmehrheit der Kardinale auf eine Persönlichkeit vereinigt, die den Willen hat, sich fortan ausschließlich als bloß geistiges Oberhaupt seiner Kirckze zu betätigen, so würde solcher Wille sehr bald scheitern und gebrochen werden durch die höhere Macht fest gewurzelter Traditionen und die Obergewalt des Jesuitismus. Mächtiger als der Papst ist das Papsttum, das von jesuitischem Geiste und von weltlichen Ideen erfüllt ist, die in dem Ziele gipfeln, chm die höchste irdische Stellung über allen Fürsten, Völ kern und Staaten des Erdkreises zu verschaffen. Christus hat zwar gesagt: Mein Reich ist nicht von dieser Welt, und man sollte daher meinen, daß derjenige, der sich anmaßt, Christi Statthalter zu sein, dieses Wort dessen, den er auf Erden vertreten will, zur alleinigen Grundlage seines ganzen Wirkens machen müßte. Und da ferner Christus weltliche Herrschastsgedankcn der Apostel Petrus, Paulus und ihrer Nachfolger geradezu ausgeschlossen hat, so sollte man annehmen, daß die Würde deS Papstes nicht weltlicher, sondern lediglich geistiger Natur ist. Aber so selbstverständlich das sein sollte, so hat sich doch die römische Kirche in und mit den: Papsttum zu einem Reiche herausgebildct, das nicht nur nicht bloß von dieser Welt sein will. I andern deren Wesen ja gerade darin besteht, den stärksten poli tischen Faktor aus Erden darzustellen. Der Bischof von Rom hat allerdings ursprünglich Jahrhunderte hindurch an seinem Wohnsitze nicht mehr bedeutet, als irgend ein anderer Bischof in dem seinigen: er war der Untertan west- und oströmischer Kaiser und hatte sich durch die bürgerlichen Kämpfe, die in spaterer Zeit Rom oftmals erfüllten, hindurch zn finden, so gut er konnte. Daß Kon» stantin der Große, der im römischen Reiche das Christentum zu äußerlichem Siege brachte, den römischen Bischof in der Stadt als Herrscher anerkannt habe, ist eine Fadel, zu deren Begründung später die angebliche »Schenkung Konstantins" erfunden wurde. Nur sehr allmählich errang der Bilchos von Nom inmitten der Wirren des frühen Mittelalters die Herrschaft in Nom, gerade so wie in Deutschland geistliche Fürstentümer entstanden; von den geistlichen Kurfürsten, regierenden Bischöfen. Acbten und sogar Aebtissinnen, die im alten Deutschen Reiche vorhanden waren, unterschied sich der Papst als weltlicher Regent anfänglich in keiner Welse: mit der Zeit aber wuchs seine Bedeutung über die aller anderen kirchlichen Würdenträger weit hinaus, bis er schließlich den Anspruch geltend machte und tatsächlich zuweilen auch zu verwirk lichen wußte, der höchste irdische Machthaber über allen anderen neben ihm zu sein. So kam cS. daß Päpste deutsche Kaiser der Krone und deS Reiches verlustig erklärten und von sich behaupteten, sie seien zwar etwas weniger als Gott selber, »aber mehr als alle Menschen. Und leider ist eS dem eben verschiedenen Papste nur allzu sehr gelungen, für den gewaltigen Gedanken der päpstlichen Weltherrschaft zu arbeiten, dergestalt, daß der »Souverän" im Vatikan als ein willkommener Bundesgenosse der Staaten in den Schwankungen deS intemationalen Gleichgewichts bewertet und nirgend- bezweifelt wird, die Politik der römischen Kurie sei ein nicht ungefährlicher Faktor, sobald sie gegen den europäischen Frieden eingesetzt werden würde. WaS das Papsttum heute noch oder vielleicht richtiger gesagt heute wieder zu bedeuten hat. muß drastischer alS anderwärts in Deutschland empfunden werden: daS deutsche Volk ist überwiegend protestantisch, eine protestantische Dynastie steht an der Spitze des Deutschen Reiches und doch ist hier seit länger als einem Jahrzehnt die regierende Partei daS Zentrum, die ultvamontan« Partei, die Herz und Heimat jenseits der Berg« in Rom hat. die es sich zur höchsten Ehre anrechnet. d«S Papstes Leibgarde zu sein, deren Höchstkommandierender auf dem päpstlichen Stuhle oder im Staatssekrctariat des Vatikans sitzt. Das Papsttum fordert und erstrebt die absolute Gewalt, und zwar eine Gewalt, der nicht bloß alle irdische Macht untertan ist, sondern der sich auch willenlos die Geister unter ordnen sollen. Leo XIll, der politischeste Papst unter den Päpsten der letzten Jahrhunderte, ist es gewesen, der den Gedanken der unbeschränkten Herrschaft über die gesamte Christenheit zu erneuern versucht hat, indem er alle christlichen Kirchen aufforderte, in den Schoß der Papstkirche zurückzukehren. Aber gerade der ungeheuerliche Unfchlbarkeitsdünkcl und die starre Unduld samkeit des Papsttums würden die unüberwindlichen Hindernisse einer Wiedervereinigung aller christlichen Kirchen bilden, wenn überhaupt jemals davon ernstlich gesprochen werden könnte. Die erste Vorbedingung solcher Wiedervereinigung müsste sein, daß der Papst, statt ferner dem Wahne zu huldigen, der Stellvertreter Gottes zu sein, im Gefühl der Sündhaftigkeit und in der Erkennt nis seiner menschlichen Unzulänglichkeit an die eigene Brust schlüge und als armseliger Sünder Buße täte: aushöreu müsste er ferner, die Protestanten in demselben Atemzuge, in dem er sie zur Rück kehr zur „alleinseligmachenden" Kirche ausfordcrt, zu verfluchen und in alle Ewigkeit als Ketzer zu verdamme». Wie sollte sich die Freiheit des Christcnmcuschen, die uns Martin Luther in heißem Kampfe gegen den Papst als den Antichristen erstritten hat, jemals vertragen mit jener Geijtesknechtschast des jesuitischen Papismus, der sich selber preisgeben und seinen innersten Kern verleugnen müßte, wenn er nicht die Unfreiheit der Geister als die Voraussetzung der römischen Hierarchie beibehalten wollte! Dessen sollte sich die evangelische Welt in diesen Tagen des PapstwechselS in jedem Augenblicke bewußt bleiben. Wer auch der neue Papst sein wird, an dem Wesen des Papsttums, wie es unter Leo Xlil., Pins IX. und deren Vorgängern gewesen ist, wird sich nicht das Mindeste ändern: cs wird nach wie vor bleiben der unversöhnliche Feind aller wahren Geistessrciheit, alles echten Protestantismus, und darum sollte der spezifisch protestantische Geist der Kritik und des Widerspruches geweckt werden, daß auch das 20. Jahrhundert noch das Schauspiel einer Papstwahl er- leben muß. Neueste Dralitmeldunaen vom 22. Juli. Berlin. sNriv.-Tel ) In der gestrigen dritten Sitzung der hier tagenden Währungskom Mission, der der chinesische Geschäftsträger Kinginthai als Vertreter der chinesischen Regie rung beiwohnte, wurden die Beratungen über die Einführung einer einheitlichen Währung in China fortgesetzt und als Ergebnis der Verhandlungen einstimmig folgende Resolution angenommen: 1. Die Einmhrmig eines einheitlichen Geldumlaufs in China, bestehend aus Silbermünzen mit voller gesetzlicher Zahlungskrast ist dringend erwünscht Die Vorteile einer solchen Reform für China, , wie auch für die Goldwährungsländer, würden außer ordentlich gesteigert werden, wenn es gelänge, den Kurs der Silbermiinzcn im Verhältnis zum Gold zu fixiere». Für die Er reichung des letzteren Zweckes erscheint cs geboten, daß die Prägung der neuen Silbermiinzcn nicht frcigeaebcn werde, und daß die chinesische Regierung zu Beginn der Reform alle diejenigen Maß nahmen ergreift, die ihr eine Einwirkung auf die ausländischen Weckst"lkarse ermöglicht. 2. Wenn auch in den Ländern mit Silber- umlnilf der Kurs der Silbermünzen von dem Stand der nationalen Volkswirtschaft und ihren Beziehungen zu anderen Nationen ab hängig sein wird, so ist cs doch wünscksenswert, daß ein einheit liches Äusmllnzungsverhältnis von Gold- und Silbermünzen in solchen Ländern bestehe, die künftig eine Goldvaluta amiehmcn, und daß dieses Verhältnis auf etwa 32 : 1 festgesetzt werde, falls keine weiteren ernstlichen Veränderungen im Silberpreise eintrcten. Von den Delegierten der mexikanischen Negierung wurden dann ausführliche Mitteilungen gemacht über die Erzeugung und den Verbrauch von Silber in der Welt, soivic über die Möglichkeit, eine größere Stetigkeit des Silberpreises hcrbcizusühren durch Beobachtung einer gewissen Regelmäßigkeit in den für Münz zwecke vorzunehmcndcn «ilberkäuscu der einzelnen Nationen, Nächste Sitzung morgen. Berlin. lPriv.-Tel.j Aus Kopenhagen wird gemeldet, dort verlaute, König Christian werde den Besuch Kaiser Wilhelms im Oktober in Rostock erwidern und zwar anläßlich der Einweihung der Dainpffähre Gicdscr-Warncinündc. — Am 27. und 28. Oktober findet hier eine deutschnationale Konferenz zur Be kam p f u n g d e S M ä d ch e n h a n d e l s, die zweite ihrer Art, statt. Am 27. Oktober wird eine Ausschußfitzung der Delegierten abaehalten. — Gras Pückler-Kleintschirne, der wegen Heraus forderung des Geheimrats Naumann-Glogau zum Zweikampfe zu 2 Monaten Festungshaft verurteilt worden ist, hat seine «träfe auf der Fettung Wcichselmündc jetzt anaetreten. Berlin. sPriv-Tel.j Sächsische Orden erhielten: der Chcf- präsident der Oberrechmingskamiiier und des Rechnungshofes deS Deutschen Reiches, Wirkl. Gcheimrat Magdeburg ,n Pots- dam, das Großkreuz des AlbrcchtsordenS und der Vorsteher des Präsidialburcaus der Oberrechnungskammer Geh. RcchnungSrot Maah das Osfizierkreuz desselben Ordens. — Die Reise der Grobherzogin Karoline von Sachsen-Weimar noch einem Schweizer Kurorte wird mit einer hochgradigen Verstim mung derselben gegen einige in hervorragenden Stellungen befind liche Persönlichkeiten des Hofstaates in Zusammenhang gebracht. Die junge Fürstin wünscht allein Herrin in ihrem Haushalte zu sein und beansprucht für sich das Recht der «Selbstbestimmung in den Aeußerlichkeiten des täglichen Lebens: die betreffenden Persönlichkeiten sollen sich aber verschiedentlich in Widerspruch mit diesen Ansichten der Grokherzogin gesetzt hoben. — Die Meldung von dem bevorstehenden Rücktritt des Präsidenten des preußischen evangelischen OberkirchenratS Dr. v. Barkhausen wird von diesem selbst dementiert. Berlin. lPriv.-Tel.j Heute früh hat sich hier in der Soldiner Straße die 39jährige Ehefrau Anna Bleis; aus Ver zweiflung über die Untreue ihres Mannes, der sich von seiner Familie trennen wollte, um mit einem 26jährigen Mädchen zu- sammciizulcben, mit ihrem Töchtcrchcn vergiftet. Ter Versuch, auch ihre Söhne im Alter von 10 und 8 Jahren zu vergiften, mißlang. Heidelberg. Tic badische Regierung lehnte das auf 40 Millionen Mark veranschlagte Projekt der Schiit bar in ach u n g des Neckars, wovon eine Beeinträchtigung der land- schastlichen Schönhciien des Tales befürchtet wurde, ab. München. Tie bayrischen Slaatsbahncn erzielten im ersten Halbjahre eine Einnahme von 73175000 Mk., 3238S29 Mark mehr als im gleichen Zcstraum des Vorjahres, bei 5919 Kilometer Betriebslänge gegen 5807 Kilometer im Vorfahre. Ncisse. lPriv.-Tel.j Die Lusche ist wieder ausgetreten und hat die Umgebung weit überschwemmt. Der bereits aus- gebcsscrte Damm ist aufs neue gerissen. In und bei Nitters- walde sind sämtliche Einsahrlsbrücken zerstört und 21 meist massive Privatbrücken weggerissen. In Langendors sind die durch daS Militärkommando vorgenommenen Wicdcrherstcllungsarbeitcn durch neue gewaltige Regengüsse wieder wcggerissen. In kurzer Zeit tvarcn das ganze Bicletal und das Dorf vollständig über- fiutet. Wien. sPriv.-Tel.j In Asch i. B. haben unmittelbar nach dem Schulschluß 47 Abiturienten des dortigen Gymnasiums ihren Austritt aus. der katholischen Kirche angemeldet und sind zum Protestantismus übcrgetreten. — T«r künftige Präseiizstand der österreichisch-ungarischen Armee nach Ein führung der zweijährigen Dienstzeit wird aus 365000 Mann be rechnet gegen den jetzigen Stand von 311000 Manu. Pest. Abgeordnetenhaus. Unter großer Spannung des Hauses ergreift Graf Apponyi das Wort und führt aus: Er habe lange der Versuchung widerstanden, seinen Standpunkt im Abgeordnetenbause klarzulegen, weil er dadurch verhindert worden wäre, den Vorsitz weiter zu führen, und weil er in einer so kritischen Zeit seinen Posten nicht habe im Stich lasten wollen. Jetzt aber wolle er als Patriot zu Patrioten reden. Zunächst müsse er erklären, daß er den Ministerpräsidenten Grasen Kbuen Hedcrvary auf Grund seines Programms unterstützt habe. Redner billigt dann den Weg, den der Ministerpräsident zur Entwirrung der Lage vorgeschlagen habe, und fügt hinzu, Graf Khucn sei einer der verdienstvollsten ungarischen Staatsmänner. Er könne es nicht gelten lassen, daß die Erhebung des Banns von Kroatien zum ungarische» Ministerpräsidenten als eine Anomalie ange sehen werde. Redner geht dann zur Erörterung der Nallonal- sorderung in der Armeefrage über und führt aus: Man habe ihm im. Lause der Erörterung unzählige Male woraeworstn, daß er seinen früher vertretenen Standpunkt als Oppositioneller auigegebcn habe; er sei sich immer treu geblieben, er halte an den von Szentivanpi in der Partcikon'crenz vorgclraacnen Forderungen in der Militärrragc fest. Er sei immer der An- schaunng gewesen, daß diese Reformen nur stufenweise durchgcstihrt werden können. Nur falls seine Forderungen anläßlich der Wehr- gcsctzresorm nicht berücksichtigt würden, würde er diese Vorlage nicht annehmen. Apponni erklärt weiter, daß er eine Erhöhung des Rekrutenkontingcnts snr notwendig halte innerhalb der finan ziellen Grenzen, die der Honvedminiiler bezeichnet habe, und fügt hinzu, daß er eine Festsetzung des Friedensstandes wünsche. Was das militärische Strafverfahren angche, io fordere er, daß bei ösfenttichcr Verhandlung die ungarische Sprache anaewendet werde. Zu der Versetzung nngariicher Offiziere nach Ungarn fordere er beschleunigtes Tempo. Betreffs des ungarischen Kommandos erklärt Graf Apponyi. er habe stets behauptet, dies sei kein Reservatrccht der Krone, das der Verfügung der parlamentarischen Faktoren entzogen sei: doch sei cs ein Irrtum, anzunehmcn, daß die Gesetze von 1867 das ungarische Kommando sestsckten, ferner, daß diese gesetzliche Vorschrift nnr mißachtet worden sei; daß eS deshalb die Ausgabe der Obstruktion sei, dem ungerochen Kom mando Geltung zu verschaffen. Dieser Standpunkt, den die Obstruktion als Rechtsgrundlage gewählt habe, sei unhaltbar. Im weiteren Verlaufe seiner Rede erklärt Graf Apvonyi: Ich halte die Forderung, daß bei dem ungarischen Regiment als Dienst- und Kommandosprache die ungarische Sprache zur Geltung komme, für eine Forderung, die früher oder später verwirklicht werden muß. lStürmischer Beifall aus allen Seiten des Hauses.I Ick; bin dieser Anschauung, fährt Redner fort, weil ich in der Erfüllung dieser Forderung ei» Mittel zur Konsolidierung der ungarischen Nation erblicke Diese Konsolidierung zu fördern, ist das höchste Interesse der Dynastie und der Nation. Ich fordere jetzt jedoch deshalb nicht die Verwirklichung dieses meines Stand punktes. weil ich zur Zeit große und fast unbesiegbare Schwierig keiten dabei voranssche: ich schließe ,edoch ans, daß Schwierig keiten von seiten der Krone erhoben werden: denn ich bin über zeugt, daß, sobald der woblcrwogene nationale Wille zum Aus druck gelangen wird, der Monarch kein Hindernis! in den Weg legen wird, sLanganholtendcr, stürmischer Beifall auf allen Seiten des Hauses.j Redner bespricht todann die gcgenivärtige Loge und erklärt, die Obstruktion flöße ihm die größte Besorgnis ein. Er erörtert dann die Besprechungen des Ministerpräsidenten mit der Opposition und erklärt es für unbillig und ungerecht, die Erörterung d« Militärfrage nicht bis zur Zeit der Bechandlnng des WehrgZehes verschieben zu «vollen. Er erinnert daran, daß in dem Verhältnis zwischen Krone und Nation auch das Prestige der Nation gewahrt werden müsse. Völlig ungerecht fertigt aber sti, im vorliegenden Falle von der ultinm ratio zu sprechen, denn niemals seien Krone und Regierung bereitwilliger gewesen, Entgegenkommen ZU beweisen als jetzt. Paris. Kardinal Richard wurde heute vormittag vom Minister des Aeußern empfangen. Rom. lieber die heutige zweite Versammlung der Kardinäle wird berichtet: Kardinal Oreglia ließ durch den Sekretär Merry del Val die im Vatikan eingeaangenen Beileids- tclegramme und die von ihm namens des Kollegiums gesandten Antworten mitteilen. Die Kongregatioir habe dann die obersten Beamten des Vatikans in ihrem Amte bestätigt. Die Kongrega tion habe. ohne daß ein Gegenvorschlag gemocht worden wäre, beschlossen, das Konklave tn Rom abzüholten, und die Kvr- dinäle erwählt, die den Auftrag haben, die nötigen Vorbereitungen zu treffen. Dein Vernehmen nach sei der für dir Abhaltung des Konklave genehmigte Plan der gleiche, wie beim letzten Konklave. IS ko " kS 2 8