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5V. Tahrgang. 321 En»(»»«ch«r.ea««»«»»«««»i «» »^1. «u» M» vachta«t»rLch»i Lv VN. Anzeigen-Preise: Montag, IS. I«lt ISA Gegründet ISS» BLU.L-. L-bübr Li^.« iS'»». iit^Ich » «atchv»« » Dr«d«. k«»nt, 1V0S «t> d«u»Uch« 0u»ll»n<>n«°d« >.Dr«dn«r N->»».'> Unoerlonai» «chrittftvik» ««»«, ntchi 4vas«Lv-, Kelt- UW«t Svt»AVlUHAUINttSV« Krokoctll», Ssspfsrcl». SssISwsn, ^nt«n, Seliwlmrnk-Ing» «tv. V» 9VRÜH«», Mvas«v Vkwap« LS senoxoi-zoe vlülkner -riügel -kianos krrger Strsve 12 kernnif 16378 bin neuer Besatzungsslandal. Unerhörtes Verhalten französischer Truppen in der Pfalz. Ernster rumänisch-bulgarischer Srenzzwischensall. — Explosionskatastrophe in Amerika. — Ungewisse Lage in Paris. Deutsche und bayerische Fahnen herunter gerissen. Trotz Locarno! Frauksnrt a. M., 11. Juli. Unter der Ueberschrift „BesatzungSUbergrlsse tu der Pfalz" veröffentlicht die „Franks. Zeitung" folgenden Bericht: „Daß das besetzte Gebiet auch deute noch trotz Locarno schwerer Willkür fremder BesatzungS- truppen auSgeltefert ist, beweist ein Vorfall, der sich am Sonntag in dem alten Garnisonstädtchen GermerSheim a. Nh. mit etwa 8600 Einwohnern und fast gleich starker französischer vesahuna -»trug. Der Krieger- und Veteranenveretn feierte sein öüjäyrtgeS Fahnenjubiläum. Am Kriegerdenkmal sollte zu Ehren der Gefallenen rin Kranz niedergelegt werden. Während unter feierlicher Ruhe der tausendküpfigen Menge die Musik den Ehoptnschen Trauermarsch spielte und die Fahnen de» Verein» sich senkten, fanden «» einig« fr an- »ö slsche Militär» (Chargen), die sich am Eingang zum Denkmal postiert hatten, nicht unter ihrer Würde, rauchend und lachend tn der lebhaften Art ihrer Sprache sich zu unter halten und den erhebenden Trauerakt tn geradezu brutaler Weise zu stören. Al» der Kranz niedergelegt werden sollte, war der Zugang zum Denkmal von ihnen ver- sperrt. Diesem häßlichen Zwischenfall reiht sich ebenfalls »aS an, wa» sich die französischen Soldaten im weiteren Ver laus de» Tage» an Uebergrisfen erlaubten. Den Festzug. der am Nachmittag in durchaus geziemender und keineswegs herausfordernder Form vor sich ging, versuchten französisch« Svldatentrupp» unter empörender Belästig»«« der Zugteilnehmer zu stören. Mit Johlen und Schreien und wehenden Trikoloren drängten sie sich tn den Festzug. Schließlich marschierte eine „Rotte" von etwa hundert Mann unmlttel- bar hinter der Spitze des ZugeS. noch ermuntert durch den offenkundigen Beifall französischer Offizier«, welche den Zug passierten. Während der größte Teil der Einwohnerschaft auf dem Festplatz weilte, vergnügten sich französische Soldaten damit, von verschiedenen Prtvathäusern die Fahnen herunterzuholen und in Stücke zu zerreißen. Daß es zu keinerlei Tätlichkeiten kam. ist lediglich der geradezu bewunderungswürdig standhaften und beherrschten Haltung der auf» höchste erregten Bevölkerung zu verdanken." Die Ausschreitungen französischer Offiziere, Unteroffi- ziere und Mannschaften anläßlich de» zum 50jährigen Fahnen- jubiläum de» Krieger- und Beteranen-BereinS von Germer»- heim veranstalteten Krteger-BezirkStage» stellen sich nach den jetzt bekanntgewordenen Tatsachen al» noch viels chwerer heraus, al» e» ursprünglich der Fall zu sein schien. Bo« franzö» kschem Militär wnrde nicht nur da» bayrische Wappen, fou» der« auch eine große Anzahl non Flagge« in der bayrische« Lanbevfarbe. ,« einer Straße alle!« 27 und sogar die offizielle ReichSslagge Schwarz.Not.Gold. die ans dem Gebäude der NcichsvermSgensvcrwalinng wehte, herabgerifse«. Die» be- deutet eine schwere Verletzung der im FrtedenSvertrag und im Rheinlandabkommen garantierten und durch da» Londoner und da» Locarno-Abkommen erneut bestätigten dentsche« und da», rische» Staatshoheit und der nationale« Würde Deutschland» im besetzten Gebiet. —— geppelin-Eckener-Woche sür -as Saargebie! verbvlen. «Sl». 10. Juli. Wie die ,Höln. Ztg." au» Saarbrücken meldet, hat die R e g i e r u n g s k o m m iss t on de» Saar- gebietes di« Bitte um Genehmig«»« einer Zeppelin. Eckcner-Woche im Saargebiete abschlägig beschielte«. Nur die Veranstaltung einer SonntagSspende könne gestattet werden. ——— Der Wald von Derka wird Aelchsehrenhain. Beschluß des ReichSratSanSschnsfc». Weimar, 11. Juli. Der NeichsratsauSschuß zur Vor- berettung eines Ehrenmals für die im Weltkriege gefallcnen Helden hielt am Ende seiner Besichtigungsfahrt unter dem Vorsitz des Reichsinnenmtnisters in Weimar seine an- schließend« Sitzung ab. Die Reise hatte den Ausschuß vom Rhein über die Wesergegend nach Goslar, Eisenach, Coburg über die AugustuSburg nach Berka bet Weimar geführt. Jede einzelne der besichtigten Gegenden wies starke Momente zugunsten einer Helden- ehrung auf. Rach sorgfältiger Würdigung siel bi« Ent» scheidnng, als Ehrenmal sür die gefallenen Helden de» Welt» krieges eine« Ehrcnhain im Herzen Deutschlands vor,«, schlage«, wie er in der Gegend von Berka bei Weimar gegeben ist. (Diese Entscheidung wird nun an das Reichskabinett zur endgültigen Beschlußfassung weitergeleitet.) Al» denkbar wurde auch von gewichtigen Stimmen der Vorschlag einer Totentnsel bet Lorch am Rhein sür eine würdig« Helden- ehrung gehalten. Die ReichsratSabordnung war Sonnabend abend tn Weimar eingetrofsen, wo sich auch Minister Külz ein gefunden hatte. Da zufällig die Schillerbunb-Festspiele ihren Abschluß fanden, folgten die Herren einer Einladung der Generaltntendanz de» Deutschen Nattonal-Theater» und wohnten der hervorragenden Aufführung des „FteSco" bei. Ebenso hatten sie Gelegenheit, der herkömmlichen Schlußfeier mit der Kranzniederlegung an dem Denkmal der Dichter- fürsten und dem Fackelzug vom Balkon des National-TheaterS au» betzuwohnen bei der dt« Dankesred« von Studienrat Mewe» (Braunschwetg) gehalten wurde. Schweres Explosionsunglück in Amerika. DWchlag in ein Muntttoris-epol. MorriStow« (Neujersey). 11. Juli. Ein« bnrch Blitzschlag I» dem Munitionsdepot am Denmark-See in Nenjersey her» »»rgerufene Explosion zerstört« da» gesamte Arsenal »»d S 0 Hä «ser in be, Umgebung. Rach Mitteilungen deS Mariaeamtes werde« zwei Drittel de» 80 Man« starke« Kommandos des Munitionsdepot» »ermißt Andere Rach» richte» spreche« davon, daß über 10ü Man« ««kamen. In de» Nachbarorte« mnßte die Bevölkerung die Wohnnnge« rSamea. <W. T. B.j Nenyork, ll. Juli. Dt« Explosionskatastrophe übertrisft »ach den bisher vorliegenden Meldungen an Furchtbarkeit die Explosion von Blac Town im Jahre ISIS, bei der über hundert Babnwagen Dynamit aufgeslogen sind. Das explo» »ierte MnnitionSdepot enthielt ei« Zehntel der gesamten Vluaitionsvorrät« der amerikanische» Marine. Nachdem um d Uhr nachmittag» dir erste Explosion erfolgt war. flog im Laufe der Nacht auch der Rest der Vorräte tn die Luft, so daß das Depot vollständig zerstört wurde und auch ei« i« der Nähe gelegenes MnnitionSdepot der amerikantschen Armee in Mitleidenschaft gezogen wurde. In diesem dauern zur- »eit die Explosionen noch an. doch ist bisher der Haupttetl der Vorräte im Armeedepot von der Katastrophe noch nicht ersaßt wurden. Die tn der Nähe de» Unglücksorte» gelegenen Ortschaften Monnt Hop, «nd Denmark sowie zahlreiche von Touristen tn der Nähe errichtete Zeltlager find zerstört «orden. Die Erschütterung der Explosion hat in einem Um- kreise von über 85 Meilen di« Fenster zerstört. Die explo dierenden Granaten überschütteten dt« Gegend meilenweit mit Sprengstückrn, wodurch zahlreiche Autofahrer aus den Landstraßen verletzt wurden. Bet den ersten Meldungen, die eintrasen, ist von den Militär- und Marine, behörden übtrfehen worden, daß viel« b«, im Unglück». gebiet« stationierten Mtlitärpersonen sich auf Ur. laub befanden. Die Zahl -er getöteten Mtlitärpersonen wird voraussichtlich nicht, wie ursprünglich gemeldet, hundert Personen betragen. Die Verluste, die das Unglück unter der Zivilbevölkerung angcrichtet hat. könne» infolge der herrschen» de» Verwirrung noch nicht seftgestellt werde». Der Sach, schaden wird allein für da» Marinedepot aus 8» Millionen Dollar geschätzt. Die Neuyorker Armee- und Marinebehörden haben Mannschaften zur Hilfeleistung nach dem Ort« des Unglücks gesandt. Nach wetteren Nachrichten wird erwartet, daß auch da» Munitionslager der amerikanischen Armee im Werte von so Millionen Dollar, da» bereits von der Explosion betroffen wurde, seiner völlige« Zerstörung entgegcngeht und daß die Explosionen der noch lagernden Vorräte sich die ganze Woche über fortfctzcu «erden. Poltzetauto» durchfuhren die Ortschaften der Umgebung und forderten die Bewohner auf, die Häuser zu verlassen, da die Gefahr des Einstürze» -rohe. Selbst tn dem durch eine Hügelkette geschützten Dover herrscht Panik. Die enorme Hitze «nd der Rege« explodierender Gra. naten erschweren die Annäherung an dt« riesig« Brandstätte. Da» Marinedepot allein bedeckt über 500 Acre» und enthielt etwa 200 Magazine und Verwaltungsgebäude. Der erst« Eindruck, den die Wirkung der Explosion in ganz Neu-Jersey hervorrtef. war der, daß rin Erdbeben stattgefunden Hab«. Al» der Blitz gestern in da» Marinedepot rinschlug, passierten zwei Automobile gerade den Eingang. Die Insassen wurden mit Verletzungen in da» Hospital von Dover einaeliefert und erzählten, baß sofort nach dem Blitzschlag drei riesige Explo» sione« etntratrn, durch die die Wagen tn einen Graben ge- schleudert wurden. Durch be« herrschenden stürmischen Wind wurde da» Feuer rasch weiter verbreitet, Das -euksche Oskpreuben. OberprSsident Siehr über die Beziehungen zu Pole«. Königsberg, 11. Juli. Bei dem Festakt aus Anlaß der sechsten Wiederkehr des Abstimmungstage» hielt Oberpräsident Siehr eine Rebe, tn der er zunächst, dem An» laß entsprechend, ausführlich des 11. Juli IS 20. der Vor. geschichte der Abstimmung und ihrer Bedeutung gedacht«. Sr erinnert« daran, daß Ostpreußen das in jener Zeit der Sorg« um das Schicksal der Heimat ein seltenes Beispiel innerer Einigkeit und Geschlossenheit gab. die Abstimmung al» eineu unbilligen und völlig unberechtigten Zweifel an seiner kern- deutschen Gesinnung empfunden habe. 92X Prozent aller Stimmen im westprenßischen Abstimmungsgebiet, »7X Proz. im Allcnsteiner Bezirk «nd rnnd 108 Proz. in den masurische» Kreise» seien sür Deutschland abgegeben worden. Hinsichtlich der Beziehungen z» Pole« führte der Oberpräsident auS: „Wir wünsche» ehrlich, mit unser« polnische« Nachbar» tu Frieden zu leben, und wenn di« neue Staatsleitung Polen» den gleichen ernstlichen Wunsch hat. mit dem deutsche« Nachbarvolke in ersprießliche Beziehungen zu treten, so werden wir Ostpreußen dies nur freudig begrüßen. Dazu ist aber vor allem erforderlich, daß die polnische nationalistische Presse mit ihre» bisherigen, aus Kamps eingestellten Methode» grnndsätzlich bricht und daß man «ns mit der Propagierung der Dmowskische« Ideen von einer Einverleibung Oft» Preußens in Pole« endgültig verschont. Die Sprache der ost- preußischen Volksabstimmung zeigte klar und deutlich de« Willen der ostpreußischcn Bevölkerung. Wenn die jetzigen Leiter der Geschicke Polens staatsmännisch weitblickend daran» dt« Konsequenzen ziehen und allen Annexionsgelüste» auf ostpreußisches Land entschieden entgegentreten, so werden sie ihrem eigenen Lande und der Befriedung Europas einen großen Dienst erweisen." Nach einer Zurückweisung der im Zusammenhang mit Roman Dmowskis Schrift: „Die polnische Politik und der Aufbau deS polnischen Staats" aufgctauchten Gerücht« von einer Förderung des Anschlusses Oesterreichs an Deutschland durch Preisgabe ostpreußischcn Landes, fuhr der Redner fort: „Dem Wunsche nach freundschaftlichen Beziehungen zu Polen widerspricht eS nicht, wenn wir immer wieder von neuem auf die wirtschaftliche «nd politische Unmöglichkeit des sogenannte» polnischen Korridor» Hinweisen. Gerade wenn wir friedliche ArbeitSmöglichkcite« im Osten Europas schassen und dadurch die wirtschaftliche und finanzielle Sanierung der Oststaaten erleichtern wollen, dann müssen die dauernden Reibungsflächen beseitigt werden, die auS der Zerreißung Deutschlands in zwei Telle mit Naturnotwendigkeit folgen. Daß die Beseitigung dieser RetbungSflächen im wohlverstandenem Interesse Polen» selber liegen würde, erkennt jeder etwas weiter blickend« Ausländer auf den ersten Blick. Ob Pole« selber sür diese Erkenntnis heute schon reis ist, bezwcisle ich stark, da dort auch einsichtigere und staatsmännisch denkend« Köpfe durch di« Nebelschwaden der nationalistischen Phrasen ihrer Press« schwer hindurchschauen können. Ein Mann, der tn Polen den Mut fände, seinem Volke diese unpopuläre Wahrheit zu sagen, könnte der Netter seiner Nation werden. Da wir aber einstweilen von der vernunftgemäßen Lösung der Korridor- frage noch weit entfernt sind, müssen wir in Ostpreußen nach wie vor dt« Augen offen Hallen. Reich und Staat haben die Notwendigkeit erkannt, O st öre ußen, solange es vom Muttcrlande räumlich abgcircnnt ist, wirtschaftlich und kulturell zu heben und bewußt vor den andern Teilen deS Reiches zu bevorzugen. So manches ist auf diesem Gebiet a»ch bereits geschehen. Aber e» genügt bet weitem nicht, wenn man daneben noch be rücksichtigt. daß die Mißernte deS Jahres li»2t. die schwache Ernte des Jahres IS25 und die Auswintcrungsschädcn des letzten Winters im Zusammenhänge mit dem Rückgang der Preise für landwirtschaftliche Produkte mit der Frachtbelastung und der Kreditnot die ostprcußischc Landwirtschaft und dadurch Handel «nd Gewerbe der Provinz in eine ernste Notlage ge bracht habe«, unter der ganz Ostpreußen aufs schwerste leidet. Daß diese Nöte sich in dem ohnehin wirtschastSschwachcn süd lichen Teile der Provinz besonders schwer auSmirken, ist nur natürlich. Daß die Fürsorge des Staates dort tn erster Linie eingesetzt werde, ist ein berechtigter Wunsch der WirtschaftSkretse MasurenS und de» Ermlandes. Falsch wäre e» aber, wenn die Provinz ihre Wünsche zersplittern wollte und die einzelnen Teile der Provinz einander mißgönne« wollten, was etwa den andern znsällt. Die verschiedene« Wünsche können nur innerhalb der Provinz au», balanciert und dann als geschlossene Forderung ganz Ostpreußens dem Staat und Reich vorgelegt werden. Preußen will die Durchführung der Hilfsmaßnahmen für Ost preußen nicht ans die lang« Bank schieben. Gerade weil Preußen die Hilfsmaßnahmen in einem Umfange für not-