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derselben zu* le^rnslänglicher wegen vorsätzlicher Tödtung -arons v. d. Goltz und w^en Begünstigung nchthausstrafe venirtdeille (stellniacher Anton reu Monaten aus deni Ge- wieder ergriffen wird die Annahme des früheren Budgets, an welchem «S nur „uu, v^,uu inrinv uvurir,,«. dutzlimv. Durch Annahme des von Labouchsre beantragten, lvscha " " " dre Abschaffung des Oberhauses empfehlenden Zusatzes zur Adresse in Beantwortung der Thronrede seitens des Hauses der Gemeine» war die Regierung, obwohl durch den Belchlutz ihre Stellung nicht im Mindesten erschüttert zu sein scheint, in schlimme Verlegenheit aerathen. Sir William Harcourt erklärte rm Unterhaus« im Namen der Regierung, in der Behandlung der Oberhausstage müsse der Regierung völlig freie Hand gelassen werden Labauchüre's Zusatz sei in Worte gekleidet, die die Regierung der Monarchin vorzulegen nicht vorbereitet sei. Tie Regierung nehme im vollsten Umsange die Erklärungen Gladswne's betreffs des Widerslandes gegen das Oberhaus auf. (Lebhafter Beifall der Ministeriellen.) Aber eine so ernste Frage müsse von der Regierung und dem Hause mit sorgfältiger Ueberlegung behandelt werden. Der Königin mutzten klare Rathschläge gegeben werden Die Regierung könne auch Labouchöre s Borschlag, .,00 neue Pairs zu ernennen, nicht ausführc» Zn solch' frivoler Weise könne die Oberhausfrage nicht gelöst werden. Da die Regierung der Meinung sei, das; der Zusatz zur Adresse nicht das wohlerwogene Unheil der Mehrheit des HanseS ausdrücke, könne sie die Adresse in ihrer gegenwärtige» Form der Herrscherin nicht unterbreiten. Sic werde daher, wenn die Adresse zur Abstimmung gebracht werde, deren Berwersung be antragen und einen neuen Adreßentivurt einbringen. worin der König»» einfach für die Thronrede gedankt werde. Balfour ver sprach in einer sarkastischen Rede der Regierung die Unterstützung der Opposition in ihrem Vorhaben. Lavvuchere erklärte, sein An trag 'sei kein Mißtrauensvotum: er bezwecke damit nur, die Re gierung zu größerem Eifer in der Oberhausfrage anzuspornen. Lchlicigich sei die Regierung nicht der Herr, sondern der Diener dcr Mehrheit des Unterhauses. Ehainberlain sagte, beide Tbeile der Unionistenpartei würden der Regierung Helte» ihre Niederlage auszuwetzcn, aber was werde folgen? l-17 unabhängige Anhänger der Regierung hätten gegen sic gestimmt: es wäre an der Zeit, daß die Regierung ein neues Mandat nachjuche. (Stürmischer Beifall bei dcr Opposition.) Schließlich verwarf das Unterhaus, wie erwähnt, ohne besondere Abstimmung die vorliegende Adresse und nahm auf Antrag der Regierung eine neue Adresse an. Zn dem Etat des Kriegsministeriums für 1891,!>5 sind die Ausgaben aus 18,081,000 Psd. Sterl. gegen 17,802,920 Psd. Stcrl. im Vorjahr veranschlagt. ^ Während eine Gruppe von 100 Schülern in Godalming photvgraphirt wurde, stürzte daS Gerüst ein. aus welchem die Schüler standen. Eine furchtbare Panik entstand. 10 Knaben sind schwer verletzt worden. Brasilien. Die Revolution ist beendigt. Die Aufständischen haben sich aus Gnade und Ungnade ergeben. Auch die Hchifse der äliioiniibiüb^n ai.iiiiNoiM,," ,,„d Republiea", unter Oberbefehl Die Stadt Rio ist ruhig: die Geschäfte werden wieder ausgenommen. Während des letzten Bombardements war Niemand au Bord der Insurgenten- schisse. Die Mannschaften hatten sich auf die Insel Enschadas ge fluchtet. Alle Offiziere der Aufständischen mit Ausnahme der Acrzte sind abgereisl. 5,00 Gesangenc wurden am Befehl des Prä sidenten Peiroto in Freiheit gesetzt. M'pistecki aus Zastawien ist vor mehreren Monat« richtSgefängiiisse ausgedrochen und bis letzt nicht worden. (Siehe Telegramme.) Das AHIwardt'sche Aktenmaterial vor Gericht. Dritter Tag. -senge Geb Kvmmerzicnratd Adolf v.Hanseman» bestätigt im All gemeinen die Bekundungen des Finanz,nittisterS Miguel. Der Mannende verliest den Auszug aus einem an den Zeuge» gerich tete» Brief Dr Miguel'S. In demselben heißt es: Er könne sich nicht dazu entschließe», seine Z'arlanientarische Tbätigkeit »uszu- gebc», und aus der andereil («eite müsse er doch sagen, daß eine Gesellschaft, bei der infolge des riesige» Anwachsens der Geschäfte so glänzende Tantiemen i» Aussicht siehe», sich nicht mit einem Immen Manne zu begnügen brauche, sonder» eine» ganzen Mann beanspruchen könne. Bei der Distvutvgesellschast sei es von jeher Grundsatz gewesen, daß eine parlamentarische Thätigkeil mit der Stellung eines Geschäftsinhabers der Gesellschaft unvereinbar sei. Die Behauptung, daß die Centralkodenkreditbank daS Publikum bewuchere, sei mindestens . lehr merkwürdig" und es sei durchaus lalsch. daß die Amortisationsdarlehiic der Bank das Publikum be einträchtigen. Die Gesellschaft habe sich bie größten Berdienste erworben, sie lei von der höchsten wirthschastlicben Bedeutung ge worden und habe dazu beigetragen, den Zinsfuß bei den landwirlli kchastlichcii Banken helunierznbriiigen. (Pchon die Thalsache. daß der Gefeilscht»! ein Staats-Kommissar beigeordnet iei und daß iin Auslchusse Bertreter derLandwirthichast, wie v. Kölle», Diebe ».'A. säße», schließe es vollkommen ans. daß das Pnblitum bewuchert werde. Air die Aussage tnüpsen sich wieder längere Ausführungen des Angeklagte» Plack, die der Vorsitzende iniincr wieder mit de» Bemerkungen: „Das gehört gar nicht zur Sache!". „Das interejsirt uns nicht im Geringsten!", „Schweifen Sie nicht ab!" „Das wissen wir la Alle!", „Darüber ist ia gar lein Streit!" u. s. w. „„ierbrecheu muß. Der Angeklagte erklärt zuni Schluß >rber immer auis 'Neue: Ich habe noch einige Frage»!" - Angekl.: Ich bin in der Lage, den ganze» (Schwindel ... — Präs.: Bleiben Sic nur ruhig. Das wird sich Alles ganz leicht cnisklarcir lassen. Mit allaemeinen Redensarten ist nichts getha». — Der Angeklagte sucht dai.n in längerer Ausführung seine Behauptung z» erweise», daß bei der Umwandlung der rumänischen Eisenbahn Obligationen in Attien die Gründer sehr gute Geschähe gemacht haben. Es handele sich um eine Differenz von 52 Millionen und 06 Millionen Mark. Die Obligationsbesitzcr seien berechtigt gewesen, der Aktien gesellschaft beizutreten und die Obligationen in Aktien uinzu- tauschen. Er behauptet, daß aui diele Weise nur 52 Millionen »»getauscht und die übrigen lt Millionen von den „Grün dern" selbst gezeichnet worden seien. Herr v. Hanseinaiin habe für die Diskoiitogescllschast 5 Millionen Thaler gezeichnet, Herr Miauet »X'.tXV Thaler. — Praß: Sie haben gestern gehört, daß das nicht . wahr ist, daß Herr Mtziuel nichts für sich gezeichnet hat.— 'Angekl.: Äusständischen „Aauidabaii" und Nachdem Herr Miguel das ansgeiacst bat, muß ick, es ja glauben von Mellv, werden sich wahrscheinlich ergebe». Ich bleibe aber bei meiner Olnsichl, das; Herr Miguel persönlich^ '' ^ gezeichnet bat. Ich bin in dcr Lage, diese zzanze moderne Finanz operation auszndecken. Die l 1 Millionen und gezeichnet worden, nachdem die Gesellschaft bereits gebildet worden war: sie innßten baar gezahlt werden Dies ist aber nicht geschehen, vielmehr sind die Obligationen in Massen und zu ganz niedrigen Kursen aus- gelaiot worden. — Zeuge v, Hameinan», dcr alle dieie Anssnhr- nngc» mit wiederholtem Kopsschütteln und Lächeln begleitet hat, lwmerkt: „Ich begreife nicht, warum der Angeklagte so lange Ex oettorationen macht. Er braucht mich bloß zu fragen, ich bin ia gern bereit zu antworte». Der Angeklagte versteht ja offenbar gar nichts von den Sachen und bewegt sich i» Ansdrücken, die... . na, ich will lieber schweigen." - Präs.: Haben Sie denn iioch eine Frage? — Angekl. Plack: Gewiß. Ich babe noch eine Frage. Ich beantrage, den Bescblus; des Konsortial Vertrages zu verlesen. Es wird daraus bervorgelien. daß .... — Präs.: Das ist keine Frage. — Angekl. Plack: Es iit aber für mich von ungeheurer Wichtigkeit. — Präs.: Uns nicht, wir ballen uns nur an die Broschüre. — Angekl Plack: Ich lnnß doch auf meinem Antrag beharren. — Bei weiteren Fragen Plack s, die »ach Ansicht des Präsidenten den Gerichtshof nicht intercssircn können und die sich aus Gespräche beziehen, die vor 20 Jahren geführt sein sollen, er klärt Zeuge n. Hameinan» erregt: „Wie soll ich denn hier zcugeii- eidlich über Geibräche etwas ausiage», die ich vor 20 Jahren geführt haben soll ? Was sollen denn überhaupt die vielen Fragen? Bin ich denn hier angetlagt oder dcr Angeklagte? - Bors.: Herr Zenge, bitte, denken (sie daran, daß sich ein Angeklagter in einer üblen Lage befindet Ich bemühe mich schon, alle übcrslüssige» und nicht zur Sache gehörigen Dinge aliznschnciden." - Auch der Angekl. Schwcinhage» richtet eine ganze Reihe von Frage» an den Zeugen. die auch der Mehrzahl nach von dem Vorsitzenden mit dem Bemerken zmückgewicie» werden, daß es sich lediglich »in die Be leidigungen des Fimnizunniners Miauel handell, um die Behaupt ung, datz er sich als Agent des Bantiudenthnms nnredlichcr Weise arotzc Reich»,inner erworben habe. - Angetl. Schweinhagen: Ich siage den Zeugen: Ist es wahr, daß die Diskonto Gesellschaft von der Begründung des Invalidenfonds vor dem Erlaß des Gesetzes 'chon Kenntnis; davon gehabt hat, daß er mit Effekten belegt wer den sollte, und nim die Gelegenheit hatte, zur Belegung vorher Ankäufe zu machen. - Präs.: Das ist wieder eine neue Behaupt ung. Zeuge v. Hameinan»: DaS sind doch alles Dinge, die nhvn längst in den Parlamenten so vollständig aufgeklärt sind, das; eine Niederträchtigkeit sondergleichen isi, io etwas liier vor»! dringe». Singe». Mhweinhagen: Icb 'rage den Zeugen, ob die Diskonto-Gesillichgst nicht zu der R o »ml,,ld Gruppe gebört? — -senge: Ick, weiß nicht, was der Herr siir Fragen stellt. Ich will Ne aber beantworte». Die Rothschild Gruppe besteht aus öster- l eicl,sich ungarischen und deutschen Bankhäusern: dcr Wiener Firma Roibsilnld, der österreichischen Kreditzins»,», der österreichische» Bodeiilredilbank, der ungarischen Kreditbank, der Diskonto-Gesell schaft, Bleichröder und der Daimslädter Bank. - Auge», Schwein- Hage» : Ich richte die Folge gn den Henri Präsidenten, ob mir im iForlictziing siebe Seite ll.) Ocstcri cickt. Die Erklärung der Direktion der Neuen Wiener Dramwah-Gesi'llschgst. das; sie die Streikenden entlassen werde, gab Anlaß zu lhcilweile sehr bedenklichen Kundgebungen. Die Fenster der am der Strecke Maidling-Mciriahilser Straße rn'rtebrenden P'erdebalmwagen wurde» eingesclilagen. ans anderen Strecken die Waggons gänzlich zerlrninmerl und uuigestürz» Die Kiittcher ivur den aus arge Weise geinißligndrlt: die Franc» der Streikenden wannten die Pferde ans oder rissen die Bvrreiter von denselben und irieben sie in die Flucht. Der Verkehr stockte infolge der Aus- zchreiliingen vollständig. Die Sozialisten Wiens nahmen in drei großen Bersaniinlungen Stellung gegen die Walilreform der Regierung. Fast sämmtliche Redner verlangten die Einleitung eines allgemeinen Aus'landes a!s Antwort auf die Vorlage der Regierung. Tic Versammlungen nahmen Entschließungen an. die den Wgblrcformentwurt als Schlag in s Gesicht der Arbeiterklasse Oesterreichs bezeichnen, weil dadurch nicht nur die landwirthichastliche, sondern auch die große Mehrheit der industriellen Arbeiterschast vom Wahlrecht ausgeschlossen werde. tzstn nun gen Vvrgcnommcii und bei denselben zahlreiches belastendes Material vingesimdc», welches zu der Bermutlning fuhrt. daß dieselben mit der Prager „Ouiladina" in Verbindung stehen. Tie strafgcricht- lühe Untersuchung ist eingeleitct. Italic«. Die Polizei hol wichtige Entdeckungen i» der Bonibenangclcgenheit gemacht. Bei einigen verhärteten Anarchisten sind außer aufrührerischen Schriften »nd Briefschaften Anweisungen zur Anfertigung von Ravocholdombe» und Notizen über Geld zahlungen an Anarchisten zur Ermöglichung von Operationen ge sunden. In den letzten Tagen wurden auf brieflichem Wege zahl reiche Ausrufe zur Empörung. Brandlegung. Zerstörung von s elc- graphen und Erbrechung der Gefängnisse an Arbeiter gerichtet. Man glaubt daher, daß die Bombenerplosio» am Kaiinnerpalaste eine planmäßige Kundgebung anarchistischer Kreise war. In dcr Deputirtenkammcr erklärte der Kriegsminister Moccnni. eine österreichische Firma habe ein Angebot auf die Lieferung von Gewehre» für dre italienische Armee mit kurzer Lieserungszert ge macht , er habe das Angebot jedoch nicht beantwortet und nehme «>s auch ohne Zustimmung des Parlaments nicht an: er werde niemals etwas zum Nachthcile natlvnalcn Arbeit unternehme». wcroe. I» Reichmberg und in der Umgebung wnrdcn in der letzten Zeit. bei zahlreichen Mitgliedern der „Omladma" Hausdnrchsiichnn gen vvrgcnommcii »nd bei denselben zahlreiches belastendes Matena der italienischen Arbeiter und dcr Der Ministerrath hat eine Erklärung adgesaßl, in Lva«ie«. der festgesetzt wurde, daß die frühere Politik fortgesetzt und die Herstellung des Gleichgewichtes im Staatshaushalte au» Grundlage des nationalen Kredits erstrebt werde. Ein beivndcrcs Gesetz gegen dre Störung dcr sozialen Ordnung wird vorgestgt werden. Die tLoltvt »«den aut den April «rucheMeu. Las nrus iiMntt Kunst und Wissenschaft. h König» Hosschauwicl. „Ter Wunsch" von R. Lothar. „Eine Koinödie mit unerwartetem Ausgang". Plauderei von A. Werner, „D i e A l, r e u shoope r" von Axel Delmar. „Nur kein Lentnanl" von Moser mrd Trotha, Bon den Nenigtcilc», welche der Mittwoch-Abend rin König» Schauspiclliause ziemlich reichlich spendete, verdient ivvhl das vaterländische Schauspiel: „Die Alircnshovper" von Axel Delmar mir meisten eine ernsthafte Betrachtung, Der Steuermann Klaas Krön läßt zur Zeit der napoleouischen Zwmglierrschast, unmittelbar nach dem Erscheinen des „Ausrufs an mein Volk", ein ihm anver- trautes französisches Schiss an einer Klippe auflauke», so daß cs sinkt und die ganze Besatzung zu Grunde geht. Er allein wird gerettet mit noch einem Anderen: er hat durch seine beabsichtigte Thal die Küste vor den Soldaten Napoleon'-- bewahrt und dem Vaterlande einen Dienst gethan. Sein zukünftiger Schwiegervater dentt anders. Der ist selbst einst Stcuennaim gewesen und sicht einen schweren Bruch des Sleuermanusvcrtraucns. eine schwere Verletzung dcr Seemauasvsticht dgrin. Er verweigert dem treu lose» Sceuigiin seine Tochter und weist ibn von seinem Grund und Boden weg. Eine französische Zollwache verhaftet iu diesem Augenblicke den Steuermann: er soll erschossen werde». Uni er beben aber ist der „Aufrus an mein Voll" bekannt geworden: dcr Schwiegervater, gerührt durch den Mntli, mit welchem Klaas Krön denn doch für sein Vaterland in den Tod gehl, hißt die Fahne mit dem eisernen Kreuz daran', das; er diese wenigstens noch sieht, wenn sie ihn am Slrnnde erschießen. Da kehrt die Zollwache zu rück, um das Almchmeir der Flagge zu beichten; die Zwischenzeit benutzen die Ahrenshooper Bauern, um Klaas Krön zu befreien »nd im Triumphe zurückzubnugen zu seiner^ Brau» der Anne Miete. Unter patriotischen Rusen endet das Stück. Es ist fesselnd s aiisgebauk. Es besitzt eine kräftige Sprache, frische, naturwüchsige Züge ans dem Seemanns- und Fischcrlebe» an der Memen- burg'schen Küste. Es ist dramatisches Leben und starte Spannung darin. Und eS schildert einen sittlichen Konflikt, der an sict^höchst packend und darstelleiiswerlh i>l. Die Drenpslicht des Lleuer- mcinns. des Seemanns, dem Hunderte von Menschenleben anver- trant sind, ist an fick, heilig und unverletzbar. Mit ihr kämpft die Pflicht gegen das Vaterland. Ter Steuermann erweist dem im Aufstande befindlichen Vater»,nde eine» Dienst, indem er das Schiff auslainen und bierlmndert Menichen zu Grunde gehen läßt. Wie soll dieses siUliche Dilemma gelöst werden? Sicher nicht so, wie cs Herr Azcl Delmar z» Ende gesiihrt Hatz Vierhundert Menichen, auck, wenn's eine feindliche Besatzung ist, sind lein Spaß, Ein '.'Naim, der einen solchen Bruch der Seemamistrcue hegelit, stirb» wenn er, um sein Vaterland zu retten, dieie höchste Pflicht verletze» muß. Dann ist er ein Held, dann entschuldigl ihn auch die Vaterlandsliebe. Aber die Vaterlandsliebe entschuldigt ihn nicht, wenn er ruhig weiter lebt, wenn er nicht weiugsiens durch irgend eine neue That unsere Achtung znrüctcrringtz (Lkirb oder handle! Das ist die Forderung, die inner Gewissen an jeden lragisckeir Helden stellt, der eine große Pflicht verletzeil muß, um einer anderen großen Pflicht zu diene» Denn zwischen dem höheren Rang der einen oder andere» Pflicht haben wir nicht zu entscheiden. Die Beiirlheilimg des Wer»,es derselben schwant» Den unver gänglichen sittlichen Wer»,, der aus dem Zwiste dcr vergänglichen sittliche» Werthc resultirt, bat die Person des Helden durch eine neue Dhat herzu,lellen. Eine Vaterlandsliebe, welche de» Bruch so t,eilige, Mcnschcnpflicht. wie es bic Steuennaimspslicht ist. gut- heißen würde, wäre nickt einen Pfifferling wer»,. Es gicbt nickt nur ein Baterlandsrcchi. es giebt mich Völkerrechte, und über ilmcn noch gewisse allgemeine reine Menschenrechte und persönliche Menschenvfüchte». welche schwerer wiegen, als die Vaterlandsliebe. Denn alle die verschiedenen „Vaterländer' bestehen ja denn dock, als sittliche und nicht nur als malenellc Gememsckiasten belrachlei, zu dem Zwecke, die Menschheit auf einer vornehmeren sittlichen gr .. . und das Kriegsrecht macht kurzen Prozeß und erschießt, was ihm in die Hände 'ällt. Aber es gehörst eben entfesselte Leidenschaft, wilder, cinvörlcr FaiiatismuS dazu. Man kann ihn dichterisch dürstcllen. warum nicht ? Aber dann, bitte, auch mit aller Teufelei, mitten in der Erregung des Augenblicks, wenn man den Ehrgeiz hat. ein Thrtäus zu werben. Das ist daun leidenschaftliche Teiide» zdichtung. Anders ist's. wenn wir geschichtlich rückickaucn. Dann müssen wir Kriegslist und Treubruch denn doch, da wir lein Recht der Leidenschaft dazu haben, etwas ernsthafter auf's Korn nehmen. Wir sind ja nicht solche Jranzosenhasser, daß uns der elende Tod von 100 Menschen ein Beilagen bereiten könnte, blos, weil sic Franzosen sind. Der alte Steuermann im Stücke hat ganz Recht. Und wenn man. wie er. eine so ernsthafte Pstichtfrage aufwirft, dann enthält das Aufziehen dcr Fahne mit dem eisernen Kreuz durchaus keine sittliche Rechtfertigung. Tel», dieses eiserne Kren; ist lein Fetisch: auch die Vaterlandsliebe ist kein Fetisch, sondern freie Begeisterung von sittlich edlen Menichen. die sich erst das Recht aus 'Vaterlandsliebe erwerben muffen durch wahres Mcnschenthum. Wir würden bedauern, wenn in Deutschland der Begriff des Patriotismus so äußerlich verstanden werden sollte, daß die Lösung, die Axel Delmar giebt. als wirklich patriotisch gelten dürfte. Die einfachste Logik sagt, daß wir freinLen Böllern das auch nicht anthun dürfen, was wir nrcht wollen, daß sic cs uns anthun. und eine so furchtbar pcrantwrutuirgsvollc Sache wie cs das iukwMiiuk LerttMill Gtt dr» AttviliMm ist, MLü» nicht das Ausbissen eures patriotischen Tynrbols aut. Eure Ration, wo solche Anschauungen allgemein wären, würde das Vertrauen unter anderen Völkern verlieren. Mithin erscheint uns Axel Delmar's Drama gegen den Schluß etwa» ictnvachlich gedacht Aber es verdient diese lange Betrachtung, denn es ist das Wert eines talentvollen Dichters. Gespielt wurde es vortrefflich. Herr Swoboda als alter Seemann boi ein Gemälde i» echten Farbe»,. Fräulein Salbach erschien nickt minder »attirwüchsig und urwüchsig als einfaches Fiichennädchen »nd Her» Dettmrr Halle den Brustton tüchtiger Männlichkeit und die echte Schlichtheit des Mannes, der sich einer verdienstvollen Thal bewußt ist. Die Zu>chau>e, haben das Werk dankbar ausgenommen und den Dichter zu weiierem Schaffen mit Recht ermutbigtz Der „ W u », ck, ' von Rudolf Lothar ist ein Wer» das gleichfalls zu manchem Nnckdenke» »nrcgt. Man muß der Hosbühne aus alle Fälle dantbar sein, daß sie e,n solches poetisches Märchen,piel bringt und daintt bekunde,, baß ihr an der Förderung gehaltvoller Dichtung gelten ist Dicws Wertchen ist in der Art des Goethe'sche» Faust Vorspieles „aus dem Theater" gehalten, in seiner allegvristiicheii Färbung eriimcrr es an die Allegorien der tlassischen spanischen Bübne. Eine», Dichter, der an seinem Berufe zweitel» bringt rin Perier eine,, Stein, welcher ilm den heißesten Wunsch erfüllen soll und ihn »ölüigt. all' sein Begehren in einen Wunsch zinamimnzniasirn 'Nicht die üblichen drei Wünsche: nnr einen hat er. Das ist »Inn- Frage ein überaus interessantes Problem Es weist »»' Tiefe,, des menschlichen Lebens hi», in welche I>i»ab;utamhen seiselud genug wäre. Ia. wenn wir nur einen Wunsch haben dürsten nrrd m diesen all' miser Hoffen zusammensassen müssten! Ter Dickster Enziv pwbirt nun seinen Stein: er will sich den Erfolg auf de, Bühne, den Erfolg in der Liebe erzwingen, aber jedesmal lonuneu ihm Zweifel, welchen Wer», eben ein solcher künstlich lierbeigcsnhrter Erfolg haben könnte. Er wirst znletzt den Stein in s Meer, um wieder ganz auf sich selbst zu stehe». Die Idee ist hübsch, Die Krast der Phantasie deö Bersassers ist aber nicht stark genug, um seine Ideen aus einer oUegvrrstisch-rcslektirende» Form in reine Darstellung auszulösc»: seine dramatischen Bilder bleiben Er periiiiente ocr Phantasie, Die Verse ahmen den Fausttv» nach, sind aber vielfach dilettantisch gereimt und wimmeln von Wieder lwlnngen und Tautvlvgiccn, Dennoch darf inan auch diesen längeren Dichter als ein in seiner Art geistreiches Talent begrüßen, das vielleicht noch zur Selbstständigkeit einer eigenen Sprache Vordringen wird und jedenfalls durch viele amnuthige Ideen zu fesseln weiß. Leider wurden die Bene, mit Ausnalnne von Frl. Pölitz, die mit wirtlichem Verständnis; sprach und annuitlng spielte, von den beide» Hauptdarstellern in einer so korrupten rednerischen Manier gegeben und es wurde so alademisch gespielt, das; der eigentliche lebendige Rei z der Form säst gar nicht zur Geltung kam, 'Auch dies Stückchen wurde freundlich ausgenommen. — „Eine K ouivd > e mi t unerwartete m Ausg a n g" ist das an- muthige Werl einer talentvollen Dame, weiches eine besondere Betrachtung nicht herausfordert, aber so gut geiprelt. wie von Frl. Bastö, überall gefallen dünte. Eine junge Wittwc, die ihren Lieb- Häher durch Kotetterie verletzt und chm dann reumüthig um den .»als fällt, ist mit einige» hübschen, gut beobachteten Zügen ge zeichnet und Fräulein Bastü hat sic entzückend gespielt und ihr Talent gerade für dieses Fach, in das sic allmählich scheint über treten zu wollen, ganz glänzend bewiesen. — „Nur kein Leut nant " von Moser und Trotha bilden den Beschluß der Reihe. Es ist eine gefällige kleine Gabe, deren Inhalt man am besten nickst erzählt und über die inan sich auch nicht weiter in tritischc Unkosten stürzt. Sie bietet Frl. Tullinger Gelegenheit, mit vielem Schmelz und Humor ein frisches Haustöchtercken zu geben, Herrn Bauer rn feinen netten Leuluantsmaniereu sich hervorzuthun. Frau Wolfs und Herrn Jaffv die übliche ältere Jungfrau und den ge schäftigen Kaufmann in bekannter und immer drolliger Weise vor- znsühren. Mithin war der ganze Abend iu der Hauptsache als ein wohlgelungeiier zu bezeichne», wobei sich die überall geschmack volle Regie des Herr» Erdmaui, ein besonderes Verdienst erworben ha» Sie würde dieses Verdienst steigern, wenn sic beim Sprechen der Verse im Lothar scheu Stück auf richtige Betonungen und eine solidere geistige Oekonomic mehr Gewicht legen wollte, Wolf gang Kirchbach. e Concert der russischen Vokal-Nitronal-Kapelle Radina Slavianskh. Die Geschichte dieser Kapelle ist interessanter als deren Leistlingen. Als vor einigen Jahren der Vater des Frls. Nadiira mit einer russischen Vokal-Kapelle anszog, stellte sich der Chor aus ea. 10 Köpfen zusammen, Damen. Herren und Kin dcr, die nicht nur sttmmlich vortrefflich begabt, sondern auch ge diegen musikalisch geschult waren. Das Haupt der Truppe, Herr Slaviansth, war dazu ein ebenso vorzüglicher Führer als begabter Musiker, der namentlich auch reiche Kenntnis; der russischen Elior- litteratur und hervorragendes Verständniß für das ruisiscke Volks lied heias;. Frl. Nadina war damals Solistin, und als solche hatte sie mittelmäßige Erfolge. Seitdem hat Väterchen Slavianskh sich mit seiner Tochter überwvrfeii, und diese glaubte sich nun ans eigene Füße stellen zu können, indem sie eilig einen Elior zusaniinen- raffte, »in mit diesem gegen den Rubin ihres Vaters zu kämpfen. In einen solchen revolutionären Feldzug hätte Frl. 'Nadina aus Pietät und einer — besseren Erkenntnif; ilircr >?rciftc nicht eintreten sollen. Iir ähnlichem Maße wie die frühere Slaviaiiskp'schc Vokal- Kapelle hoch befriedigte, ist die gegenwärtige unvollkommen. 'Nur aus Kindern und Männern bestehend, deren wenig appetitliches Acußere den inneren Werth ahnen läßt, entbehrt dre Nadina'schc Kapelle so ziemlich Alles, was man von einem Chor, der sich mit dem Nimbus seines Vorbildes nmgicbt, verlangen darf. Mit Aus nahme zweier markiger Baffe, die vorgestern sogar ein Eontra-I. hören ließen, ist das ganze übrige Slimmmateric» gewöhnlich und unbedeniend. Tie Kinder lreiichen mehr, als sie fingen, die Feinste sind stack und ohne Höhe. Frauenstimmen fehlen ganz, und Frl Nadina selbst verfügt nur über einen kleinen, zum The» bcrciis vcrsungenen Sopran. Nicht viel besser steht cs mn Schule und Vortrag, die vorgestern ein Ensemble von wenig musikalischem Werth ergaben, vtt beeinflußt von unreiner Tongebung »nd noch lässiger Behandlung des Rhnthinils. Sv bestand dcr ganze Reiz der Darbietungen denn eigentlich in dem kvstümlichen Aufputz der Truppe und rn der Eigenart des Inhalis dcr nationalen Einste und Gesänge. Aber auch diese Eigenschaften vermochten eine 'An zahl 'Nummern wie: „Der weiße Schnee". „Das Gras wachst auf der Wiese", Elior aus dcr Oper: „Igor" Borvdin), „Vater Unser". „Die Birke im Felde" vor harten, 'Abfall nicht zu retten. Die übrigen im Programm Verzeichnelen Einste, unter denen „Unga rische Tänze" von Brahms sigurirtci'., ans genau 18 Takten be stehend >!'. rieten wohl Beifall hervor, ohne daß es auch nur annäbernd zu ähnliche» Bewegungen tünstlerischcr 'Anerkennung lain. wie sic früher der Original Kapelle des Hern, Sloviansk» zu Fheil wurden. Unbefriedigt mrd enttäuscht verlies; das zahlreich erichuiieiie Pnbli tum den >Laal, ziemlich einig in der Meinung, daß derartige Pro duktionen init 50 P'eunigen Eintritt entsprechend honorirt «eien N 8>. z- Das Gastspiel des Herrn Adolf Müller toll im Könial Hostheoler in der Zeit vom 1. bis 10. Avril slattsinden Als Gast rollen sind in Aussicht genommen: Marinclli .Emilia Galotti . Graf Peinwald (Eonrelius Boß) und Mule» Hassan Ficsco i Im Gewerbeliause findet heule dcr letzte O rch c st c r a b c nd von Herrn I ean Louis Nieods statt. v In die Dresdne r M usikschulc wird demnächst Herr Jean Louis 'Nieodö als Lehrer der Konwosilivu und der Orchestertlasse cinlr-eten. !- Der V e r dnn - P r e i s, soll nun doch noch erlhcitt werden. Wie verlautet, ist er durch königliche Entschließung dem in Heide» berg als Ordinarius der neueren Geschichte wirtenden Per" Erd ina nn sd örfs e r verliehen worden. T as preisgekrönte Wert behandelt die „Deutsche Geschichte vom westfälischen Frieden bis zum Regierungsantritt Frredrrch'S des Großen 1018—1710". x Anton Rubinstein's geistliche Oper „Moses" mit dem Mosenthal'schen Text ist dieser ^age zum ersten Real in Riga am geführt worden. Nach den Rigaer Blättern soll die Musil einen großartigen Eindruck genmcht haben. -f Mascagni hat die Partitur seiner Oper „Rate kiff" nun mehr der Berliner König!. Ho'vpcr einacreickt. s Jur Kölner Stadtthcatcr wurde ein neues Trauerspiel „I l, e z de Cast r o" von Josef Laust vor ausvertauftem Hause zum ersten Male Legebcn und glänzend ausgenommen. e Hermann Ludcriiiann hat in Mentonc die erste Niederschrift seines neuen Dramas „Herodias" vollendet und reist nun nach Paris, wo der Autor an der Austeilung seines Werkes arbeiten will. L s »» »—»i LS r » >> * tlulinit torriklv. Schriftsteller: „Ich habe mir erlaubt, meine Gnädige. Ibnen eilten Band meiner Gedickte zu übersende»: batten (Sic vielleicht schon die Güte, einen Blick hineinzuwerfeir?" - Baronin: „Gewiß, ich bin entzückt darüber! . . . Wo stabe ich das reizende Büchclcheu nur gleich stingethan?" — Der kleine.Karl: »Lu Last cs unter dar Lisch geiegl. damit er nicht wackcu!" ^.