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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 25.05.1913
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1913-05-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19130525028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1913052502
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1913052502
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-05
- Tag 1913-05-25
-
Monat
1913-05
-
Jahr
1913
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r>rerd«er «achritzten Rk.M Hause». Graf August v. Sulenburg» wird -i« stan desamtliche Trauung vornehmen. Die Schloß- kapelle wurde heute vormittag reich mit Blumen geschmückt. Am heutigen Tage feiert übrigens die Schloßkapelle ihr 80jährige» Jubiläum. Auf Befehl des Kaisers wird wäh rend der Trauung vom Potsdamer Garnisonkirchenturme das Glockenspiel erschallen. Es werden folgende Lieder ge spielt: „Jesu, geh' voran", «Leise zieht durch mein Gemüt", der Hochzeitsmarsch aus dem „Sommernachtstraum". die russische, die englische und die braunschweigische Hymne. «Ich kenn' ein' Hellen Edelstein" usw. Das Musikprogramm zur Hochzeitstafel weist solgenüe Stücke auf: Armee- Marsch „Der Hohenfriedberger", die Leonoren-Ouvertüre Nr. 2 von Beethoven, die Kreuzritter-Fanfaren von Hen. rion. Walters Preislied auS den „Meistersingern" von Richard Wagner. Armee-Marsch Nr. l88. vom Grafen von Reedern. Walzerlied: „Und der Himmel hängt voller Geigen" aus der Operette „Der liebe Augustin" von Leo Fall und das Largo von Händel. — Die evangelischen Iungfrauen-Bercine Deutschlands haben der Prin zessin Viktoria Luise als HochzeitSgabe den Erlös einer Sammlung übergeben, die von jungen Mädchen Deutsct)- lands veranstaltet worden ist. Die gesammelte Lumme vru 77 000 Mark soll mit Genehmigung der Prinzessin zum Bau eines Bundeshauses der Deutschen Iungfrauen-Bercine in Dahlem bei Berlin dienen. Hannover im Klaggenschmuck. ^ Hannover. iPriv.-Tel.l Anläßlich der Vermählung des Prinzen Ernst August mit der Prinzessin Viktoria Luise prangt Hannover im Flaagcnschmuck preußischer und althannoverscher Karbe». In den Schulen wurde aus die Bedeutung des Tages hingewiesen. Während der Trauung nachmittags zwischen 4 und 5 Uhr werden auf Anordnung des Konsistoriums die Glocken aller Kirche» der Stadt geläutet. Neueste ZraliMeldungen- vom 24. Mai. Die Wehrvorlage vor der Budgetkon,Mission. Berlin. Die Budgcttommission des Reichstages fuhr heute in der Beratung des E r g ä n z u n g s c l a t s zum Militaretat bei Kapitel l!> fort «höhere Truppen- b e s e h l s h a b e rs. Aus eine Anfrage von nationallibcraler Leite gab der preutzische Kriegsminister Auskunft über Ent stehung und Entwicklung der Armee-Inspektionen, ins besondere über die Stellung des Inspekteurs der Feld- Artillerie. und über die Gründe, die einen Generalinspck- teur bei dieser Waffe nicht erforderlich machten. Ein fort schrittlicher Redner befürchtete, bei der Berufung der Armee- Inspekteure seien mehr dynastische Rücksichten als die Tüch tigkeit maßgebend. Der KriegSmiuister erläuterte Art und Umfang der Tätigkeit, sowie die Stellung der Armee-In spekteure, widerlegte die ebenfalls geäußerte Befürchtung, daß diese ihren Aufgaben nicht gewachsen seien, und äußerte sich weiter vertraulich über die Verteilung der Armee-In spektionen. Tic neu angeforderte Stelle eines Armee-In spekteurs wurde bewilligt. Von den neu augesorderten vier Kavallcrie-Brigadckommandcureu wurden in Kvnsc- guenz des von der Kommission vorgeuominenen Abstriches von drei Kavallerie-Regimentern nur zwei bewilligt. Bei Kapitel 20 «Gouverneure, Kommandant c u u n d Platz majore) erläuterte der Äriegsminister die Bedeu tung der Kcstungen im Osten und der Besestigimgcn an der Weichsellinie als Rückendeckung für den Schutz der Lsl- grenze und begründete die geforderten Gouverneure von Graudenz und Ikönigsbcrg. Ein sozialdemokratischer Ab geordneter bemängelte die Korderung für Graudenz, da die Festung erst ausgebaut werden solle. Ei« Kaisertclegramm a» Krau Eosima Waguer. Bayreuth. Gestern ist an Krau Eosima Wagner anläßlich des 100. Geburtstages Richard Wagners vom Kaiser folgendes Telegramm eingclauscn: „Ten heutigen 100. Geburtstag Richard Wagners will ich nicht vorübcrgehen lassen, ohne Ihnen, gnädigste Krau, ein Zeichen meines Gedenkens zu senden. In der ganzen Ration wird der heutige, für die deutsche Kunst und deutsche Kultur so bedeutungsvolle Tag gefeiert. Dankbaren Herzens wandern auch meine Gedanken nach dem stillen Bayreuth, wo der vor 100 Jahren Geborene vom Kampfe seines Lebens ruht, der Stätte, von der die Größe und der Ruhm seines unsterb lichen Schaffens und Wirkens in alle Welt getragen wurde zum Heil und zum Segen deutscher Kunst. Ich habe in meinem Opernhausc am heutigen Tage mein Lieblingswerk, die „Meistersinger", für die Schüler der Berliner Gym nasien aufführen lassen, um auf die Heranwachsende Gene ration erzieherisch im Geiste Richard Wagners einzuwirkcn. Kerner fand eine Gedächtnisfeier in meinem Schan ivielhause statt, wo seinerzeit der „Fliegende Holländer" zum ersten Male gegeben wurde. Wilhelm. I K." Eine Unterredung Elcmcnccaus mit Poincars. Paris. «Priv.-Tel.) Aufsehen erregt hier die Unterredung, die Clömcnccan mit dem Präsidenten der Republik Poincars auf dessen Wunsch im Elysee halte. Der Unterredung, die über eine halbe Stunde dauerte, wird oheblichc politische Bedeutung beigcmcssen. Elemcnceau isr jetzt in seinem Blatte, sowie im Senat einer der cnt- ichiedensicn Vorkämpfer für die Wiedereinführung der drei jährigen Dienstzeit. Unter anderen Vermutungen wird auch die verzeichnet, daß Poincars angesichts der drohen den Gärung im Lande Elsmenccau veranlassen möchte, der Volksstimmung Rechnung zu tragen und auf die Zurück zichung des Treijahrsgcsctzcs hinzuwirkeu. Di« Erkrankung de» Kaiser» »o« Ja»««. Takt«. Gestern oben- betrug die Körpertemperatur de» Katsers 38,4 Grad, der Puls 80, die Zahl der Atem züge 38. Der Kaiser hat die Stacht ruhig verbracht. Peking. In fast allen Provinzen werden Drmon- strativnen für den Präsidenten Iuanschtkai veranstaltet. In Szetschnan haben die Anhänger der Mtlt- tärpartet ihren Entschluß bekundet, die Regierung zu unter, stützen. Die» hat den Demonstrationen der Opposition ein Ende gemacht. Sittlicher vud SSchfifcher. Dresoen 24 Mai. —* Le. Majestät der König kam heute vormittag von Wachwitz ins Residenzschloß und nahm auS Anlaß seines morgigen Geburtstages Beglückwünschungen ent gegen von den königlichen Staatsministern, dem Minister des königlichen Hauses, den Kommandierenden Generalen der beiden sächsischen Armeekorps, den aktiven Generalen der Garnison Dresden, sowie den Kommandeuren deö Leib-Grcnadier-Regtments, des Gardereiter-Regiments, des 1. Keldartillcrie-Regiments und der Letb-Kompagnic. ferner von den Kavalieren des königlichen Großen Dienstes und der prinzlichen Hofstaaten, den ehemaligen Adjutanten, sowie den königlichen Leibärzten. Hierauf folgten die Mit glieder des fürstlichen und gräflichen Hauses Schünburg, des gräflichen Hauses Solms-Wildenfels, die Grafen Easiell-Eastell und die Grafen zur Lippe-Weitzenfeld, ferner der Bischof Dr. Schäfer mit der katholischen Geistlichkeit und eine Abordnung des Rates und der Stadtverordneten der Haupt- und Residenzstadt Dresden. Nach diesen Emp fängen kehrte der König wieder nach Wachwitz zurück. —* Ter König wird sich mit dem Prinzen und der Prinzessin Johann Georg am Montag vor mittag um IO',- Uhr von Dresden-Neustadl zu einem vier tägigen Aufenthalte nach Subillenort begeben. —* Se. Königs. Hoheit der K r o n p r i n z. der vor einigen Tagen zum preußischen Oberleutnant befördert wurde, ist nun auch zum Oberleutnant beim Lcib-Grcnadicr-Rcgiment. bet dem er bisher als Leutnant stand, befördert worden. —* Ihre Königliche Hoheit die Frau Prinzessin Johann Georg wohnte heute nachmittag von 4 Uhr an in Begleitung der Krau Obcrhosmeisterin Freifrau v. Finck und deö Hosmarschallü Kreihcrrn v. Berlepsch im Mini sterium des Innern einer Sitzung des Landesausschusscs für Krüppclsürsorge bei. —* Auszeichnungen aus Anlaß d«K SünigS-Gebnrts- tags. Dem Kultusminister Tr. Beck wurde der HanS- ordcn der Rautenkronc, dem Ministerialdirektor im Mini sterium deS Innern, Geheimen Rat Roscher, und dem sächsischen Gesairdten in Berlin FreiHerrn v. Salza und Lichten au Titel und Rang als Wirklicher Geheimer Rar mit dem Prädikat Exzellenz, dem König!. Ungarischen Hos- rat Kammerrat Otto Mayer und dem König!. Preußischen Kommerzienrat Otto Hoesch in Dresden das Ofsiziers- kreuz des sächsischen Albrcchtsordens verliehen. Ter Senior- chcf der Firma Heinrich Ernemann, Generaldirektor Hein rich Erncmann und der kaufmännische Leiter der Mühlcnbauanstalt und Maschinenfabrik vorm. Gcbr. Seck in Dresden Direktor Tcrschow wurden zu Kommerzien räten ernannt. —* Der Vorsitzende der Deutsche» Turnerschast, Ge heimer Sanitätsrat Dr. Ferdinand Goctz in Leipzig-Lin- denau, vollendet beute am 24. Mai sein 8 7. Lebensjahr in gewohnter Rüstigkeit. Weit über eine Million Mitglieder zählt jetzt die Deutsche Turnerschaft, die dankbar zu schätzen weiß, was der alte und doch ewig junge Dr. Goetz seit Be gründung der Deutschen Turnerschast 1880 in Koburg dieser bis heute gewesen ist. —* Karabinier-Osfizierdegeu. Ter König hat den Antrag des Karabinier-RegimentS genehmigt, daß die Offiziere des Regiments ein Offizier-Seiten gewehr mit gerader Klinge zu tragen haben. —* Neue Gruudstticksaukänfe durch Lc» Staat. Am 22. d. M. weilte Geheimer Bcrgrat Fischer in Reg iS, um die in der Regiser Flur gelegenen Wiesengrundstücke der Pleißenaue für den Staatsfiskus zum Abbau von Kohle an- zukanfen. —* Vermächtnisse. Die am 11. Februar 1913 verstorbene Privata Krl. Emma Hedwig Ientzsch in Dresden hat lctztwillig den Unterstützungsfonds der hiesigen städtischen Feuerwehr «Kasse zur Unterstützung der Keucrwchrmann- schaft in Verunglückungs- und Krankheitsfällen) bedacht. Der erwähnten Kasse sind jetzt rund 3000 Mark überwiesen worden. — Die am 31. August 1012 in Dresden verstorbene Privata Frau Anna Auguste Holland verw. gew. Weise gcb. Höhlcr hat den hiesigen Stadtkrankcnhäusern den Be trag von 1000 Mark testamentarisch mit der Bestimmung vermacht, daß die Zinsen desselben an Genesende und an solche, die ohne Arbeit aus dem Krankcnhause entlassen werden, gezahlt werden sollen. —* Dresdner Reiterfest 1914 unter dem Protektorat des Königs. In den Räumen der Dresdner Ressource fand am 23. d. M. unter dem Vorsitz Sr. Exzellenz des Herrn Ober- stallmeisters v. Haugk eine längere Besprechung über Feststellung der Einzelheiten für ein Mitte Januar 1014 im Zirkus Sar rasant geplantes großes Reiterfest statt. Der Reinertrag de» Unternehmen» soll zu wohl, tätigen Zwecken verwendet werden. Kür da» Fest sind die verschiedenartigsten reiterllche» Darbtetunge» geplant: Vorführung von Quadrillen, Fahrschulen, Galopp-Voltigen, hohe Schule, von Herren und Damen geritten, Bymkhana- Splelen u. a., sowie etn Parsorcr-Iagd-Retten. An der Be- sprechung »ahmen 28 Herren teil; darunter Vertreter des KrlegSmintfteriumS. de» Generalkommandos de» 12. Arm«, korpo, die Herren Kommandeure der 28. und SS. Kavallerie. Brigade, Vertreter der Dresdner Regimenter, de» Komitees für die Dresdner Pferde-AuSstellungen, de» Drr»Lenrr Rennvereln». -es Dresdner Rettverelns, de» Großenhatnrr Parforce-Iaad-Klubs. sowie «in Vertreter Le» Retttnstltuts des Herrn KommtssionsratS Psaff, Dresden. An dte Be sprechung schloß sich «ine Besichtigung des Zirkus Sarrasani, der von Herrn Direktor Stosch-Sarrasani in dankenswerter Wels« unentgeltlich für die Veranstaltung zur Verfügung gestellt wird. —* Die Königs-Geburtstagsfeier der Freien Vereint» gung Dresdner Staatsbeamten, die gestern abend im fest lich geschmückten GewerbehauSsaale in Gegenwart von weit über 1000 Damen und Herren stattsand, nahm einen würdi gen Verlauf. An der Ehrentafel hatten Platz genommen Ihre Exzellenzen Iusttzmtnister Dr. Nagel, Ministertal direktor Dr. Schröder und Präsident der Oberrechnungs- kammer Dr. Loebe. ferner der Präsident der Generaldirek tion der sächsischen StaatSetsenbahnen Prof. Dr. Ulbricht, Präsident der Generalzolldirektlon Geh. Rat Härtig, die Ge heimen Räte Dr. Gelbhaar und Just, die Geh. ReaterungS- räte Freiherr v. Teubern. Tr. Keller und Dr. Roth, die Geh. Finanzräte Rudert, Wohlrab, Dr. Werner. Dr. Böhme, Geh. Iustizrat Nitsche. Geh. Brurat Schmidt, Regterungsrat v. Wolf. LegationSsekrctür Steinbach, der Rektor der Tech nischen Hochschule Professor Förster und viele andere höhere Staatsbeamte, endlich eine Anzahl Stadtverordnete. Dte Kapelle deö Letb-Ärcnaüter-Regtments leitete die Feier mit der Iubelouvertttre von Weber ein, darauf trug der Ge sangverein der Staatsetsenbahnbeamten unter M. Fungers ausgezeichneter Leitung den Männerchor „Heil König Dir" von Rebbert vor. Nachdem Herr Sekretär Knorr im Namen der Vereinigung die Erschienenen herzlich begrüßt hatte, ergriff Herr Geh. Finanzrat Dr. Hedrich das Wort zu einer inhaltsreichen, von hoher vaterländischer Begeiste rung zeugenden Festrede. Er rühmte die großen Herrscher- tugcndcn deS Königs, der sich die Herzen des Volkes im Sturme erobert habe und sie tagtäglich gewinne, der unab lässig auf des Landes Wohl bedacht sei und innigsten An teil nehme an den Vorgängen des politischen, wirtschaft lichen und geistigen Lebens des Volkes. Der Herrscherberuf sei in jetziger Zeit wahrlich kein leichter und beneidens werter, denn mit der Herrscherwürde sei auch eine große Bürde verbunden, die eine ganze Kraft, einen starken und gestählten Körper, einen eisernen Willen erforderte. Dte gleiche Auffassung van der unerbittlichen Notwendigkeit strengster Pflichterfüllung habe unser König auch seinen Sühnen eingcpslanzt, wovon wir uns vergangene Ostern erst wieder überzeugen konnten. Gerade dieser Ernst dn der Auffassung der Pflichten, die den Monarchen tagtäglich mit den Interessen seines Landes und mit den Nöten seine» Volkes in engste Berührung bringe, seien cs. die die seeli schen Beziehungen zwischen Volk und Fürst herstellten und das Band der Treue und Anhänglichkeit bänden und immer fester knüpften. In dieser Treue und Anhänglichkeit aber finde die Monarchie einen festen Anker, die Monarchie,, deren Notwendigkeit heute für jeden Einsichtigen immer klarer zutage trete, je höher und ungestümer die Wogen der politischen, konfessionellen, wirtschaftlichen und natio nalen Gegensätze das Staatsschiff nmbrausten. Aber wahr-. Haft lebenskräftig und lebenspendend werde nur eine Mon^ archie sein, die nicht nur das Produkt des kühlen, nüchter- ncn Verstandes ist, sondern eine Monarchie, die. wie in unserem Vaterlande, ihre Wurzeln geschlagen habe in dentz durch Jahrhunderte gefestigten Vertrauensverhältnis/ zwischen Kürst und Volk. Verehren wir so als Sachsen in unserem König den allezeit aus des Volkes Wohl bedachten, Landeshcrrn. so dürfen wir als Deutsche in ihm den treu zu Kaiser und Reich haltenden B u n ü e s f ü r st c n feiern. Die Geburtstagsfeier unseres Königs falle diesmal in eine bedeutsame Zeit, in eine Zeit, reich an Erinnerungen und Inbelgcdcnktagcn, aber auch in eine Zeit, in der die innere und äußere Politik der Gegenwart ein ernstes Gepräge auf weisen. Doppelt glücklich sei ein Volk, das in solch schwerer Zeit Männer an seiner Spitze wisse, die sich ihrer großen Verantwortung voll bewußt seien. Mehr denn je sehe sich das Deutsche Reich auf seine eigenen Kräfte angewiesen und in die zwingende Notwendigkeit versetzt, sich eine neue starke Rüstung zu schmieden. Hoffen wir, daß der Geist patriotischen Opfersinnes in den bürgerlichen Parteien nicht versagt. Wie diese Stcuervorlagen dermaleinst aussehen werden, wer vermöchte es heute zu sagen, aber den Wunsch dürfen wir anssprechen, daß die Forderungen vor der finanziellen Selbständigkeit der Einzelstaaten Halt machen. An dieser eminent wichtigen Frage sei auch die Beamten schaft interessiert, da"sic einen Kulturfaktor darstellt, der mit dem gesamten Staatslcben ausS innigste verwachsen ist. Daß die sächsische Regierung fortgesetzt bestrebt ist. die wirt schaftliche Lage der Beamtenschaft bester zu gestalten, dies anzuerkenncn liege am heutigen Tage nahe. Das Verhält nis des Beamten zum Staat dürfe sich nicht erschöpfen in den Begriffen Arbeit gegen Lohn, sondern es müsse ein durch den Bcamtcneid geweihtes Vertrauensverhältnis dar- stcllen. Der Redner schloß mit dem Wunsche, daß eS uns vergönnt sein möge, in König Friedrich August noch lange Jahre den Führer und Leiter zu sehen. Möge sein Ge burtstag der Anfang sein eines glücklichen und segensreichen Jahres für unser Königshaus und unser Sachsenlanü! DaS Hoch auf Se. Majestät fand freudigen Widerhall, und stehend sang die Versammlung die Nationalhymne. Alsdann wurde Um diese Zeit lernte man in Deutschland die ersten Kutschen kennen. Anfangs wollte sie niemand benutze», und besonders die Frauen schotten sich, in einer Kutsche zu reisen. Mehrere deutsche Fürsten hatten ihren Gebrauch zu diesem Zwecke sogar verboten. Vater August aber, der eigentliche Organisator des sächsischen Hofpostweseus. der regelmäßige Boicnritte durch alle Teile seiner Länder aiiordneic und seine Postberciter scharf kontrollierte, war über dieses Vorurteil erhaben. Er ließ in Dresden Kutschen Hanen, Lot sie zum Versauf ans und schenkte sogar seinem Schwiegervater, dem Könige von Dänemark, einige. Trotzdem war noch lange nicht an Perioncubesördernng in Postkutschen zu denken. Ucbcr 100 Jahre vergingen bis dahin; denn erst 1ö83 verkehrte zwischen den Städten Dresden und Leipzig eine „Postkalcsche". Um 1576 entstanden Postvcrbindungcn von Sachsen nach Braunschwcig. Hessen, Brandenburg und Wien. Ja, sogar um das Zustandekommen einer Auslandspost be mühte sich Kurfürst Anglist, wenn auch vergeblich. — Sämtliche Briese und Erlasse nahmen ihren Lauf vom Dresdner Postamtc aus. dem ein Postmeister Vorstand. Doch wurde diese Einrichtung bald wieder aufgehoben und dahin abgeändert, daß die Amtsschösser die Briefschaften eiligst von Amt zu Amt tragen ließen. In der Chronik von Grimma und vom 1ö. Jahrhundert die Bestell gebühren für die Briese von Grimma aus angegeben. Die Roten erhielten für einen Brief nach Nimbschoi oder Döbcn 4 Psg., nach Mutzschen 1 Groschen, nach Naun hof 1 Groschen 8 Psg.. nach Letsnig, Borna. Wurzen 2 Groschen, nach Leipzig, Lschatz, Mittweida 3 Groschen, nach Altenburg 4 Groschen, nach Wittenberg 10 Groschen, nach Schneeberg 12 Groschen. Allmählich erhielt das Botenwescn von Dresden und Leipzig aus einen größeren Umfang und durch die „neue Botenordnung vom 4. Februar 1808" eine festere Einrich tung. Leipzig, schon damals eine berühmte Handelsstadt, vervollkommnet«; dieses Verkehrsmittel um 1800 zur Be- Nutzung auch für Aaufleuie und andere Privatpersonen und richtete ein „Votenstübchcn" mit einem Botcnmcistcr und 30 berotstehendcn Boten ein, um die zu bestimmien Zeiten ans nah und fern eintrcfscndcn Briefe gegen eine mäßige Gebühr durch zuverlässige, geschworene Leute zu bestellen und andere zu übernehmen. 1813 wurde der von der Stadt Leipzig angcstclltc Boten- meistcr Johann Sieber vom Kurfürsten Johann Georg I. mit 12ö Reichstaler Besoldung und unter Bezug aller Post rcvcnncn zum Postmeister ernannt. So ging in aller Stille die Leitung des Leipziger Botcnamts in die Sphäre der landesherrlichen Befugnisse über. Drei Jahre spater ent stand inner Sieber die erste regelmäßige Briespost von Leipzig nach Frankfurt a. M. Seit 182ä verkehrte eine solche wöchentlich zweimal von Dresden und Freiberg über Grimma nach Leipzig, ebenso von Dresden über Meißen, und bis zum Jahre 1720 üben Oschatz: von dieser Zeit ab aber über Stauchitz und Wcrmsdorf nach Leipzig und wieder zurück nach der Hauptstadt. Diese Post, zunächst eine Fnß- post, verwandelte sich 1052 in eine reitende Post, und wie schon erwähnt, vermittelte zwischen Dresden und Leipzig von 1083 eine Pvstkalesche die Personenbeförderung. Die Postkaleschcn waren sehr einfache, billige, offene, mit zwei Pferden bespannte Wagen. Zu ihrer und der Insassen größeren Sicherheit galoppierten ihnen zwei Gelcitsrcitcr voraus. Der Fahrpreis von Leipzig nach Dresden betrug für die Person 2 Taler 15 Groschen, bet der 1700 ein gerichteten, langsam <30 Stunden) fahrenden „Küchen- kutschc" nur 1 Taler 21 Groschen. Ein schönes Stück Geld, wenn man den Geldwert der damaligen Zeit in Betracht zieht. Der Beschluß Johann Georgs II-, der am 30. April 1881 das ganze sächsische Postwcscn als ein Regale deö Landcs- bcrrn erklärt »nd es unter dessen Aufsicht gestellt hatte, ward 1002 durch das Patent Georgs IV. in verschärfter Form wiederholt. „Seitdem stand die ganze sächsische Post unter dem Leipziger Lbcrpostmeistcr, der alle Untcrbeamtcn zu be zahlen hatte, aber auch allen Gewinn an sich zog." 1712 aber wurde das Postmesen von dem damaligen Obcrpostmcister Kommerzienrat KeeS, der der Regierung außer anderen Vorteilen einen Barvorschuß von 100 000 Talern und einen Iahrcspacht von 12 000 Talern gezahlt hatte, an den Landessürsten August den Starken abgetreten und ging damit in die unmittelbare Verwaltung des sächsischen Staates über. Unter der Regierung Augusts des Starken, der ans seinen häufigen und weiten Reisen oft genug Gelegenheit hatte, die aroße Wohltat eines gut ein- gerichteten Postwcscns für die Bewohner eines Landes kennen zu lernen, erfuhr dieses nun gar wesentliche Ver änderungen zum Besseren. Der Kurfürst führte sie ein im Interesse der Industrie und des Handels, aber auch in seinem persönlichen Interesse. Er war so glücklich, zur Ein führung dieser Verbesserungen einen Mann zu finden, der sich als Landesvermcsser und Geograph auszetchnete. Dies war Pastor M. Zürner in Skassa bei Großenhain, -er zu dem Zwecke das Land mehrfach bereiste, Vermessungen vor nahm. Landkarten entwarf und neue Pläne anlegte. Im Jahre 1713 erließ der Kurfürst an alle „Beamte, Räte, Obrig- ketten im Lande den Befehl, daß sie dem Pastor Zürner bei seinen Reisen, Vermessungen und Landkartenverferti- gunaen kräftig bcistchcn, ihm Auskunft über alles geben möchten," und drohte bei Unterlassung sogar mit Straff damit derselbe „seiner Lieblingsbeschäftigung bequem ob- liegen könnte." So rühmlich und anerkennenswert diese mit viel Anstrengung und Opfern verbundenen Arbeiten waren, so gewiß mar cs abe- auch, baß die Seelsorge dabet leiden mußte. Tic Gcmeindeglieüer beklagten sich bitter; über die häufige Abwesenheit ihres Geistlichen. Zürner' legte darum sein geistliches Amt 1721 nieder nnd wurde alS' kurfürstlicher Geograph und Landvermesser angestellt. Nun konnte er sich ganz der seiner Neigung und Befähigung ent sprechenden Tätigkeit widmen. Noch im selben Jahre wurde durch ihn eine Vermessung deS ganzen Landes für dte Zwecke des Postwescns vorgcnommen. Neue Straßen ent standen. alte wurden verbessert. An vielen Landstraßen eri Hoven sich statt der sonst hölzernen steinerne Meilensäulen mit eingcgrabenem Posthorn und der Jahreszahl 1722. Manche davon sind bis aus unsere Tage erhalten gebllebcm, Wir finden sie noch in Frciberg, Allenberg und Bärenstci«,
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