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I, h Mt war sein Betragen, mit Ausnahme einzelner, mehr lächer licher alt unsittlicher «eußerungen »in«« dünkelhaften Eigenwil len«. durchaus gesittet, trotzdem daß er im letzten Jahre außer halb der Schule ohne spezielle Aufsicht fich selber dirigiren mußte. Doch würde auch die gewissenhafteste Aussicht auf seine inner» Entwickelung keinen großen Einfluß gehabt baden. Denn wenngleich der Autorität gegenüber äußerlich höflich, fügsam, sucht« er sich doch in sich selbstgenügsam, vielleicht ohn» sich dessen klar bewußt zu sein, von jeder Autorität zu emancipiren. Unklarheit und Eitelkeit, wodurch unendlich viele nicht unbegabte Menschen zu Grunde geben, haben ihn wahrscheinlich auf den Weg geführt, auf welchem er zum Verbrecher wurde/" - — Die vor wenigen Wochen von Herrn Marschner auf der Brühl'schen Terrasse arrangirte große musikalische Soirve, verbun den mit Illumination de« Belvedere und der Gärten, welche, wir wir seiner Zeit berichteten, so großen Beifall gefunden, wird heut« Abend wiederholt. Um sich einen herrlichen Anblick auf das prachtvoll und reich erleuchtele BelvedLre verschaffen zu können, wird Herr Marschner «ine Anzahl Gondeln unterhalb der Terrasse zu kleinen Spazierfahrten bereit halten, da viel« Gäste auch dm Anblick der Illumination von der Elb« aut genießen wollen. (Eiehr Jnseiate.) — Wat oft für Thorheiten und Witzeleien geschehen, wenn, wi» Macbeth sagt, .dir eine Srtenhälftr todt und di« Zauberei den Dienst der Hekate beginnt', tat zeigte sich ver gangenen Montag früh an einem Schilde in der Landbautstraße. Dir Aufschrift „Blumenfab rik' hatte «in Spottvogel, oder vielmehr «in Reivvammel, während der Nacht mit einem Zettel überklebt, worauf zu lesen war: „Kuanofabrik*. — Aller dingt deutlich und im Nachtschatten von irgend so einer raren Mauze durchaus nicht durch die Blume gegeben. — Die Mehrzahl menschlicher Thorheiten find Dummheiten. — Gestern früh nach 6 Uhr ging zu Pillnitz di« aut Leipjig anwesende Kaufmannsfrau O. in ein Bad. Alt man um 7 Uhr vergeblich die Rückkehr derselben erwartete, sah man nach und fand die Thür geöffiet. Die 8rau hatte sich au«, gekleidet, war zur Thür hinausgegangen und von da ins Wasser geiprungen. Obgleich von mehreren Fächern Nachforschung ge- sLah, blieb jedoch alle« Suchen vergeblich. Wie man hört, soll Schwermut!) die Veranlassung zu diesem Schritte gegeben haben. Sie hinterläßt vier Kinder und soll mit ihrem Ge. mahl, der sie noch am vergangenen Sonntage besuchte, sehr glücklich gelebt haben. — Ein Bubenstück nicht-würdiger Thierquälerei wurde vorgestern an dem Hunde des Gutsbesitzer« K. zu Pottchavpel, «iuem Pudel, verübt. Man fand früh Morgen- da- arme Thier im Hofe mit einem Schnitt in der Kehle und au- dem lieche herau-getretenen Emgeweiden, indem man auf dem Hunde mit Füßen herumgetrampelt. Dat Thier l,bte «och nach Vollbring« ung einer jämmerlichen Nacht, und um seine Leiden zu enden, schritt man sofort zur Vergütung durch Blausäure. Man ver« rnuihet, daß den Tbäter Nachsucht zu diestr Unmenschlichkett getrieben habe. Bis jetzt find zwei der That verdächtige In dividuen verhört worden. — Als der am 12. Juli Abends von Dresden nach Wien abgegangene Lusttrain am nächsten Tage in Brünn ankam, war der dafige Bahnvof festlich geschmückt und der Männergesangver« «in stimmte während de« Mittagsmahles, das di« sächsischen Gäste dort emuahmen, da« .Deutsche Lied' an. Die Gäste waren über diesen Emp'ang sichtlich erfreut und brachten den Bewohnern BlünnS em dreimalige« herzliche« Lebehoch. — Da« am Sonntag abgrhaltene gemeinsame Turnfest der Landgemeinden au« der Umgegend Leipzigs auf dem Kuhthurmr bei Lindenau ist auf das Beste und Gonüthlichste verlaufen. Die Zahl der Turner betrug eiwr 7 bi« 800, die Zahl der Zuschauer Mochte sich auf 5 bi« 6000 belaufen. — .Leipzig und die Leipziger. Heitere Wanderun gen eines AmeiikanerS durch Leipzig/" Von Hugo Bier, ling', und: Schilderungen er Witz hat leider kein A«V«L. Gr läßt sich nicht erbuchsta- hiren. nicht «büffeln, nicht erheucheln, nicht erschleichen, nicht erraff»», nicht einaießen. nicht einprügeln. — Wie Minerva voll endet au« dem unsterblichen Haupte Jupiter« h-rvorlprang. so muß der Witz allerrlt fertig au« dem armen, reraänglichen Schädel eine« Sterblichen hervorsv'ingen. Ein sarkastisch« Witz ist oft wi« «in Aderlaß; wie dies« zuweilen mehr wirkt, als alle Medicin, so bringt jener oft größeren Erfolg hervor, al« eine stundenlang« Demonstration. Der Witz ist Sieger im Sa. lon, Sieger auf der Rednerbühne, Sieger auf dem polemischen Schlachtfeld«, ja Sieger sogar in der Liebe, denn wer di« Zwerchfelle der Damen sinnreich erschüttert, der erschüttert auch ihr« Herzen. — Wehe Dem, der sich gegen Denjenigen in «inen Kampf «inläßt, dem die parteiische Mutt« Natur da« reizende Privilegium de« Witze« ertheilt hat — er hat gleichsam gegen unsichtbare Waffen zu kämpfen; er weiß nicht, woher er die Ohrfeige bekommt. Wer Witz hat, witzelt sich sein Elend hin- weg und würzt sich «in kleine« Vergnügen zum größten. Kar- löffeln beißen sich in dem Munde wie Fasanen, Wasser schäumt in seiner Gurgel wir Champagner, und wa« er mit dem Zau- brrstab« seine« Witze« berührt, verwandelt er in Gold. Der Witz macht den Schwachen dem Mächtigen, den Armen dem Reichen, und wenn er sich mit Stelengrößt paart, den Diog«. neS dem Alexander leich. Aus all' diesen Gründen ist der Witz heutzutage das Idol de« Publicisien, da« Stoßseufzergebet re« Recensenten und dl« Parforcejagd de« Salonmenschen. Der Advocat will witzig plaidiren, der Professor w'tz'g dociren, der Poet witzig versificiren, der Witz ist da« goldene Kalb de« Poeten, um «inen falschen Witzsilberling gehen sie hin und verrathen die neun Musen. — Diese und ähnliche Gedanken tauchten in uns auf, alt wir im Laufe dieser Tage den mehr, fach erschienenen humoristischen Schriften über da« Dresdner Vogelschießen ein Paar Lesestündten geopfert; wurden wach, al« wir im zweiten Theater ein Lustspiel und Genrebild mit Ge« sang gesehen, und fliegen wieder empor, als wir die oben an- gezeigten humoristischen Schilderungen und heiteren Wanderungen durchgelesen. — Man weiß, wie man et anzufangen hat, «in Gelehrter, ein Virtuos, «in Staatsmann, ein Held oder Stadt, verordnet« zu werden, aber wie man e« anfängt, «in witzig« «in Humorist zu werden, hier liegt der Hase im Pfeffer. Bor mehreren Jahren erschien: .Da« humoristische L'ipzig' und vor ungefähr zwanzig Jahren: .Bunte« Leipzig", da« letz'»« von Barthold Seuff. Diesen beiden Gaben flehen vorg.nannt« Schriftchen von Birrling unbedingt nach, obg'eich der Verfass« eine trefflich« BeschauungSgade hat. Man vermißt da« Treffen der Leipzig« Charakier«, wir die« der selige Htrloßsohn und vor »llm Gustav Butzig« so vorzüglich gethan. Bierli»g« Geschichten können eben so gut in Magdeburg, Stettin oder Buxtehude spielen. Trotzdem lesen sich solche ganz gut, denn eine gewandte Feder leuchtet hervor. Nur da« Humoristische, «S ist sehr schwach vertreten, wa« denn doch wohl verlangt wird, da et der Titel verspricht. Feigheit, wenn dir Kanonen, kugeln gerade nicht am Ohrläppchen vorbeisausen, kann sich den Anschein der Tapferkeit, — EgoiemuS, wenn er nicht etwa gleich auf der Stelle «in Opfer bringen soll, den Anschrin der Menschenliebe, — Armuih, Schuldcnmachen den Anschein de- Reichtbum« geben, — Witz und Humor jedoch haben da< Ei« genthümbche, daß man nicht humoristisch und witzig sein kann, ohne «S wirklich zu sein. — Aus Ellerlein schreibt der dortige HilfScomitee: „Für die hiesigen armen Abgebrannten find bereit« so reichliche Spenden tingegangen, daß wir uns gedrungen fühlen, schon vorläufig un fern wärmsten Dank au-zudrücken. Große Sorge und Noth ist bereit« durch die empfangenen Liebesgaben gemildert worden. Da- durch, daß wir die «ingegangenen Naturalien und Kleidungsstücke nach gewissenhafter Bemessung verthrilt, die Gelder aber anfangs zur Beschaffung von Brod und je nach Wunsch der Bedürftigen al« Vorschüsse zu Anschaffung von Handwerkszeug und anderm .Leipziger Photographier». Humoristische! WirthschaftSgeräthe rc. verwendet haben, glaubt der Lomite« sein« des Leipziger Familienlebens/ Bon demselben Aufgabe bl« jetzt sowohl im Sinne der Geber, al« zur Zufrieden- 186l. — J«d» Wissenschaft heit der Empfänger sein« Pflicht nachgekommen zu sein, läßt sich «lernen, denn jede Wissenschaft hat ihr A-B-C. A»er vollständige endliche Vertheilung, sowie Outttungablegung kann