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68. g«hrg«»-. O 288 Sonnabend, 26. Juli 1624 Gegrün-el 18SK Dradtanichriit: vochrlchle» Der».»». F»rnlpr»>t>«r-Sammelnummer SS 2<»1. Nur Mr NachlgelprSche: 20011. vom ia.»l, 31 guli lS34d«IIä,Uchjw,>m,li,«rZulIellun,Ir»i K,u.I.L0«vldm,rk. Lk)"vlll)i >V,ftk»,ug»»r«i»iiir Monat Juli Z.liv G.ldmark. Eixzelnxmmee t» w»ldpsen,i>. Di« !Un,»l,en werden noch Soldmark berechn«!; di» »inIpaUla« 33 mm drell, Anzeigen-Preise: aukerdald 2<X> Pi«. Oslerlengebühr lv Psp Iluow. Auilrllz» »eyen V»rausd»„»I. Schriftleilung und Hauplgeichäftsllell«: Marienilrahe 38/40. Druck u. Verlag von Vteplch » Velch.rtl ln Dresden. Poftlckeck-Aonlo 1068 Dre.de». Nachdruck nur mil deulllcher Quellenangeb, «.Dresdner Nachr.'l zulillsig. - Ilnverlan,«« Schrlllftlicke werden nichl «ulbewadri. l-iolel kellevue ^3c>1M>tt3gt6s^ lviittsg- uncj /^dsncj- tsfsl ssf 661° Ik55SS86 im EslFsr, binci im I655SSS65>5S3> SN cisr Lids öeksnnts vo^nsiims Dsksl musik /^bsncl l^S^IFIOIF Deutschlands kinladung gewiß! Erste Verhandlung mil deutschen Vertretern voraussichtlich am Donnerstag nächster Woche. Amerikas Unwille über Frankreich. — Eine Operation wie -ie Ruhrbesehung -ars nicht zweimal unternommen werben. Grundsätzlicher Beschluß -er Einladung Deutschlands. lL o » d c r d i r n st von der Londoner K o n > e r e n z.s London, L'». Juli. Die Führer der fünf Delegationen haben heute vormittag von 1» bis lL Uhr unter dem Borsitz von Macdonald ihre tägliche Besprechung abgchalten. Nach Anhörung der beiden juristischen sachverständigen ist die Ein- ladung Deutschlands zur londoner Konferenz grundsätzlich beschlossen worden. Die offizielle (Einladung wird indesien erst versandt, sobald die Kommissionen ,nit ihren Arbeiten weiter fortgeschritten sind. Die Einladung wird vermutlich im An- schlus, an die Plenarsitzung kommenden Montag abgcsandt werden, wenn die Kommissionen eine Verständigung in den strittigen Fragen erzielt haben. Nächste Vollsitzung am Montag. (S o n d e r d l e u st von Ser Londoner K o n i e r e n z.l London, 25. Juli. Die nächste Vollsitzung ist aus Montag nachmittag 4 Uhr festgesetzt worden. Lallte inzwischen kein neues Hindernis anstrctcn, wird die Ankunst der deutschen Dele gation am Mittwoch und die erste üonscrcuz unter deutscher Beteiligung am Donnerstag stattsinden. Mittelbar ergibt sich daraus eine U c b c r b r ii 6 u n g der Gegensätze. Es sind aber im Augenblick die vorhandenen Schwierigkeiten noch keineswegs ganz überwunden. Insbesondere ist die Bank welt noch nicht zusricdengestcll«. Angeblich soll die Vcrmitt- lungsaktion der Belgier Aussicht aus einen Erfolg haben. Man rechnet damit, das; die Paragraphen des FricdcnsvertragcS, wonach die NcparationSkommission ihre Rechte aus weitere Kommissionen übertragen kann, die Brücke bilden werden. Die Hauptdelegierten trafen sich heule früh in Downing- street zu formellen Besprechungen und Zusammenkünften mit den Bankiers Die Sitzungen dauerten in den ersten Nach- Mittagsstunden noch an. Aber es ist nnmöglich, irgend etwas wie einen Fortschritt zu sehen oder zn sagen, welches Ergebnis diese Besprechungen haben werden. Die Ausschüsse haben jetzt alle ihnen zugewiescnen Arbeite» fcrtiggesiellt und müssen sich nun mit den grotzeu Fragen beschäftigen lWTB.i Neue Umgrenzung -es Konserenzprogramms. London, 25». Full. Hcrriot und Macdonald haben sich, wir berichtet wird, darüber geeinigt, dasi sich die Kon ferenz. um sich nicht weiter ins Uferlose zu verlieren, aus die Entscheidung folgender süns Punkte beschränken soll: 1. Die wirtschaftliche Räumung der Ruhr. 2. Die militärische Nänmnng der Ruhr. 3. Die tm Januar aktuell werdende Frage der Räumung der Kölner Zone durch die Engländer. -l. Die Frage dcö individuellen Lanktionsreckits. 5>. Tie Frage der geforderten Msitz sranzösisch belgischen Eisenbahner im Rheinland. Hcrriot soll dabei gesagt haben, dasi er ln jedem dieser fünf Punkte den englisch-amerikanischen Wünschen so weit wie möglich e » t g e g e n k o m m c n wolle, doch müsse er dann, »m seine parlamentarische Lage überhaupt halten > ^ :-ea, einige Konzessionen erhalten. Londoner Stimmungsbild. London, 25. Füll, lieber die allgemeine Atmosphäre ans der Konferenz erfährt Reuter: Heute abend herrscht in verantwortlichen Kreisen das Gefühl einer „behutsamen Zu versicht". Es wird erklärt, das, alle Beteiligten entschlossen sind, eine Regelung zu erreichen. Man sei sich vollkommen der Tatsache bewusst, das, die öffentliche Meinung in jedem Lande irgendein endgültiges Ergebnis erwarte. Alle Dele gierten sind natürlich von dem Gedanken, was geschehe» könnte, wenn ein Uebcreinkvmmcn sich als unmöglich erweisen sollte, sehr beunruhigt. ES wird erklärt, dasi die Konferenz bereits einen grvsien ihrer Aufgaben erledigt habe, und das, alle Arbeiten, die Ihr oblagen, so gut wie beendet sind. Was jetzt noch übrig bleibe, seien politische und halbpolitische Fragen, die über die Zu ständigkeit der Sachverständigen hinansgehen und deren Be handlung den D e l c g a t i o n s ch c f s überlassen bleiben nrusi. ES geht das Gerücht um, dasi heute in den Besprechungen zwischen den Bankiers und den Finanzsachverständige» der Kvilserenz eine neue Kompromisilormel ansgctaucht sein soll, die mehr Aussicht aus Annahme ans beiden Seiten besitzen 'oll. als icdc andere, die bisher zur Erörterung gestanden habe. Der Kernpunkt des Berichtes der zweiten Kommission, der am Montag zur Debatte gelangen wird, ist die Festsetzung der beiden Daten, und zwar des 15». August und des 15». Ok tober, bis zu welchen die beiden Etappen der wn tschosliichen Räumung des Ruhrgcbietes vollzogen werden sollen. Die Besprechungen über die Haltung der Bankiers habe» den ganzen Tag über forlgcdauert und werden auch wänrend des Wochenendes fortgesetzt werden. Es isi also jeder Zeit verlust vermieden. Eine andere Frage, mit der die Konferenz sich zn be fassen hat, ist die bevorstehende Einladung deutscher Vertreter. Fn diesem Punkte ist kein endgültiger Schritt vor Montag zu erwarten. S8aS die Dauer der Konferenz betrifft, so besteht starke Hoffnung, bas, der schwerste Teil der Arbeit am Montag über acht Tage erledigt sein wird. Die Zukunft -er Renlenbank. Die Grundlagen des neuen Agrarkrcditinititiits. Zur Finanzierung der Ernte, die teilweise schon ans dem Halm verpfändet ober verkauft werden musile, die zn berge» aber eine für weite Kreise der Land Wirtschaft schier unlösbare brennende Lebensfrage ge worden war. hat letzt die Negierung eine in Anbe tracht der allaemeinen Krcditnvt sehr umfangreiche Kredit aktiv» eingcleitct. Ob sie ansreichen. ob sic bei der völligen Auszehrung der Landwirtschaft von Betriebsmitteln genügen wird, um den drinaeu: sien Angenblicksbedarf zu befriedigen lä^t sich vor der Hand noch nicht übersehen. Aber möglich ge worden ist sie nur dadurch, dasi man jetzt bereits mit der ge planten Umstellung der Rcntcnbank zu einem grosic» Agrar- krcditinsiitnt als einer feststehenden Tatsache rechnet, dasi man die notwendig kurzfristigen dreimonatigen Kredite der Reich - bank und der prcnsiüchen Staatsbank mit Hilfe der künftigen Agrarbank in langfristige, drei Fabre laufende Verpflicht»» gen umivcindclt. Ter Gang der Entwickelung der Reisten bank ist damit vvrgezeichnct. Die Nciltcnmark. die uns in den acht Monaten ihres Bestehens ans Herz acivachscn ist. soll nach dem Spruch der fremden Sachverständigen verschwinden. Sic war uns in surchibarster Slot ein wirklicher Neltnngs anker, sie hat — erst misstrauisch begrüsit. dann vom Ans lande bewundert und angestaiint — das Rad der Wirtschasi in Gana gebracht, hat uns ans dem verhängnisvollen Ucbel der Inflation ans eine gesunde Rechnnngsgrnndlage gebrasst und hat — von der „Timci" als die grösste Tat der Finan.z- acschichte aller Zeiten gepriesen — den Beweis dafür er bracht. dasi eine Währung durchaus nicht immer ans Go!d snndicrt zn sein braucht. Wenn nun die Reistcnbank wegen der cnaen Nersnüpsung Deutschlands mit der aus Gold gri'ndlagc eingestellten Weltwirtschaft der neuen Golduoten bank der Sachverständiaen zum Opfer gebracht wird, so sprechen hier Zweckmässigkeitsgründe, denen mgn sich „ich! verschliesicn knnn. Aber nns jeden Fall ist der Berstich an gebracht, den genialen und in der Praris bewährten Ge danken. der der Reiilciibgnk zugrunde liegt und der kür die heutige Zeit sehr beträchtliche Summen flüssig macht, als willkommenes Werkzeug zur Linderung der lähmenden Krediinvt zu verwenden. Erleichtert wird dicker Versuch durch die Tatsache, dasi ohnehin die Nentenbank nicht ur- plötzlich verschnsinden kann, weil sie für t.2 Milliarden Kredite an daS Reich gegeben hat, die nur in längerem Zeitraum die Sachverständige» sehen dafür M Fahre vor — geiilgi werden können. Die istentenbankscheinc müssen darum min destenS In dem Masie der icwciliae» Höh? des Reichskredits allerdings in von Fahr zu Fahr fortschreitend acringercr Höhe in Umlauf bleiben. Hinz» kommt einer der viele» Fehlschlüsse der Sachverständigen, wie sie das Gutachten am weist, nämlich der. dnsi die ansier demReiche noch dcrWirtichaii geaebenenKreditc sehr bald znrückaczahlt werden können. Das mag für Handel und Fndnsiric zntrcsscn. die mit ständig fori laiifcndem Geschäfts und Prvdnsüonsgang immer wieder neue Mittel erhalten. Für die lllili Millionen Landwiiii'chasis krebste aber isi diese kurzfristige Rückzahlung mit Rücksicht ans die nur cinmalige Ernte im Fahre nickst möglich. und so ist zweifellos anstiiias noch mit einem aeaenüber dein Bora» schlag erweiterte» Umlauf von llienteninark zu rechnen. m!e er in dem neuen Nvteiibansaesetzentwnrf ans Grnnd des G>,1 achtens anscheinend auch vorgesehen ist. Ta !m übrigen die als Goldnoienbank nmaestellte Rcichsbank für die übrige Wirtschaft kurzfristige Kredite vvrsiekst, die für die ani lang fristkgc Darlehen angewiesene Landwirischaii nicht in Frage kommen, ist es um so notwendiger für sic das bewährte Institut der Ncntenbans als reinen AararinstitntS beizub" halten, das ans dem Weac der Selbsthilfe die Krediiarnndlaae für die Landiviistschait bietet. Sicherlich wäre es der richtigere Weg, die Krediti'ragc der Landwirtschaft durch die bisherigen altbewährten Kredit institute zu lösen. Aber ihre Kasse» sind ebenso leer wie alle Gcnoffcnschafts- und Sparkassen, und die innere Sparkrast, die Grundlage aller derartiger Versuche, ist gleich Null. Fn dieser Geldnot wirkt darum die hnpvthckarisckic Belastung des Grundbesitzes, auf die sich die Rentcnbank gründet, als eine Art ZwangSsparkafle, die in fortlaufend steigendem Matze Kreditmittel für die Landwirtschaft freimachen kann. Es darf hierbei natürlich nicht verkannt werden, datz die Bei behaltung der Grundschiiidbelastung und die sich aus ihr er- gebenden Zahlungen eine schwere Last bedeuten, aber diese Saft könnte auch ohne die Umstellung der Rentenbank in ein Agrar» kicditinstiiui nicht von den Schultern der Landwirtschaft g«v Die unabänderlichen Forderungen -er Finanzkreise. Kerriols Stellungnahme mißfällt in Amerika. Ncuyork, 25». Fuli. Finanzielle Kreise und auch ein grosicr Teil der politische» Presse änsiern sich ungehalten über die Stellungnahme HcrriotS in London und greisen die Haltung Frankreichs in der Frage der Nuhr- bcsctzung scharf an. Hcrriot wird falls cs in London schief acht- siir alles meiicre verantwortlich aemacht. Die Skepsis der FilianzkreUe wächst und es werden unabänderliche auf Frankreich gemünzte Voraussetzungen für die An nahme ausgestellt: 1. Frankreich gibt die Sicherheit, dasi es Fnvasione» in Deutschland uutcrläsit, da dieses sonst nicht kreditsädia ist. S. Der Dawesplan stellt in seiner augenblicklichen Form das aus, er sie Z u q c f« ä n d n i s an Frank reich dar. 3. Sicherheiten gegen einen ncncn Krica. Die Reparationsfrage musi de» Politikern entwunden und einem internationalen Komitee unterbreitet werden. 5. Der Zweck der Anleihe m»si arnan umschrieben werden. S. Hnpoihckarischc Sichernnge» im »Falle einer deutschen Versäumnis. Die Bankiers haben die politische Führung in London. Bedeutungsvolle Kassandrarnsc deS „Journal des D«-bals". Paris. 25. Full. „Journal des D> bats" schreibt zur Lage in London, niemand werde bestreiten, dasi ohne Verständig»»«» mit den Bankiers der Sachvcrständigenplan znsammenbrechcn müsse, und er könne nicht in Gang gebracht werden, wenn die ihm zugrunde liegende Anleihe nickst gelinge. ES hätten also Gründe Vorgelegen, die grosicn englischen und amcriknnischcil Final,zlcutc zu Rate zu ziehe», und man müsse nur bedauern, dasi Hcrriot nicht daran gedacht habe, auch die Unterstützung oder den guten Rat von Vertretern der französischen Bank- wclt in Anspruch zn nehme». Desgleichen siche fest, dasi den Forderungen der Finanzlcntc in weitestgehendem Masie Rech nung getragen werde, und das, sranzösisch, rseito viel geschehen müsse, um gewisse, sehr erklärliche Befürchtungen zu ent kräften. Man müsse sogar in dieser Beziehung sehr weit gehen, da es nicht dem geringsten Zweifel nntcrlicgc, dasi eine Operation wie die Rnhrbcsctznng nicht zweimal unternom men werden könne. ES handle sich im Augenblick um eine Lignidation. Diese könne nur dann günstige Ergebnisse zeitigen, men» sic unter den Voraussetzungen der Aufrichtigkeit und der Lvnalität stattfinde. In dieser Beziehung seien die unterbreiteten Vor schläge geeignet gewesen, den Geldgebern die umfassendste» Garantien zu biete». Abcr die Bankiers seien ivcitcrgcgangen. und es sei ihnen einige Tage hindurch gelungen, sozusagen die politische Führung der Konferenz an sich zu rcisie». Die Bankiers bemerkte» abcr nickst die Kvnseaucnze» der eine» oder der anderen ihrer Forderungen. Sic sehen nicht, dasi die Regierungen sehr wohl am Tage nach der Konferenz aus einen »ntibcrivindlichc» nationalen Widerstand stoben könnten. Was dürfte von dem Sachverständigen»!»» übrig bleiben, wenn in einem oder in mehreren der beteiligten Länder Miiiisierkrtscn ausbräckien? Es sei Lache der Regierungen selbst, dieser Möglichkeit vorznbengen durch entschiedene Aus- rechtcrhaltnng des Grundsatzes, dasi die Politik nicht vor der Finanzpolitik znrücktrcten könne.