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843 — Ü4S — In grauer mürrischer Herbsimorgensrüdc war's, da überbrachte Richte mit kahlem Antlitz. das Blücher inner anderen Umstanden, bei Lage und in weniger gespannter Erwartung, gewiß besorgt. gemacht hätte. die Meldung der Berna- doiteschen Entschließung. Kein Mensch weiter als Gneisenau. Blüchers Dchlacht- genie. ivabnte dieser Szene in 'BlücherS kalilem Schlafgemach bei. Die Unterredung der beiden (Generäle wührle nur kur». Tie Stunde drängte, und so musite man eben den ungleichen Handel avschlresien und Ja und Amen sagen. Nur konnten sie ibr Erstaunen nicht unterdrücken über diesen aus- sallend küisnen Plan, der die Entscheidung energisch durch Gegenmaßrcgeln auf. nahm und sich nicht aus die Verteidigung, das Abwarten aus Napoleons Augriss beschräukle. sondern noch über Blüchers Plan hinauoging. Das klang so gar nicht nach Bernadotte. „Hm," sagte der Alle, die Besprechung beendend, „also denn man ringe» bissen in den sauren Appel." Tann sah er im Halbdamm er des von trübem Oel- licht nur spärlich erleuchteten Raumes seinen brauen Major noch am Türpfosten stechen und meinte leutselig: „Na, mein bester Major — legt Euch man nvch'n bisken auss Ohr ", aber keine Antwort kam. und als Gneisenau wie Blücher .erstaunt dem Schweigenden ins Gesicht schauten, leimte da mit geschlossenen Augen, todbleichen Angesichts ein ohnmächtiger Mann, den alsbald ei» paar Ordonnanzen und Unterossiziere mehr ivegtrugcn als führten, während man schon nach Blüchers Generalarzt rief. „Auch das noch!" seufzte der GrciS zu seinem Gneisenau. „Mutz uns der arme Kerl schlapp werden. Hossentlich erholt er sich wieder." „Jedenfalls." meinte Gneisenau bedeutsam, „würden wir gerade setzt doppelt schmerzlich den Berlusk dieses ausgezeichneten Offiziers zu beklagen habe,,." Blücher nickte. Sr war schon mit all seinen Gedanken beim Ausbruch. Bald rasselten die Alarmtrommeln durchs preußische Lager im Morgengrauen, und nicht lang', da zogen die Kolonnen ab. der Mulde zu, die man ungesäumt bei Tüben passierte und die kaum zwölf Stunden später Napoleon mit Aufbietung höch ster Geschwindigkeit erreichte, und grimmig fluchend daS Nest leer und den Vogel über das Wasser ausgeslogcn sand, auf Leipzig zu. In den Nachmittagstnnden war ein Bauernsuhrwcrk zur nächsten Sttrdt daoongerumpelt. Unter seiner Plane lag ein fiebernder Offizier: Blüchers ge treuer Scabsmajor von Rühle. 12 Kapitel. Sude gut, alles gut. Wer nun glaubt, daß BlücherS Generalstabsmajor nunmehr sang- und klang» Io? von der groben 'Bühne der Welt und der kleineren des Vaterlandes verschwun den sei. der hat erstlich wenig Zutrauen zur körperlichen Zähigkeit unseres Helden, sodann Zweifel an dem guten geltenden Prinzip höchster WeltweiSheit, das! die Vorsehung einen Menschen von Ser Art unseres Majors von Rühle nicht zu Grobem fertiggemacht. ihn durch alle Leiden und Prüfungen führt — nur, um ihn mitten im schonen Aufstieg endgültig auszuschlicbeu. Zwar die brausenden Ereignisse der welthistorische» Tage von Leipzig und die vorhergehende» Drangsale, nicht zuletzt mit Bernadotte, der noch dicht vor Leipzig letzte Winkelzüge versuchte und Rühles Nachfolger, dem Major von Faikenhann womöglich noch gröbere Scherereien bereitete als Rühle, der seinen Pappenheimer schon kannte, gingen fern von dem fiebernden, nach einem Städt chen vor Halle transportierten Offizier ihren gewaltigen Gang — aber mit Leipzig war Europa noch nicht vom zähen Korse» befreit und das deutsche Vater land noch nicht endgültig geordnet. Darüber mußte erst noch das alte Jahr zu Emde gehen und das neue Jahr 1814 fast ablausen, bis die Welt endgültig ans atmen durste. Major von Rühle erholte sich rasch. All seine Gedanken weilten bet den Brüdern, die dem flüchtenden Korsen nach, an und über den Rhein nach Frank reich hineingezogen waren, und lieben ihm in dem nun so unheimlich still ge wordenen Gelände der Riesenschlacht keine Ruhe mehr. Da flatterte eines Tages, da er besonders lebhaft an seine glühendver ehrten. genialen Vorgesetzten, seinen Blücher und Gneisenau dachte, die ihn ge wiß nicht vergessen, ein königliches Dekret ins HauS. Darin stand, das, der Blitchersche königlich preußische Generalstabsmajor von Rühle zum Oberstleutnant ernannt und ihm die Ausgabe eines Generalkommissars für die dcütsche LandeSbewaffnung Nit dem Sitz in Frankfurt am Main Weltlagen sei. Rühle lieb das kostbare Schreiben sinken. Sein Auge glänzte seucht und er murmelte einen Dank gegen den gnädige» Königlichen Herrn, der ihm ein so ährendes veruntivvrtiingsschweres Kommando übertrug. Des Monarchen und seiner Berater Scharfblick konnte keinen besseren Mann an diese Stelle berufen, als Rühle von LiUenstecn. dessen hohe orgaiiisatorische Aulageii sich ja schon i» seinen diplomatischen Sendungen in die verschiedenen Hauptquartiere erwiesen hatten. Hier sollte er nun aus dem Nichts rin Etwas schassen — und zwar sehr viel, denn viele deutsche Soldaten wurde» für den weiteren Feldzug gebraucht. Sehen wir nun, »vic nnser neubackener Oberstleutnant den an ihn ge stellten schweren Ansorderungen genügte. Ein dienstlicher Bericht an den preutztschen SlaaiSministcr Grase» Hardenberg meldete schon Ansang 1814: 111185 Mann nebst Vit Geschützen stehen teils im Felde, teils seien sie aus dem AuS- marsch. Außerdem sind NWOiM Mann Landsturm voübemassnet, sogar teilweise schon im Großherzogtllm Bade» und zur Bewachung des RheinuserS verwendet. Welch ungeheure Tatkraft, welch ganze Hingabe muß dazu gehört haben, dem Vaterland diese Quellen erschließen zu Helsen. Und wieder mußten auch die Nächte heran, diese stillen Nächte bei einsamer Studierlampe, wie damals zu Breslau im iibcrströmcndcn Glücks- und Dankes- gestthl. In diesen Franksurter Nächte» entstanden ie»e grundlegenden militärischen Lehrbücher, die über HeercSbildnng handeln und nach dem Friedensschluß den Namen des dann schon Oberst gewordenen geniale» Offiziers als Taktiker und Militärwissenschastler berühmt machten. Wer kennt nicht -Heinrich von Treitschke, einen der größten deutschen Ge schichtsschreiber. Null, dieser bedeutende Mann spricht in seinen Werken oft vom Obersten von Rühle, und das stets mit höchster Bewunderung. Ist eS nicht selbstverständlich, daß so ein wahrhaft hervorragender Offizier rasch die Stusenleiter der Ehren und Ränge cmporklomm'? Die Jahre nach dem deiikivürdigen Kriege, die Jahre ruhigen, fröhlichen Sichentfaltens sehen BlücherS Getreuen überall, wo es in der neuerstarkten Monarchie galt, bahnbrechend an erster Stelle mitzuwirkcn — lmld als General stabschef des Militärgvuvcrneiirs der Rhcinvrovinzcn, bald als Spczialkvmmissar auf dem Wiener Kongreß, wo es galt, in all den schwierigen, strittigen Friedens- Verhandlungen die Interessen des Vaterlandes zu wahren. Daß ihn der alte Blücher »nd sein Gneisenau nicht verlassen, beweisen deren wiederholte Eingaben, den Oberstleutnant von Rühle wieder in ihrem Stabe zu sehen — freilich ohne Erfolg, da der ehemalige Generalstabsmajor nach Friedens schluß anderweit viel wichtiger und mehr gebraucht wurde. Weiterhin ward Berlin, der militärische Mittelpunkt des rüstig sich ent wickelnden Königreiches, sein ständiger Wohnsitz. Rasch avancierte er hier zum Generalmajor, zum Ehes des Großen Gencralstabes, zum Direktor der Kriegs akademie ldamals Kriegsschule genannt». Als Generalleutnant ward er dann zum Gencralinspckteur des gesamten MilitürbildungSwesens ernannt und be kleidete damit eine der wichtigsten Stellungen in der Armee. Gab es irgendwo etwas Bedeutendes ucuzuvrdncn oder gar zu gründen — dann ward gewiß Exzellenz von Riible zur Beratung zugezogen. Er hals die ersten Eisenbahnen mit anlegen: er ordnete die großen staatlichen Sammlungen, Museen usw. Denn er war aus allen Gebieten beschlagen — in Naturkunde, Pflanzen- und GesieinSlehre so gut wie in Kunst-, Erziehungs- und VerwaitungS- sragen. lieber all diese Gebiete schrieb der Unermüdliche bedeutende Bücher. Heute liegt in jedem Ofsizicrskasino, in jeder Bibliothek daS offizielle mili tärische Anzeigeblntl, das bekannte „Militärwochenblatt" auS. General Rühle von Lilienstern hat es gegründet und lange geleitet. Das war nur eins von vielen. Ein reichgesegnctcs erinnernngsvvlles Greisenalier folgte dem rastlosen Leben des Helden unserer kleinen Geschichte. Der Greis schrieb einem Dresdner Freunde die charakteristischen Worte: Es ist eine herrliche Sache um daS Leben, wenn man den Trieb hat. den Stofs, den man vorsindet, z» verarbeiten. Nur müßte der Tag dann 48 Stunden und der Mensch dann zwei Paar Auge» und Hände haben. — Noch heute leben viele des Geschlechtes der Rühle von Lilicnstcrn. In Sachsen blühen sie so gut als i» Preußen, und dienen wie ihr Vorfahr meist als deutsche Ossiziere ihrem König und Vaterland. Möchten sic. wenn die Stunde der Gefahr für unser herrliches Deutschland schlage» sollte, ihre Pflicht so treu tun und wir alle überhaupt — wie dieser treue Kämpfer von 1813, wie BlücherS Generalstabsmajor. SesKsoLo VolksuLbrrms! LS-K-ML «" SV- j N. «»dell»« LNSS. 2S.! rr.8««l,el>, 2VH LStLMsLKÄLiL ü« r»dne Haut nricki vline vräteo, sitannonkOrtix mkSiöltet, 1*lun,l 1*1. kolrunge, 8l6inbu11, tteilbuli, 6olc!bu11, ranäöi-, l.aeki8, leb. Kai-pien, Letileiö, Hummel-, Ki-ebee ete. DE' SestellonKeo odoe I^relsanr^plilss Ire» »NU8. s«I«I»Ii»ii 1034 Dresdner ^isckksllsn MeiMM >7. <»« ' L6U88658t §ÜII8ch6 ! Keiegelitieil aus einem großen Posten echter Pcrjer-Teppiche ver bleibende: Einige großeStücke, passend für Salon» Herren- ». Speisezimmer, sowie eine Anzahl mittlere u. kleinere « Stücke beabsichtige ich mög- ^ lichst sojort zu verlausen ü. s zwar gcg. Kasse zu jedem i annehmbar. Preis. Be- ^ sichtigung ohne Kaufzwang ' ab Dienstag d. 9. bis inki. Sonnabend den 13. Seplbr. täglich von 9 bis Vi6 Uhr in meiner Wohnung Strckilcner Str.tiT, v r„ zu erreichen mit Straßen bahn 5, Haltestelle a. Hauje. LüksttL, Nußb. u. Eiche, v. 125 ./t an. Eedicg. Arbeit. Lnvrm v IM« MM;, lUrl timtk.ri Ä. In l)o»en übr-o>> e-ks>tlirk kndrili Urban L bcmm - Lbarlottroburg MMMruvk, darunter feiner Wiener Tecgebäck-Brucki, in Tüten zu 5«4 ist wieder zu haben I iin iisnlor äsk «»nir «sNiNsIiZIl Ä. 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