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Dresdner Nachrichten : 25.06.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-06-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192206250
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19220625
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19220625
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-06
- Tag 1922-06-25
-
Monat
1922-06
-
Jahr
1922
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 25.06.1922
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»a« Dre«»o»r »achrtchle« L ßlk. 2»A S»mu«,. rs. Imri I«r Sette 2 stand das französisch« Sprichwort. daß »ein zur Macht ge- lauster Jakobiner -er größt« Reaktionär ist". «uff einen Teil der MehrhettSsozialtsten hat der Besitz -er Macht, in den sie durch die Novemberumwälzung gelangten, augen scheinlich in solchem erzieherischen Sinn« «ingeivirkt. Dal zeigt sich vor allem darin, -aß die Partei im Reiche ihre anfänglichen hochfliegenden Soztalisierungsvläne in -te Rumpelkammer gestellt hat. Bon den »Zielbewusste«" den Unabhängigen und Kommunisten, hat sie sich deswegen mancherlei Berunglimpfnngen gefallen lassen müssen. inS- besondere auch die «»klage, -atz die MehrhettSsozialistrn teilweise zu »satten Bourgeois* geworden seien, die mit dem Kapitalismus unter einer Decke steckten. Auf andere Ele- mente aber wirkt die Macht lediglich berauschend, und aus dem Rausch entwickelt sich dann» wenn die Ernüchterung in 'Gestalt der Möglichkeit eines Rücktritte- Platz greift, der Klebe,ustand, der es den von ihm Befallenen alS daS schwerste aller Opfer erscheinen lasst, sich von den Annehm lichkeiten und Borteilen mancher Art, welche die Macht mit sich bringt, zu trennen. Auch die erzieherisch durch die Macht Beeinflussten sind durchaus nicht immer von der Neigung, zu kleben, frei, aber am hartnäckigsten und auf- fälligsien pflegt diese psychologische Erscheinung doch bei der zweiten Kategorie auszutreten, und hierfür geben die gegen wärtigen sächsischen Verhältnisse ein besonders drastisches Beispiel. Die Unsitte, dass ein Kabinett, das mit Miss- tranenc-knndgebnngen förmlich überhäuft ist, durchaus nicht weichen will, ist erst mit dem Augenblick eingerissen, wo Lipinski der sächsischen Negierung seinen persönlichen Stempel anfgedrückt hat. Die rechtssozialistisch-demokratische Negierung mit Dr. Gradnauer alS Ministerpräsident und Ublig als Minister des Innern benahm sich durchaus kor rekt und zauderte nicht, die parlamentarische Folgerung zu ziehen. alS sie nicht mehr mit Erfolg amtieren zu können glaubte. Seitdem aber rollte der sächsische StaatSwagen ununterbrochen abwärts auf der schiefen Ebene des Radi kalismus und Lipinski als eigentlicher Lenker würde die Rosse immer weiter dem Abgrund cntgegenpeitschen, wenn nicht endlich im letzten Augenblick die bürgerlichen Parteien den Hemmschnh deS Volksentscheids vorgelegt hätten, um das Gefährt zum Halten zu bringen und die Zügel dem ein seitigen Partetpolitiker aus der Hand zu nehmen. Bei der Würdigung der Beweggründe, die das Kabinett Buck-Lipinski zu einer so schrver löslichen Verbindung mit den Ministersesseln veranlassen, wird man auch die Furcht gebührend in Ansatz bringen müssen, daß eS mit der ganzen rein sozialistischen Herrlichkeit ein für allemal vorbei sein wird, wenn die jetzige Regierung gegangen ist. Aeusscrlich wird zwar eine grosse Geste zur Schau getragen und man sucht sich den Anschein zu geben, als hege man vollkommene Siegeszuversicht. So haben die Kommunisten im Landtage einen Antrag eingebracht, in dem die beiden sozialistischen Regierungsparteien aufgefordert werden, die Auflösung des Landtages zu erwirken und in geschlossener Front für die Arbeitcrsorderungen den Kampf gegen die „Reaktion* zu führen. Gleichzeitig haben die Landesvorstände der Unab hängigen und Kommunisten, sekundiert von den MehrheitS- sozialisten und dem Allgemeinen Deutschen GewerkschaftS» bunö, einen Aufruf an alle republikanischen Arbeiter, An gestellte und Beamte erlassen, worin die Reaktionslegend« weiter ansgesponnen und die „äußerste Tapferkeit* für not wendig erklärt wird zur Verhütung der angeblich geplanten Anschläge gegen die Republik, den Achtstundentag, das Koalition-recht, mit einem Worte, gegen die gesamten Inter essen der arbeitenden Massen, „die wucherisch ausgeplünbert werden sollen*, und was dergleichen blühender Unsinn mehr ist. Die Mache bei dieser Gespenstermaleret ist so plump und durchsichtig, baß man eigentlich kaum glauben sollte, dass urteilsfähig« Arbeiter auf den ihnen hingestrichenen Leim gehen könnten. I» Wirklichkeit versteckt sich hinter dem ganzen Brimborium lediglich die Angst vor dem macht vollen Erstarken der gesamten bürgerlichen Bewegung, die im Reiche sowohl wie in Sachsen und den übrigen Cinzel- staaten keineswegs „reaktionären* Zielen zustrebt, sondern lediglich Befreiung von sozialistischer Misswirtschaft und Herrschsucht sowie von den unerträglichen Fesseln der Er- süllungspolitik sucht, weil diese die weitesten Schichten deS deutschen Volke- zusehends in völlige Verarmung und Ver elendung hineinstürzt. Dass auch in sozialistischen Kreisen die Einsicht in das wahre Wesen der bürgerlichen Opposition nicht fehlt, beweist ein Artikel der »Leipz. VolkSztg.*, worin darauf hingewiesen wird, daß die hohe Zahl der Etnzeichner in die Listen für das Volksbegehren erreicht worden sei, obgleich der Ansporn einer gegnerischen Agitation so gut wie völlig fehlt«. Tie aufrüttelnbe Wirkung eines Kampfes der Parteien, dessen Wirbel schließlich auch die Indifferenten mehr oder minder erfasst und fortreiht, sei nicht vorhanden gewesen, und trotzdem sei die grosse Zahl der Unterschriften erreicht worben. Daraus erhelle, dass die sächsische Arbeiter schaft bet einem Lanbtagswahlkampf einen se^r ernst zu nehmenden Gegner zu bekämpfen haben werde. Die Be deutung diese- Hinweise- auf die Stärke der bürgerlichen Opposition tritt besonder- in die Erscheinung, wenn man sich vor Augen hält, dass dem genannten Leipziger Organ Beziehungen zu dem Minister des Innern Lipinski nach gesagt werden. Zivischen den Zeilen kann man da die Be sorgnis lesen, dass die bürgerliche Bewegung so gewaltig anschwellen könnte, um die Wiederkehr einer rein sozia listischen Negierung in Sachsen für immer zu Hintertreiben. Daun wird da» Snstem Lipinski mit seiner geflissentlichen Bevorzugung sachlich nicht vorgebtldeter, sondern nur ,.g«. sinnungstüchttger" Elemente vor bewährten, in der Schule der Praxi» grob gewordenen Beamten nur noch al- un rühmliche Episode in der Geschichte unserer engeren Heimat fortleben und die alten gesunden Grundsätze bei der Leitung her staatlichen Geschäfte werden wieder zu Ehren kommen. Das ist ein aufs innigste zu wünschende- Ziel, wohl wert, dass ihm der Schwcth aller Edelsten, die ganze Energie deS Bürgertum» gewidmet rvird. Das Kabtnett Buck-Lipinskt darf in Sachsen keinen ähnlich gearteten Nachfolger haben, wenn es wieder besser werden soll in sächsischen Landen. Das Klebe-Ministerium hat so gründlich abgewirtschaftet, dass sein endlicher Rücktritt ein allgemeine» Gefühl der Be freiung, Erlösung und Befriedigung im gesamten sächsischen Bürgertum Hervorrufen wird. Leipziger Gewerkschaslskongreh. (Eigner Drahtbericht der »Dre-dn. N a ch r t ch t« n*.> Leipzig. 23. Juni. Auch zu Beginn der Abenbsltzung hatte der Bundesvorstand seine Sonderberatungen wegen des Abstimmungsergebnisses über den Antrag aus Austritt aus der Zcntralarbeitsgemeinschast noch nicht beendet. Infolgedessen erhielt zuerst Dissmann-Stuttgart (Metall arbeiters das Wort zu seinem Koreferat Uber OrganisationSsragcn nnd Methode« der Gewerkschaft-» Bewegung. Ter Redner ging davon auS, dass die allgemeine ökonomische Entwicklung sich in schnellem Tempo zu grossen industriellen Unternehmungen und Konzernen zu sammenhängender und verwandter Jndustriegruppen voll ziehe und damit zu ungeheuren Konzen, trationen kapitalistischer Kräfte. Diesen seien die Gewerkschaften in ihrer heutigen Form unterlegen. Im Kampfe um bessere Lohn- und Arbeitsbedingungen müsse deshalb dem straff organisierten Unternehmertum eine in grosse leistungsfähige Jndustrieorganisationcn zusammen gefasste Arbeiterschaft entgegengestrllt werden. Der Ge werkschastskampf werde benachteiligt, wenn mehrere Be rufsorganisationen in einer Jnbustriegrnppe ihr Be tätigungsfeld erblickten, besonders auch bet den Tarif- Verhandlungen. Dafür müssten für grosse zu- sammenhängenbe Industrien, z. B. Bergbau, Hüttonwesen Lebens- und Grnnssmitteltndustrie, Land- nnd Forst wirtschaft einheitliche Jndnstrteverbände geschaffen werden Im Namen der kleinen Beruf-grnppen führte Schön« felder-Hamburg lZtmmerer) au«, bet der Annahme der Dtssmannsch«« vorschläg, würben die kleiner«» Berufs gruppen schwer enttäuscht werden. Polnische Feste im deutschen Kattowitz. en Truppen Der Einzug -er polnisch in oas -euische ÄaUovitz. lv»n unser«« »»«»schlesisch.« «rttard«tt«r.» Satt«»Itz, 22. Juni. Dt« Polen waren von jeher Meister im Festesetern. Diesem alten Ruf verleihen sie heute neuen Glan-. Sie machen sich keine Sorgen darüber, dass der Eisenbahngüt.r- verkehr immer noch nicht wieder ausgenommen werden konnte, dass etn Teil de- PostdirnsteS eingestellt ist, da» die noch verkehrenden Personenzllge schon zwei Tag« «ach -er Uebernahme au- den Händen der deutschen Verwaltung mit stundenlangen Verspätungen eintreffen. Dt« festliche Begehung des Einzuges der polnischen Truppen in die Hauptstadt der Woiwodschaft Oberschlesie» ist ihnen wich tiger als ein geordneter Betrieb der öffentlichen Berwal- tnngen. Kaum haben sie die öffentlichen VerivaltungS- zwcige übernommen, da schlossen die einzelnen Verwaltun gen bereits heute wieder ihre Dienststuben, auch sie sollen und wollen mit feiernl Nur in einer Hinsicht sind die Polen trotz aller Festfreudigkett von einer rührigen Emsig keit: in der Beseitigung aller deutschen In. fchriften, die sämtlich in den letzten 24 Stunden ver schwunden sind. Schon am Vorabend deS TruppeneinzugeS begingen die Polen in ihren Vereinen eine Reihe von Festlichkeiten. Tie ganze Nacht hindurch knallten die Böllerschüsse, die den grossen Tag würdig einleiteu sollten. Nnd beim Morgen- grauen zeigte sich Kattowitz, bas deutsche Kattowitz, im reichsten Schmucke polnischer weiss-roter Fahnen. Wer wollte sich darüber wundern? Der von einem polnischen Oberbürgermeister dirigierte Magistrat hatte die Bevölke- rnng zum Schmücken und Beflaggen der Häuser durch An- schlüge und Bekanntmachungen aufgefordert. Und wo tak- tische Erwägungen nicht den Ausschlag gaben für die Be- flaggunq der Häuser, sorgten die polnischen „Orb- ner" in den frühen Morgenstunden durch Drohungen da für, dass die Häuser noch in letzter Minute Schmuck anlegten. Deutsche Hausbesitzer, die trotz alledem sich zur Beflaggung ihrer Häuser nicht verstehen konnten, erhielten noch in den Nachmittagsstunden des heutigen polnischen Nattvnalfeier- tages Drohbriefe mit der Aufforderung, das polnisch ge- wordene Gebiet wegen bewiesener deutscher Gesinnung und Beleidigung de- deutschen Volke» schleunigst -u verlassen! So spiegelte man den polnischen Truppen ein festliche» Kattowitz vor, deren Bürger in ihrer deutschen Mehrheit heute mit wehem Herzen an die glücklichen Städte Ober- glogan und Kreuzburg dachten, wo deutsche Truppen gleich- zeitig ihren Einzug halten. Korsanty, i« Frack und Zylinder, «it de« Monokel i« ««ge. bas ihm unentbehrlich geworden ist. seitdem er, der einst in Kattowitz da- Gnadenbrot an deutschen Freitischen aß, einige Millionen sein eigen nennt, teilt gönnerhaft Händedrücke auS, Rymer, der Wotwode, trippelt nervö» anf und ab. Sie alle, die empfangenden Spitzen, stehen vor dem Stabt- theater, dessen Inschrift: »Deutschem Wort, deutscher Art* den Herren so peinlich war, dass sie die grossen Buchstaben im Dunkel der Nacht durch Grün und polnische Adler noch schleunigst verdecken liehen. Endlich erfüllt sich die Sehnsucht der Polen, von denen die gesamte Landbevölkerung tn die Stabt geströmt isfund etn lebensgefährliches Gedränge ver- ursacht. Gellende Rufe: »Riech zyje Polska!" (Hoch lebe )olen) schallen durch die Luft. In zweistündigem Marsche ind die Truppen von der Grenz« her angerückt. wo sie be- Sermes gegen Aelsserlch. Der Schluß der RelchstagSfltznng a« Freitag. Berlin, 28. Juni. Nach der Rebe Dr. HelfferichS, die wir im Morgenblatt Wiedergaben, erklärte der Abg. Stöcker vor dem sich leerenden Hause: ES sei nur tn der deutschen Republik und im deutschen Reichstage möglich, dass etn Bankrottmintster und ein Kriegsverbrecher eine derart scham lose Rebe halten könne. Nach Ausführungen der Abgeordneten Sollman« (Soz.) und Sorell (Dem.) nahm ReichSsinanzminister Hermes das Wort und erklärt«, dass Dr. Helfserich mit seinen Be- orgntssen weit über das Ziel htnauSgeschossen et. Wir müssten doch dt« furchtbaren Ergebnisse eine- ver- örenen Kriege» liquidieren. ES sei maßlose Ueber- tretbung, die letzten Noten die verhängnisvollsten Schriftstücke zu nenne», die man kenne. Seit dem Londoner Ultimatum sei eine Entspannung der Lage und eine Erleichterung etngetreten. Mit den Methoden HelfferichS wäre da« nicht erreicht worden. Zäh« und harte Arbeit war notwendig. Auf dieser Grundlage bewegten sich reit» von Fnsuraenteuabtetlungen, Vereine» aller Art »s«. empfange» wurden, lk bis 20 Kapellen spielen, zugleich. SeibstverftLndltch eine jede Kapelle ein» and» tverstLndltch eine jede Kapelle ein« ander« Weise, »u- aber — deutsche M tlttä r märsch e. Da» gibt >m«u eine« Höllenlärm. Bauern ,u Pferd« tn alt- schen Trachten, etntge hundert Männer mit Sensen, meist -usamme« polnisch wilde von 5 «blich »eckten und die Deutschen brangfa «S Zuge», der den Polen «ine so kindliche Freude bereitet. Dann da» polnische 73. Fufauterte-Rrgtment. dal dt« künftige Garnison der Stadt Kattowitz bilden soll, «n der Spitze natürlich wiederum eine Kapelle. Da diese Truppe» nicht nur da» Land besetzen, sondern auch repräsentieren und werben sollen, bat dt« Warschauer Regierung ihnen vom französische» Geld« neue Uniformen geliefert, sie vom Scheitel bis zur Sohle neu eingekleibet. DaS Walten der französischen Militärmtssio« zetgt sich tn der gesamten Uniform, im französischen Stahlhelm, bet der Art der Kvmuiandvruse usw. Der Jnsanterie folgt da» Ulanenreatment Nr. 8, gleichfalls neu etngekleidct, mit gelben Lanzrnfähnchcn. Musiki Maschtnengrwrhradtetlungen, französisches Fabrikat, Artillerie, Geschütze Marke Creusot. Musik! Vereine. Musik, Menschen und Menschen und wiederum Musik. ViS bann schließlich zwei Dutzend Panzer- Automobtle und Tank» den Abschluss machen und ratternd nnd knatternd nnd fauchend durch die Strassen dampfen. Auf dem Ringe selbst überstürzen die FesttagSrede» einander, die alle den Geist des überhitzten polnischen Nationalismus atmen. Zwischendurch immer wieder Musik und Gesang pol nischer Lieder. Deutlich weisen die Redner auf die Polen tn Deutsch-Oberschlesien hin. Etn Kampf ist beendet, e» lebe der neue Kampf! Deutlich lassen die Reden der Führer er- och b . dass vtelmehr alle Kräfte angespannt werden sollen, um auch die „unerlösten Brüder* tn West-Oberschlesien zu befreien. Und wie im vorigen Jahre polnische fanatisch« Geistliche die polnischen Panzerwagen der Aufständischen mit ihren Mord- werkzeugen segneten, so darf auch heut« eine kirchliche Feier nicht fehlen. Den Reden schlteht sich eine Art Feldmcsse an. Endlich ist man nach 2>4 Stunden so weit, dass die Parade unter dein Kommando deS Generals Szepttcki beginnen kann. Ftlmoperateure kurbelten sich die Arme müde, auf un gezählten Photograpbenkasten wird der den Polen denk würdige Moment geknipst. Die polnische Kavallerie meint e» besonder» gut. Die reitet die Parade zweimal und zwar, damit die ländliche Bevölkerung auch ein besonderes Schau stück hat, daS zweite Mal im Galopp. Schliesslich ist auch das überstanden, die Mannschaften können zum Festessen ab rücken und die Zehntausend« von Landbewohnern tn ihre Heimatdörfer . . . * Deutsche Sonnwendseleru ln der Delchselnlederung. Maricnwerder, 24. Juni. Grosse Kundgebungen gegen den Raub der Aeichselbbrfer wurden gestern abend, wie die „Weichselzta." meldet, von sämtlichen Ortschaften der Wetchselnteberung auf den Wetchseldämmen anlässlich der Sonnwendfeier veranstaltet. Gegen Abend zogen an- den Ortschaften der ganzen Niederung und au» der Stadt Martenwerber ungezählte Menschenmassen in feierlichem Zuge unter Glockengeläut mit Musik und deutschen Fahnen nach den Wetchseldämmen. Um Uhr flammten auf der ganzen 44 km langen Weichselstrecke un gezählte Feuer anf. (W.T. B.) auch die Pariser Verhandlungen. Fortschritte seien zu verzeichnen. Der Minister besprach bann bi« Jrrtümer hei der Uebersetzuug der Note«. Tie Bemängelungen HelfferichS seien unberechtigt, ede Sprache habe Nuancen. Sachlich sei tn beiden extrn dasselbe gemeint. Die deutsche Regierung habe drei Borhaltnuge« gemacht: 1. die bentsche Souveränität nicht anzntaste«: 2. keine Störung der Verwaltung elntrete» z« lassen, und 8. kein Eindringen tn Stencrsrage« z« »erlange«. Die bisherigen Verhandlungen mit dem Garantte- komitee seien durchaus sachlich verlausen. Die Reich», regterung werde fortfahren auf dem Wege einer sachlichen, möglichen und positiv gerichteten Politik, die im wohlver standenen Interesse de» Lande» liege. Abg. Becker Hessen sD. Vp.) fordert, baß der Finanz- minister den Mut zum Rücktritt habe, wenn seine Er wartungen sich nicht erfüllen sollten. Für die deutsche Regterung könne nur der deutsche Text massgebend sein. Die Unstimmigkeiten tn den Noten seien allerdings sehr auffällig. Abg. Dr. Helfserich fand e» auffällig, baß der Kanzler nicht mit seiner Person für seine Politik cintrttt. Seine Erklärungen können durch die Ausführungen seines Ressortminister» nicht ersetzt werden. Der Redner erklärte, dass der deutsche Text bei den Noten massgebend ist. Aus die in Zurufen zum Ausdruck gebrachten Anschnldignnge« der Linke« eingehend, dass seine Vergangenheit ihn nicht berechtige, sich als Vertreter deS deutschen Volke» hinzusiellen, erklärte der Redner: Meine Vergangenheit vertrete ich «or meinem Gewissen und meinem Herrgott. Ich habe gearbeitet Tag und Nacht für das Wohl des deutsche« Volke». Der Abgeordnete Erz berge» hat seinerzeit eilte viel «ngehenerlichere KricgScntschadi» nng gefordert, als ich es getan habe. Bor dem l.Bootkriea Hab« ich «m Oktober 1»1« gerade,« flehentlich gewarnt. Ich wirs daraus hin, dass die» di« letzt« Kart« sei, die wir zn verlieren hätten, und was geschah? ES wurde eine mündliche und eine schriftliche Erklärung for muliert, in der der Reichskanzler ermächtigt wurde, »n den uneingeschränkte« U-Rootkrieg einzutreten. Man stellt« ihm ein« Blankovollmacht an-, und deshalb haben Sie (nach links) kein Recht. Personen de» früheren Regierung eine« «or- wnrs zu machen. Ich habe de« Reichskanzler damals ge beten, zn warten, bis ein formeller Beschluß vorliegt. Al ber Reichskanzler dieses ablehnt«. habe ich meine Entlassung eingereicht. Erst nachdem ich drei Tag- später die nner. hörten Forderungen der Entente vernahm, habe ich das Ge such zurückgezogen und bin anf die Vorstellungen der Fach, lcnte, der Kartell« nsw. schliesslich für de» U-Boo«krieg ein. getreten. Nun wersen Sie de» Stein auf mich! (Lebhafter Beifall recht-.) Nachdem noch «bg. Spahn (Zentr.) die Halttrng der ReichStag-mehrheit bezüglich der Eröffnung de» «nein eschränkten U-BootkrtegeS verteidigt hatte, wurde noch der crmächtigungsentwurf, der der Regierung die notwendige« Vollmachten zum Abschluss der SachlteserungSabkommen er teilt. gegen die Stimmen der Rechten und der Kommunisten angenommen. Nächste Sitzung: Sonnabend, 12 Uhr: Teuerungs-Inter pellation: ArbettsnachwetSgesetz: Arbeitszeit im Steinkohlen bergbau. Das Echo -er Aelchslagsre-e Selfferlchs. Berlin, 24. Juni. Die gestrige Rede Dr. HelfferichS im Reichstage beurteilt die „Kreuzztg." zusammensaflrnd da hin, dass dt« Deutschnattonale Partei auf diesen Tag stolz sein dürfe. Dr. Helfserich habe sich um da» Vaterland ver- dient gemacht. An der RetchSregterung sei e» jetzt, dafür zu sorgen, dass die klärende Kritik auch Frücht« trage. — Wie der Habicht, schreibt die ,,T ä g l. Runds ch.*. fuhr Dr. Helfserich unter die Nvvemberhühner und ihr kommuntstt- sches Drum und Dran. Kreischend und brüllen- vor Wut und Schmerz fuhren die von seinen Hieben Getroffenen auf- und durcheinander. Herr Wirth rutschte unter der Anklage- rede HelfferichS sichtlich in sich zusammen. Er ließ sich nicht locken und nicht reizen. Er war überzeugt, bah er nichts Bessere» für sich tun konnte, al» schweigen. Sein »Freund" Hermes musste für den nötigen Bedarf aufkommen. Der »Lok.-Anz." erklärt, dass HelfferichS Rebe zu etwas ganz Gewaltigem, zu einem Ereignis wurde, bas nicht nur in zufälligen Neusscrungen lag, sondern tn der Sache begründet war. AuS ihr erwuchs ihm Gliederung, Schlagkraft, Präzision des Ausdruck», und da» Fvrtrethenbe, das tn zwingend logischer Gedankenverknüpfung ruht. Er beschwor die Herren am RegterungStische, Männer zu sein, aber was dann folgte — die Ausführungen de» ReichS- inanzmtnisterS Dr. Herme» —, wird niemand mit denen HelfferichS in einem Atemzuge nennen. ES war eine schwäch liche Abwehr. Zu den von Dr. Herme» „Nuancen* genann ten UebersetzungSun st tmmtgkeiten der Noten der ReparattonSkommisston sagt bas Blatt: Keinem Tertianer — Herr Wirth. der Oberlehrer war. möge sich bet seinen Kollegen erkundigen —, liehe der Lehrer durchgehen, was hier amtlich geleistet wirb. Die entwürdigenden Umstände, unter denen Dr. Helsse- rich zu reden genötigt war, beurteilt die »Zeit*, das Organ der Deutschen VolkSpartet, mit folgenden Worten: ES wäre wohl t» keinem andere» Laude der Welt möglich, dass al» einziges Argument gegen die Gründe eines Red ner» die Beschimpfung als Kriegsverbrecher in monotoner Einförmigkeit sich immer und immer wiederholte» »ud dass bei der begründetste«, von alle« Seite« al» richtig an erkannte« Anklage gegen fremde Bedrückung nur immer wieder Anklage« gegen da» eigene Bolk nnd gegen das alte Regime lant werde«. Glauben di« Unabhängigen — von de« Kommunisten «olle« wir gar nicht rede« — wirklich, dass sie mit solchen perversen Selbstbeschulbignugen bc» irgendeinem Volke der Welt eine« anderen Eindruck Her vorrufe«, als de« de« Ekels? Was aber Dr. Helfserich, schreibt da» Blatt weiter, gegenüber ber ganzen Erfüllungs- Politik der vjcgierung vorzubrtngen hatte, war von so wuchttger Gchwere, dass man e» nicht begreifen konnte, oass der Reichskanzler Dr. Wirth es über sich ge wann, stumm diese Anklage, die in einer Aufforderung, die heutige Negierung vor den DtaatSgerichtShof zu stellen, gipfelte, über sich ergehen zu lassen. Die demokratische Presse hingegen bemüht sich, die nicht ab,»leugnende Wirkung ber Helstertchschen Rede dadurch abzuschwächen, dass sie, wie bas „U. T*. die Wirkung deS Redners lächerlich zu machen sucht. Etn politischer Neurhasteniker, den man nicht mehr ernst nehmen sollt«, ist für diese» demokratische Blatt ber gewaltigste Ankläger, den die Regierung Wirth se gefunden hat. , Die sozialistische Presse, wie ber „Vorwärts", spricht von einer trutztgcn Eisenstirn des Schuldbewussten, nnd bezeichnet Helfserich als Provokateur. Zum Schluss er klärt ber „Vorwärts", dass die» alles ja nur Zwischenspiel sei. Dieser Reichstag, der sich gestern noch seine» Lebens freute, existiere vielleicht in wenigen Tagen gar nicht mehr Wenn die Koalitionsparteien ber Regierungsvorlage übe, die Getretbeumlage ihre l würde die Sozialdemokratie eintreten. Unterstützung veüaaten, dann e demnächst.tu dt« Wahlvewegun«
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