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66. Jahrgang. AL 2SS Ss»«rag, 28. Juni 1S22 Bezugs-Gebühr Ä' *" LratztcmlchrVi U-ckrNHl«, »«,»«. yrrnlprrcher . Samm«lnumin»r 28 2.1 Kur für Nachlg-IprLch«: L0011. Di. >>! a» 32 n»m br.il. A«il» 7,— m., miherhalb Sachs«» »,— «. FamlUrn. an«»»««,, Ln,.>gen »nier Eiellen- und Wo„»u»a»marl>>. livuilig. An- und Der. Änzelgen-Pretse. »«L,» d>«gm»».-m. Dor,ug,pl»>,« >-»> Tar«. «,»-«»»>---u»nr!>g, g^« Dorau»d./,ad>ung. Einzelnummer l,SÜ M.. Sonnlas»au«iad» 2,— M. SchrMleltim- und 1taupkqelch»l»sl»I« M»rte»Nr»I>« SS/40. Druck u. Verlag van 3I«psch ck «elchardt in Drude«. PvMcheck-Nonl« 1OSS Dre.de». Dachdruck nur mit deutlicher vnellenangad» «.Dresdner 7>achr."i »ulilsst». — Iliwerlanglc SchrlslfiUck« werden ntchl ausdew-chrt. MEWMMMWWMWgWMSSIiWi! ^ oien» »»«»»«SlEpSvIr- V« >-» I« », «r> s, 6I> kür »II» keilisn un6 /^ulenlksll- vom Vorlüsssn üer Wohnung dir rur kolm- ksdr dsstst. — Policen sofort dsi Kmil Prsuk, Vorslcksrung, ^o»eirn»I«zf»tr. 1' l'elepkon: 14154 un6 14514 Orskt^vort: poNk'.epreuü Hülkert kra^er 81rs8e, Lvke SlckonlenelrLÜv. Trsnspoclsble kleccie in Sctirrii.clssissri rinci Su«3 — Ssvorrugl« ^sdrikst. s^rornsliisus-SsskoQiisr uricl i-lsrcks flonsn krocketts kisekiolgerL? Orssttsn-/^., DöpkerskrslZs S, 13, IS Außenminister Rathenau ernwrüet. Der Mörder im Automobil entkommen. Verlin. 24. Juni. Nach einer amtlichen Mit teilung wurde heute vormittag der Aeichsminister De. Ratheuau, kurz nachdem er seine Villa im Grunewald verlassen hatte, um sich ins Auswärtige Amt zu begeben, erschos sen. Er war sofort tot. Der Täler fuhr im Auto nebenher und sauste nach vollbrachter Tat weiter, (w. T. V.) Berlin, 24. Jnni. Näheres über die Ermordung und die Ergreifung des oder der Täter ist zurzeit noch nicht be kannt. DaS Kabinett ist sofort, wie wir hören, zusammcn- getretou. Die Nachricht von der Ermordung des Ministers, di« sich im Reichstag schnell herumsprach, hat die größte Empörung und Aufregung hervorgernfen. Auf der linke« Seite spricht man von einer organisierte« Mörderzentralc. Alles weitere dürste die baldige Untersuchung ergeben. Mau rechnet mit der Möglichkeit eines allgemeinen Streiks gegen die neue politische Mordtat. , Ueber die Ermordung des Außenministers gehen uqs von unserer Berliner Schriftleitung folgend« Darstelluy- "'Dr. Rathenau wollte sich im Auto von seiner Woh nung in Grunewald zu einer Prüfung von Konsuln nach Berlin begebe». Er fnbr kurz vor tl Uhr ab. Bier Mt nstten spätcr kehrte das Auto mit seiner Leiche zurück Das Attentat wurde von einem anderen Auto ans verübt, in dem sich, soweit scstgcstellt werden konnte, drei Männer befanden, die eine Anzahl Schüsse auf Rathenan abgaben und auch eine Hand granate schleuderten. Rathenau wurde durch einer» Schutz in den Mund getötet. Das Attentat wurde von der Ecke der Körrigs-Allee nnd der Erde»,er Stratze verübt, «ine Gegend, die um diese Zeit wenig belebt ist und viel Ge büsch aufweist. DaS Reichst,ibinett ist jetzt mit dem Reichs präsidenten und dem preußischen Ministerpräsidenten ver sammelt, um Wer die Lage zu beraten. Alte öffentlichen Ge bäude, so auch das Reichstagsgebände, sind ausHal b m a st geflaggt. -i- Es ist eine fürchterliche, kaum faßbare Knude, die in dieser Meldung des offiziösen Telegrapheubureaus in alle Welt htnausgetragcn wird. Kaum ist der Prozeß gegen v. Killtnger in Offcnburg, in dem das Drama der Er mordung Erzöergers nochmals anfgcrvllt wurde, z» Ende gegangen, da wird Deutschland und mit ihm das ganze zivilisierte Erdenrund schon wieder durch eine Mordtat ein» porgcschreckt, die den deutschen Außenminister Dr. Rathenan eurem jähen Tode überliefert hat. Wer der Täter ist, welchen gesellschaftlichen .Kreisen er angehört, zu welcher politischen Partei er sich zählt, welche Beweggründe ihn ge leitet haben, darüber ist bis seht auch nicht die geringste Andeutung laut geworden, und jeder ruhige Beurteiler, der sich seiner Verantwortung vor der Nation bewußt ist, wird daher alles vermeiden, was durch vorschnelle, nicht genügend begründete Vermutungen einen gefährlichen Brand in das öffentliche Empfinden werfen könnte. Bor allem wird ganz Deutschland ohne Unterschied der Partei darin einig sein, Satz diese neue Untat, verübt an einem Mann, der sich zu einer führenden Stellung in der deutschen Außenpolitik anfgeschwungen hatte, die schärfste Verdammung verdient, die über ein so schweres Verbrechen überhaupt aus gesprochen werden kann. Eine solche lat ist eine Schande kür die ganze Nation, die dadurch befleckt wird, und ihr Ber- über ist mit allen Folgen, die sich daraus in weiterer Wir kung ergeben, moralisch belastet. Namentlich ist zu fürchten, daß die sowieso schon mit Zündstoss mehr als genug erfüllte inncrpolttische Atmosphäre bis zu einer Gewitterschwüle ge spannt wird, die heftige Entladungen dcS Radikalismus gegen die Rechtsparteien im Gefolge hat. Schon bei der Ermordung Erzbergers trat das krampf hafte Bestreben der radikalen Elemente in die Erscheinung, unbesehen und ohne überzeugende Beweise die Tat mit parteipolitischen Intrigen und geheimen Organisationen rechtsgerichteter Elemente in ursächlichen ZiJammenhang zu bringen, und der Hast, der damals bei dem einen Voikötcil gegen den andern ansbrach, war so abgrundtief, daß man nur mit Schaudern an die Möglichkeit eines alcrmaligcn Wiederauflebens jener die Nation in zwei seindlichc Lager spaltenden Agitation denken kann. Pflicht iedes wahrhaft national empfindende» Deutschen ist cs daher, gegenüber diesem vekabscheunngswltrdigen Verbrechen Ruhe, Be sonnenheit und Zurückhaltung im Urteil zu üben, und vor allem die nächsten Ergebnisse der Uniersnchiing abznwartcn, bl- über die zur Zeit noch völlig in Dunkel gehüllte Schreckenstat di^ ersten greifbaren Anhaltspunkte vvrlicgen, «US denen sich wenigstens ein ungefähres Bild der Zu sammenhänge entnehmen läßt. Borläusig tappt man noch völlig im Finstern, nnd es gilt nun für die deutsche Oesfent- ttchkeit, zu zeigen, daß sie sich durch den verbrecherischen Wahnwitz eines Mörders nicht zu Handlungen hinreisten läßt, die den inneren Frieden zerstören »nd die Nation in zwei Kampflager trennt. ..Selbst wenn eS sich Herausstellen sollte, daß den Mörder politische Beweggründe geleitet hätten, leibst wenn er als einzelner FanattkeD durch einen bis zur Raserei gesteigerten Ingrimm gegen die Ersüllungspvlitik zu seiner Untat ge trieben worden sein sollte, so müßte die eigene Würde und die Achtung vor -ein inneren Friedens- und RuhebedttrsniS des ganzen deutschen Volkes den Radikalismus davon av- halten, das Verbrechen parteipolitisch auszuschlachten. Daß durch etwaige politische Motive die mörderische Tat auch nicht um ein Tittclchen weniger verdamincnswert gemacht werden könnte, braucht nicht besonders betont zu werden, weil es selbstverständlich ist. ES sind Tage voll schwerer Unruhe »nd Sorge, denen unser hartgczüchtigtes Volk nun wieder ent gegengeht. Der ehrliche Vaterlandsfrcnnd kann nur lebhaft wünschen, daß das drohende Gewitter ohne schwere Ent ladung vornbcrziehcn und auf allen Seiten patriotische Be sonnenheit die .Handlungen und Entschlüsse der verantwort lichen politischen Führer lenken möge. Ungeheurer Tumull im Reichstag. Tätliche Angriffe der Kommunisten «n- Unabhängigen «ns General v. Schoch. lTrabtmeldungunsrerBerltnerSchrtstleitnng.j Berlin, 34. Juni. Der Aeltestenrat des Reichstags trat heute vormittag 1l Uhr zusammen, um über die geschäftlichen Dispositionen für die nächsten Tage zu beraten. Er hatte seine Verhandlungen soeben begonnen, als der srühcre Reichskanzler Abg. Fehrenbach erschien und mittcilt?, daß der Reichskanzler eben die Nachricht von der Erschießung des Ministe.rs 'Pinthenau übermittelt habe. Infolgedessen brach cher Ä-eltrstenrat seine Sitzung sofort ab, wollte aber später nochmals znsarninentreten, um die näheren Dispositionen für den Verlauf der heutige» Sitznng zu treffen. Die heutige Sitzung ist auf 12 Uhr anberailmt. Augenblick ist der Reichs tag aber noch nicht zusainmcngctreten. Die für 13 Uhr angcsetzte Sitzung ist vorläufig noch hinausgeschvben worden. Um 12!-« Uhr kam cs im Sitzungssaal!:, wo sich be reits viele Abgeordnete aushieltcn, zu einem ungeheuren Tumult. Der Abgeordnete General v. Schoch sD. Bp s, der in der Wandelhalle mit Abgeordneten der Linken in einen Wortwechsel geriet, war in den Sitzungssaal eingetreten, wo Mitglieder der Unabhängigen nnd Kommnnisten mit lan tem Geschrei anf ihn eindrangen nnd ans ihn ein schlugen. Von alle» Seiten stürzten Abgeord nete herbei, ebenso die Beamten des Reichstages. Die Be sucher der Tribüne halten sich in höchster Erregung von ihre» Plätzen erhoben. Schrille Schreie wnrden laut. Es gelang schließlich dem Abgeordneten v. Schoch, in den Arbeitöranm der Stenographen zu dringen, dessen Ein gangspforte geschlossen wurde. Uni 12,30 Uhr erschien Präsident Loebe im Sitzungssaal und erklärte, er könne im Augenblick die Sitzung nicht er öffnen. „Gestatten Sic mir aber diedringcndeBitte,* fuhr er fort, „Tätlichkeiten in diesem Raume zu unterlassen* iStürmischer Zirrufc links, u. a. vom Abg. Maltzahn IKom.i: Raus, mit den DrntschnationalenI) „Ich möchte alle Abge ordneten bitten, den Sitzungssaal zu verlassen, bis die Sitzung beginnt." (Wiederholte Ausrufe auf der Linken; großer Lürm.j Schließlich verlassen die meisten Abgeord neten den Sitzungssaal. Während inan auf die Eröffnung der Sitzung wartet, erscheint durch die Tür der Rechten der unabhängige Abgeordnete Unterleitncr, hält einen Eichen- loubstrnuß mit schmarz-meiß-rotem Bande in die -Höhe und rnft: „Für Herrn Helfferich abgegeben!" tLebh. Pfuirufe auf der Linken: Zurufe auf der Tribüne: Das ist eine in fame Lüge!) Abg. Unterleitncr gab nachher an, daß der Strauß von einem 18jährigen jungen Menschen soeben nach der Wandelhalle gebracht worden sei. Die Folgen -er Ermor-ung -es Warschaus Wilson für -ie englische Regierung. London, 24. Juni. Der parlamentarische Bericht erstatter der „Daily News" schreibt, die Regierung lause gewisse Gefahr, im Unterhaus«: bei der Debatte über Irland am nächsten Montag eine Niederlage zu erleide«, wenn die augenblickliche gereizte Stimmung im Parlament Rücktritt des Staatssekretärs des Innern verlangt. Auch der parlamentarische Berichterstatter des „Daly Erpreß" ist der Ansicht, das, die Ermordung Wilsons kür die Negierung ernste Folgen haben könne. lW. T. B i Unruhen in Velfast. lEigocr Drahtbcricht der „Decsd». Nachrichte n".j London, 28. Juni. In Nelfa st ist es heute zu heftigen Unruhe» gekommen. In mehreren Straße» fanden Fe »crge fechte statt. Eine große Anzahl von Personen wurde verwundet, einige tödlich. Das ungewisse Schicksal der Gelreidemnlage. Berlin, 24. Juni. Durch die Ablehnung der Gctrcidc- irmloae durch den Volkswirtschaftlichen Ausschuß des Reichstages ist eine schwierige Lage entstanden, die jedoch, wie die „Germania" schreibt, im allgemeine» nicht als kritisch beurteilt wird. Es mache sich immer stärker bemerk bar, daß unter dem Zwange der auswärtige» Lage alle be teiligten Parteien ernsthaft bemüht seien, eine Verständi gung herbciziisiihren. Wie die Morgeublättcr noch Mit teilen, scheine cs, als ob die Berständtgung dahingehen werde, daß die landwirtschaftlichen Besitzungen biS zu 10 Hektar völlig nnd bis zu 20 Hektar mit 5 Hektar non der Umlage frei bleiben sollen. Das Klebe-Ministerium in Sachsen. Das sächsische Ministerium, das den neutralen Namen Buck führt, während ihm die ganze Aktivität durch den rührigen, beweglichen »nd scharf bürgertumsseindlichen Liptnski verliehen wird, macht noch immer keine Miene, in der Versenkung, in die es längst gehört hätte, zn ver schwinden, sondern wurstelt fort, genau so, als wenn weiter gar nichts geschehen wäre, als wenn nicht der Landtag durch Ablehnung sowohl des Justiz- wie des Polizeietats dem Kabinett mehr als deutlich, geradezu in Fraktur zu ver stehen gegeben hätte, daß es dahin gewünscht wird, wo der Pfeffer wächst. Ein solches Verhalten »nter solchen Um ständen bezeichnet man mit dem politischen Fachausdruck deS „KlebenS", womit ja auch in der Tat der beängstigende Zu stand des nicht Loskönnens von den Ministersesseln treffend umschrieben wird. Daß die rein sozialistische Regierung in Sachsen überreif zum Abgang ist, braucht nicht nochmals -eS Näheren dargelegt z» werden: die Spatzen pfeifen eS nach gerade von den Dächern. Worauf wartet das Kabinett also eigentlich noch? Bedarf es erst eines hydraulischen Drucke-, um diese hartnäckigen Herrschaften von dem KlebeverhältutS» in dem sie zu ihren Aemtern stehen, zu befreien? Die Re gierung will erst die Abstimmung über den Gesamtetat ab- wartcn, ehe sie etwas Entscheidendes unternimmt, und davet rechnet sie bereits sicher damit, daß die Kommunisten Um fallen nnd sich wieder, wie üblich, auf die Seite der Mehre» hcitssozialisten und Unabhängigen schlagen werde», nachdem -sts-'. diesen lüne empfindliche Lektion über die Abhängigkeit der Regierung von der kommunistischen Gnade erteitt haben und daraufhin hoffen dürfen, daß auf de« Wege de» politischen Kuhhandels allerlei für sie zu erreichen sei, nilrd. Ist dann die Klippe -es Gesamtetats glücklich um schifft, so wird das Klebeverfahren fortgesetzt bis zur Er ledigung des Volksentscheids über die Auflösung d«S Land tags, und erst, wenn der Volksentscheid der bürgerliche« Sache den Sieg bringt, die Neuwahlen durchgeführt sind «ud der neue Landtag versammelt ist, erst dann gedenkt die Re- gicrung die letzten Teile ihrer Nockschötze, mit denen sie «och an den Ministersesseln klebt, zu lösen, um den Platz -« ränmen, weil bann schlechterdings kein anderer Ausweg übrig bleibt. Artikel 26 der sächsischen Verfassung schreibt nämlich ganz klar und zweifelsohne vor, daß nach jeder Neuwahl des Landtags das Gesamtrninisterium neu gebildet werden »küß. Durch dieses Hinauszögern des Rücktritts stellt sich die Regierung in offenem Gegensatz zu dem Geiste der demokratisch-parlamentarischen Verfassung, indem sie sich eine überragende Stellung gegenüber dem Landtage bei mißt. die ihr in Wirklichkeit keineswegs znkommt. Die Re gierung benimmt sich so, als wenn sie gewissermaßen die Ur kraft darstclltc, der gegenüber der Landtag das zweitklassige Element wäre, alö wenn sic als der ollelnbcrrschcnde Geist über den Wassern schwebte. In Wirklichkeit ist das Ber hältnis aber gerade umgekehrt: der Landtag ist der alleinig- Träger der Souveränität, nnd die Regierung ist ledigli-h ein Geschöpf seines souveränen Willens. Der Mtnisterprä-ideiit wird vom Landtag gewählt, und wenn er auch das Reck: hat, nach vollzogener Wahl die übrigen Mitglieder des Mini steriums selbst zu ernennen, io bedürfen diese doch ebenfalls zu ihrer Amtsführung des Vertrauens des Landtags, und man kann daher sagen, daß auch sie indirekt aus der» Willen deS Landtags hervvrgehen. DaS Gesamtministeriiim sowohl wie jeder einzelne Minister muß zurücktreten, wen» «der Landtag durch ausdrücklichen Beschluß ihm das Vertrauen entzieht oder direkt seinen Rücktritt fordert. Ter Landrag nimmt also in der sächsischen Verfassung durchaus die führende Stelle ein, und er kann manches Ministerium im Wechsel der Monate kommen und gehen'sehen, ohne daß er selbst dadurch in seinem Bestände erschüttert wird, falls nickt, wie gegenwärtig, außergewöhnlich ungünstige Mehrhetts Verhältnisse vorliegcn. Gröber, nachdrücklicher und deutlicher, als er durch die Verweigerung der beiden Etats geschehen ist, kan» ciner Ncgieruiig überhaupt nicht bekundet werden, daß sie nickt mehr das zu ihrer Amtsführung crsvrderlichc Veriraucn des Landtages besitzt, und wenn sie dennock sortsührt, im Amte zn verharren, wen» sie „klebt", sv handelt sie sowohl dem Bnckstaben wie dem Geiste der Verfassung zuwider. Wie ist ein svlckes befremdliches Verhalten, das so ganz »nd gar jeder demokratischen und parlamentarischen An- schanungswciie widerspricht, psychologisch zn erklären? Die Antwort ergibt sich, wenn man sich vergegenwärtigt, wie verschiedengltig der Besitz der Macht a»s die Menschen ie nach ihrer besondere» Veranlagung wirkt. Der Genoß der Macht übt entweder einen erzieherischen oder einen be rauschenden Einfluß ans. Tritt der erstcre Fall ei», so be ginne» die ehemaligen Partcipolftiker, die sich nnn mit dcr Bürde der amtliche» Beantwortung belastet sehen, die Dinge im Lichte der Realpolitik zn betrachten »nd dement sprechend zu handeln. Da erkennen sic dann, daß sic nickt mit dem Kopse dnrch die Wand rennen können, sondern daß sie von den in der Theorie verfochtenen „Grundsätzen" ihres Programms mancherlei opfern müssen, was sich, im Lichte ber Praxis besehen, nicht verwirklichen läßt. Diese Erfahrung machten sogar schon die ideologische» Schwarm geister der ersten französischen Mevolution nnd daraus ent-