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(.'k M 'Nr. 43 der „! Freitag, den 12 Februar 1861 DeS Teufels Buch. Tine russische Dorfgeschichte. (Schluß) Graf Tugarow erschien. „Was willst Du, Olow?" donnerte er ihm zu; „tveßhalb verpestest Du dle Luft meine- Schlosses mit Deiner Gegenwart? ' „Herr", sagte demüthig bittend Olow, „auf D ine Gnade zähle ich, Du bist mein Herr, Dir gehört meine Seele." „Rede schnell! Ich habe keine Zeit für Dich." Olow erzählte den Vorfall der verflossenen Nacht. Tugarow hörte ihm mit Zechen der größten Ungeduld zu. „Warum hast Du Schimkow nicht erschlagen", rief der Graf, „dann hätte ich Dich kurzweg rädern lasten und der Streit wäre zu Ende." „Wie hätte ich eS gewagt, meinem gestrengen Gebieter eine Seele zu rauben? Sein Leben gehört ja Dir, erlaube mir, Herr, daß ich ihn erschlage, ich will gerne die Strafe büßen." Graf Tugarow dachte einige Augenblicke über den schwie rigen Rechtsfall nach. „Und der Pope, was soll mit dem geschehen?" fragte ver Graf. ,Herr! der Pope ist nicht Dein Eigenthum, den übernehme ich auf meine Seele", lautete die Antwort. „Du bst eine treue Seele, Olow", sagte Tugarow, „folge «ir auf dem Fuße, ich will schnell zwischen Euch richten." Graf Tugarow bestieg einen Wagen, Olow ward al- Zeichen besonderen Wohlwollen- gestattet, sich an den Wagen anzuhängen, und mit Windesschnelle ging eS nach Ciglo. ES währte nicht lange und sämmtliche Insassen de- Dorfe- standen auf dem großen Platze nächst der Kirche. „He! Pope, was ist das für ein Buch?" — rief Tugarow. .Hast Du das Lesen verlernt in meinen Diensten, so werde ich Dich prügeln wie einen Schulbuben; rede, Pope, kennst Du da- Buch? Lese mir daraus Einige- vor." Der Pope wollte sich mit einer Augenentzündung entschul digen, der Graf l rß j doch das nicht gel en. und so bekannte denn der heilige Mann feierlich, daß das Buch die Weltgeschichte sei. — „He! komm näher, Schimkow, warum beschimpfst Du den Mann, den der Czar, unser Herr, geehrt wissen will?! Ich verlange keine Antwort. Und Du', zu Olow gewendet, „waS gehen Dich die Czaren anderer Länder an, he? und Ihr — Ihr Maulaffen von Bauern, was steckt Ihr Euere Nasen in die heiße Suppe? Ich will eS kurz machen. Tritt näher, Schimkow, ich will Dir eine leichte Strafe zu Theil werden laste», fünfzig Knutenhiebe sind für Dich nur rin Kitzel, nur wenn Du jammerst, erhältst Du da- Dopp lte, jetzt marsch!" Einige Minuten später regnete er auf den armen Schimkow Hiebe. Schinckow jammert«, doch bald erstickte seine Stimme; triefend von Blut und bewußtlos ward er weggetragen. Während dieser Pro edur standen Olow und der Pope er wartungsvoll vor ihrem Gebreter. „Küste diese« Buch!" rief Tugarow d?m Popen zu. Als der Pop- Folge leistete, sagte der Graf: „Deine Strafe, Pope, ist, daß Du durch vier Wochen von Sonnenaufgang bi- Sonnenuntergang mit diesem Buche in der Hand aus der Straße stehen sollst, und mit jedem G ockenschlage mußt Du eS küssen und rufen: „Das ist zwar nicht des T-ufels Buch, aber nicht viel bester." U«d zu Olow gewendet, sagte der Graf: „Dich verbanne ich nach Schini, das 20 Werste von hier legt, dort findest Du ein neues Hau«, Roß und Wagen; Bücher sollst Du nicht führen, ich will r« nicht ES ist dort etwa- einsam; aber bester für Dich, damit Du Dich nicht in eitle Gespräche verwickelst." Nach diesem summarischen Rechtsspruche jagte der Graf von dannen. Olow sank auf die Kniee; die Hände zum Him mel erhoben, rief er: „Gott segne unfern gnädigen Herrn." Feuilleton. * Entgegnung auf di« Auslassung de« Schul buch-Händlers Pönicke in Leipzig in der gestr. Nr. der . Dr. Nrchr", die Antik des von ihm benutzten La Merl'iche» Buche» (über Selbftbewahrung) durch den „Raturarzt" betr. Ist der Grund zu Ihrer Ezpectoration wirklich in der Hauptsache die Besorgniß: daß die Kritik des fragt. Buche» im „Naturarzte" von etar« llr. jnris, Advoeat und Notar hcrrühre, der (nach Ihrer Xn- sichl) nicht als Fachmann anzusehen sei und der daher nicht urtheilen könne und dürfe??k Obgleich wir die» nach dem gleich weiter unten Anzufügenden nicht annehmen können, so möge Ihne« doch zur Beruhigung die Miltheiiung dienen, daß Herr vr. Meiner», der sich schon seit Anfang der 10er Jahre mit den Naturwissenschaften bt- ichäfligte, 1850. durch Verhältnisse und Neigung veranlaßt, da» Gebiet der Heilkunde betreten hat, indem er den Anfang damit (laut In« ser'ption vom LZ Sept. 185l) auf der K. S. chirurgisch -medikinische» Academir zu Dresden machte und von da an ununterbrochen und i» viele» tlinischen Studien in Natur-Heilanstalten (Prießnitz'scher wie Gchroth'scher Art), aber auch am Belt acut Kranker sich theoretische und praktische Kenntnisse (freilich nicht zur Vertretung der Medici«», sondern der Natur-HeUkunde) wohl genügend erworben hat, um über Ihr Treiben nut Büchern über Materien au« dem Heilfache ein «Kort mitreden zu können. Aver daran haben Sie wohl auch schwerlich, trotz Ihrer Eigenschaft als Schulbuch.Händler, gezweifelt, daß Jemand, obgleich er vr jurir, Ldvocat und Notar ist, doch auch — bei er«» st.m Streben — Arzt werden und sein könne. Dergl. Beispiele, weu» auch vielleicht von Ihnen nicht durchführbar, giebt et ja au« den »Oer Jahren mehrere und Dresden selbst hat. neben dem Ihnen jetzt auf einmal so ve>haßten Herrn vr. Meinert, ein noch viel rühmen»««?» therrS Beispiel an Hin. Professor der Stenographie und vr. »eüioiuo« Wigard aufzuweisen, der ein Jahr später all vr. Meinert auch auf hiesiger Academie die neue Laufbahn begann und jetzt al« wirklicher, prac tisch er und gesuchter Arzt hier fungirt, während Hr. vr Meineit eS für sich angemessener hüll, mehr als Theoretiker durch Schrift und Wort für die Verbreitung der ihm werthvoller al« die arzneiliche The rapie ersckei enden Pnncipien der „Nalurheilkunde" zu wirken und die» theil- durch den Ihnen plötzlich so werthlo« erscheinenden „Na turarzt", (der, wenn er seine Uufgabe erfüllen soll, natürlich bei jeder Gelegenheit seine Existenz kundgeben muß und sich nicht unter dem Schiffe! verbergen darf) theil« mit Vorträgen im Hydro - d äiettschek Verein nach «rätten zu thu» bestrebt ist. N^n Sie erinnern sich wohl noch — Herr Schulbuch-Händler — Ihre« Briefes »on voriger Woche, den S e an He>rn vr. Meineit schrieben, alt Sie von ein« hiesigen Buchhandlung gehört halten, daß eine Kritik de» La Mrrt'scht» Buche- im „Naiurarzi" bevorstehe? In dies m Briefe reden Sie ja davon, „daß Ihnen die Besprechung im „Nakurarzte" uur sehr scdätzenswerth sein könne und »oß Sie gern erböttg, den beir. Artikel de« „Naturarzte»" zu honoriren, auch den Kaufpreis für da« Buch zu restituiren!" Liegt also der Grund JI reS jetzigen sich ErboßenS etwa (mehr alt i« der odigru «e- soigniß vor nicht sachkundiger Begutachtung> in der gänzlichen, «eL pflichtgemäßen Nichtbeachlung Ihre« Bliese« und seiner -wische« den Zeilen zu lesenden Zumuihung Seiten de» Herrn vr. Meiner» Nk' Bor der Hand möge Ihnen diese Frage genügen, wünschen Sit »K aber, so wollen wirJhne» durch Leipziger Unheil» auch Antwort gebe« ' lassen. Uebrigen» acccpiirt Herr vr. Meinert die Herausforderung zu einem Lollrquium mil de» Ihren pseudonymen vr. Betau vertretende» LmanuenfiS, falls er wirtlich dessen Werth — worü"ir wir bereit» nihor un« zu informiren Schritte gethan haben — besten»; nur müßte «4 eine deutsche Ditputalion und eine ganz öffentliche «erden, zuerst in Dresden, dann in Leiprig, damit daran» für die so nölhige Refor mation de» Heilwesen- deiselbe Nutzen und Weiterstot erwachse» kSune, wie er weiland «u« der Disputation zwischen vr. Martin Luther und vr. Eck flr die kuch iche Reformation heroorgmg, auch wenn sie zu kei nem direkten Lrgedniß führie. Da« La Men sche Buch «„langend, s« verweisen wir anderweit auf No. - de« „NaturarzteS", der außer Kaitzer« ßraße » auch in allen Buchhandlungen zu haben iß. (M.: Nr. 4 er» Ich. nt nächste Woche) Di« Redaetion de« „NaturarzteS". lltznsrsi lchl 18 A«««--' Hr. sttüttiavr, pracl. Arzt u Wunvarzr.«öchosserg.23,«i. Sprecht». r. v- kauf. Preis- billigst. In, Nachm. ü, zuglnchgymn.-or yopao.Hktlantialt ^'Ä"iGeMsts-, Conto- u. CopirMer, Ä -LL