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' Nr. 17S Seile S Dresdner Nachrichten* — Fünfzig Jahre Larolahaus. tr. April i«78/i«r». „Das Earolahaus ist und bleibt nun einmal mein Aug apfel" war ei» bekanntes Wort der Königin Carola non Lachsen, der Begründerin des Albcrtverelns. Lie war es. die zuerst aus de» Gedanke» kam, dem Albertverein ein eigenes großes Kraukenbaus in Dresden erbauen zu lassen, das im Kriege als auSgedelmtes Militärlazarett verwendet werden und in FriedenSzetten eine Ausbilduugsstätte der Albertine- rinnen für die organisierte weibliche Krankenpflege sein sollte. „Die Lamariteri» aus dem Thron", wie der Vvlksmund mit Recht die hochgesinnte Gemahlin König Aiveris genannt hat. ist eine jener Arauengestalten gewesen, die namentlich in den letzten dreißig fahren ihres Gebens sich in ivahrhasl selbstloser Weise für alles das eingesetzt hat, was zum Wähle der leidenden Mitmenschen ge schehen konnte. CS war zunächst scknver, die nötigen Geldmittel sür den Ban jener Krankenheilßätte znsammenzube- kommen, die de» Ramen der Gründerin „CarolahanS" tragen sollte und die nach sorgfältig vorbereiteten Plaiinngs- arbeiten in einem eigens dafür erworbe nen Areal zwischen der heutigen Gcrok-, der damaligen Blascwivcr Ltraße und dem Tatzberg, ivie der Ltephanien- und Arnoldstraße zu stehen kam. Die ersten Mittel wurden in der Hauptsache durch „ungenannte edle Spender" und weiter durch einige großzügig arrangierte und mit einem glänzenden finanziellen Er gebnis abschließende Wohltätigkeitsfesie des am Il. Leptember G67 von der da maligen Kronprinzessin Carola ge gründeten AlbenvereinS ausgebracht. Lie hatte gehofft, daß man die Grund steinlegung des heute in städtischem Be sitz befindlichen ehemaligen CarolahanscS bereits wenige Satire nach dein glorreich verlaufenen Liebziger Krieg vornehmen könnte, doch diese zögerte sich wider Erwarten hinaus, und so kam schließlich der II. Lktober 1876 heran, an dem der Grundstein des heutigen Earvlakrankenhauses in Gegen wart deS sächsischen KönigSpaareS gelegt werden konnte. Die Banarbeiten selbst wurden innerhalb der nächsten Jahre wenigstens insoweit gefördert, daß man am l5. April 1878, mithin vor 50 fahren, von dem heute ausgedehnten Gebäude- toinpler dieses Krankenhauses zunächst die beiden, an der Blaiewitzer Ltraße liegenden Gebäude in feierlicher Weise ihrer Bestimmung übergeben konnte. Der eigentliche Ausbau dieses Krankenhauses ist dann erst im Verlauf der nächsten zwölf Jahre in der Weise erfolgt, wie sie uns das heutige Bild dieser imposanten Krankenanstalt gewährt. Der auf weite Licht gefaßte Bauplan hatte in dem mächtigen Geviert des Grundstücks zunächst ein Haupt- und Verwaltungsgebäude an der heutigen Gcrvkstraße vorgesehen, das bei der da maligen Einweihung fertig war, hinter dem sich dann in dem ausgedehnten Gartcnareal »och vier sogenannte Pavillons, je in zwei Abteilungen zu je 16 Betten, erheben sollten. Im Hintergrund des Areals und an seinen beiden Längsseiten, der heutigen Ltephanien- und Arnoldstratze, entstanden später noch drei weitere im Projekt vorgesehen gewesene Kranken häuser mit je zwei bzw. drei Ltockwcrken. darunter auch die Ltation für Angen- nnd Frauenkrankheiten. Im Zentrum des Grundstücks liegen Küche, Wasch- und Maschinenbaus, Turnsaal, AerztehanS. das Laboratorium, alles bauliche An lagen, die am Eröffnungstage zunächst nur in ganz be scheidenen Anfängen zu erblicken waren und erst später, allerdings in zeitlich rascher Folge, nacheinander entstanden sind. Im Anschluß an das Laboratorium wurde in den Wer Jahren ein eigenes Röntgeninstitut errichtet und l!)0.">, isoliert im Garten stehend, durfte das neue chirurgische LperationS- gebände seiner Bestimmung zugesührt werden, das je einen großen Laal für aseptische und septische Lpcrativnen enthält, nebst je einem großen Raum zum Anlegen der Verbünde, wie auch Wartezimmer und Baderäume. An der Ttephanien- straße baute man schon im Anfang der 80 er Jahre das Ge bäude sür die Poliklinik für Frauen- und Augenkrankhciten. Die Ltadt Dresden stiftete 188-t 60 000 Mark zum Zweck der Erbauung eines Jsvlierhauses für Diphtheritiö- und Lcharlach- kranke. Auch eine Hilfsstelle für plötzliche Erkrankungen nnd Unfälle winden bald in dem neuen Krankenhaus errichtet, in dessen Gartenmitte noch ein besonderes PensionShauS sür emeritierte Schwestern erbaut wurde. Um 1006 kam endlich das am Tatzberg stehende Ha»S der „Fttrsorgestätte siir Lungenkranke" hinzu, so daß man im ganzen LLV Betten in den vier Abteilungen für Chirurgie, Frauen-, inner« und Angenkrankhetten zur Verfügung hatte. Der Ausbau des gesamten KrankenhauSarealS, das eine Grniidflüche von 1 Hektar und 36 Ar umfaßt, vollzog sich innerhalb der nächsten 25 Jahre. Die Mittel dafür wurde» in der Hauptsache durch mehrere große Lotterien des Albert- vereins und dnrch zahlreiche Wohltätigkeitsveranstaltungen seiner verschiedenen Ziveigvcreine im Lande ausgebracht. Eine» besonderen Wert legte die Gründerin des Hauses auch daraus, daß die Küchen- und Waschhausräume vom hygie- nischen Ltandpnnkt a»S bis ins kleinste »eiszeitlichen Anfor derungen genügten. Wiederholt ließ Königin Carola sich von den aussührenden Baumeistern besonders über diesen Punkt eingehend Vortrag halten. ES sind nach und nach fünf Pavillons entstanden, von denen der erste mit 15 Betten am Tage der Einweihung ausnahmesertig war. Von kleine» An lagen schuf man später noch die beiden Jsvlierstativnen, das Leichenhans, ein besonderes Pförtnerhaus und das im großen Krankenpark errichtete Luftbad. Während des Weltkrieges mußten in Rücksicht aus den Charakter des CarolahanseS als Lazarett »och mancherlei sich notwendig machende Neuerungen in kurzer Zeit vorgenommen werden, die vom Ltandpnnkt der Kriegskrankenpflege aus bedingt waren. Als man vor 50 Jahren, am 15. April 1878, das Carolahans feierlich weihte, waren es Geheimrat Fiedler nnd der damalige Dresdner Oberbürgermeister St übel, die beide, der erste als Ver treter der Dresdner Acrzteschaft, der andere als solcher der Ltadt, in ihrer persönlich markanten Art kurze Weihereden hielten, an die sich dann eine Ansprache des kirchlichen Ver treters, Pastor Peter von der JvhanniSkirche, schloß. Auch der spätere langjährige Chefarzt des CarolahanseS, Gehcimrat Tr. Credo, ein hochverdienter sächsischer Militärarzt, sprach zum Eröffnungsakt, indem er gleichsam die Wünsche der Sprecher von Stadt. Geistlichkeit und Fach zusammenfaßte, n. a. die Worte: „Lo wollen ivir denn alle an diesem schönen Tag, an dem unser Dresden dieses neue Krankenhaus erhält, unserer Königin, der Samariterin auf dem Thron, das feier liche Versprechen geben, daß wir dieses Institut, das lediglich im Dienst unserer leidenden Mitmenschen stehen soll, auch in Zukunft als ein teures Vermächtnis betrachten und es als solches bewahren, auch sür die kommenden Generationen und selbst in Zeiten, in denen erneut des Krieges Not und Leiden auch über unser Lachsenland ivieder kommen könne ..." Haben sich nun — leider — diese prophetischen Worte deS „Dresdner Btllroth", wie Gehcimrat Eredö in sächsischen Aerztekreisen genannt wurde, erfüllt und kam mit dem Kriege und dem Umsturz manche schwere und sorgenvolle Stunde für diese Dresdner Krankenstütte, in der ihr Fortbestehen aus wirtschaftlichen Gründen fraglich wurde, so sind diese Sorgen vor einiger Zeit dadurch behoben worden, daß der Rat der Ltadt Dresden in der richtigen Erkenntnis der Wichtigkeit dieses Krankcninstituts auch das Carolahans mit in den Be reich seiner anderen städtischen Krankenhäuser zu Nutz nnd Frommen der leidenden Bevölkerung Dresdens einbezogen hat. L. U. ' ' Sonntag, 15. April MS Die unlerirdlsche Sta-l aus -er Iahresschau. Wenn der Architekt Kirchen, Schulen, Krankenhäuser und vieles andere erbaut, wenn der Maschineningenieur und der VrtriebSingenteur große städtische Werke errichten, die den Bürger mit Wasser, Licht und Kraft versorgen, so erkennt auch der Laie die geleistete Arbeit und ihren Wert an. Anders ist es bei dem Ingenieur, der als der Dritte Im Bunde im Bauwesen der Städte seine Tätigkeit unter der recht unzutreffenden Bezeichnung „Der Tiefbauer" ausübt. Man begegnet seinen Spuren wohl gelegentlich, wenn wieder einmal eine Straße aufgerissen wird und man sich beim Blick in eine tiefe Baugrube klarmacht, daß unter unsere» Füße» ein Gewirr von Leitungen, eine scheinbar regellose, unter irdische Stabt besteht, die der Zuleitung und Ableitung unserer täglichen Bedürfnisse dient. Aber man schätzt diese Arbeiten und ihre geistigen Urheber nicht, man mißbilligt sie, denn sie kosten doch nur das gute Geld des Steuerzahlers. Die diesjährige Jahresschau „Die T e ch n i s ch e S t a d i" gibt nun dem Techniker die seltene Gelegenheit, auch dem größeren Laienpublikum in planvoller Zusammenstellung die Arbeit der Leute vom Ban innerhalb einer Stadtverwaltung darzustellen und dabei zu beweisen, daß auch das Tiesbanami dringend« Arbeiten für die täglichen LebenSnotwendigkeitcn des Bürgers ausführt, und zwar Arbeiten größten Umfangs. ES sei hier kurz ans die wesentlichsten Teile dieses Arbeits gebietes hingewiesen, wie sie in mehreren Hallen der Jahres schau gezeigt werden sollen. Dem Laien noch am meiste» vertraut ist die Arbeit an der Straße. Die gewaltige Ent wicklung und Umstellung des Verkehrs, namentlich durch das Automobil, beobachtet jeder. Kein Wunder, daß dem eine ebenso völlige Umstellung des Straßenbaues folgen mußte. Sion der Größe der V c r k e h r s g e s a h r e n in der Großstadt, die vom Publikum noch stark unterschätzt werden, sollen ebenfalls Darstellungen ein Bild geben. Wer aber macht sich Gedanken darüber, wie vielgestaltig das unterirdische Retz der Leitungen in einer Großstadt ist, Uber das mir täglich achtlos schreiten? Jeder verlangt In seinem Haus die Zuleitung von Wasser, Gas und Elektrizität. Aber auch die Ableitung von Wasser und häusliche» Abgängen erfordert ein besonderes Leitungsnetz von viel größeren Ans- maßen. Die Post sür Telephon und Telegraphie, die Feuer- wehr nnd andere Behörden benötigen ihr eigenes Netz. Kommt noch hinzu, daß für Fernheizungskanälc, für künftige Untergrundbahnen der Platz frcizuhaltcn ist. Aber die Gefahr planloser Verbauung besteht auch ober, halb der Straße ans der Verkehrsfläche. Was soll der Ltratzenranm einer Großstadt auch außer dem Verkehr noch alles aufnehmen! Parkplätze, Tankstellen und Tanksäulen, Autos, Verkchrshäuser, Masten und Haltestellen für die Straßenbahn, Litfaßsäulen und Anschlagtafeln für die Reklame, Schaltstellen, Umspanner, Regler usw. sür die Ltromkabel, Vcrkehrstürme, Normaluhren, Telephvnhäns che», Verkaufshäuser, Zeitniigsverkaufsstellen und wenn möglich fliegende gewerbliche Vcrkaussplätze vom Wagcn- verkäufcr bis z»m Schuhputzer,- und daneben soll doch auch »och für den Verkehr, selbst für den Fußgänger, Platz übrig blei ben. Auch von diesen Sorgen des Platzmangels im Vcr kehrsraume der Großstadt erzählen die Darstellungen. Der Techniker lm Tiefban ist aber auch ein enger Verbündeter des Hygienikers. Die Beseitigung der städtischen Abfallstoffe, von Staub, Lchmutz, Kehricht und Schnee, auf der Straße, von Brauch wasser nnd Abgängen aus den Hausleitungen und Gewerbe betrieben, die mit Rücksicht aus die Infektionsgefahr non größter Wichtigkeit ist, erfordert umfangreiche Betriebs anlagen, deren Bedeutung ans den Darstellungen hervorgchcn wird. Nur kurz vermiesen sei hier aus das große Gebiet der Kanalisation, die dazugehörigen häuslichen Anlagen, die um fangreichen unterirdischen Kanalnctze, Schleusen und die Klär anlagen zur Reinigung der Abwässer. Auch bedeutende In dustrien sind auf dem angeführten technischen Arbeitsbclrieb tätig und werden ihre Erzeugnisse nnd Arbeitsweisen dar stellen, die Steinindustrie mit Darstellungen von Steinbrüche» und ihren Fabrikaten, die Asphaltindustrie, die Teerindustnc und andere. Obei'bi'unnen bet KWNlW --ÜLMNL-wEfVlE «A7insereßonss vwjcnure w^nios äurcß gueüenvmoncl ö«t „SAinderhannes", Schauspiel von Carl Lurkruayer im Schauspielhaus Schwcdenkönigs als ein fast lebensgroßes Relief an der Decke angebracht. Das Deckenbild trügt die Jahreszahl 1633 nnd wird jetzt mit größter Sorgfalt losgelöst, um ins Museum geschafft zu werden. 7 Ein Jagdgenoffe Hermann Löns' gestorben. In Abben sen in Braunschweig verstarb der frühere Beigeordnete und jetzige Gemeindevorsteher O. Deitmer. Dettmer zählte zu den wenigen, die mit Hermann Löns zusammen dem edlen Weidwerk nachgegangen sind. Der Verstorbene wußte von manchem gemeinsamen Erlebnis mit dem Dichter und Jäger Löns zu erzählen. t Eine neue Universität in Brasilien. Brasilien besitzt überhaupt keine Voll-Unlversität, sondern nur Fakultäten und Akademien für einzelne Wissenschaften, besonders sür Medi. zin, Rechts- und Jngenieurwisscnschast. Philosophie, Literatur geschichte, Soziologie und Volkswirtschaftslehre z. B. sind überhaupt nicht vertreten. Die größte Universität besteht i» Rio de Janeiro. Jetzt hat der Präsident des Staates Minas Gerai'-s ein Gesetz unterzeichnet, durch das auch in Minas Geraes eine staatliche Universität geschaffen werden soll, an der freilich die bisher fehlenden Wissenszweige zunächst auch keine Berücksichtigung finden werden. Tie Hauptstadt Bellv Horizonte besaß bereits eine juristisckze und eine medizinische Fakultät,- die neue Universität soll fürs erste vier Fakultäten umfassen, und zwar für Jurisprudenz, Jngenienrwissen- schatten, Medizin, Zahnhetlkundc und Pharmazie. v Bakterien als Leuchtkörper. Aus Wien wird berichtet: Bei der kürzlich abgehaltcnen Vollversammlung der Wiener photographischen Gesellschaft hielt Universitätsprofessor Tr> H. Moloch einen Vortrag, bei dem er Photographien zeigte, die in „lebendem L'ht" ausgenommen wurden. Dieses Licht wird von Batterien erzeugt, deren Leuchtkraft so stark ist, daß man die Zahlen einer Taschenuhr deutlich erkennen kann. ck Staatliches Kunstgewerbemuseum lEltaSstr. »t>. Die AuS- stellung der Arbeiten von Professor Rudolf Koch, Lssenbach a. M. iSchrisiwerke und kirchliche Gcbrauchsgegenstände), wird Sonntag, den >5. April, nachmittags 4 Uhr, geschlo en. j- Di« Galerie Arnold eröffnet Ende der Woche ein« And- stellung von Gemälden alter Mel st er, enthaltend her vorragende Werke der holländischen, flämischen, italienischen, spani schen Schule. -s KnnstauSftellun« Ma, Sluz: GcdächtnlSanSstellung «lbrecht Dürer. ck Galerie Reu« Kunst Fides lStruvcstr. lll. Gogenivärttg noch onSgesiellt Sammlungen von Meisterwerken moderner Kunst. Ab Mittwoch neu ausgestellt Gemälde und Aquarelle von Hans Reichel (München) und Holzplastiken des rheinischen Bildhauer« Ewald Matartz, gleichzeitig eine reiche Sammlung künstlerischer Aus- Schinderhanne» (Brnos Derart») »ahmen von Rcnger-Patsch, die neue Wege der Photographie zeigen. Lannl.rg gcössnet von lt bis l Uhr. Im Kabinett am Fcrbinandplatz Ausstellung ber Werkstätten der Burg Gtebichenstein (Halle). -s K»»stau«stellung Kühl. Zurzeit Gemälde von Lampen done, Stein, Pechstetn, Pasc in; Carl Hoser - Zeichnungen: Plastik von plio». vcrulo Kickter, Vierten Inlche« (Trete Bolrtmar) Emmp Roeder, Han« Dponk, Richard Scheibe. Radierungen von RrnS« Sinteni«, Aoujita. Schmucksachcn von Efscnbergcr. Angckauft wurde von der Dresdner Gemäldegalerie das Gemälde Ctvtla Eastellana au» dem JaHr« 1778 von PHil. Hackcrt, - Geöffnet )Hll> bi» 8 Uhr, Sonntag« )L1g bt»-j» UHr.