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70. Jahrgang. AS 27S MenS-Äusga-e Dienskag, IS. Juni 1S2S Dradlanichrifti A.chrtchl»» Dr«»»»». st»mIpr»chrr-Samm»Inumm«r^ 2S 2^1 Dur Mr NachIqrlprSch»! 20 011. . tÄakiNK? °om l. di» l». gun» IS2» dei Idnltch »w»imaUg»r Iuftellun» irei Kau, I.S0 Ward INtzvUyk poNd«zua»vret» ittr Mono! Juni 3 Ward ahn» PoNzuIIeUunasgebüdr. M»,,«>»»«««« i» PI»»»t,. Dl» 1Un»«>!>»n axrdrn nach valdmard o«r»chn»I. dt« -miaaUlg» 30 mm vrrtl« Anzeigen-Preise: L' .... inedudr w Via. Au»w. Auiirüa« n»a«n Varnu,d»zad>. auiierdoid 2l Schrti»«»una und KauplaeichLNsil^, «arirnürai,» SS »2. Druck u. Drriaa oon Utrpi-t, L ArtchardI m Dresden. Post!check.Konir 1OSS Dresden. Nackdnich nur mti «»uiltcher Queilenonaad« .Dresdner Nachr" lUiüMa Unvrrlona>' Schr'ilstüch« merden nich> inibewadki Wahrt Jeutschlands We! Der Aeichsbmid vaterländischer Arbeiter- und Werkvereine gegen den Volksentscheid. Der sranzösische Finanzminister Psrek zurückgelreten. — Senator Dorah über den rein europäischen Völkerbund. Stimmen aus dem Westen. Berlin, 15. Juni. In verschiedenen Orten des westlichen Industriegebiets fanden überaus glänzend besuchte Volks- knndgebungcn gegen die Beraubung der Fürsten statt. Träger dteser Veranstaltungen war der auch im industriellen Westen immer mehr erstarkende Reichsbnnd vaterländischer Arbeiter- «nd Werkvereine. In den Versammlungen wurde überall einstimmig und mit größtem Betfall eine Entschließung angenommen, in der es heißt: Die Politik der „gemäßigten", aber dafür gerissenen Bolschewisten, die seit l918 in Deutsch land. und vor allem in Preußen regieren, haben Deutschlands Ansehen nahezu zugrunde gerichtet. Was jetzt aber von dieser Seite geplant wird und was wir als Vor geschmack von Schamlosigkeit. Würdelosigkeit und Schlappheit tm Reichs- und Landtag erleben mußten, ttbcrtrisft alle Dar stellungen. Die Enteignung der FUrstcnhänscr muß auch den letzten Rest vvn Ansehen und Achtnnq im Auölande für Deutschland ertöten. Was heut« noch ein Experiment zu sein scheint, kann morgen zum Prinzip werden. Erst kommen die Fürsten nnd daan die anderen an die Reihe. Da Deutschlands Wirtschaft zum größten Teil, und 'war durch die Schuld der Nevolutionörcgicrnngen »nd der Revolutionsgewlnnlcr durch AnSlandskredltc am Leben er halten wird, ist bas Verlangen auf Enteignung von Privat- bcsth ein außerordentlich gefährliches und dazu an"...in, das erst seit kurzem wicdererlangte Vertrauen des Auslandes zu Deutschland zu erschüttern, was zur Folge lmtte, daß weitere viele Betriebe ihre Tore schließe« müßten und dadurch das Heer der Arbeitslose» «m Millionen vergrößert würde. Die Versammlung erwartet von allen deutschen Volks genossen. -aß sie den Bolschewisten am 29. Inni die verdiente Mißachtung geben, indem sie sich nickt an der beteiligen Der Aufruf der Katholiken. Berlin, 15. Juni. Die Katholische Bereinigung für nationale Politik erläßt einen Aufruf, in dem es u. a. heißt: Der gegen Moral. Recht und historisches Sterdicnst ver stoßende Volksentscheid ist einzig nnd allein eine Angelegenheit der Novcmberlcute. denen das deutsche 'Volk seine jetzige Not verdankt, nicht aber eine Angelegenheit ehrbarer christlicher, dentkchcr Staatsbürger. Die Fürstenabfindung in Mecklenburg. Neustrelitz. 15. Juni. Die ..LandeSzettung für beide Mecklenburg" das amtliche Publikationsorgan der Mecflen- burg-Strelitzschen Negierung, veröffentlicht nachstehende M i t- teiluna des Staatsmtnisteriums von Mccklcnburg- Strelitz: Durch die Preise gehen tm Zusammenhang mit den Ge setzentwürfen über Fürstenabfindung und Volksentscheid aus getreten. (WTB.) * Paris. 15. Juni. Finanzminister Perct hat in dem heute vormittag abgehaltene» Kabincttsral seine Demission gegeben, da er angesichts der Hanssc der ausländischen Devisen und des Ausbleibens der tatkräftigen Unterstützung, aus die die Ne- giernng gerechnet habe, seinen Posten nicht mehr wirksam a«S- süllen könne. Anderseits halte er cS für notwendig, eine parlamentarische und politische Umbildung entsprechend den Wünschen der öffentlichen Meinung möglich zu machen, da die Oesfentlichkci» angesichts der gemeinsamen Gekahr eine ge meinsame Anstrengung fordere. Ans diesen Gründen trete er zurück. Ein neuer Kab > nettSrat tritt heute abend 6 Uhr im Außenministerium zusammen, um die Lage zu beraten. — Vor Beginn des Kabincttsrats hat der Präsident der Republik eine lange Besprechung mit Ministervräsiden« Briand und Finanzminister Pärct gehabt. <W. T. V.s Rücktritt -es Gesamtbabinetts? (Durch st u n k s v r » ch.t Paris, 15. Inni. Nach dem Rücktritt Pörcts wird, wie t« den der Regierung nahestehenden Kreisen v k.ntet, der Rücktritt des Gesamtkabinetts wenn anch '' n fad" glS tatsächlich bereits vollzogen bezeichnet. * Paris, 15. Juni Nach dem heutige» KabincitSrat erklärte der UntcritaatSsckrctär beim Ministerprästdinm. die Negierung hoffe, daß innerhalb neu 18 Stunden ein Nachfolger für P6re< ernannt sein werde. Dann könne die Beratung der Inter pellationen über die Finanzlage stattsindcn. Falls Briand mit Fürstenenteignung vielfach irreführende Mitteilungen über die Verhältnisse in Mccklcnburg-Strelttz. Wenn in diesen Gerü^'-n die Rede davon tst, daß Herzog Karl '"'ichael zu Mecklenburg sich sein Recht aus die Thronfolge i M cklenbnrg-Strclitz habe abkaufen lassen, und setzt doch Erbansprüchc stellt, so muß demgegenüber folgendes festgestcllt werden: Der Staat Mccklenbnrg-Sirelitz hat dem Herzog Karl Michael, der »ach mecklenburgischem Fürsteurecht der nächste Das Ausland über den Volksentscheid. Herr Arnold Gilissen. Direktor der Arnold-Gikisicn-Bank. welche innerhalb der letzten zwei Jahre über SO deutsche An leihen in Holland untrrbrachte. sagt: „Eine Enteignung der Vermögen der deutschen Fürsten ist Diebstahl, ganz vulgärer Diebstahl! Jeder anständige Holländer wird mir bcistimmcn, daß das Vertrauen in Deutschland dadurch untergraben wird." Darum: Keine SNmme dem DoikserNlcheid! Anwärter des Thrones in Mecklenburg war. im Avril 1921, also z« einer Zeit, wo die Mark nur noch ein Fünfzehntel ihres Goldwertes hatte, den Betrag von sechs Millionen Papicrmark für den Verkauf eines 3369 Morgen großen Landantes nnd die Abtretung sonstiger privatrcchtlichcr Ansprüche bezahlt. Herzog Karl Michael hat danach allen Ansprüchen endgültig entsagt, und seitdem anch niemals wieder Forderungen dem Staat gegenüber gestellt. Prinzessin Melitza von Montenegro. Her zogin Jutta zu Mecklenburg, hat bedauerlicherweise Ansprüche aus dem Bcrsasller Friedensvertrag erhoben, die das Staatsministcrium als aussichtslos ansieht, die aber weder durch ein Gesetz über Fttrstcnabfindnna noch dnrch eine Fttrstenenteignung im Wege des Volksentscheids ausgeschlossen werden können. <W. T. B.i * Der ganze Irrsinn des Volksentscheids erweist sich am besten dadurch, daß durch seine Annahme zwar alle ehemals regierenden Fürstenhäuser wirtschaftlich erwürgt und an den Bettelstab gebracht werden, -aß aber gerade die vereinzelten Fälle nnfttrstlichen Verhaltens, gegen dt« sich die Kritik des Volkes mit Recht gewandt hat, durch den Volksentscheid ver schont werden. Ob also das Fürstenraubgesetz durchgeht oder nicht. Jutta und sogar die Gräfin Budna werden ihre „An- l 'prüche" auf dem ordentlichen Rechtswege d-urchsechtcn, un- bekümmert um die Stimme des souveränen deutschen Volkes. I Sie spotten ihrer selbst und wissen nicht wie! I seinen Bemühungen keine« Erfolg haben sollte, würde das Kabinett wahrscheinlich znrücktreten. tW. T. B.j Erneuker Frankenskurz. Berlin, 15. Juni. Der französische Franken, welcher gestern nachbörslich tn London mit 172,25 notierte, aing heute morgen um All Uhr aus 178,5 zurück. Der belgische Franken aab gleichfalls stärker nach und notierte 173,75 gegen 188,68. Beide Frankenvalnten erreichten einen bisher noch nicht dagewescnen Tiefstand. Um >111 Ubr wurden die Notie- rnnaen mit 178 nnd mit 173,56 festgesetzt. London. 15. Juni. Gestern ist daS endgültige Programm zum Besuche DoumergueS in London bekannt gegeben worden. Danach wird sich -er Präsident Frankreichs drei Tage in der englischen Hauptstadt aufhalten. Französischer Terror qeaen Elsab-Lolhringeri. Paris. 15. Juni. Das Generalsekretariat der elsaß-Ioth- ilngiichcn Eisenbahnen gibt bekannt, daß die Eisenbahn- beamten, die den Aufruf des HeimatbundeS unterzeichnet haben, ihrer Funktion enthoben und vor einen Untersuchungsausschuß gestellt werden, der über ihre Ab setzung zn entscheiden hat. Der Arzt Dr. Vruar, der ebenfalls den Aufruf unter zeichnet hatte, wurde von drei So'daten angesallcn. Er flüchtete zu einem Frennde. dem früheren Bürgermeister Bessrey. Die drei Soldaten drangen in die Wohnung ein nnd miß handelten auch die Mitglieder der Familie Bessrey. Deulseh-kranzSsische rvlrlschaflsverftan-lungen. Paris. 15. Juni. Ein Teil der deutschen WirtschaftS- dclcgatlv» ist unter Führung dcö Herr» Gcheimrat Malthcs und -cS Herrn v. Schlieben in Paris wieder cinaetrofsen. Wie verlautet, kvmmi Ministerialdirektor Posse Ende der Woche nach. Die deutschen Delegierten sind beauftragt, mit den französischen Stellen Fühlung wegen eines Trtlvcrtragcs zu nehmen. Der Staat und das Kohenzottern- vermögen. Ein Mahnrns zur Sachlichkeit. Die Sozialdemokratie, die in der Netchspolttik tn zu nehmendem Maße Geschmack an der rein agitatorischen Be handlung sachlicher Dinge bekommt und die infolgedessen, tu einem dunklen Angstempiinden, daß der Zwang zur Sachlich keit gerade in dieser immer kritischer werdenden Zell gewisse unentwegte Propagandasorderungen bloßstellen könnte, dte Beteiligung an einer Regierung auf breiter Basis erneut ab- gelehnt hat, sucht diese Flucht aus der Verantwortung mit der Zurückweisung gewisser sozialpolitischer und innerpolitischer Forderungen durch dte Deutsche Volkspartet -u bemänteln. Bei diesen Forderungen spielt auch die „jetzt zum öffentliche» Skandal gewordene Fürstenabfindung" als letzter Trumps eine gewisse Nolle. Wenn auch gerade bet diesem Gegenstände von der Sozialdemokratie keine sachliche Stellung nahme jemals zu erwarten ist. so tst es doch, zur Verhinde rung einer gerade in der jetzigen Notzeit doppelt gefährliche« Bolksvcrhetzung mit Schlagworten und unsachlichen Zahlen- gegenübcrstellungcn, notwendig, diesen „Skandal der Fürsten abfindung" aus der Agitattonsphrase in nüchternes und ehr liches Deutsch zu übersetzen. Die sogenannte „Abfindung", eine sachlich schiefe Bezeichnung, wie sich auf Grund der Tat. fachen später ergeben wird, spielt bet der Agitation der Linken eine besondere Nolle. ES sei daher tn ganz kurzen Striche» ein Bild der Entwicklung dteser Angelegenheit gegeben, nicht nur um einer nnwahrhastigcn Verhetzung von links her zu steuern, sondern auch nm zu verhindern, daß eine angesichts der tatsächlichen Verhältnisse durchaus verständliche Gegen- welle vvn rechts hervorgcrufen wird. Wir können gerade jetzt keine Ncnaufrollung der Erörterung über die Berechtigung der beiden Staatssormen, keine scharfe Spaltung des deutschen Volkes in Republikaner und Monarchisten gebrauchen. Nach der Revolution wurde das sogenannte Kronen» fibetkommtß vermögen sowie auch daS Privat« vermögen dcS Königshauses beschlagnahmt. Die Be- schlagnahme deS Privatvcrmögens wurde ausdrücklich als eine „vorläufige" bezeichnet, d. h. als eine Beschlagnahme, die mtt der Feststellung der Eigentumsverhältnisse ihr Ende finden sollte. Trotzdem besteht diese Beschlagnahme immer noch, da die rechtliche Auseinandersetzung immer wieder an dem Wider streben der wechselnden Negierung scheiterte, so daß das ehe malige Königshaus sich nach langem Zögern gezwungen sah, die Gerichte anznrufen. Seit Anfang 1924, nach einer Zeit spanne fast unerträglicher materieller Schwierigkeiten der Be- troffenen, erhält die Gcneralverwaltnng des Königshauses monatlich eine Summe von 50 660 Goldmark aus den Ueber- schüsscn der Hofkammer ausgezahlt. Hiervon müssen sämtliche Kosten der Verwaltung, Gcbäudeunterhaltnng. Gerichtskosten, Anwaltsgebührcn, Steuern sowie der Unterhalt sämtlicher Mitglieder des Königshauses, von denen 49 unterhaltS- bcrechtigt sind, so gut cs geht oder vielmehr nicht geht, be stritten werde» Der ehemalige Kaiser selbst erhält natürlich von diesen MonatSzahlungcn nichts Einige 1919 und in den folgenden Jahren an den Kaiser sreigegebene Zahlungen sind inzwischen dnrch den Schloßkanf in Holland, durch Teuerung nnd Inflation bis ans einen Betrag von rund einer Million Golbmark verbraucht. Von ?>en unterhaltsberechtigten Mit gliedern des HohcnzvllcrnhauseS haben zwar einige Neben linien einiges Vermögen, 34 Mitglieder der engeren Familie nnd der Familie des Prinzen Heinrich sind aber durch dies« Verschleppung einer Regelung in sehr schwierige Verhältnisse gekommen. Im Januar 1 926 wurde nun zum ersten Male ein Ver gleich-versuch gemacht und vom damaligen Minister Südcknm und Dr Am Zchnhosf sowie vom Hausminister Grafen Eulcnburg unterzeichnet. Infolge des Kapp-PutscheS ichciterte dteser Vergleich tm Landtage. Eine Reihe weiterer Verglctchßversuche scheiterten daran, daß die aus den Vor schlägen des preußischen Staates in Aussicht genommenen Summen auch bet allcrarößter Sparsamkeit schlechterdings nicht zur notbnrfttgen Erfüllung der verwaltungsmäßigen un- personellen Verpflichtungen des ehemaligen Königshauses auS- rctchte» Als jährliches Gesamteinkommen für alle Der- pslichtungcn wären, zum Teil ohne Berücksichtigung der Stenern, 866 666 Mk librtggebliebcn. Nach fünfjährigen Ver- suchen einer gütlichen Einigung hat das HvhcnzollernhauS dann endlich den Rechtsweg bclchrttten — nnd sämtliche Pro zesse bisher gewonnen So ist denn aus Grund gerichtlicher Entscheidungen ein neuer Vergleich abgeschlossen worden, »nd zwar vom tdemvkratischeni preußischen Finanz- minister Dr. Höpkcr-Aschofs einerseits und dem Wirklichen Geheime» Rat v. Berg anderseits. Dieser Vertrag fand die Zustimmung dcS gesamten preußischen StaatSmintstertumS, dem bckanntltch ein sozialdemokratischer Ministerpräsident vor- tcht und dessen Innenminister der wirklich nicht einer beson deren Sympathie für die Hobenzollern verdächtige Herr Scvcring ist. Der Inhalt dieses Vergleiches erklärt allerdings dte im Herbst dcS vergangenen JabrcS erfolgte Zustimmung der vreußischen Regierung Trotz der gewonnenen Prozesse Hai sich das HvhcnzollernhauS bereiterklärt, unter Aufopferung aroßcr Teile nnstreitiacn Privatbesitzcs der finanziellen Lage nnd den kulturellen Interessen ocS Staates sowie der all gemeinen WirtschastSnot, soweit es sich überhaupt mtt deu Rücktritt des französischen Finanzminifters. Das Opfer -er Franken^rise. parls. 15. Iunl. Finanzminister pSrek ist zurück-