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Dresdner Nachrichten : 23.05.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-05-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187405237
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18740523
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18740523
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-05
- Tag 1874-05-23
-
Monat
1874-05
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 23.05.1874
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Per sonen tnsertren wir nur »egen Pramimcrando« Zahlung durch Aries marken oder Posteinzab- lung. » Citbcn losten ich. Rar. Auswärtig« können die Zahlung auch aus eine DrcSdncr?iir,n» «lweiieu. Die Lxp. Rr. 143 Rennretzater Jahrgang. Mitredacteur: vr. Lm« Für da- Feuilleton: U-u«IvlL Dressen, Sonnabend, 23. Mai 1874. Politische». Von einem sonderbaren sächsischen nationalliberalen Heiligen weiß die Frankfurter Zeitung vom 20. d. zu berichten. Ihr Ber liner Correspondent, welcher der Ansicht ist, daß eine Partei, „an deren Spitze sich ein Hans B lum breit machen dürfe", Schonung nicht verdiene, schreibt folgendes Histörchen, für welches wir ihm mit allen Rechtmund Pflichten die Verantwortung überlassen müssen: Ein nationalliberaler sächsischer Publicist, Culturkämpfer äs pur savz. hatte ein dickes Buch über dm deutsch-französischen Krieg ge schrieben — natürlich mit der Scheere — und danebm eine kleine Brochüre über die Betheiligung des sächsischen Armee-CorpS an eben dem Kriege, jenes mehr in schwarz-weiß-rother, diese mehr in grünweißer Tinte. Eines schönen TageS nun erbat sich König Johann durch einm Adjutanten die Broschüre und ließ dem Ver fasser demnächst unter Bezeigung huldreichsten Dankes einen Fünf undzwanzigthalerschein überreichen. Der also Beglückte, gewohnt seine schriftstellerische Thätigkeit mehr nach dem Quantum, als nach dem Quäle abzuschätzen, beeilt sich flugs, in Hoffnung einer um so reicheren Anerkennung, auch sein großes Werk seinem Landesherrn zu Füßen zu legen. Aber Wochen auf Wochen vergehen und es kommt keine Antwort. Ungeduldig sucht er endlich den betreffen den Adjutanten auf, der ihm eröffnet, es seien allerdings 10 Thlr. für ihn angewiesen. Auf seine unwirrsche Bemerkung, weshalb ihm davon nicht Mittheilung gemacht sei, erhält er die weitere Ant wort, Se. Majestät hätten Allerhöchstselbst angeordnet, die Summe sei nur zu zahlen, wenn der Betreffende sich selbst melde und es sei ihm in diesem Falle in keiner Weise der Allerhöchste Dank auszu sprechen. Unser wackerer Nationalliberaler erkannte sofort mit praktisch politischem Blick, daß ein preußischer Thalcr zumal in zehn facher Dose denn doch ein reelles Ding sei, er verzichtete auf den gesprochenen Dank, säckclte den klingenden Dank ein und trollte sich zufrieden von dannen. Und wohl zu merken — für eben diesen Journalisten machte die „Nationalzeitung" fast in derselben Num mer Reklame, in welcher sic Herrn Wigard einen „Hofdemagogen" schalt, weil er die sächsischen Rationalliberalen der ,Hündelei" bezüchtigt hatte. Noch ist die PutbuS-Frag« in der Schwebe und schon wieder Hat LaSker „geredet", d. h. etwas aufgestöbert. Ein preußischer Landrath nach der guten alten Art» omnipotent, schnarrend uä> mit dem bekannten Ladestock im Lewö. war gegen einm Pfarrverweser des Coblenzer Kreises, diesmal aber etwa« eigenmächtig, vorge gangen. Mit Grafen Praschma, Windthorst und Mallinkrodt, kämpfte — o wunderbarer Anblick! — LaSker für die genaueste Erfüllung des gesetzgeberischen Buchstabens und sagte, die Zeit der preußischen Polizeiwirthschaft sei doch wohl vorbei, müsse vorbei 'ein. Daß sich die clericale Reaction „den Juden Laöker" als Kampfgenossen verbeten habe, wo er mit ihr gegen landräthliche Vergewaltigung loszog, davon meldet die Weltgeschichte nichts. Trotz aller Gegen-Vorstellungm kommt nun die Erhöhung der Eisenbahn-Tarife doch noch zum Durchbruch. 'Nicht ohne Interesse sind die Motive für den Bundesrath-Entwurf. Unsere sächsischen Bahnverhältnisse und die Haltung unserer LandeS- Repräscntanz in der Erhöhungsfrage, werden gebührend anerkannt. Aber die preußischen Bahnen und namentlich die des Staates, welche, der geographischen Langgestrecktheit Ostpreußens entsprechend, viele hundert unrentable Meilen aufweisen, bedürfen der Tarif zuschläge und als gute Bundesbrüder haben wir 14 Tage Frist, innerhalb deren wir erklären dürfen, daß uns diese indirecte Steuer- Erhöhung — sehr angenehm sein wird. Da mit der Eubik-Fracht- Berechnung und den Minimal-Tarifen die Bahneinnahmen viel fach herabgingen, während die Betriebskosten sich colossal steigerten, so wird man in den säuern Apfel der Erhöhung beißen müssen und kann nur bedauern, daß nicht jene protzigen, reichen Privatbahncn, welche 19,16^2,16^ Procent Jahresdividende an die lachenden Aktionäre zu vertheilen pflegen, von dem Recht der Erhöhung ganz ausgeschlossen werden können. Die Frage, ob man vom Reichs-Eisenbahn-Amt nicht etwas mehr Eingreifen hätte erwarten dürfen, z. B. in den» Maße, daß den Bahnen das Recht der Erhöhun gen nur einzeln, auf Grund ihrer Bilanzen, zugeüilligt werden konnte — die Frage bleibt eine offene. Falls Herr Goulard noch das französische Ministerium her stellt — mit oder ohne den jetzigen auswärtigen Münster Decazes, der als ein indifferenter, aber ehrenhafter Charakter gilt — wird man sich erinnern, daß Goulard, der französische Unterhändler beim Frankfurter Friedensschluß 1871 gewesen ist. Jetzt fungirt er als Abgeordneter der Hoch-Pyrenäen im rechten Centrum, 62 Jahre alt, eine feine, angenehme, distinguirte Erscheinung. Seine parla mentarische Laufbahn begann 1847 unter Guizot, der ihm das Unter-Staats-Seerctariat übertrug. Im Jahre 1849 wurde G. in die gesetzgebende Versammlung gewählt und am 2. Dccember 1851 in s Gefängniß MazaS gesetzt. Während des Kaiserthums blieb er Zuschauer. Thiers, der ihm Vertrauen schenkte, ernannte ihn 1871 zum Botschafter am italienischen Hofe, im Februar 1872 zum Handelsminister und Minister des Innern bis 1873. Gou lard ist Gegner liberaler Reformen im Unterrichtswesen, Vertrauter der Ultramontanen und war in dieser Eigenschaft eine werthvolle Errungenschaft Broglie's und ein durchaus sympathischer Politiker für Mac Mahon. Letzterer will also, falls die Constituirung dieses Ministeriums noch erfolgt, ein sogenanntes Geschäftsministerium zhne Farbe versuchen, keineswegs also eine Schwenkung zur republi kanischen Linken inauguriren. Locale» «vd Sächsisches. — Landtag. Die 2. Kammer berietst tn erster Linie das res; -er Deputation nur 130.051.343 Thlr. »ur Dertbkiluvg und davon erhält Sachsen 10,214,056 Thlr. Don diesem Gelbe sollen 3,000,000 zur Bildung von Fonds zum Zwecke der Selbstver waltung ben zu bildenden Bezirkspcrbändcn überliefert, ferner 3,168,001 Thlr. zur Einziehung der Kassenblllets, 161,300 Thlr. zu verschiedenen anderen Zwecken benutzt, der Nest endlich dem Finanzministerium zur Verstärkung der disponiblen Fonds über wiesen werden. Abg. Walter beantragte, mit AnSnahme der 161,300 Thlr. die gesammtc Kriegsentschädigung an die BezirkS- verbände zu geben und führte dies In längerer Rede aus. Tah daS relativ doch so geringe Ergebnl» der Mllllardeiivcrtheilung einige kleine Hiebe erhielt, war wohl gcrechttcrtigt. In der Kam mer fand Walter'S'Antrag wenig Freunde und wurde derselbe gegen 6 Stimmen abgelchnt. Ebenso erging es den Vorschlägen, die von der Regierung geforderten 161,300 Tblr. zur Instand haltung der Meißener AlbrechtSburg nicht zu bewilligen. May und Philipp hielten dies iür viel zu viel gefordert, da ia eigentlich nur becorative Ausbesserungen vorgenommcn werden sollten und betonten, daß wohl nie ein sächsischer Fürst das Mei ßener Schloß zu seiner Residenz macken würde. Oehnrichen, aiS Referent, wies darauf hin, daß schon aus PietätSrücksickten die Summe genehmigt werden müßte, und Finanzminister von Friesen ersuckt um Bewilligung, da man darin ein althlstori- schcS, interessantes Gebäude schütze. 22 Mitglieder erklärten fick gegen den SUvrcchtSburgbau, die große Maiorität dafür. DaS ganze Gesetz fand dann gegen die Stimmen ter Slbgg. Fahnauer, Gräser, Heymann, Kirbach, Körner, Lcistncr, May,Pcnzig, Phi lipp, Strauch, Wigard, Winkler Annahme. - Der Bericht über einige Differenzen im Justizbudget mit der 1. Kammer, deren Beschlüssen bcizutreten empfohlen wurde, gab v. Oehlschläael Gelegenheit, ei» gut Wort für Ille Gehaltsaufbesserung der Kassen beamten einzulcgen: der Minister gab mit Dank enkgegengenom- mene Zusage. — Bei der nochmaligen Beraihung des Bauetats (Res. Uhlcniann) wurde bei dem Beschlüsse stehen geblieben, einen Theil der Petitionen zur Erwägung, andere zur Kenntnißnahme zu überweisen, entgegen der 1. Kammer, welche alle Petitionen nur zur Kenntnißnahme empfahl. Unter Beifall der Kammer nannte dies Klopier ein Illilsorisckmachen des Petitionsrcchis. Zwei Petitionen ans Lauenstein (Erbauung einer Straße nach der böhmischen LandeSgrcnze» und anö Leiönig (Erbauung einer Mnibenbrücke betr.) wurden ebenfalls an die Regierung abge geben. — Bei den Differenzpunktcn in, Cultu-budget protellirte Gensel entschieden gegen die Aeußerung eine- Mitgliedes der 1. Kammer, welcher nm gegen die wissenschaftliche Darlegung darwinischer. materialistischer Ansichten ausgesprochen unb den Minister aufgesordert habe, nur rechtgläubige Professoren zu be- ruie». Es sei dies ein Attentat auf die Lehrfreiheit (Bravo!). Minister von Gerber sagte zu, daß der Geist, welcher setzt die Universität belebe, erhalten bleiben solle und müsse (Sehr gut!). — Bei dem Budget des Zunern kain es zu einer Plänkelei wegen einer Petition aus Tharandt, dorthin eine AmtShauptmannschait zu verlege;,, zwischen von Ochlschlägcl und Ref. Habcrkorn. Ha sich die Frage unierdesien erledigt kat, so erledigte sich auch der Antrag, Die Petition zur Erwägung an die Regierung zu geben. Mit 40 Stimmen blieb die Kammer bei Ihrem Beschluß, nur 25 neue Gensdarme» für Dresden zu bewilligen, stehen. — Es fand bann nock die Berathung einiger Petitionen statt, von denen eine ein größeres Interesse bot. Bekanntlich war, als tn Böhmen die Rindertest ausgebroche», ein Grcnzcordon gezogen worden. Die Grenzorte batten starke Belegungen mit Militär erhalten und wurden genöthlgt, Nachtlokale zu miethcn. Da dieser Cordon jedoch last zwei Monate dauerte, so war es natürlich, daß die .zum großen Theil sehr armen Orte stark belastet wurden; wenn man ferner bedenkt, daß die Entschädigung wahrhaft lächerlich gering vom großen deutschen Reich ausgefallen (15 Pitz, so kann man eS wobt den 4 Gemeinden: Ober-, Unter-, Hammerwiescn- thal und Niederschlag nicht verdenken, daß sic um Staatsuntcr- stützung baten. Die vierte Deputation beantragte in einem, vom Abg. v. Ehren st ei» war», befürwor.cten Bericht, den Ge meinde» eine Unterstützung von 5 Ngr. pro Tag und Nacht lokale, das wahrhaftig nicht zu viel sei, zu gewähren. Die, die dortige Gegend gut kennenden Abgg. von Einsiedel und Mehnert sprachen cbcnialis energisch für den Deputationsvor schlag, welcher nur in von Oeh 1 schlägel, welcher In der Entschädigung ei» iür die Zukunft gefährlich werden könnendes Geschenk sah, einen Gegner fand. Der Antrag wurde angenom men und die Kammer auf unbestimmte Zeit vertagt. — DaS Stadtverordnetencollegium nahm schon hin und wieder Gelegenheit, de», Stadtrath hinsichtlich der und jener Ver- waltungSacte seine „Mißbilligung" auszudrücken. Der Stadtrath findet diese Umschreibung des Nichteinverständ- nisicS der Stadtverordneten mit seinen Maßnahmen als über die Competenz des Collegiums hinanSgehend, und hat in seiner Plenar sitzung vom 13. d. eine Druckschrift genehmigt, welche das Stadt verordnetencollegium dessen gründlich belehren soll. — Seiten des Ministerivnis des Krieges und des der Finan zen, welche mitArcal dabei wesentlich in Frage kommen, ist neuerlich in die Anlegung einer Fahrstraße vom Kaiser Wilhelmplatze durch das Birkenwäldchen nach der Antonstraße eingewilligt, die haupt sächliche Entschließung aber Vorbehalten worden bis zu der Ver legung der Palais-Kaserne an der Königsstrahe, nach welcher erst der Garten, von dem ein Theil zu der Straße erforderlich ist, frei werden kann. — Dem „L. Tgbl." wird von verschiedenen Seiten berichtet über einen argen Constict, welcher zwischen der Direktion des Stadt theaters und dem hiesigen Rath ausgebrochen sein soll. So viel das genannte Blatt darüber erfahren konnte, ist derThatbestand folgender: Eine Logenschließerin des Theaters soll einen Streit mit einer Dame aus dem Publikum wegen eines Garderobestnckcs gehabt haben, eine Anzeige über diesen Vorfall gelangte aber an die Direktion nicht. Dagegen wurde die Logenschließcrin am Dienstag Nachmittag auf das Rathhaus beschicken, wo sie sich schriftlich verpflichten sollte, das Theater nie wieder zu betreten. Die Frau weigerte sich dessen und begab sich' in die Wohnung des Herrn v. Strantz, um ihm Anzeige von diesem Vorgänge zu machen. Herr v. Strantz, als Stellvertreter des augenblicklich abwesenden Dircctors, begab sich sofort in daS Theater, um zu erfahren, ob in Betreff der Logenschließerin eine Anzeige desRaths an die Direktion oder an einen Beamten derselben gelangt sei; es war dies nicht der Fall. Infolge dessen befahl Herr von Strantz der Logenschließer in, ihren Dienst in gewohnter Weise anzutreten. Bald nach Beginn der Vorstellung wurde die Lögen- schließerin unter Androhung polizeilicher Maßnahmen von dem an wesenden Stadtrath Schilling aus dem Hause gewiesen. Herr von Strantz wollte sich sofort hierüber bei dem betreffenden Herrn Erklä rung ausbitten, mußte aber die Unterhaltung abbrechen. Der in zwischen eingetroffene Herr Direktor Haase richtete nun gestern Morgen eine Beschwerdeschrift an den Rath und protcstirte gegen die Verletzung des Hausrechts in dem von ihm erniietheten Gebäude durch das geschilderteVorgehen gegen einein seinen Diensten stehende unbescholtene Person. Der Rath erklärte sich mit dem Vorgehen des betreffenden Herrn Stadtraths einverstanden, ließ am gestrigen Abend die Frau, welche sich auf Befehl der Direction abermals in ihrem Dienst befand, durch Polizisten aus dem Hause weisen, und infolge dessen hat gestern Herr von Strantz dm Herrn Direktor Haase und dieser heute dm Rath um seine Entlassung gebeten. (Der Contract des Direktors Haase läuft noch bis zum 1. Juli 1876). — Eine unserer beliebtesten Dresdner Persönlichkeiten, be kannt durch seinen Gesangshumor und schlagfertigen Witz, ist diese« Tage nach dem — Sonnenstein geschafft wordm. Die wunderbar sten Schrullen, zum Theil seinen Freundm im Gespräch ganz un erklärlich, gab derselbe neuerdings schriftlich und mündlich zum Besten, man dachte sich dabei nichts Schlimmes, leider mußte man aber nach richtigem Erkennen seines geistigen Zustandes zu obiger Maßregel schreiten. — PfingstauSflüge. Mit Vorliebe wird gewiß jeder Dresdner auf unsere Schweiz blicken, zumal wenn es sich darum handelt, neben den vielen reizendm und schönen Punctm und Aus flügen neue, ebmso anziehende sich erschließen zu sehen. Nebm der Schönheit der Natur und ihren wilden, ungeordneten und launen haften Ergüssen das menschliche Schaffen und Wirken, das Nützlich machen des Vorhandenen zu bewundern, ist geiviß ein erhöhter Ge nuß, zumal wenn Beides neben einander, ohne sich gegenseitig Ab bruch zu thun, Bewunderung erregt. Alles dies vereint das Schiebethal! Wo ist dies Thal? werden viele Schweizbesucher fragen. Kon der Station Schöna führt auf jeder Seite der Eisen bahn ein Weg bis zur Schiebmühle; hier werden wir schon durch die vielfach bekannte Fontaine, welche aus einem circa 350 Fuß hoch gelegenm Reservoir gespeist wird, überrascht. Dieses schöne Quell wasser wird aber auch nützlich gemacht, indem es eine Turbine treibt, die als Betriebskraft der dort befindlichen Hanfspinnerei dient. Da es nicht Jedem vergönnt war, eine Turbine in Tätig keit zu sehen, so wird man anerkennen, daß die Verwaltung des einer Aktiengesellschaft gehörendm Etablissements es Jedem gestattet, die selbe zu besichtigen. Diese Turbine ist von der Sächsischen Maschi nenfabrik (vormals Richard Hartmann) in Chemnitz erbaut und wegen ihrer Zierlichkeit und des großen Nutzeffektes, welchen sie schafft, ein mit Stolz zu besichtigendes Zeugniß unserer sächsischen Industrie. Hinter der Fabrik steigt man nun an einer großartigen Rohrleitung in d;m Schiebethal bis zu dem vorher genannten, in einer Höhe von 350 Fuß erbauten Reservoir hinauf. Die Schön heit des Thales mit seinen abwechselnden Durchsichten und Blicken auf liebliche Landschaften ist eine selten sich wiederfindende und endet schließlich beim Reservoir mit einer Fernsicht aufPrebischthor, Winterberg, Schrammsteine rc., sowie auf einer kleinen Anhöhe auch auf das nach beiden Richtungen tief unten sich ausbreüende Elb thal ; von hier kann man nun, das Thal verfolgend, nach Rein hardtsdorf und Wolfsberg gehen, oder direct auf den Zirkelstein, von wo ein guter Weg wieder zur Station Schöna führt. — Schon gestern bemerkte der aufmerksame Flaneur verschie dentlich« Vorposten der großen Armee der Pfingsttagreisenden, Ge sichter, die sich durch den unzweifelhaftester! Ausdruck des Staunens vor Gebäuden und Plätzen kenntlich machten, deren Anblick den ständigen Dresdner vollständig ruhig läßt. Ein biederer Kleinstädter mit langem Taillenrock — sichtlich hier fremd — schüttelte z.B. am Georgenthor den Kops gar sehr, als gerade eine lange Reihe Wagen auf der Schloßstraße warten mußte, bis sich verschiedene entgegen kommende Equipagen und ein Omnibus durch die Durchfahrt hindurchgewunden hatten. Der Mann schien sich darüber zu freuen, er war also nicht von hier! Auch die kleinen Struppener Militärs mit den blauen Jäckchen und den gelben Litzen promenirten in den Straßen; ein ganzer Omnibus steckte voll eines solchen munteren Völkchens. Die hiesigen höheren Schulen haben ihre Pforten geschloffen, und wenn man das auch nicht wüßte, man sähe cs den meisten der Schüler an den Gesichtem ab, daß die Tage der Freiheit, der Familicnzirkel und der größeren Ausflüge gekommen sind. Auf einzelnen Plätzen waren schon vor gestern Maien zum Pfingstschmnck für die Zimmer verkäuflich; der Verkauf ging ganz flott; in der That zaubert auch eine frische Maie mit ihrem wohlriechenden, saftigen Laub ein Stückchen Frühling in die kleinste Stube. Der große Strom der Pfingstgäste kommt aber erst heute Abend und morgen; wir iverden nach den Feiertagen ver melden, wie viel ungefähr Gäste durch die Eisenbahnen und Dampf boote hier eingeführt worden sickd. — Der so plötzlich aus dem Leben geschiedene juristische Hilfs arbeiter,Herr Gustav Damm,war nicht, wie wir gestern berichteten, früher Advocat, sondern Actuar im König!. Bezirksgericht. Nach seinem Austritt aus dem Staatsdienst, wurde er juristischer Hilfs arbeiter bei Hrn. Or. Cchaffrath und zuletzt bei Herrn Advokat Kunath. Man kann wohl auch aimcbmcn, daß derselbe nicht in Folge eines Falles von der Treppe gestorben ist, sondern er mag wohl kurz vor seiner Wohnung auf den letzten Stufen von einem Schwindel, odU, was der Lage nach, in der manch» gcsunden9nitdcr Hand unter dcmKopfe) wahrscheinlicher ist,von einem Gchirnschlagcgc- troffen worden und in Folge dessen 5—6 Stufen herabgestürzt und wahrscheinlich sofort todt gewesen sein, da nach dem geringen Blut verlust die Wunde durch dm Sturz nicht tödtlich sein konnte. Auch ist kaum an,»nehmen, daß er von Nachts gegen 12 Uhr bis Mor gens 6 Uhr liegen geblieben sei, ohne einen Laut des Schmerze« von ! sich zu geben oder den Versuch zu machen, seine Lage zu verändern, ! wenn der Tod eben nicht sofort cinactreten wäre. !. — Ein hiesiger Tischlermeister der inneren Altstadt hat sich am 19. d. M. aus seiner Wohnung entfernt, ohne bis jetzt wieder
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