Suche löschen...
Dresdner Nachrichten : 27.10.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-10-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-190310270
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19031027
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19031027
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-10
- Tag 1903-10-27
-
Monat
1903-10
-
Jahr
1903
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 27.10.1903
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Dresdner Nachrichten. Nr. !iU8. Seite 2. Dienstag, 27. Oktober LK08 Stockholm. (Prid.-Trl.) Auf Grurch der Mitteilung de» Pariser „Figaro' vom 32. d. M.. daß Professor Frithjos Nansen eine neue Nordpol-Expedition plane, hat sich „Stockholm« Tidnrngen" telegraphisch an Nansen gewandt, und dt« Antwort er halten, da« die Mitteilung aus einem Mißverstand,it« de« von ihm empfangenen Gewährsmannes des „Figaro" beruhe. Kopenhagen. lPriv-Tel.) Das Fol ket hi na verwies den Gesetzentwurf über den Wieoeraufbau de« Chrmianborg- Schlosses an einen Ausschuß von 11 Mitgliedern, nachdem der , »twurs von allen Seiten, mit Ausnahme der Abgeordneten Knudse» s-Soz.s und Jngovad-Jensen lLinkenpartei) befürwortet worden war. Konstantinopel. Ueber die Beschlüsse des gestrigen außerordentlichen Min isterratS W bisher nichts Be stimmtes bekannt. Seit Uebergabe der Reformvorschläge sind weder der Mdiz noch die Pforte mit den Botschaftern der Entente mächte in 'Verbindung getreten. Die Pforte beauftragte telegraphisch ihre Botschafter, Informationen über die Haltung und die Steilung der übrige» Kabinette einzuholen, und wartet wahrschein lich die Auskünfte, sowie die Unterstützung der Schritte der Bot ichasker der Ententemächte seitens der übrigen hiesigen Botschafter ab, ehe sie Beschluß über die zu erteilende Antwort fassen wird. Inzwischen wird in Pfortekreisen gesprächsweise erklärt, die Türkei müsse gegen die drei ersten Punkte der Rcformnote, be sonders gegen den ersten, ernstlich opponieren und bald Abände- rangen und Gegenvorschläge machen. Die Pforte müsse auch noch über viele Punkte von den Ententemächten detaillierte Auf klärungen verlangen. Im heutigen ordentlichen Ministerrate soll die Reformnote abermals zur Beratung gelangen. Belgrad sPriv.-Tel.s Fm Gerichtssaale versetzte vorgestern der srlihereMinister Liubomir Zsiokowitsch einem wegen Konkursvergehen angeklagten Kaufmann eine Ohrfeige, weil dieser behauptete, Zsiokowitsch, der die klägerische Partei vertrat, führe falsche Zeugen auf. Es kam ^u einer Prügelei, sodaß die Perhandlung geschlossen werden muntc. K apHa > t, e n. sPriv.-Tel.s Ans San Domingo ist zu Gunsten von L'imönös ein Ausstand ausgebrocken, der un Fortschritten iii Alle Bewohner des Gebietes um den Mont Ciban haben sich ergeben. Provisorischer Führer der Aufständischen ist Moranel. Man erwartet die Ankunst des Zstmönös. Berlin. sPriv.-Tel.s Tie Börse war heute bei Beginn der Ultimowoche hauptsächlich mit Mattstellungen beschäftigt. Das Geschäft war im übrigen ziemlich still, wenngleich sich der feste Grundton unverändert erhielt. Die Wiener Börse ist durch die Berufung Tiszas im günstigen Sinne beeinflußt, österreichische Werte waren daraufhin fest. Die Haltung des Montanaktien- inarktes war nicht einheitlich: während für Kohlenaktien der Vor- siandsbericht der rheinisch-westfälischen Zechenbesitzer-Versamm lung, der eine erhebliche Förderung des Absatzes um 12 Prozent feilttettle, anreaend wirkte, waren Hüttenaktien durch einen un vorteilhaften Bericht der „Rheinisch-Westfälischen Zeitung" vom Siegerländer Roheisen-Syndikat, bei dem die Bestellungen, im Gegensatz zum Düsseldorfer Syndikat, nicht über den November hinaus gesichert sein sollen, und aus die Nachrichten, daß die Stimmung auf dem amerikanischen Eisewmarkte infolge des Scheiterns der Produktions-Einschränkung eine verzweifelte sei und Amerika in Italien bereits als Roheisen-Exporteur auftrete, bei Beginn der Börse eher abgeschwächt zu nennen. In der zweiten Stunde trat auf größere Aufträge für rheinische Rechnung eine wesentliche Steigerung für Koklcnaktien ein, die auch . ... . . die Hüttenwerte etwas instzog; trotzdem schlossen Deutlch-Luxemburaer und Laurahütte gegen den Schlußkurs am Sonnabend Vg vis s.5 Prozent niedriger, dagegen waren Bochumer und Dortmunder bs Prozent höher gehalten. Kohlenaktien zogen Vs bis 1 Prozent an. Bankaktien sehr fest. Mit Ausnahme von Darmstädter, die V4 Prozent nachgaben, traten durchgängig Kursbesserungen von 1-2 bis Prozent ein. Bon Bannen waren nur Gotthard bch Prozent niedriger, alle anderen Werte v>, bis 0^ Prozent höher. Von Renten bröckelten Spanier und Argentinier um ein Geringes ab. Türkenloie zogen aus Wiener Anregung um 2 Mark an. Der ReichsbankauSweis ist günstig, llltimogeld 4-'ß bis 4ls> Prozent. Privatdiskont 3s,5 Prozent. — Am Ge treide markte war der Verkehr früh verhältnismäßig lebhaft, Es machte sich ziemliche Nachfrage nach Roggen sowie nach Hafer guter Qualität und Braugerste geltend; es sollen beachtenswerte Abschlüsse in diesen Getreidesollten zu stände gekommen sein. Da- gegen lag das Mittagsgeschäst überaus still: in Brot- wie in Futtergetreide waren angeblich bis zur zweiten Börsenstunde überhaupt keine Abschlüsse betätigt. Seitens der Provinzmühlen, die offenbar nicht allzu reichlich mit Beständen versehen sind, lagen verschiedentliche Kaufaufträge vor, die jedoch nur zum Teil erledigt wurden, da die Inhaber keine Neigung zeigten, in ihren- Preisfordernngen nachzugeben, die Käufer andererseits versuchten, mit niedrigeren Prellen anznkommen. Das Angebot von süd- russischem Weizen und Roggen ist nach wie vor beträchtlich, läßt aber für den hiesigen Platz keine Rechnung. Weizen und Roggen waren gegen den Schluß vom Sonnabend kaum verändert: die Preisschwankungen gingen über 0,25 bis 0,50 nicht hinaus. Hafer liegt in guten Qualitäten lest, abfallende Ware niedriger. Mais auf Amerika steigend. Rüböl auf Käufe, angeblich für fran zösische Rechnung, höher. Spiritus ohne Geschäft. — Wetter: Schön, Südostwind. Frankfurt a. M. (Lchlutz.) Kredit 208,—. Diskonto 19S.80. Dresdner Bank 153.30. Ltaatsbahn —. Lombarden . Laurahittte —. Ungar. Gold — Portua elcn . Türlenlose schwächer. Vans. ,3 Uhr nachmittag. Stenre 87.29. Italiener 103 40 Spanier 90 SL'/z. Portugiesen 31.87'/-..- Türken 33,22'^. Tilrkenlose 136.80 Lttomanbank 585. Ltaaisbahn ilombarder, —Behauptet. Paris. Produkte,„narkt. Weiten per Lktbr. 2l 40 per Jan.»April "1 Ol. fest. LviriruS per Oktober 36 ö, per Mcn-August 36.75, beh. Rüböl per Oktober 48.76. per '.Viai-August öl.25. ruhig. Amsterdam. Produkten - Bericht. Weizen ver Novbr. per Marz —. Roggen ver Otrober . per B-ür» —. SeschättSloS. London, ivroduktenberlcht i Engl. Weiren fest, fremder fest bei ziemlich guten, Ge-chait. Mais rnb?q. Enal. Mehl teü, '/, Sb höher, amertk. fest und «twaS teurer « erste und Hafer stetig — Wetter: Veränderlich. QertlicheS »nd Sächsisches. — Gestern vormittag 10 Uhr traf Se. Majestät der König i:n Residenzschlosse ein. emofing daselbst die .Herren Staatsministcr sowie die Tcoartementsche's der königl, Hofstaaten und den königl, Kabinetlssekretär zu Vorträgen und nahm militärische Meldungen entgegen, Nachmittags kehrte er nach Pillnitz zurück, — Aus Sibyllenort wird berichtet, daß das Befinden Ihrer Majestät der K ö n i g i n - W i tw e ein sehr befriedigendes ist und sie bei dem eingetretenen schönen Herbstwetter täglich größere Promenaden zu Fuß unternimmt. Am Sonnabend empfing die Königin mittags -.-4I Uhr den neuen Qberpräsidenten der Provinz Schießen, Grafen v, Zedlitz-Trützschler, der dann um 1 Uhr zum Tejeuner eingeladen war, — Se, Königl. Hoheit der Kronprinz hatte sich gestern mittag nach Grogenhain begeben, um nachmittags dem Rennen des Großenhainer Parforcc-Fagdvereins be>zuwoynen, und kehrte abends nach Wachwitz zurück. — Ihre Königl. Hoheit Prinzessin Mathilde besichtigte ui Begleitung ihrer Hofdame Frciin 0, Gärtner im Kunstsa.on Emil Richter lPragcr Straße! mit großem Interesse die daselbst ausgestellten Werke von Rosa Bonheur, Fritz v. Uhde, Georg Lührig nfw. Besondere Aufmerksamkeit schenkte sie den soeben mr Aufstellung gelangten künstlerischen Photographien von Erwin Ranoo. — Die Fürstin von Schwarzburg-Rudolstadt und die Prinzessin Georg von Schönburg-Waldenburg besuch ten das Magazin für Amateur-Photographie von Carl Plaul, Hoflieferant, Wallstraße 25, um Einkäufe zu machen. — Se. Majestät der König bat der Gräfin zu Münster in Moritzburg in Anerkennung ihrer Verdienste aus dem Gebiete hilfreicher Nächstenliebe die Carola-Medaille in Silber verliehen. Tiefe Ordensdekoration ist der Genannten durch Herrn Geheimen Recherungsrat Amtsbauotmann v. Crnnshaar, gelegentlich der am 25 d M. vormittaas in der Moritzburgcr Schloßkavelle statt gehabten kirchlichen Einweisung der für Ellenberg und Moritzburg »euangestellten Gemeindepftegerin ausgehändigt worden. — Dem bisherigen Friedensrichter Förster in Brockwitz bei Meißen ist das Allgemeine Ehrenzeichen verliehen worden. — Der Obcrvräsidenr von Schlesien Graf Zedlitz und ^ rützichle r hat sich vorgestern vormittag nach Slbyllenorl zu Ihrer Mcuestät der Königin-Witwe von Sachte» begeben. - Unter Vorsitz des Herrn StaatSmInister- v. Mehsch fand gestern vormittag von 10 Ubr an tm M-niiterhatel ans der See straße eine mehrstündige Sitzung der von der Regierung einbenrfe- ncn Vorkonferenz zur Beratung einer Reform de» Landtags-Wahlrechts statt. Unter den Trttnehmem be enden siL al» Vertreter der Erst«, Gtändekommn: die Präsident Dr. Gros v. Könnerltz. BtoatSmlnister n. D. d. NoMdß Dallwitz. Komnrechrn Sadrer do« Sadr aus Dahl«,. Oberbllrgrr- metfter Beutler-Dresden. Oderbllwermelfter Beck-Chemnitz. Odem bürgeanelster a. D. Georgt-Lelpzig: dl, Zweit« Ständelam«« «urd« durch di« Henea Präsident Geb. -okar Dr. Mednert. Vizepräsident Geh. Hokat Opitz. G»b> Justizrat Schill. «daw»rd. «ete Rechtsanwalt Dr. Stücke!. Geh. Oekonomlerat Häbnel-Kupv« ritz. Baumeister Sakr-Lrtvzi-. HandelSlammerlvndlku« Rollsuß> Zittau vertreten, gern« nahmen m^rere Ministerialräte und di« H«rren HonbelSkammerpräsident Kommerzienrat Collenbusch-Dre». den. HandelSkammerpräsident Zweintger-Leipzig, Stadtrat Schröer- Dresden und Stadtrat Jäger-Chemnitz teil. — In Sachen der Wahlrechtsreform vertraten wir in der Nr. 2S5 an dieser Stelle die Auffassung, daß es sich de der jetzigen Reform um eine Verfassungsänderung handle, und wiesen im Anschluß daran auf 8 152 der Verfassung hin, in dem eS heißt: „Zu einem gültigen Beschlüsse in dieser An gelegenheit sd. h. in betreff einer Abänderung der Verfassung wird die Uebercinstimmung beider Kammern, und in jeder Kam mer die Anwesenheit von drei Vierteilen der verfassungsmäßigen Zahl der Mitglieder, sowie eine Stimmenmehrheit von zwei Dritt- teilen der Anwesenden erfordert; auch kann von den Ständen ein olcher Antrag nicht eher an den König gebracht werden, alS bi» n zwei ordentlichen unmittelbar aufeinanderfolgenden Stände versammlungen deshalb übereinstimmende Beschlüsse gefaßt wor den sind." Hierzu wird uns von einem angesehenen Dresdner Juristen geschrieben: «DaS Wahlgesetz vom 29 März 1896 wird aller dings keine Verfassungsänderung im Sinne von 8 152 der Ver- assungsurkunde vom 4. September 1831 sein, wie das z. B. da« Ge rd vom 3. Dezember 1868 lG.-B.-Bl. Bd. 2. S. 1865) war, aus >em die Zusammensetzung unserer jetzigen Zweiten Kammer be ruht. Was jetzt geplant ist, ist Abänderung der Verfassung. Wenn Sie aber aus 8 152 der Verfassungs-Urkunde herleiten, daß zur Durchführung die Beschlußfassung zweier aufeinander- wlgender Ständeversammlungen nötig ist. so wird übersehen, daß die Regierung es ist, die die Verfassungsänderung vorschlägt und aller Wahrscheinlichkeit nach beantragen wird. Nach dem klaren Wortlaut des oben abgcdruckten 8 152 genügt alsdann die Beschluß- affung eines Landtages, dafern eine Uebercinstimmung Leider Kammern erzielt und in jeder Kammer bei Anwesenheit von drei Vierteln der Mitglieder der Beschluß mit Zweidrittelmehrheit gefaßt wird. Es ist eine Vorschrift zur Sicherung der Verfassung, die 8152 enthält. Diese Sicherung ist geringer, wenn die Krone die Aende rung beantragt, als wenn die Anregung von den Ständen aus- geht." Es kann wohl nicht zweifelhaft sein, daß der Herr Ein ender der Zuschrift mit seiner Auslegung des 8 152 das Richtige trifft. Dies geht auch daraus hervor, daß u. a. Opitz in seinem tciatsrecht des Königreichs Sachsen" (Leipzig, Verlag von Roß berg! im 2. Bande. S. 255 ebenfalls zwischen einem Anträge auf Verfassungsänderung, der von der Krone, und einem solchen, der von den Ständen ausgeht, unterscheidet, und auf elfteren nur die gewöhnlichen verfassungsmäßigen Sicherungsoorschristen ange wendet wissen will, während er alsdann ausdrücklich hinzufügl: Außerdem ist aber auch, wenn ein derartiger Antrag oder Ge- etzesvorschlag von den Ständen auSgeht, vorgeschrieben, daß der selbe nicht eher an den König gebracht werden kann, als bis in zwei ordentlichen unmittelbar aufeinanderfolgenden Ständever- ammlungen deshalb übereinstimmende Beschlüsse gefaßt worden ind " Hiernach wird es also in der Frage der Wahlrechtsreform ür deren parlamentarische Behandlung daraus ankommen, ob die eigentliche gesetzgeberische Initiative schließlich von der Regierung oder von den Ständen ausgeht. Die Re gierung scheint sich nach den bisherigen Aeußerungen entgegen der Annahme der obenerwähnten Zuschrift aus eine bloße Denkschrift an die Stände, die weder als Antrag noch als Gesetzesvorlage im technischen Sinne bezeichnet werden kann, beschränken zu wollen; der igentliche Antrag im Sinne des 8 152 der Verfassung bliebe dann den Ständen überlassen, und in diesem Falle würde aller dings die doppelte Beschlußfassung in zwei Landtagen hinter einander in Kraft treten. — Nachdem in der Ersten Kammer der Stände versammlung neuerlich infolge freiwilliger MandatSnieder- legung seitens des bisherigen Inhabers eine weitere solche Stelle, ebenfalls in der Oberlaufttz, zur Erledigung gekommen ist, wird die Vornahme einer Neuwähl auch für diese Stelle unter Bezug- nähme auf die deshalb an den Landesältesten der Oberlausitz er- gehende besondere Verordnung angeordnet. — Im 67. Lebensjahre ist vorgestern Herr Georg Dinger gestorben. Ter Entschlafene war langjähriger Mitinhaber der früheren Bankfirma Horn u. Dinger, hier. Nach deren lieber- gang in die Creditanftalt für Industrie und Handel in Dresden bekleidete er bei dieser bis zu deren Liquidation einen Aufsichts- ratsposten. — Vorgestern abend ist nach kurzem Kranksein im 58. Lebens jahre am Herzschläge Herr Traugott Ferdinand Schade, alleiniger Inhaber der bekannten Firma F. Schade u. Cie., hier, gestorben. — Mit hohen Ehren wurde gestern mittag auf dem Annen sriedhof an der Chemnitzer Straße der im hohen Alter von über 82 Jahren verstorbene Nestor der deutschen Geodäten, Herr Geh. R e g i e r u n gs r a t Prof. a. D. der Geodäsie an der Königl. Technischen Hochschule Christian August Nagel zur letzten Ruhe bestattet. Eine große Zahl Ver treter aus Gelehrtenkreisen war um den Sarg versammelt. Man gewahrte neben vielen anderen die Herren Wirft. Geh. Rat Tr. Diller. Präsident des Oberlandesgerichts Loßniher, Senats- Präsident Haase, den kvator insgnit'iou» der Technischen Hoch schule Geh. Hofrat Pros. Dr. Lewicki mit zahlreichen Professoren und einigen Deputationen der Studentenschaft, den Rektor der Bergalaoemie Oberbergrat Prof. Dr. Papperitz und deren Geodät Prof. UHIig aus Freiberg, Geh. Regierungsrat Morgen stern, Geh. Hofrat Dr. Erbstcin, Oberbaurat Krüger, die Vor stände der Sachs. Renten-Versicherungsanstalt, die Beamten des Königl. Eichamtes, sowie zahlreiche in Amt und Würden stehende ehemalige Schüler des Verewigten von hier und auswärts. Palmen- und Blumenschmuck hatten am Sarge niedergelegt das Professorenkollegium, der Ingenicur-Verein und die Studenten schaft der Königl. Technischen Hochschule, der Sachs. Jngenieur- und Architektenverein, der Deutsche Geometerverein, der Verein praktischer Geometer im Königreich Sachsen, die Mitglieder der internationalen Erdmeisung, ehemalige Studierende der Geodäsie, die Sächsische Renten - Versicherungsanstalt, die Beamten des Königl. Eichamtes, der Gemeinverat von G>ün- berg („feinem großen Sohne") ,c. Mitten tn dielen kostbaren Ge winden lag das Ordenskissen mit den hoben AnSzdlchnunae», die sem Heimgegangenen von verschiedenen Monarchen zu teil gewor- sen wacen. Mit Chomlgesang eröftnete der FriedhofSebor die Feier. Hierauf hielt Herr Pastor Roßberg von der Annenkirche sie Gedächtnisrede, we-cher er ein zwiefaches Gotte-wort zu giundc legte und zwar „Von Gottes Gnade bin ich. was ich bin" und muß wirken, so lange eS Tag ist. denn eS kommt die Nacht, da niemand wirken kann". In trefflicher Weis» spiegelte Redner den Lebensgang unk die Person des Pe,ewiglen tn dielen Schrift» Worten wtder »nv hob als charakteristische Züge besonders seinen gelstesklaren Blick für die Nähr und Ferne, leine unermüdltche Arbeit-lrenvlgkelt hervor. Weiter wurden die Verdienste brS Heimgegangenen unter Nlederlegung von Lorbeeikränzen auch von fachmännischer Seite gewürdigt. Zunächst sprach sei» Nachfolger. Herr Professor Pattteiibauftn. Ein taienrelcheS Leben, so fühlte Redner ans. let zu Ende gegangen. Vom einfachen Feldmesser habe sich der Heimgegangene zur höchsten Stellung im aeovätdchen Fache emvorgcrnngen. Hunderte dankten tbm ihre Ausbildung. Nene Konstruktionen und Methoden lchus er. und mustergültig sind die Grnndlaaen für die geodätische Gradmeffuna tm Königreich Sachsen. Im Namen und Aufträge de« Prosefforen-Kollegiumr und de» IngrnIenrverelnS der König! Techntichrn Hochschule ruft dem. verdienten Manne ein „Habe Dank!' tn di^ Ewigkeit Potsdam für di« Mitglieder de, europäische« Gradmi sich dankte Herr Bros. Uhlig.FrrideiÄ für sich und l «hemaliarn Schüler m herrliche» Dritten. — Nach dielen ehren- M »ollen Nachrufen wurde der Sarg von Mannschaft» der nach dem Grabe getragen und die Feier mit einer kur»» Emirg nung und einem AbichsedSiirdr beendet. - Unter zahlreicher Beteiligung der Mitglied« der Königl. Hopheater und Leidtragenden au» Freundeskreisen wurden gestern nachmittag aus dem Radebeuler Friedhöfe die sterblichen Ueber- duard Decarli» der Erde übergeben. Die letzten er nach. In äbnlicber Weise ehrte ihn Leu Geh. Rat Povve »amen» des Sächsuchcn Ingenieur- und ÄrchitektenvrrrtnS. Herr SmvlvermessungSdtrrktor Gerke iprach warme Worte für den D«ut> scheu Geometerveretn und tm Aufträge de« Herrn Pros. Helmert- der Hoftheater: die Ober-Regisseure Lewmorr und Erdmcum, die Regisseure Mori» und Mövlmaer; von alleren Kollegen, die Jahrzehnte mit Decarli künstlerisch gewirkt, die Herren Kammer- sanger GudshuS, Hosopernsänger Eichberger; in oorporo »er- treten waren die Solisten der Königl. Hofoper und zahlreiche Herren des Königl. Hosschauspiel». Von den Künstlerinnen der Königl. Hoslhcater trauerte am Sarge allerdings nur eine. Kammersängerin Clementine v. Schuch; unter den ältesten Freunden Decarlis bemerkte man Felix Schweighoser und Hof- rat Dr. Peschel, Direktor „deS ^Körner-Museums. Die Familie ^ no Anwesenden — . — zu der er aus Grund beS Bibelworics: „Wachet, damit Er euch nicht schlafend ftndet", zum Gedächtnis des Toten sprach. Nach der tnavpen, chlickten Feier legte Hosopernsänger Gutzschbach «inen «kränz m Namen der Mitglieder der Königl. Hofoper am Sarge nieder; Hofschauspielcr Bauer brachte „dem edlen Menschen und lieben Kameraden" den letzten Lorbeer im Austrage des Hofschauspiels und Hosschaulpieler Winds den letzten Gruß der GenosseniclM Deutscher Bühnenangehöriqer. Bevor die Feier begann, halte Graf Seebach einen prächtigen Kranz als Zeichen der Ehrung von seiten der Generaldirektion niederleaen lassen. Dar- nach bewegte sich unter reichem Blumen- und Kranzschmuck der Trauerzug nach der letzten Ruhestätte. Hier noch eme einfache kirchliche Feier, ein Vater Unser und ein Ave Maria, und langsam sank der Sarg in die Tiefe.... stumm lag der Sänger und stumm blieb es über dem Grabe, kein letzter Gruß aus Sänger- munde, kein Ton Musik erftang über der letzten Friedensstätle eines Künstlers, der Io reich an Liedern für andere gewesen. — Zu unserer dem „Vaterland" entnommenen, tn der Nr. 206 unsere« Blattes abgedruckten Notiz über den Wohnungs- Zuschuß an sächsische Staatsbeamte, der vom 1. Januar 1904 an gezahlt werden wird, werden wir von sachkundiger Seite darauf aufmerksam gemacht, daß nach 8 1 de« GeletzcS vom 16. Juli 1902 jeder Staatsbeamte Anspruch aus Wohnunasgeld bat, auch der unv er d e i ra tete: nur erhält der unverheiratete Staatsbeamte nach 8 7, Absatz 5 de« genannten Gesetzes lediglich die Hälfte des tarifmäßigen WohnungSgeldzuIchusses. In der fraglichen Notiz let offenbar 8 7. Adlah 5. Satz 2, gemeint, wo nach auch der unverheiratete Staatsbeamte unter Umständen den vollen Zuichuß gewährt erhalten kann, nämlich dann, wenn ver um den vollen Zuschuß nachsuchenve unverheiratete Staais- beamte tm eigenen Haushalte die Eltern unterhält. Hiernach ist in der gedachten Noti, der Satz, daß „sonst an unvrrheiralete Beamte der Zuschuß überhaupt nicht gezahlt werden dürfte", unzu treffend. Zum Zwecke der Einschätzung zur Einkommensteuer werden jetzt, wie alljährlich, von seiten des Stadtfteueramtes den Steuer- 'ichtigen Einkommen.Deklarationssormulare zu- aesandt. Diese sind innerhalb drei Wochen, vom Tage der Zu- stellung ab gerechnet, an den vorgesckriebenen Stellen zur Ab- ieferung zu bringen. Wer diese Frist versäumt ober, falls er eine Aufforderung zur Einkommensdeftaration nicht erhalten haben sollte, sich ein solches Dcklaratlonsformular nicht verschafft, also überhaupt nicht deklariert, geht des Rechtes einer späteren Rella- mation gegen die von seiten der Einschätzungskommission er- folgte Einschätzung verlustig. Gleichzeitig sei bemerkt, daß es den Beitragspflichtigen gestattet ist, die Deklaration verschlossen cinzureichcn, doch muß auf der Außenseite des Umschlages Name und Wohnung des Deklaranten angegeben sein, und ausdrücklich als Einkommensdeftaration bezeichnet werden. In diesem Falle darf eine Oesfnung seitens der Gemeindebehörde nicht ersolgen. — Am letzten Sonnabend traten hier aus Einladung der Königl. Polizeidirektion Dresden die Vertreter der größeren Polizeibehörden des Königreiches Sachsen zuiamm«, um über das neue Fingeraddrucksystem zur Wledererkrnming von Perionen, das bekanntlich in der Deutschen StädteauSstellnng mit zur Darstellung gelangt war, zu beratschlagen. Bon der Ver sammlung. der auch Herr Ministerialdirektor Geb. Rat Merz beiwohnte, wurde die Einführung dieses neuen Systems bei den -ächsiichen Polizeibehörden einstimmig beschlossen und die König!, olizeidrreklion Dresden als Zentrale für die Registrierung und ammlung der Fingerabdruckbogen innerhalb des Königreiches achien gewählt. - In der Zuschrift eine» Handwerksmeister» in der letzten Sonntag-nummer. dir sich gegen die Einführung der Alters- und Invalidenversicherung für die Handwerker wandte, hieß eS am Schluffe: „und warum wird dann konirauenlelweiie nicht einiach gefordert, vom io und so vielten Lebensjahre an bat eber deutsche Rrichsbürger den Anspruch aus Altersrente?" Hierzu ei nachträglich aus die wissenschaftliche Beilage zum Programm der hiesigen Kreuzschule vom Jahre 1883 verwirft», in weichrm der letzt im Ruhestand lebende Professor Dr. Franz Rietzsch die Grnndlaaen der Lebens-, Aussteuer- und Altersrenten-Versicherung gemeinverständlich darstellt und zu folgendem Ergebnis kommt: „Wenn jeder Deutsche gezwungen wird, m der Zeit der höchiicn Erwerbssäbigkrir. vom 25 bis 45. LrbenSiabre, jährlich 18 Ml, d. i. monatlich 1,50Mk oder täglich 5Pfg., zu steuern, so kann er dafür vom 65 Lebensjahre bi» zum Tode eine wöchentliche Rente von 5 Mk. erdollen. eine Rente, di« den Arnnsten vor dem Armenhause schützt, die sür den Mann de» Mittelstandes ein an- genedmer Zuschuß ist. und nus weiche schließlich der Reiche zu gunsten eines Armen verzichten kann." - Die feierliche Ordination und Einweisung de» zum fünften Geistlichen an der Frirdenskirche in Löbtau neugewählten .Herrn Predigtamtslandidaten Armin Weber au» Pegau erfolgte im letzten SonntagS-Jrühgottesdieirile durch Herrn Lber- konsistorlalrot Superintendent v. DlbeliuS. ÄIS Vertreter des Stablrats. dem das PatronatSrechi über die Friedensftrche rustekt, waren Herr Bürgermeister Hctschel und zwei Stadträte erschienen. Noch ertolgter Verpflichtung des Herrn Weber hielt dicker leine AnirittSvredigt. der er daS Scbrrftwort Hebräer 13. 8 „JrsuS Christus gestern und beute und derselbe auch tn Ewigkeit" zu gründe legte. Der Kirchenchor trug unter Leitung d«S Herrn Kantor» Schädel den 121- Psalm von Ftnstrrbusch vor. — Am 23. Oktober 'prackim Pädagogischen Verein (Dresdner Lrhrerveretn) Herr O. Peßler als Berichterstatter der Lehrplankommiision für Religion über „Auswahl und An ordnung des Stoffe»". Die Kommission, so führte der Redner in seinem mit dem lebhaftesten Beifall aufgenommenen Vortrag au», schlägt besonder« i» Hinsicht auf den Verlauf der sittlich-religiösen Entwicklung de» KlndeS für biblische Geschichte und Bibetkunde folgende Stoffverteilung vor: Klaffe 8: Einfache Geschichten au» dem Leben Ieiu. Klasse 7: Geschichte Joseph«. JeiuS als Wohltäter und Lehrer. Klaffe 6: Jesu» als Dulder und Sieger. Die Urgeschichte der Menschheit. Die Erzväter deS Volkes Israel. Klasse 5: Geschickte des Volke» Israel. Klaffe 4 »nd g: Zusammenhängendes Lebensbild Jesu. Klaffe 2: Propheten. Gesetz und Evangelium. Klasse 1: Apostelgeschichte. Abschnitte aus den Briefen de» neuen Testament» und Entwicklung der christ lichen Kirche in lebensvollen Bildern. Der Vortragende begründete in geistvoller Welle, besonder» vom psychologischen Standpunkte auS. sowohl die getroffene Auswahl des Stoffes nach seinem Bll» dungSgehalt«. als auch die getroffene Anordnung nach den Forde rungen de» BllvungSerwerbS. Insbesondere entkräftete er die gegen Behandlung de» alten Testament» In der christlichen VolkSickule angeführten Gründe durch den tzlnwei» auf die Aehnllchkrit zwilchen manchen prophetischen Stellen und dem Evangelium, zwilchen dem sittlich-rellgiösen Standpunkte de» KlndeS und dem jenigen de» alten Testaments und durch den Nachweis, daß daS oste Testament da» neue durch Veranschaulichung sozial« Berdältnlffe und Forderungen ergänzt; doch dürft« nach Maßgabe de« christ lichen Standpunktes nur sitillch-relialö» werivolle Stoffe geboten weroen. Des wetteren sprach sich Redner gegen die Vorherrschaft der konzentrischen Kreise au», die einen gelst- und gemütblldenden Unterricht «schweren und ein« nur gedächtniSmäßigen Aneignung de» Stoffe» Vorschub leisten. Statt deren empfahl « «m wrseiit licken die historisch« Folge der Geichichien. welche dem Kinde «inen vertrauten «nd inniocn Umgang mit den führenden sittlich-rellaivlen
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)