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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 12.02.1903
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-02-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19030212022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903021202
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903021202
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-02
- Tag 1903-02-12
-
Monat
1903-02
-
Jahr
1903
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nutzt auldewaurt. .ck,ar-mr . Nachricht«» »r« r,l,,r-mm-«dreN^E^ Novlag von Ktepsrh L Reicliardt. « StrnlvreLanschliib: Amt I Rr. U und Nr. 2»S«. °l. Llvrv «,r Lrauorvi Lvlssvilr l INVMSj IKII >l! bk !k Snim !». V«.' Rr. 43. SM I. Neueste Drahtberichte. Hosnachrlchten. Sitzung deS SonderaerichtS. Die frühere Kronprinzessin, Allgemeiner l ». Turnverein. Gerichtsverhandlungen. Waldeck-Abend. Babel und Bibel. Donnerstag, 12. Februar 1SV3. Neueste Drahtmeldungen vom 11. Februar. Berlin. lPriv.-Tel.) Die Budgctkom Mission dcü Reichstags setzte heute vormittag die Perotung über den Etat der Reimseisenbahnen fort. Eine Erörterung ent spann sich über die Frage, ob die RcichSeisenbahncn Laar- oder Ruhrkohlen verwenden sollen und über die elektrische Beleuchtung. Regierungsseitig wurde erklärt, die Ruhrkohlcn seien eingehend ge prüft: sie kämen nicht billiger als die Saarkohsen. Der Etat wurde genehmigt, bei den außerordentlichen Ausgaben mit einigen Abstrichen. Berlin. HPriv.-Tel.) Im Scniorcnkonvent des Reichstags teilte Präsident Gras Ballestrem mit, daß nach einer ihm gewordenen, allerdings noch nicht amtlichen Nachricht dieWahlen Mitte Juni stattfinden werden. Demgemäß verbleibt für den Reichstag zur Erledigung seines Arbeitsstoises nur die Zeit bis Ostern, da nach Ostern alle Parteien den Wunsch haben werden, sich der Wahlbewegung zu widmen. Innerhalb dieser Zeit werde eS. wie im Seniorentonvent ausaeführt wurde, nur bei größerer Selbstbeschränkung möglich sein, die noch uner ledigten Vorlagen zu verabschieden und insbesondere, wie dies bisher stets geschehen ist. den Etat rechtzeitig bis zum 1. April fertig zu stellen. Zu erwarten sind noch das Wahlreglement und das Krankenkastengesetz. Elfteres bedarf nur einer einzigen Lesung: das Krankenkassengesetz würde nur einer ersten Lesung zu unter ziehen sei», die der Regierung wertvolle Gesichtspunkte für die nochmalige Vorlegung des Entwurfs in der nächsten Legislatur periode liefern könnten. Airgeregt wurde auch von einer Seite die Einbringung des Gesetzes über die kaufmännischen Schiedsgerichte. Die Erledigung dieser Vorlage wurde aber als aussichtslos an gesehen. Tübingen. Professor Dr. Krehl. Vorstand der medizini schen Universitätsklinik, hat einen Ruf als Nachfolger des kürzlich vcrskorbciien Geh. Mcdizinalrates Dr. Karl nach Breslau erhalten. München. Gestern abend ist der Historiker Universitäts- prosessor Geh. Rat Dr. Cornelius gestorben. Cornelius war im Jahre 1848 Mitglied des Franksorter Parlaments. Wien. Erzherzogin Elisabeth ist an einer rechts seitigen Lungenentzündung erkrankt. Gefährliche Krankhcfts- crschcimingcil sind nicht vorhanden. Wien. Dem „Fieindcnblatt" wird von seinem Korresponden ten in Brüssel telegraphiert: Giron hat gestern abend Brüssel verlassen, um sich nach Gens zu begeben, wo er angeblich wegen Erleichterung des Aufenthalts der Prinzessin in .La Mdtairle" verhandeln wird. Die Beziehungen zwilchen Giron und der Prmzeisin seien nach zuverlässiger Jnfounatwn nicht endgültig abgebrochen. Basel. Giron ist heute Morgen von Brüssel kommend hier eingetrosten und um 7 Uhr 35 Minuten nach Lausanne weitrrgcreist. London. Der „Morningpost" wird aus Montreal ge meldet: Ter kanadischen Paerfiebahn ist die Mitteilung zng» gangen, daß die Regierung das Angebot der Gesellschaft an- nehmen wird, dos dahin geht, einen Lanbkomvlcx von 2^ Mil lionen Acres l--- 1V115 Onadrat-Kilometer) in der Trockenzone im Nordwester: als einen Teil der der Bahn zustchcnden, bis- her noch nicht zugetcilten Landbcwilligung von 3 Millionen Acres zu übernehmen. Die Bahngesellschast beabsichtigt, das Land durch Zweiglinien zu erschließen und durch Bewässerung für den Acker bau geeignet zu machen. London. komitee als ,. war. um den dortigen Handel und die Industrie an Ort und stelle zu studieren, erstattete heute im Kolonialinstitut Bericht über seine Untersuchungen. Er hat, wie er ausführte, gesunden, daß der fremde Handel in Südafrika größere Fortschritte mache, als der Englands, und schreibt dies hauptsächlich dem Mangel an Unternehmungsgeist bei den englischen Fabrikanten zu. Kiew. Hier finden zur Zeit Versammlungen von Zucker raffineuren statt ^um Zwecke der Bildung eines Syndikats, um die Preise zu erhöhen und auf der Höhe zu erhalten. Semlin. Das serbisch« Äönigspaar traf heute vor mittag kurz nach 0 Uhr hier ein und wurde auf dem Bahnhose durch den Banns von Kroatien im Namen des Kaisers Franz Joicpb begrüßt. Ter König fuhr hierauf mit seinem Gefolge nach Karlowitz. Konstantinopel. Zur Prüfung der beiden der türkischen Regierung zur Zeit vorliegenden Unifikationsprojekte ist dem Handelsminister, dem Ewkas-Minisier, dem Minister der Londwirtschast und dem Unteritaatssekretär dcS Finanzministeriums besteht. Sie Kat ihre Arbeite» bereits begönne». In hiesigen Regicruugskrcilcn wird zuversichtlich erwartet, daß die baldige Durchführung der Unifikation auf der Basis einer der beiden Projekte gelingen wird. Washington. Hiesige Regicrungskreise sink überzeugt, die Notwendigkeit einer finanzielle» und anderweitigen Reform der Gesetzgebung für die Philippinen sei äußerst dringend. Wenn in dieser Beziehung nicht bald etwas getan werbe, so müstc man den Ausbruch einer neuen Empörung befürchte» Washington. Bowe» nahm das e»gli,che Protokoll be treffend Ueberweiinng der Frage der Vorzug sbehandlung an das Haager Schiedsgericht in aller Form an. Curagao. Nachrichten aus Venezuela besagen: El Mocho und seine Anhänger haben die Sache der Revolution aus- gcgeben, sodaß Matos keine Hoffnung auf Erfolg mehr hegen kann. Guatemala. Der Belagerungszustand ist für die Republik Guatemala erklärt worden. n. Ben Morgan, der vom südafrikanischen Handels Spezialkommissar nach Südafrika entsandt »norden Oertlichcs und Sächsisches. Dresden. 11. Februar. —* Se. Majestät der König empfing heute mittag 12 Uhr den Vorstand des Dresdner Kunftgewcrdcvereins, bestehend aus den Herren Architekt Lossow, Geh. Hosrat Professor Grast. Bild hauer Professor Groß, Maler Professor Sehstert und Hottischler- incister Udliift, und nahm den Dank für Uebernahine des Protekto rats über den Verein entgegen. Weiter erteilte Sc. Majestät den Herren Geh. Kommerzienrat.Hartl» ann. Staatsarchiven Obrr- regierungsrat Dr. Ermisch. Kaiser!. Regieniiigsrat v. Witzleben. Kanzleirat Münch und Kommistionsrat Laßinann Audienz zu Meldungen und Dankabstattungen. Noch diesen Empfängen gewährte Sc. Majestät dem Bildhauer Professor Sessiicr-Leipzig nochmals eine Sitzung. Am vergangene» Montag erteilte Sc. Majestät auch dem Arzte des verewigten Königs Albert. Stabsarzt Dr. Hoffman»,, bei dessen Ausscheiden ans dicicm Nebenamts, Audienz. —* Heute vormittag 8 Uhr 15 Minuten wurde folgendes Bulletin ausgegcben: Se. König». Hoheit der Prinz Friedrich Christian hat während der letzten 24 Stunden fast mmnter- brachen geschlafen. Das Bedürfnis nach Schlaf dauert unver- ändert fort. Allgemeinbefinden gut. Dr. Fiedler. Tr. Unruh. —* Vor dem besonderen Gerichtshof in Angelegenheit derEhcirrungder früheren Kronprinzessin fand heute vormittag 10 Uhr >m Zimmer Nr. 137 des König!. Oberlandesgerichts Termin statt. Tie heutige Verhandlung wurde nach Erklärung des Vorsitzenden, Herrn Oberlandesgerichtspräsidenten Loß- iiitzcr als Fortsetzung der geheimen Verhandlung am 28. Januar aufgefaßt: es wurde somit von Anfang an unter Ausschluß der Ocsfentlichkert verhandelt. Als Vertreter der Parteien waren erschienen: Für Sc. Königs. Hohcit den Kronprinzen Herr Justizrat Tr. Körner, als Prozeßbcvoll mächtigtcr -Herr Rechtsanwalt Dr. Bon di und als Rechts anwalt der früheren Kronprinzessin Herr Rechtsanwalt Dr. Z e h in e - Leipzig. Als Zcugcn waren geladen worden : Frau Ober hofincisterin Freifrau v. Fritsjh, Exzellenz, die Herren Hof marschall v. Tümpling. Polizeikommissar A. Schwarz und der Kronpriiizlichc Kammerdiener Manisch. Die Vertreter nicht nur oller hiesigen, sondern auch zahlreicher auswärtiger Blätter waren zur Stelle und hielten den Korridor in der zweiten Etage des Gerichtsgcbäudcs an der Pillnitzcrstraße besetzt. Kurz vor 10 Uhr erschien Herr Oberlandesgerichtspräsident Loßniher, der Vorsitzende des Sondcrgerichts, und verschwand im Verhandlungszimmcr, gleich darauf die Richter und die Ver treter der Parteien. Der Vorsitzende mochte den Wunsch hegen, den im Korridor versammelten Journalisten unnötiges Warten zu ersparen: denn er entsandte einen Gcrichtsdicner mit der Mit teilung, daß die Sitzung gleich als geheime wieder ausgenommen werde: die Frage, ob die Urtcilsvcrküudrgung öffentlich sein werde, vermochte niemand zu beantworten, dagegen wurden die Warten den böslich ersucht, die Nähe der Türe zu meiden; ein Diener postierte sich davor, und so mußte man sich in Geduld soffen. — Um 12 Uhr verließen die Vertreter der Parteien dos Beratung- zimmer, und Herr Justizrot Dr. Körner erteilte die Ausknnsi. daß sich der Gerichtshof zurückgezogen habe, um „einen Beschluß zu soffen", — welchen, war natürlich nicht zu erfahren. Genau eine Stunde währte diese Beratung. Nachdem die Herren Rechte- onwällc in das Beratungszimmer zurückberusen worden waren, wurde den Vertretern der Presse mitgeteilt, daß vor halb 3 Uh, ein Ende der Beratung kaum zu erwarten sei. Gegen 2 Uhr er scheinen die Geheimen Räte Dr. Leopold und Tr. Fiedler an Gerichtsstelle. Geh. Rat Dr. Leopold wurde sofort nach dem Berhondlungssaale gerufen und weilte längere Zeit darin. Mo zwei Aerztc. die als sachverständige Autoritäten bekannt sind! Jedenfalls war ihre Anwesenheit von vornherein nicht in Aus sicht genommen, sie sind vielmehr erst gerufen worden, nachdem der Gerichtshof sich zur Beschlußtassung zurückgezogen hatte. Gegen 3 Uhr wurde Geh. Rat Fiedler in das Beratungszimmer gebeten, nachdem Geh. Rat Tr. Leopold es verlassen hatte. Z.s4 Uhr in das Gericht noch mit der Aufstellung des Protokolls über die Aussagen des Geheimen Rats Tr. Fiedler beschäftigt. Es ver- lautet, daß der Prozeß noch heute zu Ende geführt wird. -' Das soeben verkündcle Urteil lautet: Im Name» des Königs! Die am 21. November 1891 g-schlojscuc Eye der Parteien wird wegen Ehebruchs der Frau Beklagten mit dem Sprachlehrer Andre Giron vom Bande geschieden Die Iran Beklagte tragt die Schuld an der Scheidung. D>c Kosten des Rechtsstreits werden der Frau Beklagten auserlegt. -* Die Sympathie», welche die ehemalige Kronprin zessin in allen Kreisen der Bevölkerung über ein Jahrzehnt ge sunden hat, machen cs verständlich, wenn auch jetzt noch von vielen Leute» alle erdenklichen Möglichkeiten aufgestellt werden, welch«: ihre Handlungen und ihr Verhalten möglichst milde beurteilen und womöglich anderen Personen eine Schuld an dem Gang«: der Ereignisse zuschieben wolle». Auf solche unklare Vorstellungen spekulieren auch feit Beginn der Affäre verschiedene Prcßorgane. und zwar nicht bloß die berufsmäßige Skandalprcsfe und die sozialdemokratischen Zeitungen, sondern vornehmlich auch di- sogenannten unabhängigen Blätter, welche heute die Regierung »i den Himmel heben und sie morgen für die unfähigste der Welt erklären, heute „lönigStreu bis m die Knochen" fei» wollen und morgen die „unverkennbaren" Wahrheiten der Sozialdemo kratie rühmen, beute die Landwirtschaft und morgen die Industrie und den Handel als die allein berechtigten nationalen Erwerbs quellen verteidigen, Blätter, die hin und wieder für den Geschmack jedermanns etwas bringen wollen und damit die Clwvakter- loiigkcit zum Prinzip erhoben habe». Für einen vernünftigen Menschen kann es keinen Augenblick zweifelhaft fein, daß jede Person, und wenn sic sich »och so schwer vergangen hätte, sobald begründeter Verdacht gegen ihre Zurechnungsfähigkeit vor- liegt, nicht als Verbrecher, sondern als Kranke beurteilt werden muß: aber es ist iinverantwortlich, wenn cs einzelne Personen oder Prcßorgane über sich gewinnen, in einer gewissen Schwär merei oder berechneten Spekulation lichcn Organe rechneten Spekulation Legen die berufenen slaai und jedermann, der das gute Recht und die Eitle verficht, Beschimpfungen und Verdächtigungen ariszusprcchcn. Gegen solches frivole Treiben der Presse wendet sich auch in schärfster Weise der „Dresdner Anzeiger", das Organ des Rats zu Dresden, indem er schreibt: „Die sozialdemokratisch«: Presse, die dieses Mal ohne das beliebte Mittel eines Vertrauens- bruches in den Besitz interessanter Tatsachen gelangt ist. feiert die frühere Kronprinzessin als eine Heldin, weil sic „den höchsten Glanz imd Reichtum", den die bürgerliche Welt zu geben Hot, ein«: Königskronc. ausschlug. Derartiges Lob sollte doch den Unbe- Kunst und Wissenschaft. r* BaUteck-AHend. Es scheint fast, als sollte» die Nezitations- abetide wieder in Mode kommen. Das wäre in einer Zeit, deren Konzertmildiakeit sprichwörtlich geworden ist. nur mit aufrichtiger Freude zu begrüßen, wenn auch das große Publikum erst von neuem daran gewöhnt werden muß. einen ganzen Abend nur dem gesprochenen Worte zu widmen. Denn daß gestern der Saal des MulenhauseS sich einer beträchtlichen „Fülle der Gesichte" zu erfreuen batte, will nicht viel beiagen: dle Beliebtheit des Künstlers, der nach seinem Abgänge vom Theater gestern zum erstenmal wieder öffentlich auftrat, ließ die lebhafte Teilnahme unlerer kunstsinnigen Kreise sur dlc Veranstaltung wohl als selbstverständlich erscheinen, Bon diesen aufrichtigen Sympathien, die sich Herr HuaoWaldeck während seiner langjährigen Tätigkeit an der Köntgl Hofbühne als Mensch wie als Künstler erworben hat. legte auch der reiche Bestall, mit dem der Künstler schon beim Betreten des Podiums förmlich empfangen wurde, und der ihm bis zum Schlüsse deS AbendS in wachsender Weise treu blieb, beredtes Zeugnis ob. DoS mit feinem Geschmack zusammengestellte Programm brachte in leinen drei Teilen: LaufsS WethnachtSaeschlcht« „Benebicamus Domino", die seiner Zeit, allerdings in stark gekürzter sonn, Possart mit Glück und Geschick bei uns etngeführt hat. ferner aus Karl SliclerS Hochlandsliedern den prächtigen Zvklus „Unter der Linde und zum Schluß eine Reihe neuer „Gesprochener Lieder" von Theodor Gerlach. Den tiefsten Eindruck hrnteiließen die Stieler ichen Dichtungen. Kabinettstücke einer formverklärten Lyrik, von denen sick, freilich nicht alle zu gleich starker äußerer Wirkung bringen lassen, während die Lauffiche Weihnachtsgeschichtc zu sehr in „Stimmung" macht, um rezitiert die Teilnahme eine» größere» Publikum« unausgesetzt festein zu können. Am besten glückten dem Künstler, dessen Vorzüge freilich auf der Bühne in ein bei weitem hellere» Lickt geruckt werden, die auf einen frischen Ton gestimmten Stücke, bei deren Bortrag er durch die Kraft und Fülle seines Organs und die Wucht seiner tom.>alrrischrn Au»dnickSmtttel tteffllch unterstützt wurde. Für dt« rein lyrischen Dichtungen von teil« Netzartigem, teil« reflektierendem Charakter fehlt Herrn Waldeck etwas die poetische Liebenswürdigkeit, die mit leiser Hand die feinen Linien der einzelnen Dichtungen nachznziehen versteht. Anerkennung wert sind die sichtliche Vertiefung und '' Künstler allen seinenVor- Höchsiler Anerkennung weit sind die die sorgfältigste Durcharbeitung, die der tragSstückcn zu teil werden läßt, so daß ihm schon aus diesen Gründen immer ein ausgesprochener Erfolg sicher sein wird. Schade, daß man von Heim Waldeck gestern nicht ein paar Balladen zu hören bekam, deren glanzvolle Interpretation dem Künstler vorzüglich gelingen müßte, da er dafür so ziemlich alles mitbringt. — Besondere Beachtung fanden die a» den Schluß des Programms gestellte» „Gciprochcncn Lieder" von Theodor Gerlach Manuskript), die vom Komponisten selbst begleitet wurde», und für deren Popularisierung Herr Waldeck schon mehr fach mit großem Feuer eingetreten ist: wohl nickt immer mit der nöti gen künstlerischen Berechtigung, wie man denn dem ganzen Genre auch gestern nur wenig Geschmack abgeivimicn tonnte. In jedem Falle bleibt es nur zu bedauern, daß Theodor Gerlach, dem tatsächlich überraschend viel am Klavier einfällt, die verschiedenen Dichtungen, die er übrigens mit großem Geschick für seine Zwecke zu finden weiß, nicht als echte und rechte Lieber vertont, sondern sich auf die „gesprochenen" Melodien versteift. Er würde sich dann sicher auch vor allerhand Geschmacklosigkeiten zu hüten wissen und z. B. Petöfis entzückendes Poem „lind war' ich auch" nicht mit einem der- artigen Lärm musikalisch illustrieren, wie man ihn gestern geduldig über sich ergehen lassen mußte. Der Eindruck war hier, zumal sich Herr Waldeck, angespornt von dem Drauflosdonneru des Kompo nisten, zu einem wahren Stimm-Getöse verleiten lies?, alles andere, nur nicht künstlerisch. Das Publikum schien anderer Meinung zu sein: es spendete aus Herzenslust Bestall und wurde, namentlich am Schluß, nicht müde, den Künstler, der u. a. »>it einem herrlichen Lorbcerkronz ausgezeichnet wurde, zum Zeichen freudiger Aner kennung immer wieder auf das Podium zu zitieren. IV. Babel und Bibel. Eine Antwort auf den am 31. Januar im Saale des Vereins- Hauses von Herrn Prof. Dr. Delitzsch gehaltenen Vortrag von Oberkonsistorialrat Dr. Dibelius.*) Wie bereits an anderer Stelle erwähnt, hat der Ephorus der hiesigen Kreuzparochie, Herr Superintendent Dr. Dibelius ')LalsetunSausf«benausJelum! Predigtam «.Sonn- tag narb Epiphanias NX» in der Kreuzkinh« «u Dresden, gehalten von 0. vr. Fra»., DibeliuS, Obrrkonfistoriairnt. Superintendent und V. prim, zum Seil. Krem. in einer Predigt am Sonntag, den t. Februar, auf den Delitzsch- schen Bortrag Bezug genommen. Wir entnehmen de: Predig: folgendes: „Wenn die Wissenschaft die menschliche Seite der Bibel, den menschlichen Ursprung der einzelnen Bücher immer wieder und immer weiter zu erforschen sucht: wir wollen cs ihr danken, auf richtig und herzlich danken, denn dadurch wird uns manches dunkle klarer werden und manche saliche Meinung beseitigt werde». Aber zur Torheit wird solche Wissenschaft, wenn sie vergißt, daß die Bibel auch göttlichen Ursprungs ist, daß sie auch Gottes Osten- barung ist, daß Gott durch sie mit den Menschen, auch um den Menschen unseres Geschlechts, reden will: und in ihre Schranken müssen wir solche Wissenschaft zurückweiscn, wenn sic nicht mit keuschen und geweihte» Händen, d. h. mit demütigem Sinn, wie cs die Eigenart dieses Buches verlangt, an die Bibel heraiftrilt und nicht das alte Mahnwort bedenkt: „Ziehe deine Schuhe aus von deinen Füßen, denn der Ort, daraus du stehst, ist ein heilig Land." Oder wäre es nicht also'? Christliche Gemeinde! „Entioedcr ist die Bibel dos. wofür sic sich ausqibt: ein Wort Gottes an die Menschen — und Gott svrach — so spricht der Herr — ich will meine Worte in deinen Mund legen und so fort — oder sie ist es nicht: dann wäre sie ein Machwerk aninahcndcr. ehrgeiziger »nd lügnerischer Menschen." Daß sie aber das letztere nicht sein kann: der sesteBestand des Heiligtums, des Gotteshauses der Bibel i» fast MtOjährigcm Sturm hat cS hinlänglich bewiesen; di«- Lüge, die krasseste Lüge, sich ohne Recht für Gottes Offenbarung auSzugebcn, hätte sich längst als miicrablcr 'Baugrund erwiesen... Gewiß zeigen die verschiedenen Schritte» deS Alten wie dcS Neuen Bundes von der maniiigrack>cii Gcistesart ihrer Verfasser: gewiß haben einzelne Bücher unserer Bibel allerlei Bearbeitungen erfahren und so „eine Geschichte dnrckfaeiiiachl. die recht menschlich anssicht": gewiß kan» im Alten Tcsiamenr bei den völlig ver- änderten Verhältnissen n»ö manches recht iinsruckitbar »nd sogar anstößig erscheine»: aber schließt das aus. daß die Wege Gottes und der Rat seines Herzens in diesen Schriften knndgelan werden? und daß der. von dem wir singen: „Weg' bat er allerwegen, an Mitteln seblt's ihm nicht!" dafür geiorgi Inft, daß wir Menschenkinder in allem Wechsel und Wandel der Zeit gerade in der so gewordenen, so gestalteten Bibel Licht und Trost. Friede und Freude kür Mer Herz, Stecken und Stab für mstere Lcbensreste, für unsere Himinelsrcise haben könnten? ,
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