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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 28.05.1930
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1930-05-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19300528015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1930052801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1930052801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1930
-
Monat
1930-05
- Tag 1930-05-28
-
Monat
1930-05
-
Jahr
1930
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 28.05.1930
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Nr. 241 L«»1eS LN»«och. «. MM IS» Skeuerkalender <OH»e Gewähr) Am Monat Juni IS30 sind folgende Steuer«, Abgabe« »ft». z« entricht«»: ») an -te ttü-ttfÄen Kaffenftrllin »u Vres-e«: ö. Juni: MietzinSsteuer. IS. Juni: Gewerbesteuer-Vorauszahlung. 20. Juni: Landeskulturrenten der Abteilungen ^ bi» tz für daS 2. Vierteljahr 1030. b) an »te zuflün-tgen Atnanzkaffen: s. Juni: Steuerabzug vom Arbeitslohn. 10. Juni: Anmeldung und Zahlung der Bdrsemnnsahsteuer; zu zahlen an die yinanzlasse Dre-den-Neustadt. 20. Juni: Steuerabzug vom Arbeitslohn. Am öte Grfin-lins eines Beamten VerProzeß gegen RetchSbahnra» Rirolai tn 4. Snftanz Der Netchsbahnrat Nicolai aus Langebrück hatte alS Leiter des bautechnischen Büros der NeichSbahndirektton Dresden vor Jahren einen Stgnalschetbenhalter ersunden, der im Betrieb« der Reichsbahn Berwenduirg fand. Später lieh Nicolai seine Erfindung durch seine Ehefrau der- gestalt verwerten, daß die Ausnutzung einer Ehemnttzer Firma übertragen wurde, woraus etwa 10 000 Mark Lizenzgebühren vereinnahmt wurden. Im Jahre IV26 gelang Nicolai eine nicht unwesentliche Verbesserung an dem Ltgnalschcibenhalter. Diesmal setzte er aber seine Vorgesetzte Behörde davon nicht in Kenntnis, sondern gründete gemeinsam mit seiner Ehe- srau, dem technischen StetchSbahnobersekrctär Vtebweg aus Dresden und dessen Ehefrau, sowie mit dem früheren Mit- angeklagten, Ingenieur Schmidtchen aus Dresden ldieser wurde jedoch in beiden Instanzen srctgesprochenj, eine Inter essengemeinschaft, die schließlich als besondere Firma die Er- sindung sich patentamtlich schützen liest. Im April 1V27 bot diese Firma, die ihren St» t» Pirna-Copitz hatte, die Stock- scheibenhalter der Reichsbahn an. Die Offerte war von Vieh- wvg verfaßt. Di« Reichsbahn — ohne jede Kenntnis, daß zwei ihrer Beamte» hinter der offerierenden Firma standen — bevollmächtigt« Ntcolat al» Leiter des zuständigen bautechnt- schen Büro» z« Bestellungen aus die als preiswert und brauch, bar anerkannten Halter. Auf diese Weise fand die Ftruia ei» gute« Absatzgebiet. Als die Angelegenheit zur Kenntnis brr Reichsbahn ge- langte, wurde gegen Nicolai, Viehwcg und Schmidt- chen ein Verfahren etngeleitet. Am 2-1. Januar 1V2V standen sie vor dem Gemeinsamen Schöffengericht Dresden, daö Nicolai zu 7 Monaten Gefängnis verurteilte, Bich- weg und Schm idtchen hingegen sre «sprach. Mit der von der Staatsanwaltschaft und dem Angeklagten Nicolai gegen diese» Urteil eingelegten Berufung befaßte sich am 8u. Mat 1S2S dt« 4. Strafkammer des Landgericht» Dresden, das nach eingehender Verhandlung »ns die Berufung der Staats- anwaltschaft da» Urteil erster Instanz aufhob und Ntcolat wegen gewinnsüchtiger Untreue in Tateinheit mit gemein schaftlichem Betrug zu 7 Monaten Gefängnis und 2 Jahren Ehrenrechtsverlust, den Angeklagten Bt-ehweg wegen gemeinschaftlichen Betrugs zu2MonatenGefäng. n i ö verurteilte. Hinsichtlich des Angeklagten Schmidtchen wurde die Berufung der Staatsanwaltschaft verworfen, so dast e» bet dem tn erster Instanz gefällten Freispruch verblieb. DaS Landgericht ging davon aus, daß die von Nicolai gemachte Erfindung keine freie Erfindung, sondern eine sogenannte „Etablisscmentserfindung" sei, die der Reichs bahn gehöre, da Nicolai dabei die gesamte Wcrkstättcneinrich- imi-g und die BetrtebSerfahrungen der Reichsbahn verwendet habe. Deshalb stehe auch der Reichsbahn das Verwendung», recht zu. Diese» UrteU fochten die Angeklagten Ntcolat und Vieh weg mit dem Rechtsmittel der Revision an. Am 14. Januar 1V30 hob der 1. Strafsenat de» Reichsgerichtes daS Urteil auf und verwie» die Sache zur neuen Verhandlung an die Vorinstanz zurück. Nach Ansicht des Senats bestanden aus Grund der tatsächlichen Feststellungen des Landgericht» Zweifel, ob es sich tatsächlich um eine „Eiablissementöcrsin- d»ng" handele, die im Betriebe der Reichsbahn gemacht worden ist, und es sei zu prüfen, ob sich die Angeklagten nicht »nr eines Disziplinarvergehens schuldig gemacht hätten. - Unter Vorsitz de» LanbgerichtSdirektor» Dr. Schuster be- gann am Dienstag die neuerliche Hanptverhandlnng vor der 8. Strafkammer des Landgerichts Dresden, die sich aus mehrere Tage erstrecken wird. Die Anklage vertritt Staatsanwalt Dr. Wolle. Den Angeklagten stehen die Rechts anwälte Dr. Fleischhauer und Dr. Gitlde als Verteidiger zur Seite. «VkOßGLlk gicksrf^ilenE »M, KMlim m »rr idriMtlibkn Wimi Vil-ee von -er Alalien - Dalmattenfahrt -er „Dres-ner Nachrichten" Abbazia, de« 2V. Mat 1030. Venn die «Dresdner Nachrichten" ihre Freunde aus «große Fahrt" schickten, dann Ist stet« der Wettergott mit ihnen gewesen. Auch der Beginn unserer jetzigen Auslandsreise, nun schon die elfte Veranstaltung dieser Art, läßt sich günstig an. Petrus hatte, als der Tag der Abfahrt am Mitt woch anbrach, die himmlischen Wasserhähne nach den allzu feuchten Tagen endlich abgestellt, und ein sonniger Morgen macht uns als glückhaftes Vorzeichen den Abschied auf dem Hauptbahnhof nicht allzu schwer. Eine ganze Anzahl treuer Reisegefährten aus früheren Jahren mischt sich mit den Neulingen, und bald herrscht tn den uns vorbehaltenen Ab teilen Hochstimmung, die nicht zum wenigsten den Erzählun gen unserer alten „Globetrotter" entspringt. So entschwinden denn die zehn Stunden der Bahnfahrt nach München wie im Fluge, und als wir in der siebenten Abendstunde im „Grand Hotel Grttnwalb", unserem altbewährten Quartier, wieder gastliche Aufnahme finden, da ist auch der letzte Nest einer etwaigen Neisemüdigkeit bald geschwunden. Wa» tut ein Sachse, wenn er in der bayrischen Hauptstadt weilt? Nun, die Antwort mögen sich unsere Leser selbst geben. Jedenfalls können wir feststellcn, daß der Stoff an Süssigkett noch nichts «ingebtttzt hat. Ein paar unentwegte Schönheits sucher sausten sogar noch am Abend im Auto nach dem Starn berger See, um mit grünem Aal und Gurkensalat den ersten Reisetag würdig zu beschließen. Andere huldigen den Manen Beethoven» im Nattoualtheater. So kommt jeder Geschmack auf seine Kosten. Der folgende Morgen, strahlend voll Maiensonne, ent führt uns tn ble herrliche HochgebirgSwelt. Zur Linken flitzt der smaragdgrüne Chiemsee vorbei, rechter Hand grüßt der zerklüftete UnterSberg, dahinter der Dachstein und schließlich, tn schneeigem Silberglanz tn den Himmel ragend, die Spitze des Watzmannö mit seiner Familie. Hinter Freilassing empfängt uns „Bruder Oester reich" tu traditioneller Gemütlichkeit, die so weit geht, daß der „Reisegesellschaft auS Dresden" jedwede Zoll- und Paß- formalttät erspart wird und wir Zeit genug haben, vom Hauptbahnhof Salzburg einen Blick auf die alte Bischofs stadt mit ihrer trutztgeu Feste zu tun. Wetter geht die Fahrt in den lachenden Frühling. Die berühmte Tauernbah« wirb mit elektrischer Kraft burchmessen. Jeder der zahllosen Tunnel und Kehren enthüllt neue wunderbare Schönheiten und Ausblicke auf die Bergrtesen und saftig-grünen, wasser- durchstrümten Talweiten. Hinter Villach rollt uns die Karawankenbahn ins Königreich der vereinigten Slawen, Kroaten und Serben. Auch hier geht der Grcnzübertritt ohne die geringste Schmierigkeit vonstattcn. Bei dem romantischen Kurort Blcd-Vele» am gleichnamigen See, wo König Alex ander seine Sommerrestden» hat, winkt uns der von der Zlatoragsage umwehte eiSstarrende König der jultschen Alpen, Trtglav, zu. In der Abenddämmerung wird die italienische Grenze erreicht; wenige Stichproben der Dogana in unser Gepäck genügen, um unsere völlige Ungefährlichkett zu be weisen. Zigarren und Zigaretten werden jedenfalls in den Koffern nicht vorgefunbcn. Nun gleiten wir über blutgetränkten Boden. Die Schlachtfelder am Jsonzo lasten die Erinnerung wach werden an die ungezählten Opfer des gewaltigsten aller Kriege. Die blauen Traubenbüschel der Glyzincnblüten und die Fliederbäume senden ihren süß- schweren Duft in die Frühlingsnacht. Görz, die heißumstrit- tene Stadt der alten Grasen, um deren Besitz Hekatomben in die granatdurchpslügte Erde sanken, zeigt nur noch wenig, zu meist bewußt tn ihrem Zustand belassene Spuren des Kriege». In der elften Abendstunde wird zur Linken ein Lichter meer sichtbar. Eine weite Wasserfläche leuchtet silbern auf. Langsam senken sich die Gleise von der Höhe abwärts, und wir fahren in den Bahnhof Campo marcio der groben Handels» und Hafenstadt Triest ein, in der ein wahrer internationaler Verkehr flutet. Mit Autos geht's zum Hotel de la ville, unmittelbar am Hasen gelegen. Wundervoll ist von unseren Zimmern das Panorama bei Nacht mit den vielen Lichtern auf der weiten Wasserfläche und auf den Re Stadt umgebenden Höhen. Der dritte Reisetag beginnt mit schier endlosem Regen. So etwas von Wassermasscn wurde noch nicht auf uns ge schüttet. Aber dies trübt nicht unsere Stimmung. In luxu riösen geschlossenen Antocars machen wir zunächst eine Stadt rundfahrt, die uns auch über die Via Capitolini auf das alte Kastell führt, das den von Dutzenden von Ueberseebampfern und Hunderten anderer Schifft belebten riesigen Hafen be-. herrscht. Hier legen die Italiener zur Zeit einen GedächtniShain für die gefallenen Söhne Triests an. Jeder der Toten er hält «inen Baum, der aus einer Tafel Namen und TodeStag de» Gefallenen trägt, «ine ergreifende Erinnerungsstätte. Zweitausend Jahre zurück in der Weltgeschichte führt unö der Besuch der ältesten Kirche der Welt» di« aus einem ehemaligen Jupitertempel, dessen Säulen noch heute erhalten sind, Lonstantin errichten ließ. Die späteren Generationen bauten daS Gotteshaus weiter, so daß byzan tinische, gotische und Barockkirchenschisfe nebeneinanderstehen. Mussolini, dessen feite Hand allüberall in Italien auch in den geringsten Kleinigkeiten sich ossenbart, läßt jetzt die Kirche des Heiligen JustuS, der in der Bucht von Triest den Märtyrertod starb — den Stein, mit dem man ihn ertränkte, zeigt man noch heute — erneuern und zu einer Einheit ge stalten. Im Anschluß an die Stadtrundfahrt geht'S an dem Meere entlang hinan» nach Schloß Mira wäre» zum herrlichen Edelsitz zweier unglücklicher gekrönter Menschenkinder. Der alte Diener, der als Sechzehnjähriger Kaiser Maximilian aus seiner Todeosahrt nach Mexiko be gleitete und bis vor drei Jahren in Miramare die Fremden durch die Prunkränme führte, ist vor kurzem gestorben. Jetzt hat die ebenfalls schon tiefergraute Tochter deS Alten dieses Amt übernommen. Nach dem Mittagessen, bei dem unsere Fahrtgenossen erst malig auch gebackene Calamari, den Tintenfisch, vorgesetzt bekommen — er mundet ihnen prächtig, doch erfahren sie die Herkunft dieser Speise erst hinterher — autelten wir tn strö mendem Regen über die Höhen des zerklüfteten, wind umtosten, baumlosen Karst mit seinen vielen Höhlen und lan de» gegen Abend i« be« einzig schönen Wellkurort Abbazia. Abbazia — schon der Name schmeichelt sich ein — ist der strah lende Edelstein in dem köstlichen liburnischen Geschmeide. Einer Smaragbmuschel gleich, besät mit Villen, prächtigen Hotelvalästen, märchenhaften Parkanlagen und Zaubergärten voll Lorbeerhatnen, Palmen, Agaven und der ganzen Flora einer subtropischen Zone schmiegt sich dieses Juwel an die Abhänge des Monte Maggiore, des eisgrauen Titans der istrtschen Küste, der seine mächtige Stirn in den opalfarbenen Himmel hebt. Auf den Terrassen. Gärten und auf dem Bade strand der Easa dt cura, des Kurhauses Abbazia, kosten wir jetzt den Zauber dieses gottgescgneten Erden slecks in vollen Zügen aus. Schon zu früher Morgenstunde schwärmen wir, wenn rosige Karben sanft am Himmel verfließen und hinter weichen Wolkenschleiern jenseits des Golfes von Ouarnero das ernste Fiume herüberschaut. Leuchtend erhebt sich nach der ersten Regennacht von der Bucht von Buccari her die Sonne auö dem silbrigen Meer und entzündet die steinigen Gipfel. Und ^ät-bensi uncj etism. k^simgutig /Xltl-sc! VauSn 17 , 1». 1»rs - r?SR k^i-sl« ^diiolung unct Dustsllurig Pferden kam die lutherische Sippe angcritten, und zwanzig Gulden verehrte der Vater dem Kloster. Aber deswegen war er keineswegs innerlich versöhnt. Vater und Sohn waren erschüttert bet dem veränderten Wiedersehen, der Sohn tn der schwarzen Tracht dem alten Vater gegenüber, der alle stolzen Hoffnungen begraben mußte. Und als der Sohn erzählte, daß er nicht willig etn Mönch geworden, sondern nur vor Schreck und Todesangst ein erzwungenes Gelübde getan habe, da antwortete der Vater: „Gott gebe, daß eS nicht ein Betxug und teuflisch Gespenst war." Auch die zeremonienreiche Feier in der alten Augustinerkirche mit ihren Weihrauchdüften und Jubelhymnen lüste die grimme Trauer nicht. Sie war ihm nicht weniger traurig, als daö VcgräbnIS seiner Söhne in der Heimat. Ais beim Festessen im Refektorium der junge Priester gern ein freundliches Wort über das fromme Klosterleben gehört hätte, dem er sich nach einem Gebot Gottes wethe, da „stieß er", wie Luther selbst später schrieb, „alsoeben und gletchzu", indem er zür nend fragte: „Hast du nicht auch gehört, baß man den Eltern gehorsam sein soll?" Diese Worte drangen dem Sohne so tief ins Herz, baß er ste nicht vergaß. AlS er gebannt auf der Wartburg saß, aus der Kirche gestoßen, empfand es der Vater, als habe er den Sohn zum zweiten Male bekommen; auf einen Enkel hatte er gehofft, für den er arbeiten wollte; sich frelmachcnd von allen Gebundenheitögedanken, mahnte er den Sohn zur Ehe. Der Reformator gibt selbst alS Grund seiner Eheschließung an, daß er den Vater auf lange Jahre des Sohnes beraubt habe, und es ihm als eine Sühne er schienen sei, ihm einen Enkel zn hinterlassen, wenn er selbst sterbe. Wenn der Reformator später seines Vaters gedachte, setzte er bewundernd hinzu: „Ja, das war ein Mann ans der alten Zeit." Beim Tode des Vaters schrieb er an Melan- chthon von der herzlichen Liebe des Vaters und dem innigen Verhältnis mit ihm. „Jetzt bin ich Senior tn meinem Ge schlecht und habe das Recht, ihm nachznsolgen." Auch die VerleumbungSsucht der Feinde ha» sich an den Vater hcrangemacht; wegen eines Totschlags habe er Möhra verlassen müssen, hieß eS; aber schon, baß er tm Kursächstschen blieb, sich unbehelligt in ManSseld ntederlassen durfte und dort zu hohen Ehren gelangte, straft die üble Fama Lüge. In seinem letzten Tischgespräch an der Tafel des ManSfelder Grafen tn Etsleben, wenige Stunden vor seinem Tode, sprach Luther vom Wiedersehen mit Vater, Mutter und Freunden tn lenem Leben, ein Zeichen, wie tief in seinem Herzen daS geheiligte Andenken an den Vater verwurzelt war. Mögen die wenigen Worte über Luthers Vater dazu bei tragen, einem Manne von fester Gesinnung, raschem Ent schluß, unacwöhnlichrm Verstand, der ein schwere» Geschick meisterte und der Welt einen „großen Sohn" schenkte, ei» freundlicheres Gedenken zu gewähren. Den Vater ver kleinern heißt nicht den Cohn erheben. Nach den Gesetzen der Vererbungslehre wird kein vormärtsstrebender, höherer Geist von unwürdigen Vorfahren geboren, aber leicht kommt es vor, daß der mit vollen Segeln sclbstwillig lnS Leben htn- ausstürmende Jüngling von dem tüchtigen, selbstbewußten Vater in Disharmonie scheidet, bis leider oft zu späte Ein sicht und Erkenntnis von beiden Seiten, doch am meisten wohl von der nachgeborcnen, zeigt, daß scheinbar einem ob waltenden Entwicklungsgesetz damit Genüge getan wird. Kunst un- Wissenschaft Frttz Dusch wie-er am Putt -er Oper Dresdner Opernhaus am 27. Mai So hat sich die Sache also schließlich doch günstiger ge wendet, als man zeitweise dachte. Bei -er Hartnäckigkeit, die Nervenleiden oft haben, hatte man sich schon halbwegs mtt dem Gedanken vertraut gemacht, daß unser an ttnem solchen erkrankte? Generalmusikdirektor wohl überhaupt in dieser Spielzeit nicht mehr zurückkommen würde. Und nun ist er doch noch gekommen; gestern hat er nach fast halbjähriger Pause znm ersten Male wieder dirigiert. Der Anlaß wurde natürlich entsprechend gefeiert. Die Kapelle hatte das Pult ihres Leiters mtt Blumen umkränzt und erhob sich bet seinem Erscheinen von den Sitzen. DaS Publikum aber grüßte mit minutenlangem Beifall. Und diese Stimmung hielt den gan zen Abend hindurch an, um am Schluß der Oper noch einmal tn einer besonders herzlichen Huldigung zn verhallen. Nicht nur menschliche Teilnahme für den von schwerem Leiben Ge sundeten war der Leitstern dieser Kundgebungen, sondern auch die künstlerische Befriedigung darüber, daß die Dresdner Oper nun wieder ihren obersten Leiter am Ruder hat. Eine Persönlichkeit wie Fritz Busch am Werke: das bedeutet viel, nicht nur für die Abende, an denen er selbst wirkt, sondern auch für die Beseelung des künstlerischen Betriebes im gan zen. So möchten auch wir in aller Form unsere Freude über diese glückliche Nückwcndung der Dinge ausdrücken, und zwar dürfen wir dies um so herzlicher und aufrichtiger tun, als wir ja anderseits auch nie »ns gescheut haben, Kritik an Büschs Wirken zn üben, wo uns solche notwendig erschien. Busch hatte eigentlich die Absicht, mit seinem geliebten Mozart zu beginnen nnd „c^asl kan tutts" zur EtnstandSfeier zu wähle». Eine Erkrankung tm Personal macht« aber öte Aenderung der Vorstellung nötig. So dirigierte er „Amelta" und begann also — seltsame Fügung — wieder mtt Verdi, mit dessen „Troubadour" er seinerzeit so un erwartet hatte Abschied nehmen müssen. Die Aufführung, in bekannter Besetzung der Hauptrollen mit Rose Pauly, Lorenz und Schöffler, zeigte, daß unser Generalmusikdirektor seine alte Spannkraft nnd temperamentvolle Arbeitslust un geschwächt wieder mitgebracht hat. ES ging ein frischer Zug durch die Vorstellung, der beschwingte Steigerungen und schöne klangliche Abtönungen, besonders in den großen En sembles, im Gefolge hatte. Das Krescendo in der Schluß szene nahm sogar geradewegs tvscaninische Größe an. So ist also nun eine wichtige Voraussetzung für einen allerdings auch recht notwendigen Wicderaufschivung der Dresdner Oper gegeben: lladomus papnml IL. 8. s Dresdner Theaterspielplan für heute: Opernhaus: „Mignon" lR. Schauspielhaus: „Was ihr wollt" <8). Alberttheater: „Unter einem Dach" l8,15). Residenz- theater: „Das Land -eS Lächelns" <8). Die Komödie: „Saltomortale" s8,1S). ? Di« Komödie. Aus vielfachen Wunsch wird das amerikanische Seirsattonrstück „Saltomortale" von Fritz Gvttwald, Regie: Otto Bernstein a. G. bt« einIchNehlich Donnerstag, drn k. Juni, ver- längert. s Sonserootort«« z» Dresden. Der frühere Studierende Georg Keller wurde zum Kantor und Organisten der Himmelfahrt», kirche zu DreSden-Leubcn ernannt. — Heute um 7,80 Uhr Konzert tm AnstaltSjaal. s Galerie Nene Kunst Fides. Die van Gogh-AuSstellung Ist am Donnerstag iHimmeliahrti von il bis I Uhr geöffnet. Wartburg-Maientage in Eisenach. Die traditionellen Wartburg-Matentage standen in diesem Jahre im Zeichen des Gedächtnisses Walters von der Vogelweide. Das reiche, fest liche Programm war auSgcfüllt von andachtsvollen Feiern sowie wissenschaftlichen Vorträgen. Die Festaufführung der „Meistersinger" durch bas Deutsche Nationaltheater tn Weimar am Sonnabend gab den Maientagen einen verheißungsvollen Anfang. Der Hauptfesttag am Sonntagvormtttag wurde ein- gelettet durch einen Festgottesdienst tn der altehrwttrbtgen Wartburgkapelle. Pfarrer Büchner, Jena, hielt eine gedanken volle Predigt. Zur Morgenfeier tm Fürstenhof sprach Dr. Friedrich Castelle, Düsseldorf, über das Thema: „Der Hohe Meister deutscher Art, Herr Walter von -er Bogelwetde." Die Festversammlung war umrahmt durch Borträge alt« deutscher Lieder des Freiburger Ha rkan-SucaS-DutS-TrioS. In der anschließenden Mitgliederversammlung des Verein» der Freunde der Wartburg gedachte zuerst -er Präsident, Kom- merzienrat Dr. Deunner» de» verstorbenen Oberburghaupt < manne» von Lranach. Dt« Mitgltederzahl tft t» letzte« Jahre
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