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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 02.03.1913
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1913-03-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19130302021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1913030202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1913030202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-03
- Tag 1913-03-02
-
Monat
1913-03
-
Jahr
1913
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Dresdner Nachrichten Nr. KV einem stumpfen Instrument vetgebracht worden war Al» Ser Tat verdächtig wurden zwei polnische Arbeiter verhaftet. Es sind 2800 Mt. geraubt worden. Foggia «Apulien». Ein aus Bologna kommender Expreßzug fuhr aus den aus dem hiesigen Bahnhöfe »allindeu Personenzug auf. Mehrere Wagen wurden voll kommen zertrümmert. Zwölf Personen erlitten schwere Verletzungen, mehrere wurden leicht ver letzt. Sertlicher und Söchfischer. Dresoen. 1 März. Tie Entlastung de- Prinzen Friedrich Christian an- der Priuze,»schule. Le. KVnigl. Hoheit Prinz Friedrich Christian hat sich in Gemeinschast mit den vier Oberprimanern der Prinzenschule in den letzten Wochen am Königl. Gymna sium zu Dresden-Neustadt der Reifeprüfung unter zogen. Nachdem an sechs Tagen im Gnmnasium die vor- qeschriebenen Prüfungsarbeiten abgeschlossen waren, wurde Sie mündliche Prüfung am gestrigen Tage in Gegenwart deS Herrn LtaatSministerS Dr. Beck abgehalicn. Die Prüfungskommission bestand aus dem Rektor Oberstudieu- rat Dr. Friedrich und acht Hehlern der Primen, den Borsitz führte der zum Königlichen Kommissar bestellte Boriragende Rat im Minlsterium des Kultus und offent lichcn Unterrichts Geh. Schulrat Dr. L e e l i g e r. Lämi- lichc fünf Oberprimaner haben die Prüfung, und zwar drei mit der Zensur „gut" und zwei mit „genügend" bestanden. Die feierliche Entlassung Lr. Königl. -Hoheit und der Kameraden fand am heutigen Tage in den Räumen der Prinzenschulc im TaichenbergpalaiS vor Lr. Majestät dem Könige und Ihren Königs. Hoheiten den Prinzen und P r i n ,z e s s i n n r n des Königlichen Hauses statt. Ein geladen waren zur Teilnahme die Herren LlaatSmtnister, der Herr Minister des Königlichen Hani'eS. die -Hoschargen. oas militärische Gefolge und die ehemaligen -Hofmarschällc und Adjutanten des Königs, der Borsitzende und die Mit glieder der Prüfungskommission, sämtliche Lehrer und Lchüler der Prinzenschule, sowie die Eltern der Avltu- rienten. König!. Konzertmeister Bärlich erössnelc die Feier mit dem Bortrag des Ambrosianischcn Lobgesangs aus dem .Flügel. Danach sprach im Namen der Abiturienten Wolf o. Locben: Abschiedsworrc an sie richtete der Unter» ickundaner -HanS-Kari v. Mangolüt-Reiboldt. Im Namen der Lehrerschaft sprach der Ltuüiendirekior der Prinzcn- schule Hosrat Professor Dr. Jacob, woraus der Militär- gouvcrneur der Prinzen Friedrich Ehrislian und Ernst Heinrich. Major und Flügeladiutant Baron O'Bnru, Le. Königl. Hoheit und die Kameraden aus dem Bervand der Prinzenschule entlieh und seine Rede mit einem .Hoch auf den König schlost. Le. Majestät der König hielt daraus folgende An- spräche: „«lnapo nach .tciliressrin bin Zch wieder in der Ztagc. einen löeiner LiNinc ans der Lclnile icheiüen in !e»en. Es Ui dai> new ein ernner. wciheoolier, aber auch zugleich erirenticher Augenblick. Wir Ellern daS kau,! .ich in nnsei aller Namen neriicheru bücke» beule banlersüllien Herzens zum aU- mckchiigen Herrn See» Himmels und Ser Erde cmvor. Hai er »n» Sach Sie V'naSc »eriicbe». innere Soinic bl,, zu diesem io wicbngen :'i>'schn.«ie zu bringen. Unser wärmster Da»r gcbiilirl vor avem abrn denen, die in nieniaü'. rnbcnder Pilichiirene unsere Kinder !o weil gebracht haben, ,.'machst dem ireubewalirien 'yiliiürgonnerneur Nleincr Lnline. »cm Maior Baron O Bnrn. dann aber auch allen den vebrern. die ibr BejrcS gegeben stabe» Z-'nch-em Fch Mich erg im vorigen Zatirc über den .Zweck und die Ausgaben der Prinzenschnle an dieler ielbigen ste'le aus- gelassen bab«, brauche Fch Nicki »och einmal daraus zuruck- zninmmen. Nur da.- innckuc Zch von neuem betone», da» Fch in der Wertschätzung der bumaniiiischen Bildung noch genau diciclben Aniichlen bade wie im vergangenen Zähre, ilnd nun inende ich Mich an Sie. Meine lieben Abiturienten. Eine lange Zeit von Mststc und Arbeit liegt glücklich, binicr Zbncn. Sie treten setzt in da>> '.'eben stinaus. um zu beweisen. San Ztc eine gründliche. s»r aste i'cnenaiagen eniivrechendc Bildung einv- iangen baden Zie ioilcn aber anc» zeigen, das! Lie charakier- teile, non ivabrer innerer Neiigiru'iigi eriststie und kvnige-trenc iiingc Männer sind, sie verlassen in einem Augenblicke die Schule. wo es mehr als ions, ai'i, mii seiner ganzen Perlon ein zuireten siir das alineineine Beste. Schreiben Sic ans Znr Pa nicr: Kiirchiel <Sol>, ehret den König! zeigen Sie sich würdig, der Anszcichnnng, mit einem Prinzen des Kbnigiiche» Hauses Zusammen unterrichte! morden zu sein. Mein len'.er Wunsch iur ^re alle in, dag Sic in Zbrein Berufe vo"c Besriedigung finden und wo es auch sei, Fstre Lichtung voll nud ganz ans ii.lleu mochten. Nm Meinem Tanke auch äusterücn Ausdruck zu geveu, habe ,>ch svlgendc Anszeichnungcn verlietien." Hieraus überreichte der Monarcst de» Herren Hosrat Dr. Thiergen, Sniöiendirektvr des Kadettenkorps, Professoren Di. Nomack, Dr. Klemm. Dr. Gebhardt, Dr. Laupe, Dr. Kothe, Hauvrmann Brauer und Oberlehrer Dr. Rolle die ihnen verliehenen Auszeichnungen. Le. Königl. Hoheit Prinz Friedrich Ehrislian, geboren am il. Dezember G!>:!, wurde in den ersten Jahren ieiner .Kindheit von Mademoiselle Dallcrp erzogen: am i. Mai lüsiti ging seine Erziehung i» die Hand des Militär- gonoerncurs Barons O Bnrn über, dem nacheinander die Leutnants o. Humvrachi. v. vslobig-Weitzenbach, v. Römer und Hanpkmann Freiherr v. Welct zur Leite, standen. Fn den Elcmentarsächern unterrichtete ihn von 1600 bis 16l>4 der damalige Lehrer an der l. Bürgerschule, fetzige Schul direktor Johannes Hering: den Religionsunterricht erteilten Hoikaplan Klein und Hosprediger Infall. Ostern 1604 trat er mit vier Kameraden in die Sexta der Prinzenschule ein. Von diesen vier Kaweroben habe« Wolf ». Soeben und Earl Ferdinand Edler o. d. Planitz mit Pr. Köntgl. Hoheit die Reifeprüfung abgelegt: di« beiden andere» sind vorher aus der Schule ausgefchleden: an lhr« Stelle traten tn Obe», »ertia Friedrich Achatz Graf ». d. Vchulendurg^ehlen und Hellmuth Hetnk «tn. Ordinarius der «lasse war seit Osteru 1607 der Hauslehrer der Prinzen Dr. «othe. Rach der feierlichen Entlastung der Abiturienten der Prinzenschule fand mittags IS Uhr bet Sr. Majestät dem «üntg im Spltgelfaale des Rest- denzschlosteS «tne FrühstückStasel statt, an der Sein« Majestät der «üntg und Se. «öntgl. Hoheit Prinz Frtedrtch Ehr ist tan mit den übrigen vier LLiturten» t«n tetlnahmen. und »u der Einladungen ergangen waren an den Minister -eg königlichen HauseS Staat-minister a. D. v. Metzsch-Reichenbach und den Staat-minister Dr. Beck, den königlichen Prüfung-kommistar Geh. Schulrat Dr. Seeltger. die Examinatoren Rektor Oberstudienrat Prof. Dr. Friedrich, Ltudienräte Prof. Dr. Ziel, Prof. Dr. Hankel uud Prof. Dt. Wiegand, die Professoren Dr. Apctz. Hercher, Dr. v. Boith und Gymnasiallehrer Thomas, ferner an die.Hofräte Pros. Dr. Jacob und Studiendirektor Prof. Dr. Thiergen und die übrigen Lehrer der Prtnzen- fchuie. —* Se. Majestät der König wird heute abend der Borftellung von „Kyritz-Pyritz" im Königl. Schauspielhaus! beiwohnen. —* Ihre Königl. Hoheiten der Prinz und die Frau Prinzessin Johann Georg, sowie Ihre Königl. Hoheit Prinzessin Mathilde werden heute abend im Vereinshause dem vom Sächsischen Heimatschuy veran stalteten Bortrage des Herrn Professors Dr. Bovet-Zürich über: „Die Bergbahnen in der Schweiz" beiwohnen. -* Dem Studiendirektor am Kadettenkorps Hosrat Pros. Dr. Dhiergen wurde das Ritterkreuz l. Klasse des Verdienstordens, dem Professor an der Krcuzschule in Dresden Dr. No mack die Krone zum Ritterkreuz 1. Klastc des AlbrcchtSordens und den Professoren Tr. Klemm am Wettiner Gnmnasium. Dr. Gebhardt am Vitzihumschen Gnmnasium, Dr. Laupe an der Oberreal schule hier, dem Hauslehrer der königlichen Prinzen Prof. Dr. Äothe, dem Oberlehrer am Kadettenkorps Dr. Rolle und dem Hauptmann und Kompagniechcf im 12. Train Bataillon Brauer das Ritterkreuz 1. Klaste deö AlbrechtsoröenS verliehen. - Der König har genehmigt, daß der Obcrregierungsrat Becker bei der Polizeidtrek- tion zu Dresden den preuhischcn Kronenorden 3. Klaste, und der Direktor Georg Lei ring in Dresden das Ritterkreuz 2. Klasse vom hessischen Verdienstorden Philipps des Grohmütigen und der Inspektor Gustav Kühne in Dresden das silberne Kreuz desselben Ordens annehmcn und tragen. —* Dem O b e r f e u e r w e h r m a n n Böhme ist nach Vollendung einer M jährigen Dienstzeit beim Ueber- tritl in den Ruhestand das Ehrenkreuz verliehen worden. —* Der König begnadigte den Lokomotivführer Her mann M o r g n caus Reichenbach, der am 2Z. Lcptcmber v. I. zu I Jahre 8 Monaten Gefängnis verurteilt worden war, weil er seinerzeit das Ga schwitz er Eisenbahn unglück verschuldet hatte, bei dem drei Personen getötet und mehrere zum Teil schwer verletzt wurden. - » Automobilisicruug der Feuerwehr. Nach einem Beschulst der Ltadkverordnetcn soll die Betriebsart der hier neu zu beschaffenden Automobile für mehrere Lüsch- züge ivorgeschlageu war die elektrische» erst nach den ge sammelten Erfahrungen auf der Internationalen Baufach- aiiestellnng in Leipzig entschieden werden, wo ursprünglich eine besondere, das Keuerlösch und Rettungswcsen um- fasiende Fachausstellung während des ganzen Lommers statifinden sollte. Vor kurzem haben aber die beteiligten Indunriekreii'e erklärt, datz cs sich nicht durchführen lasse, eine solche Ausstellung mit Vorführungen auf so lange Zeit zu veranstalten. Aus diesem Grunde ist beschlossen worden, die Feuerwehrausstellung von der Bausachaus- siellung gänzlich zu trennen und aus den städtischen Mest- oiatz zu verlegen, wo sie nur während des Deutschen Rcichsseuerwcbrlagcs vom 23. bis 26. Juli abgehalten wird. Tie sür die brandtechnische Londerausstellung be- liiis bestellte eiserne Halle toll nun kür andere Zwecke der Bailsachansstellung verwendet werden. Trotz der zeitlichen Beschränkung wird aber die Leipziger Feuerwehrausstellung ons dem Mestplatz eine bedeutsame Veranstaltung werden und eine» umfassenden Ueberblick Uber den jetzigen hoch- entwickelten Stand aller der Industriezweige geben, die zu dem Feuerwehr- und Rcriiingswesen in Beziehung stehen. Für da' Dresdner Feuerlöschwesen ist infolge der be- denienden Erweiterungen des Lladtgebietcs eine möglichst tchnelle Einführung des Aulomobilbetriebes von großer Bedeutung. - * Zur theologischen Kaudidatcuprüsnng an der Uni versität Leipzig im Wintersemester 19l2/13. die am 27. Februar beendet wurde, batten sich 42 Kandidaten der Theologie gemeldet. Davon traten 3 freiwillig zurück, während 3 Kandidaten von der mündlichen Prüfung zurück- gewiesen wurden. Von den 36 Kandidaten, die die volle Prüfung ablegten, bestanden 7 mit Zensur 2a (recht gut). 1b mit Zensur 2 tgut», 13 mit Zensur 3 a tZiemlich gut) und 4 mit Zensur 3 »genügend). Zwei Kandidaten bestanden die Prüfung nicht. -* Für den Kinder- und Iugendhilfstag »Blumentag) am 3l. Mai d. I. in Dresden und Umgegend ist ein Ver gnüg» ngsaus schuß gebildet worden an dessen Spitze Herr Professor Groß, Rektor der Königl. Kunstgewerbe schule, Dresden, steht. In der kürzlich abgehaltenen kon stituierenden Versnmmlung wurde beschloss«», »o« b«, Leranstnltuu« powpAser Festlichkeiten am Blumentage ab- zuseben. dagegen alle Darbietungen auf einen volk-titm- llchen ton zu stimmen und so zu geftaUan. datz wettest, «reise der Bevölkerung daran tetlnehme» können. Der Blumentag IvlL soll tn jeder Hinsicht et« Festtag allge- meiner Art «erden, an dem Hoch und Niedrig. Arm und Reich sich »usammenfindet zu eine« gemetnsameu Werke wohltätiger und gemeinnütziger Art. -* Der Berel, Mr natwetändische Festspiele hielt gestern abend im oberen Saal» der »Drei Raven" sein« dtedjätzrige Iahresbauptvtrsamwlung unter dem Vorsitz« de» Herrn Stadtrais Bauman » ab, der zunächst de» Jahre», bericht erstattete. Ueber dag abgalansen« Geschäftgjahr könne er wiederum nur Erfreuliches berichte«. Dag Kultu». miutstertum bewilligte dem Berel» von der vom sächsischen Landtage genehmigten Berteilunggsumme von 10000V Mk. sür Jugendpflege di« Summ« von 500 Mk. sür dag Jahr 46IS, da» «rlegsmtntfterium ltatz dem Berel« für dag Jahr 1618 200 Mk. ,»gehen. Im Jahre 161« sollen dt« Fest spiele gemeinsam mit dem Sachsentage «b- gehalten werben. Ferner werden im Jahre ISIS aus Be. schlub de» technischen Ausschusses »um ersten Male dt« militärischen Wettkämpfe tn einer gesondertrn Sptelergruppe stattftnden. Der Jahresbericht, dem der Bor- sitzende des technischen Ausschüsse-, Herr Lehrer Ziegenfutz, einen interessanten Bericht über technische Fragen betaegeben hatte, wurde beifällig ausgenommen und dem Borsitzende» der Dank der Versammlung zum Ausdruck gebracht. Ueber die Mitgliederbewegung referierte Herr Stadtverordneter Merbitz, der auch einen kurzen Bericht über die Platzsrage gab. Den Kassenbericht, dessen hauptsächlichste Zahlen be reits im Jahresberichte wiedergegeben waren, erstattete Herr Sekretär Gnauck. Von besonderem Interesse war eine. Gegenüberstellung der Zahlen vom Gründungssaür 1868 mit den übrigen Jahren. Dle Statistik bewies, daß die Ein nahmen um das Doppelte gestiegen sind. Obwohl die Aus- gaben größer geworden sind, har sich das Verhältnis der Ausgaben zu den Einnahmen gebessert. Die diesjährigen Festspiele finden am 8. Juli aus den Spielwiesen an der Elbe und die Pretsoerteilung voraussichtlich am 16. Oktober in besonders feierlicher Weise im Tivoli-Palaste statt. —* Aus de« Stabtkraakenhaus Dresden-Iohaunstadt entwich«« ist am 28 Februar der am 14. Februar 1860 tu Ottawa tKanada) geborene Louis Sorek. der sich wegen des an seiner Ehefrau versuchten Mordes in Unter, suchungshast befand. Sotek ist 1,68 Meter groß, schlank, bartlos, hat krankhaftes Aussehen und trug dunkle Hose, schwargrauen Ueberzieher mit Samtkragen, graue Sport mütze, Schnürschllhe, blaue Strümpse, rosafarbiges Ober- Hemd, weißen Kragen und schwarzen SchlipS. Gern Bild ist bei den Bezirköwachen und im Hauptpolizeigebäude ausgchängt oder einzusehen. Sachdienliche Mitteilungen erbittet die Krlminalabteilung. Sotek verübte am 26. No vember vorigen Jahres in einer Fremdenpcnsion auf der Ehristiansrrahe ein aufsehenerregendes Revolvcrattentat, wobei er nicht nur seine Frau durch Schüsse in Kops und Brust schwer verletzte, sondern auch dem 11 Jahre alten Sohne der Pensionsinhaberin eine erhebliche Schußwunde am rechten Oberschenkel zusügte. Sotek sloh nach der Tat und entkam in der allgemeinen Verwirrung, ohne verfolgt zu werden. Er fuhr zunächst mit einer Droschke nach dem Bahnhof Plauen, kehrte dann wieder, nach kurzem Auf enthalt. nach Dresden zurück, hob am nächsten Tage bei einer Dresdner Bank von seinem Guthaben 2000 Mark ab und verlieb damit die Stadt. Die Nachforschungen der Polizei blieben zunächst ersolglvs, bis es am 17. De-«mber der Leipziger Polizei gelang, den Gesuchten in einem Cafo auf der Windrnühlenstraße sestzunehmen. Sotek wurde dann nach Dresden geschafft und. da er lungenleidend war. ins Iohannstädter Krankenhaus eingeliefert. Wohin sich der Flüchtling gewendet hat, darüber fehlte heute mittag noch jede Spur. Er dürfte Helfershelfer gehabt haben-. Wegen der in der Pension in der Christianstraße verübten Bluttat sollte sich Sotek demnächst vor dem Schwurgericht verantworten. —* Die ErSssnung des Union-Theaters, deren Ver laus mir im Morgenblatt schon skizziert haben, bot den etwa 660 geladenen Gästen manche angenehme Ueber- raschung. Schon das Haus an sich setzte die Besucher, aus deren Blicken die Erwartung leuchtete, in Staunen. Einen io intimen, in Architektur und Ausgestaltung vornehm sich gebenden Raum Halle wohl niemand hinter der Ein gangshalle erwartet, die wie eine rtesige Zahnlücke in der Außenfassade des Grundstückes Waisenhausstratze 32 klafft. Die Kunst des Architekten im Theater in allen Ehren, aber dieses Portal, Vestibül oder wie man es nennen will, ist unschön und schlägt den hcimatschützlerr- schen Bestrebungen ins Gesicht. Bisher verdeckte die Planke den Schönheitsfehler, aber nun sie seit gestern abend gefallen ist, liegen die Mängel dsfen zutage. Ein nur bis zur Decke des Erdgeschosses reichender, einfach gehaltener Durchgang, am besten mit Tonnengewölbe, würde das freilich schwierige Problem gelöst haben. Lorbeerkränze in schwerer Menge an den Wänden der Halle und des langen Durchgangs und ein mit elektrischen Flammen durch mirktes Tannenreisiggewinde über dem Portal betonten die Bedeutung der festlichen Stunde. An den Flügeltüren zum scgmentfürmigen Garderobenraum des Neaters be ginnt die Schönheit des Baues. Hier empfingen die Bauherren und die Pächter die Gäste. Man gewann sofort, den Eindruck, daß ein großstädtischer Zug durch das crnne. jetzi glücklicherweise überstandene Erkrankung des vierten Kaisersohnes bar in allen Schichten das aufrichtigste Mitgefühl erweckt, und mil sichllicher Freude verfolgte man die Nachrichten von der fortschreitenden Genesung des Prinzen, nicht minder aber aucy von der sorgsamen Pslegc, die ihm die kaiserliche Malier, an der sich das Dichterwort bestätigt, daß die Frauen die besten sind, von denen am wenigsten gesprochen wird, während der ganzen Krankheit zuteil werden ließ. Tic Geburt des ersten Sohnes des sym pathischen Prinzenpaares August Wilhelm — „Anwi" nennt man allgemein den glücklichen Vater in der heutzutage be liebten Avkürzungsart - erregte allgemeine Freude. Das Ereignis nicht nur des Tages, sondern sür Wochen aber bildete, die Verlobung der einzigen Kaisers- kochtcr. In allen Kreisen wurde dieses Ereignis eifrig besprochen und jede Zeitungsnachricht darüber buchstäblich verschlungen. Tic politischen und staatSrechilicheu Ge- sichispnnkie treten dabel völlig in den Hintergrund. Es war wie ein freudiges Familienereignis, das jedem einzelnen gleich nahe zu gehen schien. Nur eins bedauerte man, daß Sie Geschichte so weit ab in Karlsruhe vor sich gegangen war, und daß die Berliner, die sich doch als „die Nächsten dazu" fühlten, so gar nichts davon haben sollten. Als aber dann am späten Abend Extrablätter verkündeten, daß am nächsten morgen „unser Prinzeßchen" mit ihrem Verlobten in Berlin eintressen und der Kaiser dem Brautpaar einen militärisch festlichen Emviang bereiten würde, da strömte rros der frühen Stunde tn dem sonst schon um diese Zeit io arbettseisrigen Berlin eine ungeheure Menge aus den Llraßenzngsn zusammen, die das junge Paar passieren mußte, um thm den Willkommensgruß der Reichshauptstadt darzubringen Man freute sich von Herzen an dem Glück der beiden, die es so sichtlich vor aller Welt zur Schau trugen und an den ihnen bereiteten Huldigungen ihre Helle Freude hatten T aneben ist man natürlich auch lehr inter essiert an der Frage, wo denn nun die Hochzeitsseier statt finden wird, nachdem einige Blätter behauptet haben, aus Wunsch des greisen Kaisers Franz Joseph werde sie in Wien begangen werden. Tas war natürlich barer Unsinn und würde ja dem Herkommen zuwiderlaufen. Die guten Ber liner dürfen beruhigt sein: im Juni, in den Tagen, wo sie anläßlich des kaiserlichen RegierungssubiläumS ohnehin genug zu schauen bekommen werden, wird ihnen auch das schöne Schauspiel des Einzugs der Prinzessin-Braut in goldenem Wagen, begleitet von Mitgliedern der Berliner Fleischer-Innung hoch zu Pserde — ein altes Vorrecht dieser Gilde, dessen Ursprung nicht mehr festzustellen ist —, nicht vorenthalten bleiben. Das wird dann wieder für die Ber- Uner Bevölkerung ein Festtag werden, der sie, soweit wie irgend möglich, auf die Beine bringen wird. Beim Eintreffen des Brautpaares in Berlin ist zum erstenmal mit einem vom fetzigen Kaiser wieder eingeführ ten Brauch gebrochen worden. Eine so moderne Persönlich keit der Kaiser ist. so hat er doch zugleich, wie be kannt, auch eine besondere Vorliebe sür altertüm liches Zeremoniell. Deshalb batte er l>» am Beginn seiner Regierung angeordnet. daß jeder fürstliche Gast, der offiziell nach Berlin kam. aus dem Pariser Platz am Brandenburger Tor non einer Abordnung der städtischen Behörden mit dem Oberbürgermeister an der Spitze be grüßt werde. Anfangs hatte man darin nichts Schlimmes gesehen und sich dem durch das Oberhosmarschallamt über mittelten kaiserlichen Wunsche gefügt. Aber die Geschichte bekam bald ein höchst unwürdiges und unangenehmes Gepräge. Wenn die Fürstlichkeiten bei sogenanntem „Hohen- zollernwettcr". bei Sonnenschein und angenehmer, milder Temperatur cintrafen, dann ging es noch einigermaßen. Gab es aber Regen oder gar Schnee und Eis, dann machte es wirklich einen geradezu kläglichen Eindruck, wenn die würdigen alten Herren im dünnen Frack und mit gezoge nem Hut, vor Kälte bibbernd, dastandcn, an den Wagen- schlag herantraten und ihre Reverenz erwiesen. Wieviel Spott und Hohn mußten sie sich deshalb von den schnoddrigen Berlinern gefallen lassen. Der vorige Oberbürgermeister Kirschner hat aber nie den Mut gefunden, sich dieser Zu. mutung nachdrücklich zu wldersetzen. Das scheint erst sein Nochsvlger. der energische Wermuth, getan zu haben, den 'dabei die Tatsache unterstützt haben mag. baß er früher Staatssekretär war und noch den Titel „Exzellenz" führt. So ist es ihm gelungen, den LSsähriqen Bann zu brechen. Er durfte, wie es fast überall üblich ist. bas fürst liche Brautpaar bei der Ankunft auf dem Bahnsteig begrüßen. Nachdem der Kaiser und die anderen anwesenden Mitglieder des Herrscherhauses ihren Gruß dargebracht hatten, trat der Oberbürgermeister mit dem Bürger meister und dem Vorsteher der Stadtverordneten heran und hieß das Paar im Namen der ReichShauptstaüt will kommen. Eine angenehme Beigabe dazu war. datz sich die Ansprache durch Kürze, geistvolle Zusammenfassung des Wesentlichen und Mangel an jeglichem byzantinischen Ueberschmang vorteilhaft anszeichnetc. Nun wird cS wohl bei dieser würdigen Begrüßungsart auch für die Folge bleiben. Berlin ist eine Millionenstadt, tzie sich immer mehr zu einer Weltstadt auswächst. Oder wäre sonst wohl ein Unter nehmen denkbar, das sich soeben hier Unter den Linden, mitten im weltstädtischen Trubel und Treiben, aufgetan hat ? „Siesta. Ruhe- und Erholung- Gelegenheit. G. m. b. H.", so leuchtet eS weithin von einem Schilde. Gar kein übler Gedanke, der ein bezeichnendes Licht wirft auf das Nuhebedürfnis in dem ständig mit Volldampf arbeiten den Berlin. Vorortbcwohner. die tn der Eity ihre Be« forgungen zu machen haben oder sich Museen, Ausstellun gen. Paraden, Einzüge und dergleichen ansehe» wollen und zwischendurch von den Anstrengungen etwas aus- ruhen möchten, Geschäftsleute, Rechtsanwälte. Angestellte, Agenten, die eine Arbeitspause haben und in der kurzen Zeit ihre vielleicht eine Stunde entfernt liegende Wohnung nicht aussuchen können: diese und andere finden hier Ge legenheit. ein Stündchen zu schlafen oder sich tn einem Lesezimmer auszuruhen. Denn alles ist hier vorhanden: eine Flucht von Kabinen, jede mit einer „Chaiselongue", einem Tischchen mit einer elektrisch erleuchteten Lampe und Kleiderhaken auSgestattet. Hier kann man schlafen, tn ber ersten Klasse die Stunde für 80 Psg.. jede weitere 50 Psg.. in ber -weiten Klaffe für 00 und 40 Psg.. im Abonnement PretSermäßtgung. Aus Wunsch werden tw.
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