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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 03.08.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-08-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19050803026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905080302
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905080302
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-08
- Tag 1905-08-03
-
Monat
1905-08
-
Jahr
1905
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Annabmk von «nküudliunien di» nackunittaa» s Ubr Kon» und Neieriaar nur Marienlirote » von » bw '/.> Ubr Die > ipaltlä« chamd- «ile <ea » Kilben! 20 W». «»- iUnd>«u»aen »ul der Vnvatlen» Kelle » Pi» ^ d>e 2i»»lli,e«eile aut Lvct- leite eo Plu, al» Sinuelandt «eile « Bla In Nummer» »och v»m»- „nd lielrrta»«» > walliae Grundzeil« Sb Vla aui Prwatieiie «b Pl,„ rlvaltiae «eile aul Trrlleite und alil lkinaelandi «v Pia «uSivkruie Aut- träae nur ocaeu Lorausveiablun». Beleablaller werbe» mit lb berechnet. Nernlbrechanlchlud: «Mt I Rr U und «r. ««» KllüIKMlmke «seil Heiss am ll. La«««» bis I. Nnptswdsr „sek Llüncbsn, llarmiseb, lstbseo, Dsriuoos, Iksrnpass, liiosbnielc, Siubaital, Heksnsso, Lrirlc!«», listtsn- >>vr^. Xillvrtal »sv. IN l'axo. Krois 264 Uarlc, 8ek»vll/.»u II, lilass«, VVa^snsakrtsn, Dampksr- täbrton. Vsi >>tloxuux. Drwlc^olckor, alles inbvgnllc-n. Liorslnen Lltvien »nä slinxsien Kezellrelisflsi'eise nscli Damen ßrössts tz'ürsor««, rran/.e 1''nnti>isn 2 U krsiserm-issikUNkr Krospolcts unä Fuslnmkt clurok LL ?su! Mnislr. lll'e8l!sn »1.8. IIo»,,ttaI»«I«. IS. I «IIINPI«« I»< « S7SÜ. lliiiiielclimxeii reetil/eitix rrketou. — vaslb lritipsvIlltuiMil. Rr. 21L. Neueste Drahlbcrichte, Die Sächs, Staatseisenbahnen 1W1, Hosiiachrichten, Deutscher Stcnographen-Tag „Gabelsberger", Järberslrcik, Pilzvergistniigen. „Baumeister Solneß". Eentraltheater. Donnerstag, 3. August 1WL. Neueste Drahtmeldungen vom 2. August. Zur Vage in Rußland. Reval. lPriv.-Tel.l Gestern traten die Arbeiter der Dwigatjel-Werke in den Ausstand. Sie unterbreiteten dem Gouverneur die Bitte^ sechs bei den lebten Unruhen verhaftete Rädelsführer sreizulasjeii, erhielten jedoch abschläglichen Bescheid. Daraus veranstalteten sie eine» großen Umzug mit Arbeitern anderer Fabriken, der von der Polizei nicht gehindert werden konnte. Schließlich zerstreuten herocigerusene Kolaken die Menge. Heute ist die Ruhe wieder hergestctll. N o w o r o i s i s k, (Priv.-Tel.j Auf dem hiesigen Bahn hofe sand ein blutiger Zusa in mensloß zwiichen ausständigen Hahnorbeitern und Kosaken statt. Als die ersteren Schienen aus die Gleise »iederlegte». um den Abgang eines Zuges zu ver hindern, feuerten und hieben die Kosaken auf die Arbeiter ein, nachdem ein« dreimalige Aufforderung, das Gldis frei zu geben, erfolglos geblieben war. Es gab viele Tote und Verwundete. Kopenhagen, K a i l e r W i lh e I m verlieh gestern dem Ministerpräsidenlen und Marineminister Christeiisen das Groß- kreuz des Roten Adlerordens und dem Minister des Auswärtigen, Grafen v. Rabeu-Lcoctza», den Noten Adlerorden erster Klasse, Der Kaiser pal den Prinzen Harald, Sohn des Kronprinzen, eingeladen, den diesjährigen deutsckien Manövern beiznwohnen. St. I o h a n n - S a a r b r ü cke n. sAmtliche Meldung.) Gestern abend gegen 10 Uchr fuhr der Güterzug 1246 auf dem ^ahrglcise Forbach - Saarbrücken bei Kilometer 105 auf den vor dem Einfahrtssignal liegenden Güterzug 1235. Bei dem llnsall wurde ein Kokomotivführcr schwer verletzt, aber nicht lebensgefährlich, und zwei Beamte wurden leicht verletzt, Innsbruck. Heule ist hier ein heftiges Gewitter medergegangen. Der Blitz ichlug in einen Zug der Slubai- talbahn unweit Müllers. Es wurde niemand verletzt. Z «lla. Z i l l e r. Der Hauptstollen des von einer deutschen Gesellschaft betriebenen Goldbergwerkes ist heule eingestürzt. Menschen sind nicht zu Schaden gekommen. Paris. Die seit langem angekündigte Reaktivierung des Generals Pcigne, der wegen der Angeberei-Angelegenheiten demissionierte, ist nunmehr erfolgt. Peigne wurde zum Mit- gliede des Technischen Komitees der Artillerie ernannt, an dessen spitze er am 1. Oktober treten wird. Die nationalistischen Blätter verurteilen seine Ernennung in scharfer Weile. Der bisherige Chef des Gcneralstabcs Pcndegec lourdc zum Mit- gliede des Oberkriegsrats, der bisherig« Kommandeur der Kriegs- ichule, General Brun, zum Chef des Geucralstabes, der Kabinctts- direktor im Kriegsministerium, General Valabröaue, mm Kom mandeur der Kriegsschule ernannt. General de Noncücourl, der infolge einer vor einigen Monaten vor dem Kriegsgericht ab gegebenen aitttrepnblikamschen Zeugenaussage zur Disoosilion gestellt worden, war, erhielt die Kommandantur in Ehülous. Die sächsischen Stnntseiscnbahnen im Jahre 1Wl. i Der vor kurzem erschienene statistische Bericht der sächsischen Staatseisenbahnen für d>w Jahr 1001 lässt erkennen, das; diese auch im Borjahre sich i» crsreulichcr Wesie iveilerentirstckelt und günstige Ergebnisse geliefert haben. Wir entnehmen dem Bericht folgende Angat'en von allgemeinem Interesse und behalten uns vor. die Entwicklung dco BcikehlS in besonderen Darstellungen zu behandeln. Der B e t r i e b s l än g c der sächsischen StacstSeisciihahne» beträgt 3118,10 Km Hiervon besindcn sich im Eigentum des Staates 3ll7,3l Km., während 12,02 Km, an andere Bcrwallnn ge» verpachtet und 13 Kin, gepachtet sind: 0,80 Km lBeibin- dungsbah» i» Elsterwcrda) stehen rni Bcitbetricbe der prensstübe» Staatseiseiibahuvcrwaltnng, Bon der Gesamtlänge dienen 3« 152,55 Km, gemeinschaftlich dem Personen und Osiitcrocrkehr, 05.64 Kin, ausschllesstich dem stsütcrverkehr; 1700,53 Km sind Hauptbahnen. 1346,66 Km Nebenbahnen, 2725,94 Km, vollspnrig und 422,25 Km, schmalspurig, Bon der Gesamtlänge entfallen 29,24 Proz, lim Vorjahre 20,13 Proz,) aus zwei- und mehrgleisige Hauptbahnen, 27,02 Proz, (28,04 Proz, im Vorjahre) ans ein gleisige Vollspurhauplbahnen, 20,43 Proz, l2l«,42 Proz, im Bor- lahre) auf Bolstpnlnebenbalme» und 13,41 Proz, lim Boftahrc 13.41 Proz.) auf Schiualspurbahnen, Die geringen Verminderun gen gründe» sich aus die 1!i»ic»vcrkUr;»iig anlässiich der Verlegung des Bahnhofes Borna b, Leipzig, An Privatbahneil befinde» sich außerdem 03,16 Km. im Staa>sciscnliahnbelricl>e, davon sind 14.41 Km. Schmalspurbahnen. Außerdem sind noch vorhanden 801 nicht dem öffentlichen Verkehr dienende Anschlußbahnen l37 Mvn tan-, 631 Industrie-, 20 land- und forstwirtschaftliche, sowie 113 sonstige Bahne») i» der Gesamtlänge von 312,85 Km. lgcgcn 317,72 Km. im Vorjahre). Von der Länge der unter sächsischer Staatsverwaltung stehenden Eisenbahnen befinden sich 2856,12 Km. innerhalb und 385,23 Km. außerhalb der Grenzen des Königreichs Sachsen. Ta im Königreich Sachsen noch l5l,29 Km. von Eisen bahnen unter fremder Verwaltung belricbcn werden, so betrug die Gesamtlänge der im Königreich Sachse» betriebenen Eisenbahnen Ende des vergangenen Jahres 3007,41 Km. lgegc» 3007,78 Km, im BorjahrcO d. i. durchschnittlich ans je 1<D Qkm. Flächenrnum des 14 002,94 Qkm. umfassenden Königreichs 20,05 Km. (20,06 Km. im Vorjahre). Das uister sächsischer Staatsverwaltung stehende Bahnnetz zählte 48 Anschlnßpnnkte an fremde Bahnen, 171 An- schlnßpunktc rin eigenen Bahnbereiche, 11 Endpunkte ohne Fort setzung und 4 Kreuzungen in Schienenhöhc in Bahnhöfen. Von diesen 226 Anschlüße» und Kreuzungen kam durchschnittlich je einer a»s 14 Km. Bahnlänge. — Bis zum Schlüsse des Jahres I!D4 sind für den Äahnbau im ganze» 1 066845 246,08 Mk. ver wendet worden. Da die Ttaatsregierung aber eine Anzahl von Prwatbnhne» teils über, teils nnlcr ihrem Herstellnngsanswande käuflich erworben hat, so ergicbt sich als das von der Staats- rcgierung aufgewendete Anlagekapital die Summe von 1 012366 :W,00 Mk., d. i. durchschniltlich auf 1 Km. EigeutumS- badii 323182,63 Mk. gegen 310 340,03 Mk. im Vorjahre. Nach diesem Kilometeranfwande ergaben sich als teuerste von den normalspmtgen Linien, auf je 1 Ki». l'srechtict: Leipzig-Dresden- Neustadt inst Verbindungsbahnen in Dresden >md Großenhain — Priestewitz: 920307,08 Mk., Bodenbach-Dresden-Altstadt 819 439,18 Mk,, Görlitz—Dresdcn-Altst, linit Verbindungsbogen »ach dem Güterbahnhofe Dresden-stkeust,) 673320,76 Mk,, Dres den—Werdau (mit de» verschiedenen Berbindunas- und Kohleii- bahncu) «>:)!» 004,60, Leipzig—Hos mit Lcifgig—Plogwitz und Bcr- biiidnugsbah» in Leipzig 501'.182,71 Mk, Tie villigsren Linie» ivare» : Schvubcrg—Hirschbcrg a, S. niit 61 020,25 Mk, für 1 Km,, Schöubcrg—Schlei; mit 76 743,80 Mk,, Pirua-Becg- ywßhubel mit Pirna—(stroßcotta mit 01 281,50 Bck,, Bancha— Seelingstädt mit 03 771,30 Mk, für 1 Km, Von den schmalspuri gen Bahnlinien erforderten Wilkau—Earlssi'ld mit 122703,04 Mk. für 1 Km,, Wolkenstcin—Jöhiladt mit 122326,10 Nc'k, und Eran- zahl—Oberivieienthal mit I l703.),1> Mk, für 1 Km, das höchste Anlagekapital, dagegen das niedrigste: Osthatz—Döbeln und Mügeln Necchan Trebirn mit 7273!,<>8 Mk, Oladebenl-Nadc- bnrg 75 663,20 Mt und Bc'oiel-DrlNiaunSdors n>i! 77 055,50 Mk, für l Km, Im Tnrcbichiiilt ergab sich ei» Bankapstal für 1 Km, Babnlänge bei den Bollstuirbahncii 350 202,66 Bll, und bei den Schmalspurbahnen 00180,10 Mk, Im Ban kapital ist ein Beirag von 177 171 278,56 Ml, für F a h r b e t r i e b s m i t I c l enllfasten, An solchen waren am Ende dea Jalnec- 1DI vorhanden: l:>02 Lokomolioen (10 weniger als Ende I'303>, 807 Duster, 3, Motoiwagen, 3,817 Peiionemvagen jeinschl, 3 Molo.wnge»' mit :'E> Plänen I, Klasse, 24 500Plätzen !>, .Klaiic. l"5 8«!8 Pl'tzen l>>, 8!'-;»> »»d 37321 Plätzen I V, Klaske, im ganzen: 170817: serner: 618 Gepäckwagen, II432 bedeckte Güte-wagrn. 10.'<16 vtiene «tstiterivagen, im ganzen mit- !»st ttästenvagen mit einem Ladegewicht von hin 31 0)6 Gepäck 311 232 2o»»eu m st'Oo icg,) 2ln L o iomotiolil o mete r n einschließlich der zNotonvageiiNihrstu wnrdcn geleistet: 17 000 623 gegen !627l3n:; i,n Boftabre, dac s'nd ans I Km, der dnrch- icliniNlichen B-ahickangc 15 216, gegen I! -31 im Vorjahre. Die geleisteten W ^ g c „ » <h s l i l o m c t e r betragen : 1 173 86l 805 (gegen 1 II8219N03 imBorjabre). Die Zabl der Züge betrug im Jahre 1001 : 0!7 6>3 «gegen 020 !lO im Boriabre-, Ans >e 1 Km, Bahnlänge entfielen im Durchschnitt: 988l Züge (1903 : 9727), Es betrug: die durchschnittliche Stärke der Züge 36 Achsen !1903: 37), die Nutzlast bei de» Personenwagen: 2,,21 vom Hun dert des Ladegewichts (gegen 27,21 vom Hundert im Vorjahre), bei de» Güterwagen 72,8l vom Hundert (gegen 70,07 im Vor jahres Die Ausnützung ist mithin gegenüber dem Voriahre bei den Personenwagen die gleiche geblieben, bei den Güterwagen aber beträchtlich höher geworden und zwar für die normalspurigen in größerem Maße als für die schmalspurigen. Besonders inter essant ist der Verbrauch von Brennmaterial in den Lokomotiven, Er betrug (ans Steinkohle berechnet) 516 965 Tonnen (je 1000 Kg ), das sind 18113 Tonnen mehr als 1903, Trotzdem waren 64138 Mk, weniger dafür auszuwende» als 1003, weil der TnrchschnitlSPreis des Brennmaterials für 1 Tonne von 11,81 Akk, im Voriahre auf 14,17 im Jahre 1904 herabgegangcn ist. Infolgedessen ermäßigte sich dieser Aufwand für 1 Lokomotiv kilometer von 21,051 Pfennige <1003i auf 20,202 Pfg, (1004) und für 1 Wagenachskilometer von 0,6511 (1903) auf 0,6148 Pfg, (1004), Kunst und Wissenschaft. ß* Residenzthcater. Es lag wohl weniger in der Absicht des Herrn Direktors Paul L i n i e m a » n, mit Ibsens Drama „B a u m e i st e r Solncß" von neuem durch eine einmalige Ausführung bekannt zu machen, als seine Schau spiel-Gesellschaft mit diesem Werke in seinem eigen artigen, sonderlich (»mboliich-allcgorischcn tzintergriiiidc ciiiz»- sühren. Bedeutet doch gerade in diestm Stücke mehr als in manchem anderen Ibscnschcn die knnstlernch-feiniiililige Dar stellung alles. Denn nur eine solche ist im stanoe, die vielen nicht klaren Gr>lndströ»iii»ge» und teilweise» innerlichen Un klarheiten des Dramas zu erläutern, die trübe, drückende Atmosphäre, aus der, wie behauptet wird, die Person des Dichters selbst i» der vorgehaltcncn Maske des Solneß blickt, erträglich zu machen und dem allgemeineren Verständnis näher zu bringe». Lag diese Absicht vor, >o ist sic in vielem höchst verdienstlich anch erreicht worden. Wie bereits bei seinen früheren hiesige» Gast spielen, verfügt Herr Direktor Liuscmauii auch diesmal über ei» mit künstlerischem Blick gewähltes, sorgfältig in sich geschlossenes Ensemble mit einer Darstellerin, Frau Nina Sandow, an der Spitze, die den Ruf einer für das Genre aparter Frauen gestallen prädestinierten Schauspielerin für sich hat. Die Er wartungen ,a»f eine fesselnde Ausführung des Dramas gingen in der Hauptsache denn auch nicht leer aus. und jedenfalls hat hierzu in erster Linie Frau Sandow wesentlich beiaeiragen, Ihre Hilde ist eine von Ernst und Fleiß getragene Eharakterstudie, ein Weib, das, nach des Dichters Absicht, zwar nicht wie ein Wunder über Solneß' Schtvelle tritt, aber doch dazu angetan, für di« Schicksale eines Mannes, wie Solneß einer ist, bestim mend zu werde». In herber Iugendsrische und reifer Jungfräu lichkeit heranssorderiid, nicht leichtfertig dem Manne nachlausend, nicht bloße, bösartige Lust am Genüsse des Unerlaubten findend, sondern mit scharf ausgeprägtem Willen sich durchsetzend, ent schlossen, ihr Leben zu leben, stellt sic gleichsam den verkörperten Mut der Tat dar, eine dämonische Kraft, die Halvard aus den Turm hinailsiagt, gleichviel, ob er dabei zu Grunde geht oder nicht. Der Wille ist ihr Gesetz, das gesteckte Ziel alles — ein Charakter, wenn man will, aber einer von denen, oie abstoßen und anwidcrn. So im Geiste und in der tieferen Analogie des Stückes gespiell, wirkte Frau Sancwwü Hilde meist fesselnd in .zahlreichen Eiiizelhcilcn der Vorgänge, weniger jedoch in der Hauptsache, die ihr als vorncomste Ausgabe gestellt ist: im absoluten Tragen des Stückes, Hierin oeriagi ihre Kraft einiger maßen gerade in den Momenten, wo es darani aiikommt, io »ameiitlich in den technisch meisterlich gearbeiteten letzten Vorgängen des Dra nas, deren Bann, mit einer ansaesorochenen Persönlichkeit in Aktion, von tiefgehendstem Eindruck sein muß. Dieser immerhin durchaus schätzenswerte» Hilde Frau Sandows stclik der Halvard des Herrn Thomas wirkiingsvoil gegenüber, gleichsam als Widerspruch, der sich in Hildes Wesen austöst. Es gelingt Herrn Thomas sehr gui, »ns den in seinen Empfindungen überreizten, unter dem Einflüsse eines mächtigen Aohanncstriebcs stehenden Mann zu verkörpern, beharrlich i» feinem Streben und doch schwankend in feinen Eistfchlülsen, egoistisch, zitternd in der Beftirchtuiia, verrückt zu werben - verrückt sind in dem Stücke eigentlich sämtiichc Personen von allem Ansange an — daß die Iuoeitd sei» Werk überholen könnte, daß er die Bahnen anderen höchstens zu Meisen vermag, während er sich selbst im Nebel verlieren muß. Alles das versteht Herr Thomas sehr gut zur Anschauung zu bringen und uns damit für seinen Halvard stark zu interessieren. Weniger misten die öfter in die Erscheinung tretende Behäbigkeit des Wesens, das All tägliche der Maske an: man ist versucht, zu sagen, die derbe Ge- sundheit, die Halvard, als einer vom Wesen des Anßergcnstihn- lichen völlig durchsetzten Persönlichkeit, nicht vorteilhaft zu Ge sicht stehen kann. Neben den beiden tragenden Figuren des Stückes, Halvard und Hilde, kommt eigentlich nur noch Frau Alinc in Betracht, di« von Frau Thomas in dem bedingten Indissercistisnnis, eifersüchtig, ohne Lebenszweck, alS Gespenst des Hanfes, dar- acstcllt wird. Um die kleinen Rollen des ^nnsarzlcs, der beiden Brovik und der Kaja, der Stassagc des Stückes, bemühten sich mit Erfolg die Herren Legal, Vorleben, Büdt und Frl, Steele, Rühmend herooraehoben zu werden verdienen nicht zuletzt der von Herrn Direktor Limemaiin dem düsteren Schauspiel ge schaffene stimmungsvolle Rahme» und die Sicherheit des Zn- sammenspceles. Di« Vorstellung wurde mi! großem Beifall aus genommen. ll, 8t. Oertliches und Sächsisches. Dresden. 2 August, —* Se, Majestät der König wird mit seinen Kindern am 5, August bei Ihrer Majestät der K ö n i g i n-W i t w e, die an diesem Tage ihren Geburtstag feiert, in Reichenhall weilen, —* Die Ergäiizungswal> lcn für den Landtag wer den nniiiittelbar nach dem 15. September stattfindeii, wäh lend für den Zusammentritt des Landtags der 2 4, Okto ber in Aussicht genommen ist. Bisher ist der Landtag immer erst im November einberufen worden: mit dem früheren Termin verfolgt »in» diesmal den doppelten Zweck: einmal gewisse Ar beiten des Landtags noch vor Weihnachten zur Erledigung zu bringen und zum anderen, die Session nicht bis in die Sommer monate hinein sich ausdehncn zu lassen. —* Ten Wetterbericht des König!. Meteorologischen Instituts, welcher täglich morgens 8 Uhr festgestellt wird, sowie die Prognose für ccn folgenden Tag finden unsere Leser von jetzt ab regelmäßig bereits im Abendblatt aus Seit« 3, während er bisher erst im Morgenblatte des folgenden Tages erschien. —* Die geschäftlichen Verhandlungen des Deutschen StcnographeiiiagcsGabelsbcrger fanden am Mon tag und Dienstag im „Wilhelms-Garten" zu Braunschweig statt und nahmen, wie ausnahmslos alle Veranstaltungen der Tagung, einen glänzenden Verlaus. Es waren 832 Bundes- vereine vertreten. Dem früheren Bundesvorsitzenden Dr. Ostisrcr-Aniwerpen und dem gegenwärtigen Professor Dr. Medcm-Danzig wurden Entlastung erteilt. Die Kassenaebarung ist eine vortreffliche, und die finanzielle Lage kann den Bund mit frohem Niute für die Zukunft erfüllen. lieber Punkt 4 der Tagesordnung, Beratung über die von Weikcrsheim und Dres den vorliegenden Susteinänderniigsanlräge. entspann sich eine lange Dislniiion. Professor Lartcld führte als Referent des Sistlemorüsinigsansschusscs aus, daß dieier dem Stenographen lage die Ablehnung der Anträge empfehle, La sie in theoretijcher Hnisiht eimn Fortschritt der Spftemurkunde gegenüber nicht bedeuten, er auch nicht die llcbcrzeugnng gewonnen hätte, daß dadurch die Brücke zwischen beiden Bünden der Schule ge schlagen werden könme und die RegierunAcn schwerlich in der Lage fein dürften, jetzt Aendeliingen der Systcmnrkunde, wenn auch geringfügiger Arft znznstiimiicn. Stadtpsarrer Türr- Weckcrck.eim erklärte, da»; lediglich die Liebe zur Gabclsbcrger- fchcn Schule die 'Anträge gezeitigt hcibc, mg» aber nicht daraus bestehen würde, wenn der beabsichtigte Zweck, die Einigkeit der gestmten Schule wieder hcrznstcllcn, nicht erreicht würde. Hier- ans wnrdcn die Aeiiderungscinlräqc unter stiirmilchem Beistill der Per ammlniig zurückgezogen »nd folgende von Herrn Regierungs- rat E l e m e n s - Dresden vorgcichlagene, von uns im gestrigen s* Eeiiiral-Theatcr. „Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen!" Nach diesem bewährten Goethcschen Thcater- re.ept halte Herr Direktor Notier in seinem Musentempel gciiern einen Einakterabcnd veranstaltet, der der unterschied lichsten Gesichte eine Fülle brachte. Ein die ernstesten und heiligsten Probleme der gottslichenden Mcnschensccle behandeln des Schanipiel ans dem Holländische», eine graziöse einaktige Ptanderci französischen Ursprungs, ein flott gearbeiteter »nd amüsanter Schwank nach einer englischen Idee »nd endlich eine der gegenwärtigen Vogelwiejeiistiiiimiina Rechnung tragende tolle Posse deutscher Herkunft — das waren die heterogenen Elemente, aus denen sich das theatralische Ragout von gestern ziisammcnfctzle. Das Stück mit dem ernsten Inhalt, das seiner ganzen Art und Anlage nach auch Anspruch daraus erhebt, ernst genommen zu werden, betitelt sich: „Und er lebt d o ch !" »nd ist nach dem .Holländischen des Joseph Schnrmann für die deutsche Bühne bearbeitet von Annie Ncumann-Hoser. Des Stückes Fabel ist entschieden wertvoll. Bei dem Pfarrer eines holläiidstchen Dorfes erscheint der Wilddieb Johann, um dem Seelcnhirtcu ein bisher verborgen gebliebenes Verbrechen zu beichten: aus Rachsucht lxit Johann vor Jahren den Förster des Torfes, der ihn früher einmal ins Gefängnis gebracht hat »nd ihm mit einer neuen Anzeige drohte, erschossen. Der Pfarrer bebt natürlich in sittlicher Entrüstung vor dem Mörder zurück, ,,Dic Rache ist mein, ich will vergelten, spricht der Herr" — mit diesem Tstbclwort weist er den von Gewissensbissen Gefol terten ans sein Unrecht als aus eine Todsünde lstn. Kurz danach führt der Nesse des Pfarrers in Gestalt eines seiner Freunde einen zielbewussten Gottesleugner ins Pfarrhaus ein. Alle Argumente des Goltesmanncs vermögen den Atheisten nicht von Gottes Existenz zu überzeugen, „Wenn wirklich ein Gott im Himmel leb«, so möge er aus der Stelle einen Blitzstrahl auf mich herniedcrienden und mich zerschmettern!" so rnst der Frev ler in zpnisti wi Uebcrmuie aus. Das ist zu viel für des Pfarrers überzeugte» Goltesglanben, Er greift z»m Tischmesscr, mit dem er soeben eine feiste Poularde tranchiert bat. und sticht den Gotteslästerer nieder mit den Worten: „Und er lebt doch!" So richtet auch er, ohne zum Richter berufen zu sein: „Die Rache ist mein, ich will vergelten", spricht der Herr. — Dab tick LUS
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