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»»»«»U«» «KV» «»» ». K»»U bewohnt hat, auf die aber erst neuerding» durch da» Bekanntwerd de» Umstands, daß sie zu Weihnachten eine goldne Uhr kurze Zeit getragen, die nian später nie wieder bei ihr gesehen ha««», Verdacht gefallen war. — Seit Dienstag früh hat sich der Sohn angesehener wohl habender Eltern in der Äntonstadt von zu Hause entfernt und war bis gestern Nachmittag noch nicht wieder dahin zurückgekehrt. Er i ein junger Mann von 16 Jahren, den«, weil er kränklich ist, leicht rgend ein Unfall zugestoßen sein kann. — Der Bautzner Mannergesangverein gab kürzlich in Bischofs werda im Gasthause zpr Sonne ein GesangSconrert. bei welchem der Verein das Unglück hatte, vor Beginn des Concerts, wie man witz weise vielseitig hörte, durchzufallen, d. h. 40 Mann stark mit dem Podium durchzubrechen. Trotz diese» unangenehmen Vorspiels hat das Eoncert allseitig gefallen. — Aus Schwarzenberg meldet man einen bedauerlichen Vorfall. Am 19. d. Nachts brannte zu Raschau ei« Wohnhaus ab. Die Feuerwehr Schwarzenbergs, ihren Hauptmann an der Spitze, kam schnell zur Hilfe. Als aber diese unterwegs war, stürzte sich die Gattin des Hauptmanns, in einem Anfalle von Geistes störung, in das angcschwollcne Schwarzwasser und fand dort ihren Tod. Am 20. wurde die Leiche gerichtlich aufgehoben. — Der Feucrmann Klahre au» Pohla, welcher in der Tuch fabrik von Heinze und Hantsch in Dem i tz beschäftigt war, wurde vom Schwungrade des Dampfwerkes ergriffen und sofort getödtet. Klahre hinterläßt eins Wittwe und 6 unerzogene Kinder. — Auf der Sächsisch-Baierischen Bahn (Beiersdorfer Flur) fand man den Leichnam des SchmicdemeistersZiegner au» Neumark auf. Der Kopf war total vom Körper getrennt. Ob Ziegner ver unglückt ist oder den Tod selbst gesucht hat, wird wohl die von dem Werdauer Gericbtsamt vorgenommene Untersuchung ergeben. — In Schönau aui dem Eigen bei Vcrnstakt starb am II. d. Mts. der 1),- weck. M aitin Sperling. Er war ein ausgezeichneter Arzt, leistete durch seine inneren Eure». Opera tionen und Gedurtshrlie Bedeutendes und hatte daher eine sehr große Pr ris. I» der weiten Umgegend wird der Verlust dteics Mannes fühlbar. desonketo wird er als Geburtshelfer emvnird- lich vermißt. Möchte bald ein tüchtiger Arzt in seine Praxis eintretcu! - Versteigerungen am 21. April in den Gerichts ämtern: Bauden: Holm v. Metzichs Haus 7 «>>>«> Tvlr, Haini chen: August Schuster s Gut in LairgcnstricgiS 5057 Th ft., Stol- pen: Earl Försters Gut, Feld, Wald, Wiesen in Zeschnig 12155 Thlr. tar. — Verlautbarungen! in Handelsregister. Ein getragen die Firma: Alcraiider Henke, Ir Hader: Heer Alcra,wer Julius Hermann Paul Henke, vier. Aus der Firma: „A. L. Zh eine und Aooke" ist Herr Nedcrt Ferdinand Nooke auöge- schieden. — O efseiitllche Gerichtssitzung am 16. April. Der Ardcltcr Johann Göttlich Heinrich Nctchcl t» der Lößnitz war einige Zeit als Steinbrecher im Bruche deö Gutsbesitzers (s-psoltt zu Scrkowitz heschältigt. AIS er Amaiigö Februar Feier abend niaclftc, bemerkte u:au, daß mit lliciche. eine nicht unbe deutende H.uanükär von Et sollt gehörigen HaudwerkSzcngen bcr- schionntc» war. Bei einer Ausiuchuug sanken sich denn nun auch zwei .Häumba.ke», eine Lchutlmulde und ein Steinbohrcr, welche Gysoldl gehörten, im Hause Rcicbci's vor. Dieser, schon ziemlich i» die Jahre und dreimal bestraft, bctheucrte sicis und fest, die Sachen gehörten seine, nur den Bohrer habe er mit iort- gcnommen, da er gegen Evsoibt noch eine Forderung wegen von ihm ln kessen Diensten verbrauchten Geräthschatten habe. Eine langwierige Untersuchung über die Diebstähle begann, —die Ob jecte betrugen gerate 15 Ngr. —, welche damit endete, daß Rei chels Angaben sich als vollständig unzuverlässig heranöstelitcn, und er vom Einzclrichlcrzun Tagen Gclängnißverurtbesttwurde. Hierbei batte cs beute auch sein Bewenden, trotz der lebhafte» Remonstratio»'.'» des Reichel. St.-A. war »Assessor l)r. Hartmaun. — Frictrich (.ernst Höicr s» Wörlitsch bei Lommatsch verübte am 7. Dcccmbcr v. I. aus dem Elscnbcrger Vichmarkte einen höchst frechen Diebstahl. Der GulSbesipcrGeibhaar kam a» gcuauntcm Tage mit einem Wagen, aut welchem sich 6 junge Borstcnkhicre besauten, mW gegen 8 Uhr aui dem Markte augcrasscit und iah sich soiert vc» einer Menge von Käuicrn umgeben, unter reue» sich auch Höiec betaut. Dieser griff sich höchst uugemrt von den auikcntcn Fcriein mns heraus, „taö will ich haben!" ruicnd und sich seitwärts i» die Büsche schlagend; Roß und Reiter sah man vorläufig nicht wieder. Aber am andere» Tage traf ein gcwisicr Hesse den Schweinekieb, holte Gclbhaar und dieser einen Gcns- darui herbei. Von da aus ging'S an's Gericht. Höicr leugnete erst Alles, gab aber bald klein zu. Er hatte unterdessen das Schwcmcb'.n verkauft und Gclbhaar mußte cs sich erst von dem neuen Besitzer wieder holen. Höicr erhielt in beiden Instanzen die gerechte Strate von -1 Wochen Gefängnis). — Am 17. April. Ein Gewerbsgenosic dcS Herrn Rcichstagsabgeordneteii Bebel, der Drechsler Paul Richard Mentschcl, wird gleich Jenem eine Getängnißstraic in Zwickau zu bestehen haben. Die Drechsele!, das stille -Litze», mochte dem jungen Mann nicht imponircii, er strebte nach Höherem ; ob die Schreiberei, a!S deren Beflissene» wir ihn im vorigen Jahre treuen, dieses war, wissen wir nicht. Er arbeitete küncigungsweise cur 8-10 Wochen zur Probe aus dem Bureau der Thüringischen Eisenbahn, dann wurde er einer anderen Abtheilung empwhlen, jedoch mit vager Rede, vertröstet. Aui ein paar nichtssagende Worte hin will er geglaubt haben, aus der Thüringer Balm als Easscnrendant angefteiit zu werden. Heute mußte er zugcben. daß dieser Glaube nur ein fingirtcr ge wesen sei, um damit einem Frl. Erasiclt 50 Thlr. — angeblich notywendig znr Eautlonsstellung — und seiner Schwiegermutter i» spo. Frau Rorarius, deren Tochter er, obgleich selbst noch ver- heiralhet, wenn auch in der Scheidung liegend, die Ehe verspro chen, 20 Tblr. zur Wohnungseinrichtung abzuscbwindeln. Ferner verlangte er von seiner Pseuvoschwiegcrnmtter Geld, m» sich als „Obercontrolcur" cinzuklcidcu; er erhielt auch 22 Tlstr. i» zwei Posten zu >o und 0 Thlr. ausge,zahlt und zwar durch deren Bruder, Herrn Erasselt. Plötzlich verschwand Mentschcl vom sächsischen Boten, der ihm koch zu beiß werten mochte, unv wurde Anfangs Dccembcr v. I. in Prag verhaltet. Seit jener Zeit sitzt er iu Untersuchung und wurde dies bei seiner Stra c in Anrechnung gebracht. Außer obigen BetrugStällen liegt noch eine Unterschlagung vor: nämlich die einer Uhr, welche er Frau Ro rarius abborgte und dann in Ehemuitz iür 5 Thlr. Versetzte. DaS Urtbeil des Scheftcugerichts (Vors. Gerichtsrath Einerl» lautete für den bereits bestraften M. aus l Jahr 4 Monate Gefängniß, zwei Jahre Ehrcnrcchtövcrlust. St.-A. war 11r. Flauere. — Angekündigte Gerichtsverhandlungen. E'iw'prnche: Den 28. April, Vorm. 6 Uhr widcr den Tagelöhner Earl Schierz in Mischwitz wegen Unterschlagung und Urkunden fälschung: 9',- Uhr in Privatklagrachen Theresen Marien Bern hardt widcr Johanne Earoline Heinke hier; 10 Uhr in Privat- klagsachcn des Freiherr» Mar Maria von Weber und Genossen in Wien widcr Eduard Wilhelm Schulz hier und Genossen; 11'/.- Uhr in Privatklagsachen Bertha Krause wider Robert Theodor Tenvel und Genossen in Gruna; 12 Uhr in Privat klagsachen Louis Kurz's in Blasewlü wider Emil Hugo Rausch in Kötzschcnbroda. - Den 24. April, Bonn. 9 Uhr Hauptvcr- hcnirlung wider den Handarbeiter Earl Clemens Sommcrschuh aus Allenberg, wegen Diebstahls. Den 25. April. Vorm. 9 Uhr Hrmptverhandiung widcr den Lackirer Johann Heinrich Hergcrt auS Elbiohacb, weaen Betrugs. — Witteriingü-Ncobaclitmig am 22. April, Abt. 5 11. Barometerstand nach Otto L Bösolt hier: 28 Paris. Zoll I L. (seit gestern unverändert». — Thermometer nach Reciumur: 18 Grad über Rust. — Die Schloßthurmiahne zeigte Südost- Wlnd. Himmel: bell, sonnig. — Elbhöhe in Dresden, 22. April, Mitt.: 15 Cent.nnter O. raaeSgesMchtt. Deutsche» Reich. Reichstag. Der BiindcScvmmissar Fverster empfiehlt das Kirchendlenergeietz mit den gestern bereits telegraphisch gemeldeten Gründen. Abg. Relchensperger (Olpe): Die Vorlage Ist nicht» weiter als rin ProleriptlonSgeletz der alierschlimmstcn AN, ein Gesetz, da» «nir die Zornrorvtbe aus die Stirne treibt. Man will den Geistlichen da» Heimawtrrcvt rauben, die einem Gesetze gegenüber dielen!« Sprache führen, die einst Luther au« dem Reichstage zu Worms führte, der da sagte, man solle nicht jedem Grieve der Menschen gehorchen, und der mit de» Worte» schloß: „Hier stehe Ich und kann nicht anders." Man hat die Jcsnitc» dem Beliebe» her Polizei prelsgegebr», der Kaiijkiparagraph bat da» deutsche »«eich nicht gerettet und letzt will man den katholischen KIcruS vollkommen dein polizeilichen Belieben ppriSgebc», darum erfand man diese Vorlage, weil keine andere Straft mehr übr'g war ctts die Guillotine. (Bestall im Ccnkrum.» Die Maigefttzc bestimmen, daß keine geistlichen Functionen mehr auSgcübt werten türien ohne hohe obrigkeitliche Bewilligung. Die Geistlichen dürien also nicht mehr die Seel sorge üben an« Grund der christlichen Lebre, sie dürfen e» nur aus Grund der vom Oberpräsidenten crihcilten Befugnis» Mit den Maigcictzcn, die mit der preußischen Verfassung In schroffem Widerspruch steben, begnügt man «ich aber nicht, man raubt dcr Kirche auch taö Recht der Bestrafung in ihrer inneren Organi sation. ia man will kür de» Staat auch das Recht dcr Ab setzung in Anspruch nehmen, und taS ist dcr schlimmste Eingriff in daS Leben der Kirche, man raubt damit der RcligioiiSacscU- schafl ihre Freiheit und verletzt ihr tnncrsteo Lebcn. Durch Aechtung und Juternirung aber wird man cen Widerstand heute so wenig breche», der aui Grund der Gewissen ruht, alö kies in Jernsalcm, Rom und z» Worin» möglich war. (Bravo im Centrum.) Ru» will man den niedrige» Elcruö schützen vor den Strafe» der Bi schöfe. Man will also de» Geist der Rebellion In die katholische Kirche werft». Das katholische Volk aber von den obersten Spitze» bis in die untersten Tiefe» steht 'eit zur Kirche und her pcrtolgten Geistlichkeit. Man will den Bllchöien nicht mehr ge statten, an dem Satze der Schritt icstzuvalten: Du sollst Gott mehr gehorchen al» den Menschen. Man will vielmehr dem taate das Recht geben, taö Wort Wotteö auszulegen. Die Protestanten Englands hatten seiner Zeit ihr Interesse dadurch gewahrt, daß sic die Dnnastft der Stuart» vertrieben; die Katho liken Deutschlands, vom Gefühle ihrer Pflichten al» Staats- bürgce erfüllt, seien unfähia, einen solchen Gedanken zu fassen, aber sie würde» fvrtiahre». in den abgeictzten Bischöfen Ihre Bischöfe zu erkennen. Die Spitze bcs Gesetzes ruht darin, daß man einem Staatsbürger die Reichs- und StaatSangehörig kcit kür immer rauben will. Dahin ist es also in dem neue», kaum begründeten deutschen Reiche gelommcn. ES Ist freilich iniiter, die Bilchöft dcS Vaterlandes zu berauben, alS sic in Ge sängnisscu sterben zu lasten. Die ausgcwicscncn Bischöfe wird das katholische Volk aber immer alS ihre Bischöfe anerkennen, iLaute Zustimmung im Ccntrum.» Darum beweisen Sic Ihre Unabhängigkeit damit, daß Sie diese Mumie einer antcdiluvla- ni'chcn Gesetzgebung zuiückwelieri. (BeiiaU im Centn»».» Buntco- bcvvlUiiäci'tigtcrJustizmiuistcr Leonbardt rcplicfttemit großem Nachdruck auf die Cbarakterisirimg dcr Vorlage als eines Prv- ftriptionogesetzks »nd einer unerhörte» Zumuthung; sic sei ledig lich aui einen Ausnahmezustand berechnet, und allerdings ebenso- wenig vorhcrzuicbcn gewesen wie die Thatiacbe, daß Rom eS wa gen werde, das Ilnfthibarkeitstogma gegen die Staatsgewalt zu proclamiren. Sic sei keine sttatreclftliche, sondern nur eine staats rechtliche »nd zwar eine durchaus correctc: denn wer sich prin- cipieil geacn den Staat setze, de» setze der Staat aus. Abg. p. Schulte ergriff zu einer längeren Rede das Wort, um, unter Beibringung zahlreicher Belege auS dem katholischen Kirchen recht linb auS der Geschichte der katholischen Kirche, den Nach weis zu führen, daß die letztere es sich selber zuzuschreiben habe, wenn dcr Staat gegen sie mit Ausnahmegesetzen vorachc. Die kleine Republik Venedig habe, vom Papst mit dem Interdikt be legt. ganz ähnlich gebandelt und dcr Papst habe bald gcthan, was Venedig wollte. Der niedere Klerus werbe auch bei uns bald zur Besinnung kommen; das Volk bald Ansehen, daß eS sich acht um die Religio», sondern um die hierarchische Frage bandle, obalv nur erst dcr Staat Ernst inacbe. Deutschland dürft kein Kirchenstaat werten, sondern taS Reich solle deutsch bleiben und die Gesetze in ihm gelten für den Bischof wie iür etcn andere» Staatsbürger (Beifall linkt», Zischen Im Centrum). - Nachdem Abg. v. Buß «Baten, ultramonlanj über Freiheit und Kultnrintsston der Kirche, Aristokratie u»d Demokratic innerhalb derselbe» (iür die Kirche gebe cs nur cineRcgicrungs- sorm, die hierarchische, und diese dürft Ihr nicht gcnommc» werden», Frcimanrcrwcsen. Internationale u. i. w. vor einem ziemlich leere» Häuft gesprochen, erklärte sich -Abgeordneter S a ri cke n - T a rp u t s ch en, unter Wahrung des besondercir Standpunktes der Fortschritts-Partei, welche die Befreiung der Schule von der Kirche <ür schneller zum Ziele lührrnd Halle, für eine Unterstützung dcS Staates in dieftm Kulturkämpfe auch aui ankere» Wegen, wenn diese nur zum Ziele rührten; er hält seiner, scits die Erpcftrllrinig 'irr das wirksamste Mittel; der Frieden sei nur zu erreichen durch vollständige Unterwcriung hetz Gegner». Abg. B aprhammer lWürlembcrg. uitramonlan» prophezeite am Schluffe einer ihrem Inhalte nach sehr dürftigen sticke auch von diesem Gesetze den „Triumph der Kirche", während Aba. Graf Frauke» berg für daS Gesetz auS dem Motiv der poli tischen Rothwendigkeit zu stimmen erklärt und seinen Standpunkt durch ein ausführliches CInachen aus die Geschichte dcS Coucilk und auf seine persönlichen Erlebnisse in Rom begrüntet. Die Debatte wurde vertagt und nach einer Reihe persönlicher Be merkungen die Sitzung um 5 Uhr geichlossen. In der Mittwochs-Sitzung deö Reichstag» beantwortete Staatsminister Delbrück die Interpellation des Abg. Schulze: Stcl't die verheißene Gesetzvorlage über die Hilft- und Unter- stützungSkassrn der Arbeiter für die nächste Reichstagssession in sicherer Aussicht» kabin: da» Reichlkauzleftamt werbe das »Mög lichste tb»n, der nächsten Session eine bezügliche Vorlage zu machen und bis zur gesetzlichen Regelung dieser Frage, betreffs deren noch die erforderlichen Erhebungen staltfinten, für die An erkennung der bestehenden Kaffen eintreten. — Die Interpellation de» Aba. Göhnlein betreffs des Baueö einer Eisenbahn zwi schen Colmar und Breisach beantwortet dcr ReichScommiffar Herzog dahin, daß eine Verständigung mit Baden über de» Bau dieser Bahn zu erwarten sei, worauf dann der Babnbau so fort beginne», und voraussichtlich zwei Jahre in Anspruch nchmen weide. — Hierauf erlediate der Reichstag mehrere Petitionen, und nahm dann das Gesetz über die Ausgabe von Reichökassenscheincn In dritter Lesung an. Slm Donnerstag findet die zweite Lesung dcS Gesetzes über die Behandlung renitenter Kirchendiener und die dritte Lesung deö Preßgeletzes statt. Die „Provlnzlal-Corr." schreibt: Der Kaiser erfreut sich einer stetig fortschreitenden Stärkung deö Gciammtbefindenö. «im Sonntag konnte er dem Gottesdienste im Dome wieder beiwohne». Er wird sedcntalls bis gegen Mitte »Mai in Berlin und Babels- berg verweilen. Auch daS Befinden keß Reichskanzlers hat sich im Lauft dcr letzten Woche sichtlich gebessert, doch kann er sich setzt noch nicht an der Erledigung rer tausenden Geschäfte betheiligen. Aus Westfalen und vom Niederrheln schreibt man der Mag deburg. Z.: Wieber Ist die rothe Erde mit Blut getränkt worden im Dienste deS Bösen, da» sortzeugend Böses gebiert. Am Cren geldanz bet Witten ist mn 1». d. M. et» Mann am bellen Tage, um 8 Uhr. erschlagen worden, der aus dem Markte zu Mitten ein Pftrd gelaust hatte und sich auf dem Heimwege be fand. Derselbe hatte eine bedeutende Geldsumme bei sich, auf deren Raub eS der Mörder offenbar abgesehen hatte. Herbei eilende Menschen haben denselben verhindert, den Raub auSzu- sühren. — InEssen griff ein sunger Taugenichts an demselben Tage einen ihm völlig unbekannten Mann mit einer spitzen Stoß- waffe an. Der Angegriffene war im Stande, sich so zur Wehr zu setzen, daß er ohne erhebliche Verletzungen davon gekommen ist. — In Frohnhausen versetzte zu derselben Zelt ein trun- kcncr Mann seinem Stleffobne, der ihm verdiente Vorwürfe machte, meuchlings mit einem Brotmesser einen Hieb in den Oberarm, der die ganze Muskulatur durchschnitt und die «Impu tation de» ArmeS nothwcndlg gemacht bat. — Am 15. d.M.hat in Dortmund ein 1 Rühriger Knabe seinen aftichaiterigen Spielkameraden mit einer eisernen Stange so geschlagen, daß dieser besinnungslos zusammenbrach. — Die Sittenlosigkeit >m hiesigen Bezirke ist in der Thal ebenso bedenklich, wie der kläg liche Zustand der Stabt- und AmtSvenvaltungen. Der hinter den Forderungen der Zeit zurückgebliebene verwaltungsapparat treibt die Provinz Westfalen förmlich in einen Sumpf. Frankreich. ES unterliegt setzt keinem Zweifel mehr, daß Herr Brulö, der kürzlich verstorbene Exminister des Innern, nach k«m Beispiele seine» Freunde« PrSvost. Paradol, Leven selbst ein Ende gemacht bat. In der „ttovuv voll St Uttönriro" schreibt Herr Henry Aron, der seiner Sache gewiß sein muß: Eine» der Oberhäupter der moralischen Ord nung bat sich soeben entleibt. ES ist gerade derselbe Mann, wel cher von der Tribüne herab gegen die Gottlosigkeit der Ctvil- begräbntffe gebounert batte. Sr hat sich den Tob gegeben ohne Beichte, obne Absolution, ohne die Gebete der Seinigen oder sei ner Kirche an seinem Stcrvebette. Er bat sich gleichwohl nicht etwa in einem Anfall von bitzigrm Fieber getödtet: er pat ge wußt, wa» tr that; er hatte sehr aufmerksam und sehr genau aus seine», Herzen dle Stelle ausgesucht, an welcher man mit Sicher heit trifft und schnell getödtet ist. Spanien. Der „Times" wird auS Santander telegraphlrl: Ein französisches Schiff, weiche» vor dein den Untergang broven- den Sturme sich retten wollte, ist tn dle Mündung des Nervion eingelauicn, indem eS die von den Earlisten angebrachten Ketten und andere Hemmnisse durchbrach. Letztere beschossen lebhaft da» ircmde Schiff, welche» im Rcrvivn vor Anker ging. Durch die lleberschwemmuna bieieö Flusse» find die von den Carlisten er bauten Schiffbrücken wegaerissen worden, wodurch denselben, tm Falle einer Niederlage bei Abanto brr Rückzug über den Nervion abgelcbnltten ist. England. Ueber Umfang, Einwohnerzahl. Geburt»- und SterblichkeltSverhaltnlffe der Stakt Lvnron gicbt der eben ver öffentlichte AuSwclS deS KatasterbureauS bemcrkenswerthe That- sache». Nach demselben beläuft sich dle Einwohnerzahl der Rie senstadt auf 8,85«,078, also fast aus 8>/, Millionen und bedeckt dcr Umfang derselben einen Flächenraum von I2L englischen O.uadrciturcilen. Sie erstreckt sich an der Themse entlang von Fulbam bis nach Woolwich. erklettert im Norden die Hügel von Hampstcad Hcath und dehnt sich lni Süden biS nach Norwood. Mitten durch läuft die Themse, thellweile eingefaßt von dem monumentalen prachtvollen Kal und überspannt von siebzehn Brücken, welche den südlichen und nördlichen Stadtthetl mit ein ander verbinden. Die Durchschnlttscrhebuna der Häuser über die Fluthhöhe vr n Trtnitv ist dreizehn Ellen, bei einer Variation von vier Ellen In dm Niederungen von Llumstcav unter drmPeäcl- stande, bis zu 158 Ellen in Hamsteab über demselben. Die Bo- oengcstaltung dcr englischen Metropole ist also durchaus keine ebene, sondern an Verschiedenheit den hügeligsten Hauptstädten des Festlandes überlege». Ihre Anhöhen sind größer alS dle sieben Hüael der ewigen Stadt Rom. unv der Anblick der Tiber ist bei weitem nicht so Imposant und großartig, als das Pano rama, wclchcS die Themse mit ihren tausend sie elniassenten unv in unabscddarer Ferne sich verlierenden Lichter» allabendlich ge währt. Der tägliche Wasserverbrauch beträgt 5I4.2V9 Tonnen und erglebt die jährliche Werthbestlmmung sieuersähigen Eigen- ti'umö an 20 Mlil. Pfund Sterl. Im verwichcnen Jahre betrug hie Zahl der Geburten I2t,ooo, oder ungefähr 2285 per Woche, und überstieg die SterbeMe um 14,46« oder 889 per Woche. I» Folge dessen stimmt der wirkliche Anwaä S der Stadt mir dem aus diese Weise berechneten ziemlich überein; im klebrigen aber dark »ran nicht vergessen, daß bet der Befllmmung dcr Ein wohnerzahl ter unablässige Ausfluß von gcbornen Lonboncrn und rer Einfluß frischer Elemente von außen einen wesentltchtu, »Factor bildet. ivrasitieu. Da der Bischof von Ollnda gegrn daS aus 4 Jahre Zuchthaus lautende Ilrthcil keine Berufung eingelegt hatte und der oberste GcrlchtSboi dasselbe am II. b. beilätigie, so wurde der Volistreckungsbeftbl am letztgenannten Tage erlassen. Sofort aber machte dcr Kaiser von seinem Milderungvrechte Gebrauch und verwandelte vie Zuchtbauvstraft in clniacpe Haft, indcm er dem Bilck oi die Festung Santa Cruz im Halen von Rio alS AuienthallSorl cmwlcö. Dort soll er mit aller Rücksicht behandelt werden. nur daß er das Fort nicht verlassen darf. Vorläufig befindet sich der Bischof, bis seine Wohnung in Santa Cruz eingerichtet sein wird, tn dcr Festung S. Joao. Daß die Vorgänge eine besondere Aufregung im Volke hervorgerusen hät te». wird nicht bemerkt. Fenilletvft s 4.IN 28.ApriL 18S8er»l>crtL unle»König das Licht der Weir r.angcnn dev selige — ward Sein Lehrer und Führe» »cgabt mit hohen geistigen Gütern und edler ScclL »ftntcte Er für Sein eifriges Streben daS höchste Le» irltterlich 'zeigte Er Sich im Felde, tapftr und edel, '»'rauen wiir scrnLr Ihm! »ehüteJhnderAllgütige! Lisi, gLori-t. -j- L. L. KönigIicheö Hostheater. Alö 7. Gcrsivor- Polilni von G. kür die große Oper in Paris in »rcmzöslscher Sprache, und zwar nach seinen großen Erfolgen durch l-'llllisiro ä'amoro, Lucia di La»>- mcrinoor, Lucrrzia Borgia u. s. w. Ter sruchtbare Componist erscheint in dek Favoritin, bccinflußt vielleicht durch daö Gefühl, für taS berühmte französische Institut zu schreiben, nicht mehr so krisch und ursprünglich, wie in den zuletzt genannten. noch setzt icde» Opernrepertoir schmückenden Opern. Er glaubte wahr scheinlich. sich recht zusammennchmen. im größeren dramatischen Style schreiben zu müssen und Ist dabei beinahe langwellig, mit unter trivial geworden. Die Oper erscheint setzt trotz einzelner schönen Nummern veraltet und verblaßt, namentlich im Gegen satz zur nie versagenden Erfindungsgabe und Leidenschaft Verdi S. So reich dieser an gestaltender dramatischer Kraft, so arm Donl- zetti in dieser Beziehung l» der Favoritin; er war vorzugsweise Eklektiker. Die Oper ward hier schon zu verschiedenen Malen In vortrefflicher Ausführung gehört: 1845 (Tichatscheck, Johanna 'Wagner» und l8«4 (Bürde-Ney. Schnorr von Carolsfeld). Die vorgestrige Vorstellung ter Italiener litt an einigen Unsicher heiten, leicht erklärlich durch das unvermeidliche schnelle Einstu- tlren der Oper, umso mehr, da auch die Solisten nicht immer fest und sicher waren, ein Uevelstcmd, den der Souffleur durch sehr geräuschvolle und störende Tbätigkelt zu beseitigen suchte. Trotzdem bot die Ausführung der Oper Momente seltenen Ge nusses. Sign. Patilla sang seine Pariie mit einer edlen Ruhe, mit einem immer gleichen, ule gestörten Sct'önheiiSgesühl, mit herrlichen Tönen und bcwundernswcrther innerer Wärme. Er verschmähte, echt künstlerisch. jeden sanglich äußerliche» Effect. Gleichfalls tonschö» und geschmcickvoli gaben sich die Leistungen der Sign. Marini und Bossl. Signora Artüt entzückte durch einige zart und innig vorgetragene Nummern und durch drama tisch glanzvolle Behandlung Ihrer Rolle. Herr Eri sang seine Partie in deutscher Sprache, aber sonst genügend. -j- Die hier so hochgeschätzte Pollin i'sche italienische Opekn- Kesellschaft schließt leider schon diese Woche. Sonnabend, ihre Vorstellungen in Dresden, und zwar mit der hier vbllig neuen, graziösen Oper ..NOmkro" lder Schatten) von Flotow. Freitag, zur vorletzten Vorstellung, glebt man auf vielfache Wünsche Marini'S Glanzleistung, den „Trovatore." Morgen Abend hat das Orchester und der Tlngechor deS ResibenztbcaterS Benefiz. Die schöne Ralmund'sche Zauberposse „Der Verschwender«' wird gegeben und spielt diesmal Hp. Emil Reubcke dle Titelrolle. -j- Den diesigen Mitgliedern und Freunden de» „Invaliden- dank«', Beremv ^ur Ybrderung der Erwerbsthätigkett deutscher Invaliden, der Wittwen und Walsen gefallener oder verstorbener Krieger zur Mittbeilung, daß am 18. April, dem IO. Gedenktage der Eroberung per Düppeler Schanzen, Fräulein Veneta, Dlrec- torlu deö Berliner StadttbeatcrS. unter Mitwirkung der Königs. Hosschausxleierln Frau Frlev-Blumauer dem Verein eine Wohl- thätigkeltSvorsftllung gegeben hat. Fräul. Veneta sowohl al» auch der Invalitentank hatten die Freude ein auSverkausteS Haus zu sehen. Am vorigen Sonntag hielt der hiesige kausmännische Ver ein „Immergrün" In den Sälen von Wohllebe's Etablissement seinen letzten Theaterabend und Ball kür diele Saison ab. Mit- giieder des Verein» sübrten zwei Lustspiel«: „U. A. w. g." von Kotzcbue und „Eine vollkommene Frau" von Carl Görlitz aus und wußten durch gewandte und trasiliche Darstellung die zahl reich erschienenen Gäste aus daSBcstc zu unterhalten. Durch die Ausstlbrung der Ouvertüre zu Fra DIavolo und namentlich de» Trio Opu» 1 von L. v. Beethoven zeigte wiederum der Verein, daß bet demselben auch die Musik geliebt und gepflegt wird. Ei« reicher Damenflor verherrlichte taS hübsche geschmackvoll arran. girte Fest Lou ftppi men Gar fruc stört drut Mai die' räth H« LüW: L944! VISA 1 74S < «689 4L» 1 L04 777 ' 992 l 727 i VIS i LÜ 2< 861 ' 207 ! 759 V4.'1 ÜN 17« 1801 169 ) 1 282 - 72 9< '354 ' 103 430 ' 813' 561 ' 158 / <Ktü t 100 l 147 20ü 844 ' '462 via 162 288 VZ9 071 492 210 895 52Ü 728 470 727 57S