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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 13.05.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-05-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19050513025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905051302
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905051302
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-05
- Tag 1905-05-13
-
Monat
1905-05
-
Jahr
1905
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Mar arrffen die Russen in Stärke von zwei Regimentern In fanterie,- ninf Sotnien und einer Batterie u-.s in der Nahe Truppen gingen dann zur Offensive über und warfen den Feind zurück, der 60 Tote und 160 Verwundete auf dem Matze lieh. Außer solchen, die Uniform trugen, waren unter den Toten und Verwundeten auch viele, die chinesische Kleidung trugen. Der Verlust des Feindes wird aus 300 Mann geschätzt; der Verlust aus unserer Seite beträgt: ein Mann tot und 50 ver wundet. .Tokio. Die letzten vonFrankreich gegebenen Zusiche rungen bezüglich der Neutralität haben der Lage etwas von ih-rer Spannung genommen, wenn sie auch die tiefgehende Verstimmung im Volke nicht behoben l-aben. Tic Presse, die die Regierung dringend auffordert, eine starke Haltung Frank- reich gegenüber einzunehmen, verlangt Erklärungen und führt aus. es sei notwendig, daß Frankreich die Vorgänge zwischen dem 9. und 9. d. M. aufkläre. Paris. Der Deputierte Presseuss richtete an den Minister des Äeußcren Dclcass« ein Schreiben, in dem er ihm anknndigte, daß er nach Wiedereröffnung der Kammer eine Interpella tion einbringen werde, ob der Minister entsprechend dem vom Parlament kundgcgebenen Willen die notwendigen Maßnahmen ergriffen habe, um den friedlichen Charakter der fran zösischen Politik in Marokko und die Ausrechterhaltinig der Neutrc> lität Frankrcichs in Ostasicn zu sichern. Ich wäre Ihnen sehr verbunden, beißt es in dem Schreiben, wenn Sie für die Erörterung dieser Jntinpellation, von der ich gleich zeitig den Ministerpräsidenten verständigt habe, einen möglichst nah«! Zeitpunkt festsetzen wollten. Zur Lage in Ruffland. Petersburg. Meldung der Petersburger Telegravhcn- Agentur. Der Regierungsbote schreibt: Daß die Halst der Opfer der den Unruhen inShitomir verhältnismäßig gering ist, ist den energischen Maßnahmen zuzusrhreiben. die die Regierung zur Unterdrückung und zur Verhütung der Unruhen ergriffen ball Bereits seit dem 21. April haben die Inden in Shrtomir eine herausfordernde Haltung an den Tag gelegt. So ge brauchten sie z. B. das Bild des Kaisers als Ziel für Schieß übungen. Dem Ministerium des Innern, so fährt das Blatt fort, liegt eine Reche von Berichten über von Juden aus der Straße gegen Christen verübte tätliche Beleidigungen vor. Irkutsk. Der Verkehrsminister Fürst Chilkow hat heute die Rückreise nach dem europäischen Rußland angetretcn. M e tz Der Kaiser begab sich heute früh 8 Uhr mit seinem Gefolge mr Automobil vom Generalkommando nach dein Ererster- platz von Frrseati, um dort das Königs-Jnfanterie-Regiment Nr. 145 zu besichtigen und den Vorbeimarsch der Garnison Metz abzunehmen. Dortmund. Gegenüber der auswärts verbreiteten Nach richt von einem angeblich beabsichtigten Erwerb der der Firma Gebr. Stumm gehörigen Zeche ,,M inister Achenbach" durch den preußischen Be rgfiskus ist die „Wests. Mg. Ztg. ermächtigt, zu erklären, daß weder ein Verkauf der Zeche beabsichtigt ist, noch überhaupt Verhandlungen darüber ge pflogen wurden. 'Das Blatt fügt hinzu, auch bezüglich der noch nicht aufgeschlossenen Felder der genannten Firma geschahen keinerlei Verhandlungen. Wien. Der Kaiser stattete heute vormittag dem Ministerpräsidenten v. Gautsch, der sich auf dem Wege der Besserung befindet, einen Besuch ab. Paris. Es verlautet, das vom Minister des Aeußere» Delcasss im Einvernehmen mit dem Ministerpräsidenten Ronvier vorbereitete Gelbbuch über die Neutralitäts-Ange legenheit werde über die verschiedenen Unterredungen des japanischen Gesandten in Paris mit Delcasse. ferner Telegramme des französischen Gesandten in Tokio, die dem Gcncrakgonverneur von Indochina erteilten telegraphischen Weisungen, Telegramme des Admiral Joncquiores über eine Unterredung mit Admiral Noshestivenski und schließlich Depeschen der französischen Bot schafter in London und Petersburg enthalten. Dieses Gelbbuch werde, so wird aus offiziöser Quelle versichert, beweisen, daß Frankreich sogar über die ihm durch sein Neutrcstitätsrcglement anserlcgtcn Verpflichtungen hinansgcgangcn ist, indem es den Admiral Roshcslwenski veranlaßte, anf die Wohltaten mehrerer Bestimmungen des Neutralitätsreglements zu verzichten. Madrid. Die Cortes sind für den 14. Juni cinberufen worden. London. Unterhaus. Balfour erörterte eingchcnd die Frage der Landesverteidigung und jagte, was die Verteidigung des Mutterlandes betnfft, so sind für den Versuch einer Invasion Englands wenigstens 70 000 Mann erforderlich. Bei dieser theoretischen Erörterung muß ich an Frankreich als einen möglichen Angreifer denken. Es ist aber überflüssig, dem Hanse z» sage», dag ich alles in der Welt eher für möglich halte, als einen Angriff seitens Frankreichs. (Beifall.) Schließlich erör terte Balfour die Lage bezüglich Afghanistans und. sagte, wenn wirklich einmal der Versuch gemacht würde, eine Eisenbahn im Zusammenhänge mit den russische» strategische» Bahnen anf afghanischem Boden zu bauen, so würde dies der denkbar schwerste, gerade gegen das Herz des Kaiserreichs Indiens gerichtete Schlag sein. Tie allmähliche Absorbierung Afghanistans durch Rußland dürfe England keinesfalls zulasscn. Im Laufe der Debatte er klärte» sich die Liberalen mit diesen Ausführungen Balsams einverstanden. pe . einer russischen Grenzwache ... . _ habe, wird von amtlicher Stelle als unbegründet bezeichnet. Washington. Die American Railwcry Associa tion veranstaltete heute zu Ehren der Delegierten znm inter nationalen Eisenbahn-Kongreß ein Bankett. Der deutsche Botschafter, Freiherr v. Speck, brachte ein Telegramm desDcutjchen Kaisers zur Verlesung, in dem der Kaiser seine Grüße entbietet und dem Wunsche Ausdruck gibt, daß der persönliche Gedankenaustausch der Vertreter des Eisenbahnwesens -.um dauernden Vorteil des internationalen Verkehrs dienen möge, destcn gedeitstiche Entwicklung das wirksamste Mittel sei. das gegenseitige Verständnis unter den Völkern zu fördern und sie friedlich einander näher zu bringen. In seiner Ansprache sagte der deutsche Botschafter, m keinem Jahre habe ein Land so viel zur Zusammenbrlngung der Völker beigctragcn, wie in diesem Jahre die Vereinigten Staaten. An den Kaiser wurde eiir Tele gramm abgcsandt, in dem der internationale Eiscnbahn-Koncffeß dem Kaiser für seine huldvolle Begrüßung dankt und ihm langes Leben und Glück wünscht. OertlichcS uud Sächsisches. Dresden, 12 Mai. —* Se. Majestät derKönig verließ, wie in einem Teile der heutigen Morgenausgabe bereits kurz gemeldet, gestern abend 10 Uhr 15 Mm. mit dem Nordexpretzzuge, in den der sächsische Salonwagen eingefügt worden war. München. Am Bahichosc hatten sich nur der sächsische Gesandte Freiherr v. Friesen, der iächsische Konsul Wilmersdörfser unid der bayrische Gesandte in -Dresden, Graf Montgelas, eingefunden. Der König benützte bis Hof den Nordexprehzug und von dort einen Sonderzug bis Dresden. Hier sollte heute früh 7 Uhr 26 Min. aus dem Haupt bahnhofe die Ankunft erfolgen. Es wurden indes bereits von Hof aus 35 Minuten Verspätung gemeldet, die bis ans 19 Minuten wieder eingeholt wurden, so daß König Friedrich August 7 Uhr 45 Minuten anf hiesigem Hauptoahnhofe ankam. Zur Begrüßung des Königs, der Zivil trug, waren die drei Prinzen-Löhne in Begleitung ihres Gouverneurs, Herrn Hauptmann Baron O'Byrn, erschienen. Gemeinsam mit seinen Söhnen fuhr der König zunächst ins Taschenbergpalais. —* Anläßlich der heutigen Uebersiedelung Sr. Majestät des Königs nqch der Villa in Machwitz wurden ihm durch die Gemeinden Loschwitz und Wachwitz Begrüßungen darge'brachi In beiden Orten trugen die Häuser Flaggen- und Girlanden- schmuck. Am Eingang zur Piilnitzer cstraße in Loschwitz war eine prächtige Ehrenpforte im Empirestil, geschmückt mit dem königlichen Wappen und überragt von der Königskronc, er richtet, nach dem Entwürfe des Herrn Ortsbaninspektors Glaß. Um lxilb 12 Uhr craf der König an der Ehrenpforte ein. Aber nicht im Wagen, wie man wohl erwartet batte, sondern zu Pferde, in Begleitung des Generalmajors v. Ältrock, aus der Grund straße kommend. An der Ehrenpforte hatten der Gemeinderat, Kirchen- und Schulvorstand, der Militärverein, der Männer- gesangverein, der Turnverein mit ihren Fahnen, der Evange lische Arbeiterverein, die Feuerwehr, der Gartcnbanverein für Loschwitz und Umgebung, der Stenographenverein, sowie di- erste Knaben- und erste Mädchcnklossc mit einigen Lehrern — gewissermaßen als Schuldeputalion — Aufstclluitg genommen. Tie übrigen Schulklassen lvaren am Schulhause aufgestellt. Aull! die Kinder der Kindcstbewohranstalt waren unter Leitung der Schwestern ausgestellt. Sobald der König an der Ehrenpforte Halt gemacht, hielt Herr Gemeindevorstand Näther folgende An sprache: „Elv. Kvnigl. Majestät wollen in Gnaden beim heurigen erstmaligen Einzüge als unser Landesoaler in das Sommer- Palais in Wachwty eine bescheidene Huldigung der Gemeinde Loschwitz entgegenzünehmen geruhen, wie im Jahr« 1892, als Ern. Majestät als Prinz erstmalig hier Einzug hielten. Wir Loschwihcr sind hochbeglückt, daß Ew. Majestät in der uns so lieb gewordenen Weise wieder Wohnung in unserer schönen Gegend nehmen werden und wir daher Gelegenheit haben werden. Ew. Majestät öfter untertänigst begrüßen zu können. Wie Ew. Majestät seit der Uebernahme der Regierung in Stadt und Land die Herzen aller guten Sachsen entgegengejubelt haben, so ist uns Loschwitzern der heutige Einzug eine willkommene Gelegen heit, Ew. Majeß.ät die unverbrüchliche Treue, Liebe und Er gebenheit versichern zu können. Wir bitten den lieben Vater iw Hinnnel, den König aller Könige, er wolle Ew. Majestät langes Leben und stete Gesundheit, eine lange und glückliche Regierung verleihen zum Segen für unser liebes Vaterland. Allen unseren Wünschen und Gefühlen aber, die wir für Ew. Majestät im Herzen trogen, geben wir damit Ausdruck, daß wir rufen: Seine Majestät unser allcvgnädigstcr König lebe hoch! hockst hoch!" — Jubelnd stimmte die Menge ein und die Fahnen der Vereine senkten sich huldigend. Daraus trat das Schulmädchen Hurtig an den König heran und überreichte unter einigen von Herrn Schuldirektor Zimmer gedichteten Versen einen Blumenstrauß. Der König dankte sichtlich bewegt für die ihm erwiesenen Aufmcrk samkciten und zog Herrn Gemcindcvorstand Näther in ein länge res Gespräch, das sich hauptsächlich um Gcincindeangelegcnheiten drehte So fragte der König: „Der Schleusenbau hat wohl viel Geld gekostet?" Als der Herr Vorstand dies bejahte, meinte der König: „Na, die Hauptsache ist, daß das Geld dazu da ist." Auch Herr Modes, Vorsitzender des Militärvereins, wurde mit einer Ansprache beehrt. Die Herren des Gemeinderats und die beiden Geistlichen, letztere im Ornat, begrüßte der König ebenfalls als alte Bekannte. Unter brausenden Hochrufen, die das Ge läute der Kirchenglockcn übertönten, ritt dann der Monarch durch die slaggengcschinückte Pillnitzer Straße. Auch hier hatte der Empsana ein fast familiäres Gepräge. An der Einfahrt zur Wachwitzer Villa, wo die Geinemde Wach Witz ebenfalls eine prachtvolle Ehrenpforte errichtet hatte, hießen den König von der Mitte derselben herab die Worte: „Die getreuen Wachwitzer grüßen ihren heißgeliebten König" willkommen. Hur Begrüßung hatten sich daselbst ringe sundcn: Der Gemcinoerat, der Scbulvorstand, Deputationen des Militärvercins, des Gesangvereins und der Feuerwehr, die Schul- Kunst unv Wissenschaft. 's* Mitteilung auS dem Bureau der Königlichen Hof.» tbeater. Im Schauspielhause wird Montag, den 15. Mai, Schillers Schauspiel „Die Räuber" in neuer Einstudierung wiä«tcholt. König!. Hoffchauspiel. Was man längst hätte tun sollen, mit Schiller die leeren Häuser der müde zur Rüste gehenden Saison zu beschwören, — damit hat man gestern am Mbert- Platz endlich begonnen: Der Schiller-Zyklus nahm mit dem Drama „in tzwnnncm" seinen Anfang. Die Aufführung die den Vermerk „Neu einstudiert" trug, zeigte viel ehrliches Streben und gediegene Arbeit, stand aber nicht durchweg auf der gleichen künstlerischen Höhe: zunächst im ganzen Drwtus. Befleißigte man sich doch namentlich anfangs gestern im Spiel einer Reserve, die durchaus nicht am Platze war und von dem heißem Atem des Schillerschen Erstlings sehr wenig spüren ließ: selbst in den großen Näuberszencn stammte nur sehr vorüber- gehend ein wenig Schillerisch loderndes Feuer auf, obwohl die Herren Räuber sich Haar und Bart hatten im Zwischenakt wieder grauslich lang wachsen lassen und ein mächtiger Aufwand von Pulver und Blei getrieben wurde. Strohfeuer, — blinder Lärm. Erst nach und nach kam Fluß und Leben in die Auf führung, nur allmählich wurde man wärmer auf der Bühne. Was vom Ganzen gilt, trifft auch aus verschiedene Einzel- leistunaen zu. Wir können — bitter, aber leider wahr! — die „Räuber" eigentlich nicht ganz zulänglich besetzen, d. h. für die beiden tragenden Rollen fehlen uns augenblicklich die rechten Vertreter. Weder ist Herr Decarli ein idealer Karl, noch Herr Frobös« ein idealer Franz Moor. Das ist auch gar nicht zu verlangen, da beide gestern in ihren an und für sich schon außerordentlichen Rollen neu waren, ja sie wohl zum über haupt ersten Male spielten. Berücksichtigt man dies, so darf man den Künstlern sogar hohe Anerkennung spenden: gaben sie doch beide ihr Bestes, waren sie doch beide so offensichtlich mit dem Herzen bei der Sach^daß einem harter Tadel nicht in di« Feder wm. Nur einige „Wünsche" sollen laut werden. Herrn Decarli deffen TemperamentsTalent leider in allen Sätteln gerecht sein muß, würde ich mehr Adel und Schwung, mehr freie» Rittertum ,n Haltung, Ton und Geste wünschen, Herrn Frobös«, ^ absichtlich Gelegenheit nahm, die -Skala gegen- säÜicherGe fühle möglichst rasch abzuwandeln, den Einschlag von wilder Dämonie, den Franz gerade dann höben muß. wenn man chn als derben« handfesten Gejellen gibt. Auch technisch ver langen die Figuren noch ein feineres Ausarbeiten, ein sicheres Ziselieren der Tetailzüge, was eben nur die Hebung mit sich bringen kann: für heute sei es Freude genug, zu konstatieren, daß beide Darsteller, unser neuer Franz wie unser neuer Kar! Moor, mit löblicher Treffsicherheit die Konturen ihrer Rollen charakteristisch genug gezogen haben, um aus rasch gewonnenem Boden gut weiter arbeiten zu rönnen. — Neben Franz und Karl verschwinden alle übrigen Gestalten des Dramas, die inst wenigen Ausnahmen von den gleichen Künstlem verkörpert wurden wie früher. Aufhebens läßt sich, wofern man nicht mit dem üblen Lob in Bausch und Bogen um sich werfen will, nur von Herrn Müllers eindrucksvollem alten Moor, von Herrn Renss scharf pointiertem Spieaelbcrg und Herrn Fischers sehr diskret chargiertem Pater iiiachen. Auch Herrn Wrerths Kosinsky zeigte gute Ansätze. Das Beste aber bot Frau Salbach. Il,r wundervoll warmer Ton hilft selbst der bösen Amalie über alle Schwächen hinweg, so daß man fast überhört und übersieht, wie sehr die Künstlerm dieser Rolle eigentlich schon entwachsen ist. Von Herrn Oberreaisseur LewinoerS Verdiensten um die Auf- fiihrung zu reden, m heute überflüssig; sie werden in hellerem Lichte erst bei den Wiederholungen hervortrcten. — Das Publikum des ausvcrkauften Hauses war enthusiastisch gestimmt und geizte nicht mit reichen» selbst stürmischem Beifall, von dein die Vor stellung bis zum Schluß getragen war. IV. Epilog zur Berliner Schiller-Feier. So wäre also die neueste S ch i l l e r - F e i e r genannt, Berliner Sensation, diesmal d icklich vorüber. Man durfte sie sich schon gefallen lassen, nicht nur weil sie einmal ausnahmswerse einem ganz Großen galt, sondern auch weil sie im ganzen einen schönen, würdigen Verlauf nahm. Es war sogar ein geradezu erhebender Augenblick, als bei der Feier vor dem Begasschen Schillerdenkmal 1500 Schüler und Schülerinnen der Berliner Gemeindeschulen mit ihren frischen Äinderstimnien und ihrer jugendlichen Begeisterung Schillers „Lied an die Freude" glockcn- rem sangen, selbst das Königliche Schauspielhaus, dem der marmorn« Schiller mit der ihm eigenen treuen Beharrlichkeit den Rücken zukehrt, hatte sich zu einer vortrefflichen Aufführung des „Dell" aufgeschwungen. Man könnte daran nur ausletzcn, daß die Zuschauer nicht sowohl Schiller, als vielmehr Adalbert Matkowsky feierten, der allerdings als Dell eine faszinierend^ Leistung bot. Man hätte doch aber gerade an diesem Abend nicht vergeben dürfen, daß auch der große Schauspieler nur der Interpret des größeren Dichters ist. Indessen mag dies bin- gehen. Feierte mau doch in dem Geschöpf zugleich den Schöpfer. Freilich, wenn Goethe in seinem herrlichen Trauergedicht aus den zu früh verblichenen Freund mahnt: „So feiert ihn — denn, was dem Mann das Leben nur bald erteilt, soll ganz die Nachwelt geben!" so richtet sich diese Mahnung nicht zum kleinsten Teile auch an die Berliner. Sie haben dem Lebenden oft übel mit- aespielt. Nicht nur die Schwänke, sondern auch die fürchterlichen Trauerspiele eines Kohebuc übten auf sie eine größere Anziehungs kraft aus, als die erhabenen Dichtungen Schillers. Wenn er heute unter uns lebte, würde er wohl ein besseres Schicksal haben ? Die Zensur würde sein- „Räuber", „Kabale und Liebe" und namentlich den „Wilhelm Dell" unbarmherzig verbieten, und was sie von seinen sonstigen Werken sreigeben würde, wäre, wenn irgendein unternehmender Theaterdirektor cs wirklich hcrauS- brächte, der allgemeinen Teilnahmlosigkeit gegenüber den un sterblichen Schwänken Blumentbals und Kadelourgs sick>er oder würde von der Berliner Kritik unbarmherzig zerzaust werde». Sie hat sich ja schon zu seinen Lebzeiten keinen Zwang ons- erlegt. Es gewährt einen eigenen Reiz, in diesen Tagen der Schillerbcgeisterung alte Jahrgänge der „Tante Voß". die beute Schiller in den Himmel hebt, zu durchblättern und nachzulesen, was ihr Kritiker, da Schiller noch in rosigem Lichte ivandeltc, über ihn und dessen Werke zu sagen wußte. Die „Räuber" nannte er kurztveg ein „schauderhaftes Produkt unserer Mule". Er verurteilte die „llnwahrscheinlichkeit der Handlung, die schreycnde Beleidigung alles Costüms und die nach lässige Schreibart". Das Stück ist nach ihm einfach „untaug- lich zu einer Vorstellung aus dem Theater". Beim „Fiesko" be dauert er herablassend, daß „dieser junge Mann , nämlich Schiller, nicht mehr Erfahrung hat von dem, was Wirkung bei der Vorstellung tut, und daß er nicht mehr Fleiß und Studium an die AnSfeilung verwendet. Ganz besonders schlecht ist dieser Berliner Kritikus aber auf ..Kabale und Liebe" z» sprechen, ob- wabl doch auch ein Minder die ungeheuren technischen und dichte rischen Fortstbnttc dieses dritten Stückes gegenüber den beiden Erstlingen hätte ivahrnebinen müssen. Er nennt es mit schwer zn nberbietender Deutlichkeit ein „Produkt, waS unseren Zeiten Schande macht", und fragt entrüstet, mit welcher Stirn ein Mensch doch salben Unsinn schreiben und drucken kaffen könne! Er findet auf'den 167 Seiten des Buches nur „ekelhaste Wiederholungen gotteslästerlicher Ausdrücke, krassen, pöbelhafte« Witz oder unverständlichen Gallimathias". Gnoldig erkennt er zwar an, daß aus einigen Szenen hätte was werden können lv»elleicht wenn der treküick« Krittler selbst ki« Ueichrieb» tUßb
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