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-L Jahrgang. 571 AbenS-Ausgabe Dienstag, 5. Dezember 1527 Gegründet 1858 Draktanlckri«! Vackrtwt»« Dr„d»» g»rnwr»ch»r-Samm«lnummer! 28 2.1 Nur wr Nackiaelvrach«: 20 011 1Z«>»,ir,«-tÄoKnsi, »om > disls.Deiembrr >U!i. de> ,a«.ich iwr-maltaer 8ull-Uuna ne, r>aus ,.s«,MK. Poklde,»a»vrc,» Er Mona» De,emder ü Mark oll», Pollruslellunasaedübi. Sinielnum««» lv «vtennta D«e Ameiaen «erd«, na» tSoldmard berechne, die einwaMae mm breile ^lnioIr»c>n-Kkiroilo» sei!« «5 Plg., Er au,«Sr<» v'Pja. FamMenan,c,aen und Lieuenoewche ebne LtNzeigeN'greise. Hada,' Pka., aickerlialb 25 Pta., die W mm breile Reklame,eile 2«,' Pta. anberbalb?5»Pta k?ffer>enaebiik,rw,P>a. Ausw. AuiirÜae aeaen Poraiisberabla. Schritileiluna und ?,auv<aeichSfIski«ll«r Mariens,ratie 38 »2 Druck u. Derlaa oan tiievi» » Neichardt in Dresden Posttckeck-Konlo 10S3 Dresden Nachdnick nur nm veuilichei Qucllennuaabe .Dresdner Rackr ' >uläiüa ilnverlnnale Tchriiikiückr werden nick' nuibewnlirt. Ratseinigung über Polen - Litauen. Redeschlachten aus dem Moskauer Parteitag. — Die Abfuhr für Braun. — Litwinow abgereift. Vor Liquidierung -es Krieqszuflandes? Genf 6. De». Bon maßgebender -cutfcher Seite ver kante«. baß in den Verhandlungen »wischen den führenden Natsmitallcdern eine Einigung über die Lös« na des litauiich-poiniichen Konklikts in «rohen Linien erzielt worben ist. jedoch steht noch die endgültige Stellnng- nahme der litauischen Negier««« ans. Nach der Einianna loll »«nächst im BölkcrbnndSra» in erster Lei««« eine Erklär««« ieitens Litauens erfolgen, nach der der Kriegszustand »wischen Polen und Litauen als be endet angesehen wirb. Hierauf sollen weitere direkte Ncrhandlnnaen »wischen Polen und Litanen eingclcitct wer den worank dann in »weiter Lesung aus der Mär», tag«»« dcS Bölkerbnndsratcs die Bezsebnnaen »wischen Polen «nd Litauen endgültig sestgelegt werden. Dieser Ncaelung Kat auch die k o w s c« r « s k i s ch e Delegation ihre Zustimmung erteilt. Bo« volnikcher Seite wird gegenwärtig lediglich gefordert daß die Regelung der Beziehungen zwischen Polen und Litanen in Etappen vorgenommen werde. Wie weiter mttgeteilt wird, dürste nunmehr keststehen. baß Piliudikt am Freitag ln Geni eisttressen und die peinliche Negierung im Vvlkerbundsrate vertreten wirb So. mit werden die poiniich-litauiichen Verhandlungen Im Völkcrbundsrate vvranssichilich erst Ende der Word« beginnen. Der litauische Ministerpräsident W vldemaras bot im Lanle des gestrigen Abends längere Unterredun - g e n mit Ehamberlatn Brtand und Litwinow sowie Dr L i r e l e m a n » geführt Man rechnet gegenwärtig vielfach damit, das, die gegenwärtige Tagung deS Völker- bimdsrateS bereits am Sonnabend zu Ende gehen wird. Woldemaras perri sich noch. iDrahimeldung untrer Berliner Lchrittleitung» Berlin. 6. Dezember Die Ratssitzung in Gens begann heute vormittag 11 Uhr. Deutschland hat das Meierst über die internationale Konferenz, die Ein. und Ausfnhr- Schnellzug Dresden-Wien verunglückt. Ein Toter — L« Verletzte. Wien. 6 Tez Der Schnellzug B e r l i n — D r e s d c n — Prag —Wien, der gestern um !41> Uhr nachts hätte cin- «rcsscn sollen, ist beim Aussahrtsstgnal vor der Station Sigmundshcrberg in einen haltenden Gütcrzug hineingesahren. Ein Zugbegleiter wurde schwer, eine Reisende weniger schwer und 25 Personen leicht verletzt. Sämtliche Reisende wurden mit einem Hilsszug nach Wien gebracht. Der Komponist Richard Straub und keine Gattin, die sich im Zuge befanden, blieben unser, letzt. Vom Güter»«« wurden vier Wagen vollständig zer trümmert und umgcworsen. Der Dienstwagen und ein weiterer Wagen des GüterzngS entgleisten. Vom Schnellzug ntgleisten der Lokomotivtcnder. der Dienstwagen und ein Personenwagen. Wien. ö. Tez. Der schwerverlebte Zugbegleiter Wolk aus Wien, dem beide Füße akmefahrcn wurden, ist nachtS g e- st o r b e n. beschränk ungen ein Ende machen soll. . .. des polnisch-litauischen Konflikts ist noch die Frage offerr. v die Beilegung durch einen AuSsch » b oder durch Pro tokoll geschehen soll. Woldemaras nimmt noch eine ab lehnende Haltung ein. Ta aber alle in Genf vertretenen Mächte gegen ihn sind, so ist zu hoffe», das! er beigeben wird. Pilsudski wird am Freitag in Genf erwartet. Ob der Vertreter Rumäniens noch „ach Gens kommt, ist angesichts der inneren Lage Rumäniens zweifelhaft. Abschied Ltlwinows von Genf. Genf. 6. De». Der stellvertretende russische Volks kommissar kür anSwärtige Angelegenheiten. Litwinow. hat heute vormittag 11 Uhr mit dem fahrplanmähigen Berliner Zua Gens verlassen. Zurechtweisung des Ministerpräsidenten Braun. KöMck aber beUimmt. Das Antwortschreiben des Reichskanzlers. Berlin. 6. De». Reichskanzler Dr. Marx sandte dem preußis"--» Ministerpräsidenten Braun eine Antwort, in der cs u a hcibt: Ich bestätige den Eingang Ihres Schreibens vom 30. v. M bezüglich nss Zunächst weise ich gegenüber Ihrer Behauptung saß cS sich um eine .starke B r U S k i c r n n g" und einen ostcn > atinen Angriff gebandelt habe, daraus hin. daß sic Wortiasiung des Telegramms in keiner Weise alö aggressiv bezeichnet werden kann und auch keinerlei amt lichcn Zusatz und Charakter getragen hat. Außerdem liegt mir daran, namens der RcichSrcgierung scstzustcllcn. daß Herrn Minister v. Keudcll ein Angriff gegen die Person dcö Herrn Staatsministcrs Dr Becker oder gar eine Kränk« n g völlta ierngelegcn hat. Tic Ncichsregierung glaubt sich im übrigen mit Ihnen, Herr Ministerpräsident, darin einig zu wissen, daß Abgeord neten lediglich deshalb, weil sie gleichzeitig ein hohes StaatS- amt bekleiden, eine nach der Verfassung jedermann »ustchcndc pvliti' chc Meinungsäußerung, loser» Ne sachlich ge halten ist. nicht verwehrt werden könne. -Hinzu kommt, daß es sich bei dein Telegramm um eine Meinungsäußerung z» einer Frage handelt, die der Abstimmung und damit der Oeisenlltchkeit unterbreitet war. Selbstverständlich kann in solchen Fällen die Entscheidung ob ein persönlicher oder politischer Akt beabsichtigt ist. oft schwierig kein. Tie Neichsregierung erklärt deshalb baß das Telegramm keinen Schluß auf die Ansichten der Rctcho- regicrung -»läßt. Sic können davon überzeugt sein, baß ich alles daran sehen werde, ein mög'ichn re,bnngsloscS Zusammenarbeiten zwilchen Reich »,d Pcenße» zu ermöglichen. Gerade aus diesem Grunde bedauere ich die Veröffentlichung Ihres Briefes die kau», eine Stunde nach keiner Abgabe bei mir erfolg, ist Eine solche Veröffentlichung hat die Reichs- regieruna stets vermieden. Deshalb sehe Ich mich außer- slande aus den nach Form und Inhal, ungewöhnlichen Schl»'-i»v rih'-'S Br'-sr-s ein'i,neben. Angesichts der Veröffentlichung Ir, res Briefes sehe ich mich selbstredend im vorliegende» Falle genötigt, auch das Schreiben der Reichsregterung der Oefsentltchkctt zu Übergeben. sez. Dr. Marx." Jusammenitöhe im Sleuerausichuh. Auch hier Sabotage der Linken. Berlin. 6. Dez. Fm S t c u e r a u S lch u ß des Reichstages stand heute ei» Antrag der Sozialdemokraten über die Sen kung der Lohnsteuer ans der Tagesordnung. Das Ncichssinanzministeriiim erklärte cö für notwendig, darüber erst in der nächsten Woche zu beraten, da die Reichs rcgicrnng selbst eine Vorlage auSgcarbcitct babc, die gegen ivärtig dem Reichs rat vorliege. Der Ausschuß beschloß demgemäß worauf die Sozialdemokraten und Kommunisten erklärten, an den weitere» Beratungen im Tteu^ranSschuß nicht mehr teilnehmcn zu wollen und geschlossen den Saal verließen. Nach längerer GeschäftsordnungSdcbaltc wurde die Sitzung auf Mittwoch vertagt. Was der Retchslaa vor hat. Berlin. 6. Tez. Fm Reichstag hielten am Dienstag fast iänitltche Ausschüsse Sitzungen ab. Der Aeltestenrat nmr für 12 Uhr einberusen. In der Plenarsitzung, die um 4 Uhr nach mittags beginnt, soll zunächst die Wirtschastsdebatte zu Ende geführt werden. Die Abstimmung über die Mißtrauens anträge ist für 6 Uhr nachmittags in Aussicht genommen. F» der nächste» Woche will der Reichstag bann die Beratung der Besoldungsvorlagen und der damit in Verbindung stehenden Acndcrnngcn des Reich sversor-- gnngsgesetzes für die Kriegsbeschädigten in Angriff nehmen und die Verlängerung der Mieterschutz- gcsctzgebung beschließen. Der l8. und 20. Dezember sind für die erste Lesung des R c i ch s h a u S h a l t s 1028 in Aussicht genommen. Dann soll die W e i h n a ch t s p a u s e eintrcten. Für den Wiederbeginn der Pleriarverhandliiiigen ist die brttte Januar-Woche vorgesehen. In AnlrSgen erMckender ÄaushaUausschuh. Berlin, 0. De». In: HauShaltansschuß des Reichstages wurde bei der zweiten Lesung der Besoldungsordnung der Rcichsnmsserschutz aus der besonderen Besoldungsordnung <i herausgenommen und in die allgemeine BesolbungS- ordnung neingesügt. Wie der Vorsitzende. Aba. H imann lSozs.. mitteilte, sind schon wieder mehr als hundert Anträge ein- gegangen. Bet der Beratung beö BesoldungSbtenstalterS beantragten die Sozialdemokraten Verbesserungen sür die früheren Kapitulanten und die schwerkrtegsbcschädigten Beamten. Die Regierung erklärte diese Anträge aus finan. -teilen Gründe» sür nicht annehmbar, > Schulgesetz-Lehren aus der Geschichte. Das warnende Beispiel des holländischen Schulkampfe«. Von Schuldirektor E. Laube. In dem Kamps um das R e i ch s s ch u l g e se h weise» mitunter seine Gegner mit erhobenem Finger aus Hol» lands Schulgesetz als „abschreckendes Beispiel" hi«. Das hat - gerade zur rechten Zeit — einen Wissenschaftler auf den Plan gerufen, der die Schulgeschichte Hollands kennt und seine Verhältnisse aus eigener Anschauung beurteilt. In seiner Schrift iDas holländische Bolksschulgesetz von 1820 und seine Auswirkung, von Dr Fr. Bachmann. Langensalzas zeigt er. was Deutschland aus dein hundertsährige« Leidensweg holländischer Schulgeletzgebnng lernen kann. Zu Nutz und Frommen aller, die am Tchulkamps unmittek» bar Anteil haben, sei hier auf einige Hauptgedanken dieser lesenswerte» Publikation hingewtelen. Das holländische Schulgesetz von 1806 brachte als AuS, strahlnng der Fdccn der französischen Revolution eine kon» fessionSlose, aber nicht unbedingt religionslose Gemein- schastsschnle Durch den Parlier Vertrag wurden dem Lande kätholilche Südprovinzen idas spätere Belgiens angegliedert. Diele belaßen blühende katholische Bckenntnlsschnlen. Da« holländische Schulgesetz wurde auf die neuen Provinzen schematisch übertragen und mit den Mitteln und tn den Formen des Kulturkampfes dnrchgesebt. Der Kampf um die Selbstbestimmung »nd die Freiheit der belgischen Schule« war eine der .Hanptnrsachcn für die Revolution von 1 830. die zur LoSlösung Belgiens von dem Königreich der Vereinigten Niederlande «Hollands führte. Die in de» folgenden Jahren in ganz Europa spürbare religiöse Er» wecknngsbewcgiing vollzog sich auch in Holland. Je mehr Eltern, zu bewußter Christlichkeit erweckt, ihr« Kinder in der gleichen Bewußtheit erzogen wissen wollten, desto zahlreicher wurden die Fälle, wo zwischen Schule «nd Haus ein ansgelorochener Gegensatz zutage trat. Die Folge war der Nus nach Berücksichtigung des Eltern willens bei Erziehung und Schulgcstaltung. Mit kleinen Mitteln — Abbilie gegen bewußte Stcllimgna''me zahlrekcher Lehrer gegen das christliche Bekenntnis — suchte vergeh» l i ch die Regierung von 1842 der Bewegung zu begegnen. In dem Kampfe nm ein neues Schulgesetz bildete» sich drei Gruppen heraus: Erste Gruppe: Gemeinschafts schule ohne ieden religiösen Einschlag lweltlichc Schnief. Zweite Gruppe: Die nach dem Eltern willen zu ge staltende Bekenntnisschule. Tie dritte Gruppe wollte den Mittelweg: GemcinlchaltSschnle mit christlichem Ein schlag. Der Sieg im Kampfe siel 1857 der ersten Gruppe lder weltlichen Schnlcs unter Führung des Ministers Thor» beke zu. Die Erteilung des Neligionsunterrichtes wurde den Kirchengemclnschglten überlassen. Das Religiöse sollte im Schnlbctrtcbe keinen Platz mehr haben. Vereinigungen und'Privatpersonen erhielten aber die Freiheit, unter ge wissen Bedingungen Schulen zu errichten. Staatszuschllsse bekamen sie nicht. Die Gegnerschaft gegen die öffentlichen ober Staats» schulen zugunsten der freien Schulen wuchs non Jahr z« Jahr und spitzte sich z» einer politischen Machtfrag« zu. Der Kamps sür das Recht der freien Schulen er griff immer weitere Kreise. Die Wahlen für die General staaten, die Provinzialstaaten, ia sür die Gemeindevertretun gen wurden mehr und mehr von der Frage beherrscht: Für oder gegen die christliche Schule. Freund oder Feind der neutralen Ltaatsichnle? 1887 brachte eine Verfassungsände rung, die übrigens den wichtigen Schnlparagraphen 194 be- stehen ließ. Es gab Neuwahlen. Die Niederlage der Gegner der freien Schulen, der sogenannten Liberalen, war ver nichtend Bis aus de» heutigen Tag hat sich die den freien Schulen günstige Mehrheit der Kammer erhalten. Schritt, weise mußten sich die freien Schulen gewisse Rechte iStaatS» zuschüssc. Gleichberechtigung u. a.l erkämpfen. Nach mancher lei weiterem Hin und -Her ging man 1813 schließlich daran, Sc» Kampf zu beenden. Man setzte eine „BevredigtngS. cvmmissie" ein. Das Ergebnis ihrer Arbeit faßt das Schul, gesetz von 1820 zusammen: Glelftellung -er freien mit den öffentlichen Schulen. Dem deutschen NeichSschuIgescf ntwurf wird vorgeworfen, er trage bei seiner Verwirklichung den Schulkamps In die Gemeinden. Die holländische Schnlgeschichte zeigt aber, datz die ohne Berücksichtigung der vorhandenen Wirklichkeit und des Elternwillens durchgeitthrte staatliche Zwang-, imultanisserung den mehr als hundertsährige« Schulkamps heraufbcschworen hat. Holland warnt. Dt« Durchführung de» Entwurfes znm Retchsschulgesetz würde also eine Verkürzung des Weges bedeuten, den Holland gegangen ist Denn das durch die Verfassung geschaffen« Elternrecht wird sich, wie die erbitterten Kämpfe tn Hdl, fand zeigen, ganz gewiß durchsetze«, Auf geistig-kult«