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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 20.09.1927
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1927-09-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19270920012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1927092001
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1927092001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-09
- Tag 1927-09-20
-
Monat
1927-09
-
Jahr
1927
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 20.09.1927
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Nr. 442 Seite 4 »Vr«-«er Nachricht«» Dienstag. 20. September 1927 Hin-errburgfpen-e. 9. V.. Vrerden. ) NU Georg NI«u»r, Pillnitzer Str. «», Z 2N.; Karl Schmidt, Holdeinstr. >0». ; NI.-. K. ZNI.: Irou Zalcke. Sartenstr. S». ? NI.! Schul,,. Neustadt, S NI.! Graf und Gräfin Hohenau, Dresden, 50 M. Weitere Beträge für die Spende erbeten an die Hauptgeschäftsstelle der „Dresdner Nachrichten", Alarien- strake )S. Lrdg. oder auf deren Postscheckkonto 104S Dresden Oeriliches und Sächsisches. Evangelisch-lutherischer Schulkongretz. Für den in Leipzig tagenden Allgemeinen Ev.-luth. Schul- verein fand, wie schon kurz erwähnt, am Sonntagovrmittag in der festlich geschmückten Nikolaikirche ein Festgottes- dien st statt. Die Festprcdigt hielt Oberkirchenrat V. Gocsch sSchwerin» über das Bibelwort: »Wer ein Kind aufnimmt in meinem Namen, der nimmt mich auf." Der Redner führte aus. in diesen Worten sei ei» Werturteil gegeben, das das Kind nicht nur in den Mittelpunkt der Familie und der Schule, sondern des ganzen Staates stelle, und daß man mit besonderer Liebe und Hochachtung hineinschauen müsse in die Hoheit der Kindessecle. Dies Geheimnis der persönlichen Beeinflussung, die in dem Vlbelwvrt zum Aus druck komme, dürfe doch dem geistig so hochstehenden deutschen Bolke nicht allzu schwer fallen. Bei dem Kampf, der um die KindeSseclc entbrannt sei, gehe es um heiliges Kinderland, um die Zukunft deö deutschen Volkes. Am Nachmittag fand im Gemeinschaftshaus. Sidonien- stratze, eine v r d c n t l i ch e M i t g l i c d e r v e r s a m m l u n g statt, in deren Verlaus geschäftliche Fragen des Scbulveretns geregelt wurden und der VerctnSdirektor, Dr. Kropat- schcck, Aufklärung über die gegenwärtige fchulpolitische Lage gab. In der öffentlichen Versammlung am Abend, im gleichen Versammlungsheiin, sprach der Reichstags- abgcordnete i>. Mumm (Berlin! über das Reichsschulgcscft. Der Redner erwähnte eingangs seiner Ausführungen, baß er mit Interesse Kenntnis von den gegnerischen Kampf aufrufen genommen habe. Es sei ja immer leichter, sich zu» sammenzusindcn in dem, waS man bekämpfe, als in dem, was man ausbaue. Der Redner ging sodann auf die Einzel heiten des Entwurfs zum neue» Reichsschulgesetz ein. Ein solches Schulgesetz sei nötig geworden, da es sich herausgestellt habe, dag eine Jugenderziehung ohne eine gesetzliche Form bei der Verschiedenheit der Anschauungen in den deutschen Län dern nicht mehr möglich sei. Rcichsminister Dr. v. Keudell habe diese Notwendigkeit in seinem Entwurf selbst anerkannt, und es müsse im Interesse unserer nationalen Entwicklung der Wunsch ausgesprochen werden, daß der Entwurf recht bald zu einem positive» Abschluß gebracht werde. Ausdrücklich sei, wie die 88 l und 121 besagen, darauf hinzuwcisen, das; in erster Linie die Wahl der Schulform den Eltern zustehe, die gewählte Schule selbst nur die elterliche Erziehung stützen und ergänzen solle. Wenn dies zu Recht bestehen solle, wenn der ganze Entwurf aus dem Boden der Verfassung aufgcbaut, als verfassungsmäßig angesehen werde, so müsse hier auch die Form „Gleiches Recht für alle" in Anwendung kommen. Es bestehe gar kein Zweifel darüber, das» der Keudellsche Entmurs aus dem Boden echter Toleranz stehe und, um allen Anschauungen gerecht zu werden, die Wahl dreier verschie dener Schnlgattungen vorgesehen habe. Die Entscheidung über die eine oder andere Form bleibe immer in der Hand der Eltern. Wenn eine in der Prozentzahl mäßige christliche Elternschaft, wie dies besonders aus den Freistaat Sachsen zutreffe, zur Machtlosigkeit vergewaltigt werden solle, so sei dies einfach ein unmöglicher Zustand, denn eine Entchristlichung der Volksschule werde ein starkes Anwachsen der Privat schulen zur Folge haben. Der jetzt tobende Kampf fordere nun das Recht der eigene» Entscheidung, genau, wie es der Gegner für sich in Anspruch nehme. Die Schule sei immer das getreue Spiegelbild des Volkstums gewesen, und um dieses sich nicht trüben z» lassen, werde die christlich-evangelische Elternschaft mit den schärfsten Waffen des Geistes kämpfen. Die Versammlung fand mit dem Absingen des alten Luther-LiedeS: „Ein' feste Burg" ihren Abschluß. Kommu nistische Elemente, die schon während des Vortrages sich durch flegelhafte Zwischenrufe bemerkbar machten, versuchten durch Absingen der Internationale die Versammlung zu stören. Von den Veranstaltungen am Sonnabend ist noch mitzu teilen, daß auch Frau Landtagsabgeordnete Bült mann (Dresden! eine Ansprache hielt. Sie begrüßte den Kongreß namens der Deutschnationalen Volkspartei Sachsens, der sächsische» deutschnationalen Landtagsfraktion und des Deutsch- nationalen LandrSschnlauSschusse«. wobei sie ,um «»»druck brachte, daß gleich« «eg, und Ziel« dt« Deutschnational« BolkSpartet mit de« Gchulverein verbinde, da auch dies, di« Bekenntnisschule mit Bibel. Katechismus und Gesangbuch wünsch«. Verband reisender Kanslenle Deutschland». Dt« Herbll-Gauversammlung de» Gaue» Sachsen vom Berbaub reisender Kaufleut« Deutsch, land » tagte am Sonntag in Zittau. Sie wurde vom Gau- vorsttzenben Herrmann (Dresden! geleitet. Dem Vorstand wurde Entlastung erteilt und dem Letter der Gaukass« und Gausterbekaste eine Entschädigung bewilligt. Ueber die Schaffung von Arbeitsgerichten referierte Borsitzender Herr, mann. Um auf Grund von Erfahrungen zu der Tätigkeit der Arbeitsgerichte Stellung nehmen zu können, sei di« Zeit, die seit ihrem Bestehen verflossen ist, viel zu kurz. Ueber die viel umstrittene Frage, ob Arbeitsgericht, für Handel». Vertreter zuständig find, verbreitet« sich Direktor Günther ausführlich. Seinen Wort«,, >var zu entnehmen, daß der Handelsvertreter nach der derzeitigen Rechtsprechung nicht der Arbeitsgerichtsbarkeit unterliegt. Eine von der Gau- lettung ringebrachte, aus Errichtung von Fachkammern bet den größeren Arbeitsgerichten in Dresden. Leipzig und Chemnitz hinzielende Entschließung wurde aus Wunsch der B«rbandsleitung wieder zurückgezogen. Den weiteren Ber- lauf der Tagung füllte ein Bortrag von Dr. Könttzer von der Handelskammer Zittau über die Aufhebung der Ber» ordnung über die Geschäftsaussichten und dt, mit Wirkung vom 1. Oktober d. I. in Kraft tretende BeraletchSordnung aus. Nach de» Ausführungen dieses Redners bedeutet die neue Vergleicksordnung eine wesentliche Verbesserung gegen, über -er bisherigen Geschäftsaufsicht, ihre Bestimmungen sind iedoch außerordentlich scharf Zu dem Thema Gerichts, ferien wurde eine Entschließung einstimmig angenomnen, in der cs sür unbedingt erstrebenswert bezeichnet wird, eine Aenderung der Gerichtsfericn in ber Richtung eintreten zu lassen, daß eine Unterbrechung der Rechtspflege mit ihren nachteiligen Folgen kür eine schnelle Erlangung de» Rechts» schutzeS ausgeschlossen ist. In der Frage der Werbung», kosten wird den Sektionen bzw. den Mitgliedern anheim, gegeben, bet den Finanzämtern eine Heraufsehung ber Werbungskosten durchzudrücken. Zur Bildung von Fach, gruppen innerhalb des Verbandes sprach Böhme sDreSden«: ans der Aussprache ging hervor daß die Zukunft den Fach, grunpen gehört. Die Sektionen wurden angewiesen, auf Bildung von Fachgruppen hinzuarbetten. Die nächste Früh, jahrstagung findet in Plauen i. B.. die Verbandögeneral- versammluirg am 18. Mat 1028 in Dresden statt. — KrcisauSschuß zn Dresden. Freitag den 80. September, vormittags 11 Uhr. findet eine öffentliche Sitzung des Kreis- auSschusscs zu Dresden «alt. — Rückkehr Dresdner Kinder. Die zur Erholung unter- gebrachten Dresdner Kinder treffen «in: aus Schüler» brink am Mittwoch (21.> 22,46 Uhr, aus MiSdroy am Freitag (28.1 22,46 Uhr und aus Weilmünster am Frei- tag (28.> 20,21 Uhr. Die Angehörigen werden ersucht, die Kinder zu den genannten Zeiten auf dem Dresdner Haupt, bahnhose abzuholen. — Wechsel in der katholischen Militärscelsorge. Mit Wir- kung vom 1. Oktober d. I. wird der Konsistorialpräsis Mon. signore Dr. Paul Kaiser in Dresden als katholischer Wehr- kreiöpsarrer (Wehrkreis 4s in den Ruhestand versetzt. AIS Nachfolger in diesem Amte ist vom RcichSwehrministerium Pfarrer Walter Klesse, bisher Pfarrer in Leipzig^ohliS, bestellt worben. — Hindcnburg-Tannenberg-Abcnd. Tie Jugendgruppen des Sächsischen M i l i t ä r v e r c i n S Gruna veranstal teten im Vcrcinslokal „Grüne Wiese" einen Hindenburg- Tannenberg-Abcnd. In dem reichlich mit Blumen und Eichen- laub geschmückten Zimmer hatte sich die gesamte Jugend des Vereins, viele Gäste und Militärvereinsmitglieder und Eltern eingesunden. Unter de» Klängen des Präsenticrmarsches und unter Aufstellung einer Ehreugruppe, der Fahne und deS SpiclmannSzuges betraten der Landcsjugendpslcger Major a. D. Exner, Oberstleutnant Tröger. ReichSjugcndpfleger Müller und das Präsidialmitglied Dr. med, Pingcl den fest lichen Raum. Die Farben Schwarz-weiß-rot und die Büste unseres Reichspräsidenten grüßten die Versammelten. Im Mittelpunkt des Abends, der von Musik, Gedichtvorträgen, Vorführungen des SpielmannßzugcS und Ansprachen auS- gefüllt wurde, stand die Festrede des Kameraden Hö dicke vom Militärvcrein Gruna mit dem Thema „Tannenberg und unser Felbmarschall v. Hindenburg". Mit dem Deutschlandlied und großem Beifall für den Redner schloß der Hauptkeil deS Abends, aber alle Anwesenden blieben noch lange beieinander. — Hindenburg-Feier der Bereinigten Offtziersvcrbändc Dresdens. Der Deutsche Ofsiziersbund, der Nationalverband Deutscher Offiziere, der Reichsoffiziersbund, die Seeoffizier- messe und der Verband Sächsischer Offtziersvcrcinigungen ver anstalten am 1. Oktober, 8 Uhr, im VereinShause anläßlich des 80. Geburtstages des Reichspräsidenten eine Hindenburg- Feier. General der Infanterie a. D. v. Carlowttz wird dt« Festrede halten, die von künstlerische« Darbietungen umrahmt sein wird. - «asch« «nsNttrnn. »er dl»««»« Siechere«, «te ge. meldet, war nacht» in «ltftriesei, ber 19 Jahr« alt« Klempner Werner Stetnkober mit rtner Stichwunde aufgefunden worden und später im Krankenhaus verstorben. Der Täter konnte bereits am Spätnachmittag de» Montag von der Polizei festaenommen werden. Die kriminellen Erörterungen bauerten abend» noch fort. Die spinal» Kinderlähmung t« Leipzig Die Zahl der Erkrankungen an spinaler Kinderlähmung in Leipzig ist seit dem 16. d. M. «ou « ans 78 aettteaen, von denen öl im Krankenhause behandelt werden. Die Zahl der Todesopfer hat sich »,« elf auf zwölf erhöht. Anbahnung von GeschSslen mtt Vttse ber vnstposr. Treffen sich da neulich zwei Dresdner Gewerbetreibend« und unterhalten sich über Geschäft und TageSneuigkeiten. Haben St« kürzlich die witzige Geschichte gelesen, baß sich jemand von München in einem Lustpostpaket Weißwürste! schicken läßt, die am zeitigen Nachmittag in München aus- grltesert und schon abends in dem etwa 500 Kilometer entfern, ten Orte gegessen »erdenk — Ja. da» muß übrigens ein Dresdner gewesen sein, denn die von ihm angegebenen Klug, zetten treffen genau auf da» Verkehrsflugzeug von München über Nürnberg—Plauen—Shemnitz nach Dresden zu. — Ob sich in unserer Landeshauptstadt Dresden viele Gewerbe treibende der Lustpost bedteuen mögen? — Nein, leider nicht. — Woher wissen Die da»? — Ich hatte mir letzten» für meinen schon feit acht Jahren im Betriebe befindlichen Lastkraftwagen rin bei der hiesigen Zweigstelle der Lieferfirma gerade nicht vorhandene» Ersatzstitck mtt Luftpost au» Plauen» dem Sitze der Lieferfirma, kommen lassen, well ich e» dringend brauchte. Dadurch konnte tch den Wagen einen Tag »ettiger wieder in Betrieb nehme», als wenn tch da» Stück al» Expreßgut hätte kommen lasten. Seitdem unterrichte ich mich eingehend über die Lustpostbefördrrung. Neulich sprach ich darüber mit einem Beamten de» hiesigen Postamt» 25 am Neustädter Bahnhos, das den Verkehr mit dem Flughafen vermittelt. Der Be- amte sagte mir etwa folgendes: Die Handelskammer Dresden hat im vorigen Jahre nach, gewiesen, daß e». was vielen Dresdnern unbekannt sein wird, nach der Zählung gewerblicher Arbeitnehmer vom 1. August 1926 im HandelSkammerbezirke Dresden 18151 gewerbliche Be- trieb« mit mehr als 861000 Arbeitnehmern gibt. Die gleiche Zahl für den Handelskammerbezirk Leipzig beträgt 11051 ge- werbliche Betriebe und 239 000 Arbeitnehmer, für den HandelSkammerbezirk Chemnitz 17257 gewerbliche Betriebe und 978 000 Arbeitnehmer. Die deutsche Industrie steht in schwerem Wettbewerbe mtt der ausländischen Industrie. WaS den Preis der Waren anlangt, so kann die deutsche Industrie gegen die fremde vielfach erfolgreich auftreten, sie muß nur, wenn sie ins Geschäft kommen will, alle Mittel qnwende», um mtt Angeboten früher als ber ausländische Wettbewerber an den Kunden heranzukommen. Dazu bietet die Luftpost die beste Gelegenheit. Aber auch zur Warenbesörberung eignet sich die Luftpost sehr gut. Sie haben gehört, baß in die- sein Jahre die Kötzschenbrodaer Erdbcerzüchter Erdbeeren zentnerweise mit Luftfracht nach Oslo abgesanbt haben. Viele dentsche Erzeugnisse werden sich auch in Lustpostpaketen vcr- schicken lassen, z. B. Chemikalien. Edelsteine. Spitzen, Seiden- stoffe, optische Instrumente, elektrische Apparate, Filme usw. Leider machen die Dresdner Gewerbetreibenden von der Luft, postbeförderung noch sehr wenig Gebrauch. Im Monat August sind in Dresden rund 26 Kilogramm Briefe, 177 Kilogramm Pakete und 585 Kilogramm Zeitungen mit der Luftpost ein- gegangen und rund 28 Kilogramm Briefe, 161 Kilogramm Pakete und keine Zeitungen aogegangen. Wenn man bedenkt, daß durch die Luftpostbesörberung halbe und ganze Tage gegen- über der gewöhnlichen Postbeförderung gewonnen werden, so muß die geringe Benutzung der Luftpost durch die Dresdner Bevölkerung als rückständig bezeichnet werden. Ich mußte dem Beamten, der mir noch Einzelvergleiche für die Zeitersparnis bet Verwendung der Luftpostbeförderiing machte, bcisttmmen. Seitdem kläre ich meine Bekannten über die Vorzüge der Luftpostbesörberung gern auf. Tun Sic das gleiche, wir verhelfen damit beide dem deutschen Gewerbe zu neuen Geschäftsverbindungen. 3« alle« Persoaalstagen istgh««« der«rbatt»»«A»»«t» «i» «»»«rteMcher Berater. Set« Borlchla« ist »«»«rbtmdlich »«d »ofte«la«. Ammsr 25881 «. 24831. behandelt,' Vortragende sind die Mitglieder des Dresdner Staatstheaters Antonia Dietrich, Erich Ponto und Dramaturg Dr. Wollf. s* Berliner Konzertsäle in neuem Gewand«. Unser Berliner Musikreferent schreibt uns: Der allbekannte B l ü t h n e r - Saal in der Lützowstraße und ber im selben Gebäude befindliche Klindworth-Scharwenka- Saal haben eine neue Ausstattung und einen neuen Namen er halten: der Blüthner-Saal wird vom 1. Oktober ab Bach- Saal heißen und der Klindworth-Scharwenka-Saal soll den Namen Schwechtcn-Saal bekommen. Die neue Aus stattung des Blütlmer-Saales machte im ersten Konzert dieser Saison einen sehr vornehmen, freundlichen und festlichen Ein druck. Vorwiegend in Grauweiß gehalten, durch Wand- vlakctten lieblich unterbrochen und mit reicher Verzierung in Mattgold und Bronze bedacht, wirkt der Saal jetzt tatsächlich wie neu. Besonders schön sind die sechs Lichtbogen, die in sanfter Rundung quer über den Saal laufen. Derselbe Neu anstrich wäre auch dem Saale ber Philharmonie und dem Beethoven-Saal einmal zu wünschen! Jedenfalls wirb der Blüthner-Saal in diesem neuen Gewände eine stärkere An ziehungskraft als bisher auf die Berliner Gesellschaft aus. üben. Die eigentliche Eröffnungsfeierlichkeit fand in Form eines Bach-Abends statt, an welchem der Stuttgarter Kon- scrvatortumsdircktvr Wilhelm Kempff sich zum ersten mal auf der ebenfalls renovierten prächtigen Orgel von Walcker. der größten Kvnzertorgel Berlins, hören ließ und sich mtt dem Vortrage der Tokkata in d'-Dur und anderen Werken Vachs nicht nur als ein überaus feinsinniger und geschmackvoller Künstler im Registrieren, sondern auch als etn hervorragender Techniker erwies. Man war allgemein er- staunt, daß der weithin geschätzte Pianist auch etn so vor züglicher Orgelspieler ist. Leider hatte die Direktion den Saal unmittelbar vorher einem mexikanischen Nattonal- orchester zur Verfügung gestellt, so daß an diesem Abend bereit» eine unfreiwillige Einweihung stattfand. Höhere künstlerische Ansprüche befriedigte dieses Orchester nicht, zumal dle Spiel» folge eine Reihe recht banaler Musikstück« aufwieS, aber das Zusammenspiel mar gut, und in ber etwa ein Dutzend Spieler umfassenden Banda zeigten einige Solisten virtuoses Können. Eigentlich mexikanische Musik hört« man nicht, und die gibt es wohl auch gar nicht. k. s* LinnsS Botanischer Garten. Durch dte Ltnns-Gesell. schaft, die fetzt zehn Jahre besteht, wurde der Botanische Garten LinnsS in Upsala nach den Plänen und Zeichnungen, die sich in LinnsS Nachlaß fanden, wieder in der ursprünglichen Weis« angelegt. Er zeigt de« Sttl de« 18. Jahrhunderts mit künstlichen Teichen, Hecken und Blumen beeten, auf denen alle von Linns gesammelten Blumen zu finden sind. Die Linns-Gesellschaft gibt auch ein Jahrbuch heraus, das in interessanten Aufsätzen Kunde von den viel fachen Beziehungen LinnsS zu Gelehrten aller Länder gibt. 's* TschaikowskyS Tagebuch. Die Tagebücher, die Peter Tschaikvwsky führte, werden jetzt von Rens Fülöp-Miller herausgegeben. Sie spiegeln die nervöse, ständig wechselnde Stimmung des Komponisten, der nur selten mit seinen Arbei ten zufrieden ist. Am Vorabend seines 44. Geburtstages schreibt er: „Ich habe doch nichts Vollkommenes, nichts Muster haftes zustande gebracht. Noch immer suche, schwanke, taumle tch." Ein jahrelang währendes Magenleiden und die Leiden- schast des Kartenspiels sind dte dunklen Gewalten, gegen die er ankämpst und die gar oft sein künstlerisches Schassen hemmen. Die Sehnsucht nach seiner russischen Heimat begleitet ihn aus allen seinen Auslandsreisen. Angesichts der herrlichen Natur VeveuS vertraut er dem Tagebuch an: „Hier in den Bergen, bei einem majestätischen Panorama und in Tourtstenstimmung lehne ich mich mit Herz »nd Seele nach Rußland und seinen Steppen, Feldern und Wäldern. Oh. liebe Heimat, du bist mir tausendmal lieber, bis unsäglich schöner als diese häßliche Schönheit der Berge, welche ctgcntlich nichts anderes sind als konvulsivische Krämpfe der Natur. Wie schön ist die Natur bei uns durch ihre Ruhe." Srhallung des WlfenI In Budapest tagte kürzlich dte „Internationale Gesellschaft zur Erhaltung des Wisents". Aus dem Inhalt der dort gehaltenen Borträge sind folgende An. gaben auch für weitere Kreise von Interesse: Dte Anzahl der ln Europa noch vorhandenen Wisente be trägt nur 66 Stück. Davon sind fünf im Besitz d«S Fürsten zu Pleß, einige andere tu dem des Grafen Arnim- Bottzenburg. Außerdem halten natürlich auch einige Zoolo gische Gärten etnzelne dieser seltenen Wiederkäuer. Erwähnt seien als Heger dieses Wildes ferner der Herzog von Bred- sorb in England und die Ungarische Sektion der oben g«. nannten Gesellschaft, die für Ihre fünf Wisente «inen Schutz, park bei Bisegrad eingerichtet hat. Vor dem Krieg gab «S allein tu den großen Wäldern bei Btalystock, dem Jagdgebiet des russischen Zaren, noch 700 Stück, dte jedoch teilweise schon tm Kriege, restlo» aber nach der Revolution abgeschossen wor. den sind. Auch die Forsten de» Fürsten zu Pleß wiesen vor den Poleneinfällen «inen B«stand non 70 Wisenten aus. von benen. wie gesagt, nur fünf gerettet werden konnten. Dt« Internationale Gesellschaft »ur Erhaltung deS Wisents" oer bankt ihr Entstehen einer Anregung Karl HagenbeckS sowie der Zoologischen Gärten in Berlin und Frankfurt a. M., die schon 1917 die Zahl der noch lebenden Wisent« festzustellcn versuchten: aber erst im Jahre 1928 gelang eS, eine internatio nale Vereinigung dieser Art zu gründen. DaS Bestreben dieser Gesellschaft gipfelt nicht «ur in einer Erhaltung des bisherigen Bestandes, sondern ist auf besten Vermehrung ge- richtet. Man will in der Nets« Vorgehen, daß man zunächst dnrch gute Pflege dte sehr heruntergekommenen Tiere kräftigt und widerstandsfähig macht. Man hält sie tn kleinen Herden, um der ihnen durch die Maul» und Klauenseuche drohenden Gefahr, die tm Jahre 1910 den Bestand von Biglystock von 2000 Stück auf 500 heradgemtndert hatte und der auch 1925 wteber sieben Wisente zum Opfer gefallen waren, zu begegnen. Auch Kreuzungen mit de« amertkanischen Verwandten, dem Bison, sind vorgenonnnen worben, um den europäischen Beständen frisches Blut zuzusühreo, »nd tatsächlich ergibt sich aus dem Wisentzuchtbuch, baß von Len 56 Tieren 18 etwas Bisonblut tn den Adern haben. Ein wesentlicher Unterschied zwischen Wisent und Bison ist übrigens der, daß ersterer ein Wald-, letzterer ein Steppentter ist. TS ist zu wünschen, baß den Bemühungen zur Erhaltung des Wisents Erfolge bc- schieden sind, damit unserer Zeit, ber gerühmten Zivilisation, nicht der Vorwurf gemacht werden muß, auch »t«se Tierart ausgerottet zu haben wie den Auerochsen, den Urvater deS wilden RlnbeS, dessen letzter Vertreter bereits vor genau 800 Jahren bei Warschau erlegt wurde. Ketn Rtld aus Stein oder Er, kann diese Naturdcnkmale kraftvollen Lebens er- setzen, die vielfach wohl dem Unverstand und der Erwerbs- sucht, zumeist aber niedriger Schicßgier des zivilisierten Menschen zum Opfer gefallen find. Seltsame Kltnstlerlode. Der Tod ber berühmten Jsobora Duncan hat nicht allein deswegen so großes Aufsehen erregt, weil plötzlich etn« in der ganzen Welt bekannte Frau etneS unerwarteten Todes gestorben ist, sondern vor allem wegen der eigen artigen Umstände, benen dte Duncan zum Opfer fiel. Aber es ist schon häufig vorgekommen, baß gerade Künstler aus die «lgenartigste Welse umS Leben gekommen sind. Vor nicht allzu langer Zelt eretgnete sich im Theater von Taschkent tm russischen Turkcstan etn schwerer Unglücksfall, bet dem ein Schauspieler den Tod erlitt. Zur Aufführung kam ein Stück, tn dem eine Szene vorkommt, tn -er der Held de» Stücke», ber zum Tode durch den Strang ver urteilt tst, erhängt wirb. Diese Szene wurde ganz realistisch
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