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n. Johrgaug. A» 442 fr f SIe»»lag, S0. Seplember 1927 Gegründet 185« DrabtausckrM, St«M»ickte« Veeotzo» Frn»Ivr»cher - Sammelnununer, o«»4i Nur für Nacht,»sprach«, 00011 «llun, jr«t Lau, I-Sv Mk «lluni»,«babr. D-zugs-Lebühr lar» »«rdkn nach Goldmarl, b«r«chn»>! dt» «lnivaltta« « mm br»tt« sä,, kür au,wSr>» 40 Pia. Familtenamel,«» und St,ll,na»luch« obn« >i» «0 mm breite Reklame,,tle 2W Psa.. a. Au»w.rlustrüa» ae«rnD»rall»b«»abIii. Die Unuta»« ««rdrn nach Goldmark b«r«chnr>! dt» «lnivaltta« « mm <Un,air,an^Nv<»ika- 8eile»Psa.. wr au,wSrt» «Pta. «amillenamel,«» und Si«ll,n,rlu», °dn« rmzeigen»vre»ie. Paban» M-,, aKrrdalb» Pf-.. di«« mm b,«li« Rekiamejene »b autzerkalb r«Ps,. vftrrI«na»bütrRP SchMlrttung und AauvtarschSslsIIelle! Marienktraß» 20^2 Druck «. Berlar von Ltepsch » Nrichardt ln Dresdrn Postscheck-Konto 100s Dreade« Nachdruck nur mtt d»utttck»r Quellenaaaabr ,.Dr»«dnrr Nach«.', mläillo ttnvrrlanat« Lchnttstück» «erden nichi auibewakrt. Lfs1KIa88lg68 k68tsur-ant ILgllek 4 Oki': Isnr-Iss ^b6sicj8 8 M: Vs8 k^afkslt cisr ^itl-sktiokisii süsl' Weil Vssbs^ins" / ^rLgsr Stk-NS« / frvltbstknslt-lv« Das Ausland zur Rede HindenburgS. Der rmgarisch-rumSnische Streitfall vertagt. — Marx über -ie nationale Bedeutung Ostpreußens. Frankreichs Sicherhett wieder bedroht! Port», 10. Gept. Der sozialistische „Peuple* stellt die gestrige Feier aus Fort Douaumont, wo ein Denkmal für bas Massen» grab der alliierten Soldaten etngewciht wurde, der Feier von Dannenberg gegenüber und erklärt: Marschall Petain habe von der Verteidigung eine» Ideals der Zivilt» sation durch die Intellektuellen gesprochen. Hindenburg habe erklärt, daß Deutschland für den Krieg nicht verantwortlich sei. Di« -anze nationalistische Presse in Frankreich werbe heftig protestieren und daran erinnern, bah Deutschland allein den Krieg gewollt habe und her einzig Berant. «örtliche vor der Geschichte sei und dergleichen mehr. „Wir*, so fährt -aS Blatt fort, „sind der Ansicht, daß diese po» Misch - militärische« Kundgebungen zehn Fahre «ach de« SSasfenstillfta«- mehr als überflüssig si«d. „Journal des Döbats* erklärt, der ReichSpriiside«» die politische U«fch«ld Deutschlands i« Ausdrücke« »erst, die a» Kühnheit alles überträfe», was bisher i« Deutsch gesagt worden sei. Nach der Behauptung, Deutschland sei ein Opfer des Weltkrieges gewesen, bleibe nur noch übrig, das» «an Wilhelm H. wieder auf seinen Thron setze. SS sei sicher, das, Dr. Stresemann mit dem Reichspräsidenten brr gleichen Meinung Über den Ursprung und dir Verantwortlichkeit am Kriege set und nur bedauere, baß Deutschland durch seine Niederlage die Gelegenheit verloren habe, seine Hegemonie zu errichten. Das Blatt meint zum Schluß, «an kö««e kein Yertra««» i« Mä««er habe«, die der Ansicht seien. Deutsch« land Hab« i« Jahr« 1014 keine« Fehler begauae«. Die nationalistische „La Presse* steht in den Worten HindenburgS eine Drohung. Wenn Deutschland nicht für Len WahnsInnSakt verantwortlich set, der Europa im Jahre 1S14 in Brand gesteckt habe, so sei auch die territoriale Amputation, die daS Reich erlitten habe, zu unrecht geschehen und müsse wieder gutgemacht werden. Die Welt sei dann Deutschlands Schuldner und die Schuld müsse freiwillig oder mit Gewalt geregelt werden. D«r „DempS* wagt zu behaupten, wenn nicht ein Teil Deutschland» von Hab und Revanchegcdanken gegen Frank reich beseelt wäre, wäre die Atmosphäre in Europa »sicher* verschieden von der, wie sie tatsächlich ist. Die Red« HiubenbnrgS «ud die EinweihungSfeter des Daune«« d«rg,D«»kmal» gestatte «icht, de« Worte« Dr. StrescmanaS Glaube» ,« schenke«, daß Deutschland mehr ««d «ehr de» Idee« »,« Loear«» anhänge. si) Es sei daher ein Ver brechen gegen sich selbst, wenn man sich ohne Sicher heit S g a r a n t i e n auf den Weg der Abrüstung begebe und Frankreichs VertetdtgungSmtttel und -kräfte aufgebe. Da» Blatt findet eS begreiflich, dah Dr. Stresemann die völlige Befreiung deutsche» Bodens zu erreichen und Frank reich zu überzeugen versucht, daß daS ganze deutsche Volk ohne Hinter, und Revanchegcdanken sei. Der ReichSaußcnminister würde aber zweifellos eine ziemlich schlechte Meinung von Frankreichs Sinn für politische Wirklichkeiten haben, wenn Frankreich dieser Versicherung gegenüber nicht ausdrücklich Vorbehalte machte. Diese Bemerkungen des „Temps* zeigen auf das deut ltchste, baß Frankreich jeder, auch der ungeeignetste Borwand, recht ist, um seine Rüstungsbedürfnisse zu bemänteln: denn seit wann steht die Krtegsschuldfrage mtt der französischen Sicherheit im Zusammenhang? Die „Nation Beige" hetzt. Brüssel, 19. Sept. Sämtliche Brüsseler Zeitungen vcr öffentlichen mit fetten Ueberschriften lange Auszüge au» der Hindenburg-Rede in Dannenberg. Als einziges kommentiert das nationalistische Blatt „Nation Beige* die Rede und schreibt, die Erklärung über die Kriegsschuldsrage sei eine ernst zu nehmende Protestaktion Deutschlands gegen die Schuld am Kriege. Hindenburg sei das konstitutionelle Staatsoberhaupt, daher engagiere diese Rede die gesamte Re gterung. Die Rede sei ei« so scharfer Angrisf gegen de« KriebenSvertrag »»» Versailles, dab die alliierte« Regie rung«« ««bedingt darauf antworte« müsse«. Polen lprlchl vom „Bluff von Tannenberg". Warschau, 19. Sept. Die Reise Hindenburg» nach Oft. preuße« und di« Feier aus dem Schlachtfeld von Dannenberg haben in der polnischen Presse große Beachtung und die üblichen Kommentar« gesunden. Der „Prceglond Wieczorny* läßt sich von einem Sonderkorrespondenten aus Königsberg einen langen Bericht senden, in denen die Feiern als ein seitig« nationalistische Veranstaltungen hin gestellt werden und das Fernbleiben des Reichsbanner» beson ders hervorgehoben wird. Ein Artikel des gleichen Blatte» versucht unter der Ueberschrist „D«r Bluff von Daunenberg* die Bedeutung des Sieges von Dannenberg herabzusetzen, «ud erklärt, daß der deutsche Drang nach dem Osten, der gegen de« polnische« Korridor gerichtet sei, wieder i« Wachse« begriffen sei» , Sine englifche Stimme. London, 19. Sept. Die Londoner Blätter veröffentlichen ausführliche Pressesttmmen über den Eindruck der Htnden burg-Rede, ohne jedoch selber Stellung zu nehmen. Allein die „Evening New»*, da» Schwestervlatt der „Daily Mail* nimmt heute abend kritisch Stellung. Das Blatt meint, eS sei ein bißchen früh, heute schon ernsthaft sagen zu wollen baß Deutschland keine Verantwortung für den Krieg trage. Großer Eln-ruck in Moskau. Ko««». 1V. Gept. Nach Meldungen aus Moskau hat die Rede HindenburgS bet der Einweihung des Dannenberg Denkmal» in Moskau größten Eindruck hervorgerufen In politischen Kreisen wird hervorgehoben, daß Hindenburg egenwärtig die populärste Persönlichkeit in Deutschland sei. Die Aeußerungcn dieser Persönlichkeit über die Krtegsschuldfrage seien nicht «ur der Dache der Gerechtig keit. sondern der nationalen Ehre gewidmet. Sine größere A«t»rität als diejenige HindenburgS in jener Frage sei »oh! kau« de«kbar. DK Berliner Presse zur Tannenberg-Rede. verli«, 19. Gept. Die feierliche Verwahrung Hin den- bürg» gegen die Lüge von der Schuld Deutschlands am Weltkriege findet mit wenigen Ausnahmen in der Berliner Presse hegetftertr Aufnahme. Die „Deutsche Zeitung*, die die WorteHindenburgs eine Staatshanblung allerersterOrd- nung nennt, erklärt: Jetzt erst gilt es. auf dem Boden, den Hindenburg geschaffen, zu arbeiten und zu kämpfen. In der „Deutschen Tageszeitung* heißt eS: Wie «Ine Erlösung von schwerem Druck haben die breiteste» Schichten de» deutschen Volke» den feierlichen Widerruf der KriegSlchuldlüg« durch den Reichspräsidenten empfunden. AlS Wahrzeiche« stehe« diese eherne« Worte, a« denen «S k«i« Deutel» «ehr gibt. ««« nebe« dem gewaltigen Dannenberg» Denkmal. — Die „Berliner B ö r 1 e n ze i t u n g*. die sich mit den Aeußerungen der Pariser Rechtspresse zu den Aus führung?« HindenburgS kritisch besaßt, sagt: Französische SountagSprediger. wie Poincarö und Maginot und belgische Dtnant-Redner dürfen allwöchentlich wahre Pfeifkonzerte auf Locarno veranstalten, während der Präsident de» Deutschen Reiche» lediglich in wenigen würdigen und nicht aggressiven Worten der Wa-brheit die Ehre gegeben hat. Di« „TS gl. Rundschau* schreibt: Wie alle die kaufend« deutscher Männer und Frauen, die Hindenburg am «estrigen Sonntag zuhören durften, seine Worte als «ine Be- frei ung empfanden, so werden sie von allen, in deren Seelen die Schmach der KriegSschulblüg« brennt, al» eine Be- fetetigung empfunden werben. DaS „v. D* schließt sich dem Wunsche de» RetchSprästben- tr« an. der tn seinen Worten über Deutschland» Berettschast lieg«, sich unparteiischen Richtern zu stellen. Jene« Versailler Verdikt, da» Deutschland mtt der «lletnschuld »«laste, gelt« für uns nicht, da eS ohne irgendeine Rechtögarantie, ohne An- hörung des Verklagten, von parteiischen, interessierten und zum Teil selbst der Mitschuld verdächtigen Richtern geschloffen worben Ist. Das Blatt behauptet aber, daß Neben, wie die jenige HindenburgS, für baS berechtigte Streben «ach «»parteiischer Untersuchung nur erschwerend und hinderlich seien. — Aehnlich äußert sich der „Vorwärts* der erklärt, man könne nicht annehmen, baß dem feierlichen Appell des deutschen Reichsoberhauptes an bas Ausland irgendein praktischer Erfolg beschleben sein wird. Magirrol gegen -en „Defaitismus". Pari», 18. Sept. Heute wurde in Douaumont ein Denkmal für da» Massengrab der dort bciqesetzten unbekann- ten alliierten Soldaten durch Marschall Petain eingeweiht, der sich in seiner Rede lediglich über den militärischen Cha rakter der Kämpfe um Verdun auvsprach. Der ehemalige KricgSminister Magi not dagegen er klärte, die Nationen ebenso wie die Einzelwesen könnten nicht mmcrwährend ln einem Zustande ewiger Spannung bleiben. SS sei durchaus natürlich, baß einer langen und wunder- baren Anstrengung etne"g «wisse, Depression folge. Man müsse aber den Mut haben, zuzugeben, daß dir Depres- sion zu stark war und den Eindruck hervorrief, al» wolle sie weiter anbauern. Man müsse sich also wieder aufrichten und gegen jede unheilvolle Betätigung reagieren, bis die geringste Anstrengung sür genügend eracht« und aus allen Gebieten de« Friedens einen Defaitismus Hervorrufe, dessen Gefahren man im Kriege habe ermessen können. Die Fran zose« müßte« Sieger bleibe« und al» Pazifist,« eine« Frie de» suche«, der «ach a«ße« «icht et« fortgesetzte» verzichte« auf Frankreich» Recht« bedeute ««d i« F«n«r« sich «Icht al» fortgeletzte» Sapltttliere« »», de» Date« der N«tzol»tto» zeig«. Deulschlands Erwachen. ES geht vorwärts mit Deutschland, weil es endlich zur Erkenntnis dessen gelangt ist, was ihm vor allem nottut: DaS ist das befreiende und erlösende Bewußtsein, das durch den markigen Protest HindenburgS gegen die Kriegsschuld, lüge tn allen deutschen patriotischen Kreisen lebendig ge- macht wird. Ernst, nachdrücklich, fest und würdig und ein. dringlich durch ihre soldatische Knappheit sind die denkwürbi. gen Worte, dt« Hindenburg bei der Weihe des Dannenberg. Nationalbenkmals zur Verteidigung der blanken deutschen Kulturehrc gesprochen hat. Wie unterscheidet sich diese ruhige und gerade durch ihre schlichte Wahrhaftigkeit um so tiefer wirkende Abwehr einer von unseren ehemaligen Krieg», gegnern mit bewußter Bosheit aus den deutschen Namen ge. hefteten Schmach von dem widerlichen, mit heuchlerische« Friedensbeteuerungen gemischten Phrasengeklingel. daS au» OrchteS und Dinant zu uns mißtönend herüberschallte und das tn seiner Niedertracht und Abscheulichkeit nicht »«ehr z« überbteten war. Die ganze Nation hatte die Empfindung, -aß in der Zurückweisung dieser perversen Ausbrüche eine» noch immer weiterschwelenden Deutschenhaffes, der tn der Ber. satller Kriegsschuldlüge seinen immer wieder neugedüngten Nährboden findet, von unserer Seite nicht genug getan wor. den sei, daß eS noch eines besonderen Schrittes bedürfe, um den schuldlos besudelten deutschen Ehrenschild rein zu er. halten. Und nun hat Hindenburg das große Wort gesprochen, aus das ganz Deutschland wartete. Der Eindruck dieser Kundgebung ist überwältigend. Keine amtliche Note, kein vor dem Genfer Tribunal vorgebrachter Protest kann jemals ein ähnliches Gewicht im Urteil ber gesamten zivilisierten Welt besitzen wie eine Verwahrung, die bei bedeutsamer Gelegen» heit auS dem Munde deH im gesamten Auslände hochver. ehrten und mit der größten Autorität bekleideten deutschen Retchsoberhauptes ergeht. Als jüngst Gerüchte über einen Besuch HindenburgS in London lanciert wurden, bemerkte ei» führendes englisches Blatt, daß viel mehr, als es alle Genfer BersöhnungSreben vermöchten, für die Sache des Friedens und der gegenseitigen Annäherung der Völker getan werden würde, wenn Hindenburg, vom Jubel der Londoner Bevölke- rung umbraust, durch die Straßen der britischen Hauptstadt führe. An diese Auslassung mag heute erinnert sein, als Be- weis dafür, was es bedeutet, wenn ein Hindenburg sich tn feierlicher Ansprache an das Weltgewiffen wendet, um sür Deutschlands Unschuld an dem Kriegsverbrechen zu plädieren. Ganz gewiß war es der erneute Wogcnschlag -es in OrchleS und Dinant überschäumenden Deutschenhasses gewesen, der den unmittelbaren Anstoß zu dem Vorgehen des Reichs- Präsidenten gegeben hatte. Hindenburg vermied eS aber klugerweise, die qualmige Glut dieses unheiligen Feuers noch. malS anzufachcn, und verlegte statt dessen den Schwerpunkt seines Angriffes dorthin, wo die Quelle des ganzen euro. päischen UnsriedenSelends fließt, indem er durch seinen Protest gegen die KriegSschnldlügc das Uebel an der Wurzel packte. Damit hat ber Reichspräsident klar und unzweideutig festgestellt, dab die endliche Lösung der Kriegsschuld, frage den Angelpunkt unserer auswärtigen Politik bilden muß. Was bisher nach dieser Richtung von deutscher Sette unternommen worden ist. genügt tn keiner Weise. Der vom Kabinett Marx im August 1924 inner, politisch ausgesprochene Widerruf der Schuldlüge wurde nicht, wie versprochen, sämtlichen 28 Unterzeichnern bcS Versailler Vertrages zugänglich gemacht, sondern nur den Regierungen von England, Frankreich. Belgien und Italien mitgetetlt, und al« Antwort darauf erging die brüsk gehaltene Erklärung, di« genannten Staaten hätten keinen Anlaß, an der in Ber. ätlles sanktionierten Auffassung über die Kriegsschuld irgend etwas zu ändern. Mit der Ansicht, daß unsere Aufnahme in den Völkerbund einen stillschweigenden Verzicht de» Ber» banbeS aus die Schuldlügc bedeute, können wir uns nach allen seitdem gemachten schlimmen Erfahrungen keinesfalls zufriebengeben. und auch die Tatsache, baß unsere moralische Rechtfertigung In allen gerecht und billig denkenden Kreisen des Auslandes sichtliche Fortschritte gezeitigt hat. vermag un» keinen Ersatz dafür zu bieten, baß der berüchtigte Artikel 281 de» Versailler GrwaltdtktatS noch immer formell besteht und die Politik der Siegermächte uns gegenüber beeinflußt. Der einzlge Weg zur Beseitigung dieses unerträglichen und kultur- widrigen Zustande», der die internationale Atmosphäre fort- gesetzt »ergiftet, ist von Hindenburg gewiesen worden: „Deutschland ist federzrtt derett. seine Unschuld vor unpartet. tsche« Richter« zu erhärten* Jetzt tst e» die Aufgabe der