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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 25.03.1903
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-03-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19030325027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903032502
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903032502
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-03
- Tag 1903-03-25
-
Monat
1903-03
-
Jahr
1903
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Dresdner Nachrichten. Mittwoch. 25. Marz »»"» »W Vir. 84 ankaus und will zur Deckung der Nausgeldrr ei» Darlehen von 45000 Mk. beim Landwtr.'Ichastlichen Kredttverrin im Königreich Sachsen ausnebmen. Der Rat genehmigte diese Maßnahmen — Der Rat beschloß, von den zu Ostern IMS au« den städtischen Volksschulen ausscheidenden Konfirmanden ivie in den Vonähren das Schulgeld nur bis Ende März 1903 zu erbeben. —* Im Wettiner Gymnasium wurden gestern vor mittag die Abiturienten entlassen. Nachdem sich 4 abgehende Schüler in lateinischer, griechischer, französischer und deutscher Sprache von ihrer Bildungsstätte verabschiedet hatten, widmete ein Unterprimaner den Abiturienten einen poetischen Scheldegruß. Der Rektor Herr Prof. Dr. Meitzer gab in seiner Ansprache den Abgekenden als Denkspruch das Sophokleische Dichterwort mit auf den Lebensweg-. „Mit allein, waS er hat und kann, zu nützen ist des Mannes schönste Müh'". Allgemeiner Eboralgesana und eine vom Schulchor vorgetrogene wirksame Komposition des Musikdirek- torS Q Eichler: „Bleibe fromm und halte Dich recht usw." vervoll- ständigte die Feier. —* lieber: „Die Hygiene der künstlichen Beleuch tung" sprach gestern abend in der vom stellvertretenden Vor sitzenden, Herrn Glasermeister Hoffrichter. geleiteten Versamm lung des Gewerbevereins der Geheime Medizinal- und Ministerialrat Herr Pros. Dr. Renk in einem hochinteressante» Erpernnenkalvortrage von eineinhalbstündiger Dauer. Drei An- sorderungen sind vom hygienischen Standpunkte an jede künstliche Beleuchtung zu stellen: l. genügende Helligkeit, 3. ruhiges, nicht flackerndes Licht ohne grellen, d. h. das Auge blendenden Glanz: :I Llchterzeugung ohne wesentliche Verschlechterung der Luft. In- wieiveit die verschiedenen Beleuchtungsanen diesen drei Haupt forderungen zu entsprechen imstande sind, lehrte zunächst in höchst instruktiver Form der Augenschein, indem der Vortragende so ziemlich alle heute üblichen und früher einmal üblich gewesenen künstlichen Beleuchtungsmittel — von der Stearinkerze und de» Rüvöllämpchen durch die Zwischenstufen der alten vel-Studier- lainpe, der Moderateurlampe, der verschiedenen Petroleumlampen sFlach- und Rnndbrenner), des lKasschnitt- und Argandbrenners bis zur Acetylen-. Auer- und elektrischen Glühlampe — gleich zeitig und neben einander in ihrem Beleuchtungseffekte praktisch vorftihrte. Auf die erste der obengenannten Forderungen näher eingehend, führte Redner aus, daß man unter einer dem Auge zuträglichen Helligkeit beini Lesen. Schreiben und feineren Ar beiten denjenigen Ltchtcffekt verstehe, den zehn Normalkerzen aus einer Entfernung von 1 Meter auf einer iveißen Fläche hervor- rufen, also eine Lichtstärke von 10 Metcrkerzen. Auch Licht- gnellen. die, wie etwa Rüböllampen. Itlimge Petroleumlampen :c. an sich »och nicht eine Helligkeit von 10 Meterkerzcn verbreiten, können durch Reflektoren und geeignete Lichtschirme, die das Licht auf die Arbeitsfläche hin werfen, in ihrer Leuchtkraft erheblich verbessert und verstärkt werden Masntgeln der Schuhmachers. Ein wesentliches Moment zur Erzielung einer allerwärts gleich mäßig Hellen Beleuchtung in größeren Räumen Mafsenziinmern, .Hörsälens is, die Umwandlung des direkt auS kräftigen Lichtquellen lelcknischen Bogenlampen ulw.s ausstrahlenden Lichtes in in direktes, d. h. reflektiertes Licht. In dem hygienischen Institut der kiesigen Königlich Technischen Hochschule z. B. ist für solches indirektes Licht dadurch gesorgt, daß die möglichst hoch ange brachten Beleuchtungskörper mittelst Reflektoren, die das Licht nach unten zu abschließen und noch der weißgetünchten Decke hinaufwerfen, ein alle Teile des Raumes vollkommen gleichartig erhellendes Licht erzeugen, das obendrein den großen Vorzug hat, keinerlei Schatten zu werfen. Diele Anordnung der Belenchtungs- körper empfahl Redner — wenigstens für größere Räume — als die den Augen zuträglichste. Damit berührte er bereits die zweite Anforderung, die an jede künstliche Beleuchtung zu stellen ist: die Verhütung der direkten Einwirkung grellen, blendenden Lichtes auf das, Auge, In dieser Hinsicht steht das elektrische Licht — auch die elektrische Glühlampe — hinter dem Araanv- Gasbrenner und dem Auerlicht zurück, da jenes, auf den Quadrat- Millimeter leuchtender Fläche berechnet, weit intensiver, d, h. greller und daher schmerzender auf das Anae wirkt als alle übrigen Beleuchtunasarten, Dagegen steht das elektrische Licht obenan in bezug ans die dritte Hauptforderung, daß nämlich durch den Lichtgebrauch die zum Atmen nötige Lust nicht verschlechtert werde. 'Dreierlei kommt bei der Luftverschlcchterung in Frage: die Erzeugung von lästiger Wärme, die Bildung von Kohlensäure und hie Steigerung des Wassergehaltes der Luft. Ueberaus günstig in dieser dreifachen Beziehung verhält sich das elektrische Licht: ihm am nächsten kommt das Auerlicht, wesentlich ungünstiger zeigen sich der Reihenfolge nach Petroleumrundbrenner. Argandbrenner, Petroleumflachbrenner, Gasschnittbrenner, und am allerungünstig- sten beeinflussen die Luftbeichaffenheit Rüböllampen und Stearin kerzen, Die hier kurz wiedergegebenen Ausführungen zu praktischen Folgerungen zusammenfassend kam Redner zu dem Schlüsse, daß für Wohn-und Arbeilsräume das Auerlicht wegen seiner den Glühlampen weit überlegenen Helligkeit das hygienisch zweckmäßigste und oben drein auch noch das billigste sei; allerdings sei hierbei wünschens wert, daß möglichst das direkte Licht vermieden und durch in- direkte Beleuchtung ersetzt werde. Das Allerratsamste für unsere Augen sei freilich, der künstlichen Beleuchtung überhaupt so viel als möglich aus dem Wege zu gehen und lieber — unter Mit benutzung der frühen Morgenstunden — bei Tageslicht zu arbeiten. Ter Vortragende erntete reichsten Beifall. Mit lebhaftem Danke wurden zuvor auch die Ausführungen des Herrn Branddirektors Langer entgcgengenommen, der unter Zuhilfenahme von Licht- bildern das Thema behandelte: „Das Automobil im Dien st e der Feuer weh r". Ein näheres Eingehen aus diesen Vortrag ocrüberffüssigt sich im Hinblick aus einen Artikel, den wir vor wenigen Tagen über das gleiche Thema veröffentlicht haben. — Nächsten Montag findet die ordentliche Haupioer- iamin lung des Geweröeoereins statt, in welcher nach Er ledigung oerichiedencr geschäftlicher Angelegenheiten sWahlen ulw.s Herr Oberlehrer Dr. Hossmann über: „Die Sprache der Liere" vertragen wird. — Unter Teilnahme von staatliche» und städtischen Vertretern fand am Sonntag nachmittag von 1 bis 6 Uhr in der 5. Bürger- chule aus der Markgiasenslraße die öffentliche Prüfung in der Fachschule des Vereins Gewerbtrcibender Dresdens Natt. 300 Schul« wurden geprüft in Realien, ferner in Gcsctzes- kuudr. Bolttwlrtlchaft. Stenographie. ProtektionSzelchnen, Fach, zeichnen für Schlosser ,e. Dl« Prüfungen verliest» lehr zufiieden- slelltiid und bezeugten, daß die lunaen Deute tüchtigen Lehrkräften übergeben waren. Herr Dirigent Oberlehrer Zipfel gab den ab- aedeiidtn Schülern beherzigenswerte, von Liebe zu ihnen getragene Worte mit aus ihren ferneren Lebensweg. Sodann tonnte er noch 9 Prämien und 16 Belobigungsschreiben an die besten Schüler vertriten. Aunr Schluß danlte er den tönlglichen und städiiichen Behörden für die Unterstützung, die die Fachschule auch im ad- aelaufene» Schuljahr« genossen. Diesem Danke schloß sich der Schulvorstand Herr Tapezierermerster Heime an. der in seine Rede lndeß auch »och da- Ledrerkolleginm ein bezog n»d dann der vor 20 Jahren erfolgten Gründung der Jackschule gedachte. Die beiden inzwischen verstorbenen Gründer, sie Herren Stadtrat Luigke und Stadtverordneter Schuhmachermeister Heinze. ehrte inan durch Erheben von den Sitzen. —* Gestern nachmittag in der 6. und 8. Stunde erfolgten Alarmierungen der Feuerwehr nach Gr» naeritrahe 4 und Große Brüdergasse 11. 'Irr beiden Fälle» konnte nur blinder Lärm, ersterer durch Rauchniederschlcig veranlaßt, fest- gestellt werden. Der zweite Alarm war dadurch veranlaßt worden, daß die Frau eines in Zwist geratenen Ehepaares Hilferufe ausge» stoßen hatte. — Heute vormittag nach 9 Uhr entstand in einer Stube im 4. Stock des Grundstückes Dürerplah 11 ein Brand, durch den ganz erheblicher Schaden an Mobiliar und Gebäude teilen cuigcrichtet wurde. Eine ganze Zimmereinrichtung wurde zerstört, aber auch die im Vorsaal stehenden Möbel durch die Glut beschädigt. Der Wohnungsinhaber hat nicht versichert. Die herbeigcrusene Feuerwehr konnte die Gefahr mit einer Schlauch leitung vom Straßenhydranten bald beseitigen. Die Entstehungs ursache des Brandes war nicht zu ermitteln. Polizeibericht. 24. März. Am Sonntag früh explodierte in einer Wohnung auf der Hopfaartenstraße in einer Kochrnaschrne beim Anlegen von Kodier, irgend ein Spreng stoff. Tie Maschine wurde vollständig zertrümmert, verschiedene Küchengeräte beschädigt und die Doppelfenster hinauSgedrückt und in de» Hofraum geschlendert. — Infolge von Schwermut nahm vor einige» Tagen eine in der PIrnaischen Vorstadt bedirnstete Wiitschasterin «Salzsäure. Die dgdlirch Innerlich entstandene» Verbrennungen führten heute früh den Tod herbei. — Durch eine» Radfahrer, dessen Peffon sestaestrllt worden ist. wurde am Sonntag nachmittag ans der Pillnitz« Straße ei» Fräulein un>- gerissen. Io daß es bewußtlos liegen blieb. Die Verunglückte hatte eine stacke Quetschung des HnstrrkvpfeS, sowie eine leichte Gehirnerschütterung eilitten. —* Ans der Marienbrücke winde am Sonntag abend ein alter, offenbar schwerhöriger Mann von einem etnipämngen Jngdwagen überfahren. Der Wagenführer nahm den Verunglückten aus und brachte ihn nach dem Stadtkranlenhauie. —* Auf der Wettinerstrciße kam gestern nachmittag ein älterer Mann in der Betrunkenheit zuFalle und blieb bejinnnngslos liegen. Er wurde zunächst in eine Hausflur, dann aber mittels Wagens ins Stadtkrankenhans gebracht. —* Ai» vergangenen Sonntag wurden drei von Wasewitz kommende und den unteren am Tolkewitz« Friedhof in der Rich tung nach dem Wasserwerk führenden Weg vaisierende Dresdner Herren plötzlich aus ein a»S dem Gebullt, dringendes eigentüm liches Geräusch ansmerkiam und sahen daseltfft einen Mann, der sich mit einer Schnur an einem Baum zu schaffe» machte, setnen Kops schnell in die Schlinge legte und sich dann in die Knie fallen ließ. Schnell sprangen die Beobachter drei« traurigen Tat hinzu und schnitte» den Mann los. Dies« verweigerte zwar jede Aus kunft über seine Person, gab aber »nt« Träne» an. daß er eine starke Familie besitze, iehr lange schon keine Beschästigung hake und nunmehr auch »och gezwungen iei, seine Wohnung zu räumen. Die drei Herren »ahmen dem Bedauernswerten das Versprechen ab. sich unveiiüglsth zu seiner Familie ziirückinbegeben und nie wieder an Sewittnord zu denken, händigten ihm auch gleichzeitig einen nahmhasten Geldbetrag ein, der hinreichend erschien, die Familie des Unglücklichen am längere Zeit hinaus vor Nahrungs sorgen zu bewahren und entließen ihn sodann. —* In einem Anfalle von Schwermut hat sich gestern abend die junge Frau eines in Vorstadt Löbtau wohnenden Handwerks gesellen ihrem Leben durch Erhängen ein Ende bereitet. —* Ein aui der Südstraße in Vorstadt Löbtau wohnend« Tischlergeselle M. mochte am Sonnabend Morgen seinem Leben durch Erhängen ein Ende. Er sollte an dem genannten Tage exniittiert^werden. ^—"Schwurgericht. In der Verhandlung gegen die »schwarze Bande" wurde gestern in spät« Abendstunde noch das Urteil verkündet. Es «hielten: Langer 15 Jahre. Bergmann 3 Jahre 6 Monate. Funke 8 Jahre. Emil Mierich 9 Jahre 2 Monate, Fichtner 4 Jahre 6 Monate, Martini 4 Jahre, Hermann Miersch 3 Jahre Zuchthaus. Junghans 1 Jahr Gefäng nis. Dem Angeklagte» Junghans weiden die Ehrenrechte aus 3, den übrigen aus je 10 Jahre abgesprochen. Langer. Funke, die beiden Mierich. Fichtner und Martini werde» für dauernv unfähig «klärt, als Zeugen over Sachverständige eidlich vernommen zu werden. — Gegen den Fabrikarbeiter Paul Julius Richard Bauer aus Tenben ist Anklage wegen veriucht« Notzucht erhoben. Das nach geheimer Verhandlung gefällte Urteil lautet auf 1 Jahr 3 Monate Geiängnis »»d 3 Jahre Ehrverlust. — Amtsgericht. Der 20jäbrige Arbeiter Fritz Gregor Kiiwalc«! aus Malmo in Galizien traf am 26. v. M- von Saaan i. Schl, mit einem Arbeitsgenossen kr« ein. Dies« kannte de» K. nur unter dem Namen „Ludwig Zuber", als welcher er sich an seiner frühere» Arbeitsstelle auSgegeven halte. Die in seinem Besitz befiiivliche Jnvalldenkaite des Zuber. dieK. gefunden haben will, benutzte er zum Ausweis über seine Person, da ihm sein Arbeitsbuch ans der gallischen Heimat noch nicht geschickt worden war. K. führte seine Sachen in einem Sacke eingebunden bei sich, während iein Reisegefährte seine Effekten in einem Koffer ausbkwabrte. Ta des letzteren Geld ousging, beschlossen beide, ihren Reiscplan zu ändern und schon in Dresden nach Arbeit Umschau zu halten. Ihr Gepäck ließen sie aus dem Bahnhöfe zurück, worüber ein gemeinsam« Hintcrlcoungsichein ausgestellt wurde, den K. an sich nahm. Nach dem Besuche eines Agenten, trennte sich K. heimlich von seinem Begleiter, begab sich schnell wird erst leise, zaghaft durch einzelne Bogelsttmmen unterbrochen, bis nach und nach Berg und Tal von all' dem Zwitschern und Jubeln der gefiederten Musikanten widerhallen. Vergehens harre ich der erjehülen Stimme: schon geht die Uhr auf 4, glühend um- iäumcn sich die Fichten am östlichen Horizonte. Da schwingt sich gackernd im Wipfel einer nahe» Kiefer eine Henne ein. Auf einem kahlen Aste steht sie unbeweglich gleich einer Statue, sich scharf vom Morgenhimmel abhebend, und dann und wann ihr nasales „Gock— gock" hören lassend. Plötzlich durchzuckt's mich: „Tschu —hui— iichu—hui—sch—" klingt's von drüben. Und wieder: „Tschu— huisch—sch—Ich kann den Hahn nicht sehen. Vielleicht, daß ihn die Eifersucht ms Verderben bringt. Zum Schuß fertig, und als das Schleifen wieder herüberllingt, die Hand hohl vor den Mund: „Tschu—hunch." Eine Paui'e. Hots ihm verdächtig geklungen? Schließlich ein zorniges „Tschu—hui" als Antwort. Ich reize wieder, und er bleivt. immer autgercgter, die Antwort nicht schuldig. So aeht's eine Weile hin und her, ohne daß sich jedoch der Hahn vom Flecke rührt. Und die Henne droben aus der Kiefer gockert lauter, be gehrlicher. Jetzt wird der hitzig, der verliebte Kumpan, er beginnt estrig zu rodeln. Der Ton vergewissert mich jetzt, daß der Hahn mitten auf dem Gehau, hinter einer Bodenerhebung, für mich un sichtbar, balzt. So lange ich Deckung habe, rücke ich schrittweise, lautlos während des Rodelns vor. Nun liegt das kahle Gehau vor mir: der noch immer unsichtbare Werber drüben läßt unaufhörlich seinen Minnegesang erschallen. Ein beidekraukbewachsencr Hügel würde mich, wenn ich mich aus dem Bauch bis hin schiebe, decken, »nd von dort aus hätte ich den Hahn schußgcrccht. Gedacht, getam Wäre nur oben auf der Kiefer die Henne nicht die unfreiwillige lästige Zeugin meines mörderischen Beginnens! Vu lmnguo — es glückt, oder nickt! Der .Hahn rodelt lustig weiter, während ich mich aus dem Bauche langsam vorwärts bewege. Dann und wann ein besorgter Blick nach meiner Wcichlerin: mit langem Hals äugt sie aus mich herab; sie ist sich noch nicht recht im Klaren über die drohende Gefahr. Schnell und lautlos vorwärts, ehe das Spiel verloren! Ich bin so weit. Nun noch das hinter mir liegende Gewehr leise voraezogen, und dann im Anschlag langsam in die Höhe Teufel! — Ehe ich dazu komme, sährt die Henne ärger lich gackernd ab. Im selben Moment verstummt der Vorsichtige und steht mit rauschendem Flügclschlage auf — davon! Verdrossen erhebe ich mich. Immer muß eine „sie" das Spiel verderben!! Tech ich mußte darauf gefaßt sein — tst's heute nicht, ist's morgen. Resigniert setze ich mich ans einen Felsvorsprung, der mir den Blick ins dampfende Tal gewährt, und halte mich für den Aerger schadlos an der Pracht des erwachten Tages. Er schob nicht Hasen, noch Hühner, noch Reh', Denn ach, im Herzen war's ihm so weh. Seitdem er das Mägdelein sah Unwillkürlich summe ich die ost in froher Zecherrunde gesungene Jägerweise vor mich hi». Weit wandern die Gedanken fort, und zaubern mir unvergeßliche Bildei vor die Seele: Sehnend umfasse ich den schlanken Laib, und blicke tief, tief hinein m ein treues, glückliches Augenpaar — heiß preßt fick Lipp' auf Lippe. Denn ach. im Herzen war's ihm so weh, Seitdem er das Mägdelein sah .Lsurrgurr-r—!" Wie ich aus meinen Träumereien ouffahre! Wahrhaftig, fängt der Hahn ein Stück weiter drüben wieder zu balzen an! Ihm hat's wohl der herrliche Morgen angetan — und die Liebe! Mit ein paar vorsichtigen Sprüngen bin ich über dem Gehau. Nun gilt's. Lautlos, Schritt für Schritt, rücke ich in der Richtung des Tones durch die Fichtenstangen vor. Der Hahn steht hoch oben im Wipfel einer alten Kieler, durch die niedrigeren Fichten von hier aus völlig verdeckt. Ich pürjche mich bis vor an den Rand des Stangenholzes, das Gewehr im An schlag, spähe ich hinter einem Fichtcnzweige vorsichtig nach dem von der Morgeni'onnc völlig bestrahlten Wipfel der Kiefer. Schon verstummt der Scharfsichtige^ ober auch ich erkenne ans den ersten Blick droben über einem Büschel Kicsernnadeln den sichernd lang gestreckten, kohlschwarzen Hals und Kops mit dcn leuchtenden Rosen. Ich halte mitten hinein in das Büschel, donnernd bricht sich der Schall des Schusses an den Bergwänden. Eine Sekunde rührt sich nichts; dann prasselt ein schwerer Körper durch die Aeste, um dumpf auf dem Boden anszufchlagen. Bald stehe ich vor dem Verendeten, dem der Schweiß hellrot ans dem Schnabel quillt, und bewundere den prächtigen Stoß; fürwahr, der wiegt all' die Müden und Enttäuschungen ans. Inh ruft der Tod dich aus der Liebe Wonne, schwarzer Gesell! Und ich, der Mörder, schwinge den Hut mit dem Tanncnbrnche, und sende ans froher Brust einen Juchzer hinab ins sonnendurchglänztc Tal. — „Die Jägerlaufbahn ist voll Lust, Und alle Tage neu —" heiht's im alten Liede: Preis dir und Dank aus treuem, deutschen Wcidmannsherzen, Lenz mit deiner Liebe! bereits damit verschwunden. D>e» entleerten Soffer funk man nach einigen Tagen in einer Sandgrube auf Plauen« Flur. De» Inhalt halte sich d« ungetreue K. angeetanet. den die hiesige Polizei bald darauf kstnabm. Er streitet seine Schuld ab trotz der vorliegenden schweren BelastungSmomont«. In der Beweis aufnahme werden vier Zeugin abgädört. ' Als Dolmetsch für di« tschechische Sprache nimmt Herr Kauwnann Luka« an der Verdenk, luv, stetst Gesi ia teil, da der Angeklagte so gut wie gar nicht deutlch vrr- dt. Seine Schuld wird festgeftellt und er daraus zu 8 Wöchiw KängnlS verurteilt. — Der 25 Jade« alte Zieaeleiardrit« Gott- lieb Kurlawe aus Mechau besuchte zu wiederholten Malen in der Wallerlchri, Ziegelei in Cotta Kameraden gegen den Willen de» Grundstücksbesitzers, der schließlich, um sich vo« weitere» Belästigungen zu schützen, Anzeige «stattete. D« Angeklagte befindet sich jetzt i» Lommatzsch ln UnterluchuimShaft, die Ver handlung findet in seiner Ainvesendrit statt. Da» Urteil lautet wegen HaussiiedenSbruch» aus 8 LLochen Gefängnis. — Der 38iährlge Barbier Heinrich Haiek aus Trebnitz batte in einem V«g»üalmgSlokal zu Löbtau bet öffentlich« Tanzmusik einen Zu sammenstoß mir einem Teilnehmer, d« von H. durch Schläge nitt einem BierglaS derart stark verletzt wurde, miß da« Gericht 2 Monate Gefängnis alS entsprechende Siihiic erachtet. — In Btaiewld erschwindelte sich der Markthelser Robert Paul Hentichel auS Dittersbach vuu einer Frau zwei Darlehen hon zusammen 30 Mk. Er erhält 3 Wochen Gefängnis. — Im S«schül»S-«Oche de« Ministerium« das Kult»» und öffentliche n U nt« rrich »« sind ,u beietzen r Di« ftöndlgr 8«-rn< stelle an der Schul« zu Borlas. Kovator: die odrrfte Schulkchör»«. >200 M. tRunvqebalt. 2V0 M. unwtderruslich« perf-aliche guta««. tt« M. für FortdtldungSfiiuI-, 27,«) M. für Turnunteaffcht, SLuIglack«. I« M. sur reichenadsuicMN, SS M. für der Schulstube, frei« Wohnung mit Gartenaenuh: »v. »4 M Handarbeitsunterricht. Vewerbonaen dt« 8. Avril an >«ztrkti<t Bang, DipvoldiSwalde ; — dle Lebrerftell« an d«r »w»maMg« ! Scdule zu Grimma. Kollator: d,S Apostolische Nikariat. Außer freier Wobnung unv den geletzttchen AlterSzulagen >200 M. »o« Schul-, Atz) R. siir den Organtslendtenft und N0 M. für Turnunterricht. Mulilaigche Bildung nötig. Gesuch« tauch nicht wahlfähig«« Lehr«) dt« l. Avril <m das Apoftolnch« Bltariat,u DreSd«n. —' Wetterbericht de« B««d»r««r E««w»r«e vom «. Möy. Ein Maximum von Uder 77V Mm. bat sich nach Südeuropa verlegt, ein Minimum unter 730 Mm. ist üb« Siord-Skandinaokn auSg«br»itet. dessen Auoläuser sich bi« zur Elbmündung erstrecken: «in »«»«« Wtauuum be findet fick westlich von Irland. Deutschland hat sehr mild««. tmRor»»«tzen lrilbeS Wetter und Regeniälle, sonst herrscht heitere« Wetter. — Wahr- fchrlnlich ift sehr mildes, im Süden trockene« Wett«. Amtliche Bekanntmachung«». Aus der bisher von der Müller-Innung zu Dresden und Um gegend, jetzt vom städtischen Stiftsamt ««walteten Bienert- Stiftung sind Unterstützungen an würdige und bedürftige Per- sonen, welche dem Mühlengewerbe oder den damit verbundenen Rebenbetrieben angehören oder angehört haben, sowie an deren Angehörige bez. Hinterbliebene z» gewähr««. Bewerbungsgesuche sind bis zum 1. April beim Stiftscnnte, Landhausstrahe 7, III., einzureichen. TageSgefchichte. x Deutsches Reich. Der Kaiser sprach gestern Morgen beim Reichskanzler vor. x StaalSlekretär von Tirpitz ist heute abend vo» PeteiS- blirg nach Berlin zurückgereist. X Der erste Vizepräsident des vreukischeu Abgeordnetenhauses. Freiherr Heerema» v. Zuydwyk, chat ein Alter Von über 70 Jahren erreicht. Nach der schweren Erkrantuna. di« er sich in der letzten Zeit zugezogcn hatte, kommt fein Ableben nicht mehr unerwartet. Freiherr v. Heereman gehörte dem Parlament als Vertreter von Münster seit 1870,an: seit 1S71 war er ununter- krochen Mitglied sowohl des Reichstags wie des Abgeordneten hauses. Seine Laufbahn im Staatsdienst gab er als Regieruu^- rat bei Beginn des Kulturkampfes aus. . Im Jahre 1879 wählte dos Abgeordnetenhaus ihn zu seinem Zwesten und bald darauf zum ersten Vizepräsidenten. Nach dem Tode WindthorstS übernahm er auch die Führung seiner Fraktion im Abgeordnetenhaus. I» Reichstage ist er weniger heroorgetreten. Seiner Persönlichkeit wurde im Parlament allgemeine Achtung und sympathische Schätzung zu Teil. Die Begräbnisfeier mit feierlichem Requiem findet am Donnerstag, den 26. März, in der St. Hedwigskirche in Berlin statt, wohin die Leiche morgen abend überführt werden soll. Daran wird sich die Ueberführung der Leiche nachdem Lehrter Bahnhofe anschließen. Die Beisetzung erfolgt am Sonn abend in dem Erbbegräbnis in Westfalen. X Wie der Herr Staatssekretär des ReichSschatzamtes auf eine Anfrage im Reichstage, ob die Einführung einer Biersteuer- erhöhung bald zu erwarten sei, erklärte, schweben Verhandlungen irgend welcher Art über dieses Projekt nicht. Herr von Norman» erklärte hierauf namens der konservativen Fraktion, daß die Käufer, vativen in keiner Weise den Wunsch nach ein« Reichsbier- steuer oder Abänderung der Brausteuer haben, sondern die Abhilfe unserer Jinanznöte durch baldiges Inkrafttreten des neuen Zoll tarifs wünschten. Die Erfüllung dieses Wunsches ober scheint leider noch zum Schaden der Reichsfinanzen in weiter Ferne zu liegen. X Major a. D Endcll in Posen erläßt folgende Erklärung einer Presse, welche die gehässigen Zutragu»gen chrer Hi» kaum einer Prüfung unterwirft und auf Gru«d derselben i Schlüffe zieht, die den Tatsachen in keiner Weise eiüspreo. ^ . erkläre nochmals, daß über meine Tätigkeit als Norfitzeuder »er Posener Landwirtschaftskamnter Seine Majestät der Kais« ent schieden haben, und daß diese Entscheidung für mich maßgebend ist und bleivt. Alle etwaigen Angriffe der Prefse ge«n mich werden für die Folge von meiner Seite unbeantwortet bleiben." x Ungarn. Infolge andauernd« Obstruktion hat der Landetzperleidigungsministn die RekrutrnaxAeduttgen auf die Monate Mai und Juni verschoben. — Dir Studenten, welche die Abhaltung von Vortefnngen a» der Universität ver- tnndert hatten, begaben sich auch nach der Technik, erbrachen die Türe zu dein Lehrsaal. wo Rektor JlosvaU eine Vorlesung über Ebemie hielt, und schrieen: „Verhindert die Vorlesung!" Schließlich wurden sic von den Technikern auS dem Saal« ge drängt. Der Rektor der Universität veröffentlicht «tu« Kund machung, i» welcher er die Studenten auftordnt, pr ruhiger Arbeit znrückzukchren. da er sonst die strengsten Gegemnatzregel» «grellen müßte. An der Universität sind die Borlekungen Wert. X Italien. Zu der in Neapel erfolgten Verhaftung eine« Russen erfährt die „Tribuna" noch, daß der Verhaftet« der Mit schuld an der Ermordung Ssipjagius bezichtigt werde. X Auf eine Interpellation Balestros bezüglich der Gerüchte, die Denkmäler des Palatins seien im Senat r» Gefahr, «widert Untcrrichtsminister Nasi, die Gerüchte seien sehr übertrieben. Die Denkmäler hätten kleine Reparaturen notwendig. Die erforder lichen Arbeiten würden beschleunigt. Der Minister versichert, er werde in dieser Frage, die von so großer Bedeutung fei. feine Pflicht vollkommen erfüllen. X Rußland. Das Stockholmer „Aftonbkad" meldet ans Finland: Sämtliche Polizeichefs ,in den Regierungsbezirken in Wiborg'und 3 Mitglieder des öberlandeSgcrichtS in Äas«? itgp ,, ^ x Amerika. Nach einem Telegramm auS Santo Domingo haben die Aufständische» ein die Stadt beherrschendes Fort erobert. In dem Kampfe gab rs aus beiden Seiten vtsle Tote und Verwundete. Einem weiteren Telegramm zufolge tobt der Kampf nunmehr in der Hauptstadt. Die Stadt fcckl vollständig in dcn Händen der Anfftändochen sein. X Afrika. Der Gouverneur von Kapstadt bat in die Frei- laffung aller polttsichcn Gefangenen gewilligt. ES wurde» sofort Anstalten getroffen, dieselben in ihre Heimat zu befördern. Line Anzahl ist vcrcttS entlassen und bis Ende dieser Woche werde» alle freigclasfcn sein. Die Amnestie umfaßt auch die eingebore- neu Gefangenen, welche bei verschiedenen Erhebungen beteiligt waren. ^ x In geheimer Mission Ist laut einer MeldtMg au» Tana« der französische Major Marchand, von derFaschvoa-Angelegrin beit her bekannt, üb« Tanger nach Fez gerefft.
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