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Dresdner Nachrichten : 07.05.1907
- Erscheinungsdatum
- 1907-05-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-190705075
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19070507
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19070507
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1907
-
Monat
1907-05
- Tag 1907-05-07
-
Monat
1907-05
-
Jahr
1907
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 07.05.1907
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!k — Dem seitherigen Oberlehrer an der Realschule in Rochlttz Berts chneider anläblich seine» NebertrttteS in den Ruhestand Titel und Rang al» .Professor" gleichfalls in der 4. »lasse der Hofrangordnung verliehen worden. — Der Nestor der hiesigen Kunst- und Handelsailrtner. der seit lüngerer Zeit hier al» Privatmann lebende ehemalige Garten- kültlvateur Herr Benjamin Martin PoscharSku, ist am Sonnabend im Alter von 8b Jahren hier verschieden. Der Ver storbene «ar ein kunsterfahrener Gärtner. seit 1853 Dresdner Bürger und beging am 11. Januar 1903 sein 50jührtgr» Bürger» judtlüum, vorder schon sein Kunstgärtiierjnbelsrst. Er war der Senior der seit länger al» 2oO Jahren hier seßhaft gewordenen böhmischen Erulantenfamilte PoscharSky, die gemeinsam mit anderen böhmischen Gärtnr rfamiltrn dt« öden Sandgegenden de» rechten Elbufer» in Dresden urbar machte und zu gewinn bringendem Gärtnereigelände nmwandelte. Bi» in unsere Zetten liegt tu der Hand von Mitgliedern der Familie Poscharöty ein Ten der Dresdner Kunst- und HandrlSgärtnerri wvhlgeborgen. Noch stehen in gutem Andenken der in, September I8l>0 als Hosäärtnor de» Prinzen Georg verstorbene Gotthels Wilhelm PoscharSky und der nach Njährigrm Dienste im Königl. Bota nischen Garten End« 1894 in den Ruhestand getretene Gntten- inspektor Gustav Adolf PoscharSky, dem die beste Kennerschaft der lächsischen Flora nachgerüdint wird. Der jetzt verstorbene Senior wird DienStag den 7. o. M. nachmittags >/,4 Uhr auf dem alten Annrnfrtedhos« beerdigt werden. — Der «ttteleuropäische WirtschattSveretn in Dentsch- land hält seine erste ordentliche Generalversammlung Montag, den 27. Mai d. I.. 12 Uhr mittag», in Dresden im Königlichen Belvedere ad. Seine Maiestät der König Friedrich August hat das Protektorat über die Veranstaltung über» nommen und sein Erscheinen zugesagt. Die Tagesordnung um- satzt: 1. Begrüßungsansprache des Präsidenten, des Herzogs Ernst Günther zu Schleswig-Holstein! 2. Rechenschafts bericht, erstattet durch den gelchäflSführenden Vizepräsidenten Freiherrn Otto von Manien ssel, Vizepräsident des preu ßischen Herrenhauses. 8. Vortrag von Koniinerzienral Leo B os se n- Aachen : Eindrücke und Ausblicke von einer Weltreise. 4. Vortrag van Geh. Justiziar Professor Dr. Riesjer-Berlin: Scheckverkehr und Schcckrecht. 5. Einfügung in 811 der Statuten. 6. Neuwahl des Ausschusses und des Direktoriums. Um 3'/« Uhr findet im Königl. Belvedere ein Essen statt. — Schluß der Anmeldrliste am 23. Mai. — Im Konzertsaalc deS städtischen AusstcllniigSpalastcS fand gestern abend in der 7. Stunde das Festmahl anläss lich der ». Internationale« Gartenbau-Ausstellung statt, zu dem 180 Couverts aufgelegt wurden waren. An der Ehrentasel, die gleich den anderen Tafel» auf das präch tigste mit Orchideen, weihen und roten Lilien und anderen Blumen geschmückt worden war, hatten anher dem Königl. Regierungökommissar Geh. Rcg.-Rat Stadler, Ehrenvor sitzenden Oberbürgermeister Beutler, dem Vorstand der Gesamtleitung, die Mitglieder der Ehrcnkommissivn Platz genommen, unter ihnen Ihre Exzellenzen der preuhische Gesandte Prinz von Hohcnlohe-Oehringcn, der bayerische Gesandte Gras Montgelas, der österreichische Gesandte Freiherr v. Braun, der russische Gesandte a. D. Baron Wrangel, Staatsministcr Dr. Gras v. Hohcnthal und Bergen, Oberhofmrisier v. Malorti«, Odcrhvsiiiarjchall v. d. Bussche-Strcithorst, Obcrstallmcistcr v. Haugk, Stadtkommandant Generalleutnant v. Schweinitz, ferner die Herren Hosmarschall Gras Rex, Polizeipräsident Küttig, Generaldirektor der Staatsbahncn v. Kirchbnch, Graf Schwerin, Vorsitzender des Elircnausschiisseö vom Preisgericht, Geh. Reg.-Nätc J-rhr. v. Tendern, Münzner, Geh. Oekonomierat Hähncl, Geh. Hosrat Pros. Tr. Wvrmanu, Geh. Kommerzienrat Lingncr, Amtshaupiman» Dr. Nhle- mann, Stadtvcrordnctcn-Bizevvrsteher Dr. Häckel, Stadt rät Kammseber, Baurat Stadtrat Adam, Major von Tschammer und Osten u. a. m. Die Tafelmusik führte das Trompeterkorps des Gardcreiter-Regimcnts linier Leitung deö Königl. Musikdirigcnlen Stabtrvmpctcrs Stock mit ge wähltem Programm aus. Als Taselvvrstand fungierte Herr Stadtgartendirektvr v. Uslar. Zahlreiche Tischreden würzten dir Freuden der Tasel. Den ersten Trintspruch brachte in blumenreicher, gewählter Rede Herr Ober bürgermeister Bcutter aus» einleitend der aus wärtigen Staatsregicrungcn, der dcntichcn Bnndeösürsten mit Kaiser Wilhelm an der Spitze gedenkend. Ihnen allen zu danken für Förderung des ivohlgelniigeiien Wertes sei Herzensbedürfnis. Dan» gedachte Redner des Königs Friedrich August, der eine Blume gezüchtet habe, die nur auf dem weiten Grunde unseres sächsischen Vaterlandes gedeihe, der Blume der Liebe in dem Herzen des Volkes, der Liebe zu seinem Könige. Begeistert stimmte die Fcst- versammlung in den Frcudenrus ein, dah diese Blume Sr. Majestät in neuer Schönheit und Frische blühen möge, heute und allezeit! — In längerer Rede gedachte tvdann Herr Hofrat Bouchs der hohen Staatsregicrnng, die in all ihren Teilen die 3. Internationale Gartenbau- Ausstellung mächtig gefördert habe, und sprach ihr den Dank der Gesamtkommission aus. — In direktem Anschlnh an diese höchst ehrenden Worte dankte Herr Staatsministcr Dr. Graf v. Hohentbal und Bergen, der die volkswirtschaftliche und ästhetische Bedeutung -er Aus stellung pries, um schließlich all der Männer der 8. Inter nationalen Gartenbau-AuSstellung zu gedenken, die das herrliche Werk geschaffen haben. — Herr Königl. Kom missar Geh. Reg.-Rat Stadler weihte sein Glas unter DankeSworten den Ausstellern, die die Ausstellung beschickt haben, unter Betonung der Fülle von Liebe und Arbeit, Wissenschaft und Kunst, die zur Erreichung des großen Werkes erforderlich waren. — Herr Handclsgärtncr Rudolf Seidel knüpfte an die Worte des Vorredners an und beleuchtete die Sorgen, die die Preisrichter gehabt haben. Brillant hätten die Herren gearbeitet und seien gerecht gewesen. Redner schloß mit dem Wunsche, daß eine jebe Ausstellung eine solch vorzügliche Jury haben möge. — Herr Grafv. Schwerin pries die Ausstellung als Kultur- und Friedenswcrk und feierte die Herren Aus steller aus fernen Ländern als Friedensapostel. — Im Namen der Gartenbaugesellschast in Paris hielt Herr Philipp de Behmourier eine lange Ansprache in französischer Sprache, in der er die Dresdner Gartenbau- AuSstellung als ein Evenement schilderte und in ehren den Worten der schönen Stadt Drcsdcu und ihres ver dienstvollen Oberhauptes gedachte. — Der Fach- und Tagespressc von hier und auswärts gedachte Herr G a r t e n i n sp e k t o r Ledien, die ihr Teil zum Ge lingen der Ausstellung bcigetragcn habe. — Den Tank hierfür votierte unter großem Beifall der Vertreter LeS „Matin" in Antwerpen. Herr Professor Charles de Bosschere, und zwar zur Abwechslung in vlämischcr Sprache, womit er den Rekord des Abends erzielte, indem er die unvergleichliche Ausstellung, die Freude und den Frieden der Natur unter stürmischem Beifall schilderte.— Nach diesen reichen Gaben attischen Salzes wirkten meh rere Borträgc der Dresdner Liedertafel mächtig, die unter Leitung des Herrn Hosorganistcn Karl Pembaur mit bestem Gelingen »Die Ehre Gottes aus der Natur", „Die Maienkönigin" und den »Frühlingdreigen" vor trug. Kaum war «ine Zugabe der braven Sängerschar verklungen, als man sich zu neuen stieben rüstete. In wohldurchdachter Rede feierte Herr Geh. Oekonomic - rat Hähnel die jüngere Schwester der Landwirtschast, den Gartenbau. — Der Oberinspektor des Botanischen Gartens in München, Herr RatKolb. sprach den Wunsch aus, daß der Gartenbau zum Segen der Allgemeinheit blühen möge. — Herr L a n d s ch a s t s g ä r t n c r Schmidt leerte sein Glas aus das Wohl des Vorsitzenden -es Landcskulturratcs, Herrn Geh. Ockvnomiercsts Hähncl. — Höher und höher schlugen die Wogen der Begeisterung, sodaß in dem Krcudentrnbcl -er verdienstvolle 1. Schrift führer, Herr HandelSgärtncr Hau bol-, wiederholt an setzen mutzte, um der Liedertafel ein kurzes Dankwort ouSzusprechcn. — 10 Uhr war hcrangckommcn, als daS vorzügliche Menü, das Herrn Traiteur Hohlscld alle Ehre machte — die schmucken Mcnükarten hotte Herr Hoflieferant Johann Krey,'Georgplatz, geliefert zu Ende ging und bei Kaffee und Zigarren die allgemeine Fidclitas anhvv, die die Teilnehmer des glänzend verlaufenen Festmahles tu ungezwungener Unterhaltung einander näher brachte. — Die ». Internationale Kartenban-Ansftellnng bars sich bislang einen glänzenden Erfolg zusprechen: nun — sie hat auch zweifelsohne Glück gehabt. Am Tage der Eröffnung schon siel warme Lust ein und löste mit lindem Wehen die kalten Stürme der vergangenen Woche ab. und am ersten Sonntag strahlte gvldheller Sonnenschein. Kein Wunder, daß unter solchen meteorologischen Auspizien die Gunst des Publikums sich gern der glanzvollen Schau Uber die Kinder Flvras zuwandte. zumal alle, die die Aus stellung gleich am erste» Tage besucht hatten, nicht genug zu erzählen wußten, wie wunderbar es sich zwischen all diesen Azaleen, Rosen, Rhododendren» Pelargonien und Eyklamen ivandle, welche Flut von Wvhlgerüchcu i» all diesen Hallen und Sälen lagert, herzbeklemmend und sclig- machend zugleich. Den» zu den luooo Besuchern am ersten Tage gesellte» sich etwa 26 000 am zweite», und mitten nnter ilmei, kam, gerade in der Zeit des stärkste» Besuches, nachmitiagö ^4 Uhr, König Friedrich Angust, um den stgzien Eindruck, den er bei der Eröffnung gewonnen, zn vertiefen und sich an all der srühltngstrnntenen Vtninen- schönheit aufs neue zu freuen. Mit sich brachte er seine Prinzen und Prinzessinnen, auch sie wollten bewundernd schane», was dem königlichen Vater so gefallen. Der hohe Besuch wurde begrüßt und geführt vom ersten Vorsitzenden des Vorstandes, Königl. Obcrgarteiidirektvr Hofrat Bauchst, Königl. Gartenbandircktor Max Bertram und vom Geschäfts führer Konsul C. H. Schilling. Eine volle Stunde gingen der König und seine Kinder von Halle zu Halle, hier fragend, dort ergötzt schauend, und verließen etwa k/>5 Uhr die Ausstellung wieder. Beim Abschied versprach der Monarch, mit seinen Söhne» auch einmal abends zu komme», um die Ausstellung bei Beleuchtung zu sehen. Groß war natürlich der Zndrang des Publikums zn den Stellen» wo sich die hvlic» Gäste aushteltc», so daß im Ur wald, im ivohlgeheizten Wasserpslanzenhaus und bei der „Viktoria Regia" die Temperatur zuweilen tatsächlich tro pisch wurde. Bemerkenswert ist, daß am Sonntag auch Erzherzog Franz Ferdinand, der inkognito in Tresdcn weilt, die Ausstellung besuchte, ebenso neben anderen Ver tretern außersächsischer hoher Behörden und Ministerien ein Bcrtreter des österreichischen Ackerbauministcrinms, K. K Hosrat Portcle. — Am Montag vormittag wurde die Ausstellung namentlich von Tamcn der hiesigen Gesellschaft ausgesucht: man sah mehrere Damen der Hofgesellschaft, Ministersgattinncn und andere bekannte Damen: auch eine Anzahl höherer Hosbeamtcn war anwesend. Etwa um 12 Uhr mittags traf Ihre Majestät die Königin- Witwe ein, begleitet von ihrem Hvsmcister Frciherrn von Malortie und dem Kammerhcrrn von Mctzsch. Sie wurde begrüßt und geführt von Hosrat Bouchö und Handels gärtner S e i d e l-Laubcgast. Mit der ihr eigenen Uner müdlichkeit begann -die Königin ihre Wanderung mit der Besteigung des kaukasischen Berges. an dem sie besonders die ganz nnvergletchilich schöne» Gebüsche von dunkclrotcn und dnnke-lliln Rhododendren bewunderte, die einen so prachtvollen Gegensatz zu de» trockenen und immer etwas breitspurig und nüchtern cnissohcndcn Kiefern bilden. Eine ähnliche Wirinng, freilich ans weit weniger bergigem Ge lände wird übrigens, wie die Bewohner von Striesen und Blaseivitz wisse», in einem großen Kiefern- und Rhodvden- drorr-Gartcn an der Eisenacher Straße in einigen Tagen zu bewundern sein. Von der kaukasischen Berglandschast ging die Königin nach der Nofenhalle. An ihrem Eingang sichen außerordentlich reich aiisgestattete Sammlungen von Kakteen. Eine der ersten und vielseitigsten ist die von der Direktion -des Zoologischen Gartens ausgestellte: kleinere, aber wvhlgcpslegtc Exemplare seltenster Art zeichnen sie aus. Eine riesenhafte Schaupslanzc aus der selben Gattung hat Frau Helene verw. Hartnng-Wachwitz dargeboten: «das seltsame, knollige, wurstliche, stachlige Ps-lanzengebilde erregt natürlich allgoincinc Bewunderung. Nicht .minder tut dies eine von dem bekannten Kakteen- spczialgeschäst Willy Schwcbs dargcbotcnc Sammlung von Kakteen aus Samen und Stecklingen, zahlreiche Veredelun gen dieser eigenartigen Pflanzen, die hohe» kantigen Sairlen-Ccrensarteli und die breiten, stachelbesetzten, klatschciisoinnigen „Blätter" der Opuntien. An einer anderen Stelle der Ausstellung sicht »och eine besonders große Kakteensammlung, >die aus der Rittergutsgärtnerci Ohorn stammt, in der vor allem das von Laien viel bestaunte „Grcisenhaiipt" in einem sehr stattlichen Exemplare ver treten ist. Unter den Rosen selbst zeichnet sich die Aus stellung von M ü n ch u. H a » se aus, die außer entzücken den „Turners Erimson-Rambler" eine ganz prachtvolle weiße „Kaiserin Auguste Viktoria" und eine riesige rosa „Caroline Testoui" auSstcllt. Durch die Mannigfaltigleit und Massenlhastigkeit der Objekte wirken besonders die je 300 Stück zählenden Rosenkollektionen von Victor Teschen dorfs, Inhaber der Firma Bernhard Hähncl, Strehlen, und von Otto Olberg, Striesen. In beiden sieht man auch im einzelnen ganz prachtvolle Stücke an Form der Rosenvlüte und an Farbe: der Dust, der diesen 34a»m erfüllt, ist von köstlichster Milde, und noch lange, nachdem man dieses Haus verlassen, spürt man sein feines Aroma an den Kleidern. In demselben Raume ist auch die eigen- artige hclllila Primel, deren merkwürdigen, zwiebelblütenähnlichen Blumenkops man dieses Jahr zulm ersten Mal in den Anlagen Dresdens sah. von ihrem Züchter, Handelsgärtner Süptitz--Saalseld, ausgestellt, nach dem sie den Namen krimula Süptitri trägt. Noch schöner freilich wirkt eine daneben ausgestellte ganz neue Primel in dunkellila mit weißlichem Herzen, die von Alberst Oberst und von Köhler u. Nudel in Windisch- bulda ausgestellt wird. Die Königin war entzückt von den prächtigen Sammlungen. Aus ihrem weiteren Rundgang berührte sie alle Räume der Ausstellung und ließ cs sich nicht nehmen, jedes Eckchen, säst jedes Pflänzchen zu betrachten. Etwa ^2 Uhr verließ sie unter den Hochrufen des Publikums die Ausstellung. Am Sonntag abend fand noch im AnSstellungspalaste ein Kommers von den drei großen gartenbau- technischen Verbänden statt: dem Verband der HandelSgärtner Deutschlands, der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst und dem Verein Deutscher Gartenkünstler. Der Vorsitzende der Ortsgruppe Dresden des Verbandes der Kunst- und Handelsgärtner Z i e g c n b a l g - Leubcn begrüßte die Beteiligten und brachte ein Hoch auf den Gartenbau aus. Nach einigen .Konzertnnmmern eines Teiles der Kapelle des Lcib-Grcnadicr-Rcgiments begrüßte Konsul Schilling die erschienenen drei Verbände im Namen der Ausstellungs-Kommissionen und gab eine Ge schichte der Internationalen Gartenbau-Ausstellungen von 1887 bis 1007. Er schloß mit einem Hoch auf die drei aartenbantechnischen Vereine. Frohe Stimmung hielt die Teilnehmer lange beisammen. — Die Stadtvervrdnctcn haben abweichend von der Ratsvorlage beschlossen, die Kosten der gesetzlich und polizeilich an geordneten Desinfektionen in allen Fällen auf die Stadtkassc zu übernehmen, während der Rat dies nur bei einem Einkommen des Zahlnngs- pslichtigen bis zu 2400 Mk. vorgesehen hatte. Der Rat ver mag dem Beschlüsse der Stadtverordneten nicht bcizntrctcn, beschlicht jedoch, seinen Beschluß dahin abznändcrn, daß die Nebcrnahme der Kosten aus die Stadtkassc bis zu einem Einkommen der Zahlniigspflichtigcn von höchstens 8100 Mark erfolgen soll, bei höherem Einkommen aber nur im Falle der Bedürftigkeit. — Am ersten ZtehungStage der Völkerschlacht- DcnkmalS-Lotterie wurden folgende Hauptgewinne gezogen: 1000 Mark: Nr. 108 079 : 500 Mark: Nr. 194 841: 800 Mark: Nr. 76824, 175087: 200 Mark: Nr. 18007, 198 50«: 100 Mart: Skr. 5952. 12 415, 18 889. 57 178, 64 675, «7 084. 69861. 70 064. 88S0V. 141899,16665«. 166 733. (Ohne Gewähr.) — Das Stadtvcrordneten-Kollegiuru in Dreisen Ve- scliloß, einer Ratsvvrlage entsprechend, den Bau eines M i t t e l s ch u l g e b ä u d e S aus dem Ratsweinberge. Dieser für den rechtsclbischen Stadtteil bestimmte Bau war eine der Bedingungen, die Eölln bei der Eingemeindung gestellt hatte» und sollte eigentlich schon 1903 fertig sein. Das für 16 Klassenzimmer berechnete Gebäude ist mit Turnhalle aus 319 000 Mark veranschlagt und lonnnt in un mittelbare Nähe der neue» Realschule zu stehen. 4V jährige Jubelfeier der ReichSpartei. Im Rcicysiagsgebäude feierten Sonnabend abend zahl reiche Parlamentarier und Politiker das 40jährige Be stehen der Reich spart ei und der Frei konservativen Fraktion. Bo» allen Seiten waren Freunde der beiden Parteien, die eigentlich eine Partei sind, herbeigceilt. Tie beiden parlamentarischen Parteien waren natürlich vollzählig erschienen. Auch der greise Herr v. Kardorss war nickst iern geblieben, ebenso der tempern incntnvlle Führer Freiherr v. Zedlitz, die „neuen Männer" im Reichstage, der Breslauer Fürst Hatzfeld, der Vor sitzende des Reichsverbandes zur Bekämpsung der Sozial dcmvkratie v. Liebcrt usiv. Von früheren Mitgliedern sah »na» den Grase» v. Arnim-Muöka», den Herrn v. Tiedc man» und den Herrn VopelinS. Als erster begrüßte der Herzog von Trachcnbcrg, Fürst von Hatzseld die Erschie ncne». Im Namen der NativnalUbcralcn Partei hatte Neichstagöabgeordnctcr Bassermann ein Begrüßungstcle- gramm gesandt. Herr v. K a r d v r s s - Babnitz hielt dann die Festrede. Er wies darauf hin, daß im Jahre 186« ein großer Teil der Fortschrittspartei in das Lager Bismarcks überging, nachdem die Fortschrittspartei Bismarck heftig Lcseydet hatte, daß damals aber auch in konservativen Krei sen der Drang nach neuem politischen Lebe» sich geltend machte. Da war es die Freikviiservative Fraktion, die sich von den Konservativen abzwcigte, um neue Bahnen ein ziischlagcn. Die neue Fraktion war von dem Prinzen Karl von Hohenlohe, dem Grasen Bethusy gegründet worden. Sie wollte eine Verständigung hcrbeisühren zwischen den Konservativen und den gemäßigt Liberalen, denn damals herrschte zwischen den einzelnen Parteien noch die größte Erbitterung. Ein Konservativer hätte es nicht mit feiner Ehre für vereinbar gehalten, mit einem Fortschrittsmann zn sprechen und umgekehrt. Die neue Partei entfaltete bald eine eifrige Tätigkeit. Die Selbstverwaltung in Preuße:!, wie sic durch die Einführung der Kreisorünung vom Jahre 1873 zuerst ins Leben gerufen wurde, ist zunächst dem Drängen der Partei zu verdanken. Es gab damals harte Kämpfe um diese Kreisordnung. Die Rechte hielt uns. io führte der Redner weirer ans, für halbe Revolutionäre, weil die gntsherrlichc Polizei über die Gemeindcii abge schasst werden sollte und weil der Bauernschaft in den Kreis tagen cjne Vertretung eingerünmt wurde. Die Linke aber, und bewnders Lasker und Miguel, befehdete uns heftig, weil wir ihr nicht radikal genug waren. Tie Fraktion kann stolz sein, daß sie durch dieses Gesetz für die Entwicklung unserer ganzen Verhältnisse in Preußen eine feste Grund läge gesetzt hat. «Beifall.) Aber auch im Reiche wirkte die Partei segensreich. Von 1873 an. als die Eiscnzölle auf gehoben wurden, lvnrüe der Kamps für ein gemäßigtes chntzzvllsystcm geführt. Es »nar ein schwerer Kamps gegen die Beredsamkeit eines Lasker, eines Bambergcr und eines Enge» Richter. Wir, besonders Freiherr v. Stumm und ich, mußten Spott und Hohn über uns ergehen lassen, denn da mals war alles sreihändlerisch ans den Hvrlstchnlen, wie heute die sozialistische Tendenz aus ihnen herrscht. lTchr richtig!) Damals hielt jeder den Andersdenkenden für einen Idioten, und heute wird man für einen Idioten ge halten, wenn man den sozialistischen Ideen nicht huldigt. (Heiterkeit.) Endlich brachten wir -mit Unterstützung Bis marcks 1879 Len Zolltarif zustande. Uns verdankt Lie Landwirtschaft also sehr viel. «Beifall.) Die Herren vom Bunde der Landwirte, dessen Verdienst ich gar nicht ver kenne. sollten sich darum nicht im> Zirkus Busch hinstcllcn und so tun, als ob sie das alles für die Landwirtschast er reicht hätten. Wir tönnen ans unsere Tätigtest s-ür die Landwirtschast nur mit Gcnngtnung znrückblicken. (Leb- hastcr Beifall.) Der Redner gedachte dann der Tätigkeit der Partei beim Schuluiitcrhaltungsgosetz, bei -dem sie wesentlich beteiligt gewesen sei. (Beifall.) In Zukunft müsse die Partei es sich angelegen sei» lassen, für die Weiter entwicklung der preußischen Volksschule und den Ausbau der sozialpolitischen Gesetzgebung zu sorgen. Eine große agrarische Gesetzgebung sei notwendig, um die Entvölkerung des platten Landes zu verhindern. Tie bäuerliche An- sicdlung muß für alle Provinzen in die Wege geleitet wer den. Ucbcr unserer Parket steht immer das Vaterland. (Lebhafter Beifall.) Am Sonntag vereinigten sich «ach -der gemeinsamen Fraktionssitziing und Besichtigung im Landtagsgebände die Mitglieder beider Fraktionen zu einem F e st m a h l c in der Wandelhalle des Abgeordnetenhauses. Nach der Begrüßnngs ansprache des Herzogs von Rakibor, die in ein begeistert ausgenvmmcncs Kaiscrhoch ausklang, ergriff der Führer der frclkonservativen Landtagssraktion, Freiherr v. Zedlitz- Neukirch das Wort, um die Ausgaben der beiden Par teien in Gegenwart und Zukunft zu entwickeln. Er ho'o den Unterschied zwischen den verschiedenen Landesteilen Preußens hervor, denen -mit älterer Kultur und reichereu Naturschätzen, und denen, die von -der Natur karg bedach: seien und eine jüngere Kultur besäßen. Hier sei ein Aus gleich zu schassen. Es tue -ringend not, daß derBureau kratismuö endgültig in die historische Ab tcilung deö Germanischen Museums versetzt werde. Redner schloß mit einem Hoch aus die Re-ichsparte: und die Freikonservative Partei. Freiherr v. Ga mp widmete den noch lebenden Gründern der Partei Worte der Anerkennung und des Dankes und ließ die von ihnen an wesenden beiden, v. Kardorss und Stengel, hochleben. Diese dankten ticsbemogt. v. Kardorss brachte ein Hoch ans Freihcrrn v. Zedlitz ans, der die meiste Arbeit im Dienste der Partei geleistet habe: Stengel auf Lie neuesten, jüngsten und kommenden Mitglieder, v. Ttedemann brachte einen Trinksprnch aus den Herzog.von Ratibor, den früheren Vorsitzenden -der neuen Fraktion des Herren hauses, aus, deren Anschauungen mit denen der Freikvn- servativcn sich deckte». Non den cingegangrncn Glück wunschtelegrammen sind hervorzuhcben die -er konser vativen Reichstagssraltion und der Lehrcrschast verslistc- dener Bezirke. TaaeSaesthichte. Deutsches Reich. Prinz August Wilhelm von Preußen traf vorgestern nachmittag znm Besuche in Homburg ein und reiste abends wieder nach Bonn zurück. Die Kaiserin, Prinz August Wilhelm» Prinzessin Alexan dra Viktoria und Prinzessin Viktoria Luise besuchten vor mittags die englische Kirche und unternahmen nachmittags eine Spazierfahrt im Automobil nach dem Altköntg. Dem Reichskanzler F ü r st e n v. V ü l o w sandten, wie noch berichtet wird, zu seinem Geburtstage n. a. der Prinzregeist von Bayern, der Großhcrzog von Baden, der Herzog Johann Albrecht z» Mecklenburg, sowie die Miilistarpräsidcntcn v. Podcwils und Sturdza herzliche Glückwunschtelegramme. Die Reichstags-Ersatzwahl in Schleiden für den verstorbenen Prinzen von Arenbcrg bat, wie schon kurz gemeldet, mit dem Siege deö offiziellen Zen triimskaudidcste» Ferners geendet. Er erhielt 10360 Stimmen, während aus den Kandidaten du Zentrums- Dreröner Nachrichten. Nr. »26. Seite 3. « Dienstag. 7. Mai
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