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Dresdner Nachrichten : 08.11.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-11-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188611088
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18861108
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18861108
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-11
- Tag 1886-11-08
-
Monat
1886-11
-
Jahr
1886
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 08.11.1886
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„TOlirrchloiT eine Geldbuße von 180 Mt an dle verletzte zu entrichten. — Im 16. Ledrnslayr sieht daS Dienstmüdcheu Klara Brand, welche- trotz der protzen Jugeick sich nicht entblödetr. ihrem Diensthrrni eine Geldc-suinme von 70 Mk. nach und nach zu entwenden. Tie Ver wendung de-Geldes verweigert die Angeklagte hartnäckig anuigeben und wild sie dcnigeniaß zu eine« Geiängnißstrafe von 3 Wochen verurthcilt. — Das Tieustiiiädchen Amalie Schwärig, 17 Jahre zählend, hatte mit ihrem Dienstherr» gelegentlich einer Ungehörigkeit Verdruß nnd ichlug densrlden infolge emcS wiederum voiangcgangeneii Stceiles »ut einer Kleiderbürsie in da» Antlitz. Unter Annavnie nuldernder Umstände wird der Bürstenwerieri» e>ne Gcldsiraie von 3ci Mk. ev. 1t -lag?» Gesängniß zudiktick. — Der Kiip'el uhnu.ck Kar! Gustav Friedrich, wegen Excctz inehrrach volbettiii'i ni-ichtes: h um 15. Sem Nacht» wiederum des groben lln-ngs rcl-niotg. Gr wurde durch d>e Hand d>ck hl Hennandad in Clckcr'.'e:r artlacht. Ans dem Transport nach dem Arrcltlvkal widerüpie s:cti der Angellagte in gröblichster Weise und schimpft« den Warnten in den gemeinsten Ausdrücken. 5 Wochen Gefängnis; dürften bei» aggrersir,.» Kesselsihiiüed Gelegenheit geben, wie cs nur venüiirtig gehandelt ist, den Vorschriften der Sicherheits- beaniten Holge ;u leisten, um nicht in Mißhelligkeite» zu gerochen. Kvirr » »VUI 7. Novemdcr Oar-Miitr »«!>> o-kar Vösolr. WillliraZe >!», MimniS iii iii>: 7.-? L'IUiimtlcr, 2 -Iksticzk». TI>t>»,«»ieiro«ra»I> u,»d ><«»»>»»» Lcmvkrainr: ii->!,lie: u- . c»r»i>. »irociqflc: L Sikzcn, brdcst. — Südostwind. itilaacriia«» drr Eide am 7. Nxormber r lZI u»»r oiuU. -I- T- si .»-r > 5: i TasieSfteschtchte. Dentsclieü Neiüf. Tw Miltheilung, daß Generalkonsul Dr. Stübel für die nächste Zeit INI auswärtigen Amte in Berti» Be- »chä'tigung findet, ist verlrüht. Legal,onsrath Dr. Stübel wird zilnachsl einen längeren rillend nach dem Enden antreren und erst nach dessen Adlaus wird voranssichlllch Aeslimniung über ic»w wertere Verwendung gelroswii werden. ^Nachdem Dr. Slübel langer als 3 Jahre »nnirlerbrochcn nr der Südiee lich ansgckalle» hat. ist eS wahrscheinlich, daß er zuvorderst bei eurer hcriiulcheu Behörde Berwenbnrig sinden werde. I» Weimar hat die Trau u n a der Prinzessin Elisabeth mit dem Herzog Johann Al brecht von Mecklenbnrg- Schwerin in der Tchloßkapelle stallgesunden. Die feierliche Handlung vollzog der General - Supelinleilüent Hesse. Ten Zug der Fürstlichkeiten erösinerc das Lrauwaar: es folgten die Großherzogi» von Mecklenburg, der deutsche Kronprinz, der Groschenog von Sachsen, die Großlierzogi». der Großtüist Wladimir, der Großbrrzog von Mecklenburg, die Grob'ürstm Wladlimr, der Erdaroscherzog von Sachsen »nd der Hrrzog von Altenburg. An die Trauung schloß sich l»re Eour und sodann Galatafel. Bei dieser brachre der Kronprinz das Wohl der Neuvermählten crriS: der Gros-Herzog trank aus das Wohl seiner Gaste. ^ Bei dem nrnliche» Tiner nach der Jagd in der Schönhaide erzählte der Kaiser, daß ec gerade a» diesem Tage das 73iahngr Jubiläum scnrcr Ernennung zum Hauolmaiui feiere; ein Patent dieser Eharge habe er. ww er scherzend zum König von Sachsen bemerkte, aber biS heule nicht erhalten. Nacu Mittheilungen französischer Blätter hat sich der franzö sische Botschafter Herbette nach Varzin begeben. Wegen eures über England vesindlichen treten barometrischen Minimums, welches in Vegleicnng stürmischer Winde ui östlicher »Richtung sorizuichreilen scbeinc, sind an, Sonnabend Mittag die Slgualjtationen der deutschen Nordseeküste seitens der Seewarle gewarnt worden. Eine junge Dame in Stettin, lau? Luter Familie, war eigenS nach München gekommen, um an der Stelle, wo sich Ludwig II. ertrankt hat, zu sterben Da aber das Wasser im See selbst rür daS hitzigste Wccklein schon zu kalk ist. io legte sie sich an'S liier bin, mir da den Tod zu erwarten. Ter Tod kam aber nicht., sondern ein Gendarm, und nun war'» mit dem Sterben 'chon gar nichts. Tie Perlon muß osienbar verrückt icm. denn so was kann nnr eurem völlig toll gewordenen Muglwd des damischen Geschlechts ciii'allen. '.'üMhcii bat in Be,Hern erregt, daß die mit ziemlicher Be- sliwau >',i erwartete Amnestie am 1. November nicht erlassen worden nt. Man pflegt »1 Bauern nickt >n der Weise zu amneslireri, dag zec cklü.o erkannte Elra en ohne Weiteres generell erlassen weiden. -Tw letzte derartige Anmesice rerckt bis in das Jahr iKtcki zuriick. Sie betras zum Ttieil iebr alle „Sunden", solche von 1848> her. die ge-etz'uch vergessen zu machen man bis dahin vergessen hatte. Skildinr isr nienrals ainneitirt Worte,i, ohne das; ein besonderes Oieinch vorarrSgegairgen wäre. Als letzter Preßsirnoer däritr Herr Sigl amncslirt worden ieur, allerdings nur iär kuren kurze» Rest seiner Strafzeit. Ter augenblickliche Fall aber wird in Regierungs treuen thctt'üchlich ganz anders angesehen als im Publikum. Man ist dc"ck der Meinung, die „wohlihäuge Wirkung" der Prozesse werde durch die Amnestie behoben werden, und es wäre vollkommen zwecklos acweien, die Prozesse anzuitccngen. wenn man nun am- ! nenne., wollte. Das dürfte freilich nicht ausschließen, daß aus! evenc. Genicke bm Strairrlaffe cinrrcle». Einige der Berurtberlten j haben auch dünn Weg schon heueren. >0 Herr Fellerer von der j „'.'.Ni', uzNI-), irre der ..Basier:. Kur." berichtet. die Herren Ps, laa-niger bau d r „N. B Landcsckg." »nd Wrckl bonr „Frank. Bellt!. E - i .ck übrigens zu den Pceßbcozesien noch ein kleines., <>'. --r vikantrs EpHogirn:, ur Au: r.cht. Herr Pur» Gabler, der bekannte Abgeordnete, wll aus Anla'z der Bemerkungen, die Herr Tr. Sigl nn „B..vr. B- .kerl." zu den Zengenausmge» Gabler s >n den Würz- dnraer Prozessen gemacht, ,;e.>.-:r Sigl d e Belcidi..nngst!age eui- era ! t habe!:. S gl kennt den Purs Gabler Mtl Borircbe Pins Ki garie In der Thronrede, nrit welcher der Kaiser die Tc- kt'.d'r'» ::> w'lnck der W'd'ck' cr.niiere. ben:I es bezüglich Bulgariens : ernannt worden Die .TimeS" meldet au leinen Zweifel betreff- der r. NebrinenS. so setzte der Kanzler reich-Ungarn oder England einrn einzigen werde», um die Okkupation zu verhindern." Span len. Emilio Castklar, im Jahre 1878 Brüsident der spanisch»:» Republik, hat längit aufgchört. als Politiker eine Rolle zu 'vielen. Er hat sich mehr und mehr der republikanischen Partei in Spanien entfremdet und. da er als praktischer Politiker Bankerott gemdchl hat. leiert er Triumph« heute nur noch aus dem Gebiete des Echvnreden». wonn er Meister ist. Jetzt weilt er in Paris und er konnte dort kaum «ine Saite anlchlaaen. deren To»« kräf tigere» Widerhall gefunden Kälten, al» da» Thema der Verbrildr- ruiig der lateinischen Völker. Er hat die- neulich gcthcm. Die lat» mischen Brüder, deren Hervorragendlie die Elsässer Juden Ulbach, Treisich ». k. w. heißen, vrranslalieten Castelar ein Fest mahl von 200 Gedecken. Außer Franzvten, Spanier» und Italie nern waren Griecheit. Armenier. Slovaken. Magyaren. Neger u. s. w. vertreten. Casielar zeigte in zweislündrger begeistert beklatschter Rede, daß die lateinischen Brüder, alS welche er auch die Slaven und überhaupt alle Feinde der „TudeSken" bezeichnet«, nur eine Lebensaufgabe haben: die Hiiiauswerfrina der barbarischen und raiiblniilgen Deuischen au- Europa. Eye Deutschland nicht ge bändigt sei, dürfe kern lateinischer Bruder aufaibmen. DaS Thema der Verbrüderung der lateinischen Völker behandelt Herr Canclar nicht zum ersten Male: es gehört zu leinen Schwärmereien. Auch ieinen Haß gegen die Deutschen bat er schon älter in Reden und Schritten zum Ausdruck gebracht, nur scheint eS, daß er glaubt, diesem Hasse gerade in Paris in besonder- scharfer Weise Lust machen zu müssen. Besorgnisse wird ob der neuen Aeußemng CasielarS in Teutschlcrnd Niemand empfinden. Bulgarien. TerKammandant von BuraaS kehrte am Sonnabend mir zwrr Koinvagnien der Garnison von ArdoS nach BurgaS zurück und stellte daselbst dreOrdnnng wieder der. Der montenegruuschePope und mehrere andere Montenegriner wurden verhaftet. Die Ur heber des Uebcrialls. der russisch» Kapitän Nobatow. ein Leutnant KisselSky und niedrere andere Oisizrerc, entflohen auf dem Seewege. :n. wcicko rn. porigen t.noN'.rz .er :n geben rnne'ck!!'. K'kc.^nrcn l.ci: 5:.' ^ awuma, m Pbüippopcl rbren An- - '..n . ß zu , rrr'ien Pk'vrg»>s>en. . . »r re:' her '.ck».cckro geirurgei:, o»e eie Wiebe:hkrÜeUnn,'. legale: Zn-! >e. .i-E-.e'gws'e in ^vna baden jedoch! ' ' e oc' a ' .ruck - ä. .oo.genicen. deren Enüoicce'.nng nnd.! w'' ich a'M, siie . ck .' ge uo.r eb> :> silrl die volle Ai.uiwr'wtzcke'.' > n :ner Regierung ,n An'pnicä nimm?. Tie Bemubunorn der'elbe»! uid d.'.bin gerichkei. de.ß r. : sec ck! Ueßiichei. ll:e.re:ni:g der biüg»-! rechen Frage, weiche lunec Rcirwuknng der Maciue er>o!gen muß. i ui» anti'iron:«': Fünterrrhu!'.-. em,i ao'.r Z::'l>,nd geicha-ien werten! n-nlre. welcher den znlä'u.'.en Wi ii'ckeu d»c Bulgaren lliecb'umg! 'z .'-d. eben'o den b»»ebenden ^sericäaea. wce' dein Jnlenslc E:"'0v>:S eiipprecht. B-.ur'gr -,i> der ansn'ärtigen L, ge sagt die T'.rei'r.'te: „T'e vorlre"äicl>.n . er elningen. r.r welchen uuc zu allen Higckuen sieh?» uw- die Beisici criu-gen kncdl:Ärr Intrn- üoren. d e wir von allen lliegrecungen erhalten, lassen i,Visen. Laß« der ics-wicrigen Lage un Or>rn, cs gelingen wird, unter Wad-1 nurg der Interessen Lerrer .nck-Ungarns Europa d:>: Segnnnuen I iw'- F.iedens zu e!!'al!ev. An' dw inneren Angeicaenheiren über-' gzhend, h.i.'i die Thronrede dj' Rolliwendiglei: der Ioainpruck nab.i':e erhöhter Lv'erwill'gkeck rnwöge Lci rorbchrcitencen Enk- nnckelnrig der Wanenlecknu tcioor. In Bosnien und aerHerzego wina zeige die Verwaltung anr allen Gebieieu einen stetigen ^ork- ' brilt und beanspruche keinen Znichntz. Für das nächslc Jahr sei eure w ederholle Verminderung der Kotten für die dortigen Truppen zu crwii'.len. Ter P>alldem der ungan'cken Telcgalio". betonte m seincr Anckrache an den Kauer, daß. wem, eS die unzerirennbaren Inlereilcii des Thrones und der Monarchie ccheuchen. und wenn e; ivicklich daraus ankomnwn iollte, die ungarische Nation vor keinem Suter znnick'chenen würde, »w. die Arri'.cc in rbrcr Helden- müitugei' Ausgabe zu nniemntzen. Frankreich,. Der HanüclSministcr wird den der Kammer nnserbreiteten Gesctzentwirrs bezüglich ausländischer Nachahmungen wanzollscher Erzeugnisse znnickziehen. Debnkirlcnlannnec. Bei der Bndgelberathnng. die am 6. fort gesetzt wurde, empfahl Roou! Duval den Parle,cn. sich einander zu nähern: die Republikaner sollten ihrer Intoleranz. d,e Rechte den, uionarchischen Fetischismus entsagen. Tie Republik siehe Allen i nen: alle Parteien sollten sich offen und ehrlich mit den Ange- '. genheiten des Landes bcichässigen. Tie Rede Tuval's wurde von der Linken mit lebhaftem Beifall ausgenommen. Doiiville-Mnille'eu 'radikale verlangke die Beseitigung verschiedener Kredite, insbeiondcre des Knltnshudgets. Die Kammer vertagte sich bis Mittwoch. Ein amerikanischer Maier. Namens Driard. wurde aui der Fahrt von Cannes nach Monaco im Eisenbahnwagen ermordet und beraubt. .Belgien. Gutem Vernehmen nach bringt die Regierung hwin demiinchsligen Zusamnieulrilt der Kammer einen Gewtzentwnrs c::'. wonach die pcciönliche M'litärdiknslvsiicht crnaeführt wird. England. Ter MargniS von Salisbury yat das Ersuchen dar rr z^ideniokratischen Föderation, eine Deputation bcschästiyungS- loicr Arbeiter zu empfangen, abgelehnt; in seiner Antwort mat er led- ck. daß die Regierung bereit sei. irgend welche nützliche Vor- Aeuillelon. -f Hofoper (Mtstadti. Stach längerer Paule hat mm, elnen zweiten Ncrinch gemacht, Schunmnn'S einzige Oper ^Geno veva" dem Repertoir rinznverlciben. Man hat damit eine künst lerische Psiicht dem Genius Schumann'» araenübcr erlüllt. den Musikern eine große Freude bereitet und das Publikum — ? Nun, eS hat gestern iam 6. Nov.) gezeigt, daß die Erziehung, dir es durch reiches Anhvren der Wagner'ichen Dramen erhielt, leine Cmvtänglichkeit für die nunmehr 38 Jahre alte Oper «ckiumann's endlich geweckt Kat. Das Hans war nahezu au»verk»»sk. die Anf- merksamkeii allgemein und drr Beifall oit ein sehr lebhafter. So lange die Oper aufgesührt wird (I8S0 in Leipzig zum ersten Male), wird sie von der Behauptung verfolgt, sie sei undramalisch. Ich kann das durchaus nicht finden; es geht immer rege, lebendig. n Mv- nian . pc>etischen Geirovevnrage TI>eile genommen haben, die dem Volke besonder- an's Herz gewachsen sind, und daß sie dem Ganzen zu «ehr den Zuschnitt der damaligen großen Over mit Hexenspuk. Mordversuch und ieldstverslänblich rechtzeitiger Errettung gegeben haben. Schu mann. der übrigens selb» die Hmrptschuld an der Textgeftaltung trägt, schrieb nun hierzu eine Musik, die wesentlich crbwlch von der herkömmlichen Overn'chablone. Nicht, daß er die geschlossene Form gänzlich ansgegcden habe, aber er gestaltete sie nach der Richtung um. daß in der Arie nicht ein V e rh cr rre n in einem bestimmten Seelenzustanbe. sondern vielmehr ein We > terent w > ckeln seelischer Vorgänge stattinnd. Tas drängt von selbst dazu, daß Schumann sich, allerdings nicht mit Wagncr'schcr Entschiedenheit, an vielen Stellen dem modernen deklaniatori'chen Overngeiange näherte und daß sein Orchester ichon ivcientlich selbstständiger be- lheiligl ist mit weiterer Ausgestaltung des gedanklichen Inhalts des gelungenen Woites. wie mit Tarlegung des aus dem Gange der Handlung kervorgebenden Empsindnngslebcn« auch dann, wenn der Text dasselbe unausgesprochen läßt. Insbesondere hat Schumann dem Recuativ. welches Vis dahin mögliche erl-g den Faden der Handlung von einer Arie zur anderen knüp'le, höhere Bedeutung gegeben durch seelisch vertiefte, breiter ausklingenoe Deklamcmvn und durch vielsagende, reich entwickelte Begleitung. Daß man vor 36 Jadrcn meinte, damit mache man die Oper schwerfällig, monoton und undramalisch. Das begreift sich jetzt ganz aut: daß aber auch heute noch — nachdem Wagner den Boden für solche Bestückungen, wie sie Schumann doch immer nnr crndeukend versuchte, völlig ge ebnet hat — ähnliche Meinungen noch vielfach Vorkommen, crilcnt sich nur dadurch, daß die Oper selbst von den Büdnciilcrkunge» ausfallend vernachlässigt worden und damit dem Publikum unbe kannt geblieben >ü. Daß die Handlung und der Text wesentliche Mängel haben, sollte iincinprindlich 'ür die wahchas! reichen Schatze los'.barslel Musik machen, die Schumann über ieinen Stofs auS- gcichülret hat ? Die boch originellen Elckre. die tir'emvmndenen <-eelki>!childenmgc!l m Genovevas wie m Gvlos Rolle, der gesunde, kräftige, ini Liede des 3. Aktes krisch auijnbelnde Ton Siegfrieds, die geistreich aemalien Spnkizenc», das Alles sollte dem kunit- eii'b'ängl'cbcn Volle verloren geben, wegen emes Textes, der nicht schlechter isi. ww zahlreichr andere, über dir man längst nicht mehr die Nwe rümpft, lwtzdem sic wcl'acli noch ärgere Verballhornungen unserer liebsten Sagen, unsrer größten Dichter sind ? Nein, nns- rubliaer Tank >c> innerer Buhnenleitung geragt kür die Wiederauf nahme der „Genoveva", die sich, nach der gestrigen lebhaften Thcil- nahaie zri schließen, wohl dauernd in die Gunst des Publikums sitzen wird, wenn man einen wesentliche» Be>etz,i»gsmange! ver- lzHc'rr Eichhorn zGolo) ir'l gewiß ein braver, stceb'amer SArger intt angenehmer Sr.mme. vorlänsig reicht aber sein dranin- aes O'ettalknnasvemtögcn noch nicht an solche Rollen heran. Eigen sremioltcheu, buvicdeii. liniicaen Overiiliehhabrr wird cr gewiß ganz gut geben, aber die'en Ie>den>cha'tiich - dnrchglnhteir, i>.cha!ichi>g-intlignanten Golo verniochtc ei nicht glaubwürdig dar- zuriellen. Da:» 'ehlt ihm Strnimgroße, Reichhaltigkeit der Klang- sarlun, leidenschaftliche Kran im Spiel und mimischer Ansdnick. Bei urireren Percknalveehältnissen wäre die einzig mögliche Be- tztznug d-e durch Herrn Gudehns, der d:eRolle ja 'rüber innrhatte. Anderei'.'alls ist ein baldiges Erlahmen der Tbcilnahme des Publikums zu befürchten. Den „Siegfried" gab .Herr Schcidc- »iamcl not teincr prächtigen Stimme ganz angcmegse»: gesund, ' i ch. krailig, mit ichönein Aufschwung — ich meuie nicht den our'S P' cd — »n Liede des 3. Aktes. Herr Lurgensrem lBischos Hidul- silü! ioar etwas zu ungclstlich lcbbarl in seiner Anrede an das Volk, nn klebrigen aber sang er tüchtig und klangschön. Tie allzuaroßc Au'me'k'amkcil aus den Dirigcntenstab, verbunden mit unwillkür licher Uebercinstimmung seiner schcmspielenschen Handbewegunaen Vorzug al» «in Fehler? Sieh. Tein Gatte die Daun garctlre". Von den Darsiellern au- der frühere« Einstridirung her 'ei vor Allem Frl. Malten genannt, welche die „Genoveva" ihren besten Wagnerrollen an die Seite stellen darf. Ihre poetiiche, lierinpfiindene Gestaltung dieser Partie, getragen durch eine Per sönlichkeit. welche die treibenden Beweggründe Golo'S. wie Sieg frieds Liebe glaubwürdig macht, wird die Hauptstütze für die Erhaltung der Oper in der Gunst beS Publikums sein. Die klei nem, Gezangsparlien des „Trogo", „Balthasar" und „Caspar", sowie die stummen Rollen des „Angelo" und „Kcmrad" befriedigten völlig in ihrer Besetzung durch die Herren Tecorli, Eichberger, Gntz'chbach, Richter und Kruis. Die Leitung der Over halte Herr Schuch. Eugen Krank- s- Kreischmer's „Folkunaer" gelangen im kiHostheater morgen zum 45. Male zur Ausführung. Die letzte Vorstellung fand vor cniSverklmrtem Hause statt. Ein Werk, das nach zwöu Jahren noch ansverkauitc Häuser macht und sich dazu noch immer derartig stürmischer Anerkennung von Seiten des Publikums zu er stellen hat. liefert mit solchen Thatsachen den besten Beweis für seine Lebensfähigkeit. Modenbri«s' Wien, am 5. November. Liebe Hermanee! Bei dem Studium Deines letzten Briefes sielen mir die latcniichen Worte ein: »vsu« lecmam". das beißt: An der Tatze erkennt man den Löwen! Du wirst ob des Vergleiches nicht ungrhallen sein. Der Löwe ist ia ein großmütbiacs Geschöpf, was nicht nach Jedem schlag«, der ihm neu und unverständlich vorkomm», sondern seinen Gcgenpart benrtheili. bevor es ihn verurtheilt. Die Menschen könnten von dieser Maxime plosttiren. Mein« kluge Freundin hat da- bereits und zwecklos. Ich > Alles, was ich redef . . ^ ^ Verkehr nicht eher ein Vorzug al- ein Fehlt dir Fronen, die io ernst uno wohlüberlegt sprechen, wie' nnd Deine liebe Schwiegermama wünschen, sind ans ... nur Bücher, dir man einmal lieft und dann in die Bibliothek stellt. Meinst Du. ich wolle die- Schicksal tragen, ich ertrüge es? Rimmermrhr. Weit lieber laste ich mich schelten, schulmeistern, gelegentlich sogar unter der Hand kvnfi-ciren. Der Gedanke, -ver gesse» zu werden" ist unerträglich. Schriftsteller und Künstler, gleichviel welch' Geschlechtes, raufen sich d»rs Haar aus, wenn sie ein solch«» Unglück spüren, und Unsereiner sollte nicht aus ein Prä'ervativ sinne»? Sieh, die Gemahlin de» Kaiser-Antoninu» Pius, die schöne Faiistina. wurde nach ihrem Tode heilia gesprochen, und im Vorgefühl diests Augenblicks, batte sie bei Lebzeiten nicht nöthig. aus die gute Nachrede zu achten. Puh, was ist denn über haupt die sogenannte gute Nachrede! Aprilwetter, ein Sonnen- strahl, hinter dem schon düstere Wolken aus ein Hervonvagen aus der üblichen lchützendenForm lauern. — Und damit wollen wir das Thema lallen lasten. Auf den Löwen, oder vielmehr aus kein Ge wand. mutz ich noch flüchtig zumckgreisen, weil die Fürst», M. einen Mantel au» Löwenkell crnrertigen ließ »nd dann neulich in der Op« erschien. Ueberraicht. fast erschrocken flogen alle Bücke nach der gelben, zottigen Hülle, deren Rückseite vnrpnrrother AtlaS deckte. Später, al» der Mantel halb von der Schulter glitt, die Logen- brüstuug umsäumie und ein schneeweißes, von großen Bernstein- perlen garnirteS Atlasleibchen sichtbar wurde, trat die beabsichtigte Wirkung ein. Man war total verblüfft und nannte die Zusammen stellung originell, entzückend re. Mindesten» ein Dutzend Lienlnant- und rbenloviete Kadetten schwören jetzt feierlichst bei dein Löwen- mantel, während verschiedene vornehme Damen mit Menagerie- besitzrrn korrespondirrn und dieselben bestürmen, der Mode gefällig zu lein, ihre schönsten Thiere zu opfern. Zur Rechtfertigung der Fürstin M. sei übrigens erwähnt, daß sie das Löwen>ell iiimt kaufte, wndern von einem Verehrer empfing, der unlängst von A'rika heim- kebrte. Dem on öit nach hoffte er vor Jahren, der genialen Frau näher z» trete»; sie wie- ihn ab. da sie angeblich !cmc blonde Haannähne fürchtete, und nun legte er nicht mehr lein Haupt »nd Haar, sondern da» des Wüstenkönigs zu ibren Füßen Artig, jedoch vieldeutig ist die Nevonche für Den. der sie zergliedert. Wir wollen die Zeit bester verwenden. — Soeben traten von Paris Neuheiten ein. Hervorragend ist ein hellgrauer kurzer Paletot aus Amazonen- tuch, mit Eilberstickerei und Nerzbel'atz für die Promenade. Der Schnitt ist rückwärts «n taillour, vom rin w-nig loie und spitz zugehend, beinahe sctmebbenartig. Die Schößen fallen aus das Tablier. zur Seite und vom Rnckenthril apart und bilden an letzt genanntem eine Zacke. Längs der Schößeittorm liegt die Stickerei, aus ziemlich starklädigen Blatten, und Ballen be'lehend. Aui der Fronte des PalrtotS breitet das Silbermuster sich bis zum Arm aus und endet allmälig wie ein Latz mit ivitzen Ausläufern. Um de» Hals liegt ein schmaler Reeckrcigen, geschlossen von sehr flvtker kellara»erA:lasschle«fe. Durchaus Novität sind erstens die gepreßten silbernen Münzknöp'e aus aller Herren Länder und die Aermel, die. sobald man die Pelzmisschläge über die Hand legt, zugleich ein zierliches Müffchen bilden. Su'anne belebet mich, daß die Münzen- Garnitur, welche die neueste Mode als Knöpfe (auch an Kleidern) benützt, ebenso gut aus Kupierbronze sein dürfe. Nach ihrem Da fürhalten würde dies sogar noch effektvoller »nd besonders für jugendliche Gestalten kleidsamer lein Ter Prrisimterichicd werde auch in'S Gewicht fallen I Je nun, meine Kammerfrau rechnet vortrefflich. Sie lemte es in der Schule des Lebens, ick leider nur von der Gouvernante. Theorie und Praxis! Manchmal beneide ich Personen, die beide geschickt vereinigen und aus der Mischung ein einheitliches Ganze erzielen; allein nacbadnien kann ich dicie Kunst nick«, weil sie sich eben nickt nachahmrn. iondem mir selbstständig empfinden läßt. 8oit! — Wiedocb manchmal eine schnell hingcworsene Bemerkung Geister beraniberchwört. denen man beim besten Willen nicht gewachsen ist. Seit zehn Minuten schreit mein Papagei in allen Tonarten: „ncichabmen", und dazu nicken die Bltnnen in den krysrallenen Kelchgläsern. a»> Tischen und Schränken die NipveS, nnd schließlich auch die Bücher, die Bilder, die Uhren, es nickt die Schreibreder und ich nicke selbst und bin ver drießlich, daß ich mich den, Zander nicht entziehe» kann. Hill mir darüber bimveg. kleine vrnktnche Frau! Da haben wir's. Dir oft reckt unwillkommene Phantasie läßt sogar dich in das allgemeine Stichwort einstiminei, und will damit bekunden, daß m der Welt Alles, Gutes wie Böics. Geschecktes und Närrisches ans Nach- niimung brmke. Es bleibt mir folglich nur eine Rettung: die Serirrung de- Begnffes. Nimmt man Buchstaben. Name». Be griffe rc. auseinander, verlieren sie meist den Nimbus, der uns reffest oder fürchten macht. Daß die Zeistimmg fremden Einflusses eine Vivisektion an dem eigenen Ich ist, kann leider nicht abge- leugiiet werden. O weh. ich sauge an, ein gelehrtes una deshalb verbotenes Gebiet zu betreten. Du weißt ja wohl, daß d,eMänner vor den Wissenschaften, in die sie uns nicht blicken lassen wollen lein feinfühlendes Weib könnte vielleicht in einem Moment dm Schlüssel zur Weisheit flicken, den die Herren der Schöpfung seit Jahrtausenden wechielweirc verstecke» und dann aus dem Gedacht,nß verlieren) eine Warnunqsfalel numchken, welche verkündet: ..Vor sicht, hier liegen Fucksichlingen !" Obichon man sich nicht nnt Ge vatter Nemeckc verwandt fickst, nimmt der Fuß doch unwillkürlich eine ängstlich tastende Haltung nn, die Schritte schwanken, die Sckwa' sende fällt, dankt dein Himmel, wen» sie mit heiler Haut dem aeiahrkiche» Bereiche entrinnt, und wägt das beschämende Ge fühl heim, daß ihr zu einem 'Sweirzug aus männlichem Terrain, der M»th und das Sestrsthrwußtrein »ehle. Jst's nicht io? Ich gebe mich mit wissenschaftliche» Forschungen nickt ab; manchmal wiii'schle ich sogar die elementaren Kenntnisse, die mir die gule Miß F. im Pensionat einflltrirte, verschenke» nnd vergessen zu können. Die verremerte Bildung ist eine Danäergabe. das Vtt- größernnasalas riii menrchlichc Schwächen. Wer es wegwencn dürfte! Nächsten Sommer gedenke ich eine amüiante Reise auszii- siibren. Nicht «n ein Luxuobad und nicht als vornehme Dame, solidem als einfache, schlickte Bäuerin, die Perhältmffe und Per sonen nimmt, wie sic sich darstellen und den konventionellen M'.immcnrchnirz m den erstbesten Dorfbach wint. Bis dahin muß Deine arme Freundin mit dem Strome ichwnnmrn. Die Wogen des Vergnügens gehen hier 'chon ziemlich hoch, das an und für sich lustige Wien wird von Woche zu Woche lustiger. Fragt cm Fremder nach dem Befinden einer Familie^ io kann man ihm, von der Großmutter anfangend bis zur listigsten Enkelin antworten: „ick dank' der Nachtrag', sie tanzt!" — Viele behaupten, zu dielcm heiteren Mcsellschastslcben trage die Kleidung der Diener Damen außerordentlich bei. Jedermann nnffe, daß er täglich Abwechselung in Schnitt »nd Farben, keine von Generation zu Generation ver erbten Seidenroben, keine unmodern gewordene» Sbcnvle und Coiffitren cmtreffe. Ost sind die Gewebe »nd Besähe sehr einfach, sehr billig, nur das Amingement besticht. Augenblickliche beschäftigt die jüngere Frauenwelt der iarbige, zu Ballkleidern bestimmte Svitzcnstofs, den man wahrscheinlich mit Sammet oder Brokationd unterlegen und dekonre» wird. Roia und hochroth, hellblau und creme, grün und bolibraun, belllila und weiß zählen zu den be liebtesten Nüancen. Verziert weiden die etwa aus einem Tablier von Sammet, drapirten Scitentbeilen aus Spitzenstoff und rückseitig halb Sammet, bald Spitzenstoffbahn hergestellten und bildenden Röcke, mit hochstehenden Fcdertuffs, künstlichen bunten Vögeln, Perlroietten und Chenille-Motiven nebst langen Quasten; Spitzen und Blumen bleiben den seidenen Roben Vorbehalten. Wie ich schon neulich erwähnte, verschwinden dunkle Farben ganz und gar: zacke, hellschlinmernde Fcnlle, genau im Genre der ehemaligen „M'gnonS" dom,nick. Und darin erblicke ich eigentlich nichts Neues, wenigsten- nichts Besonderes. Welche Frau möchte nicht „mignon" lein oder mindestens von ihren Bewunderern so genannt werden! — Zn den Pariser Neuheiten zählt auch die rotd und marineblau gestreifte Pelisse mit großen, geschnitzten Holz-Agre ments. Bis zum Taillenschluß wird sie glatt, von da an jedoch sehr faltenreich getragen. Vermuthlich soll der AuSputz des Jupons nicht in Gefahr kommen. Das ist namentlich bei der Anbringung von Maradout-Nüchen und Perlbordüren, die man gern nebcn- einandersrtzk sehr leicht geschehen. — Du benützest. Deinem Bricrc nach z» urlhcilen. de» vorjährigen Umhang und Mantel? Liebste Hermanee, nimm einen Rath cm, der ersahrnngsrest ist. gieb beiden Gegenständen etwas Neues, z. B. neue Knöpfe, eine» neuen Kragen und Aermklanffchlag und sie werden Dir dadurch von Neuem interessant erscheinen. Unser Bewußtsein ist vo» Kleinigkeiten ab hängig. — Susanne präscntirt eine tolle Novität: Taichentücher. aeini-ptuft gehalten, d. h.. die eine Hälfte ganz weiß, die andere blau, roth. gelb, lila u l. w. Verbunden sind die Theile durch einrn Guivürr-Einsatz, in besten Milte daS farbige Monogramm prangt Was werden di« Leute noch hemuskliiczcln, um den Appetit der Modracsttin zu reizen I — Lebewohl. Herzlich wie immer be grüßt Dick Dem« V- v. B
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