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Dresdner Nachrichten : 17.12.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-12-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188612174
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18861217
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18861217
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-12
- Tag 1886-12-17
-
Monat
1886-12
-
Jahr
1886
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 17.12.1886
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würden, stnKrirqSfalle unter dem MarschMave Molke'-1» mar» schirm. — Die dänische Negierung hat bedeutende Bestellungen an Munition und Säbeln in Frankreich gemacht, außerdem sind in Toulon zwei Panzerschiffe für Rechnung Dänemarks in Arbeit. — Die grobe Opemvorstellung -Patrie" »um Besten der lieber« schwemmte» SudfrankreichS, zu der jeder Platz verkauft war und der geringste 50 Francs kostete, »st verschoben worden, weil die beiden Hauptsänaer Melchisedcc und Lasalle in Folg« ueberanstrenaung bet den Proben erkrankt sind. — In dem Prozeß gegen die Ehe gattin Faure wegen PtordeS ihres Bruders und Zerstückelung seiner Leiche erkannte das Geschworenengericht von Privas auf schuldig mit Gewährung mildernder Umstände; das Berdikt erregte unter demlPublikum allgemeine Entrüstung: die Berurtheiluna der Ange klagten zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe wurde mit Pfeifen und Flüchen begrüßt. — Der Streik in Bierzonville ist noch nicht be endet. Die 134 Arbeiter, welche die 40 Sous vom Komitee Baillant-Gucwe erhalten, sind immer da, die Soldaten aber auch. Die Letzteren haben eine wahre Ferienzeit, denn sic leben aus dem Kriegsfüße mit doppelter Löhnung und Ration und haben leichten Dienst. Bei den öffentlichen Bällen sind sie sehr gesucht und die Arbeiter bemühen sich augenscheinlich, sie zu sich herüberzuziehen. Tie Gesellschaft ist nickt gesonnen, die Renitenten wieder aiizuneh- nicn und andrerseits ist infolge allgemeiner Geschästsstille auch nirgends Arbeit kür sie. Italien. Fünfzehn Großindustrielle von Bergamo, einem der induslriereichsten Bezirke Italiens, welche zusammen 4000 Web- stühle und 150,000 Spindeln beschästlgcn, haben erklärt, wegen zn hoher Besteuerung mit 1. Januar die Arbeit einzustellen. Dadurch werden 7000 Arbeiterfamilien brodlvö. Unter den Arbeitern herrscht furchtbare Bestürzung. Belgien. Ueber die internationale wissenschaftliche und in dustrielle Ausstellung im Jahre 1888 ui Brüssel wird die Regierung das Patronat übernehmen. Bor einigen Tagen begann in Lüttich vor einem Kriegsgerichte eiu seltsamer Prozeß. Ein inihtärärztlicher Eleve, Namens Fourez, Hörer der Medizin, ist des Giftmordes angeklagt. Er Pflegte aus den Laboratorien der Universität Güte zu entwenden, mit denen er in den Kaffeehäusern Experimente anslellte, indem er dieselben in verschiedenen Quantitäten in den Kaffee der Gäste schüttete, an deren Tisch er Platz zu nehmen pflegte. Ans diese Weise hat er im Kaffeehause „Palais des Fleins" in der Nne des Benncs einen Herrn Schanus, Brücken- und Straßeningenicur, gctödtet; ein zweites Mal brachte er eine» Reserve-Kapitän in Gefahr, durch Gift zu sterben, wurde aber noch rechtzeitig bei der Manipulation ertappt und sestgenvmmen. Man glaubt, daß eS de» Gei ichtsärzlen gelingen wird, nachzumeiien, daß man es in dem Angeklagten mit einem geistesverwirrten Menschen zu lhun habe. lSo'k) England. Der Ansgang des Prozesses Dillvn wird von allen Londoner Blättern ohne Parleinnteischied gebilligt. NachDubliner Meldungen wird die irische Regierung, nachdem der pariiellilischc Feldzugsplan vom Gerichtshof als vbsolut gesetzwidrig bezeichnet worden ist. denselben als illegale Verschwörung proklamircn, wodurch ihm rasch der Garaus gemacht werden dürste. Der bekannte reiche Glasgvwer Käw'nmn» William Mackinnon und einige Freunde desselben haben sich erboten, alle Kosten zu trage»», welche außer den von der eghpti scheu Negierung bewilligten Lslr. 10,000 »ötlng sind, um die Expedition unter Stanlcy's Füh lung zum Entsätze Emin BchS ausznrüsten. London. Auch die bohr römisch-katholische Geistlichkeit sängt an. sich um die letzten Ctändale in der hohen Welt zu kümmern. So äußerte sich der Bischof von Salford, Dr. Vaughan, u. A. da hin, daß die englische Gesellschaft nie so niedrig nur mvrali- ichem Gebiete gestanden habe als jetzt. In pharisäischem Dünkel batte bis jetzt Albivn auf die anderen Nationen berabgcsehen und seine Tugend gelobt. Diese Tugend ist aber die Derer, so am den Gräben» »anzen, wie es in einem Gleichniß des EvcingclinmS heißt, sie ist durch und durch verrault »ud verpestet. Was jetzt in Ehe- ichcidung, Uirsittlichkeit, Unehreuhcntiglcit und Unmaßlgkeit vor- kommc, wäre nur mit Sodom und Gomorrha zu vergleichen, dem allen Balihlon und andere» Zeitaltern nnd Stätten der Sünden. All' die verschiedenen Rcligionsiektcn nnd Woblthätigkcilsvereiiie, die Bibel- und Missionsgeselllchaitcii, die Maßigkeits- und Heils armee-Apostel. die ganze fromme Literatur nnd Reden, all' die ge rühmten gründlichen moralischen Erziehnngsincthoden wären nichts, wem: nicht eine Berbcssernng von innen heraus die Auferstehung des moralischen Gctühls und der wahren Sittcnreinheit in dereiig- liichen Gesellschaft zn Wege brächte. Dieselbe ist trank von der Krone bis zur Wurzel nnd muß sich, uni zu heilen, einer totalen Umwälzung unterziehen, wobei sie auch vor den schmcrzhaftestcn Operationen zu dieien» Zwecke nicht zurückschrecken darr. Zuerst be ginne sie. indem sie ihren Hochinnth nnd Dünkel aufgebc, ihre Fehler nnd Gebrechen erkenne nnd mit deni Gebet nm Regenera tion rcrimüthlg an die Brust schlage und bekenne, daß sie geiündigt hat im Himmel und auf Erden nnd nicht werth sei, Mensch zu heißen. — Die reiche Kunstsammlung des Herzogs von BncclcndS, deren Werth auf mehrere Millionen geschätzt »vird, soll n: nächster Saison zur öffentlichen Versteigerung gelangen nnd es bemühen sich schon jetzt viele Kunstfreunde, um Acguisitionen dabei machen zu können. — Auf besonderen Wunsch Lord Randolbh Churchills ist Joies Schulhof, der Erfinder des österreichischen Ne- petirgewchrs, von Wien nach London gereist, um mit dem Kriegs- »unister üöer etwaige Verwendung seiner Waffe in der englischen Armee zu konscriren. — In Mandalay ist. an die „Times" gelang ten Berichten zufolge, die Sterblichkeit nnler den englischen Truppen eine bedeutende, man kam» sie aus 37 Prozent schätzen. Tie Er krankungen betragen jedoch noch mehr nnd sind von 100 Man» vit täum 20 dienstsäliig. Die Bestürzung in gewissen Kreisen über diese Enthüllungen kann man sich denken. Täncniark Die „Berlingske Tidcndc" bezeichnet die in aus wärtigen Zeitungen enthaltene» Nachrichten über eine Vermehrung der dänischen Arniec und über Bcscstigungsanlagen in Dänemark durch Unterstützung fremder Mäclstc (d h. Rußlands) als völlig un begründet. Tic von dem Ministerium beantragten Bcieslignngs- anlagcn erforderten nicht, wie behauptet, einen Aufwand von 00 bis 150 Millionen, sondern nur von 30 Millionen Kronen, auch sei iür ihre Durchführung ein Zeman», von 5 bis 7 Jahren in 'Aus sicht genommen. Dieselben könnten folglich nicht als Kriegs- riistimgeu bezeichnet werden. Rnstland. Der Empfang des General Kcniibnrs bei dem Zaren sollte nach einem Berichte der „Pol. Korr." recht frostig ge wesen lein. Nun berichtigt das Wiener Organ nicht nur selbst diese Mittheilung, auch der „Köln. Ztg." wird das gerade Gegen- ihcil gemeldet. Darnach habe der Kaiser Kaulbars geküßt, ihm leinen Lank ausgesprochen, daß er keine Widerwärtigkeiten gescheut habe, um die ihm gewordenen Beicble, nach denen er buchstäblich gehandelt, auszuiührcn. Auf besonderen Befehl des Kaicrs wurde Kaulbars zu einem Festmahl geladen, welches der Kaiser dem Oisi- zierkorps eines Garderegimmts gab. Man glaubt allgemein, daß der General einen hohen Orden erhalten wird. In PelerSbnra dauern die Studenten-Unruhen fort. Fast jeden Tag erlassen die Studenten Manifeste, welche an die russischen Be hörden, die fremden Diplomaten und Berichterstatter der Zeitungen vertheilt werden. In den Schriftstücken »vird in ruhiger und ernster Sprache auf die Brutalität der russischen Polizei hingcwiesc». Die Aufregung wächst und man erwarict Ruhestörungen auch in andere» Universitätsstädten. Trotz zahlreicher Verhaftungen hat die Polizei die Urheber der Manifeste noch nicht entdeckt. Serbien. Aus Belgrad »vird telegraphirt: Tic Meldung, daß der Sultan das ihn» vvin König Milan durch den neuen Ge sandten in Kvnstantinopel, Novakovic, übersandte Großkreuz des weißen Adlerordens in Brillanten nicht angenommen, sondern dessen tleberreichung durch den srühercn Gesandten, der sein Abberuimigs- ichieibei» bereits übergeben, verlangt habe, berührt hier peinlich, weil inan hierin eine Jntrigue des russischen Gesandten Nelidvw sicht. Egypten. Die Details über die bevorstehende Reduktion der Okkupationsarmee sind nach London gesandt worden, um der Regie rung zur Genehmigung vorgclcgt zu werden. Es wird vorgeschla- gcii, nur eine geringe Streitmacht im Süden von Kairo zu belassen : sünt Bataillone würden angesichts der verhältnißmäßig geringen Entfernung von Chpern und Malta für genügend erachtet, jeder Eventualitctt zu begegne». In Kbartum hat eine Versammlung von Schecks stattgcstindcn, in welcher Abdulla zum Mabdi proklaniirt und beschlossen wurde', im Sudan eine regelmäßige Regierung herzustcllen, die Idee eines Einsalles in Egypten aber amzugcben. Amerika. Bei der Wahl eines Bürgermeisters der Stadt Boston wurde der Kandidat der demokratischen Partei gewählt. faffang all' seiftkß Könnens einen Ntkichllaen Schritt zur Schaffung de» musikalischen Drama'S that, in der Richtung, die in Wagner ihre bisherige. her. Schwestnkün^e Feuillrtou. tz Hof oper, Altstadt, am 15. Dezbr. Im Evklns zu Ehren des Geburtsjubiläums Webcr's durste natürlich seine „Euryantb e" nicht fehlen, diejenige der Weber'schkn Opern, in der er nnt voller Klarheit, mir kühner Thatkraft und mit Zusammen- ten Folgerungen gezogen bat. Die Bereinigung , . .. Dichtung. Musik. Schauspielkunst, Malerei und Dekorationskunst zum gemeinsamen Kunstwerke in dem Sinne, daß keine aus Kosten der Idee, der dramatischen Logik und Wahrheit überwuchere, war sein Ziel, das nur dadurch nicht voll erreicht wurde, weil da» dramatische Dichtwerk der Helmine von Chezy, weiches Weder »einem Schaffen zu Grunde legte, mangelhaft, der dramatischen Folgerichtigkeit entbehrend und auf Unwahrscheinlich keiten beruhend sich ergiebt. Leider ist eS der „Eurhanihe bisher nicht gelungen, sich dauernd auf dem Repertoir zu erhalten, sodaß ihre Neueinstudirungen immer noch so fem ausemanderliegen, dag man die Oper jede» Mal als Neuheit empfindet, bei welcher mau sich dann auch neuerdings mit dem Texte beschäftigt und sich über »hn ärgert. Gelänge eS. ständige Wiederholungen für „Euryanthe" zu erreichen, so verschwände allmälia wie bei anderen beliebt ge bliebenen Opern die kritische Beschäftigung des Hörers mit dem Texte und di- wunderbare Musik Webcr's mit ihrer dramatischen Kraft und ausdrucksmttchtigen Wahrheit, mit ihrer herrliche» Melo- dienfüllc und ihrem blendendschönen Orchcsterkolorit käme endlich zu ihrem Rechte. Der lebhafte, sich immer wieder erneuende, selbst .Hervorruse bei offener Szene bewirkende Beifall, welcher die dies malige Ausführung begleitete, läßt hierfür das Beste hoffen. Zu erwägen wäre übrigens, ob nicht auch hier der andenvärts mit Glück erprobte Bersuch zu machen wäre, die Weber'sche ursprüng liche Absicht auszusichreu nnd während des zarten, auf „Emma" bezüglichen Zwischensatzes in der Ouvertüre ein lebendes Bild iEurycmthc, belauscht voi>8Egla»tiiie, knieend am Sarge Emma's, während deren Geist vorüberschwebt) erscheine» zu lassen. Die Bor- geschickte der Oper, welche jetzt nur in der Erzählung Eurhanthe's. vielfach kaum verstanden, enthalten ist, würde dadurch in ihrer die Boransietzungen für das Drama enthaltende» Wichtigkeit eindring licher vvrgesührt werden. — Die diesmalige E astudirung ist durch Herrn Hagen mit großer Sorgfalt erfolgt, und ergab dieselbe ein in vieler Hinsicht treffliches Rcstiltat. Die Kapelle hatte reichlich Gelegenheit, bei dieicr Weber'sche,, JnstrumentationSpracht zn glänze», sowohl in herrlichen Gesainmtniirknnne», wie sie gleich im Anfänge die Ouvertüre bot, als auch im solistischen Hervortreten namentlich der Holzbläser. Bezaubernd »vor beispielsweise die Ein leitung zum „Glöckchen iin Thalc", fein und tonschön das Fagvtt- und Flötcnsolo, welches die Verlassenheit Enryanthe's im 3. Akte charakterisirt. Ein Wort der Anerkennung gebührt diesmal auch den braven Theaicrmusikern ans der Bühne für ihre tapfere Aus führung der Hornniiisik bei dem Jägerchorc, wie der heiklen Trom- petenslrllen im ersten Finale. Der Chor hat sich durchweg seiner reichen Aufgabe tüchtig entledigt, und die Solisten haben meist Gelungenes gebracht. Die Tikclpartie war Fr». Malten anvertraut worden. Die Entwickelung, welche unsere ausgezeichnete dramatische Sängerin genommen hat — wesentlich durch die vorzugsweise Be schäftigung mit der Wagner-Oper — brachte cs mit sich, daß eine Leite der Enruanthcn-Pcirtie zn einer Geltung kam, die ihr bisher selten zu Thcil geworden ist. Uebcrall, wo es ans ausdrucksvolle Deklamation, am tieier brwcgcndcs Spiel, ans Beriunkenheil ,n unglückliche Stimmnng ankam, war Fri. Malten anSgezeichnet. Es beträfe das ihr Gespräch mit Eglantme iw ersten Akte, die Szenen von ihrem Erscheinen am Hoie an im 2. 'Akte, nnd im 3. ihr Duo mit Adolar »nd ihr Monolog darnach. Als Höhepunkt ihrer dra matischen Leistung wäre wohl ihr Flehen um Erbarmen im 2. Akte zu bezeichnen, welches sich im Knicsall vor dem Könige z» einer solch' erschütternden Wirkung steigerte, »vic sic selbst Frl. Malten selten heruvrzubringcn gelingt. Der getragene Gesang, die gebun dene Eantilene, die gesanglich schöne Ausgestaltung des Einzelteiles ist aber Frl. Maltcii's stärke iseite nicht, obgleich nicht zu Zweiteln ist,.-daß es ihrer Intelligenz und Energie gelingen würde, den hier durch die überwiegende Beschäftigung mit deklamatorischem Gesänge Perlvrcn gegangenen Boden wieder zn gewinnen. Die Envatine „Glvcklcin im Tbale" nnd das Duett „Hm nimm die Seele mein" waren demnach ichwächerc Pnnktc. Auch die schnellere» Nummern, die ans gesanglicher Bewegung beruhen, wie z. B. der Schlußsatz des Duetts mit Eglantine, getangen weniger. Endlich wäre noch der Arie mit Ehvr ,,Zu ihm!" zn gedeutet,, welche lnrzathniig und tonlos klang, »veil hier die wuchtige Stimme des Frl. Malten bei der Schnelligkeit der Silbenfolge nnd bei ihrem an und sür sich gulen Bemühe» deutlicher 'Aussprache zwischen den Konsonanten- bildungcn gleichsam nicht zum Ansprechen kommt. In dieser 'Arie wie auch im erste»: Imalc ist übrigens die Partie etwas zu hoch. Alle dicie Ausstellungen aber, die ja zum Thcit vcabcsscnmgssähia sein dürfte», können nicht die hohe Achtung schmälern, auf die auch durch diese Leistung Frl. Mallen sich neuerdings 'Anrecht erworben hat. Ucberraschl hat Frl. Friedman» durch ihre „Eglantine". Dicie Dame wächst sichtlich nnt den höheren Aufgaben, welche ihr >m dramatischen Fache neuerdings gestellt werden. Sie hat mit einer Energie, mit einer Kratt der Leidenschaft gesungen und ge spielt, wie sie ihre früheren Leistlingen nicht ahnen lassen konnten. Daß ihre Kolorcittirlertinkeit ihr in dieser Partie, die ihr allerdings zuweilen etwas tief liegt, «ehr zu statten kam, war auch für den Hörer erfreulich. Diese Wcber'icheii Koloraturen, die ebenso in der von Herrn Sckranff gesungenen Lysiart Partie Vorkommen, sind durchaus leine bloscn Toiiklmgeleie». sondern charakteristischer Aus druck der ansgercglcn, energisch-lebhaften EmpsindnngLweise beider Personen. Auch Herr Schranss gab eine tüchtige, angemessene Lei stung, gesanglich gewandt und gut gefärbt, schauspielerisch glaub würdig : vielleicht gelingt cs ibm bei Wiederholungen, durch ener gischere 'Aussprache namentlich der Aiifangsworte verschiedener Phrasen noch schneidiger zu wirken. Der „Adolar" mit seiner weichen, »migen SangeSfrendigkeit fand in Herrn Niese den ae- elgneksteii Vertreter. Wie schön gesteigert hat er wieder die Ro manze „Unter hliih'nden Maiidelbcinmeii", wie zart die Arie „Wehen mir Lütte 'Ruh'", mit welch' begeistertem 'Ausschwung leine Partie im Duett „Hm nimm' die Seele mein" gesungen. Es sollte ihm bei seiner Fähigkeit, einen Ton haarscharf anziisctze», ein Leichtes sein, die Falle zu vermindern, in denen er von mite» pottamcnto- artig anizichend die Töne nimmt. In der Häufigkeit, mit der er dieies Verfahren, welches ja unter Umständen eine gewisse Aus- drncksiähigtkit hat, «»»wandte, liegt eine allzugroße Verweichlichung der Adolar-Partic. Allerliebst klang die schöne, weiche Stimme des Frl. Siglcr (Berlin»), und Herr Memcke erfüllle scme Arifgave, der QuartcttfäiiLer „Rudolph" zn sein, tadellos. Enge n Kr a n tz. 7 Am Sonnabend, den 18. Dezember, gelangt, wie »vir schon früher mitaethellt, zur hundertjährigen GebnrtagSseicr des Kom ponisten Webers „Oberon", nnd zwar in icmcr ursprünglichen Form, zur Aufführung. Ter festliche Abend wi»d — ohne jegliche musikalische Einleitung — durch einen Prolog eröffnet, und es bedarf wohl nur dieser Hindentung, um unser feinfühlendes Publi kum zu pünktlichcm Ersche > ne n, nnd zwar um so mehr zu Veranlassen, als dem. wie »vir hören, hochpoetischcn, vortrefflichen Prologe durch Frl. Ulrich eine jedenfalls meisterhafte Wiedergabe in Aussicht steht. Anfang 7 Uhr. tz Als nächste OP ern n v v i t ä t steht bei »ms „Junker Heinz" von Pcrfall für 2. Januar auf dem Repertoir. Dann kommt GoldmarckS „Merlin" an die Reihe. Iin «Schauspiel geht „Gräfin Lambach" am Ncujahrstag in Szene. Dann folgen drei Einakter: „Die Ehcsiislerm" von Oskar Justinus, „Die Rose boin Schlachticld" von siegnmnd Schlesinger und „Herzfehler" von Francis Stahl. tz Heute geht am Rcsidenztheatcr die äußerst lustige und zugkräftige Gcsangsposse „Die 'Novize" nochmals in Szene, welches Stück morgen Sonnabend zum Benefiz sür Herrn Karl Mitcll wiederholt »vird. tz Ueber des beliebten Schauspielers Karl Mitcll als trost los von der Presse bezeichnet!.' Lage sind »vir nach anlheniischer Berichterstattung aus Halle in der glücklichen Lage, bcrnliigende Auskunft zu crtheilen. Der Künstler ifl n i ch t erblindet, das eine Auge ist gestmd nnd intakt geblieben Eine Berichlimmcrung seines bisherigen Zustandes ist allerdings insofern cingetreten, alS Herr Mitcll nicht ierncr mehr im Stande sein »vird, sich eines Glasauges zn bedienen, »veil inivigc ncnercr chirurgischer Behandlung beide 'Augenlider zmanmicugeiiäht werden mußten. Ter Künstler »vird dadurch freilich feiner Bühnentkäligteil entzogen, was als ein großer Verlust sür die Kunst und das Publikum zn betrachten ist. Was übrigens seine pekuniären Verhältnisse anlangt, io ist Herr Mitcll durch mehrfache Pc»sivnsa»sprüche vor Nvrh geschützt, und cs ist nicht in seinem Sinn gehandelt, daß Sammlungen oder Wovlthätigkeits-Vorslettnngen für ihn veranstaltet werde,». Der beliebte Künstler, gegenwärtig in der Klimt des Dc. Gräfe zu Halle, hofft im Februar oder März kommenden Jahres sein RhährigeS Künsllcrjttbikättm zu feiern und sich m einigen Ausnahme-Vor stellungen zn Berlin, Leipzig und Hamburg von dem Publikum und der Bühne zu vcrab'chieden. tz Ten Weg nach Halle, den jetzt Herr b. d. Osten mit Glück gcthan, Wird dieser Tage leider auch Herr Hvfopcrnsüiiger I o st antreten, da sein schon seit längerer Zeit vorhandenes Äugrnübel nicht weichen will und operative Behandlung nötbic, machen dürfte Die Eröffnung des neuen Wiener Burgtl'eakers ist abermals verschoben worden und soll erst im Jrüliiahr 1888, am Tage des 40jabrigen Negierungsjubiläums des Kaiser» statlsmden tz Kienzl» Oper „Urvasr" hatte bei ihrer vorgestrigen ersten Aufführung in Linz einen glänzenden Erfolg. Sowohl die Sänger wie der Componist wurde» nach jedem Aktschlüsse von dem ans verkauften Hauie mehrmals stürmisch gerufen. tz Gestern fand in Leipzig eine Versammlung von namhaften Schriftsteller» statt, in welcher verschiedene Beschlüsse ^ur Gründung einer HiMaffe sür Leipziger Journalisten und Schrift steller gefaßt wurden. tz Der Name der jungen Biolinvirtuosin, welche am Dienstag Abend im GewerbehauSkvnzert auftrat, ist nicht Frl. Reinhardt, wie gestern an dieser Stelle durch eine» Druckfehler zu leien war, fondern Frl. Steinhardt. tz Frl. Auguste Götze, die woblaccreditirte Lehrerin des Ge sangcs und der Deklamation, ist bekanntlich auch auf dem schrill stellerischen Gebiete mit Erfolg thätig. Ihr vielseitiges dichterischec- Taient hat u. A. auch ein oramatisches Märchen, „Z weimaI Ehristnach t" betitelt, geschaffen, das sich so recht als Weihnackus gäbe sür die Jugend eignet. Schon als Lektüre »vird das Büchlein anregend unterhalten und belehrend wirken; aber auch zur Auffüh rung durch die kleine Welt selbst oder als Weibnachtsstück für große Bühnen »st das reizende Märchen wie geschaffen. Das ele gaitt ansgestattete, von O- Mutze in Leipzig verlegte Werkchen (Preis 1 Mk. 50 Pfg.) ist in allen hiesigen größeren Buchhandlungen vorräthia. tz Morgen Sonnabend, am 18. December werden es ein H„n dort Jahre, daß Karl Maria v. Weber, der große deutsche Meister, geboren, wurde und in ganz Deutschland und wo nur eine dcutichc Zunge klingt, wird an die,ein Tage den Manen desselben gehuldigt werden. Bor Weber hat es Keiner so verstanden, deutsches Fühle» und Denken, alle die Sinnig- kcit. Reinheit und keusches Empfinden, den ganzen Zauber der Romantik in die Musik zu legen, wie dieses dem Genius Webcr's gelungen ist. Mit „Freischütz", „Euryanthe" und „Oberon" erschloß er sich alle deutschen Herzen. Sv echt und wahr in seiner ganzen Ticie hatte den deutschen Geist, die deutsche Tonweise, noch Keiner getroffen. Es kann nicht dicAbsicht vorliegen, in diesem be schränkten Raum ans den von den Gebildeten der ganzen Welt lei: länger als einem halben Jahrhundert anerkannten Werth und die Bedeutung der Wcber'schcn Schöpfungen zurückzukommcn, noch viel weniger eine erschöpfende Biographie Webcr's wiedergeben zu »vollen — wer AchnlicheS sucht, findet in einer großen Anzahl von vor züglichen Werken eine beinahe nicht zu übersehende Fülle des Stoffes. Aber ein kurzer Rückblick auf die Hauplmomenle seines Lebens und Wirkens, ein Wort der Erinnerung sei an dieser Stelle, an welcher Webcr's »»sterblicher Name so ojt rühmend genannl wurde, dessen Angedenken in Liebe nnd Verehrung geweiht. — Karl Maria v. Weber wurde am 18. Dezember 1780 zu Eutin geboren, wo sein Vater Franz Anton v. Weber (der Oheim von Mozart's Gattin Konstanze) Musikdirektor war. Bald nach der Geburt Karl Maria's legte dieser seine Stelle nieder, nm als Schauspicldirektor die Wett zn durchziehen. Ter unruhige Geist und das zerfahrene Hin- und Herlcbm dicws Mannes tonnte einer geregelten Erziehung des Sohnes nicht günslig sein, um so weniger, als der Knabe zu Anfang seines 12. Jahres »eine treffliche Mutter verlor. Nochinch , als bis dahin wurde er setzt einem stercir Ortswechsel miterworsen Bei nndcrwciligcr mannigfacher Begabung trat Karl Maria'S mn sikalischeS Talent anfänglich wenig hervor. Sein erster Musiklehrer, sein 25 Jahre älterer Halbhrudcr Fritz, soll damals gegen ihn ge äußert haben: „Kail, Tu tannst Alles werden — aber ein Musiker wirst Du nimmermehr!" Im Hinblick an» die vorerwäbntcn nn- günstigeii Verhältnisse seiner ersten LebenSpcriode im Allgemeinen, »vic auf die gegen andere Mnsikheroen berhältnißmüßig ipäte Entwickelung seiner musikalischen 'Anlagen, die erst mit seinem zehnten Jahre hervorlraten, ist eS von besonderer Bedeutung, wie er, alle Hindernisse mit eiserner Bcbarrlichkeit über windend, jene Stufe, die er in der Knnstgeschichte cinnimmt, er klomm. von welcher der Tod ihn schon in einein Alter von nicht vollendeten OOk e Jahren ahriei. — Das Ausslciinmen seines Genius machte sich erst im Jalne 1700, als er gründlichen Unterricht im Klnvicrspici bei Hciischk.'l in Hildblngbamcn erhielt, auffallend be merkbar und zwar gleich derart, daß »ein Pater beschloß, den Knaben zn Michael Haydn nach Salzburg zn bringen. 'Nachdem er ein Jahr bei Hcmdn stndirt hatte, genoß er später den Unter richt des berühmten Abls Vogler in Wien. Von Wien aus folgte er im Jahre 1804 einem 'Rufe als Thcaterkapellmcisler »rack Breslau. Weber war zu dieser Zeit 18 Jahre alt! Von hier ab hat er sich allein zu der Nicsenlwhe der Bedeutung, die er in der Kunstgeschichte cinnmmik, cmpvrgcschwiingc». Auf der klassischen Schule Haydn's und Mozart's süßend, schuf er die ihm eigene ro mantische, in der er bisher von keinem Borgänger oder Nachfolger erreicht wurde. 'Nach verichiedenen Irrfahrten trat er un Jahre 18t7 seine Stellung als Hoskapellmcister in Dresden an. In diese seine letzte Lcbensperivde fallen Welier's eigentlicheMeislcriahrc. während welchen „Freischütz", „Precicha", „Euryanthe", „Oberon" ! und viele seiner betten Jimrnmciital- und Klavierwerke entstanden. ! Am 10. Februar 1820 verließ Weber Dresden, um »eine für daö Eoiivenlgarden-Thealer in London komboinrtc Oper „Oberon" dort aufzuführeii, ein Konzert zn geben und über Paris nach der Hei- math znrückzukchren. Er sollte dic'e nie Wiedersehen. „Oberon" fand wohl in London eine begeisterte Ausnahme, aber die erwarte- tcn Vortheile dabo» rcalisirten sich keineswegs. Auch »ein Londoner Konzert brachte keinen Pekuniären Erfolg — der Saal war leer. Nachdem er tagelang ackrimkelt und abwechselnd im Fieder gelegen, fand inan ihn am 5. Juni 1820 früh gegen 8 Uhr ohne Leben au- seinem Lager. Den Kopf in die Hand gelegt, als ob er schlummere, mit milden verklärten Zügen ruhte er ans seinem Bette. Die letzten Worte des Meisters, che er sich am Abend vor seinem Tode zur Ruhe begab, waren: „Nim lagt mich schlafen!" — Bis zum Jahre 1814 ruhte er in fremder Erde, im Grabgewölbe dce Moorficldö- kirchc in London. Im Oktober 1811 wurden »eine sterblichen Ucber- rcstc hcimgehvlt und feit dem 25. Dezember desselben Jahres ruht der Meister von dcntscker Liebe gebettet auf dem hiesigen katholischen Friedhöfe. — Kaum giebt eS ei» Feld der musikalischen Komposi tion, aut welchem Weber nicht gewirkt hätte. Wenn eS das Kenn zeichen des Genius ist, Werke zn schaffen von höchstem Nei; für Mit- und Nachwelt, von 'Uticheidciidcm Eiiislnß aut Gegenwart und Zukunft, Werke von bleibender Tauer, so steht Weber unbe dingt in der Reibe der ersten Genien unter den Opernkomponistcn. Seme Wirksamkeit aber in der Komposition sür fast alle Instru mente wird nicht vergessen werden, am wenigsten die für das Pianosort c. sür welches er eine neue und charaktervolle, bis aut den heutigen Tag gütige Literatur schuf, welche, »vic die Klavier auszüge der Opern, fortgesetzt von unzähligen Ausgaben des I»- nnd 'Auslandes reprodnzirt »vird. Tem höheren Kunstlied« sowohl, wie dem vertieften einfachen Volkslied« der murren Zeit war Weber ein hochbegabter Bahnbrecher. Von seinen vielen Liedern bleibt eine namhafte Anzahl von unwandelbarem Reize 'Muster ihrer Gattung. Deine musikalischen Eigenschaften in ihrem Gesaimntein- drucke bezeichnen sich am kürzesten mit: Originalität, keujcher, tiefer Empfindung, Einfachheit bei großer Kühnheit, Wahrheit und Klar heit des Ausdruckes, mithin schärfster Charakteristik. Mil diesen Eigenschaften begründete Weber eine neue Epoche, namentlich im musikalischen Drama, und die Folgezeit wird nach dieser Seite hin noch lange den Stempel seines Genies tragen. WaS Weber dem deutschen Botte und den Gebildeten der ganzen Welt als Musiker war, das steht nicht nur mit cbcrncm Griffel im Buche der Zeit geschrieben, sondern lebt und pulsirt, von einer Generation auf die andere übergehend, in der Brust aller Derer, die Musik bewegt und erhebt. — Aber auch was Weber als Menfch war, kann nicht oft nnd nicht rühmend genug wiederholt und der jüngeren Generation in'S Herz geprägt werden: gewissenhaft und treu i» allen Be ziehungen des Lebens, liebenswürdig, feinfühlend und doch voll oft drastischen Humors im Umgänge, war er »nr streng gegen Unwahr heit in »cdcr Gestalt. Neben dem ihm angeborenen Genius war die wunderbnrc Beharrlichkeit seines StrcbcnseineHanpleigenschaft seiner edle» Natur, und durch diese Verichwislcning von Können und Wollen, von Reichthuin und Pflichtgefühl wird Weber für Jeden nicht mie zn einem Gegenstand der Bewunderung, sonder» zu einem berchrnngswürdigen Vorbüde — er war alS deutscher K n n st l e r und als deutscher Mann ein Charakter -- und nicht treffender nnd schöner können »vir diese unsere Betrachtungen über den großen »mstcrblichenMeister schließen, als mit den van Richard Wagner an Webcr's Grabe gesprochenen Worte»: „Nie hat cm denlicberer Musiker gelebt als Du! Wohin Dich auch Dein Genius trug, immer blieb er mit lanscnd zarten Fasern an das deutsche Volks Herz gekettet, mit dem er »veinle und lachte, wie ei» gläubigeö Kind, wen» cs den Sagen und Märchen der Heima th lauscht. Der Butte läßt Dir Gerechtigkeit widerfahren, es bewundert Dich derFraiizv',, aber lieben tann D ich n n r d e r D e n t f ch e. Tn bist fein, ein schöner Tag aus seinem Leben, ein warmer Tropfen sem»s Blutes, ein Stück von seinem Herzen!" H. St. ! ** I 8 s »
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