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Dresdner Nachrichten : 28.10.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-10-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-190110287
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19011028
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19011028
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1901
-
Monat
1901-10
- Tag 1901-10-28
-
Monat
1901-10
-
Jahr
1901
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 28.10.1901
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. 2 OM L. — r r» « Z r» o -t L.- <v ^ V1 «» . r» r» 5- ^ abend den >. >!oo»mb«r. Woikenftein Auautr Friedrich S»n,td«r'1 Wohn- bau» müVackeroten und Anbau, lowi« Liallaebaud- und Kan, mHtlnms- dorf. 7bSü Ai. Dresden - Da« der Handclsaejelllchast Utzlch ch Sodn ge- bonäe Wielengrundimck in Weißia. 22 VMM Dresden: Laurer Hugo Friedrich Werner-« Wokn- und Hmiergedaud« mir Seitenflügel und Hos datetdlt, Alleegaflldrii l. 18 8M N. Dresden: Anna Mari» ««edel. Seli- aer ged. Uhsen'« Baustelle daleldlt. Oiterbergflrah« ». M MV M. Dresden: sreininetzmeister Paul Lchsifler'a Grundstrick (Wobn- und Hintergebäude, iedn-rev Waaenuduoo.n und Pferdehall entballend, sowie «arten und Ho» ni Lobrau. Friedrich Äuguktflraflc 4. ul MV M. üamcnz: Kuklav GNnider'S Hau»grundstück i» Kcndiichbaielrb, LVSV M. Pegau: Maschinist Ehrlflian Ldeodor Heinrich Severin'« Grundstück (Wohnbau«, Scheune, LlSlle, sowie Felder und Wiesens in Bcrndorf, 19 62« M. wovon I54l M aut Jnven- ,a ennallen Schandau: Carl Ernst Georg Fröde's Grundstück »Zum LcbtoßkeUcr" mir aus den» Hause Inmenver Bleeichankkoiuession daselbst, >8 bM,M. — Wetterbericht der Hamburger Seewart« vom 27, Oktober, Luftdruck über 789 MiUlineler desindet sich übel dciti Land- n,nt> iivi'cl»«» dein Btseavlsche» Meere und Sudrusiland, Devteiuone» aber dem Miielineer und dem nördlichen Schottland, Fn Deutschland ist cs -'ieliach neblig, rubig und. autzer im Süden, mein lübler. — Wakr - cheinlich ist im Süden wcnig Aenderung. im 2!ordweslcn dagegen Und ausirischende wesiliche Winde und onivan« sonschrciienoe »iegemalle iu erwarte». raqcSgeschichte. Deutsches Reich. Ter ..Franks. Ztg" wird geschrieben: Fln vclggngeiieir Fahre war'S. Ter nun verstorbene Tr, Georg v, Siemens war zur kaiserlichen FrüdstückStafcl geladeii, an der ..nßerdem noch der König von Württemberg mit seinem Schwieger- >ot»i. denr Erbprinzen von Wied, theilnalnn. T ns Gew räch kam bei dieser Gelegenheit aus den Transvaalkrieg. Ter K aiser meinte, ec könne sich die in ganz Teutschland hervorbrechcnde Be ar i st c r n n gs nr die Buren nicht erklären: „Wo kommt sic nur her?" „Tie Sache ist sehr einsach ;n erklären", meinte Tr. v, Siemen«, „die Begeisterung für die Buren ist lo groß. »veil die Frauen und Kinder iür die Buren sind. F» meiner Familie ist'S :o und so ivird -Z ivohl überall sein Der Kaiser schlug sich lackend ins da« Knie: „Sie haben ganz Recht. lieber Siemen«, in meiner Z 'miüe in s gerade so. Bon den Frauen kommt die Bure» Be- oinerung. Auch die meine kann Morgen« kaum die Zeitungen erwarten, die ihr die Siege der Buren melde»!' Ter durch den Tod de« Abg Fohanitten erledigte Wahl kreis S o n d e r b n r g Q a d e r« l e b e n gehört zu de» !»l Wabl- r.'üeii, die seit dem Bestehen des Reichstags »»unterbrochen im Benne einer Bartei gewesen sind, Ter Abg. Fobann'en vertrat - iesen Kreis allerdings ein «eit l88ti, Er war zuerst, damals im liier von tl Fahren, IZZl im Wahlkreis Avenlade Flensburg ge ivahll worden. Ader dieser Kreis ging bei den Wahlen von IrM n die 'Ngrioiialliberale» verloren und isk seitdem nicht wieder in Xinischen Besitz gelangt. Ter Tod des Abg. Fnnggrce» verkalf ann Herrn Fohannien wieder zu einem Mandat eben in Sonder- bnrg-Haderslebc». Daß dieser letzte Wahlkreis den Dänen schon iii eiiirissen werde, ist nun allerdings »ach Lage der Tinge wenig wahrscheinlich Bei der letzten Wahl wurden 10420 dänische. 71." nakionalliberale und 3)2 iozialdemokraiüche Stimmen ab- aegcden. Es Kietze die möglichen 'Wirkungen der in den letzten Fahren in der dänischen Frage befolgten Politik überschätzen, wenn mau ictzt etwa ans einen Sieg des nationalen Kandidaten rechnen wollte, Trotzdem werden die Tentschen der äutzersle» Nvrdmark nlichtgemätz alle Kraft daran setzen, uni eine möglichst grotze Slimmenzahl auszttbringen. Tenn >eder OHickgang der Stimmeii würde nur von Renern den Etter der dänischen Agitation ennache». Ter Wuin'ch der „Germania', dag der Ernennung Svahn's bald die Berufung eines katholischen Philosophie Professors an die Unwcrutäl Stratzburg folgen mochte, dürste bald in Eriülluiig gehen, Ter Statthalter Fürst Hohelllolie-Langenbnrg besürworlete sie lebhast, wie auch die Ernennung Spahn s aus seinen Einilntz zurückzuführen sei. In den Kreisen der Stratzbnrger Prosesiolen sehe mair der Berufung des katholische,i Philosophen bereits als ciwas Unvermeidlichem entgegen. Für dieie Stelle sei bereits ein ebässöcher Geistlicher r!) in Aussicht genommen, der i» RcgierungS- and altdeutsche» Kreisen grotze Sttinpalhie besitze und dessen 'Käme auch in wissenschastlichen Kreisen einen guten Klang habe. Oesterreich. Ter Minister des Aentzecen. Gras G o l n ch o w S ki. begiebt sich znm Leichenvegängniß seines Schwiegervaters, des Prinzen Mural. nach Paris. ttugaru. Eröffnung des Reichstages. Ter Quästor Bela Ezavossy begrüßt die Abgeordneten und fordert das älteste Mitglied des Hauies. den Abg. FoiesMadarasz ans, das Alters- präsidlum zu übernehmen. (Eijen-Rrttc.s Er eröffnet wdann die Titzung. Ter Alterspräsident rheilr mit, datz eine Zuichrirt des Ministerpräsidenten vorliege, und erklär», datz es ihm seine Uebcr- -enguua verbiete, die Berakkungen iveiter zu leiten. lEljen-Ruse.s l'om Quäslor ansgeforderl. übernimmt hieraus da-s nachstältesle 'Usilgiied des Hauses. Abgeordneter Tlieosil Fabinpi, das AlterS- vrändiulu. Es irird nun die Zuschrift des Ministerpräsidenten i oer!e>en. in welcber mitgetbeilr wird, das: der Kaiser Montag ! :in 12 Ubr Mittags den Reickstag in der königlichen Hotburg - . ierlick crossnen werde. Abg, Bela Barabas erklärt Ra mens der toisnchvarlei. datz diese an der Eröffnung durch den Monarchen, 'eiche in der Königs. Burg stattsindc. nickt tbeilnehme: sie fordere. -r Monarch solle zur Berlcsung der Thronrede in das Abge- dnelenbaus konimen, Tie Abgeordneten seien freie Vertreter nier freien 'Kation und not der Krone gleichberechtigte Troger r Souveränität, gleichberechtigte Faktoren der Legislative, leberdns 'ei aus der König!. Burg eine schwarzgelbe Föhne ge- Nt. welche in Ungarn nur schmerzliche Erinnerungen wecke. > inzelve Mitglieder der Partei gingen schon deshalb nicht, weil ' -!' Vas Erichemeii eine bestimmte Kleidung vorgeschrieben sei. 'liniffervräsident v. Stell: Tie feierliche Eröisnung des Rcichs- wflcs durch se. 'IKaiei'äl geschehe in der traditionellen Weite und dem gewobmen Trte. Eine vierzigjährige konstitutionelle Praxis spreche -ür die Eröffnung in der Königl. Burg. Es läae n» 'Anlatz vor. diese Praris zu ändern. Tie schwarz-gelbe ebne beceichne aus der Burg die Farben des Herrscherhauses. 'u dic'er Fabne sei die des Landes angebracht, ein Zeichen 7er Harmonie zwischen der Nation und dem .»errscherhause. lLeb- i a»rer Beifall rechts t Abg. Franz Kossulb erwidert, die Farben 'es Herrscherhauses seien nicht schwarz-gelb, sondern roth-weitz. Bnislervräsident v, Szell erklärt, er habe behauptet, datz die uwarzgelbe Fabne iür die Farben des Königl. Haines gelte und >:ls solche acceptirt werde. Tic Sitzung wird soocinn geschlossen. Gngland. E b a m b e r I a > n' s Versuch, j» seiner Edin- burgbcr Rede die Regierung bezüglich der Behandlung der nid- airikanischen Lage absolut rcinzuwaichen, toird selbst von den RegierungSorgancii „Times" und „Standard" zurückgcwieien. Tie liberalen „Tailn 'Kews" erklären. cS sei setzt zweifellos, datz Ebambcrlain allein den Krieg verlängere. Diese Wahrheit weiter au'zuklären. sei Pflicht der liberalen Partei. Tas Blatt erfährt 'erner, die Regierung erwäge für das nächste Fahr eine» Appell u das Land durch allgemeine Parlamentswablen. 5kur,st und Wissenschaft. ff Fn der Königl. Hofoper gebt heute Abend Bcct- boven's „Fidel io" in Scene: das Königl. Hvsschnu- 'viel bringt den zweiten Theil von Biörnsvn's „Uebcr unsere Kraft" zur Aufführung. ff Fm Königl. H o s op crnh a nse stellte sich am, Sonn abend zum Engagementszlveckc. wie man annchmcil darf, eine sunae Sängerin. Frl. Fanchcltc Berk unk vom Breslauer Ftadttheater, als Senta des „Fliegenden Holländer" vor. Ter Gesanimteindnick war, wenn auch nicht hervorragend, so doch angenehm und lobenswerth. Frl. Perbrink verfügt über genügende Mittel, einen guttragendcn r-ovran von dramatischer Färbung, im Affekt wohl etwas scharf und spitz, sür jugendlich dramatische Partie» aber völlig ausreichend, wenn man nicht allzugrotze 'Ansprüche aus erste jugendliche Frische erhebt Nicht weniger Anerkennung verdient Fräulein Verhunk sür den Fleitz der Auffassung, die Sorgfalt des Vortrages und die intelligente! Art der Darstellung. Leider werden dieie hübschen Vorzüge von l einem säst unausgesetzten Tremolo so stark beeinträchtigt, datz, wie j man zu sagen Pflegt, kaum ein Ton fest und sicher steht. Dieses - Zittern »uv Beben der Stimme macht sich umso bedeutender geltcnb, je mehr die Grenzen »ach der Höhe »nd Tiefe in An-! 'vruch genommen werde», beffnders artet die Hobe Lage in ein sörnrlicties Dimmern aus. Ta man sich am Dresdner Hofthcater nicht Icickt über derartige Erscheinungen hinwegsetzen dürste, ist der Zweck des Gastspiels wohl als erledigt zu betrachten. — Eine ganz bedeutende künstlerische Leistung ist und bleibt Herr» Perron Figur von gewb bei der l und der Verzweiflung, stellt er rrn vollkommenes, er! und mitleidvolles Bild des nach Erlösung suchenden Be: dar, das in seiner Grobe der Auffassung und herben der Aussühruna schwer zu uberdielen ist. . . ll. 8t. r Königl. KosschaulP i «l. Nach dem außerordenülchen Erfolg, den der zweite Tbeil von Blbnffon » „Uever unsere Krart" in der sonntäglichen Katlnüe der „Litterorllchen Gesell- ichait" erzielt batte, lag der Gedanke »ade. das in jedem Jolle deachtenswrnhe Werk auch der brettere» Qefjentllchkrlt zugänglich zu machen. Das ist am Sonnabend mit großem Glück tn einer Abonnrmentsvorstellnng des Neustädter KameS geschehen, also vor einem Publikum. oaS man in der Hauptiachr al» nicht gerade vorrinaenommen sür den Dichter und eines seiner am schwersten zu vnstebenden Dmmen wird bezeichnen können. Die Ausnahme der Vorstellung war unter diesen Verhältnissen vorau-rusehen. Am stärksten wirkte natürlich der dritte Akt mit dem äutzerlich gewalllg packenden Knalleffekt der Explosion von Holger's Burg, die als aeradezu übnvältigendes Schaustück moderner Reglrkunst nie ihre Wirkung Verlagen wird. Uebelraschend tief ging vorgestern Abend auch der zweite Akt mit der ergreifend schönen Scene zwilchen Ratzel und Elias, in der das Gebeunniß deS 'Verständnisse« sür die „Tragödie des Grenzenlosen" liegt, oaS ganz in enträtbseln freilich nur wenigen „Wissenden" gelingen wird. Datz der letzte Aufzug mit seinem uncrauicklichen Hin- und Hergerede unter Haimviiiumbegleitung nach dem großartig durchgeiührten EreScendo der Elias-Tragödie abfallen mutzte, war selbstverständlich. Leider ge'chah dasselbe dem vorzüglich exvonirten ersten Akt. dessen aller dings stark naturalistischer, aber wunderbar echter Milieuschilderung das Pudikum kühl gcgenüberstand: selbst die große Rede Bratt'S, die Herr Frvbö'e übrigens vorgestcni wieder ausgezeichnet vortrug, ging ziemlich eindrucksloS vorüber. Im Ganzen stand aber der Erfolg der ersten öffentlichen Aufführung von vorgestern Abend dem der intimen vom Sonntag Mittag jevenialls nicht viel nach: er war vielleicht sogar lauter, wen» auch weniger lies. So wurde nach dem zweiten Auszug mit Nachdruck der Spieler des Elias, der treffliche Herr Gebühr, vor die Gardine gerufen, während nach dem dritten Akte Holger-Blankenslein wohl an die fünf oder sechs Mal sür den reichen Beifall danken durste: >a selbst am Schluß mutzte sich der Vorhang einige Male heben, um der Be geisterung Einzelner Genüge zu thun Datz diese Alles in Allem glänzende Aufnahme des Werkes im Wesentliche» nicht viel mehr als einen ansgeiprochenen Tarstellunasersolg bedeutet, bedarf bei der Schwierigkeit der dramatisirten Materie wohl keiner umständ liche» Beweisführung. Erfreulicher Weise ist die Aufführung so beschaffen, daß man ihr dieses freundliche Geschick von Herzen gönnen kan». Ihr Vorzug besteht in der Trefflichkeit des Zusammenspiels, in der glücklichen Besetzung auch der kleineren Rollen mit Schauspielern und nicht mit Statisten, ein Umstand, der die Wirkung der Streikscenen im ersten, den Eindruck der Fabrikantenveriammlung im dritten Akte nicht unerheblich steigern hals: datz manche Einzelleislung noch Wünsche offen läßt, will demgegenüber nicht viel bringen, um so weniger, als die in Aussicht stehenden Wiederholungen des effektvollen Stückes in dieser Hinsicht noch Abbitte schaffen werden. Datz das Werk überhaupt aus der Hotbühne erschienen ist. um auch davon ein Wort zu sagen, bedeutet einen „Bruck mit der Tradition", den Viele — ob mit Recht oder Unrecht, soll hier ununterstccht bleiben — sür nicht unbedenklich halten werden, selbst wenn sür eine öffentliche Aut- sührung der Tragödie manche Kraststellen, wie vorgestern Abend. a<1 boe gemildert werde». Hoffentlich bat diese Freigabe sür das große Publikum wenigstens den Vortheil, daß die Censur auch tonst mildere» Slinics wird. Wenn die Königl. Hoibiikne in Rücksicht aus den litierarischrn Eriolg und ein gutes Geschäft den zweiten Theil von „Ueber unsere Krast" öffentlich in Scene gehen läßt, dann wird man auch getrost Hauptmann's „Weber" ledem beliebige» Privatthealer in Dresden sreigeben können, ein Werk, in dem schließlich ebenso viel .mißverstanden" werden kann, wie in dem Drama Bjvrnwn'S, nur mrl dem Unterschiede, daß ie> es von einem dcutichcn Dichter herrnhrt und an künstleiiichen Quali täten beträchtlich höher steht, als das ganze Toppcldrama des 'Norwegers. >V. s.Klavierabend Eonrad Ansorge. Zu den Pia nisten, die in jedem Winter, den Gvtt weiden läßt, bei den Dresd nern regelmäßig ihre musikalische Visitenkarte abgeben, bat sich in den letzicn Fahren auch Evnrad Aniorge gesellt, der im Lause der diesiährigen Saison sogar 3 Mal mit einem lediglich aus eigener Krast bestrittenen Klavierabend In Dresden oustvarten wird. Die am Sonnabend ini leider nur spärlich besuchten Musendausiaale abgehailene erste Veranstaltung dieser Art bestätigte die schon kriiher über den Künstler gewonnene vortbeilbaste Meinung, daß Herr Ansorgc einer jener bemsenen Künstler ist. denen es mit der Ausübung ihrer Kunst heiliger Ernst ist, und die als Rüstzeug sür ihre» Perus nicht nur rin heißes Bemühen, nickt mir ein über icdcn Zweifel der Zuverlässigkeit erhabenes technisches Können, sondern vor Allem auch io viel musikaiischcii Sinn und solch hoch- entwickelte Begabung milbüngeii, daß das Zuhören zunr Genuß wird und daß der Hörer selbst da zum Mindetlen lebhaftes Inter esse empfindet, wo er in Einzelheiten vielleicht nicht ganz mit dem Vortraaenden übcreinslimmt. So möge dahingestellt meiden, ob l>eim Bortrage der als Emgangsnummer geipielte» Toccata und Fuge in 0-<iur (vom Vortragenden selbst sür Klavier übertragen) eine etwas strammere Rlnithmik. die einen Tempounterschied zwischen leichteren und schwierigeren Stellen schlechterdings nicht zuläßt, die Intentionen des große» Thomas-Kantors nicht »och besser getroffen hätte. Ganz wundervoll spielte Herr Aniorge dagegen den Adagio- Mitteliatz desselben Bach'schen Tonstücks. Unter den folgenden Vorträgen ragte besonders die temperamentvolle Wiedergabe von Zchubert-LiSzi's „Erlkönig" und von Liszt's großer Ü-moli-Sonote — bekanntlich dem Werke eines Giganten sür Giganten — hervor. Man braucht nach der wahrhast glanzvollen Lösung dieser eben- erwälinten Rie'enniifgabe nicht unbedingt noch die weiteren Liszt- Nnmmern („LiedeStraum" Nr. l und Rhapsodie Nr. 14) gebürt zu haben, um Herrn An'orge das Zeugniß eines ganz vortrefflichen Lisztspieleis ausstellen zu können. Von der vorausgegangenen L-moll-Sonate Ehvvin's wollte uns die Ausführung des Scherzos und des berühmten Trauermarsches als besonders gelungen erscheinen, während der abichließende kurze Presto-Satz bei »och etwas zarte rer und dusligerer Behandlung wesentlich an Eindruck gewonnen haben wurde. Mit den beiden Impromptus in L-woll und 6-cI»r von Schubert zeigte der Pianist zur Genüge, daß er gerade sür derartige zarte und voesieumsiossene Klaviermusik ein seines Ver- ständmß und ausgezeichnete JnterpietationSgabe besitzt. Mit Inter esse sieht man dem zweiten Klavierabend Conrad Aniorge's am 27. November entgegen, der ausschlteßlich Klavienverlen Beethoven s (Sonaten op. 26. üla und 11l, und Rondo oz>. öls gewidmet sein wird. —ät. -i-Lärbsiichcr Kun st verein. Neu ausge bellt sind : Fohnn» Bucha (Dresden» „ZMaiserlritgcr, „Hotschauspieler Deearli" »nd »Tamenbiille in Gips". >5!ara Fischer (Dresden» „Kittchen", Wolter Frie- derici (Dresden) „Lösch's Guckclicht aus". Albert Gerold (Dresden) Marmerrelici Lr. Königl. Hohen des Primen Georg", Anna Geudlner lOberiößnitz) „Blumen und Früchte". F. Grrbe (Abrenoboov) „Buchenwald im Tors" und „Im Buchenwald". Franz Kochmann (Loschwib) „An der Windmühle", „Bserdeschmemme". „Ockien im Göpel", „Herbstsümmung" und „Schassiall". Hildegard Koch (Dresden) „Heranziehendes Gewitter", Sidonie Linke (Dresden) „Gelbe Narzissen", Johanna Me-ncr (Aicdersed- litzt „Alte Schneidemühle", Helene Avack (Dresden) „Enzian". Bett« Pohl (Dresden) „Dorssiraße", E. Aieck (Dresden) „Eine Deomalion", L. Roggc- inann (Zwischenahn) „Abcndslnnmung auf der Heide", Freiin Linda v. Roscnbcra (Dresden) „Noien", A. Dbiele (Hohenschäftlarn) „Zur Bla»' zeii", Paul Um> rmann (Berlin) „Fn Gedanken". Mama Zcrencr (Dresden) „Gasse in Wunsiedel" und „Mono aus einer allen Stadt". Vergangene Woche wurde vertonst: Moerlin. „Besreite Sllavin". Das sür die Kirche in Weihig bei Bühlau besnmmle Altarbild von Pros. A. Dieibr wird Freitag dcn l November abgenornrncn. Heule betrügt das Eintritts geld iür Nichtmilglieder so Pjg. ß Im Residenztheater zu Berlin eröffnet«: vorgestern Frau Bett», Hennings, die erste dänische Darstellerin Ibsen scher Flmrengesicitten, mit einem skandinavischen Ensemble rin Gast spiel als „Nora" mit großem künstlerischen Erfolg. I- Intendant v. Possart feierte vorgestern in München sein vicrzigjälmaes S ch a u sp ie ler i ub ilä um. Er erhielt aus diesem Anlaß vom Herzog von Meiningen den Stern des Grotz- komthurs vom Sächsisch-Erncstinischcn Hausorden, und wurde vom König von Spanien zum Kommandeur des Ordens Karls Ul. ernannt. Tie Stadlgemeiudc München wird eine Straße nach Possart benenne». :«. tömnm": S1 UH «. Rennen: Lug««o, Pandur, Rorih (Lot. » : «<>). ! Bei den getzrtaen »«nnrn zu Lien fleate« t« Henckrl RAU«. Kinn,». «a'»o» (Do>. U» : UH 1,7. lls. 1l« - «y. »»,1«. 1^!8- 1s t 10). Rennbericht. ,a>cmkld«t vom Evorlturrau wvii«nh»u»str>>b« 10s Fn dcn gosrrigen Nennen zu Löln siegten satgenoe Pferde: I Nennen: Narcihe, Winneion. Gdldoni (Dot 20 : >0. 12, tt, It : >0» Ernst «nd Ocher». Der Herbst ist wieder da: daS gelb« Laub fällt von den Bäumen, dl« Vögel sammeln sich. um in wärmer« Länder zu ziehe», und di« Sanne, das strahlende Gestirn, das unterer gute« Erde Leben und Wochsttzum verleibt, macht sich täglich rarer. Sie kommt jeden Morgen etwa- lpäter und verläßt uns de« Abends immer zeitiger, sodatz der Brrbrauch von Petroleum und Gas ebenfalls täglich steigt, wenn wir nickt im Dunkel» sitzin wollen. Da siebt »ran erst, «ie nolbwendig wir die Sonne eigentlich gebrauchen I Qbne sie wäre unser« Welt «irre öde Wüste, in der keine Bluine blüdt. kein 'Vogel singt und jedes lebende Welen erstarren müßte. Datz es einst io kommen wird, wenn die Sonne auSgebrannt und ihre Kläffe verbraucht hat. haben die Naturforscher schon längst prophezeit, und ein moderner Dichter hat bereits »In Drama geschrieben: -Dt« letzten Meirichen." Sollte eS jemals aufgeliidrt werden, so können wir ja ganz grmütbllch im Theater anseben, wie wir oder unsere Nachkommen einst tm Else erstarren werden. Sehr geistreich — aber die Vor stellung. datz unsere blühende Erde nur ein eisiger Gletscher sein wird, aus dem mühselig und krinrinervoll ein einzige- Menlchenpaar lebt, will Niemanden to recht in den Sinn. Kein Kaffeekränzchen kür die Frau, kein Skattlub für den Mann, kein Kegelabend, keine Partie auf dem Dampfschiff! Ein trostloser Gedanke! Glücklicher weise ist es vorläufig noch nicht so weit, denn man merkt nichts davon, datz die Wärmegnelle aus der Sonne adgenommen. Im Gegentbeil! Im vergangenen Sommer baden wir off über tropische Hitze zu klagen gehabt, die Schulkinder batten mehr Hitzeserien als de» Ellern lieb war, und das Thermometer ist zu einer unbetmlickeir Höbe emvorgekletlrrt. Wlr schade, datz man sich diesen Ueberflutz an Wärme nicht sür den Winter ausbeben kann! Dadurch wäre mit etrrem Male der Kohleniivid ein Ende gemacht. Die Sonne ist asio durchaus nickt knauserig gewesen und bat ihren Segen unparteiisch ausgetheill in der alten wie in der neuen Welt! Nock jetzt streitet man sich darüber, ob es an der See oder im Hochlande ani heißesten aeweie» ist. und wer zu Hanse bleiben und zwischen den hoben Häusern und von der Hitze durchglühterr Mauern aushatten mutzte, beschreibt die Qualen, die er auSgestanden so deutlich, datz der mitleidige Zuhörer nach dem Taschentuch greifen mutz, um die Schwertztropfen von seiner Stirn zu wischen. Und trotzdem steht die Sonne in der allgemeinen Liebe noch höher als der Mond. Die blaffe Luna hat sa auch ihre Verehrer und Ver- rtirerinnen. die sie in allen Tonarten besingen und ihr ihre schönsten Lieder weihen. Verliebte wandeln bei ihrem Strahle hochbeseligt Arni in Arm und schwören in ihrer Gegenwart ewige Treue: dem biederen Bürger, der erst nach Mitternacht aus dem WirthShauS heimwärts schwankt, dient er als Laterne, und dem lustigen Indenten ist er behilflich, die richtige HauSthüre und das Schlüsselloch zu finden. Entbehren kann man den Mond also nicht, aber die Sonne ist doch noch vielseitiger und läßt sich zu allen möglichen irdischen Geichästen gebrauchen. Sie dient der Hausfrau als „Mädchen für Alles" und hat de» Borzug. datz sie weder Lohn noch Kost beansprucht, und sich nicht zu Weihnachten wie Bertha eine» Ncumuff, und wie Auguste eine goldene Ubr mit Kette wünschst. Ja — was thut denn die Sonne im Hauswesen? Sie heizt ein. sreilich ost mehr als gerade nothwendia wäre, aber das ist ei» Versehen, welches Bertha und Auguste ebenfalls begehen. Qb draußen tt> Grad Wärme oder 15 Grad Käste sind, ist dem Hausmädchen ganz egal. Sie schaufelt dasselbe Quantum Kohlen m den Regiilirosen. und um Eier zu kochen, macht sie unter dem Herde ein Feuer, als sollte ein Ochse am Spieß gebraten werden. Dann bleicht die Sonne die Wäsche auf dem grünen Wiesenplan und trocknet sie geschwind, sie dörrt Gemüse und Pilze sür den Winterbrdarf. sie destillirt Kräuter und Gewürze und lockert die Federbetten auf. die man vor ihr ausbreitet, daß sie zu wahren Bergen aufguellen. Sie ist auch ein erfahrener Heilgehilfe: versteht sich vorlresslich auf's Kurilen und «lebt die beitsamen Sonnenbäder ganz »nenigeltlich sür die kranke Menschheit ab. Dem Photographen ist sie in seinem Berufe ganz unentbehrlich, sie malt wunderbare Schattenbilder an die Wand, und besitzt die Regendoari,färbe» tu allen nur denkbaren Nuancen, um die sie icder Künstler beneiden könnte. Daß die Sonne auch ein vor trefflicher Kriminalgendarm ist, sollte eigentlich Jeder wissen, denn wenn ein Verbrechen begangen worden und die Polizei trotz aller Anstrengung den Thäter nicht entdecken kann, lo beißt eS: „Nur Geduld! Die Sonne bringt cs an den Tag!" Etwas neugierig ist sie sa. die gute Sonne, und kümmert sich nm Alles, was unter ihrer Hemchast vaisirt. Sie ist auf dem Marktplatz wie im kleinen engen Gäßchcn. sie schlüpft in de» reich geschmückten Festival, besieht wohlgesällig ihr eigenes Bild in dem hoben Wandspiegel, und huscht dann in die ärmliche Dachkammer und über das Krankenbctt. um Mull» und Hoffnung in ein verzagtes verz zu träufeln. Datz die Sonne auch „Flecken" hat. von ungeheurem Umfang, haben die Astronomen mit ihren scharfen Fernrohren längst ergründet, und daß die Sonne mit ihrem übermäßigen Etter auch großen Schaden anstttten kann, weiß die Menschheit gleichfalls. Ganz ohne Fehler ist sie eben auch nicht! Umsonst sucht man sie durch Läden und Vorhänge auszusperren. aber trotzdem schlichst sic durch eine Spalte znm Fenster herein und siehe da — die schönen Pottiermöbel sind unscheinbar und verschossen. Das hellblaue Kleid, das dem blonden Mädchen so reizend stand, ist in der Sonne verblichen und hat weiße Streifen bekommen, und die Mama jammert über ihre schönen Gardinen, die plötzlich in Stücke «eben, weil sie von der Sonne verbrannt sind. Die eitle Lilli entdeckt zu ihrem nicht geringen Schrecken Sommersprossen ans der kleinen 'Nase, und ihre Freundin, die soeben vom Gestade der See beimgekehrt ist. klagt: „Sieb nur. wie verbrannt ich bin! Braun, wie eine Mulattin!" Ta hat die böse Sonne viel Unheil angestistet. doch scheint sie durchaus keine Gewissensbisse deshalb zu empfinden und lächelt io behaglich wie immer über das ganze Gesicht und weicht keinen Finger breit von ihrer gewohnten Wette ab. Tie Großstädter schwärmen nicht besonders sür daS zeitige Ausstehen, aber wenn sie im Sommer eine Reise unternehmen, klettern sie doch auf einen hohen Berg, um de» Sonnenaufgang da oben zu erleben. Aengst- (>ch werden der Wirst» und jeder befrackte Kellner gesragt. ob wohl morgen ein schöner Sonncfllausgang zu erwarten sei und aus Furcht, das herrliche Schcnttviel zu versäumen, wogt man kaum in's Bett zu gehen. Nur ruhig! Wozu giebt es in einem seinen Hotel einen Hausdiener? Durch ein heftiges Pochen an allen Lhüren werden sämmtlichc Gäste ans Morpheus Armen gerissen. „Aus- slche»! Die Lonne geht auf!" Jetzt heißt cs, eilig Toilette machen und sich warm cinbüllen, denn draußen webt ein sehr empfindlich kalter Morgenwind. Tann stehen die Gäste aus dem geräumigen Balkon und blicken gespannt nach der lichten Stelle ain östlichen Himnrcl. wo sich das feurige Tagesgcstirn aus ihrem von rosigen Wolken verhüllten Himmelbette erhebt, um ihren Tages- lanf zu beginnen. Erst herrscht allgemeines Schweigen beim „Lever" dieser Königin, dann vernimmt man einzelne Ausrusungen: „Groß artig ! Fainos! Reizend! Bravo! Dacapo!", bis endlich eine blonde Unterthanin des Königs von England, in dessen Staaten die Sonne niemals untergel,t, vbleginatisch sagt: „Ob )s«. vsrv nica! Aber ich möchte haben ein gutes Frühstück und Thee!" Das ist daS Ende des Sonnenausgcmgs! Eine Rette »ach dem Monde haben phantastische Gelehrte schon längst in Anregung gebracht und für auSsührbar erklärt, aber zur (sonne hat noch Niemand reisen wollen. Es ist doch ziemlich weit bis zu diesem unbekannten Weltkörper und wer weiß, ob man dort eine gemüthliche Wohnung und gute Verpflegung finden würde. Und trotzdem sind auch in« vergangenen Jahre Breie nach der Sonne gerclst. Im Frühlahr, »venu cs bei uns noch schneit und stürmt, sähst Mancher, der sich den Genus, leisten kann und das »öthigc Klein-Äcld besitzt, mit Rmrdrcttrbillet nach dem Orient, der Sonne entgegen: im Sommer steigen Touristen in dcn bayerischen Alpe» zunr „Sonncnblick" empor, und wer dcn Thüringer Wald durchwandert, versäumt ge wiß nicht, die „hohe Sonne" zu besuchen, wo man einen ent zückenden Ausblick nach der romantischen Wartburg bat. Auch in dem fränkischen Städtchen Bayreuth hat die musikalische Central- sonne, „Richard Wagner" genannt, im vergangenen Sommer Tausende angclockt. »nd wer dort im „Hotel zur Sonne" logirt hat. wird gewiß, als ihm der Herr Oberkellner die Rechnung prä- senlirtc, daS Gefühl gehabt haben, als hätte er zu lange in die »ntergehende Sonne gesehen: es wurde »hm nämlich gelb und roth vor den Augen und er versichert später Jedem. Das theu«tte Mittagsmahls das ich je eingenommen, war in der Sonnet
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