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Dresdner Nachrichten : 06.03.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-03-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189003068
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18900306
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18900306
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1890
-
Monat
1890-03
- Tag 1890-03-06
-
Monat
1890-03
-
Jahr
1890
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 06.03.1890
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aibei! steigern wird. Die Thättgkett der , lriiung und da» vielgmannte Verbau er sülM w entscheiden. Davon allein aber «r Kanzlerkrisi- ab. Giebt der Sandler nicht na in neu« Bahnen «inlenkeu. so ist der gänzliche RUcki n Bismarck nur eine Frage kurzer Zelt, estialrn und den Rdemlanden herrscht unter den Berg- Zwietracht, die sich wahrscheinlich auch zunächst noch soztaldeiiiokramchen Veidaiids- and-oraan Hadem statt die Leute «u rlnen. dieselben getrennt. und dt« politischen Parteikilmpfe der letzien Wochen haben die politische»« und konfessionellen Gegensätze wieder einmal m den Vordergrund gerilckt. DaS zeigte Io recht eine in Ein- stattgefundene und von einem der bekanntesten und befähigtsten Führer veS Bezirkes. Anton Fllcher. anberaumte Ver sammlung der Bergleute des Essener Reviers. Fischer gilt al- ein entschiedener Gegner der Sozialdemokratie und als Anhänger der christlich-sozialen Richtung. Bezeichnend war hier wieder, daß be sonders diejenigen Redner, welche zur Vorsicht und Mäßigung mahnten, ott lärmend unterbrochen wurden, daß dagegen solche, welche sich bedingungslos aus den Boden der Verbandssorderunqen stellten, lehr beisällig ausgenommen wurden. Ter Vorsitzende, Berg- man» Fischer, rührte, nachdem die Ruhe hergestellt war, aus, e» habe der Verband gar kein Recht gehabt, im Namen der gelammten Bergleute Forderungen zu stellen, da noch lange nicht alle Berg leute dem Verbände angrhvrten. Massenbera-Altencssen sorde>te 5 Mk. Mtndesllohn, Zstiiiidiae Schicht einschließlich Ein- und Aus fahrt, am 5. und 20. eines Mounts Lohntag und jede Woche Ab schlagszahlungen. (Gelächter.) Der Vorsitzende meinte, wenn die Bergleute alte Wochen Geld bekäme», würden sie einen Streik nicht nusbalten. Weber-Bochum, der bekannte frühere Vorsitzende des Central-Strelk-Komilces. der im Mai 1889 verhaltet wurde, ist jetzt auch gemSßigt. Er bat, man »läge in Ruhe prüfen, ob die Sacht so gebe, wie der Verband vvrgcichlagen, oder nicht. Wen» man in Bochum in die Wirthshäaser 'komme, da seien eS die Bergleute, die mit ihren großen Löhnen prahlten. Das sei Unrecht. Was verlange man denn, sei denn der. welcher 150 bis UiO Mk. de» Monat verdient, auch nicht zufrieden k (Ja, nein !) Man müsse dafür sorgen, daß die öffentliche Meinung auf Seite der Bergleute lei und bleibe; das allein sei 10 Pro». Lokneihöhung wcrth. Mit dem Verbände gehe man im Bochnnicr Revier nicht (Bravo! Raus!) Die tzilündige Schicht einschließlich Ein- und Ausfahrt sei den Bergleuten gewiß zu gönnen, aber dieselbe ließe sich nicht einführen, ohne daß eine Regelung auf inlenintionalem Wege erfolge. Dafür trete aber der Kaiser ein. Gehe Teulichlaud allein vor, w werde die englische Kohle den deutschen Markt über schwemmen, mit der Industrie sei eS daun aus. Besau-Schonebeck fordert zunächst die 8itüudigc Schicht, einschließlich Ein- und Aus fahrt, dir auch die Väter gehabt. Die internationale Regelung sei >a angeregt, aber wie lange sollten denn die Bergleute harren. Ballmann-Esseu beantragte eine Resolution, in der es beißt, daß 50 Proz. Lohnerhöhung nicht zu hoch gegriffen sei, nur müßten die Prozente vcrthcilt werden, so daß die, wrlche 70-80 Mk. monat lich verdienten, 60—70 Proz. Zuschlag erhielte», die über ll>0 Mk. verdienten, tollten weniger haben. Nachdem noch weitere heilige Auseinandersetzung«! slattgehabt, wurde die Resolution Äallmanu fast einstimmig angenommen. Dieienigen, welche die Versammlung cinberaien, hatten deshalb de» beabsichtigten Zweck völlig verfehlt. Mit dem Erfolge, welchen die So;ialdcmolralie bei den letzwii Wahlen errungen, siehe» die Auslasuingeu der Presse derselben nicht ganz ini Einklang. In dem Siegesräusche mag für den Siegcsiudel noch nicht das richtige Wort gesunden sein. Vielleichl komm! aber auch »och ein Anderes dazu. Unzweifelhaft wird die Haltung der Partei im Parlament eine andere wechen müssen, als bisher. Ihre Größe schon wird ihr Vewilichinuaen unterlegen. Sie kann in der Zahl, mit der sie jetzt im Reichstage auflrilt, rmmöglich forliahren, sich lediglich aut eine negalive Kritik zu be schränken und als eine Art dauernden Agitatio»sau-:achnsjeS ihre Hauvianfgabe Nicht in der Thäligkeit im Parlameu!. sondern in der Wiiksamleit nach außen hin zu suche». Von einer Parlei, die über ein Zehntel der Sitze im Reichstage verffigt und somit im Plenum sowohl, wie in den Ausschüssen wohl in der Lage isl, ein eisischeidendes Wort zu sprechen, wird man mehr als blvsc red nerische Leistungen verlange». ES ist klar, daß in Folge dessen die Llellnng, weiche die iozialdcinokralsiche Partei bisher im Reichs tage eingenommen, sich weieiitiich schwieriger gcttniiet hat. Und diese Schwieugleileii werden gewiß nicht gemindert weiden durch den Enikiiti von Eleiiienlen in die Reichsiagricnklioii der Sozial- dcmvki iiie, die bisher schon druch ihr Anstreien zu Streitigkeiten innerhalb der Partei Veranlcissung gegeben haben. Erst bei den diesmaligen Stichw >hlcn noch hat der jetzt in Halle gewählte trübere Lehrer Kim«! in dem von ihm geleiteten Blatte eure .Hal tung eingenommen, d e mit der bo» der Parteileitung selbst anS- gcgebeaen Parole in schroffem Widerspruch iland. Auch der sozial deiiwkraiffche Abgeordnete sür Mainz, Heir Joesi, welcher offenbar die Zurückgabe rwii Effaß-Lothiingen a» die Fiiuizoien veilangte, wird den Sozialdcinottaleii mancherlei Versuch bereiien. Eine in Pnrmcn abgch.ilteiie, von etwa 80 Fabulanten und Riemciidrehereiblsitzern belachte Versammlung beschloß, an den, letzt hin gefaßte» Beschluß, die Forderung der Ra'mendreher ans tOsinii- dige AibeitSzcit abznlehiien, seffznhalteii: dagegen wll in denjenigen Betrieben, in denen über I I Stunden gcarbeiiet wird, d>e Arbeits zeit an> l l Stunden herabgesetzt werden. Wer gegen diOe Bereinoa- rnng verstoßt, soll «n eine Kvnvenlionalslraic von WO Mk pro Riemrntoch Versalien. Mehrere Fabrilaiucn haben die lOttündige Arbeiiszcit bewilligt unter dein Vorbehalt, daß die übrigen Betriebe daS Gleiche th»n. Säininllabe ans de» Quais bon Hawbnrg beichäsligle Arbeiter einschl eßlicb der Krahiinreoier, sowie dcrHandwericn dcc Maswine»- werküälien haben bei der Tepuialiou für Handel und Schifffahrt ein Gesuch um emstündige Verkürzung der Arbeitszeit uns nm Lobnerhöhnng eiugcceicbk. — Der Töpscffi>eik ii! beendig!: ein Thril der Mcisler hat die Forderung der uennsiündiaen Arbetts- zeit n»d eine 7'/«- bis zelmvrozciuige Lohiierhöhaiig bewilligt. — Eine große Anzahl von Plätterinnen Hanibnrgs und der Vororte hat die Aibcit eingcslclll, weil die Bleichel die Forderungen zehn stündige, Albeicszeit und eines MinimaUohues bv» 10 Mk. wöchentlich »evsi freier Stalion nbgelehnl haben. Tie Plätte rinnen ans der Umgegend von Altona und Offensen haben be schlossen, kenie Arbeiten für solche Hamburger Bleicher, welche dlc Forderungen der Kolleginnen nblehnc», zu verrtchten. In dem Dorff' Blumbcrg bei Berlin knin eS am Sonnabend miläßlich der Stichwahl zu bedauerlichen (Messen, bei welchen zahlreiche Berliner Sozialdemotralen arg ziigeffchlet ivurdeii. Die OrtSbcivohner waren aurs Höchste aiiigehrachi, daß die Sozial dcniokratcn ans Berlin ganze Schäme» von Stiiiliiizertelverlheijerii und Agitatoren »> ihren Landkreis gcsciidel Hallen und inachlen ihrem M'ßsallcn icho» während des Tage? in Drohungen Luft. Als am Abend rin L»uistms die Agitatoren abholte, wurde das G-iäbrt, i» welchem sich etwa 25 Peffonc» befanden, überfallen und cs begann ein fürchterlicher Kamps, bei weichem sich bie Dorf bewohner gefährlicher Jnsirnniriile bedienten. 5 Personen wurde» schwer verletzt lind der O»n>ibnS demolirl. Wegen ilneS brnlalen Vorgehens werden sich die Dorfbewohner vor den Gerichten zu verantworten Huben. An einige» Orten im Kreise Randow haben am Tage der Stichwahlen Unruhen ftattgefnndcii. In Stowe» winden die Un ruhestifter durch die Nachmittag dortln» gesandie Abtheililiig Ar- tilleffc bald vertrieben. — I» Scholwin drangen etwa 20 mit Knütteln bewaffnete Sozialdemokraten in das Schnlhaiis, woselbst daS Wahllokal erricht« war. ein, wurde» jedoch durch die anweien- den Wähler zurückgewiese». Eine Abchesiung der in Pölitz ein- znin Slmtz crccien, Sozialdemokrat wurde nartirlen Kompagiite Jiffanteric, die man stellte bald die Ordnung wieder her. Em verhaftet. — In Stolzenhagen besetzten lozigldeim'kralischcArdciter das HauS, in welchem gewählt wurde, und verhmdecle» den Wahl- vorstcher, dasselbe zu verlassen. Dann versuchten sie den Hof deS Bauern Ä- zu stürmen, was ihnen aber nicht gelang. Sic Waffen darauf von mißen mehrere Fenslericheiben ein uud richlclc» Zer störungen nm Zaun und Thorweg an. Durch eine »ulcr den bayrischen Bischöie» ringeleilctc Fühlung soll eine Form gesunde» weiden, um nusziffprecben, aus weichcii Punkten neben der Unfehlbarkeit die Altkatholikcn exroiinilunizirt seien. Es ist zweüelhnst, daß eine genieinsanie Foim zu finden sei, da zwei Bischöfe einer solchen abgeneigt sind: viellcichi, daß dann der Zweck durch die Anruuilig des Unheils einiger Bischöfe zu er reichen werde versucht werden. Die „Post" brmgl eine mffcheinend offiziöse Auslassung, wonach von flanzösiicher Seite neuerdings mit srffchcr Kraft versucht weide, eine flanzoseufreundliche Agitation tn Italien hervorzuriiic». ES seien wiederholt revolutionäre Flugblätter in Italic» beschlagnahmt worden, die auö Paris stammt«,. S>c knüpft daran die Behaupt ung, daß die mlernattvnalen Beziehungen der Arbeiter verschiedener Länder gcw'ssen landesverrlUhersichen Plane» Vorschub leisten. Die sozialistische Bewegung iii Tcntichlaiid trage nach reu französi schen Stempel und stehe im Solde französischer Interessen. . Ein schwere- Unglück hat sich ln Dsisik Ngetragen. «IS ein kleines Tchulmädchen ein Kind per Waschfrau Schröder zur Schule abbolen wollte, fand e» Mutter und Kind fest schlafend vor. Nach mehrmaligen vergeblichen Weckversuchen benachrlchtlgte da-Mädchen den HauSwirth, »velcher schleunigst ärztliche Hilst holte, woraus bei allen tn der betreffenden Stube schlafenden Personen Kohle,idnnst- Vergiftung ststaestellt wurde. Zwei Kinder im Alter von 13 und 10 Jahren sind bereit- verstorben. Die Mutter und ein kleines Kind, sowie eine junge dort wohnhafte Schneidertn liegen noch be sinnungslos darnieder: eS wird an deren Aufkommen gezweilclt. Der TodeSritt der 7. Kürassiere und 16. Ulanen in der Schlacht ei MarS-la-Tour ist in einem herrlichen Ltcde besungen worden, ie Brigade lvmmandlrte damals Generalniazor v. Biedow. Nur einem ganz besvndeien Glücksumstande batte der tapfere Reiter- general eS zu danken, daß er unversehrt au- der mörderischen Schlacht belmkehrle. Jetzt ist General v. Brcdow auf seinem Gute Brieien gestorben, v. Brcdow war 1814 gebaren und bat seine militärische Lauibabn in dem Garde-Hulmen-Regiment begonnen. Nach dem Kriege 1870 hat General v. Bredow längere Zeit die 18. Division konimandiit und wurde dann in Genevmiguna keines Abschiedsgesuche- zur Disvosition gestellt. Mit dem 16. Ulnnen- reaiment, das er so heldenniüthig in der blutigen Schlacht bei Marö-la-Tour gesiilirt hatte, blieb er noch insofern in Verbindung, als er ü In «nito desselben versetzt wurde. Ans der Grube „Fliedrichsiegen" bei Ems sind jetzt alle Schächte ttlgcmmlert und so lnttdicht abgeschlossen worden, um auf diese Weise dem Brande im Inner» Einhalt zu Ilmn. Später toll tue Grube wieder geöffnet und durch Taucher untersucht werden. In Königsberg ist ein Student .wegen unzulässiger Begünsti gung der sozialdemokratischen Bestrebungen!" von der Universität relegirt worin-»! Der älteste Invalide der preußischen Armee und der letzte Lühower. Friedrich Niephagen i» Biesenkhal. Inhaber des eisernen Kienzes von 1813/14 und ocS russiichcn Georgsvrdeiis. ist am 1. März in einem Alter von 93'! Jahren verstorben. Noch vor Kurzem hatte der Kaffer verfügt, daß dcnr alten Kämsffer ein jährliches Gnadeiigeichciik von :j«io Mk. aus der König!. Schatulle zu zahlen sei. Nur einmal sollte der Entichlaiene sich dieser Dotation zu er freue» haben. Seit uiiclcfähr sechs Woche» lränkeffc der Greis, wahrend der häufigen Jreberansälle kommcmdirte er beständig, erst mit dem letzten Älhemznge wich der ff'ldalischc Geist von ihm. (Oesterreich. Gerüchtweise verlautet, der panslavislischc 'Bischof Strvßmayer wolle auf das Dlakcwarcr BiSlhum rcsigniren und sein Leben in Rom in Zurückgezogenheit beschließen. Das Abgeordnetenhaus hat den Gesetzenffvurs betreffend die Ausbesserung der Eongrna für katholische Hilfspriester, ivwie die Ncgtcriliigsvvrlngc über die Herstellung eines zweiten Gcieiies aus den Eisenbabnliiiieir Krakau-Przenihsl und Przemysl-Lemberg liebst einer Resolution angenvnimcn. in welcher die Regierung aiii- gcsorderl wird, die Verstaatlichung der gallzilchen Karl-Lndwigsbahn derart vorzubeieiten, daß mit dem Zeitpunkte der Hersiellnug des zweiten Geleises am den genannten Strecken sämmtttcbc Linien in das Eigeiffhum resp. den Belricb des Staates übernommen werde» können. Unnaru. Das Abgeordnetenhaus »ahm fast einstimmig den Gesetzentwurf, betreffend die Ercichtung eines MomimenlcS iür Andrassy ans Slaatsloslcn, an, »achdeni sowohl die Gegner als auch die Aertheidiger des Gc>eveiiiiv»rfs linier de» Verdieilsien des Grafen Andrassy namentlich daa öslecreichiich dentich-ilalienffche Büiidniß hervorgehoben hotten, welches de» Völkern Europas den Frieden sichere. Dngcgcn «hob nur die anßrrsic Linke unter ihrem Führer Iran»! Eilisplilch. Vom engherzigen Standpunkte seines iingnrischeii Pnrlikularismns bemerkte Jranyi: „Wir betrachten den Ausgleich als eine» Fehler gegenüber unserer Lelbiiständigkcit und der freien Entwickelung und Sicherung ocr Zukunft nineres Vater landes. Noch schwerer wieat der Umstand, daß Andrassy als Minister des Aeiißern zugegeben, daß Rußland uilse>em natürlichen B'.iiidesgeiioffcn, der Türkei, den Krieg erklärte und dieses Land zemückte." Frautreich. Die Veranlassung zum Rücktritt des Ministers des Innern, Eonstans. hat sich wie folgt abgespielt. Der Ministerrath Halle eben die Ernennung Mazcaa's zum Präsidenten des Kassn- ttonshoscs beschloffeii, als oer Äckerbanminister Faye sich zu Eon- slans neigte nnd ihni mit haldlgnier Llimme tagte: „Ta weiden ein paar Bläffer wieder ein schönes Geschrei anhcben." Der Minister des Innern «wiederte: „Ja, sie werden sagrn. wir hätten nveaer einen unserer Freunde uniergebrachk. Aber was Ihut's? Wir sind es ja gcwohitt, daß »vir in den Zcilungen angeglisscii irerden.- Das horte der Miiiislerpräsideiff, der soiort mit seuicr spitzen Slimnie zu Conslans sff.gte: „O, zzemiß werden »vir ange griffen weiden, und ohne Zwesiei sind ec.ie cs wieder, der uns aiigreisen läßt!" Herr Eonstans nahm darauf, ohne ein Wort zu erwidern, seine Papiere zusammen, stand ans, griff nach icmem Hille, ging zu Herrn Earnvt und sagte ' „Herr Präsident, ich bitte nm meine Enllaisnng !" Herr Earnot sprach van Mißverständnisse» und dergl., aber Herr Eoiiffans blieb fest. Er drückre Herrn Earnot die Hand nnd verließ den Bcralhiiiigssaal. Dtach ver>chiedene» vergeblichen Beffnchen hat Herr Tirard einen neuen Minisler des Jniicrn geinndc». Es ist Herr Leon Bourgeois, Abgeordneter der Marne, dcr nacheinander Direktor im Miiiinc>ium des Innern, Polizeipräsekt Niid Unterstantssckretäc des Innern im Miiiislerinm Floaiie! geweien ist. Es ist noch ein jiiilacc'.'Nanii, kaum 40 Jahre alt, und seinen politischen Anschauungen nach radikal. Das >hm aiigcbolene Portefeuille des Innern Hai er erst nach einer längeren Kons««!; mit dem M»iistcipräsideii!cn Floguct angenommen. Herr Tirard bot durch öi«e Konzession a» die Radikale» offenbar seinem Mliiolermni eine neue Starte verleihen wollen, ober cs ist die allgemeine Ansicht, daß nach dem Ansttilt des Herrn Eonslans das Kabinet Tirard seinem Ende entaegengchl. Wenn man die Luge genau betrachlet, tanii mail dieier Ansich! nicht Uiirecht geben. Die orle »iisoffhen Blatter velöfientlicheii täglich die rührendsten Berichte über die Lebensweise des H«zvgs von Orleans in Clair- vantz. Sie «zäbleii, iräe fleißig er aib-ile und slndire, wie eö sein Herz mit Freude eriüllt, ivenn des Morgens die Trompelen dcr zu de» Uebnngen aiiSziehenden Triippeii ihn wecken, wie ec von seinem Fenuer ans ihren Bewegungen folgt und seinen Freunden die Versah.rang gießt, er wünicoe nichts sehnlicher, als die volle Kerlerhast von zwei Jahren in Elairvanx avzasitze»: denn da sei er doch nach langer Verbannung un Vulerlaiide! Nach andere» Meldungen wird ihm der Anteiilhait von ber Gclüngniß'Direffioii ans iede Weiie erleichtert. So glänzend wie in dcr Eoneicrgerie zu MvnS sind die MennS allerdings mcht, aber derart, daß Hmi- dertaniende sich niit Freuden zufrieden gäbe» In den Wnndelgäagen der Kämmer ist niän eiiistimmig der Ailsirbl. daß das eiilschievene Aiislrelcn lind das Redelaleiik des neuen Minister? Bourgeois das Kabiner gerettet habe. Die erwar tete Interpellation wird sich nicht ans die Berliner Konferenz be schränken, sondern die Erörterung der gniizen auswärtigen Politik Frankreichs veianlasseii. General Hubert Easlex, welcher die Maßnahmen deS bürger lichen Kricsgininisters Freycinet getadelt halte, wurde von der Un- temlchniigstvminiffion des Bcigehens gegen die Disziplin schulaig erkniiiil nnd zur Pensronirnng ohne die Möglichkeit, wieder m Aliwität zu treten, ocrmlheilt. Nach Schluß des letzten Ministerrathes mußte sich Mliiister- präsideiit Tirard ivege» einer Erkältnng und Neuralgie zu Bett lcgcii. Es verlautet, das Unwohlsein bestärke ihn in leincni Ent schluß. zu dcmissionireii. Portugal. In den meisten Provinzortc» wurde die Vasco de Gimi.i-t,«« trotz des bttiördlichen Berdotes begangen. Lie> VolkSiiienge stieß überall republlkaiiilche Rufe ans. In liberalen' Kresten wird dcr Fortbestand des konscivativen Minislerinms Pimcntcl »ls eine ernste Gesabr sür das Kvnigthnm belractilel. Belgien. 3>M» Sozialisten, darunter 600 weve» nnsgcbodenc Nckrnle», durchzogen vorgesterii die Straße» von Brüssel unter den Ruten: „Es lebe die Repnbiik! Nieder mff dem König!" England. Am 4. Mar; wurde die Jorchbrnclc in London eiiigeweipt. Hundert scanzvsiiche Ingenieure, darunter mich Herr Eistei, ivareii aiigekominc»; sie wollen eine wisjeiischastliche Reise durch England imichc». Tie englischen Grubenardeiier sollen für den 15. d. M. einen allgemciiien Ausstand beabsichtigen, wenn die Gruheiibesitzer nicht am die Forderung der Erhöhung deS Lohnes um 10 Proz. «»gehen. AuS CarliSle wird gemeldet, daß der schottische Eilzug mil einer Lokomotive zusamliieiigestoßeii ist. Jniolge schlüpfriger Schienen versagt«» die Bremsen den Dienst. Zwei Wagen wurden zc»trüm- mert, wob« vier Personen gelödtct und sechs verwundet wurden Stanlch's Buch über seine jüngste Reise erscheint im Mai unter dem Titel: „DaS dunkelste Afrika lind die Aufsuchung, die Erret tung uud der Rückzug Emiu's, Gouverneurs von Aegnatoriu.- Tic deutsche Ucberjetzung cricheiiit bei BrocthailS. stiiistlnnd. Dcr „minies" sind, lote schon gemeldet, von vier verschiedenen, in Sibirien lebenden Leuten Briese zugegaugen, welche die Grausamkeiten der russiichcn Beamten in Kura gegen Frauen ein 3ahr, bevor dke lebten Greuelthattn vor« kirn» ^ gerissen. Die drw wartet. . . zwingen. Achtzehn Tage e> öfseittlickieS Aeracrniß hewo daß er seinen Abschied gen rauf erfolgte Belchwrrde der Gerangenen blieb unbeanr- wortet. Sie beschlossen daher, dir Entlassung MasukoffS zu er« age entdielten sie sich aller Nahrung, um ein orzuruien. bis Maiukoff Ihnen erklärte, .. . genommen habe. Dies war richtig: aber der General-Gouverneur Baron Korff nahm ihn nicht an. und so blleb Alle- beim Allen. Die gefangenen Frauen begannen des halb einen neuen Hungerstreik, vee diesmal nur 8 Tage dauerte und endigte, als man die Unwahrheit verbreitete. Masukoff sek ver setz» worden. Das dritte Hungern dauerte volle 22 Tage, während »velcher Zeit ihnen künstlich, o. h. mit brutaler Gewalt. Nahrung eiiigcslößt wurde. Da beschloß Nahyda Sthida sichzu opieni. Sie wollte den Direktor so beleidigen, daß sie zum Tode verurthcilt werden »vürde. Das sollte die Abberufung Masukoffs erzwingen. Sie nannte ihn einen Schurken und gab ihm einige Ohrfeigen. Deswegen wurde sie zu 100 Ruth«,hieb«, verurlheilt, trotzdem dcr Gesängnißarzt erklärte, sie leide an einem tzerzübel. Zwei Tage, nnchdein dir Strafe vollzogen worden war. starb Sitnda an den Folge» der Züchtigung, nicht an Gift, wie fälschlich berichtet »vurde. Drei andere weibiiche Sträflinge begingen Selbstmord. Die von London aus verbreitete Mittbeilung. daß gewisse russische Offiziere bezeichnet worden seien, Bulgarien zu verwalten, und die Nachricht, daß Verhaiidlungen zwischen dem russischen Gesandie» in Athen. Omni, und einem Führer des kretensischen Ausstandes stattgesnilden hätte», sind iinbearüiidet. In dem Befinden des Obersten v. Villaume ist keine Ver änderung «iigeffele». Zu den Warschauer Kindesmorden wird noch berichtet: So «itlctziich daS Verbrechen der Skublinskaja an sich schon ist, eS «scheint noch eniketzlicher. wenn inan sicht, um welchen geringen Sündenlohn sie sich zu den Massenmorden verleiten ließ Die für die Ueberuahnie der Kinder betrug selten mehr als 5 bis 6 Rubel. Nach Abzug der Unkosten sür die erforderlichen Tokiiineitte re. verblieben der Mörderin vielleicht nur etliche Kopeken. Die Skilblinskaia lebte ungeachtet besten, daß ibr „Ge schäft' blühte, d. h. stets Kinder zu erbalten waren, in äußerster Arnmtl). Es wich erzählt, daß bei Besichtigung der Skublinskaja nnd deren Heffershelferiiinen nur eine einzige ein Hemd hatte: die übrigen ffugc» das Kleid ans bloßem Leibe! Türkei. Die Armenier gehen nunmehr mit unmittelbaren Ein gaben an den Sultan vor, um die ihnen vor Jahren für ihre K.rche versprochenen Rechte und sür ihr Land in Aussicht gestellten Verbesserungen endlich doch bewilligt und ausgcsübrt zu sehen. Tec armcilffche Patriarch überreichte dcr Pforte mit einer besonde ren Note einen langen Bericht über die armenischen Zustände, wel cher vom Kirchenraih versaßt und von den Erzbischöfen und Bstchö« s«r mituiikerzeichnet ist. Nach «nein Hinweis aus die abnorme Lage, m welche die armenische Bevölkerung i» Folge der schlechten Ver waltung dcr Behörden und der häufigen Killdenemsälle versetzt ist, wird der Sultan angegangen, den Armenier» neben anderen Zuae- ständiiiss«r zwei Hauptforderungen gewähren zu wallen, nämlich die vollkommene Herstellung der Privilegien der armenischen Kirche und die Ausführung dcr in dein Berliner Bertranc vorgeschriebenen Reformen. Der Großvezicr versprach, den Bericht unverzüglich dem Sultan vorzulege». Bulgarien. Vulkowitich ist nach einer Audienz bei oem Prin zen Fr'idiiiand von Sofia nach Kouslaiitinopel zurückgercist. Der selbe erhielt detaillirtc Instruktionen, aus die Anerkennung des Prin zen hinzuwiikeii. Amerika. Durch elektrische Drähte sind zwei weitere ernste Feliersbrüiilte verursacht worden. Eine ereignete sich in einer Brauerei in Elizabeth, New-Jerse», wo Schaden im Betrage von l00.000 Mk. angerichlek wurde. Die andere brach in einem Wohnhaiiie in Schenectady, New-Aork, aus. Dcr Besitzer des Hanieö erllickte, als er das brennende Gebäude nochmals betrat, um einige seiner Sachen zu retten. Alt,»st und Wissenschaft. -s- Das lausende Repertoir der König!. Hosoper bat sür Sonn abend und Sonntag eine Abänderung erfahren. Sonnabend ge langt anstatt „Zampa" Lortzing'S „Undine" zur Aufführung und Sonntag gehen an Stelle der „Hugenotten" Wagnec's ,, M c i st e i s i n ge r" in Szene. Freitag (Bußtag) bleiben die König!. Holtheater geschlossen. -ß Die GewerbehouskaPellc gab am Dienstag ein Extra-Eviiccrt unler Mitwirkung eines S ch we d i s ch e n S ä n ge r- güartetteS, der Herren Erikson, Fröhvlm, Smith, Schill, Loewemilark und Kindliindh. Die Gesänge der genannien Herren, schwedische Lieder im Volkstöne und Kompositionen von Lindblad, BralmiS, Schinna»», Gueg rc. niachcn durchweg ein«, sMönen und besiiedigendeii Eindruck. Die Stimme» sind inich und gesund, ioigiälttg und fleißig geschalt und gediegen im Ensemble geubi, so das; alles Gebotene in ziemliche» Vollloinnieiibeil erscheint. Ein Hmivworzlig des Quartetts ist das ausgezeichnete Pmiw, das einer Abstufung bis zum Äerzittern der Stimmen, bis zum Umes!«, Ver hauchen lahlg ist. Die Wirkung einer Zugabe, ein schwedisches Lied, das ganz Piaiiissimv beginnt, stärker und stärker aiischwillk, bis zum Fortissimo steigt und in gleicher Welle endigt, wie es be gonnen, war e>» förmliches Meislefflückchcn der Vortragsknint. Gelegentlich dieses EviicerlcS wurde zuni ersten Mule von dcr Gewerbchauskapelle das Vorspiel der Granianil'schen Oper „Das Alidreass«!" zur Aufführung gebracht. Die vornehme Erfindung dieses Präludiums, der diirchgchciids settgehattene edle, poeluch und palheliich ichöne Ausdruck, die seine nnd verständnißreiche vcchcffcale Jlttislralion machen dasselbe zu «nein lressttcheil Stiiiiiiiiiiigsbild, das überall einer durchschlagenden Wirkung sicher sein dar». Man nahm daS Werk auch vorgestern nußerorbcnilich warm ans »iid applauvirtc es, nach Verdienst, herzlich, ll. 8(. f Der ganz außergewöhnliche Erfolg, den Frau Teresa Earreno auch i» ihrem zivcilen Eouccrte erzielte, bcsüiiiint die Knilstteri», ein drittes Eoncert ain 20. d. M-»i Brann v Saale zu veranstalte». s-Die Dresdner Liedertafel wird sich an dcr dem Andenken des verewigte». Verdienstvollen Dirigenten, Mnsitd>reklor Friedrich Reichel, gewidmeten actstli ch e II M nsil a u s I ll h - ' ' cr Drcikö r»ii g in dcr köiiigskirche mit dem Bortrag zweier Eyorlieder: .„Hymne" von Franz Schubert, „Herr unser Gott, erhöre unser Flehen!" für Mäimerchr». Solo-Ouarlet! und Orgel und „Ein samkeit" von Jul. Rietz belheiligc». Als Hnnvlwerk gelangt durch den Rcnsladler Ehorgesaiigverei» das denlsche fftegniei» von BrabniS zur Aufführung. Las Evnccrl findet am 19. März statt. -s- lieber das von Herrn G udel> u s in Mlinster gegebene Eoncert schreibt der „Westfalische Merkur": Vor Allem isl an Gudehiis zu bewundern die Weichheit und der Schmelz in ber hohen Lage des Organs, welches somit der Tyrannei des großen heroischen OperniliieS glücklich«. Weise noch nicht zuin Ovicr gefallen in. Auch isl dcr Ton reich an schaltirungcn: man könnte sagen, sein Gesang zeigt nicht das starre Colortt der polychromen Slalue. wie cs bei so vielen Tenoristen der Fall ist, sondern das zarte und vielfach abgestnsle eine- Gemäldes- Ebenso entwickelt, wie die Gesangcsknnst, ist die Gestaltungskraft des Künstlers. Wir ver ehren in Gndchns nicht nur eine geschickt aliSstilnende. sondern eine ans dem tteist«, Innern aestattcndc Jiidividunlikät. welche uns durch ihre schöpferische Kraft anzteht und sellelt. -h Der Prinz-Regent von Bayern bat das neueste, vielbesprochene Gemälde Filtz v. Uhde's „Der schwere Gang" erworben und für die Köiiigl. 'Neue Pinakothek bestimmt. j-Zwischen dem „Deutschen Bühnenv erein" (Vorsitzender Graf Höchberg) und der Genossenschaft deutscher Vühnen- angchöriger (Vorsitzender Kammersänger Herr Betz) ist ein sehr hef tiger Konflikt ausgebrochcn. Graf Hochberg süblte sich durch einige Anfang dieses Jahres in dem Organ der „Deutschen Bühiicn- geirvsseirlchast* erschienene Artikel verletzt. Eine sich hieran mr- lchließende lange Korrespondenz wurde schließlich abgebrochen und Gras Hochberg gab von derselben den Bübncilvvlstürrbeil in cm«» unisassciideir Ezvojv Nachricht, in welchem ec erklärt, daß die Bühnen genosjcilschaft sich in offener Fehde und Feindschaft dein Biihnen- v«ei» gegenüber befinde und oaß nunmehr Repressalien am Platze seien. Er empsehlc daher 1) daß keine Bühne mehr Vorstellungen zum Besten des Geirosseiischaftsfonds gebe und 2) daß leineni ivchauipicler mehr Urlaub zum Anilrcten an Herrenabende» und älmlichen Beranstaltnugc» (die käst immer wvhlthütigcr Natur sind! eribcrlt werde. Die Büliiieiigeirossenjchaft andcrcrseiks macht den Schanspicicrn davon Diitthciiuira und beruft zunächst den Eeutral- ansichuß zur Erörterung nnd Beschlußfassung über die ganze An gelegenheit. SA ßv s V ßL § 4-» 20 »s ß?
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