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»7. Kchr»»«. H 4«. Vezu^-Getthr , ^»«-y » »0 »., nIMon«« bi, r.bv M »«I «inmaU,« Zu- ft-ll»»» durch di» V»ft >M.<«b««V»st«Il9iId> »u,I«nb! Oeltrr- «ichLnWM,»,« Kr.. Schuuij l.« Srk^. IlolU» 7,17 Lire. - Nachdruck nur «tt d«U«ch«r Quelle». «,,«»« <„Dre»dner Nachr.-jpiIM,. Uu- «rla««» Manuftripi, »erd.uichlaufdew-chrt. Telegramm-Adresse: Nachrichten Dresden. Fernsprecher: 1t » 2VS6 « SSV1. Sonntag, 16. Fevrnar 1SM. Druck und Verlag von kiepsch L Reichardt in Dresden. , foncksn?- L/ioco/sc/e ikslim- c^oeolaits i s>ei>7s5el5ü^ chIZ» S/^en- Ldocoiscko / Lscso />«? '-4 ltg. Lore 2,40 ssl. K-Lserr -er Lsc-kon 2. 2 v. 4 IK. ^ AZqetOeN.r«^ L»«b««»»« ««a» di«m,e» bi» iiach«, » Uhr. »or M-rienitr-h. « x» n bl» >^l Ubr. «» einIp-M« Ae« (et», « Silben) « »f-, di« ».w «»-»., ^<111, »,»» >»« Rach richten au, Dru den die einspalt, ^etle 2L Pi — In Num mern nach So«», und Feiertage» erb»b»r Tarif. — Nu.wSriig« AuflrSge nur gegen Darauebezahluna. — Jed,»»eI«Mtt<>«Pt. Hauptgeschäfts st cller Marteustratze »8/4«. vis „l^sumkunsl" vrsscisn-^ Vikloriastrsüs S/? dl»t»t Srautlnuian baim ^inleaui ilirar iVoiinunga- Linriciitung «it» grülZtan Vorlaii, ckurck «rat- kt»»,>r» kZuaiitlit — «>i«na vadrNraNon — un- lldartroitan» /iu»veaiil unck l»Nlls»to s>r«i»a. Ore86ner felckclilö88clien - 6iere bleiben erotkIaicsiH ^fel-8ctierxe. Kot» Kaie, Qa» »ilielgato e'rags- ur»a /drrtu>,ort»pla> vsr viurrrartklirt. sW>mssII.ls.l>!IliIlM.'LL.''A fMsls.M. Uchki«« leluIM«! c> XVsltgvUonilut« /breaevstrl irr o Ver»an6 nack »usrväri». — Katalox ieorienlo». /^6o1k dläler Nülk! llHilei'mi'kii^krislglücliilll Aüv oittgs Lsfs^ Mutmassliche Witterung: Wechselnde Bewölkung, Nebel, kalt, kein erheblicher Schneefall. Die Vereidigung des Prinzen Ernst August fand im König!. Schlosse zu Berlin in Gegenwart des Kaisers durch den Kommandanten des Kaiser!. Hanpt- auartiers statt. Das G ni u n d e n c r H v s m a r s ch a l l a m t bcmen ticrt die Nachricht, bah die Hochzeit des Prinzen Ernst August im Mai in Wien stattsinden werde. Als deutschcr Botschafter in Rom ist der bi-fjcrige Gesandte in Brüssel, v. Flotow, ausersehcn. Der Streik der Schiffer, Maschinisten und Heizer im Stromgebiete der Elbe und Oder hat einen erheblichen Umfang angenommen. Der Reichstag schic gestern die Beratung des Postetats fort, wobei auch Staatssekretär Kraetkc mehrmals das Wort nahm. Der Vorsitzende des Landesvereino Sachsen der Deutschen Reformpartei erklärt die Nachrichten über die Auf lösung seiner Partei für falsch. Im russischen Ministerium des Aeußeren wird die internaticmalc Lage immer noch als recht ge spannt angesehen: auch die Wiener „Reichst» oft" stellt die russisch-österreichischen Gegensätze von neuem fest. 44 griechische Transportschiffe haben nach einer englischen Zeitungsmeldung auf der -Halbinsel Gallipoli und an der klcinasiatischen Küste Truppen ge landet. Alle europäischen K r i e g S s ch i f s e, die sich in der Nähe der mexikanischen Gewässer befinden, habe», dem Vernehmen nach. Scgelorder nach Mexiko erhalten. Russtsch-SefterreWscher—Rumänisch- Bulgarisches. , Wenn man von den unmittelbaren Kriegscreignisscn nor Adrianopcl, Tichataldscha und auf Gallipoli absichk, dann sind es vor allem zwei Gegensätze, die »ach wie vor die Aufmerksamkeit der zttnstiacn Diplomaten und der politisch-interessierten Welt beanspruchen, der russisch- österreichische und -er bulgarisch-rumänische. Zurzeit sind beide in einem akuten Stadium und sehen mehr oder weniger die europäische Welt in Aufregung. Die Be ziehungen zwischen Russland und Oesterreich- Ungarn waren noch bis vor kurzem ausserordentlich ge spannt. Die gegenseitige Feindschaft und der Argwohn der beiden Staaten waren bis zu einem Grade gediehen, dass kein diplomatisches Mittel mehr eine Lösung der Diffe renzen zu bringen schien. Tie altslawische -Hetze hatte in Russland einen Höhepunkt erreicht, und die offiziellen russischen Kreise wagten es nicht, ein generelles Verbot der allslawischen Bankette zu erlassen. Tic übrige Welt wusste kaum, welchen Konfliktsstosf dieser Gegensatz mit seinem für beide Länder kaum mehr zu ertragenden er höhten Rüstungsstand hervorgerufen hatte. Erst das Handschreiben Kaiser Franz Josephs erhellte blitzartig die Situation und liess erkennen, vor welchem Abgrund die beiden Staaten gestanden hatten. Darüber dürfen mir uns nicht täuschen, das Handschreiben des öster reichischen Kassels war die ultima ratio, um einen etwaigen Kriegsausbruch zu verhindern. Daher verdient auch die Erklärung durchaus Glauben, dass der Schritt des Kaisers seinem freien Impulse ent sprungen war, und es ist unrichtig, zu behaupten, dass es erst diplomatischer Verhandlungen bedurft hätte, um die günstige Ausnahme des Handschreibens zu sichern. Das war so gerade der Zweck des Handschreibens, den lang wierigen diplomatischen Geschäftsgang nbgukürzen und durch eine plötzlich einsehende persönliche Note das verloren gegangene Vertrauen wieder her- zustcllen. In welchem Masse diese Absicht erreicht worden ist. läßt sich heute noch nicht bestimmt sagen. Zar Niko laus II. von Russland hat das Handschreiben Kaiser Franz Josephs erwidert, wie es heisst, in liebenswürdiger Weise. Das war nicht anders zu erwarten. Man will auch über den Inhalt wissen, dass in dem Schreiben des Zaren ganz ebenso wie in dem des Kaisers die Erkenntnis der Not wendigkeit eines herzlichen und vertrauens vollen Verhältnisses zwischen den beiden Nach- barmächten zum Ausdruck gelangt sei. Anderseits sind Meldungen verbreitet worden, denen zufolge der Ueberbringer des kaiserlichen Handschreibens, Prinz Hohenlohe, am Zarenhose keineswegs die freund schaftliche Aufnahme gesunden habe, die man erwartet I hatte. Dem ganzen Gerede und dem Wust von Kombina tionen machte erst die auch unseren Lesern bekannte Er klärung des Wiener offiziösen „Kremüenblalies" ein Ende, die davon sprach, dass nunmehr „die Quellen des Zwistes endgültig verschüttet seien", weil beide Staaten das Prinzip anerkannt hätten, dass der Balkan den Balkan- Völkern gehören müsse. Die offiziöse russische „Rossija" erwiderte in gleich massvollcm und entgegenkommendem Tone und ergänzte die Erklärung des „Fremdcnblattes" durch die Feststellung: „Mit der allgemeinen Anerkennung dieses Prinzips und mit seiner realen Anwendung auf die Entscheidung der politischen Fragen werden die Ursachen zu Reibungen zwischen Russland und Oesterreich- Ungarn von selbst Wegfällen." Das klingt alles sehr schön und gut. Aber was ist mit diesen Erklärungen in Wirk lichkeit gewonnen? Ein Programm, das auf dem Papier steht, dessen Anwendung aber noch in weiter Ferne liegt. Russland erwartet von Oesterreich-Ungarn, dass cs mit der Anwenduna des Prinzips der Nichteinmischung in die Angelegenheiten der Balkanvölker vorangche. Oester- rcich-Ungarn erwartet dasselbe von Russland. Die Donaumonarchie betont gleichzeitig, dass sie selbst zu einem Teile ein Balkanstaat sei und sich schon deshalb nicht zur Passivität gegenüber den Balkan-Ereignissen ver urteilen lassen könne. In Russland weist man in dem selben Atem auf die „glorreiche historische Mis sion" hin, die der Zarenstaat auf dem Balkan über nommen habe. Jeder Staat führt gewichtige Gründe ins Feld, weshalb er Interessen auf dem Balkan wahr zunehmen habe. Trotzdem will man sich nicht „einmischen" in die Balkan-Angelegenheiten. Wie will man das ver einen? Wie denkt man sich, um nur ein Beispiel anzu- sührcn. die Abgrenzung Albaniens, an der beide Staaten wesentlich interessiert sind? Russland wünscht auf das dringendste eine Verkleinerung Albaniens durch Zu weisung Skutaris an Montenegro, sowie durch den Anfall mindestens von Dschakowa und Prizrcnd an Serbien. Oesterreich glaubt, seine Mobilmachung beibehalten zu müssen, damit Serbien gezwungen werde, die Hand von den albanischen Gebieten zu lassen. Russland, das zn Be ginn des Krieges durch Zurückhaltung der ausgedienten Mannschaften mit den Rüstungen begonnen Hai, erblickt in Oesterreichs militärischen Vorkehrungen einen feindseligen Akt gegen sich selbst, sowie gegen das russische „Schntzrecht" über die orthodoxen Slawen des Balkans. So wird sich denn ein edler Wettstreit erheben, wer mit der Nicht einmischung und der Abrüstung beginnen soll. Bis diese Streitfrage gelöst ist. können Wochen vergehen. Es bleibt also voraussichtlich beim alten. Die Panslawisten in Petersburg und Moskau aber werden aus dieser Uneinig keit der beiden Reiche weiter Kapital schlagen, und die russische Regierung wird ihre Tätigkeit und Propaganda nicht ganz verbieten wollen, weil sie gegebenenfalls die starke nationalistische Strömung als Rückhalt für ihre eigenen Zwecke gebrauchen kann. Selbst der Zar rechnet mit dieser Strömung und wirft den Führern der Be wegung gelegentlich ein freundliches Wort hi». Das Tele gramm des Zaren an den Vorsitzenden des letzten all- slawischen Banketts war ein sprechender Beweis dieser Rücksichtnahme. Man darf auch das nicht vergessen, dass der russisch- österreichische Gegensatz neuerdings auch durch andere Momente bestimmt wird, die nicht durch die historischen Balkan-Differenzen hervorgerufen sind. Die von der Wiener Regierung zum Teil geduldete großpolnischc Be wegung in Galizien und die in Aussicht genommene Er richtung einer rnthenisch-ukrainischen Universität haben in Russland ernste Besorgnisse hervorgcrusc». weil man dort ein Uebergreifen der Selbständigkeitsbcstrebuiigcn aus Russisch-Polen und Klein-Rußland, wo die Stammes verwandten der Ruthenen wohnen, befürchtet. In diesen ethnischen Bewegungen erblickt die russische Regierung mit Recht den Keim zu künftigen Streitigkeiten. Durch solche Momente wird das uralte russische Misstrauen gegen Oesterreich-Ungar» natiirgcmüss gesteigert. Das Miss trauen wird also bleiben, auch wenn dem russisch-österreichi sche» Gegensatz durch die Abwicklung der Balkan-Angelegen heilen der akute Charakter genommen ist. Im Gegensatz zu dem russisch-österreichischen Konsliit ist der zwischen Rumänien »nd Bulgarien schwebende vorübergehender Natur und dürfte spätestens unmittelbar nach Beendigung des Balkankriegcs seine Austragung finden. Augenblicklich stehen ja die Dinge lfür den Frieden zwischen den beiden Staaten keineswegs günstig. Tie Verhandlungen sind zwar von London direkt nach Sofia verlegt und müssten demgemäss eigentlich schneller zum Ziele führen, aber die Bulgaren versglgeu immer noch die alte Verschleppungstaktik und haben da durch in Rumänien begreifliche Ungeduld hervor- gcrufcn und eine hochgradige Spannung erzeugt. Rumänien erhebt als Minlmalsorderung die Abtretung des Gebietes L i l i st r i a - B a l t s ch i k, diese beiden Städte miteinbegriffen. Die Grenzlinie, wie sie jetzt be steht, ist schon immer für Rumänien unangenehm gewesen; unter der durch den Baltaukricg geschaffenen Situation aber wurde sie für Rumänien unmöglich. Bulgarien, jetzt grösser denn je zuvor, hat eine starke Festung ganz hart an der Grenze, von einer strategischen Bedeutung, deren Ge fährlichkeit für Rumänien auf der Hand liegt. Die Rumä nen können einen Punkt von der strategischen Bedeutung Silistrias nicht vor ihrer Tür dulden. Durch den Bau der großen Eisenbahnbrückc über die Donau bei Tscherua- woda, über welche die Linie von Bukarest nach Konstantza läuft, gewann die Tobrudscha Bedeutung, sie ist aber einem Angriff von Westen her, der in zwei Tagesmärschen an die Strecke und damit an die Verbindung des innere« Rumäniens mii dem Schwarzen Meer und im weiteren Verlaus mit dem Mittelmeer und dem Weltverkehr ge langt, schutzlos prcisgegcbcn. Da die Höhen, welche die Donainiicdcrung südlich begleiten, das gegenüberliegende Ufer überhöhcn, ist nun Silistria für eine bulga rische Offensive über den Strom ein wich tiger Punkt. Die heutigen weittragenden Geschütze be herrschen das rumänische Ufer in solcher Ausdehnung, daß unter ihrem Feuer eine Armee einen gesicherten Ufer- mechsel vornehmen kann. 1878 kam die Festung erst nach dem Frieden in russische Hand, die Rumänen sollten damals die Stadt erhalten und besetzten das Hauptsort, mussten es aber später den Bulgaren ctnräumen, denen die Verpflich tung aufcrlegt wurde, die Befestigungen zu schleifen. Ge-- scheheu ist dies nicht. Käme Silistria in rumänischen Be-c sitz, so Hütte das Königtum einen höchst wertvollen Brücken-- köpf an der Donau gewonnen, der ihm gestattet, gegen Ost-- bnlgarien eine kräftige Offensive cinzuleiten oder einer über den Strom auf Bukarest vorgehenden feindlichen Armee in die Flanke zu fallen. Man versteht, dass die Bul garen sich mit allen Kräften einem solchen Ansinnen wider- sctzen, da sie eine ausgezeichnete strategische Stellung aus- gcben müssten. Die Rumänen können aber wenigstens verlangen, dass die Bescstigungswerke von Silistria ge schleift werden. Das ist eine Forderung, deren Vernunft-- Mäßigkeit schliesslich auch die Bulgaren einsehen werden. Sie werden dahe, in den sauren Apfel beißen müssen, auch wenn ihnen die Volksstünmuug im eigenen Lande diesen Schritt erschwert Es ist daher nicht ausgeschlossen, daß Bulgarien mit Rücksicht auf die Volksstimmung im Lande es ans eine Besetzung der Kompensationsgebiete durch rumänische Truppen ankommen läßt. Aber einen Krieg wird sicherer Voraussicht nach Bulgarien um des Grenzstreifens willen nicht führen, zumal seine Chancen Ser Türkei gegenüber in letzter Zeit durchaus nicht ge-, stiegen sind. Man wird daher gut tun. die Entwicklung der Dinge in Ruhe abzuwartcn. Vom Kries auf dem Balkan. Die Antwort der ossiziölen russischen „Rossija" auf de« bekannten Artikel deS „Kremdenblattes", die in der Aus gabe vom Freitag abend mitgcteilt wurde, soll in Wien wenig befriedigt haben. Eine angeblich diplomatische Stelle in Wien äußerte sich einem deutschen Journalisten gegen über dahin, dass Russland seine Friedensliebe und sein Entgegenkommen in der Frage bezüglich des Schicksals von Skntari beweisen könne, denn cs existiere kein Grund, daß Skntari montenegrinisch werde. Auch müsste sich Russ land den Gedanken an ei» Protektorat oder ein Primat über die BalkansDaten aus dem Kopse schlagen, denn Oesterreich könne einen förmlichen russischen Reisen vom äußersten Norden bis zum Meere im Süden nicht zugebcu. Im Zusammenhang hiermit ist interessant eine Acussc, rung des Königs Nikolaus von Montenegro über das Schicksal Skutaris. Einer Nachricht des „Wiener Extrablattes" aus Cettuje zusolge hielt König Nikolaus an die monte negrinischen Truppen vor Skntari eine feierliche An sprache. worin er erklärte, dass keine Macht der Welt ihn werbe bewegen können, bas einmal ciugenommeuH