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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.03.1902
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-03-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19020314014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902031401
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902031401
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-03
- Tag 1902-03-14
-
Monat
1902-03
-
Jahr
1902
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L. Mage W Leipziger TWÜN mi> A«Mi Nr. lK, KeitU, 14. Mrz IM. MoUMUie ) Die Ämerikafahrt des Primen Heinrich. (Originalbertcht.) Nachdruck virbotilu III. 21. Washingto«, 28. Februar. Bon der Großartigkeit und Eigenart der amerikanischen Gesellschaftsverhältnisse konnte kaum eine andere Gelegen heit bessere Anschauung geben, als die Festvorstcllung, welche am 25. Februar, an dem Abende des eigentlichen Festtages, in der großen Oper stattfand. Der welt bekannte Thcatcrsaal war in einer geradezu entzückenden Weise mit Smilax, dieser dankbarsten aller Schling- pftanzen, geschmückt und wie mit einem durchbrochenen grünen Schleier wehte es von der Decke bis zum Parket hinunter. 4500 Menschen harrten des Prinzen Ankunft, und ein die Cassenansweisc durchstöbernder Reporter hat hcrausgebracht, daß dieses Auditorium dem Direetor Grau 00 000 Dollars Eintrittsgelder geleistet hat, wohl die höchste Ziffer, die eine Theaterkasse jemals erreichen konnte. Durch die natürlichen Amvelblättcr der leichten Smilaxdecoration hindurch leuchtete die Pracht des Logcu- publieums in ungeschwächtcr Stärke. Was au diesem Abende an Kunst der Toiletten, an Ncichthnm des Schmuckes der Damen dem wißbegierigen Auge sich dar bot, dürfte kaum irgendwo oder irgendwann einmal seines Gleichen gehabt haben. Ein ausgcwähltes, aber allzu reichliches Programm war für den Abend augcsctzt. Aber die Zuschauer schienen nur Blicke für die Loge des Prinzen zu haben. Sein Eintritt in die Loge wurde mit elemen tarem Jubel begrüßt. Alles erhob sich von den Sitzen und blieb stehen, bis der Prinz selbst seinen Platz cingc- -lommcu. Dann nahm die Vorstellung ihren Fortgang. Ein Act von „Carmen" mit der hier hochgcrühmtcn und in der That vortrefflichen Ealvc gelangte zur Ausführung, ein Act ans „Aida" und ein solcher ans „Tannhäuser" folgten. Auch liebe deutsche Bekannte erschienen auf der Scene. Fran Lchumann-Hcinck, die für ihre Berliner Verehrer nur in der vierten Dimension existirt, die Ternina, Van Dyck, Van Rooy erwiesen sich auf dieser Leite des Occans als ebenso vortrefflich, wie ans dem Continent» dem alten. Die Zwischenpausen zwischen den Acten benutzte der Prinz zu Besuchen in verschiedenen Logen. Zu den bemerkcnswerthcstcn darunter gehört die Begrüßung der Fran des vormaligen Präsidenten Cleve land, zu welcher ihn Admiral Evans begleitete. Prinz Heinrich bedauerte, nicht auch Herrn Clcocland selbst, der in New Jork nicht anwesend ist, begrüßen zu können, und unterhielt sich etwa fünf Minuten mit dessen Gemahlin. Bei -er Rückkehr in seine Loge sand er zwei Erinnerungs stücke an diesen Theaterabend vor, ein auf Seide in kunst vollster Ausführung hergcstelltcs Programm und die Texte des Abends, ebenfalls in prächtigem Stile als Buch zusämmengcstcllt. Später begrüßte Prinz Heinrich noch Miß Roosevelt, die wegen falscher Expedition ihres Toilettenkoffers bald auf die Anwesenheit bei dieser Gala vorstellung hätte verzichten müssen, und die Schwester des Präsidenten, Mrs. Cowlcs. Bald nach Mitternacht, nach dem er seit 7 Uhr früh keinen Augenblick der Ruhe oder Erholung gehabt hatte, zog sich der Prinz, unter erneuten jubelnden Kundgebungen des Auditoriums, zurück, um sich für die Anstrengungen des kommenden Tages zu er holen. Jur Augenblicke leerte sich das Nicscnhaus und nur etwa 500 Personen blieben noch zurück, um Frau Scmbrich in der „Traviata" zu hören. Aber die Künst lerin wollte um Vsk Uhr früh und vor einem leeren Hause nicht mehr singen, und so erlebte man an diesem dcnk- jvürüigcn Abende auch noch eine überraschende Absage. Am nächsten Mittag, Mittwoch, den 20. Februar, fand in Sherry's jenes Millionär- oder vielmehr Milliar där » Früh st ü ck statt, welches schon seit Rochen in aller Welt besprochen war. Das Außergewöhnliche an demselben war die Bereinigung der reichsten Männer der Erde mit den größten wissenschaftlichen und gewerblichen Capacitäten der Vereinigten Staaten, welche dem Prinzen Heinrich ihren Gruß zn bieten wünschten. Dies geschah in einer vornehmen, von allem übertriebenen und über ladenen Luxus freien Rahmen, dessen erlesene Schönheit den Veranstaltern dieses eigenartigen Mahles alle Ehre macht. Natürlich stellte der zur Verwendung gelangte Blumenschmuck ein Vermögen dar, nicht minder war das Tischgeräth aller Concurrcnz entrückt. Aber das charak teristische Moment bot doch das persönliche Milieu, welches hier mit dem Prinzen als Mittelpunkt entstanden war, und in welchem eine social so hochstehende Persönlichkeit ans die Besitzer weltberühmter materieller und geistiger Ver mögen reagirte. Das am Abend desselben Tages im Waldorf« A st oria -Hotel veranstaltete Banket zu Ehren des Prinzen, zu welchem die „New Borkcr Staatszeitung" etwa 1200 Einladungen hatte ergehen lassen, zeigte eine andere packende Seite des amerikanischen Lebens, und zivar in einer Form, die ebenfalls diesen Be such >des Prinzen als ein nationales Ereignis«, und nicht etwa blos als eine New Borker Episode kennzeichnete. In der That waren bei diesem Mahle alle Herausgeber der irgendwie in Betracht kommenden Zeitungen der Ber einigten Staaten vereinigt zu einer Demonstration für den Prinzeit und die Freundschaft zum deutschen Reiche, wie sie vornehmer und eindrucksvoller nicht hätte ins Werk gesetzt werden können. 900 der leitenden Namen aus der amerikanischen ZeituugSwclt standen auf der Sitzordnung verzeichnet, und kein Stuhl im großen Raume blieb leer. Die doppelte Galerie des Saales aber war von herrlichen Frauengestalten besetzt, die hier nicht minder glänzend wirkten als am Abend vorher im Opernhausc. Ein eben so geistvoller wie ungezwungener, darum aber nicht minder vornehmer Ton beherrschte den Verlauf dieses Abends, den auch die deutsche Presse als einen denkwürdigen ver zeichnen sollte. Toastmastcr war der Herausgeber der „Staatszeitung" Hermann Nidder, der bei Begrüßung des hohen Gastes feststellte, der Prinz habe die Monroe-Doctrin nicht nur dadurch verletzt, daß er seinen Kuß auf amerikanischen Boden fetzte, sondern noch mehr dadurch, daß er mit einem Schlage das ganze Land in Besitz genommen. Unbeschreiblicher Jubel er folgte, aus dem schließlich ein gewaltiger Chor hcrvorbrach „Hoch soll er leben, drei Mal hoch!" Des Prinzen Ant wort ist bekannt. Nicht aber vermochte der Telegraph auch nur ein annäherndes Bild von der außerordentlichen Ueberlegenheit zu geben, mit welcher Prinz Heinrich durch eine einzige glückliche Inspiration im Laufe einer gehaltvollen, staatsklugen Rede alle Herzen zu einem wahrhaft elementaren Ausbruch von Freude hinritz. Eben als der Prinz die Presse mit unterseeischen Minen verglichen hatte, die oft ganz unerwartet ex- vlodiren, erscholl aus einer Ecke des Saales der Lärm herab stürze ndcr Gläser, Flaschen und Teller, welche vom Tragbrctte eines Kellners durch anürängende Zuhörer herabgestoßen worden waren und zerschellend ans dem Boden klirrten. „Eben ist eine a u f g c f l 0 g e n ", sagte der Prinz zu der durch den Zwischenfall betretenen Versammlung, und ein Sturm von Jubel durchtobte als Dank für das glückliche Wort und für die Unbefangenheit, deren Stempel der Prinz diesem ganzen Abend damit auszudrücken wünschte, den Saal und die anstoßenden Räume. Mit gespanntester Ausmerksamkeit und in lautloser Stille hörte sodann die Tischgesellschaft die Erklärung des Prinzen über die Natur und den Gegenstand seiner Mission, und neuerlicher stür mischer Beifall, an den sich die Absingung des „Le is » joil)", gooci 1'eIIorv" auschloß, drückte den Dank der ameri kanischen Presse für die Versicherung der freundlichen Ge sinnung Deutschlands gegen Amerika aus. Von den übrigen Reden -cs Abends war diejenige des Heraus gebers der „New Aork Tribüne", Whitchaw Neid, die eindrucksvollste. Sic war eine wahrhaft staatsmän nische Abhandlung über die Entwickelung und die Bedeu tung guter Beziehungen zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten. Er wies unter Anderem darauf hin, daß ' s der Einwohner New Borts ' .1 derjenigen von Chicago und ',2 derjenigen von Milwaukee Deutsche seien oder von deutschen Eltern abstammcn. Er verlas eine De pesche dcS Kaisers, die in einem bestimmten Augenblicke an einen der deutschen Botschafter gerichtet war und be sagte: „Uuuuterbrochene Freundschaft hat seit den Tagen Friedrich s des Großen bis heute zwischen den Vereinigten Staaten und den Deutschen geherrscht, und ich wünsche, daß das immer so bleiben möge!" Sein Hoch auf den Kaiser wurde stehend mit kolossalem Beifall anfgxnommcn und „Heil Dir im Sicgerkranz" angestimmt. Das Banket dauerte weit länger, als vorausgeschcn war, und Die jenigen, die mit dem Prinzcnzngc um Mitternacht nach Washington abfahrcn wollten, hatten Mühe, noch recht zeitig auf dem Bahnhöfe zu sein. Prinz Heinrich äußerte sich nachher mit nnvcrholcncr Freude und mit sichtlicher Befriedigung über den Verlauf dieses Abends, au dem er zum ersten Male, wie er selbst in seiner Rede hervor gehoben hatte, ein kolossales Interview von lMO Zeitungsmännern so glänzend bestand. Auch über den Empfang, den er vor dem Banket im Raldorf-Astoria bei dem Gesangverein „Arion" in dessen Clubgebäudc erfuhr, war er sehr erfreut. Ter Fackclzug der deutschen Vereine, den er vom Balkon des Clubs aus abnahm, war in der That eine außerordentlich interessante Veranstaltung, die auch den übrigen Bewohnern New Ports die Bedeutung des Dentschthums vor Augen zu führen sehr geeignet war. Das Gcdcnklicd auf den Untergang der „Iltis", welches der „Arion" vortrug, gefiel dem Prinzen derart, daß der Verein cs wiederholen mußte. So war der Mittwoch nicht minder prächtig und ein drucksvoll verlaufen, als die Tage vorher. Bon den weite ren Ereignissen verdient die Gcdentfeierfür Mac K inlcy herovrgehobcu zu werden, welche am Donners tag Mittag in vereinigter Sitzung des Congrcfscs im Repräsentantenhaus«: abgehaltcn wurde uud an welcher Prinz Heinrich aiz der Seite des Präsidenten Roosevelt thcilnahm. Zum dritten Male fand gestern eine derartige Feier statt. Nach der Ermordung Lineoln's hatte an der gleichen Stelle der Historiker George Baneroft, nach der jenigen Garfield s Blainc die Gedenkrede gehalten. Nie- mals zuvor aber hatte eine so illustre ausländische Per sönlichkeit, wie Prinz Heinrich von Preußen, durch per sönliche Anwesenheit bei solchem Anlaste seine Theiluahme bezeugt. Gestern hielt Staatssekretär H a n die Rede, er sprach in gehaltvoller, vornehmer Form über IV2 Stun den lang uud erzielte eine mächtige Wirkung auf feine Zu hörer. Die Blätter constatircn heute mit cinmüthigcr Dankbarkeit, daß innerhalb dieser ganzen Zeit Prinz Heinrich seine Aufmerksamkeit vom Redner nicht ab wandte, obwohl er wußte, wie sehr er selbst auch bei dieser Gelegenheit allgemeines Interesse auf sich zog. Ein herr licher, sonnenklarer Tag begünstigte nach dieser Feier einen Ausflug des Prinzen nach Mount Vernon, zum Wohnhause und Grabe Washington s. In den Vormit tagsstunden hatten die gewaltigen Regengüsse der Vortage eine U c b c r s ch w c m m u n g der Ufer des Poto- mac gebracht, durch die auch die zu passirende lange Brücke über diesen Fluß bedroht schien. Aber der Plan konnte doch ausgeführt werden, und Prinz Heinrich be fand sich bald auf derselben Stelle, wo vor ihm auch Lafayette und der jetzige König von England als Prinz von Wales den Manen Washington's gehuldigt hatten. Er trat allein in das Grabgewölbe und legte an dem Sarge des ersten Präsidenten der Republik zwei riesige Kränze, einen für sich und einen im Namen der deutschen Marine, nieder. Daß er sich ausdrücklich verbat, an Ein gänge zum Grabe photographirt zu werden, wird ihm heute von den Blättern als eine besondere Pietät angc- rechnet, und in der That ist der Prinz in dieser Beziehung bisher von einer nicht zu übertreffenden Geduld gewesen. Freitag Vormittag fand ein Ausflug nach der Marine akademie in Annapolis statt, leider in strömendem Ge witterregen, begleitet von Donner und Blitz, was um diese Jahreszeit auch hier eine Seltenheit ist. Freitag Nachmittag erfolgte dann der Abschiedsbesuch des Prinzen beim Präsidenten Roosevelt und um Mitternacht die Ab reise nach dem Süden nnd Westen, eine achttägige Eisen bahnfahrt, welche mit Freitag den 7. März Abends in New Z)ork ihren Abschluß findet. Beim Empfang i m N a t h h a u s widerfuhr, so be richtet noch die „Voss. Ztg.", dem Präses des Ausschusses, Herrn Fornes, ein kleines Unglück, als er den Prinzen in dem Sitzungssaal des Board of Aldermen bewillkomm nete. Herr Formes redete den Prinzen als „Prinee Henry of Nussia" an, merkte das Versehen sofort, räusperte sich und machte aus dem „Nussia" so rasch er konute ein Prussia. Beim Essen, das der Mayor im Namen der Stadt New Bork gab, waren nicht weniger als 8000 Rosen zur Aus schmückung des halbmondförmigen Tisches benutzt wor den, an dem getafelt wurde. Gleich nachdem man sich zur Täfel gesetzt hatte, bat der Prinz den Admiral Evans, dafür Sorge zu tragen, daß die Cavallcrie-Escortc, die ihn begleitet hatte, doch entlassen werden möge und nicht ge zwungen werde, bei dem abscheulichen Wetter auf ihn zu warten. Admiral Evans überbrachte dem commanüiren- den Osfieier den Wunsch des Prinzen, aber der Officier erklärte, ihn nicht berücksichtigen zu könne». Er habe seine Befehle und müsse ausharen und könne nicht gegen die ihm crtheilten Instructionen handeln. Bon dem Luxus, der im Opernhaus entwickelt wurde, eine Beschreibung zu liefern, ist unmöglich, sowohl in der Ausschmückung des Hauses, als iu den Toiletten der Damen. Ob cs mar ist, weiß ich nicht, aber es klingt mir- glaubwürdig, daß Grau, der Direktor der Oper, 20 000 Dollars für Blumen ausgcgcbcn hat, welche das Haus zierten. Auf jeder Logenwaud waren mächtige Sträuße der herrlichsten Rosen angebracht. Das ganze Theater sah aus wie ein Garten, herrliche Palmengruppen au jeder Stelle, wo sie angebracht werden konnten. Der Anblick war einfach feenhaft. Und das Publicum! Der Prinz wird sobald nicht wieder Gelegenheit finden, eine der artige Masiencntfaltung von Luxus zu sehen. Die Mil lionen, die von den Damen an Schmuck und Kleidern ge tragen wurden, wage ich nicht zu schätzen. Die Reichsten der Reichen von New Bork waren bis auf den letzten Mann und die letzte Frau erschienen, die Astors, die Bandcrbilts, die Depcws, die Hewitts, die Seligman», und wie sie Alle heißen mögen. Die Damen trugen über ihren herrlichen Toiletten noch die pracksivollstcn Opern mäntel, die zum größten Theil mit den kostbarsten Sticke reien bedeckt oder mit den thcuersten Spitzen aufgcputzt waren. In Europa bekommt man so etwas nicht zu sehen, auch nicht in den Städten, die als Ccntren des europäischen Reichthums uud Luxus gelten. Der Anblick war einzig in seiner Art. Und diese Aluth von elektrischem Licht, die das ganze HauS erfüllte! Der Vorhang, der in den Zwischenakten hcrabgelafsen wurde, war ganz mit weißen und grünen elektrischen Glühlampen bedeckt. Die Guirlanden, die sich von der Decke zur Galerie Hinwan- den, waren mit elektrischen Glühlampen durchzogen. Mit einem Raffinement, das seinesgleichen sucht, hatten die Dekorateure die kleinste Stelle, wo sich eiu Schmuck, sei cs ein Blumenarrangement, sei cs eine Gruppe Leucht körper, anbringen ließ, ausfindig gemacht und ausgepuyt mit Azaleen, Rosen, Nelken, Palmen und mächtigen Farm kräutern. 5000 American Beauty-Rosen, prachtvolle Blumen au meterlangen Stielen, sollen allein zum Auf putz der für den Prinzen bestimmten Loge benutzt worden sein, über die sich ein Baldachin aus weißem Atlas aus breitete. Au Ereignissen, die nicht vorgesehen waren, fehlte cs auch nicht. Hinter der Bühne im Perückenztmmer brach Feuer aus uud cs verbrannten für ein paar Hundert Dollars Perücken. Glücklicher Weise hatte im Zuschauer raum Niemand eine Ahnung davon. Eine Panik in dem überfüllten Hause hätte schreckliche Folgen nach sich ziehen müßen. Die auf der Bühne stationirte Feuerwehr wurde des Brandes bald Herr. Die Blumensträuße, welche die Damen als Zu-chaüc- rinnen des Frühstücks der Industrie trugen, schienen dem Prinzen ausnehmend zu gefallen, jedenfalls erbat er sich einen Strauß und steckte ihn an. Damit der Prinz auch ganz genau wiße, mit wem er die Ehre hatte, zn speisen, war ihm schon vorher ein Buch überreicht wor den, ein ganz stattlicher Band, der die o<i Koo verfaßte Biographie seiner Gastgeber enthielt. Ich habe leider den Vorzug nicht gehabt, ein solches Buch zu Gesicht zu be kommen, nnd weiß nicht, ob diese Lebensbeschreibungen getreu der Wahrheit abgefaßt sind, ob darin Alles ent halten ist über die Art und Weise, wie diese Massenver- mögcn erworben uttd wie viele Existenzen darüber zu Grunde gerichtet worden sind. Die Tafelmusik bestand ausschließlich aus amerikanische» Melodien, den Erzeug nissen so hervorragender Tondichter wie Sousa, Howard Whitney, Lauschy Ellen Wright und einiger anderer Damen nnd Herren, deren Namen den Barbaren außer halb der Vereinigten Staaten nicht übermäßig bekannt sind. Beim Presse essen würde der deutschen Presse während des ganzen Rcdcturniers mit keinem Worte ge dacht, obgleich man doch wobl etwas Derartiges hätte er warten können. Vielleicht hängt das damit zusammen, daß ein Redner, der über die Presse als das Bindemittel der Völker sprechen sollte, im letzten Augenblick erkrankt und dadurch am Erscheinen verhindert worden war. Die Größe der Gemeindebezirke in Lachsen. ist. Wir baben kürzlich in diesem Blatte auf Grund des vr. Hofmann'schen Werke« die Größe der Rittergüter im Königreich Sachsen einer Besprechung unterzogen. Es mögen beute nach den Unterlagen, wie sie in der „Zeitschrift de« Königs. Sächsischen Bureau«" (Beilage zum Jahrgang lSOl) gegeben sind, einige Mittheilungen über die Flächen der Ge meindebezirke folgen. In den einzelnen Amtshauptmann- schaften war die Zahl der Gemeinden und ihre Flächengröße dir nachstehende: bi« W0 bi, SM bi« 1MY bi« utkr Zu- I<0 d» SM d» 1VM d» MO b» 2(00 d» ommeil Bautzen ... 25 185 37 6 1 s254 Kamenz . . . 5 67 44 10 — 126 Löbau. . . . 6 45 31 12 94 Zittau.... 6 23 20 12 1 62 Kr. Bautzen: 42 320 132 40 536 DiApoiViswalde. 9 41 29 13 2 94 Dresden-Altstadt 20 71 3 1 1 96 DreSden-Neust. . 8 47 16 3 — 74 Freiberg . . . 6 32 26 18 84 Großenhain. . 4 101 42 11 1 159 Meißen . . . 49 <>12 17 4 — 282 Pirna 23 97 45 6 — I7l Kr. Dresden: 119 601 178 56 6 960 Borna. . . . 11 122 31 1 — 165 Döbel» . . . 28 146 24 3 — 20l Grimma . . . 6 127 41 11 E W» 185 Leipzig. . . 6 91 21 1 1 120 Oschatz.... 12 103 23 3 1 142 Rochlitz . . . 10 104 24 5 —— 143 Kr. Leipzig: 73 693 164 24 2 956 Annaierg . . 2 13 14 9 L> 40 Chemnitz . . . 34 32 8 1 77 Flöha .... -— 28 25 8 61 Glauchau. . . 9 48 18 4 — » 79 Marienberg . . 5 19 15 9 —— 48 Kr. Chemnitz: 18 142 104 38 3 305 Auerbach . . . 8 36 22 3 — 69 Oelsnitz . . . 59 25 5 2 93 Plaue» . . . 3 78 38 1 1 42l Schwarzenberg . 12 31 19 3 — 65 Zwickau . . . 9 70 30 II — 120 Kr. Zwickau: 34 274 134 23 3 463 Königreich: 286 2030 712 181 16 3225 I» Procenten: 8,87 62,94 22,08 5,61 0,50 100,00 Wie au« der vorstehenden Zusammenstellung zu ersebeu ist, haben von sämmtlichen Gemeinden (unter Einschluß der zugehörigen selbstständigen GulSbezirke) 2316 oder 7l,8l Proc. eine Fläche bi« 500 ds, und nur 909 oder 28,19 Proc. eine Fläche von mehr al« 500 da. Wenden wir un« zu den 18 größten Gemeinden mit über 2000 da Fläche, so ist zu bemerken, daß sich unter denselben zunächst die vier bedeutendsten Städte des Landes befinden (die in der Uebersicht den betreffenden AmtS- hauptmannschaften zugezählt sind), nämlich Leipzig mit 5697 da, Dresden (rinschl. Gruna) mit 4568 da, Chemnitz mit 3652 ha und Plauen mit 2576 du. Ferner ist mit eingerechnet der Truppen- UebungSplatz Zeithain, dessen Fläche 2443 du beträgt, der also ungefähr so groß ist wie Alt-Leipzig nnd die gesammten Ostvororte. E« verbleiben dann noch drei kleinere Städte, nämlich Schöneck (2216 Ku), Adorf (2165 du) nnd Dahlen (2115 du), sowie die acht Landgemeinden Crottendorf (2895 du), OlberSdorf (2618 du), Sobland (2275 Ku), Reichstädt (2235 du), Oberbobritzsch(2159du), Nassau (2157 du), Mildenau(2016du) und Dörnthal (2012 du). Unter den 181 Gemeinden mit einer Fläche von 1000 bi- 2000 du brsinden sich 41 Gemeinden mit einem Be zirke von 1500—2000 du, davon in der KreiShauptmann- schaft Bautzen 7, Dresden 17, Leipriz 5, Chemnitz 10 und Zwickau 4. Von den vorbezeichneten 41 Gemeinden sind 11 Stadtgemeinde», und bei diesen ist die Fläche folgende: Oschatz 1956 du, Geyer 1876 du, Radeburg 1805 du, Zwickau 1766 du, Marienberg 1733 Ku, Freiberg 1683 da, Zittau 1676 da, Grimma 1669 du, Rodewisch 1657 du, Frauenstein 1650 du und Ehrenfriedersdorf 1523 du. Sc- dann sind noch 30 Landgemeinden mit 1500—2000 du Fläche vorhanden. Die beiden kleinste» selbstständigen Gemeinde» sind der Fläche nach Neukönia-frld bei Rochlitz mit 1,4 du (95 Einwohner) und Zschiedge bei Potschappel mit 2,5 du (412Einwohner). Von den Städten Sachsen« bat Lommatzsch die geringste Fläche, nämlich 36,4 Ku, wa« annähernd der Fläche von L.-Reuduitz-Auger-Crottendorf (38,4 du) entspricht, nur mit dem Unterschiede, daß Lommatzsch 3263, die letzt genannten Stadttheile aber 56 156 Einwohner haben. WaS schließlich die AmtShauplmannschaft Leipzig im Besonderen anbetrifft, so gehört sie zu denjenigen Ver waltungsbezirken im Laube, die nur wenige Gemeinden von größerer Fläche aufzuweisen haben. Don 119 Gemeinden haben nur eine über 1000 du und 21 über 500 du Fläche, die übrigen 97 dagegen weniger. Don den drei Städten hat Markranstädt 910,5 da, Taucha 908,2 du und Zwenkau 823,7 da. Don den Landgemeinden hat Großzschocher-Windorf mit 1189 da die bedeutendste Fläche. Dann folge» mit über 500 du: Panitzsch mit Cunnersdorf 934 du, Holzhausen 892,5du, Liebertwolkwitz 868 du, Thekla 736 du, Großdölzig 733 du, Gautzsch 708 du, Störmthal 700 du, Breitenfeld 685 du, Leutzsch 680 du, Podelwitz 655 da, Hohenheida 622 da, Lindenthal 594 da, Mockau 578 da, Seehausen 536 da, Knauthain 532,5 da, Sommerfeld 529 du, Engelsdorf 514 Ku und Rehbach 513,5 da. Von den übrigen 97 Land gemeinden batten 19 eine Fläche von 400—500 da, 20 von 300—400 da, 34 von 200—300 da, 18 von 100—200 du und 6 unter 100 du. Diese 6 Gemeinden sind Gärnitz 92 du, Barneck 86,5 da, Kleindalzig 77 da, Döbitz 77 du, Mallsitz 60,5 du und Tanzberg 42 du. Im Ganzen bat die Amtshauptmannschaft Leipzig eine Größe von 44 165 du. Davon verbleiben nach Abzug der Staatsforsten 42 183 du als Gesammtfläche der 119 Ge meinden. Von dieser Fläche wurden 38 141 du landwirtb- schaftlich benutzt, ncimlick 34 783 du als Ackerland und 3958 du als Wiesen und Weiden. leipziger Lehrer-Verein. Donnerstag, den 6. März, behandelte Herr Professor Dr. Paul Barth in seinem 2. Vortrage „Die sociale Stellnng dcs Lchrers von dcr Zcit der Aufklärung bis zur Gegenwart". Für das Schicksal der Volksschule und des Vollsschül- lchrers ist im 19. Jahrhundert bestimmend der Gegensatz zweier Gcsellschaftstheorien, deren eine aus den Ideen der Aufklärung entsprungen ist, während die andere den aus so vielseitig geschichtlicher Betrachtung entstehenden Ewgeu- satz dazu bildet. Der Liberalismus verlangt, vom Naturrechtc, als einem idealen Rechte der Freiheit uud Gleichheit, ausgehend, die politische Freiheit iu dem Sinuc, daß entweder nur die Vertreter des Volkes regieren, wie es in den Republiken geschieht, oder die historische Macht, daS Königthnm auf die Executive be schränkt werde, dagegen die Gesetzgebung nur durch Mit wirkung der gewählten Volksvertreter, des Parlamentes, zu Staude komme, wie cs in der constitutioncllen Mo narchie der Fall ist. Ter Liberalismus verlangt ferner die ökonomische Freiheit in dem Sinne, das jeder einzelne iu seiner wirthschastlichen Thätigkcit vom Staate nicht gehemmt werde, alle Regulierung durch Zunft ordnungen, alle Protection durch Schutzzölle und der gleichen aushöre. Adam Smith nannte dieses sein Wirth- schaftssystcm das Systcm dcr natürlichcn Frei heit. Demgegenüber verlangt der Couscrvatis- mus den fast unbeschränkten Bestand der historischen Mächte, möglichste Erhaltung der ständischen Gliederung, Regulierung der Wirthsckast durch den Staat, engste Ver bindung des Staates mit der Kirche. Der Liberalis mus befürwortet die Erweiterung des Unterrichts nnd der Bildung allcrKinder de s V 0 l k e s, da er eben den einzelnen sich selbst über lassen will nnd darum ihn mündig machen muß. Der C 0 n s e r v a t i s m u s w ü n s ch t n n r r c l i g i ö s c Er zieh u n g nnd Vorbereitung für einen be stimmten Berns, weniger allgemeine geistige Bildung. Zunächst wurden in Preußen durch das Religionsedict vol 9. Juli 1788 die Ideen des Liberalismus zurückgc- dräugt, in demselben Jahre das Oberschulcollcgium auf gehoben. Nach dem Unglück aber von 1806 und 07 wandte sich der König Friedrich Wilhelm III., der überhaupt eine bessere Meinung als sein Vorgänger von der Schule hatte, noch mehr als vorher den Ideen Pestalozzi s zu. Zeller, eiu Schüler Pestalozzi's, wurde aus der Schweiz als Scminardireetor nach Königsberg berufen, eine Anzahl Seminaristen z» Pestalozzi nach Zverdcn gesandt. Auch nach den Befreiungskriegen fand unter dem Minister v. Altenstein 1817—40 eine stetige Fortentwickelung des Bolksschulwescns statt. Im Jahre 1840 gab es in Preußen 45 Lehrerseminare. Wie hoch der König den Stan- der Volksschullchrer schätzte, geht hervor aus der Cabinets- ordrc von 1818, die ihnen das Recht des einjährig-frei willigen Dienstes ab. Ta zn wenige davon Gebrauch machten, so wurde sic 1827 aufgehoben und der Kwöchcnt- liche Dienst der Lehrer eingeführt. Die äußere Lage der Lehrer war thcilweisc in ganz Deutschland noch sehr ge drückt. Wandcrschnle nnd Rcihctisch bei den Bauern des Dorfes bestanden noch sehr häufig. Im bremischen Land gebiete war das Einkommen eines Lehrers durchschnittlich geringer als das eines Baucrnkucchtes. Eine wichtige Frage blieb weiter das Verhältnis« der Schule zur Kirche. Dicstcrweg, der Führer der rheinischen Lehrer, 1832 als Seminardircctvr nach Berlin berufen, verlangte fach männische Schulaufsicht, andere, wie Krummacher sbie Volksschule im Bunde mit der Kirche) waren dagegen. Alles änderte sich aber in Preußen mit dem Jahre 1840. Der conservatin gesinnte, von romantischen Ideen erfüllte König Friedrich Wilhelm IV. berief den Minister Eich horn, unter dem erst Eilers, dann Stiehl für die Be schränkung des Bolksschulnntcrrichtcs nnd die Befestigung der geistlichen Schulaufsicht arbeiteten. Es war dieselbe Zeit, da Stahl erklärte: „Die Wissenschaft muß um kehren". Stiehl machte dann die Anwendung, indem er sagte: „50 Jahre rückwärts, dann wird die Schule gut werden." Stiehl dachte ernstlich daran, ausgediente Unter- officicre nach einen, sehr kurze» Besuch eines Seminars zu Lehrern zn machen. 1847 wurde Diestcrwcg zur Dispo- sitiou gestellt, feine Anhänger wieder mannigfach gemaß regelt. Im Nevolutionsjahre erhoben die Lehrer ihre Forde rungen von Neuen«, zum Theil ganz utopische, wie die jenigen, welche 2250 schlesische Lehrer an das Frankfurter Parlament richteten, daß jeder Lehrer Staatsdicucr sein und seine Vorbildung ans der Universität finden solle,- zum Theil solche, die sich mehr in den Grenzen des Möglichen hielten, wie die der unter dem Minister Schwerin abge- haltcncn Lehrcrcoiisercnzcn, welche verlangten: 1. daß die Schule Staatsanstalt sei, 2. die geheimen Conduitculisteu aufgehoben würden. 3. die geistliche Schulaufsicht ausge hoben würde, wenn der Geistliche keine pädagogische Vor bildung hätte. Die Negierungen gingen aber auf diese Forderungen nicht ein. ScchswöchentlichesHospitiren an einem Seminare genügte als pädagogische Vorbildung des Pfarrers. Die Lehrerkrcise selbst waren auch nicht einig. Einige, wie Eiseubohr, ein Schüler Lchlcicrmachcr's, vertraten dessen Ideen von der Volksschule, als einer Anstalt znr allgemein menschlichen Bildung: andere, wie der verdiente Seminar- direetor Curtmau, wünschten Beschränkung auf das, was für das praktische Leben nöthig wäre. 1850 wurde von Raumer als Minister berufen, 1851 die von Stiehl aus- Dassdüoksr
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