Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.03.1902
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-03-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19020314014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902031401
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902031401
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-03
- Tag 1902-03-14
-
Monat
1902-03
-
Jahr
1902
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
!.My W LeiMr TWbllil! M Anzeinei Nr. 1K, Wag, 14.Mz IM. Wlüeil-AiisB^ Amtlicher Lheil. Zur Nachricht! Di- Einlösung d-r am ZI. März d. I fällig werdenden ZinS- und Rentenschcine, sowie der ansgeloosien Kapitalschcine ron Königlich Sächsischen Staatsanleihe» und von der Königlichen Lau-rcntenbank, erfolgt bei unterzeichneter Kasse bereits rom 15. März dieses Jahres an in den Vormittagsstunden von 9—12 Uhr. Mit den einzulösenden Zins- und Kapitaljcheinen ist zugleich eine die Adresse des Einliesererö tragende Aufstellung und Be rechnung nach Torte» zu überreichen. Leipzig, den 8. März 1902. Königliche Lottcrie-DarlehnSkaffe. Bekanntmachung. Unter Hinweis auf die Bestimmung in 8 368, Z. 2 des Reichsslraf- gejetzbuches wird den Grundstücksbesitzern und Garteninhabern hiesiger Stadt bei Vermeidung einer Geldstrafe bis zu 60 oder ent sprechender Hast hiermit aufqcgeben, ihre Bäume, Sträucher, Hecken u. s. w. von Schmetterlingen, Raupen und Eiern des BainuweiszlingS lklvrls Orstaeri I-.), - EoldafterS (kortüesl» edrxsorrlioea I-.), - RiugelsptuncrS zkowdvx ueu^tria 1-.) nud - Schwammspinners (Ovaer!» cklspnr L.) in den Monaten April bis mit September gehörig säubern und die Schädlinge wie Eier vertilgen zu lassen. Gleichzeitig geben wir nachstehend unter G eine kurze Beschreibung der Lebensweise und der zweckmäßigsten Art der Vertilgung der angeführten Schmetlerlingsarten. Leipzig, de» 10. März 1902. Ter Rath Ser Stadt Leipzig. IX. 683. Vr. Tröndlin. Stahl. G Vaumweitzling (klvrir» Or»tuegl L ). Der Schmetterling, welcher Ende Juni bis Mitte Juli, selten später erscheint, legt seine gelblichen Eier, sogenannte kleine Eier kuchen, in regelmäßig geformten Häufchen bis ISO Stück neben- einander auf die Blätter der Pflaumen, Schlehen, Weißdorn, Eber eschen, Traubenkirschen, Aepfel, Birnen und Mispeln. Die Raupen erscheinen Ende August bis Mai des nächsten Jahres und spinnen einige Blätter zu einem kleinen seiden glänzenden Neste zusammen, in welchem sie gemeinsam überwintern. Im Früh jahr beginnen sie ihr Zerstörungswerk an Blatt und Blnthenknosven der Umgebung ihres Nestes. Anfang Mai verlassen sie das Nest und leben einzeln, bis sie sich Ende Juni verpuppen. Zweckmäßige Bertilgungsweise: 1) Die Schmetterlinge: Sie lasse» sich auf Blumen und an Wasserränder» nieder. Auf erstere» werden sie zur Abendzeit, an letzteren zur Tageszeit mit Reisigbesen zerschlagen. 2) Tie Eierkuchen: Durch Abpslücken der Blätter oder Abschneiden der Zweige und Verbrennen derselben. 3) Die Raupen: Tie Raupennester oder die mit solchen besetzten Zweige werden abgeschnitten und verbrannt in der Zeit nach dem Laubfall bis Mai. Golüafter (Lortdesis. edr^sorrboea I,.). Der Folter, welcher im Juni und Juli erscheint, legt bis 300 Eier unter einer Decke seiner Asterwolle in langgestreckten Hausen, meist an die Unterseite der Blätter von Obstbäume», Weißdorn, Birke, Eiche, Ulmen, Hainbuchen, Ebereschen und Weiden. Im August entschlüpfen den Eiern die Räupche», nähren sich von de» nächsten Blättern, die sie, des Blattsleisches beraubend, skelettiren, häuten sich zum ersten Male und überwintern in einem großen ge meinsamen festen Gespinnste, die sogenannten „großen Raupennester" bis zum April auch Mai nächsten Jahres, wo sie den Fraß von Neuem beginnen. Bei eintretendcr kühlerer Witterung ziehen sie sich immer wieder io die Nester zurück, ebenso werden sie des Morgens sehr früh darin angetroffen. Dieselben bauen sie vorzugs weise in den Gabeln der Zweige und bei kleineren Bäumen mög- lichst in der Nähe des Stammes. Mitte Mai zerstreuen sich die bis dahin gesellig lebenden Raupen und verwandeln sich Anfang Juni in einem losen Gespinnst in eine kahle braune Puppe. Zweckmäßige Bertilgungsweise: 1) Schmetterlinge: Sie setzen sich an Stämme selten über 2 w vom Erdboden fest an und werden hier in den Frühstunden Lurch Abfegen mit scharfen Reisigbesen leicht und sicher getödtet. 2) Die Eier: Durch Abschneiden und Verbrennen der Zweige im August. 3) Die Nester: Durch Abschneiden der Zweige und Verbrennen derselben, besonders vom Schluß der Vegetation ab, bis zum April und später die Raupen selber. Ringrlspinncr (öoml^r ueustria I,.). Der Schmetterling legt seine Eier Ende Juli oder Anfang August, bis zu 400 Stück beisammen, spiralförmig um ein- bis dreijährige Aestchen. Erst voni nächsten Mai ab, selten früher, schlüpfen die anfangs schwarzen, lang gelbbraun behaarten Räupcheu aus, nähren sich zuerst von Knospen, später von Laub. Ihre Fcaßstellen überspinnen sie mir einem leichten, lockeren Gewebe, ohne ein eigentliches Nest herzustellen. Anfangs trifft man diese Raupen zu mehreren Hunderten gesellig an Obst bäumen, Weißdorn, Weißbuchen, Eiche», Nüstern, Pappeln und Birken, in der Gabelung eines Astes oder ähnlichen Stellen, dicht an- einauLergedrängt. Mit dem zunehmenden Wachsthum der Rauven werden diese Gesellschaften kleiner und kleiner, bis sie sich Ende Mai oder Anfang Juni gänzlich auslösen. Sie fressen bei Tag und Nacht. Die erwachsene Raupe verwandelt sich im Juni in einem eirunden gelbdurchstäubten Gespinnste zu einer weichen schwarzen Puppe, der im Juli der Falter entschlüpft. Zweckmäßige Vertilgungsweise: 1) Die Schmetterlinge: Sie ruhen ain Tage an Stämmen, Zäunen, Pfählen und sind hier mit scharfen Besen abzufegen und zu lobten. 2) Die Eier: Abbrechen und Verbrennen der mit Eierringeln be- setzten Aestchen vom Herbst bis zum April. 3) Die Raupen: Sorgfältiges Abjuchen der Raupe» im ersten Stadium ihrer Entwicklung, am besten durch Abbrechen oder Abschneiden der Zweige, daran die Raupen sttzen und Ver brennen derselben. Bei niedrigen Pflanzungen auch durch Zerquetschen mit verbundener Hand oder durch Zerreiben mit scharfen Reisigbündeln. Schwammspinucr (Oeueria, liwpar I-.). Die Flugzeit des Schmetterlings liegt im Ju'i und August. DaS Weibchen dieser, in beiden Geschlechter» sehr verschiedenen Schmetter linge legt seine 300—500 Eier bis Ende August an mehrere» Stellen in rundlichen mit der gelben Asterwolle sorgfältig bedeckten Häufchen, an den Stämmen von Bäumen, gewöhnlich aber an der Unterseite von Aesten und Zweigen, ferner an Zäunen und Mauern ab. In diesen „Schwämmen" (sog. Eierspiegcl) überwintern die Eier. Die Rauven erscheine» im April bis Juni. Die entschlüpften kleinen Räupchen bleiben während ihrer ersten Lebenslage auf diesem Schwamme vereint sitzen. Nach wenigen Tagen verlassen die Räupchen den Spiegel und zerstreuen sich dann sofort. Ihre Nahrung suchen sie an Ulmen, Eichen, Pappeln, Linden, Weiß- und Rothbuchen, Ahorn, Aepfel, Birnen, Traubenkirschen. Die Puppe ist matt schwarzbraun, mit gelben Haarbüscheln versehen und erscheint im Juni. Zweckmäßige Vertilgungsweise: 1) Die Schmetterlinge: Durch Abfegen und tödten mit scharfen Reisigbesen. 2) Tie Eierspiegel: Durch Zerreiben oder Abschaben und Sam meln und Verbrennen im September bis zum April hin. 3) Die Raupen: Durch Absegen mit Besen oder Abschneiden der Zweige und Verbrennen derselben. Die Hauptvertilgung liegt aber in der Tödt'ung des Schmetterlinges, namentlich dem Vernichten der Eier. * der Göschenstraße von L. ca. 542. 617,3 610 Ecke der Frommann- nud Erusiusslraße CrusiuSstraße Zweinaundorfer Straße 691.8 676,3 471.8 526.7 559.7 672.2 gm 628,7 - - 10 - - 3 - - 4 - » 5 - . 6 - . 7 . - 8 - Flächeninhalt sollen Donnerstag, den 20. Mär; 1902, von Vormittags 10 Uhr an im 2. Obergeschoß der alten Nathswaage, Katharinenstraße Nr. 1, zum Verkaufe versteigert werden. Der Versteigerungstermin wird pünktlich zur angegebenen Stunde eröffnet und die Versteigerung bezüglich eines jeden der einzeln nacheinander in der vorstehenden Neihensolge anszubietenden Bauplätze geschlossen werden, wenn darauf nach dreimaligem Aus- rufe kein weiteres Gebot mehr erfolgt. Die Bersteigerungsbedingnngen mit Parzellirungsplänen liegen auf dem Nachhause, 2. Obergeschoß, zur Einsichtnahme aus. Exemplare davon können daselbst gegen Bezahlung einer Gebühr von 1 entnommen werden. Leipzig, am 24. Februar 1902. Tex -er Stadt Leipzig. ' "" Ur. Tröndlin. Ärumbiegel. Versteigerung von Bauplätzen in der Ostvorstadt betreffend. Die folgenden. dem Johannishospitale bcz. der Stadtgemeinde gehörigen Bauplätze, und zwar: Bauplatz Nr. 6 an " ' . . 7 - - . 9 - Bekanntmachung. Wir haben beschlossen, die Preise für daS Sandmaterial aus der Leipzig-Kleinzschocher'jchen Sandgrube vom 1». Mär; VsS. JrS. ab zu erhöhen und zwar für 1 Fuder ---> l'/s obm Sand auf 2 80 - 1 - --- 1'/, - KieS - 2 - 80 - und - 1 - 1'/, - Usrrsand - 2 - 30 - Die Marken sind nach wie vor in der Expedition der Straßen- reinigung, Johannisplatz 10, I-, und in der Restauration deS Schänkwirths Herrn L. Pfeiffer in Lcipzig-Plagwitz, Salzstraße 17 zu löse». Leipzig, den 12. März 1902. Ter Rath der Stadt Leipzig. Tiefbau-Amt. D. 1536. Franze. Bekanntmachung. Die Bespannung und Führung der Wassersprengwogen für die Stadt Leipzig soll kür das Sommerhalbjahr 1902 vergeben werden. Die Bedingungen hierfür liegen in unserer Expedition Johannis- Platz 10, I., aus und können dort eingesehen oder gegen Entrichtung von 50 Psennigen, die auch in Briefmarken eingesendet werden können, entnommen werden. Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift „Waffersprengen bctr." versehen in der oben bezeichneten Expedition bis zum 21. März dieses JahreS 5 Uhr Nachmittags einzureichen. Ter Rath behält sich das Recht vor, sämmtliche Angebote abziilehnen. Leipzig, den 12. März 1902. Tcs Raths drr Stadt Leipzig Deputation zum Tiesbautvesen. Oeffcntlichc Zustellung. Ter Fuhrmann Fran; Pctcrlcin in Triptis — vertreten durch Len Prozeßagent Klöpsel m Auma — klagt gegen den Agent Franz Albin Mißler aus Kopitzich, zuletzt in Leipzig, jetzt unbekannten Aufenthalts, wegen einer Forderung mit dem Anträge auf vorläufig vollstreckbare Verurtheilung des Beklagte» zur Zahlung von 70 ./< nebst 4°/, Zinsen seit 1. Dccember 1895 und 2.30 ./ä Mahnkosten und ladet den Beklagten zur mündlichen Verhandlung des Rechts streits vor das Königliche Amtsgericht zu Leipzig aus den 24. April 1902, Bormittags ',Z0 Uhr. Zum Zwecke der öffentlichen Zustellung wird dieser Auszug der Klage bekannt gemacht. Leipzig, an, 10. März 1902. Ter GerichtSschrciber beim Königlichen Amtsgericht. Ter „Verein für Gesundheitspflege uud arzucilose Heil weise zu Leipzig-Reudnitz mit Leipzig-Neustadt und deren Umgebung" mit dem Sitze in Leipzig ist heute unter Nr. 40 in Las Vereinsregister eingetragen worden. Leipzig, den 12. März 1902. Königliches Amtsgericht, Abth. II k. Ter BerkehrS-Berei» mit dem Sitze in Leipzig ist heute unter Nr. 39 in das Vereinsregister eingetragen worden. Leipzig, Len 12. März 1902. Königliches Amtsgericht, Abth. II ö. Auf Blatt 7781 deS Handelsregisters, die Firma Ernst Rnnwerth in Leipzig betr., ist heute eingetragen woiden, das; Herr Friedrich Wilhelm Ernst Runwerth — in Folge Ablebens — als Inhaber ausgeschiedeii und daß Frau Marie Julia verw. Runwerth verw. gem. Sckkölziger geb. Fack in Leipzig Inhaberin ist. Leipzig, Len 12. März 1902. Königliche» Amtsgericht, Abth. IIR. In dem Konkursverfahren über das Vermögen des Friedrich Gottfried Heinrich Radcckc in Storkau bei Weißenfels, Inhabers des Cravalten- und Handschuhgeschüsls F. H. Radecke in Leipzig, Gerberstr. 19/27, hat der Konkursverwalter die Einstellung des Bei- fahrens beantragt, da eine den Kosten des Verfahrens entsprechende Masse nicht vorhanden sei. Gemäß 8 204 der K.-O. soll vor der Einstellung die Gläubigerversammlung gehört werden. Termin hierzu wird auf den 22. März 1902, Borm. ' .11 Nhr anberaumt. Leipzig, am 10. März 1902. König!. A'NtSgrricht» Abt. II Siebenstelle, Johannisgasse 5. Zwangsversteigerung. Das im Grundbuche für Leipzig-Brandvorwerk Blatt 413 aus Len Namen der Marie Elisabeth verehel. w.üller geb. Neuhof eingetragene Grundstück soll Donnerstag, den 1. Mai 1902, Vormittags 9' , Uhr — an der Gerichtsstelle Johannisgasse 5 — im Wege der Zwangs vollstreckung versteigert werden. DaS Grundstück ist nach dem Flurbuche 5.7 Ar groß, mit 4,93 Steuereinheiten belegt, im Flurbuche unter Nr. 2973 ver zeichnet, im Brandkataster unter Nr. 93 Abth. v eingetragen, zur Brandkasse mit 171000 eingeschätzt und vom gerichtliche» Sach verständigen auf 185000 ./L gewürdert worden. Es bildet die Ecke Ver Kaiser Wilhelm- und Krouprinzstrasze und ist nut einem Wohngebäude bebaut, daß die Nummer 26 v der Kaiser Wilhelmstroße trägt. Die Einsicht der Mittheilungeu des Gruudbuchamts, sowie der übrigen das Grundstück betreffenden Nachweisungen, insbesondere der Schätzungen, ist Jedem gestattet. Rechte auf Befriedigung aus dem Grundstücke sind, soweit sie zur Zeit der Eintragung des am 22. Februar 1902 verlautbarte» Ver- steigerungsvermerkeS aus dem Grundbuche nicht ersichtlich waren, spätestens im Bersleigerungstermine vor dec Aufforderung zur Abgabe von Gebote» anzumelden und, wenn die Gläubigerinnen widersprechen, glaubhaft zu mache», widrigenfalls die Rechte bei dec Feststellung deS geringsten Gebots nicht berücksichtigt uud bei der Vertheilung Les Versteiger.ingserlüfes de» Ansprüchen dec Gläubigerinnen und den übrigen Siechten nachgesetzt werden würden. Diejenigen, die ei» der Versteigerung entgegenstrbendeS Recht haben, werden aufgrsordert, vor der Ertheilung des Zuschlags die Aufhebung oder die einstwellige Einstellung Les Verfahrens herbei- zuführen, widrigenfalls für das Recht der Versteigerungserlös an die Stelle des versteigerten Gegenstandes treten würde. Leipzig, den 12. März 1902. Königliches Amtsgericht, Abth. II Johannisgasse 5. Versteigerung. Sonnabend, am 15. Mär; 1902, Vormittags 10 Uhr sollen im Versteigerungsraum LeS Kgl. Amtsgerichts hier 45 Fl. Weiß-, 87 II. Rothwein, 5 Fl. Sekt, 2100 Stck. Cigarren, 21 Bde. Meyer'S Lexikon, 2 Pianinos, 1 Billard m. Zubehör, 1 Bade- einrichtung best. aus Zinkwanne u. Ofen, 1 Drehbank, 1 Fahrrad (Rover), I Roll-, 1 Sand- u. 3 Lastwagen, sowie I größere Parthie bess. Möbel meistbietend gegen sofortige Baarzahlung versteigert werden. Leipzig, am 13. März 1902. Ter Gerichtsvollzieher des Kgl. Amtsgerichts. Nachlaß-Versteigerung. Sonnabend, den 15. März 1902, von Nachmittag 2 llhr au, sollen L.-Lindenau, Merseburger Straße 82, 3. Etage, die zu einem Nachlasse gehörigen besseren Möbel, Belten »nd Hmisgeriithc gegen sofortige Baarzahluug öffentlich versteigert werden. Lokalrichter. Sächsischer Landtag. Nachdruck rerbclin. Erste Kammer. Dresden, 13. März. 29. öffentliche Sitzung, Mittags 12 Uhr. Vorsitzender: Präsident Wirtlicher Geheimer Rath vr. Gras von Könneritz, Erecllcuz. Bei Erledigung der Ncgistrande kommt ein Schreiben der königlichen Staatsregierung zur Verlesung, in welchem sic mittheilt, daß das Inkrafttreten des neuen Einkommensteuergesetzes nicht mehr vom Beginn 1902 ab möglich ist, weil es die erste Kammer noch nicht ver abschiedet hat. Staatsminislcr Vr. Rüger erklärt, daß an dieser Thatsache nicht die erste Kammer Schuld ist, sondern der Wechsel im Finanzministerium. Darauf läßt das Haus auf Antrag der vierten Deputation die Petitionen des pcnsionirten Stadtgcndarms Ernst Robert Otto Vergönnet in Dresden um Gewährung höherer Pension bczw. nm Wicderanstellnng als Stadt gendarm, und des Gcmeindcvorstandes Zicsch und Nico laus Rehork in Strohschütz, die Verpachtung der Jagd ans Flur Strohschütz einstimmig ans sich beruhen. Zu dem sodann zur Bcrathnng stehenden Antrag der vierten Petition «Berichterstatter Kammcrhcrr von Schönberg ans Mockritz) die Petition des Gemeinderathes zu Nieder- ivartha, den Ausbau des öffentlichen Evmmuni- cationswegcs zwischen Oberwartha und Nieder- wartha betreffend, ans sich beruhen zu lasten entspinnt sich eine längere Debatte, an der sich be- theiligen Domherr Freiherr von Trützschlcr zum Falckenstcin auf Torsstadt, Oberbürgemcister V,-. Kcii- Zwiekan, Graf Rcr-Zcdlitz, Wirklicher Geheimer Rath Feuilleton. Gereinigt. Novellette von Käthe Helma r. Nachcruck drrboteii. Käthe stand vor dem großen Eckspicgcl und ordnete mechanisch ihr Haar. Las war ja ein netter Anfang des Abends, auf den sic sich so lange gefreut hatte. Diese Standpauke vor ihrem ersten Ball! Gar nicht, als ob sic der Gast ihrer älteren Schwester wäre. Nein, als ob man sie. hier in ein Corrcc- tionshaus gesteckt hätte. Und weshalb hatte Martha sich so ereifert? Weil Käthe die Polonaise und den Eontrc Heinz Wölflin ver sprochen? Denn ein anderes Verbrechen konnte man ihr doch nicht vorwerfen. Es würde ausfallen, hatte Martha gesagt; und dazu hätte Mutter sie nicht nach Berlin ge schickt, daß man sie mit einem so jungen Menschen ins Ge rede brächte, der noch nichts ist nnd nichts hat. Käthe sollte nicht vergessen, daß sie mit Emil Kunze so gut wie verlobt wäre, und keine Dummheiten machen. Zn lächerlich, dieses Gcthne von Martha! Weil sie drei Fahre älter und ein Jahr verhcirathct war. Und da bildete sie sich ein, wer weiß was für Erfahrungen ge sammelt zn haben. Emil Kunze wäre ehrenhaft, solide lind wohlhabend, aber diese jungen Berliner Herren such ten blos immer die gute Partie. Ach was! Deshalb wollte sie sich die Freude nicht ver derben lassen. War sie nicht jung und reizend? Ihr Spiegelbild in dem großen Trumcau nickte ihr lächelnd mit großen strahlenden Augen die Antwort auf diese Frage zu. Stand ihr das mattblaue Kleid nicht zum Ent zücken? Kokett wiegte sie sich in den Hüften und strich sich liebkosend über den weißen feinen Hals. Wieder strahlten fröhlich die blauen Augen sic an; dann neigte sie sich vor wärts, hob die schlanken, zierlichen Arme und warf ihrem niedlichen Gegenüber lachend verliebte Kubhändchen zu; und dann tanzte sie im Walzerschritt nach dem Kamin, holte sich den Vcilchentuff ans der Base und steckte ihn in den Gürtel. Sie sah nach der Uhr. Noch immer nicht neun. Daß die Bälle in Berlin auch so spät beginnen! Ein bischen Ballfieber hatte sie immerhin bei dem Gedanken an die Eoncurrcnz mit den eleganten Berliner Damen. Ob sie Heinz Wölflin wohl heute Abend gefallen wird? Sie war fast stolz darauf, daß er nach dem flüchtigen Zu- sammensetninMartha'SGesangvercin heute früh ihr einen Besuch gemacht hatte. Sic hatten sich freilich ein paar Mal zufällig getroffen, und er begleitete sie dann jedesmal. Aber sie empfand cs wie eine Auszeichnung, daß er heute daran gedacht hatte, ihr die Veilchen zu bringen, und sic für zwei Tänze vorher zu cngagirc». Lein blasses Gesicht mit den lwchmütbig blickenden Augen und dem spöttischen lächeln gefiel ihr. Tast Martha so etwas nicht bcgriffl Sie setzte sich hin und strich das Kleid glatt, damit cs sich nicht noch zerdrückte. Das hatte sic auch bei den» Som merfest getragen, — damals, als Emil Kunze um ihre Hand anhiclt. Es war doch gut, daß sic sich noch nicht gebunden hatte. Sie bat sich Bedenkzeit aus — sie war ja erst siebzehn Jahre alt —, und ihre Mutter war damit einverstanden. Nur ein paar Andeutungen machte man ihr wiederholt: sie bekäme doch keine große Mitgift; und das Militär- effcctengeschäft von Kunzes sicherte ein glänzendes Ein kommen. Käthe zuckte die Achseln. Was Martha blos redete! Sie dachte noch lange nicht ans Verloben. Und wenn sie auch den ernsten, langweiligen Peter ein bischen an der Nase herumführte. Militärcffcctcn — — — also auf Deutsch: Frau Schneidermeister in Stettin. Das sollte die Zukunft sein? — Sie zog die Handschuhe auf und wollte die Armbänder nmnchmcn, als sic am Daumen des Glaces einen großen Fleck entdeckte. Aergcrlich begann sie, mit dem nassen Handschuh zu reiben. Aber es half nichts. So ein Pech! Das einzige Paar Ballhandschuhe. Tie von Martha paßten ihr nicht. Und natürlich Sonntagsruhe, und un möglich, neue zn besorgen. Rasch entschlossen geht sie mit dem Leuchter und dem Handschuh in die Kammer, in der die Bcnzinflasche steht, gießt Benzin auf den Fleck und beginnt wieder zu reiben. Dabei kommt das Tuch dem flackernden Licht zu nahe. Es fängt Feuer, und die Flammen verbreiten sich mit rasender Schnelligkeit weiter von dem bcnzingetränktcn Handschuh zum Acrmcl, in die Haare. . . Käthe begreift kaum, was geschieht. Sic will schreiend in die Küche rennen; aber nach ein paar Schritten fällt sie ohnmächtig hin ... » * Es ist Dämmerung. Käthe liegt auf der Chaiselongue. Sie hört den Wind heulen. Der Regen prasselt an die Fenster. Aus der Dachrinne tickt und tropft cs melan cholisch in immer denselben Tönen. Heute hat Käthe zum ersten Male aufstehen dürfen. Vierzehn Tage sind's her seit dem verunglückten Ball abend. Es war eine böse Zeit. Die Tage vergingen so furchtbar langsam. Wenn sie aufwachte, wünschte sie sich nur, daß es bald wieder Abend wäre. Aber jetzt hat sie das Schlimmste hinter sich. Seit gestern darf sie Besuche empfangen. Und nun wartet sie mit Herzklopfen Ob Heinz Wölflin sic wohl vermißt hat bei dem Ball ? Wie mag er erschrocken sein, als er von der Benzin explosion hörte. Gewiß kommt er bald und bringt Bücher mit, oder er liest sie selbst gleich vor. Sie richtet sich auf und geht langsam zum Spiegel hin. Die Thronen steigen ihr in die Augen, wie sie ihr Bild sieht. Ihre langen, blonden Haare sind abgesengt. Das Gesicht ist klein geworden, roth und runzelig. Die verbundenen Hände kann sie kaum bewegen, ohne stechende Schmerzen in den Brandwunden zn fühlen. Die Thür wird leise geöffnet. „Käthe, cs in Besuch da. Heinz Wölflin. Willst D» ihn anncbmcn?" Käthe ist vor Freude fast gelähmt. Sic schleppt sich zur Chaiselongue zurück und ruft ganz glücklich: „Aber natür lich, Martha, ich freue mich sehr." Sie muß die Augen schließen, so saust cs in ihren Schläfen.) Ta steht er schon vor ihr und reicht ihr eine wunder schöne gelbe Orchidee mit seinen schwarzen Sternen auf den Blatter». „Ich danke Ihnen", sagt sic. Dann blickt sie ihn an. Er beginnt glcichgiltig eine Unterhaltung über den Brand, welches Glück cs sei, daß das Feuer gleich erstickt morden, und wie man nur so leichtsinnig mit Benzin um gehen könne — — — Nach einer Viertelstunde verab schiedet er sich verlegen. Käthe will ihm die verbundene Hand reichen; aber sie fühlt, wie er sich Mühe giebt, ihr entstelltes Gesicht nicht anzusehen, wie degontirt er ist, wie er sich freut, wieder gehen zu können; und sie zieht die ansgestreckte Rechte schnell wieder zurück. Sic hört die Entreethür zuwcrfen; nun kann sic sich nicht mehr beherrschen. Ein krampfhaftes Schluchzen er schüttert den zarten Körper. Sie schlägt die Hände vor die Augen, und die Thränen brennen auf den Wunden. Warum hat man sic nicht sterben lassen! Das wäre besser gewesen, als den heutigen Tag erleben. Ihr ist todestraurig zu Mnthc. Weinen kann sic nicht mehr. Der Kopf thzjt ihr weh. Sic will nicht mehr denken, sich an nichts mehr erinnern. Halb ohnmächtig sinkt sic in die Ehaiselonguc zurück. Gedankenlos starrt sic in die Däm merung, stumpf und glcichgiltig, bis cs so dunkel wird, daß sie nichts mehr erkennen kann. Sic weiß nicht, wie lange sie so gelegen hat, als sie Martha mit der Lampe kommen sieht. Mit der verbundenen Hand streicht sie sich über die geblendeten Augen nnd wischt die letzten Thränenspuren fort. Es braucht Keiner zn wissen, wie kindisch sie gewesen ist. „Herr Kunze ist eben gekommen, Käihel. Wird es Dir nicht zu viel werden, wenn er hercinkommt? Er möchte Dich gern sprechen." „Emil Kunze?" „Ja, natürlich. Er hat von Deinem Unglück gehört und will Dir einen Krankenbesuch machen. Lei nicht un freundlich zn ihm", fügte sic leiser hinzu, „er kommt ertra Deinetwegen nach Berlin." „So?" fragte Käthe gedehnt. Sie fürchtete sich jetzt vor Besuch; aber allein wollte sic auch nicht sein. „Stell die Lampe nicht so weit fort, Martha. Hier, neben mich, bitte. Laß ihn nur hcreinkommen." Sie hörte schon seinen schweren Schritt im Neben zimmer. Als er näher kam, streckte sic ihm die verbundene Hand entgegen. Er trug einen Earton und einen kleinen Strauß rother, duftender Nelken und legte beides etwas unbeholfen auf die Chaiselongue, ebe er Käthens Hand nahm und leise streichelte. „Armes Kind!" sagte er. „Das war also der erste Ball in Berlin." Die Thränen stiegen ihr wieder in die Augen. Aber sie bezwang sich und sah Emil ins Gesicht. Merkwürdig! Er schien vor ihrer Entstellung gar nicht zurückzuschrcckcn. Ans seinen llaren blauen Augen sprach so nnuerkennbar Liebe nnd Güte, daß Käthe ihr Mißtrauen überwand. Martha hatte sie allein gelassen. Er merkte cs nnd bastelte verlegen an der Schimr des Eartons. Er wußte nicht, was er sagen sollte. „Essen Sie glaeirtc Maronen denn noch so gern?" begann er endlich. Käthe nickte erfreut. Sie griff nach den rothen Nelken. „Sind die auch für mich?" Emil war noch mit dem Ocssnen des Eartons beschäf tigt. „Aber für wen den sonst? Glauben Sie denn, daß ich überhaupt in der letzten Woche an etwas Anderes habe denken können, als an Sie, Fräulein Käthe? Wenn iä> an Ihre Schmerzen dachte, schämte ich mich ordentlich, daß ich so gesund war . . . Und gerade vor dem ersten Ball, ans den Sie sich so sehr gefreut hatten! " Er schob den Earton bei Seite und nahm zärtlich Käthchen's Hände wieder in die seinen. „Thut's auch nicht weh, wenn man anfaßt?" „Nein", sagte sie leise, „weh thut's jetzt gar nicht. Aber wie ich aussehc! Gucken Sie mich doch blos mal an. Wie ich aussehe!" schluchzte sic. „Nicht meinen!" beruhigte er. „Nicht weinen. Wissen Sie, Küthe, was meine Mutter mir sagte, wenn ich als Kind mich verletzt hatte? „Bis Du hcirathcst, ist Alles wieder gut." Darf ich Dir das auch sagen, mein Lieb ling ?" Käthe schwieg. Sie fühlte sich beschämt. Sie hatte geglaubt, Emil wollte ihr pro t'orm.» einen Besuch machen und würde froh sein, wenn er ihr verbranntes Gesicht nicht wieder zu sehen brauchte. Blos gute Besserung wünschen und gehen. Aber — Martha hatte Recht - er war doch anders, als diese Großstadtmcnschcn, die ihr früher so imponirt batte». Es kam ihr so vor, als ob das Pech mit dem ersten Ball ein großes Glück für sie geworden wäre. Sie richtete sich auf, und als er beim Schein der Lampe die rothgcweintcn Augen erblickte, nahm er bas schmale Gesichtchen in seine beiden Hände und flüsterte ihr Lieb kosungen ins Ohr und küßte sic ans die kleinen, runzeligen Brandwunden. Beim Abcndbrod ging es sehr vergnügt zu. Martha und ihr Mann waren zwar davon überzeugt, daß Emil seinen Antrag nur ans Pflichtgefühl — vielleicht auch aus Mitleid — wiederholt und Käthe ihn aus Dankbarkeit angenommen hatte. Aber das Brautpaar that doch sehr glücklich und verliebt. Der Hausherr brachte bei einem Glase Scct das Hoch ans die Verlobten aus und schilderte in humoristischer Rede die Wirkungen des Benzins. „Na", sagte Emil, die verbundene Hand Käthchen's küssend, „in unserem Hausstand soll das Teufelszeug keinen Platz finden. Nicht wahr, mein Liebling??" „Ach, Du Guter, Lieber!" antwortete leise Käthe, das Gesicht an seiner Brust verbergend. „Wie konntest Du mich eileles, dummes Ding nur lieb gewinnen!? Aber glaub mir, ich bin eine Andere geworden. Und auf das „Teufelszeug" muß» Du nicht böse sein. Es bat mir zwar die Handschuhe nicht gereinigt und Haut und Haare ver brannt. Aber innerlich" — nnd sie bob lachend den Kops zn ihm empor — „hat's mir doch sehr put gcthan!"
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)