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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.03.1902
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-03-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19020314014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902031401
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902031401
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-03
- Tag 1902-03-14
-
Monat
1902-03
-
Jahr
1902
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I8S4 gemerzt ist. Das Blatt erklärt das „höchst bedauern-- rverthe" Ergsbniß, die Bewilligung mit 154 gegen 129 Stimmen, durch das nothgedrungene Fehlen vieler Centrumsmitglieder und Polen dadurch, daß „die Zahl -er Mitglieder der konservativen Partei, welche, wie im vorigen Jahre mit den Centrumsabgeordncten gegen die Position stimmten, eine viel geringere als damals" ge wesen sei. Im vorigen Jahre handelte es sich aber um eine andere Position für denselben Zweck; gegen die jetzige konnte von den Conservativen nur stimmen, wer sich rückhaltlos dem Haffe des Centrums gegen den Altkatholi- cismus dienstbar machen wollte. Die „Germ." schlicht: die preußischen Katholiken würden sich, dies sei das Re sultat der bisherigen Cultnsdebatten im Abgeordneten hause, „immer mehr darauf gefaßt machen müssen, daß sie in Sachen ihrer religiösen Freiheit nichts durchzusetzen vermögen, wenn sie nicht in größter Entschiedenheit und Mann für Mann ihre berechtigten Forderungen ver treten". Hiernach scheint znr „religiösen Freiheit" nach der Auffassung des Ccntrums anch die Verfolgung der Altkatholiken zu gehören. (Nat.-Ztg.) — Die „Post", die gleich anderen Zeitungen die Meldung gebracht datte, der rumänische Ministerpräsident Sturdza werde sich nach Berlin begeben, um Finanzpläne seiner Regierung zu fördern, erklärt jetzt auf Grund authentischer Nachrichten diese Meldung für unrichtig. — In Sachen deS polnischen Bopcotts deutscher Maaren schreibt der „Warschawski Dnewnik" neuerdings: ,Da die Warschauer Händler sich geweigert haben, vom Auslande Bleistifte deutscher Fabrikation zu beziehen, so hat sich di« Administration der bekannten Faber'schen Bleistiftfabrik in Nürnberg an die Warschauer Kaufleute mit einem Circular in polnischer Sprache gewandt, in welchem erklärt wird, daß die genannte Firma, als in Bayern befindlich, weder mit Preußen noch mit derben Polen gegenüber befolgten preußischen Politik etwas gemein habe. Trotz dieser Versicherung haben die Warschauer Händler, mit Ausnahme der von der Nalewkistraße, beschlossen, keinerlei Faber'sche Erzeugnisse zu kaufen. Mit einer ebensolchen Erklärung haben sich die Kölner Producenten von Luu äs 6oioxne an die Warschauer Händler gewandt, jedoch eben falls einen abschlägigen Bescheid erhalten." — Das jedes nationalen Empfindens bare Verfahren der vorstehend genannten „deutschen" Firmen bedarf keiner näheren Charokterisirung. Die stolzen Polen werden aber wie auch in anderen Produktionszweigen doch früher oder später auf deutsche Fabrikate als auf dir besten und billigsten zurückgrrifen müssen. A HaderSleben, 13. März. (Telegramm.) Bei der heutigen Landtagsersatz wahlim hiesigen Landtags-Wahl kreise wurden 142 Stimmen für Kaufmann Julius Ni elfen - Dammacker (Däne) und 51 für AmtSzerichtSratb Bach mann-HaderSleben (Candidat der Deutschen) abgegeben. Fünf dänische und ein deutscher Wahlmann waren nicht er schienen. * Flensburg, 12. März. Der, wie erwähnt, aus Apen- rade ausgewiescne Hausbesitzer Fischer war das Haupt und -er wichtigste Förderer aller dänischen Be strebungen im Kreise Apenrade; alle Fäden der dänischen Bewegung in diesem Kreise liefen in seiner Hand zu- sanrmenr es giebt dort keinen dänischen Verein, in dem er nicht thätiges Mitglied war. Er ist Mitbesitzer -er Zeitung „Hcjmdal" und in seinem Hause haben bis in die letzte Zeit hinein Zusammenkünfte der dänischen Agitatoren stattgefunden. Er muß neben seinem Freunde Hanssen als einer der einflußreichsten und intelligentesten Führer dieser Bewegung angesehen werden. Daß die Staatsregierung ihn bisher ungeschoren gelassen hat, dürfte wohl im Wesentlichen damit Zusammenhängen, daß Fischer als preu ßischer Unterthan galt und viel zu schlau war, um sich auf einer geradezu landesverrätherischen Handlung ertappen zu lassen. Nachdem inzwischen das Oberverwaltungs gericht zu Recht erkannt hat, daß ein Widerruf der Option rechtsunwirksam ist und daß die Optanten trotz des Wider rufs Dänen geblieben sind, änderte sich auch für Fischer die Rechtslage, -a er 1864 optirte und nach Dänemark über siedelte, im Jahre 1870 aber nach Widerruf seiner Option nach Apenrade zurückkchrte. (-) Atel, 13. März. (Telegramm.) Die Kaiserin traf in Begleitung der Prinzen August Wilhelm und Oskar um 2 Uhr 15 Minuten mittels SonderzugeS von Plön hier ein und reiste um 3 Uhr mittels SonderzugeS nach Flensburg. Die kaiserlichen Prinzen kehrten kurz darauf mit dem fahr planmäßigen Zuge nack Plön zurück. * Oldenburg, 12. März. Dem „G.-A." wird berichtet: „Das Befinden des Großherzogs, welches auf der Reise bis Neapel außerordentlich zufriedenstellend gewesen war, erlitt am 7. Februar, wahrscheinlich in Folge einer Erkältung, eine ziemlich erhebliche Störung durch Auf treten von Bronchial-Asthma. Die asthmatischen Be schwerden hielten in wechselnder Stärke bis zum 20. Fe bruar an, waren aber ohne schädlichen Einfluß auf den Zu stand des Herzens. Ein wesentlicher Umschlag zur Besserung erfolgte auf Capri, und in Palermo war der Großherzog bereits wieder im Staude, an einzelnen kleineren Aus flügen theilzunehmen. Zur Zeit ist sein Befinden zu friedenstellend." (D Glagau, 13. März. (Telegramm.) Der.Nieder schlesische Anzeiger" meldet: Der vor der hiesigen Straf kammer für heute angesetzte Termin gegen den Grafen Pückler-Kleintschirne, dessen Inspektor Kirchner und 4 Domanialarbeiter wegen Vergehens gegen § 305 deS Reichs strafgesetzbuches ist auf den 20. d. M. vertagt worden, da Graf Pückler trotz ordnungsmäßiger Ladung nicht erschienen war. Der Gerichtshof beschloß, den Grafen Pückler ver haften zu lassen. ät. Weimar, 13. März. (Privatte leg ramm.) Der Landtag stimmte heute der Entschädigung der VolkSschul- lchrer für Kirchendicnste zu, ersuchte aber die Regierung um eine andere Vorlage wegen Aufbringung der Mittel. Der Vertagung des Landtags am 15. März wurde zugestimmt. * Bonn, 12. März. In der Zeit vom 5. bis zum 8. August findet hier der fün fte internationale Altkatholiken - Congrcß statt. ^V. Stuttgart, 12. März. Der bayerische Ministerpräsident Frhr. v. Crailsheim trifft übermorgen zum Besuche am hiesigen Hofe aus München ein. (Der Besuch sollte schon früher stattfinden, wurde aber wegen der Hoftrauer um die Mutter der Königin verschoben.) — Der seitherige couiman- dirende General deS württembergischen ArmeecorpS Frhr. v. Falkenhausen, dessen Enthebung vom Commando be reits gemeldet wurde, ist inzwischen mit Pension zur Dis position gestellt worden. * Straßburg i. E., 12. März. In der gestrigen Sitzung des Landes« nsschnsses kam der Staatssekretär von Köllerauf seine vielbesprochenen Aeußerungen über die Presse und die Krtegcrvcretne zurück. Die Presse, so führte er aus, könne über ihn schreiben, was sie wolle, er werde nie einen Strafantrag stellen. Er könne aber verlangen, daß die Presse so viel Gerechtigkeit übc, um nicht Unwahrheiten zu berichten. Er lasse sich nicht, wie es geschehen, vorwerfen, daß er eine im Parlament ge haltene Rede im ofsiciellen Stenogramm gefälscht habe. Er nehme den Ausdruck „infame Perfidie", welchen er an läßlich dieses Borwurfes gegen einzelne Zeitungen er hoben habe, nicht zurück. Er habe auch den ihm in einer Zeitung zugcschriebenen Ausdruck nicht gebraucht, daß Krtegervereine bis auf das Niveau der Sport- und Turn vereine herabfinken. Wenn die ganze Presse wegen dieser angeblichen Acußcrung Zeter und Mordio rufe, so sei -ieS Vorgehen unbegründet. Er halte die Turnvereine für sehr nützlich als Vereine, welche auf das Volk erzieherisch wirken. Tr sei ein guter Freund der Turnvereine. Wenn er geäußert habe, die Preßvertreter auf der Journalisten tribüne deS LandesanSschuffcs sollten sich andere Ohren anschaffen, so sei diese Bemerkung vielleicht nicht ganz commentmäßtg gewesen, aber wenn die Vertreter der Presse in Folge der schlechte» Akustik im Landesausschuß- Gebäude ihn zuweilen nicht verstehen, so mögen sie sich direct mit ihm ins Bernehmen setzen, er werde ihnen gerne den Wortlaut seiner Aeußerungen übermitteln. Aber man möge ihm nicht Fälschungen deS ofsiciellen Stenogramms vorwerfen. Er habe die Zuversicht, daß er und die Be völkerung sich gut verständigen werden und er freue sich, daß diese Meinung im Lande immer mehr um sich greife. * München, 12. März. Der deutsche Kronprinz kommt, wie der „Allg. Zt." zufolge jetzt sestfteht, nicht nach München. Er trifft am 15. März Abends, über den Boden see kommend und auf der Durchreise kurz in Lindau ver weilend, in Augsburg ein, bleibt dort bis Sonntag Nachmittag 5 Uhr und fährt von da direkt nach Nürnberg. Don dort macht er am 18. März (DienStay) einen Abstecher nach Stadt Rothenburg und trifft am gleichen Tage Abend» kurz vor 7 Uhr in Bamberg ein, um dort zwei Tage zu bleiben. Er wird in Bamberg im königlichen Schloß Absteigquartier nehmen. Oesterreich - Ungar«. Der deutsche Schulverein s Wien, 13. Marz. (Telegramm.) Der erste Vor sitzende deS Allgemeinen deutschen Schulverein» zur Erhaltung de- Deutschthum« im Au-lande, Pro fessor vr. Brandl in Berlin, erklärt in einem an die „Neue Freie Presse" gerichteten Telegramm, die im österreichische» Abgeordnetenhaus« eingebrachte Interpellation deS Abgeord neten Horica über eine angebliche Spende von 20000 .6 der hessischen Regierung an den Allge meinen deutschen Schulverein stütze sich auf eine plumpe Erfindung. Der Schulderem habe niemals einen Pfennig von einer deutschen Regierung erhalten oder erbeten. Spanien. Demission de» Ministerium». * Madrid, 13. März. (Telegramm.) I» einem heute Vormittag abgebaltenen Ministerrathe theilte der Minister präsident Sagasta mit, daß die Demission de» Finanzministers unwiderruflich sei. Die übrigen Minister beschlossen, ebenfalls zurückzutreteu. Der Ministerpräsident begab sich zur Königin-Regentin, um ihr deu Beschluß de» CabinetS mitzutheilen. Amerika. Te-efchentvechsrl zwischen de« deutsche« Kaiser und Präsident Roosevelt. * New Vor», 13. März. (Telegramm.) Kaiser Wilhelm richtete an den Präsidenten Roosevelt nach stehende- Telegramm: „Jetzt, da Mein Broder die gastlichen Gestade Amerika- ver lassen hat, empfind« Ich e» al» eine angenehme Pflicht, Ihnen au»- zusprechen, wie tief dankbar Ich und da- ganz« deutsche Volk sind für den Glanz der Gastfreundschaft und die Herzlichkeit der Aus nahme, welche dem Prinzen Heinrich in allen Claffe« de» amerika nischen Volke» bereitet worden ist. Meine au-gestreckte Hand wurde von Ihnen mit festem, männlichem und freund schaftlichem Griffe erfaßt. Möge der Himmel unsere Be ziehungen mit Frieden und Wohlwollen zwischen den zwei großen Nationen segnen! Meine besten Empfehlungen und Wünsche au Miß Alice Roosevelt!" Präsident Roosevelt antwortete: „Der Besuch Ihre- Bruder- in unserem Land« bat viel dazu beigetragen, die Tiefe der freundlichen Gesinnungen zu erweisen, welche zwischen den beide» Nationen bestehen, und ich war in jeder Beziehung außerordentlich glücklich. Ich hoffe, daß Sie Mir gestatten, Ihnen zu der bewundern»- werthen Art und Weise Glück zu wünschen, in der er sich gezeigt und die echteste und herzlichste Sympathie und Hochachtung Aller sich erworben hat. Wir habe« ihn um seiner eigenen Person willen willkommen geheißen, aber noch herzlicher al» Ihren Vertreter und den de» mächtigen deutschen Volkes. Wir danken Ihnen Namen» de» amerikanischen Volkes für das, wa» Sie gethan haben, und ich danke Ihnen außerdem persönlich für die huldvolle Form, in der sich Ihre Courtoisi» geäußert hat." Marine. S Berlin, 13. März. (Telegramm.) Nach telegraphischer Miltheilung ist der Dampfer „Bremen" mit der abgrlösten Be satzung S. M. S. „Möwe" an Bord, Transportführer Capitän- leutnant Herr, am 12. März in Fremantle angekommen und an demselben Tage noch Colombo in See gegangen. S. M. S. „Tiger", Commandant Corvetten-Capitän von Mittelstardt ist am 12. März in Amoy eingetroffen und geht am 17. März nach Hong kong in See. S. M. S. „Koiserr Wilhelm ll." und „Heia" sind am 12. März von Wilhelmshaven «ach Helgoland in See ge gangen und Abend- dort eingetroffen. Zur Leipziger Lahnhofssrage. Anläßlich deS Baues deS neuen Personenhauptbahn hofes in Leipzig richtete, wie aus dem soeben veröffent lichten Jahresberichte ersichtlich, die Dresdener Handelskammer eine Eingabe an dasFi- nanzministertum, in der sie die Bedeutung dieses Bahnhofsbaues für Sachsen und ihre Wünsche zu ihm darlegte. Sie führte darin etwa Folgendes aus: Für unsere Kammer sind die Leipziger Bahnhofsneubauten nicht nur deshalb sehr wichtig, weil Leipzig der Mittel punkt des Verkehres der zu unserem Bezirke gehörigen Amtshauptmannschaften Grimma (Wurzen) und Oschatz bildet, sondern noch mehr, weil ein sehr großer Theil des Fernverkehrs von Dresden, überhaupt unseres gesammten Kammerbezirkes, über Leipzig geht und zwar fast aller Verkehr mit Mittel-, Südwest-, West- und Nordwest, Deutschland, sowie der sehr große Verkehr nach West europa, namentlich nach England und nach Uebersce. In gleicher Lage befindet sich die Lausitz und auch für den Chemnitzer und Plauenschen Bezirk hat Leipzig diese außerordentliche Bedeutung. Die Anlage des neuen Per sonenhauptbahnhofes in Leipzig ist also für das gesammte Königreich Sachsen von größter Wichtigkeit und deshalb werden auch bei dem Baue gewisse örtliche Wünsche hinter die Bedürfnisse des ganzen Landes -urücktreten müssen. Die Hauptsache ist, -aß bei Anlage de- neuen Personen hauptbahnhofes die Möglichkeit geschaffen wird, ganze Züge oder Zugtheile ohne zeitraubende- Umschieben nach kurzem Aufenthalte durch Leipzig durchzuführen. Ge schieht das nicht, so wird die sehr bedenkliche Folge davon die dauernd schwere Schädigung de- sonst naturgemäß Sachsen Anfallenden sehr bedeutenden Durchgangsverkehr- durch Sachsen sein. Der Bau eines Hauptbahnhofes in Leipzig bietet die in absehbarerZeit beste Gelegenheit, diesem Verkehr, soweit er Sachsen bereit» leider verloren ging, zum Theile miedet zu gewinnen oder wenigsten» den ver bliebenen zu erhalten. Es kommt nicht nur der große, früher fast ausschließlich durch Sachsen gegangene Welt verkehr zwischen München—Nürnberg (mit dem italie nischen und Alpenhinterlanbr) »nd Berlin—Hamburg (mit dem norddeutschen und norbeuropätschen Hinterlanbe) in Frage, der leider immer mehr an Sachsen- Vestgrenze vorbei der Saale entlang geführt worden ist, sondern ebenso der sehr bedeutende Ost-West-Verkehr zwischen Schlesien (mit dem russischen Hinterlandes und Mittel- beuffchland (mit dem sndwestdegtschen, Schweizer und »veft- europäischenHinterlandesündschließltch berBerkehrzwifchen Oesterreich und Hamburg-Nordwestdeutschland. Diese drei großen Durchgangsverkehre haben für Sachsen jeden falls eine solche Bedeutung, daß sie mit allen Mitteln ge pflegt werden müssen. Bei -em scharfen Wettbewerbe anderer, besonders der durch ebeneres Land und ihr großes einheitlich verwaltetes Netz begünstigten preu ßischen Bahnen entlang unserer Ost-, Nord- und West grenze, muß aber selbst eine geringe Zettersparntß bei dem Uebergange in Leipzig und jedenfalls jede mögliche Be quemlichkeit hierbei von großem Einflüsse auf die Wett bewerbsfähigkeit dieser wichtigen sächsischen Durchgangs verkehre werden. E- gilt nicht nur, hierbei den Nord- Sübverkehr möglichst zurückzuerobern oder wenigstens zu erhalten, es gilt auch, den erwähnten Ost-West- und Süd- ost-Nordwest-Berkehr Sachsens zu erhalten. Auch diese Verkehre leiden ja bereits unter dem Wettbewerbe der preußischen Strecken BreSlau—Kohlfurt—Falkenberg— Halle und Oderburg-BreSlau—Berlin—Hamburg. Es muß aber überdies mit der Möglichkeit gerechnet werden, daß dieser Wettbewerb sich noch erheblich verschärft, z. B. auf ersterer Strecke, die nach Vollendung -er begonnenen Strecke Warschau—Kalisch eine sehr erhöhte Bedeutung für -en russisch-mitteldeuffch-westdeutschen Verkehr er halten wird, durch eine wesentliche Abkürzung Elsterwerda —Eilenburg unter Umgehung des Bogens über Falken berg und schließlich vielleicht auch einmal durch eine öfter- reichisch-baycrisch-preußische Durchgangsverbindung Wien —Eger—Lichtenfels—Eisenach. Während nun jene preußi schen Durchgangsstrecken keine oder nur sehr wenige Ver zögerungen durch den unumgänglichen größeren Aufent halt in groben Städten mit sich bringen, folgt bei -en sächsischen Durchgangsstrecken dem längeren Aufenthalte in Bodenbach oder Görlitz schon nach etwa zwei Stunden wieder der in Dresden, nach weiteren zwei Stunden in Leipzig und nach einer halben Stunde in Halle. Um so mehr müssen also diese Aufenthalte und Unbequemlich keiten aus das geringste zulässige Maß zurückgeführt werden. Der Neubau der Dresdner Bahnhöfe hat be wiesen, welche erheblichen Abkürzungen sich dabei erreichen lassen." Die Kammer faßte dann ihre Wünsche in folgenden drei Forderungen zusammen: „1) Abkürzung des Aufenthaltes in Leipzig bei den Leipzig berührenden durchgehenden Zugverbindungen; 2) Vermehrung der durchgehenden Züge und Wagen, namentlich auch bei den Verbindungen von Dresden über Leipzig—Halle und Leipzig—Corbetha nach dem Südwesten, Westen und Nordwesten und umgekehrt, und 3) Weiterführung dieser durchgehenden Züge auf dem selben Gleise, auf dem sie ankommen." „Inzwischen ist mit königlichem Dekret Nr. 24 den Ständen eine Vorlage betreffs der Leipziger Bahn hofsbauten zugegangen, aus der sich ergiebt, daß die von Sachsen zu tragenden Kosten der Neu- und Umbauten auf 53 Millionen veranschlagt sind, von denen als erste Rate für die Finanzperiode 1902/1903 14 800 000 gefordert werden. Die Einzelheiten des Planes sind bekannt. Er wähnt sei nur, daß -en Anforderungen des durchgehenden Personenverkehres umfänglich Rechnung getragen werden soll. Insbesondere gewähren auch Weichenverbindungen die Möglichkeit, ganze Züge von Dresden her unter Be nutzung -es Reservegleises für preußische Richtungen ohne Umsetzen nach der Magdeburger und Thüringer Linie zu leiten und umgekehrt. Außerdem ist mittels einmaligen Rückstoßes die Ueberführung einzelner Wagen zwischen den verschiedenen Bahnsteiggletsen ausführbar. Durch diese Anordnungen werden sich hoffentlich im Wesentlichen die Wünsche -er Kammer erfüllen lassen, so weit das bei Anlage eines Kopfbahnhofes überhaupt möglich ist." Literarische Vorträge von Frl. vr. pdU. K. Wndscheid. Den Borträgen über di« Bedeutung Kleist'» und Grillparzer'» für da» deutsche Drama läßt Frl. vr. Käthe Windscheid (im Saale de» Verbände« kaufmännischer Gehilfinnen, Nrumarkt 3, III.) jetzt solche über Chr. Fr. Hebbel folgen. Der erste fand am 12. März statt; um der Bedeutung Hebbel'S einigermaßen gerecht werden zu können, läßt di« Vortragende statt einen, »och zwei Borträge folgen: am 19. und 26. März. Die gelösten Karten haben auch für den erweiterten Eyclu« Giltigkeit. — Christian Fr. Hebbel ist, wie Kleist und Grillparzer, kein Kind de» Glück«. Wie bei Kleist, bewegt sich auch sein Dasein in leidenschaftlichen Nüancen, doch kommt er nach langem Ringen äußerlich und innerlich zur Ruhe. 1813 in Ditt- Marschen geboren, zeigt er ganz di» Natur diese« kernigen, trotzigen Stamme« mit seinem Zuge auf da» Gewaltige und Großartige ber ver steckter GrmüthStiese. Ein Maurer« Sohn, ist er in seiner Jugend acht Jahre Laufbursche, bi» er sich mit Hilfe von Gönner» zum Stu. dium wenden kann. Eine leidenichafltiche Liebe erschwert ihm da» Ringen. I» dieser ersten Zeit entstehen die Dramen Judith und Genoveva. Durch ein Reisestipendium ermöglicht e» ihm der König von Dänemark, sich künstlerisch za bilden, bi» er 1845 in Wien eine Heimath, ein Heim und Boden zur Arbeit findet. Kurz vor seinem Ende erhielt er noch den Schillerprel« für seine Nibelungen und starb 13. December 1863. — Als Dichter ist er im höchste» Maße da«, wa« man einen rrflectirenden Dichter nennt; aus der einen Seite schafft er dadurch große Charaktere, aus der andern Seite leidet die dichterisch« Schönheit durch die Reflexion. Er selbst schildert da» Drama al« einen Conflict de« Einzelnen mit der Welt. Die tragische Schuld lügt nicht im Inhalt de« menschliche« Wollen», Haben und Wollen selbst. Der Mensch ver- Achtet im welthistorischen Auftrage Dinge, durch die er sich selbst vernichtet. Er wollte einen Cyclu» von Dramen schaffe», darin er den Mensche» in seinem Derhältniß zur Natur, zum Sittengrsetz, dem wahren und falschen, darstellt. Die in diesem Sinne geschaffenen drei Dramen aus den drei großen Epochen der Geschichte sind: Judith (au« dem Alterthum), Genoveva (au« dem Mittelalter), Maria Magdalena (au» der Neuzeit). Hebbel'« Judith entspricht der Bibel, nur ist sie in einen tragischen Zwiespalt verwickelt, indem sie al» zitternde« Weib die geistige und körperliche Macht dessen, den sie tödten will, fühlt — daher folgt der tödtliche Schlag schließlich au» dem Gefühl eigener Schmach — sie kommt mit Holofernes' Haupt al« Besiegte zurück. Der in diesem Schluß liegende Mißklang klingt in Genoveva fort, der ursprünglich mit dem Selbstmord des reuigen, durch überhitzte Phantasie in die Sünde hineingehetzten Golo endigte, der dem Dichter zur Hauptperson wurde. In der Maria Magdalena will Hebbel, und da« ist eine dramatische Troßthat, ohne Reflexion rein realistisch da« Leben darstellen. Sein eigene» Leben gab die Farbe dazu her. Aber seine Reflexion-lucht läßt ihn auch hier au» der Liebe ein Problem machen. Der Fall Clam« ist ein idealer Gedankenproceß. Wir würden ihr unsere Sympathie nicht geben, wenn nicht die Folgen ihre« Schritte« so furchtbar» wären. Die Hauptfigur de» Stücke« ist der „sittlich bornirte" Vater Auto», der nur aus die äußere, nicht auf innere Ehr« sieht. Unerbittlicher RealiSmu» ohne etwa« Versöhn liche» wird hier von Hebbel dargestellt. — Der Vortragende verstand r« wieder meisterbast, sowohl in dem eigenartigen Werde- und Ge- donkengang de« Dichter« selbst «inzusühren, al« auch in kurzen, packenden und durchau« klaren Zügen die drei Dramen, besonder» nach Sette der dargestrllten Idee, un« vorzusührrn. Den Schluß de« sehr besuchten und mit großem Beifall aufgenommenen Vortrag» bildete die Vorlesung de« WidmungSgrdichteS zu „Maria Magda- lena" an de« König von Dänemark. V. Gerichtsverhandlungen. Königliche» Lanbgertcht. 6. Leipzig, 13. März. Sin äußerst frecher Einbruch-diebstohl wurde in der Nacht zum 20. October im Grundstück de« Maurer« B. in Zöbigker verübt. Der oder die Dieb« batten sich vom Feld« her, nachdem sie drei Latten loSgerissrn hatte», Zutritt in den am äußersten Ende de« Dorfe« an der Straße gelegenen, ring« von einem Stackrt umschlossenen Garten verschafft waren, durch «in offene Fenster tu da« im Garten errichtet« gemauerte Stallgebäudr eingestiegen, in dessen uateren Räumen eine Ziege und «in« Anzahl Kaninchen, sowie vier Tauben untergebracht waren. Bon diesen halte» sie sich drei Kaninchen und drei Tauben angeeiguet, dir vierte Taube war ihnen entflohen. Dana waren sie aus einer Leiter in den durch «I» Vorlegeschloß, da« sie aufgesprengt hatte«, ver wahrten eigentlichen Taubenschlag eingestiegen und hatten sämmt- liche darin gehaltenen Tauben — 53 an Zahl und mit den im Parterre befindlich gewesenen 60 wrrth — gestohlen. Der Verdacht fiel aus zwei Männer, welche am Spätabend des 19. Oclober im Gasthof zu Zöbigker eingekrhrt waren und von denen der Eine einen Sack bei sich getragen hatte. In seinem Begleiter wurde der 21 Jahre alle, wegen Verbrechens nach 8 176 Ziffer 3 und TaubendiebslahIS bereit« brslraste Zimmermann Alfred Paul Schmidt au» Eythra ermittelt. Sein Begleiter wurde in dem 34 Jahre alten früheren Dachdecker und Handarbeiter Karl Friedrich Heil aus Großzschochrr rrcogno-cirt, der bereits wegen Unter- lchlagung und Jagdvergehens bestraft ist, obwohl H. sich au- Bor- sicht sofort nach der That seinen Bollbart, an dem er erkannt worden war, hatte abnehmen lassen. Bei einer Haussuchung in seiner Wohnung wurden in Körben versteckt drei Tauben vorgesunden, welche von B. als ihm gestohlen mit vollster Bestimmtheit be zeichnet wurden. H., der vielfach mit Tauben handelt, steht über- Haupt im Verdacht, daß er bei Erwerb seiner Tauben ziemlich skrupellos vorgebt und gelegentlich auch vor einem Taubendiebslohl nicht zurückjchrecken soll. Daß übrigens H. auch bezüglich anderer Gegenstände unehrlich ist, ergab sich daraus, daß bezüglich zweier Pferdedecken, einer Wagenplane und einer Peitsche, welche bei der gedachten Haussuchung ebenfalls gefunden und beschlagnahmt wurden, festgestellt wurde, daß diese Gegenstände in der Nacht zum 18. Juni auS einem Schuppen des FuhrwrrkSbesitzers W. in Gautzsch gestohlen worden waren. H. leugnete die ihm zur Last gelegten beiden Diebstähle in dreistester Weise und benahm sich dabet so frech und unverlchämt, daß er wiederholt vom Vorsitzenden in energischer Weise zurechtgewiesen und ihm eine diScipliuellr Be strafung angrkündigt werden mußte. H. gab an, er habe die Pferdedecken, die Wagenplane und die Peitsche in Leipzig von einem Unbekannten für 1 50 auf der Messe gekauft, auch die Tauben will er am Vormittag des 20. Oktober von einem Unbekannten in der Nähe der Wohnung des Materialwaarenhändlers K. in Bösdorf sür 1 .eL 70 erworben haben. Sch. erklärte sich gleichfalls für nicht- schuldig, er will in jener Nacht von seinen Eltern, bei denen er sich Kartoffeln habe holen wollen, aber solche nicht erhalten habe, auf dem Rückwege nach seiner Wohnung in Lindenau mit einem Unbekannten, der aber nicht H. gewesen sei, zusammengetroffen und im Gasthof zu Zöbigker ringekehrt sein. Er will H. überhaupt nicht kennen. Diese Angabe wurde ihm aber widerlegt, ebenso ergab die eingehende Beweisaufnahme die Schuld beider Angeklagten. Mil dernde Umstände H. zuzubilligrn lag sür den Gerichtshof bei dec Frechheit der Ausführung des EinbruchsLiebslahIS und bei dem ganzen Auftreten H.'S nicht die geringste Veranlassung vor, es wurde daher H. zu einem Jahr zwei Monaten Zuchthaus und fünf Jahren Ebrenrechtsverlust verurtheilt, auch seine Stellung unter Polizeiaufsicht sür zulässig erklärt, dem Mitangeklagten Sch. wurden mildernde Umstände nicht versagt, gegen ihn wurde die Strafe auf ein Jahr Gesängniß und drei Jahre Ehrenrcchts- verlust festgesetzt. Da beide Angeklagte bis zuletzt die ihnen zur Last gelegten Strafthaten in dreistester Weise geleugnet haben, hielt der Gerichtshof eS nicht für angezeigt, ihnen die erlittene Unter suchungshaft ganz oder auch nur thcilweise in Anrechnung zu bringen. ohne vorbor ckis Lokroib-Llktsohmo" xoprukt ru haben! Hie emm^e Llaschins mit sichtbarer äostritt uuck Krossen u. kleinen Buokstadentssten. Nack halbstündiger Lrstläruoq schreibt ckeäermLnn vis mit <ler kecker! Llktsedioen rur krods. - »vxistraror - So. Oentrnle: Leriin l,eiprixer 8tr. 126. Gegen Schnupfen: Forman-Acther-Watte (Tose 3V MinetisMttcit ffosljefes-sot linkliein^u. ! Fsroockers dLree/r^/r «sierc/e <üest4ia/ran«k/un^e/r. von 8ell«srr L c»., Leipzig, Krciizstr. 11, sind zu haben in allen bess. Papier-, Schreibwaaren- u. Drogenhandl. ;c. 8edIoM« kknfflirullx Ist cklo vrsuode vieler Xraokkvlten. Hurest einige I-ökkvI voll tilgllek strittigen vlr unser» Körper u. sedlltreu uns vor Hrstrunkuugen. Üsdraueks-Lnrveisunlr im kacstet. kreis./40 60.1.40,2.70 per packet. „Eonsirilllltlons-Gratiilantkn" wird mit Vorliebe ein GlaS Südwein angeboten. Es eignen sich hierzu besonders die beliebten Portweine, Sherries, MalagaS rc. der II>« (WlineMl koilex» koiMii) (Grimmaische Straße 8, gegenüber dem Naschmarkt). Die Weine sind auch in zu Ostergeschenken sehr geeigneten Packungen, z. B. in Oster-Eier-Flaichen erhältlich. ———— »riUtt 2. Nach gewissen Speisen Personen Blähungen, Ausstöße», Siiurebtlduug, Ver- -aunng-steschwerde» eilt. Es ist jedoch nicht schwer, die Ver- dauungSthätigkeit von Magen und Darm sür jene widerwillig auf genommenen Speisen zu erhöhen und zwar durch Einnahme von Itr. Roos' riatllliu-i'iltea, von denen 3—4 Stück nach den Mahlzeiten genügen, vr. Roos' rintnlin-vlile» sind in ollen Apotheken in Orignalschachteln ä 1 Mk. erhältlich. Ev. Nähere» durch Vr. «1. v»0S, kranstkurt U. dk. Brstinkth.: Dovveltohlcns. Na tron, Rhatarb., kohlens. Mo znes. je 1, Fenchelöl, Psesterminzöl, Klimmet öl je 3 Tr Kür Sie Gesundheitspflege Sa» Veste ist und bleibt der echte Ml in anSgezeich». Qualität aus «UU-UMI LIUDIIlM H Alxx- und Linbenblüthen, per 10-Pfund-Postkiste 8,7st franco offerirt Holstein. Uonix-ttenossensestntt 8«xedorg, 6. w. d. 11. Isrselitiselie kelixioiMmemcke ru I-eiprix / ^oitax. ckcn 14. Mrz, ^bencks 6', Ilbr. PvllvdClvlldl j Lonuabeuck, ckeu 15. )lürr. 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