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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.03.1902
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-03-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19020314014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902031401
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902031401
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-03
- Tag 1902-03-14
-
Monat
1902-03
-
Jahr
1902
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gearbeitete« drei Regulative erlassen, die jeden anderen Unterricht als den Religionsunterricht unwesentlich und in diesem wieder das l^cdächtniß als das Wichtigste er scheinen ließen. Auch in Sachsen wollte 1853 die Regie rung deu Scnnnareursus verkürzen, aber das Landescon- sistorium wußte cs zu verhindern. Erst nach dem Kriege von 1870/71 und dem neuen Auf schwünge des Liberalismus, der nach diesem Kriege cintrat, wurde durch „die allgemeinen Bestimmungen" des Mi nisters Aalt von 1872 der Baun der Regulative gebrochen. „Geistloses Erlernne ist zu vermeiden", das war das er lösende Wort. 1872 kam das „Schulaussichtsgcsetz" vvu Falk, das einen schon im Preußischen Landrecht von 1794 ausgesprochenen Grundsatz, das; dem Staate über alle Schulen die Aufsicht zustehe, auf die Local- und Kreisaus sicht thatsächlich anwandte, sodaß cs 1899 310 weltliche Kreisschulinspeetoren in Preußen gab. 1873 wurde das sächsische Schulgesetz erlassen, das die fachmännische Schul aufsicht viel strenger als cs in Preußen geschah, durch führte. Nur Baden, Hessen und Elsaß-Lothringen haben in dieser Beziehung dergleichen Verhältnisse wie Sachsen. Auch erreichte der Lehrer in Preußen keinen Sitz im Schulvorstande der Gemeinde. 1892 erschien der preußische Schulgesetz-Entwurf des Ministers v. Zedlitz, der noch ein mal eine strenge Durchführung der geistlichen Schulauf sicht bezweckte. Er winde von der Regierung bald zurück gezogen. 1885 wurde ein Lehrcrpensionögcsctz, 1897 ein Lehrerbesoldungsgcsctz pnblicirt. Beide brachten gegen über den früheren Zuständen bedeutende Besserung. 1899 gab eine preußische Eabinetsordre den Lehrern das Recht üeS einjährig-freiwilligen Dienstes, im Jahre 1902 wurde -er erste Lehrer zum Rcservcofsicier ernannt. 1901 wurde ein neuer Lehrplan und eine neue Prüfungsordnung für Präparandcnanstalten und Seminare erlassen, die die Vorbildungszcit des Lehrers auf 0 Fahre fcstscyen, neben einer pslichtmäßigen fremden Sprache eine zweite als freies Wahlfach einsührcn, überall die Ergebnisse der Wissenschaft zu berücksichtigen und Hinweise für die Weiter bildung des Lehrers zu geben empfehlen. Nach diesen bedeutsamen Fortschritten der letzten Jahre ist zu hoffen, daß eine rückläufige Bewegung nicht mehr eintrete. Das Mittelalter und der Absolu tismus wollten regieren durch Zucht, durch blinde Unterordnung unter die Autoritäten,' der Libe ralismus aber durch die Bildung, die freie Unterordnung des mündigen, denkenden Menschen nntcr die Gebote des Gemeinwohles. Der moderne Staat setzt diese Mündigkeit voraus, indem er die politische Freiheit so principieit wie nie in der Vergangenheit durchführt, indem er die Beeinflussung der Wahlen durch seine Beamten bestraft, überhaupt Stimmenkauf und Stimmen v e r k a u f als Vergehen ahndet. Mit der immer allgemeineren Schätzung der Schule aber als Dil, dungSansialt wird auch daS Ansehen der Lehrer immex größer werden. Die Lehrer ober werden auch durch Ver tiefung ihrer Bildung dieses Ansehen immer mehr zu befestigen wissen. — Lebhafter Beifall lohnte den geschätzten Redner für seine trefflichen Ausführungen. I*. I?. Literarische MontagsgeseUschast. Leitztig, 11. März. Gestern Abend hatte die „Literarische MovtagSgefellschast" einen sogenannten Uebrrbrettl«Abend ver« anstoltet, der den großen Saal des Rosenthal-Casinos bi« auf den letzten Platz gestillt batte und einen vollen und großen Erfolg für die noch junge Gesellschaft bedeutet. Al« Conferencier und Leiter der Ausführungen wirkte Herr vr. Max Men dHeim, der auch selbst einige Stücke (die Dialectdichtung „An Leibzg" von Georg Bötticher, „Da« PhilisterparadieS" von E. v. Wolzogen und „Frühlinglgedanken eine« Pessimisten" von ihm selbst) vortrug und gleich allen Mitwirkende» lebhaften Beisoll sand. Eingeleitet wurden die Borträge durch Fräul. Minnie Wack, die hochbegabte (am Tlavtrr von Herrn Bab begleitet», sich bereit« großer Beliebtheit erfreuende jugendliche Sängerin; sie sang zuerst Bierbanm's Gedicht „Rosen", später mit gleicher Gediegenheit Hugo Sol»«' „Mädchen lied" und mit Herrn Walter Howard, dem geschützten und vor« züglich talentirten Sänger und Komiker, die bekannten Duette „Die Haselnuß" und „Der lustige Ehemann", die von beide» so schalkhaft und naiv voraetragen wurden, das Letzteres aus stürmisches Ver langen wiederholt werde» mußte. Herr Howard sang außerdem noch da« „Seelenbündniß" und „Die Musik kommt", beide in der Com« Position von Strauß, die bei dem zarten humorvollen Vortrag auch die-mol ihre Wirkung nicht verfehlten. Ferner wurden theils ge- lesen, theil« recitirt oder gemimt: von Herrn Felix Schloemp „Die beiden Katzen" (von Hirschberg-Jura), von Frau Anna Mendheim die selbstverfaßte Dichtung „Eva von beute", worin der Unterschied des „modernen" AeibeS von der Eva von einst drastisch geschildert wird, von Frau Elli Köhler-Hauben zart und pikant Walther von der Bogelweidr's reizendes Gedicht „Unter der Linde", bas, obgleich vor 700 Jahren entstanden, doch ganz Ueberhrettlstimmung trägt; die Dame wirkte dann noch mit ihrem Gemahl, Herr» F. C. Köhler-Haub en, mit in dessen lustigem Scherzspiel „Das Rauchen", wo ihre Virtuosität in Lieser „Kunst" große« Erstaunen erregte; ebenso erweckte Herr Köhler-Haußen mit dem Vortrage des nicht literarischen „Vom cku bsl" stürmische Heiterkeit, wie solche auch Herr A. F. Schlösse! al« Professor ConsujoniatesiuS mit seinem „naturwissenschaftlichen" Vortrag über den Menschen hervorrief. TheilS ernste, theil« scharf satirische moderne Dichtungen wurden von Len Dame» Adele Bockmann und Margarete Bab lebendig und stimmungsvoll voraetragen, von Letzterer außerdem die schwierige phantastische Dichtung „Der Sternreiter" von Hermann Kappel. Ein scharfes, geistvolles Lebensbild auS der Gegenwart ist auch da« von Herrn Johannes Wein old vorgelesene und selbstverfaßte „dreieckige" Drama „Nerven". Den Schluß des überaus reichhaltigen Pro gramm- bildete die vorzüglich gelungene Darstellung der auch schon anderwärts vielfach mit großem HciierkeitSersolg aulgesührte» paro distischen Scene „Goethe und Schiller vor dem Amtsvorsteher Wehr hahn (Im Biberpelz)" von S. Heinzel, einer derbe» Parodie aus das Urberbrettl, worin der (übrigens vorzüglich copirte) Freiherr v. Ernst am Schluss« da« Postament besteigen darf, auf dem bisher Goethe und Schiller gestanden haben, die ober „nicht mehr modern" sind und „mit ihren sog. Dramen da« deutsche Volk geradezu degrneriren". So dehnte sich der trefflich gelungene Abend, der mit seinen ab- wechselungsreichen Darbietungen der Geselljchast zahlreich« neue Freunde gewonnen haben dürfte, bi« in die erste Morgenstunde auS. MMarverein „Königs-Husaren" für Lcipng und Umgebung. v. Leipzig, 11. März. Ter Königlich sächsische Miliiärverein „KönigShusaren" (früher 1. Reiter-Regiment „Kronprinz") be- ging gestern im Etablissement „Stadt Nürnberg" die Feier seine« lO. Stistungssrsle- bei starker Bethciligung seiner Mitglieder und der Brudervereine. Nachdem das Trompetercorps des 18. Huiaren- Regiment« unter Leitung des Herrn StabStrompeters Beck den Abend mit den Musikstücken: „Einzug der Gladiatoren", Marsch von Fucik, der Orphru«-Ouverture und dem Walzer „Leichtes Blut" eröffnet hatte, hielt Herr Glänzek, Vorsitzender des Vereins, die Begrüßungsansprache. Nach einem herzlichen WillkommenSgruft sprach derselbe allen Erschienenen warmen Dank für ihre Theilnahme aus. Be- sondere» Dank richtet er an die Ehrengäste, die Vertreter de« Osslcirr- corp« vom 18. Husaren-Regiment den stellvertretenden Vorsitzenden des Leipziger Militärverrin-bezirks Herrn Schatte und die übrigen Mit glieder de- Bezirksvorstands, die Deputationen deS Unterofsiciercorps und de« Bruderverrin« zu Dresden rc. Herr Glänzel gab dann eine Uebersicht von der Entwickelung des Verein» und dessen Bestrebungen, di« in der Pflege der Kameradschaft, sowie der Tret) zu Kaiser und Reich, König und Vaterland bestehen. Er schloß seine Ansprache mit einem dreifachen Hoch auf König Albert und da» königliche Han«. Begeistert stimmten die Frstthrilnehmer tn diesen Ruf ein. Später feierte der Vorsitzende noch die Herren Lsficier« deS Regi- ment« durch das Ausbringen eine« dreisachen „Huirah", welches von einem Vertreter derselben mit einem Hoch auf den Verein ertvibert wurde. Weiter toastet» Herr Lehman«, Vorsitzender des Dresdner BrudervereinS, auf die echte Monatsbericht über -en Fremdenverkehr in Leipzig im Februar IM. 1902 Februar Fremde in Hotel« L S L L r: «2 27 2 28 enrvpäische fremd« Welt theil« -L rv» 26 K s r R 1 Z L L § - D 3 L Z 4 L L 5 L r Z 6 « 7 L er <5- 8 L A K 9 10 8 s 11 L 18 8 A z 13 N A 15 L L w 16 «I 17 L 0 s 18 8 D v L 19 0 s s 0? 20 L 4S 21 »- 22 Z 23 I » «k 24 t K 25 1 Sonnabend S2l — — 5 — 1 9 — 3 1 000 — 000» M» - — 343 — 4 OE 0— 4 347 t) Sonntag 314 — — — 3 — 2 5 1 1 — — 000» 1 » MO 1 — 328 E. ) E» OE 2 330 3^ Montag 390 —— 2 8 — 1 14 — 3 1 —— —— -E EO OE E 419 — 1 — 1 420 4 DienStag 392 0 — 1 5 — I —- 13 — 3 1 1 —M- ME — 1 OO»M 422 1 2 -OM- 3 425 5, Mittwoch 352 2 1 1 — 3 — S — L 1 —'M -E — s> — 369 OE E O— EO 36> 6 Donnerstag 363 — —— 1 —- b » 2 1 7 —'M > 0 » — — E- —O OE — 379 — 4 2 — 6 3Ä 7 Freitag 341 —— 2 2 3 — —M — 5 MM» 6 1 1 — ME — 1 EM 362 — 1 —M 1 363 8 Sonnabend 367 s —» 1 0 3 — 2 1 6 MO» — 3 OE OE OE 1 E. 389 — 2 E. 4 393 9 Sonntag 321 —- 1 2 5 2 —— 9 —- 1 1 1 343 1 5 — O— 6 349 10 Montag 294 —» MO» 1 11 1 s — »»»—» — ME ME 000 < »» 311 — 2 -E 2 313 ll DienStag 349 —- — 3 2 1 — 3 5 — 4 2 —— — OE OE OE 869 2 2 -E E. 4 373 12 Mittwoch 375 — — 1 4 4 3 «Md ? MM— 2 1 3 MEO — — EM — 400 — 3 E 3 403 13 Donnerstag 351 — 3 1 1 — 11 — 3 1 ME » — — — 2 E. 373 — 1 OE — L 374 11 Freitag 310 — — 3 2 —- 1 —— 6 — 2 — OE OE — 1 — 325 3 E. -E 3 328 15 Sonnabend 391 — —- 1 2 —— — MM» 13 — 1 L 1 — — -E 1 E. 412 — 3 —O. E 8 415 16 Sonntag 309 —- — -W— 5 — > »W — 9 — 2 1 — ME — 1 — 327 0.0 2 — 2 329 17 Montag 376 — 1 —- 2 1 7 »00 4 2 1 MO— — — 3 -E 401 —O- 3 — OO» 3 404 18 DienStag 387 —— 1 5 -—> 1 1 8 —M 8 1 1 EO. — — 2 -E 41k OE 4 OE O— 4 419 1» Mittwoch 390 — —— 2 3 3 — 1 9 — 3 3 2 — EO OE O— 418 » > I 3 OE — 3 421 20 Donnerstag 366 1 — 1 7 6 — 3 1 19 — 1 — — — — 3 —O 408 — 1 — 2 3 411 21 Freitag 348 — — — 3 4 — 3 — 8 1 2 — 2 — — 1 — 372 1 5 1 7 379 22 Sonnabend 315 1 —— 4 — — »<M^ 1 13 — 6 1 1 -E OM — — — 342 OE 8 — -E 3 345 23 Sonntag 307 — — — 3 3 — — 7 — 1 1 1 OE 3 OE -E 326 — E» — — 826 24! Montag 311 —- — 3 6 I 1 10 — 1 »"» » 2 — >O» —> 0— OE 335 — 3 -E O— 3 338 25 DienStag 380 1 — — 5 1 1 7 — 0 3 ME» O>» — 5 E» 407 E 3 OE -E 3 410 2^ Mittwoch 429 —— — 3 2 4 3 4 »M— 2 — 1 —O EM OE» 3 M» . 451 E 1 E. 1 4,2 27i Donnerstag 369 2 — — 2 MO»» —— 1 17 OEM 7 — — OE OE 1 E 3SS O— 13 1 OE 14 413 2^ Freitag 467 1 3 3 8 — 1 0 15 1 1 3 1 — —- 1 507 — 9 9 518 9985 13 2 28 60 92 — 33 s 18 2SS 4 73 21 28 — 1 s 32 — 10652 5 85 e L 98 107K0 Kameradschaft. Bon dem MusikcorpS wurden dann noch Harmonische Retraite der Eavallerie von Wieprecht, Patriotisches Marsch-Potpourri von Herold, „Die Waldvöglrin", Polka für zwei Tromveien (Solisten die Herren Puhlmann und Meier) von Meyer, „Im Biwack", Intermezzo von Wieprecht und di« drei Defilir- Märsche des 18. Husaren-Negiments recht ansprechend vorgetrage» und sehr beifällig ausgenommen. Ten Schluß des Programm« bildete die Ausführung deS militärischen Schwank« „Verliebte Cavallerie" oder „Der Rauchschrank de« Herrn Rittmeister»". Die Mitwirkenden spielten flott und sicher und ernteten reichen Beifall. ES folgte dann ein flotter Ball. Deutscher patriotenbund. Für das Dölkerschlacht-Nalionol-Denkmol bei Leipzig ginge» vom 4. bi« 11. März d. IS. weiter folgende Beiträge rin: Durch Städte: Benthe» t. O.-Schl.; Augsburg je 50 Nossen LO Bautzen 25 Mylau i. B. 10 Kruschwitz S ^il Durch Gemeinden: Heyda, SiegerSdorf, Körbecke, Schwane berg, Buckow (Kreis Teltow) je 10 Haueda 7 Zaumgarten, ReinSdorf (Bez. Zwickau) je 5 Durch Schützen-Vereine: Sch.-G., Ingolstadt; Sch-Silde, Anklam; Sckmtzen-Eomp., Tambach je 5 Durch Gesang.Bereis«: G-L. ,,Sängrrkranz", Branden burg a,Hovel 22 M.-G.-V. „Concordia", Leipzig 15 ^g; M.. G.-B „Merkur", Leipzig 7 .4k 50 G.-B. „Liedertafel", Wurzen, M.-G.-B. „Harmonie", Leipzig je 6^i; „Neue Liedertafel", Hildes heim 4 G.-V. „Constantia", Stettin 3 Durch Radsahrer-Ber«ine: R.-El-, Stadthagen 7 6! -L, R-V. „Edelweiß", Gramschütz; R.-B., Friedberg i. Hesse»; R.-Cl. „Borussia", Liegnitz je 5 Durch Werkmeister-Verein«: HaSpe, Glauchau j« 5 ^g; Hainichen 4 Beuthen i. O.-Schl. 3.660-4; Eüstrin 2^k!17>ck; Heidelberg, Flöhathal je 2 Durch Turn-Verein: T.-V., L.-Eutritzsch, ges. b. Commers« z. Wintcrschauturnen 10 74 ,4. 10 ^"2^ r Handlungsgehilfen: Görlitz Durch Militär-Bereine: Mil-B. „Deutsche Eavalleri«", Leipzig 15 ^l; Krieger-B., Hainichen 6 ^i; Mil.-B. „Prinz Albert", Kleinnaundorf 5 .6; B. ehemal. Untrrofficirr«, Höchst a. M. 4 15 Mil.-V. „Grenadiere", Aue i. Erzg. 3 .6 Durch verschiedene Verein«: Schaskopf-Ciub „Schnabel- gurke", Leipzig 47 ^l; Gewerbe-B., Aschersleben 40 34 Haus- u. Grundbesitzer-Berein, L.-BoikmarSdors 30 Bürgers, Hirschberg i. Schlesien 27 40 G. „Colonne", Würzburg 11.6 10 -4; Ostpr. Techniker-B., Königsberg i. Pr.; Lehrer-B., Celle; Altstädter Bürger-B., Hannover je 10 ^l; V. junger Saustent», Potsdam 9 .6: Lehrer-B., Berlinchen: Bezirks-L -B. Riesa; Eisen- bahn-Beamien-V-, Waldheim; B. d. Vogtländer, Dresden; Lehrer- V., Vilsen; Freimaurer-Lränzcheu „Gerhard zur treuen Hut", Buxte hude je 5^l; Färbermeister-V., Werdau 4^11^1; Stadt. Ressource u. Gewerbe-V., Hirschberg i. Schief.; Nhön-B., Frankfurt a. W; Lehrer-V., Goslar je 4 Pädagogischer B., Staßfurt 3^g10-ck; Postunterbcamten-V., Weimar; Bereinigg. Lübecker Techniker, Lübeck, RtesengebirgS-Verein, Leipzig, je 3 .6 Durch Mitgliedsbeiträge: AmtSgerichtrath a. D. Künzel, Elberfeld; Kgl. Baurath Prentzel, Potsdam; Postmeister Neide, Schleusingen; San.-Rath vr. weck. Schrllenbexa, Leipzig; Direktor Weicker, Eisleben; vr. weck. Seidel, L.-Reudnitz je 5 ock; Köln. Hagel-Versitherungs-Gesellsch., Köln a. Rh. 2 .6 Durch Extrab«iträge: Gesammelt , Stammtisch durch T. Stellter, Düsseldorf 12 50 >4; Ernst Keil'« Nachf. Leipzig; G. Nensche, Leipzig je 10 ^l; Major Stein, Sablor b. Metz 6 ^l; Emil Baumann, Großenhain 5 .6 4V Hosrath vr. Langbein, L.^ellerhausen; Architekt Jacobi, Leipzig; F. Beyer, Leipzig j« 5 .6; Obertclegraphen«Assistent C. Hildebrand, Saarbrücken 3 ^6 60 >4; H . Zobel, Reuse« 3 60 4; O. Bruno Georgi, Glösa b. Chemnitz 3 .6 50 Stationsverkv. I. Panz«rt, Teich. wolsramSdorr 3 -/ii 25 Durch Nundschreibrn: I. M. Lehmann, DreSdeu-Löbtau; Gebrüder Nebel, Plauen i. Bgtl.; P. C. Turck D«k-, Lüdenscheid; Chemische Fabrik, A.-G., vorm. E Schering, Berlin: Winkler ch Gärtner, Burgstädt i. S.; Silefio, Verein chem. Fabriken, Morgn»- strrnwerk b. Merzdorf; Eicken » So., Hage« i. Wests., Moeller » Schreiber, Berlin; BiSmarckhütte, A.^8. für Berawrrks- und Eisen- Hüttenbetrieb, BiSmarckhütte i. O.-Schl.; M. Busch, Mesch«d« a. d. Ruhr; Westfälische Stahlwerke, Bochum; A. Borfig'« B«rg« vvd Hüttenverwallung, Borsigwerk i. O.-Schl., Eisenwerk Nürnberg, A.-G, vorm. I. Tafel ch So., Nürnberg j« 100 Win. Schroeder L Co., Crefeld; Fritz Wolff, JA. Sohn, Elberfeld; Gabriel Herosü, Constanz; Rolsfs ch Co., Siegburg; Reimann L Meyer, Elberfeld; Böddinghau«, Reimann ch Co., Elberfeld; Earl Leonhardt, Crossen a. d. Mulde; Paul Leonhardt, Croffrn an der Mulde; A. L. Mohr, Altona-Barenseld; RöchUng'sch« Essen- und Stahlwerke, Völklingen; Horrder Bergwerk«, und Hütttn-V«rein, Hoerde in Wests, je 50 X; Actiengeselljchost Bnmerhiitte, Neid«««» an der Sieg, 40 ^l; Rob. Zinu ch Co., Barmrn-Ritt«rshans«n; Gebr. Thiel, Ruhla i. Tb.; Guido Dietrl, Wilkau i. S.; Gust. Rasslenbeul, Schwelm i. C. D; T. Rumpel L Lo., Traden an der Mosel; Theodor Wupperman«, Schlebusch^vkaufort, je SO ^tz; Gebr Wech, München; Jod- Dirk«, Berlin; Fran» Schnrig, Homburg; Geisweid« Eisenwerke, Geisweid a. Si«g; Ohler Eise«, werk, Ohle i. Wests, j« 25 ^l; vrrg ch Co., Stnttgart; Fr. Pfälzer L Söhne, Stuttgart; O«dig«r 4d Schmitz, Ceesrld; Würzburger Hoibräu, Würzburg; L Schniewind Soda, Evingsen i» Wests.: Chr. Ringwald L Co., Waldkirch l. V-; «clieo- Gesellschaft für Reiseandenken, Nürnberg; Commerzienrath K-s«l«r in Fa. Tbiele L Steinert, Berlin; E. Oppermann, Einbeck i. Hnna.; Schwarz L Hteckardt, Stralau; G«dr. Rother, Arankfnrt a. Pi ; Kruse L Brryina, Barmen; Nathan Marku« Oppenheim Rochf., Franksurt am Mai»; Allg. Bersichrrungs-A.-G. „Union" Berlin; Ludwig L Winkler, Apolda; Ludwig Maler ch Co., Stuttgart; heinr. Hobenberger, Hos; Bourjau t Co., Schöning«,; vr. P. Möller, Berlin; Schoeller'sch« Kammgarn - Epinueret, Vretzlao; I. H. Dudek Söhne, Ludwig-Hütte je LO uck; Hugo Pauli i, Fa Gerold L Co., Wien; Stefert öd Co.. DnSdea; Nicolay ch Daumr, Hanau; I. Meßdors in Fa. H. L I. Brügge», Lübeck; Sächs. Dach- sieiawerke, Forberg« bei Riesa; Rob. Vaiveczka, Dresden; Wiera«- zow-kt ch Sohn, Görlitz; Fabrikant E. Seidel, Munzig b. Meißen; Lobrnstein, Kern ch Co-, Gotha; Harburger Gummi-Kamm To., Hamburg; Anton L Alfred Lehmann, Berlin; Lepptn Gebrüder, Pinneberg i/Hohst«in; Levy ät Solinger, Berlin; Jod. JustuS Kellner, Braunschweig: FrieLersdf. Ztegrlwerke, FriederSdors; Berner L Neun- ecker, Psorzhetm: Ernst L Hauschild, Leipzig; Brrl. Spedition«- u. Lagerhau«, A.^, Berlin; Ang. Obertetn, Treuen i/S.; Schmidt L Pfitzr, Franken berg t/S.; G. Linder L Schmid, Ebingen i/'Witbg.; Carl Lürfrld, Sheumch t/S-i H«^« L Co., Crefeld; S. Schuh G Co , Müuche»; Hoffman« L Schröder, Berlin; vr. Schoeff«, Skarlottenknrrg f« lO Backe« Ei C»„ Hanen; Gebe. Arndt, Ouevltnburg: I. U. Wesend, Pegnitz: vraun E Olzfcha, Auer- dach i/B.: Henrich Blömer E Co., Leittig; Carl -Ätz, Crefeld; «. Rowosad, Dresden; P. Schulz«, Hakle a/S.; Ehr. Kuschert, Eckernförde; C. Tempel, Dr«»d,«-Radebeul; H. Gugelhardt, Mann- beim; Friedr. Stein, Berlin; Ludwig Hirschfrld E Co., Berlin; Dreyse L Lolleubvsch, Sömmerda je 5 »ä; M. S. Franck, Berlin; Gebr. Krönep, Berlin je 3 Felix Rade, Berlin; Edmund Schultz», Berlin; Dravb L Skauß, Berlin ;e 2 Allen Grbern herzlichste« Dank. — Summa dieser Quittung 3740 ^l 97 >4; Gesammtsumm, der gesammelten Gelder 450357 Mark 5« ^4. Vermischtes. --- Au- tze» Letze« Herma«, sAImer- erzählt Ernst Scherer Im „General-Anz. f. Hamb.-SUtona" folgende hübsche Anecbote: Jn/deS Dichters Hetmath-borfe, tn Rechtenfleth a. -. Weser, lebt noch heute ein alter Fischer, -er durch schlechte Zeiten und durch deu Verlust seiner Fanggeräthe in eine schreckliche Nothlage gerathcn war; sein ärmliches Grundstück sollte ihm verkauft werden, um die Schulden zu bezahlen. Was er sich durch seiner Hände Arbeit langsam zusammenverdieut und am Munde abge. spart hatte, da- sollte er verlassen, und als Bettler, viel leicht in den nächsten Tagen schon, in die Welt wandern. Er ging zu Hermann Allmrr», der gerade von einer Reise hcimgckommen war. Mit Thränen in den Augen er» zählte der Schwergeprüfte sein Herde« Geschick, und Her mann Allmertz half, und wie half er! „Jo, jo, Kreikc» bohm!" sagte er, indem er ihm dir ziemlich hohe Schuld summe und noch etwa« darüber einhändigte, „tck wert, bat Brod, wat Du ceten heft, Din lang und arwectsom Lewen lang, i» en härtet und ehrlicher Brod wesen, hier, nimm dat. Wat- Schuldschin- ne, n«, ne! loot man, Du büst min Nohwer un ick kenn' Di uian blot aS eu Ktfchcrmann un at «n ehrlichen Kerl. Muß owers nix »ich von nah- seggen." Die Wort« de- Danke« abwehrend, ging Her« mann Allmers schnell davon. — Der Fischer arbeitete un sparte; es kamen gute, reichliche Monate, und e- kamen die kargen Wintermonate, und ohl Kreikebohm regte sich wie ein Junger und arbeitete und sparte, legte deu Pfennig zum Pfennig, und nach Jahren trat er, tn der Hand da- Geld, wieder vor den Heimathdichter und wollte zurückgcben, waS ihm geliehen worden war in schwerer Zeit. Hermann «llmer- aber wehrt« ab: „Dat heff tck all' lang vergeeten; ne, ne, loot man noh, steek dat vian weg. Güh, ick tzin allein, ich Hess nich Fru noch Kind und heff tu lewen, ower- Du mötst noch wat nohbehollen för Dine ollen Dog." — Diese Geschichte habe ich von Kreikebohm seltzst, und al- ich Hermann Allmer- darnach fragte, sagte er: „Ja, jetzt kannst Du Dir e- vielleicht erklären, wie ganz ungesehen die schönsten: Aale, die frisch gefangenen Petermännchen und die besten Stinte in meine Küche hercinkommen, denn damit läßt er sich durchaus nicht atz. weisen." 6. L. Wie «an Atzßeortzneter dürtz. Die Scene spielte sich vor ganz kurier Zeit in einem der südwestlichen Depar tement- Frankreich« ab. Ein Handlung-reisender, der m einer kleinen Kreirstadt weilte, schlenderte «ach dem Essen, ein« Cigarre rauchend, durch die Straßen kt« Städtchen«. Da bemerkte er eine Anzahl Leute, die nach einem hell er leuchteten Local gingen. Er folgte ihnen mechanisch und er steht av« einem angeschlagenen Zettel, daß es sich um eine öffentlich« Versammlung zweck« Ausstellung eine« Candidaten für die bevorstehenden Parlament-Wahlen havdelt. Um die Zeit todtzvschlage», geht er glrichfall« m die Versammlung; ein an der Tblir stehender Eerveru« hält ihn an und fragt ihn nach seiner Väblerkarte. „Ich bin auf der Durchreise". — „In diese« Falle können Sie nicht eintreten."—„Aber..."—,Fesen Sie doch des Zettel: „Der Versammlung dürfe« nur die Wähler und die Candidatrn beiwohnen." Sie sind nicht Wähler, also.. — „Aber ich bin doch Eandidat!" Der Handlnuggreisende halt triumphirend sei««» Einzug, nachdem er Namen und Vornamen angegrh«, hat.,. nehmen wir an: EharlrS Durand. Er nimmt Platz, unterhält fick anfangs sehr gut, langweilt sich dann ein wenig und sperrt plötzlich Mund und Auge» auf, al- er de, Prafidruten rufen hört: „Da« Wort hat der Eandidat Cbarle« Durand. Ob er will oder nicht, er muß aus die Tribüne, ohne daß er «in, Ahnon- davon hat, Wa rr sage« will. Dann findet er seine Lag« höchst komisch und beginnt za lache», und zwar so herzlich »u lachen, daß sein Lache» ansteckend wirkt und der ganze Saal mit einstimmt und Beifall klatscht, oha« zu wisst», warum? Er findet endlich Warte und läßt «iatß« wohlklingende vhraken vom Stapel; de« Volk gefällt da-, vad «an klatscht immer mehr. Die anderen Candidatrn wollen Einspruch erheben, man dringt sie aber «wrgisch zu« Schweigen, and di« Sache endet mit einer «nthustastischen Lage-ordnung zu Gunsten der Candidatur de- Bürger- Durand. Kurz und gut: er ist jetzt wirklich Eandidat, und seine Wahl scheint durchaus ge sichert zu sei». Sein erste« Wahlprozramm, das dieser Tage angeschlagen wurde, beginnt mit den Worten: „Meine Arbeiten, da« tiefe Studium der Jutereffen unsere« schönen Bezirk« ließen mich natürlich ganz besonder« für die Wahl geeignet erscheinen . . . :c. rc." Der Mann wird also wirk lich Abgeordneter werden, vorausgesetzt, daß diese ganze schöne Geschichte, die der «Figaro" erzählt, nicht auf Er findung beruh» Gch«le»tlafsu«g-zeug»iffe i« Versen und Andere». Eiue Leipzi-er Erinnewrug. Nachdraa versot«. Jetzt, wo wie-er allenthalben im Sachsenlanbe die Reifeprüfungen der höheren Schüler — Gymnasiasten, Rcalgymnastasten, Realschüler, Seminaristen und wie sie alle heißen mögen — stnttfinden, und eine Unmenge Papier zur Bescheinigung einer rnuturva» verbraucht wird, die sich nicht selten im späteren Leben als große Unfertigkeit herausstellt, erscheint cs nicht ganz reiz los, daran zu erinnern, daß vor 2S0 Jahren in KönigsfeId beiN 0 chlitz ein Schulmann, und zwar ein späterer Leipziger Thomasschul-Rector, geboren ward, der die sonderbare Vorliebe besaß, die Zeug nisse der abgehenden Thomaner in — Versen abzusafsen. Johann Heinrich Ernestt, so hieß dieser — um mit seinen eigenen Worten zu sprechen — vom „kuror poötious" befallene Mann, war am 12. März 1652 ge boren und erhielt seinen ersten Unterricht von seinem Vater, der 15 Jahre Schulrcctor tn Rochlitz gewesen und dann Pastor im Geburtsorte seines Sohnes geworden war. Anno 1670 kam er über Altenburg, wo sein Vetter» der Rector Jakob Daniel Ernesti, ihn vollends für die Universität vorbereitet hatte, nach Leipzig, wo er 1672 Baccalaureus und 1674 Magister wurde. Dann begann er zu lesen, ward 1680 Professor in der philo sophischen Facultät, Conrector an der ThomaS- schule und Sonnabends-Prediger bei der Ntcolai- kirche. Letztgenanntes Amt legte er schon zwei Jahre später nieder, und wettere zwei darauf, nämlich zu An fang Octobcr 1684, wurde Ernesti nach I. ThomaS' Tode Rector der Thomasschulc. Ferner erhielt er 1691 die Professur der Poesie an der Universität und hielt am 19. August seine Antrittsrede. Im nächsten Jahre oerhcirathete er sich mit einer Tochter Johann Benedict Carpzov's, der damals gerade seinen hef tigen Kampf gegen die Pietisten und gegen Thomasius führte; Ernesti wurde damit also Mitglied einer be rühmten und wettverzweiaten Leipziger Gelehrten familie. Am 16. October 1729 starb er, 77^ Jahre alt, i« Leipzig. Go viel über seine äußeren LebcnSschicksalc. Don seinem geistigen Leven als Hochschullehrer und Latein schulleiter, ebenso wie als Schriftsteller, interessirt die Allgemeinheit nur Welliges; die Fachleute aber dürfen Ernesti für einen recht beachtcnswcrthen Philologen an sehen. Wir gewinnen im Großen und Ganzen den Ein druck, daß er einer von den vielen, uns schrullenhaft und sonderbar erscheinenden Gelehrten war, deren die Zetten der Allongcperrücke und des Zopfes so viele hervor brachte und die — einem nicht ganz unsicheren Ver nehmen nach — auch heutzutage noch nicht ganz aus gestorben sein sollen. Mithin kann uns an ihm eigentlich nur beachtenSlvcrth Vorkommen, was ihn von anderen gelehrten Zeitgenossen unterscheidet. Während ihm die Universität sehr am Herzen lag, hatte er für die Schule weniger übrig; jene nahm auch hauptsächlich seine schriftstellerische Thätigkeit in An- spruch, zumal es damals noch nicht üblich war, Schul programme zu schreiben. Da ihm die lateinischen Verse aller Formen sehr leicht zuflosseu, so siel cs Ernesti nicht schwer, seiner Verpflichtung nachzukommen, in der Eigenschaft als Professor der Poesie bei den ver schiedensten Gelegenheiten mit Versen an die Ocssenilich- kctt zu treten. Dies war namentlich bei den alljährlichen Magisterpromotioncn der Fall; er hatte schon vor Er langung der Pvesicprofcfsur mehrere solcher „Panegyrici" geschrieben und setzte diese Art „Dichtung" bis an sein Lebensende fort. Ta er in jedem solchen Lobgedichte auch die Lebensgeschichte von 30 bis 40 Candidaten vcrsi» ftcirte und doch etwas Abwechselung in die Aufzählung von deren Geburtsorten, Lehrern und Gönnern bringen wollte, so braucht man sich nicht zu wundern, wenn er sich dabei zu allerhand Spielereien, ja sogar zu sonder barsten Abgeschmacktheiten hinrcißen ließ, und daß be sonders seine Scherze mit den Namen und deu Aemtern ernstliche Empfindlichkeiten verursachten; sobald dann solche Personen, die sich betroffen fühlten, ihn zur Rede setzten, behauptete der gute Ernesti — ohne zu bemerken, daß cr sich selbst ironisirtc — gar noch trocken rind be häbig, er könne für nichts Rechenschaft geben, was er „in turoro poötiea" geschrieben habe! Er war übrigens der letzte Leipziger Professor, dem man derartige Unsinnigkeiten zu fabriciren zu- muthete, denn nach seinem Tobe, im Jahre 1730 nämlich, ordnete die Behörde an, daß man die Lebensläufe der Promoventen fortan einfach in Prosa anfertigen solle. Ernesti'S Luror poötiou» ging aber noch weiter: cr brachte sogar die R e lc g a ti 0 n Spa t e n t e -er Studenten in Verse, wahrscheinlich, um diesen deu unfreiwilligen Ab schied von der slma mnter zu erleichtern und die ihnen gereichte bittere Pille der Exmission zu versüßen. Und endlich schrieb er auch die Zeugnisse -er die Thomasschulc verlassenden Abiturienten — wie schon erwähnt — iu Versen; tn dieser Beziehung dürfte er seinesgleichen ver geblich suchen, denn ein Schulzeugniß ist doch immer eine nicht unwichtige Urkunde, die sich mit einer in ihr an gebrachten Spielerei nicht verträgt, weil durch eine solche ihr Besitzer in Ungelegenhetten gcratheu und allgemeinem Spotte au-gesetzt werben kann. Der Schreiber dieser Zeilen erinnert sich noch gar wohl, wie seiner Zeit der ganze „Kasten" Jahre lang daran dachte und erinnerte, daß einst — die Geschichte erscheint sogar sagcnartig — «tn Lehrer einem schwachen deutschen Stilisten das BcrS- lein in- Aussatzheft gemalt hatte: „Viel zu viel — Schlechter Stil — August . . iel vootor psiil." —, und da» war doch allenfalls nur eine Censur, nicht aber ein Abgang-zeugniß. AuS Ernesti'S sonstiger schriftstellerischer Thätigkeit kann uns Sachsen seine sonderbare Schrift „Ltumin Rorunna", -. D. da- römische Meißen, tntcreffiren, worin er sächsische Bolksgebräuche mit römischen Sitten in Ver gleich stellt und sogar auf diese zurückführt. Für Leipzig ist nicht ohne einigen Belang seine Geschichte der LhomaSschulcantoren im 17. Jahrhundert, und heute al- Curiosttät zu betrachten seine Leipziger Chronik in lateinischen Versen unter dem Titel: „lkistorin rerum lupsienrnw metriea", die Ernesti noch obendrein als Muster für das Berständniß moderner Poeten — d. h. vor 200 Jahren — erläuterte. Zum Schlüsse sei noch kurz erwähnt, baß sich daS Bildniß des absonderlichen PoesieprofcfforS vor dem Titel mehrerer seiner Schriften befindet, daß cr, als im Alter seine Kräfte rasch abnahmen, die Schwäche deS Geiste- oft in seinen Gedichten beklagte und genaueste Bestimmungen über sein glänzend auSzuführendeS Letchcnbegängnitz traf. In der Paultnerktrche liegt er begraben. L. Grinste kolsteinircbe Mrirrei-esleldutt-r ..Bolrstia"
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