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Also mit diesen Dunkelmännern radikalster Dunderleugnung geben wir uns als denkende Menschen überhaupt nicht ab. Auch jene Akrobaten der Denkkunst verdienen kaum Mehr Beachtung, die, wie etwa der deutsche protestan tische Theologieprofessor Ioh. Weiß und seine zahlreichen Gesinnungsgenossen, die Evangelien nur solange gelten lassen, als sie ihnen in den Kram passen. Denn das siebt jeder ein (solange er noch kein Professor i't). daß die als echt erwiesenen Evangelien entweder in ihrer Ganzheit oder überhaupt keinen Glauben verdienen. Daran kommt kein richtig Denkender vorbei: Will man nicht die ganze Evangelienüberlieferung als un- geschichtlich adtun. so muß man zugestehen, daß das Wun der aus dem Leben Jesu durch historische Kritik nicht zu beseitigen ist. Wer den Wunder täter Jesus verwirft, muß auch den Lehrer Jesus ablehnen. Denn zuerst und zu bestimmt weist dieser Lehrer Je sus aus seine Wunder als Beweis seiner Sendung hin. Zu bestimmt hat er erklärt: „Hätte ich unter ihnen nicht die Werke getan, die kein anderer getan hat. so hätten sie kei ne Sünde. Jetzt aber haben sie gesehen und haben mich gehaßt und meinen Vater". Er wiederholt des öfteren, daß er deshalb Wunder wirke, damit diese Wunder Zeug nis gäben von seiner Verton und der Wabtt'eit semer Dirrle. und daß man diesen Wundern glauben müsse. Auch die Gesandschaft des Johannes weist er auf seine Wunder hin. Seine Macht, Sünden zu vergeben, beweist er durch die Heilung des Gichtbrüchigen. Am feierlichsten aber spricht er diesen Zweck der Wunder aus bei der Auf erweckung des Lazarus. Also noch einmal: Man lasse Iesum und seine Religi on ganz fasten — oder man sei ehrlich genug, auch das Wunder in seinem Leben und in seiner Tätigkeit gelten zu lassen. Eines ohne das andere festhalten zu wollen, ist «infach eine Lächerlichkeit. Und eigentlich sind die Wunder doch so selbstverständ lich! Wie hätte denn der Heiland anders beweisen sollen, daß er es ist. „auf den die Völker harrten", den die Propheten als Messias vorhergesagt? Wie anders hätte er sich ausweisen können, als er mit einer in Israel unechörten Kühnheit, mit einem sonst unerträglichen „Ich ober sage euch" sein neues Gesetz in der Bergpredigt nicht pur über die Moral der Pharisäer und Schriftgelehrten stellte, sondern auch über das Gesetz, das einst Jahwe «lbst den Vätern auf Sinai gegeben hatte? Wieanders Litte er beweisen wollen, daß sein neues Gebot das Gesetz und Prophetenwort zur vollen Reife und Entfal tung bringt und von nun andaseineGesetz ist. das mti göttlicher Macht und Autorität die Seelen und Gewissen bindet? DasWunder war ohne Zweifel der sicherste und bündigste Beweis, den er geben konnte. Me anderen Beweise erfordern schließlich Zeit, Beobachtung und Talent. Und zuletzt er sehen sie vielleicht dann doch höchstens nur Wahrscheinlich keit. Uebernatürliche Wahrheiten, die durch die Vernunft nicht erfaßt und nicht bewiesen werden können, erhärten sich am besten und leichtesten durch übernatürliche Werke und Wunder. Wo ein Wunder gewirkt wird, da ist Gott. Gott allein kann ja in den Laus der Ratur eingreifen. Und wo ein Wunder ausdrücklich zum Beweise einer Lehre gewirkt wird, da tritt Gott als Zeuge und Garant des Gesagten auf. Und wo Gott bezeugt, da ist untrüg liche Wahrheit. So ist das Wunder gleichsam das Beglaubigungs schreiben Gottes, es läßt keinen Widerspruch zu. Und all« Well versteht es — aste Well wenigstens, die noch an Gott und seine Vollkommenheiten glaubt. Auch die gutgesinnten Juden verstanden es und riefen voll Begei sterung: „Was ist das für eine neue Lehre! Dieweil er Macht hat, Teufel auszutreiben?" „Ein großer Prophet ist unter uns ausgestaiiden. und Gott hat sein Volk heim gesucht?" Zur Qturgie üez Zonmagz Miner Lomuag nach LrjHcttmng LMcl (Aus den Briefen a» di« Römer 12, 16—21.) Brüder! Haltet euch nicht selbst für klug. Vergeltet niemand BöseS mit Bösem? seid aus das Gute bedacht nicht nur vor Gott, sondern auch vor allen Menschen. Lebt, soviel an euch liegt, mit allen Menschen in Frieden. Verschafft euch nicht selbst Rache, Ge liebteste, sondern überlasset es dem Zorngericht Gottes. ES steht ja geschrieben: Mein ist die Rache, ich will vergelten, spricht der Herr. Wenn dein Feind Hunger hat, so gib ihm vielmehr zu essen; wenn er Durst Hai, s, gib ihm zu trinken- Tust du das, so sammelst dn feurige Kohle» auf sein Hanpi. Laß dich nicht vom Bösen über winden, sondern überwinde du da- Böse durch das Gute. Lvangelium (Matth. 8. 1-13.» Ja jener Zeit, als Jesus vom Berge herabgeftiegen war, folgte ihm eine große Menge Volkes. Da kam ein Aussätziger, fiel vor ihm nieder und sprach: Herr, wenn du willst, kannst du mich rel» machen. Da streckte Jesus seine Hand aus, rührte ihn an und sprach: Ich will, sei rein. Und sogleich war er rein von seinem Aussätze. Da sprach JesuS zu ihm: Sag es niemand; geh vielmehr hin, zeige dich dem Priester und opsere die Gabe, die Moses ungeordnet hat, ihnen zum Zeugnis. Als er dann nach Kapharnaum gekommen war, trat ein Hauptmann zu ihm mit der Bitte: Herr, mein Knecht liegt zu Hause gelähmt darnieder und leidet große Qual. Jesus sprach zu ihm: Ich will kommen und ihn gesund machen. Ter Hauptmana antwortet«: Herr, ich bin nicht würdig, daß du eingeheft unter mein Dach; aber sprich nur ein Wort, so wird mein Knecht gesund. Ten» wenn schon ich, ein Mensch und der Lbrigleit unterworfen, doch Soldaten unter mir habe und zu einem sage: Geh! so geht er: und zu einem andern: Komm! so kommt er; und zu einem Knechte: Tu das! so tut er cS. Als Jesus das hörte, wunderte er sich und sprach z» denen, die ihm folgten: Wahrlich, ich sage euch, so großen Glauben habe ich in Israel nicht gefunden. Ich sage euch aber, viele werden vom Aufgang und Niedergang kommen und mit Abraham, J^aak und Jakob zu Tische fiben. Dir Kinder des Reiches aber werden i« die Finsternis hinausgcstußca werden; dort wird Heulen und Zähne knirschen sein. Zum Hauplmann aber sprach Jesus: Geh hin, wie d„ geglaubt Imst, soll dir geschehen. Und in derselben Stund« ward der Knecht gesund. Und wenn im heutigen Evangelium die Priester, zu denen der Heiland den geheilten Aussätzigen schiatt, das Wunder des Herrn in seiner Bedeutung und seiner Be weiskraft für seine Person und seine Sendung nicht er fassen — dann ist das ihre Schuld und Sünde. „Sie haben Augen und sehen nicht." Ihre Schuld und Sünde erscheint um so dunkler neben dem lichten und schlichten Glauben des heid nischen Haupt mannes. Diesem kann selbst der Heiland ein Wort staunender Anerkennung nicht ver sagen. Und in der Tat: Dieser Glaube verdient diese An erkennung. Auch die anfängliche scheinbare Abweisung seiner Bitte vermag seinen Glauben nicht zu erschüttern. Es dien! nur dazu, die tiefsten Wurzeln dieses Glaubens blohzulegen: Seine so ganz aufrichtig und ungekünstelt sich äußernde Herzensdemut. Sicher war es die erhabene Größe Jesu, die einen so tiefen Eindruck auf seine gerade und empfängliche Seele ausübte und ihm die liturgisch gewordenen Worts ergreifender Demut aus die Lippen legte: „O Herr, ich bin nicht würdig, daß du unter mein Dach kommst." So gibt uns das Evangelium des heutigen Sonn tages in dem doppelten Wunüerbericht mit den ganz ver-