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Kleine Chronik. — G«u«er «n »er RrveU. Am 2. d. M. Abends K> Uhr wurde aus dem Brüsseler Nordbahuhvfe ei» Briessack, dcr »ach Htrbcslhol bestimmt war und Geld »ud eingeschriebene Vrl.se Botanische» Garte» gefunden. Die Polizei hatte die Gewißheit er langt, daß eS sich »»> eine internationale Gonncrbantc handelt, die seit einiger Zeit auf der Linie Ostendc-Brnsscl ihr Wesen i cit>1. "—der letzten Zeit wurde» ans dieser Etre.l« mehrere bedeutende Diebstähle begangen. ' — Eine vtrhängnttzvelle Spazierfahrt. Bei einer Spazierfahrt durch den Thiergarten in Berlin ist die Gattin des Lau'wann- Döpmann aus Gröditz bei Riesa uniS Leben gekommen. DaS durchgehende Pferd eines Breaks rannte gegen die Droschke, in der Frau T öpma»» mit ihrem Manne saß. Dabei ist sie nun an der Drosch'« gefallen oder vielleicht auch aus-lnest herauSgesprungen. Jedenfalls wurde sie durch das Break überfahre», eine Strecke weit «jtgeschleift und so schwer verletzt, daß sie »ach drei Stunde» im -rankenhause starb. — Lod im Gefängnis). Der frühere Direktor der Gallische» Sparkasse Zima, der wegen Unredlichkeiten bei der Galizische» Sparkasse gefänglich eingezogen wurde, ist in der Nacht zum Freitag im Gefängnisse plötzlich gestorben. Es sind Anhalts punkte dafür gefunden Word n, daß Zima an ihm heimlich zn- gestelltkm Gift gestorben ist. Ta» Gefängniß tvnrde versiegelt und Hsort Untersuchnitg cingclci'rt. — Sit« Orkan. Tuch einen Orkan wurde» in Florida 5 Städte vollständig zerstört, andere überschwemmt und von der Außenwelt abgeschnitlen. Ein Passagierdampfer ging mit Mann und MauS unter. Bahnzüg« wurden vom Geleise gelocht. Die Anzahl der Tobten »nd Verletzten läßt sich noch nicht feststellen, ist aber voraussichtlich beträchtlich. - Ei» Miüverstätidttitz. In Waitzcn in der Nähe von Pest ist dieser Tage der dortige Bischof Konstantin Schuster ge storben. AnS diesem Anlaß erzählt da- »Neue Wiener Journal" folgende» Vorfall: Vor einige» Jahren weilte dcr Kirchenfürst einmal in Wien und meldete sich im Hotel als „Bischof Konstantin Schuster aus Waitzen.* TaS AmtSorgan, das die Frcmdcnmeldung überwachte, hielt »Bischof" für den — nach magyarischem Brauch — Vorgesetzten Familienname», und am nächsten Tage las man in der gremdenlistc: „Konstantin Bischof, Schuster aus ' Waitzen." Vermischtes. — Die Strümps« des »Sni-s. AlsKönigOskarvon Schwede» kürzlich einen Ausflug »ach dem berühmte» »Guld brandsdal" vornahi», bemerkte er eine alte Frau, ging zu ihr und gab ihr ein Goldstück. Eie dankte dem König, meinte aber, noch mehr thnn zu müssen, um ihre Dankbarkeit zu zeigen, und zwischen ihr »nd dem Könige «utspanu sich folgende; Gespräch: Sie: »Wenn Du ein Paar Strümpfe von mir annehme» willst, werde ich sie stricken und Dir schicken." — Der König: „Ich dank« Dir. Sie muffen aber recht hübsch sein." — Sie: »Welche Farbe gefällt Dir am besten? .. Magst Du grau?" — Der König: »Ja. Gran ist ausgezeichnet, Diese Farbe paßt am besten für Leute» die so alt sind wie Du und ich." — Sir: »Wie soll ich Dir aber di« Strümpfe schicken?^ — Der König: Ich denke, daß der Pfarrer Dir dabei helfen wird." — Dann e tserntc sich dcr König, »nd die Alte ging nach Hause, »>» da- Geschenk für den König anzufcinge». Bus dem Rade »ur die rrvelt. Der amerikanische Pir Deutschland enthielt, in dem Augenblicke gestohlen, als er um W Ncymann hatte den kühnen Plan gefaßt, eine Radreise Zug: gebracht werden sollte. Der leere Briessack wurde in, * * _ nm die Welt z» mache». Ai» 13. Februar 1697 brach er von Ncw-Llvrk ans und war seitdem verschollen. Man dacht« allgemein, rast er »nlcr den wilde» Stämme», die er mit dem Rade b.suchen wollte, den Tod gesunde» hatte, wie Sieven», der erste Forscher auf de», N, d.-, in einem Kampf mit den Wilden de- fernen Ostens. Endlich ist nun aber d e erst« Nachricht von ihm eingctroffe». Der Brief ist datirt vom 15. Mai aus Wladiwostok in Ost-Sibirien und cnlwirft eine lebendige Schilderung der mannigfache» Gefahren, die er ans seiner kühnen Tour zu bestehen hatte. Nach einer Reise durch England. Frankreich und Deutschland überschritt er die Grenze bon Rußland. Nach der durch die Schneefällc erzwungenen Winter liche begann Reyiiiann seine sibirische Tour. Das Haupthinderuiß — außer den Schwierigkeiten des Weges — waren die überängst liche» russischen Beamten, di« jeden Fremden hier als Betrüger oder Flüchtling betrachten. Dazu kan, der Mangel an geeigneten Nahrungsmitteln in Folge der Hitze und die Belästigung durch die schädlichen Insekten der Sümpfe und Steppen. Aber es wurde »och schlimmer, als Reymann in die Mandschurei «indrang, trotz viel facher Warnungen. Er erzählt darüber Folgendes: »Wenn ich mich einer Ansiedelung näherte, hörte ich schon das fürchterliche Gellen der Glocken der Eingeborenen, die die Bevölkerung vor einem geheimnißvollen Eindringling warnen sollte». Tie Kinder liefen nackt, die Erwachsenen »othdiirftig bekleidet aus ihren verwilderten Hütten und erhoben ein fürchterliches Gejohle und Geschrei. Das waren angstvolle Minuten. Es ging nur langsam und mühsam vorwärts, da zahlreiche brücken- lose Ströme und Sümpfe die Weiterreise hinderte». Ueber manche der letzteren »»ißte der Uebergang mit der Maschine auf dem Rücken bewerkstelligt werden. Die abergläubischen Eingeborene» verfolgte» mich unaufhörlich mit Sperren, Keulen und Wurfgeschossen aller Art. Da »och Nicniand in diese Gebiete mit dem Rade einge- druiigen war, belrachtete» sie mich als einen weißen Teufel, der Tod »nd Verderben über ihr Land bringen würde. Es war ein Glück, daß sie die Maschine für eine» bösen Geist hielte», den» das diente zugleich als Verlheidigung in viele» Fällen. Ich brauchte nur abzusteigen »nd mit schnelle« Bewegung das Rad an den Pedalen umzudrehen, um ein intensives Rasseln der Kelten Hervor zurufe», und sie flüchteten in wahnsinniger Eile oder ließen mich wenigstens entkommen." Der auf dem Rade mitgenommene Vor rath von Lebensmitteln war am Ende der zweiten Woche erschöpft und Reymann mußte sich vou den wilden Pflanzen und selbst- gefangenen Fischen nähren. Nach sechs Woche» gelangte «r endlich nach Paltafka, IVO Meilen nördlich von Wladiwostok, von woher er Nachricht nach Amerika gelangen ließ. Sein Reiseplan ist, über Korea nach Nagasaki in Japan und von da nach Yokohama zu fahren, wo er sich nach St. Francisco «inschifsen will. — Geschichte einer Ehe. Der Richter Barnes in London ist ersucht worden, die Ehe eines Paares aufzulöscn, das sich vor 14 Jahren verheirathete und seit dem Hochzeitstage niemals zu sammengekommen ist. Die Scheidungsklage wurde von der Ehefrau Ada Jane Bloore eingereicht. Diese hatte sich im Jahre 1884 mit Herrn Bloore verlobt, abrr da der Mann nach Australien aus wandcrn wollte, widersctzte sich der Vater de« inngen Mädchen- ve« eheliche» Verbindung. Trotzdem ließen sich die Beiden heimlich trauen. Die junge Frau kehrte sofort in das Haus ihrer Elter» zurück, und Bloore reiste ab. Seit jenem Tage blieb die jung« Frau ihrem entfernte» Gatten treu. Als sie >»> Jahre 1887 erfuhr» daß Bloore erkrankt sei, wollte sie nach Australien gehen, um ihn zu Pflegen. Aber er wies ihr Anerbieten schroff zurück. Es vergingen vier Jahre ohne jeden briefliche» Gedankenaustausch; im Jahre 1893 schrieb die Frau wieder einmal a» ihren Man», ohne eine Antwort zn erhalte». 1896 gelangte sie in den Besitz eines bedeutenden Ber> mögen-, schrieb sofort a» ihren Gatte» und bat ihn, nach Hause zu kommen, um mit ihr den Reichthum zu theilen. Sie erklärte sich auch bereit» nach Australien zu gehe», wenn er das für bester hielte. Diesen Brief beanlwortete er erst in, Dezember 1897; die geduldige Ada Jane Bloore erhielt ein Briefchen, in welchem der Gatt« ihr mittheilte, daß er untren gewesen war und daß er von ihrem Geld« nichts haben wolle; zu», Schluß fragte er sie, ob eS denn nicht möglich wäre, die Bande dieser Scheinehe zu lösen. Jetzt hatte die gute Frau genug, aber es vergingen immer noch 16 Monale, ehe sie dem Gatten mit einer Scheidungsklage antwortete. — Dte Anger» im Roman. Es ist nahezu unglaublich, welchen Qualen die Angen einer Romanheldin mitunter ausgesctzt sind. So heißt eS z. B., wie die »T. N." in einer Novelle entdeckt hat, die in einer Provinzialzeitung erschienen: »Sie warf ihre Augen umher." »Sie rollte die Augen." „Ihre Augen flogen zur Decke empor." „Ihre Augen sanken zu Boden." „Ihre Auge» fielen ans einen dunklen Gegenstand.* „Ihre Augen sprühten Blitze." »Ihre Augen glühte» wie Kohlen." „Ihre Augen schienen zu erstarren." »Ihre Augen schleuderte» Dolchblicke." „Sie verschlang das Bild mit de» Augen." »Ihre Augen schiene» ihre Rivalin durchbohre» zu wollen.* »Ihre Augen wandcrle» unruhig umher und blieben da»» an einen Lippen hängen." Sehr begreiflich, daß ihre Angen schließlich „um Schonung letzten". «Yemttltzer- Marktpreise am 5. August 1899. Welzen, sreinde Sorten süchsiscler Roggen, niedcrländ. sächs. - preußischer - diesiger - fremder - diesjährige Ernte Braugerste, fremde . - sächsisch, Futtergerste Haser, sächsischer - preußischer - fremder Erbsen, Koch- Erbsen, Mahl- und Futter- Heu Stroh Kartoffeln Butter 8 Mark 55 M. bis 9 Mark 05 Psg. pr.kO Kilo 6 7 7 8 7 3 2 2 2 95 90 LO 70 95 85 45 45 50 25 40 40 50 20 - ? - 7 - 7 - 9 - 8 . 4 - 2 - 2 2 10 80 10 65 85 50 20 80 75 60 Dreisnotirung der Produklen-Börle »» Chemnitz bei Abnahme von 10000 Kilos'' ««chstsch,» eachstsch«» J»> Frühjahr 1644 hatte besonder- die Zwickauer Gegend ungemein unter verschieden « Scharmützeln und kleinen Kämpfen zu leiden. Für Schneeberg war dieses Jahr geradezu das schrecklichste des ganzen Krieges. Die 3 Regi menter Schweden, welche bis Mitte Juni 1646 daselbst standen, hausten fürchterlich mit ihren bekannten «»menschlichen Martern, sie zerstörten viele Bergwerke und andere Gebäude und der Chronist erzählt: »sie haben die armen Leute auSgeraubt, gejagt, geschändet und geiingstigt, die Häuser geplündert und verderbt*. Endlich schlug di« Stunde, welche daS arme Land wenigstens von den ärgsten Gräueln erlöse« sollte! Der Kurfürst schloß am 27. August 1645 den Waffenstillstand zu Kötzschen- brvda, welcher den schlimmste» Drangsalen rin Ende »rächte. Trotzdem hatte besonders das Erzgebirge durch die aus Böhmen herüber- strcisenden Schweden noch viel zu erdulden «nd di« Märsche derselben erregten in Eiben- pvck, Annabcrg und Zwickau große Furcht und Schrecken. Jo, di« größten Drangsal« waren glücklicher Weise vorüber, aber in welch' bejammern«, «crthem Zustande befand sich das einst so blühende Sachse»! Städte und Dörfer zum großen Theil i» Schutt- und Ascheuhaufen verwandelt, die Bevölkerung durch Hunger, Elend und Pest auf mehr als die Hälfte zusammengeschmolzen und aller Leibesnothdurst beraubt! Au vielen Orten mangelte es selbst am Saatgctreide; nur mit Sorgen und thro nenden Auges ging di« Bevölkerung daran, die wenigen Neste ihrer Habe zu sammeln und ihre arg beschädigte» Hütten nothdürstig wieder «uszubeffcrn. Der Wohlstand des ganzen LandtS war auf mehrere Mcnschenaller hinaus vernichtet und lange noch krankte das so übel heimge suchte Gebirge an den Folge» dieses unhcil vollen Krieges. Wo man sich »och vor der allgemein einge trrtenen Abgestumpftheit gegen alle äußeren Eiw flüffe bewahrt hatte, da begingen wohl die übrig gebliebenen Einwohner eines Ortes eine weh- miithige und ruhige Dankfeier für den so heiß rr'ehnten Frieden; die rauchenden Trümmer «nd verfallenen Hütten ließe» jedoch ein Gefühl der Freude in den Herzen der Schwergeprüften gar nicht auskommen! Faschauer, der Hühnermaler. Bon E. I. Nachdruck verboten. I» vielen Gemäldesammlungen begegnet man einem Künstler, dessen Bilder selten nur die Größe eines Quartblatles übersteigen, meisten- die Größe eines Oktavblattes haben, selten ans Leinwand, fast immer auf Holz gemalt find und Bettelleute aller Art oder Hühner und Tauben, dann und wann auch Enten vorstellen. Der Name des Malers ist Faschauer. Er genoß seiner Zeit in Sachsen eine große örtliche Popularität, aber seine Lcbensverhältnisse sind nur Wenigen bekannt. Von Einfluß auf die Entwicklung der Kunst geschichte sind seine Arbeiten nicht; seine Zeichnung ist sehr schwach, in seinen besseren Arbeiten herrscht indeß eine naive Naturauf- faffung und noch etwas von der Stimmung und dem klassischen Farbenton, die, von den Niederländern des 16. Jahrhunderts ausgehend, einzig in ihrer Art, im Anfang unseres Jahr hunderts schon ganz verloren gegangen war und nur traditionswcise und handwerksmäßig in den Malersabriken für Dosendeck«! annähernd noch sestgehalten wurde. Nagler in seinem »Künstlerlexikon" erwähnt Faschauer nicht; durch Zusall ersuhr ich etwas Nähere- über seine Leben-Verhältnisse. Er war zu Dessau geboren und über 60 Jahre alt, als er l797 in Lindenau bei Leipzig starb. Dort besaß er «in Haus mit einem Garten, genannt „Zum Postillon", mit dem eine Nein« Schankwirthschaft »nd Einkehr ver- knüpft war. Damals kamen oft reiche und angesehene Leute von Leipzig heraus zu ihm. Nach dem Tode der Frau ließ er Alles ver wildern und trank die Fässer »nd Flaschen selbst leer. Er war ein großer, stattlicher Alaun, von stolzer Haltung; mit einer mächtigen Adlernase; seine Haltung und der Schnitt seiner Kleider hatten etwas Militärisches. Hier und dort hieß es wohl, er sei der Sohn eines Prinzen; auch rühm e er sich, i» seiner Jugend eine» eigene» Informator gehabt z» haben, Trotz seiner guten Erziehung »nd wissenschast- lichen Bildung fluchte er bei jeder Gelegenheit, daß sich oft die Nachbarn entsetzte» und ihre» Kindern verboten, zu ihm zu gehen. Seine Bilder schickte er gewöhnlich znm Veikanf nach Leipzig; wenn sich kein« Käufer fanden, auch auf den Markt in die Stadt, wo er sie gegen Butter, Brot, Fleisch vertauschen ließ. Mit Vorliebe malte er die Bettler und Zigeuner, die sich damals an der Straße von Lindenau »ach Leipzig hin- und Hertrieben und aufhielten. Alte Männer und Weiber, junge Frauenzimmer in zerisseiien Kleidern, mit halbnackten Kinder», waren so gut getroffen, daß man sie Alle wiedererkannte. Seine Hühner- und Taubenbilder zeigten dieselbe Beobachtungs gabe, t «selbe Kunst der Darstellung und waren aufs Glücklichste der Natur abgelauscht. „Kaufe mir »nr »och dieses eine Bild ab!" Pflegte er oft zn seinem Gevatter zu sage». „Wenn ich längst todt bin, werde» meine Sach:» noch thcuer bezahlt werden!" So abgeneigt nun auch die Verständigen und Ernsten unter seinen Nachbarn seinem wüsten Lebe» waren, so konnten sie ihm doch nicht ernstlich gram werde». Alles, was Faschauer that, hatte seine besondere komisch anregende Weise. Er glich beinahe jenem Hamburger Maler, der auch anders sein wollte als andere Leute und die Welt durch sein eigenes Beispiel zum goldene» Zeitalter zuriick- führen wollte, deshalb auf dem Lande lebte und ein Stück Acker selbst mit seinen Töchtern bestellte. Wenn dann die Ernte kam, hieb er das Getreide in seinem rothe» Kleide mit seinem Dege» ui» und trug die Garben mit den Seinigen nach Hause. Aehnlich ließ Faschauer seinen großen prächtige» Garte» so »«»wildern, um den Naturzustand herbcizusühren, daß die Kinder des Dorfes sich selbst am Tage nicht mehr hinein wagten. DaS ober gefiel ihm eben. Eins seiner beste» Bilder stellte eine» in Lindenau allbekannten Braumeister, Michael ans Bayern dar. Mit verklärte», leuchtenden Augen schaute der sitzende Alte nach einem Glase schäumende» Biers, daS er mit hoch- erhobener Hand gegen das Tageslicht hielt. Das Schicksal dieses Mannes war nicht ohne Einfluß auf das seines Malers. Ein reicher Kaufmann in Leipzig legte in Lindrnan eine bayrische Bierbrauerei an und verschrieb dazu den alte» Braumeister Michael ans Er langen. Der Kaufmann war ein ehrlicher, aber jähzorniger Mann; »ach Jahr und Tag veruneinigten sich Herr und Meister, sie trennten sich und Michael ging »ach seiner Heimath zurück. Mit dem neuen Brauer indeß wollte es nicht vorwärts gehe» und der Kauf mann sah sich gcnölhigt, den alten Michael zu bitte», seine Stellung wieder zn übernehmen. Braumeister Michael kam denn auch wirklich und es war eine Zeit lang die Eintracht her gestellt, bis einmal wieder ein Streit zwischen ihm und dem Kaufmann vorfiel. Der Brauer verließ Lindenau zum zweiten Male und als Faschauer ihm sagte: „Ihr werdet schon wieder komme», der Herr kann Euch nicht entbehren!" that der alte Mann den fürchterlichen Schwur: „Gott möge ihn am Leben strafe», wen» er wieder seinen Fuß in die Gegend setze!" — Und dennoch geschah es. Der Kaufmann schickte »ach einiger Zeit eine» Brief nm dem andern an den alten Meister, bat ihn um Ver zeihung, er kenne ihn ja und wisse doch, daß seine hitzigen Reden nicht böse gemeint seien. ES war an einem kalten Wintcrtage. Die Postpferde arbeiteten sich mübsani mit der gelben Kutsche im Angesichte Leipzigs durch die ver schneite Straße vorwärts. Der Braumeister Michael, welcher in dem Postwagen saß, legte seinen Pelz ab, um einmal auszusteige» »nd sagte znm Postillon: „Fahr' »ur i»»»e: zu, Schwager, ich hole Dich schon wieder ein!" Aber er kam nicht; man fand ihn vom Schlage getroffen todt ans - er Stelle, wo er den Wagen verlassen hatte. Dieses Ereignis; erschütterte alle Bewohner des Ortes, am tiefsten den alten Faschauer, der sortan die Ausbrüche seines Zorns und sei i Flu chen mäßigte. Er starb nach kurzem Krankenlager in seinem Hause, in den Armen seiner Tuchler. Wenn man de» Meister eines Bildes kennt, so wird uns das Bild noch interessanter. Faschauer hatte Recht, seine Bilder sind seit seinem Tode im Preis, gestiegen »nd seit fünfzig Jahre» etwa »in das Vierfache. Wir haben hier nur einige, freilich geringe, aber wahrhafte Mitthcilnngen über diesen Künstler gemacht, die vielleicht Manchem, der i»> Bcsih eines seiner zahlreichen Bilder ist, willkommen sein werde». >- Äus Sachse». — Schnelles Wachsthnm Leipzigs. A«z 23. August 1699 fand in Leipzig, laut ein« gelausenen kgl. Befehls hin, eine Zählung der Einwohnerschaft und eine Aufzeichnung des Be sitzstandes statt. Damals, also um das JaH 1700, hatte Leipzig 21696 Einwohner, 180lt dagegen, 32 146 Einwohner, was immerhin ein» Zunahme um annähernd 50»/, bedeutet. Di« selbe entstand lediglich durch Einwaudcinna. denn die Zahl der Gestorbenen überstieg dama« in den meiste» Jahre» die der Geborene». FW das Jahr 1900 ist die Zahl der Eiiiwohneü Leipzigs auf 439000 berechnet, wovon 18600» aus Alt-Leipzig und 353 000 auf die anD» schloffenen Vororte entfallen.