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Nr. 145. - IMS. — Diese verbreitetste unparteiische Zeitung erscheint Wochentags Abends (mitDatnmdes nächsten Tages) und kostet mit den fiins wöchentlichen Beiblättern: Meine Botschaft, Sächsischer Erzähler, Gerichts-Zeitung, Sächsisches Allerlei, Jllnstrirtes Njiter- haltungsblM, bei den Postaustalte» und bei den Ausgn.bestellcn monatlich 4» Pfennige. Postiiste: l.Nachirag Nr 2877. «m - Mresje: Geue»alanzeiger Scri»lp»<chstk,ie 130. General- Sonntag, den 25. Juni. Anzeiger für Chemnitz und Umgegend. <Gächsischer Landes-Anzeiger). - Gegründet 1878 alS „Anzeiger"Me. Verlag «nd Rotation-maschinen-Den« von Alexander Wied« in Chemnitz, Theaterstratze Nr. S. Inseraten - Preis: Die 6 ge spaltene TorpnSzeile oder deren Raum 30 Pfg. (Preisverzeich nisse L Zeile 2ö Pfg.) — Be vorzugte Stelle (Reklame-Zeile) 60 Pfg. Bel vorausbestellten Wiederholungen ,-rößcv-r In serate entsprechender Rabatt. — Anzeige» filr die Nachmittag» erscheinende Nummer löune» nur bis Bormittag 10 Uhr an- genonlmen werden. Geschäftliche Anzeiger-Inserat« finde» sür billigsten Preis zugleich Verbreitung durch die täglich erscheinende Chemnitzer Eisellbahll-Zeitmlg. Cinlavnng auf Vas neue Abonnement ^deS an jedem Wochentage Nachmittags erscheinenden General-Anzeiger für Chemnitz nnv Umgegend. Der „General-Anzeiger", welcher sich in Folge seine» gediegenen Inhaltes einer großen Verbreitung erfreut, bringt neben sorgfältig ausgewähltem politischen, lokalen und feuilletvnisiische» Stoff und den neuesten Telegrammen wöchentlich folgend« mit dem »General-Anzeiger" verbundene.Beiblätter: „Sächsischer Erzähler" „Alei,,e Botschaft" „Gerichts-Zeitung" „Sächsisches Allerlei" „Jllnstrirtes Anterhnltungsblatt" sowie das namentlich der Franenwelt gewidmete „SottttlagS-Blatt", eine Vielseitigkeit, wie sie nur sehr wenige Tageszeitungen ihren Lesern bieten. Die Fülle des in den Beiblättern enthaltenen Lesestoffes, welcher alle Gebiete des nienschlichen Wissens und Verkehrs berührt und für das Haus und die Familie eine reiche Quelle bester Unterhaltung und interessanter Belehrung bildet, hat den „General-Anzeiger" zu einem Familienblatt gediegenster Art erhoben. Ganz besonder» machen wir aus den Anfang nächster Woche erscheinenden Roman: „DaS Räthsel von Elvershöh" von Reinhold Ortmasnn aufmerksam. Es ist dies eine der besten litte- «arischen Arbeite» des beliebten Autor», die den Leser fortdauernd i» Spannung hält. Der Abonnementspreis des „General-Anzeigers" mit seinen Beiblättern beträgt monatlich nnv Pfennige (in Chemnttz frei ins Harts). Bei den Pofianstalten für die Monate Juli, Angnst und September 1 Mk. so Pf. Eingetragen in der Postliste: 1. Nach trag Nr. 2877. Abonnementsvestellungen nehmen jederzeit entgegen die Austräger und die Ausgabestellen, sowie Lie Ltckgs-Willt!>es Heilerill-Mmels" Alexander ZViede, Chemnitz, Theaterstraße 5. Johannistag im Leben der Völker. Eine kulturgeschichtliche Studie zum 24. Juni. Von vr. Rudolf S ch ellenberg. Machdruck verboten.) Die Johannisseier, das Fest der Sommersonnenwende, ist eine der ehrwürdigsten Überlieferungen der Menschheit und ihre Geschichte läßt uns einen tiefen Blick thun in die Gesetzmäßigkeit, die in allen Wanderungen und Wandelungen der Gebräuche und Anschauungen der Nationen herrscht. Daß das Johannisfest unter der leichten Hülle christlich-kirchlicher Formen uralte heidnische Ueberlieferungen birgt, in wohl als allgemein bekannt vorauszusetzen; über das Aller, die Herkunft und die Natur dieser Ueberlieferungen aber ist vor einigen Jahren ein ganz neues Licht gefallen, als Alfred Hildebrandt die Sonnenwendseste i» Alt-Indien einer Untersuchung unterzog. Ja, bereits die alle» Inder begingen die feierliche» Zeiten der Sommer- und der Wintersonnenwende, und das Fest, das unserem Johannistage entspricht, trug den Namen Mahavrata. Wenn wir erfahren, daß an diesem Tag der Feuerstoß brannte und die Sklaven mädchen, Wasserkübel auf dem Kopfe, ihn singend umtanzten: ist es daun nicht, als ob ans lang begrabenen, vergessenen Zeiten eine lebendige Stimme bis in unsere Tage vertraulich hineintönte? Denn, wie wir »och des Weiteren sehe» werden, der Tanz um den brennenden Holzstoß findet sich bei allen germanischen, romanischen, keltischen und slavijchen Völkern bis heut. Das Lied aber, das die indischen Sklavinnen sangen, ein naher, wenn auch alter Verwandter also unserer Johannislieder, der polnische» Sobotka-Liedcr p. s. w., lautet: He juchhe! wohl duften die Rinder, hare*), dies ist Metl Nach Gulgulu duftet- die Rinder. Dies ist Met! Die Rinder sind der Butter Mütter; dies ist Met! Mögen hier sie sich mehren; dies ist Met! Wie schon der Kehrreim „Dies ist Met!" andeutet, galt die Feier der Bitte um Fruchtbarkeit, um Fruchtbarkeit im weitesten Sinne, in d.r Natur wie bei de» Menschen. In letzterer Beziehung ist es bedeutungsvoll, daß die Frauen zu de» Opferhandlungen des Mahavrataiagcs besonders herangezogeu wurden, und es liegt Grund zu der Vermuthung vor, daß das Fest auch den Charakter einer Liebesfeier trug. Der Gott aber, dem diese ganze Feier gewidmet war, war Indra, der nach heißer Sonnenglnth der Erde durch den erquickenden Regen Fruchtbarkeit und »ach dem Rege» wieder freund lichen Sonnenschein spendet. Darin» spielten in dem Ritual des Tages beide Elemente, daS Feuer und das Wasser, eine hervorragende Rolle. Und es ist höchst merkwürdig zu beobachten, wie diese Be- standtheile der altindischen Feier sich in den entsprechenden Festen her europäischen Völker wiederfinde», obgleich sie Jndra's Religion «icht »>ehr kannten und dies oder jenes in den überlieferten Bräuche» ihnen bald seinem Sinne nach fremd geworden sein mag. So hält ein Sohn pietätvoll an den Gewohnheiten des Vaterhauses *) Ein AnSrus. Politisch« Rundschau. Chemnitz, 24. Juni 1899. Deutsches Reich. — Der Kaiser hat den Staatssekretär des Auswärtigen Amte», Staatsminister v. Bülvw, in den Grafenstand erhoben. Die Mittheilung von dieser Standeserhöhung ging dem Staats sekretär in einer überaus huldvollen Depesche zn, die ihm der Kaiser aus Kiel in Erwiderung aus die telegraphische Anzeige von der An nahme des Karolinenvertrages übersandte. Steht so diese Aus zeichnung in unmittelbarem Zusammenhänge mit den glücklich zu Ende geführten Verhandlungen in der Karolinensrage, so wird man doch nicht fehlgehen, darin den Ausdruck der Kaiserlichen An erkennung für die ganze Leitung der Auswärtigen Politik während der nunmehr zweijährigen Thätigkeit des Staatssekretärs zu er- blicken. — Wie aus London berichtet wird, erfährt die „Daily Mail", es sei nunmehr «ndgiltig beschlossen, daß der junge Herzog Karl Eduard von Albany (geb. IS. Juli 1884) Thronfolger in Coburg werde. Er begebe sich sofort nach Deutschland, um dort erzogen zu werden. Seine Mutter (geborene Prinzessin Helene von Waldeck) werde die ersten Jahre bei ihm bleibe». — I» der gestrigen Sitzung der Kanal. Kommission des preußischen Abgeordnetenhauses erklärte Minister Thielen: „Die Re- gierung hält an der Auffassung fest, daß grundsätzlich der Bau neuer Berkehrsstraßen diejenigen LandeSthejle, welche davon keine Vortheile oder aber Nachiheile erwarten, nicht berechtigt, Anspruch auf Kompensationen zu erheben. Ei» entgegengesetzter Grundsatz würde zn einer wirthschaftlichen Vergeudung der Staatsmittel oder zu einer völligen Stockung der Entwickelung des Verkehrswesens führe». Da es aber die Staatsregierung sür die Aufgabe ter Verkehrspolitik erachtet, eine ungestockte Entwickelung der wirthschaftlichen Lage der verschiedenen Landestheile zu fördern, so wird sie bemüht sein, wesentliche Verschiebungen und Benachtheiligungen in den Absatz- Verhältnissen einzelner Gebiete infolge des Rhein-Elbe-KanalS durch anlage» in der nicht kanalisirten Oderstrecke auch in trockenen Zeiten eine Wassertiefe von 1,40 m für 450-Tonnen-Schiffe zu schaffe». Sollte sich der Weg als ungangbar erweisen, so sind anderweitige Maßnahmen» insbesondere auf dem Gebiete der Eisenbahntarife, io Aussicht zu nehme» zwecks Gewährleistung der Parität der Fracht kosten zwischen dem oberschlesischen und dem rheinisch-westfälische» Montau-Revier auf de» Schnittpunkt Berlin. Einem etwaige-, An trag der Provinz Westfale» auf die Konzession der Kanalisiriing der Lippe ist die Regierung bereit, zu entsprechen, vorbehaltlich nähet festzusetzender billiger Bedingungen." Ausland. Frankreich. Wie der „Temps" zuverlässig erfährt, trifft Dreyfns zwischen Montag und Dienstag in Brest ein. Dreysut landet unter strengem Ausschluß des Publikums im Arsenal und besteigt sofort den Sonderzug nach Rennes. In Rennes stellte di« Wittwe Godard ein kleines, durch «inen Garten von der Straße getrenntes Ha»S anSschließich zur Verfügung der Frau Dreyfu», die nächster Tage dorthin abreist. Im Militärgefängniß sind die Vor bereitungen zur Aufnahme DreyfuS' beendet. Man hat wirklich eigen» ein Gitter vor seine» Fenstern angebracht, wogegen die radikale Lokal presse protestirt. Die Stadt ist durchaus ruhig. — In Folge des Eintreten» des Generals Galliset in da» Ministerium hat sich, wie aus Paris gemeldet wird, in der sozialistischen Gruppe der Deputirtenkammer eine Trennung vollzogen. 15 Mitglieder sind aus der Gruppe aus geschieden und haben eine neue Gruppe gebildet. Spanien. Die Finanzlage in Spanien verursacht den leitenden Männern des Landes arge Kopfschmerzen. Das schöne Reformprogramm des Finanzministers nimmt sich zwar auf den Papier '.einigermaßen plausibel aus, aber im Volke wie in d« Deputirtenkammer beginnt sich eine lebhafte Opposition dagegen zi> entfalten, die von der Regierung auf die Dauer nicht mit billigen Redensarten wird beschwichtigt werde» können. Wie aus Madrid gemeldet wird, soll die Köuigin-Regentin das Dekret, betreffend die Zahlung des am 1. Juli . . . am 1. Juli fälligen Koupons, bereits unterzeichnet zweckentsprechende Maßnahmen, insbesondere aus dem Gebiete derthaben. In dem unter ihrem Vorsitz abgehattenen Ministerrath erkürte Eisenbahntarise, hmtAnznhaltefl.. Jp dem vorliegenden Fa««. woiSitveta, die Agitation gegen dir Finanzvortagen sei eine lllnsttiche-, zwei an verschiedenen Ende» deS Staatsgebietes gelegene Müutan-ser hasse, bah bald eine Beruhigung eintrrten werde. Inder Kammer industrle-Neviere hinsichtlich des Absatzes der Produkte aus gewissenterklärte Sitvela das Gerücht von einer bevorstehenden MinisterkrisiS in der Mitte des Laiides gelegenen Märkten in natürlichem Wett-/für unbegründet. Finaiizminister Villaverde wurde ersucht, zur Ver- bcwcrb stehen, rechtfertigt cs sich, aus. Maßnahmen Bedacht zu/Hinderung von Spekulationen SiuMrungc» in Betreff der Staats nehmen, um wesentliche Verschiebungen in de» WettvelverbS-Ber-/ schuld zu geben; Villaverde erklärte, er werde die Slufflärunge» im hältiiissen hintanzuhalte». Unter der ausdrücklichen Billigung des Königs habe ich Namens der Regierung folgende Erklärung abzu- geben: Die Regierung wird, wenn die Kanalvorlage die verfassungs mäßige Genehmigung erhält, die Wasserstraße zwischen Oberschlesien und Berlin zu einer leistungsfähigeren auf Staatskosten ausdilden. Wahrscheinlich wird es technisch durchführbar, durch Stauweiher fest, obgleich sie zu seinen veränderten Verhältnissen nicht mehr passe» möge». Die Verehrung des Sonnengottes u»d des ihm nahestehende» Elementes, des Feuers, ist eine Eigenthümlichkeit der Mehrzahl aller primitiven Religionen und überaus leicht verständlich, wenn man sich a» die ungeheure Bedeutung erinnert, die der Besitz des Feuers für den Wilden hat. Die Aino's in Japan richten deshalb alle ihre Gebete a» das Feuer und die Achonawi im westlichen Nord-Amerika verehren alle Bäume als etwas Geheimnißvvlles, weil man durch Reiben ihres Holzes Jener erzeugen konnte. Was die Verehrung der Sonne speziell im nördlichen und nordwestlichen Europa angeht, so mußte sie schon darum in den Vordergrund treten, weil der Ertrag der Ernte und das Leben der Menschen in diesem Klima ganz von der Kraft des wärmespendenden Gestirns abhing. So mögen hier die primitiven Anschauungen der Feneranbetung, dort die Verehrung des Spenders der Fruchtbarkeit und des Lebens entscheidend dahin gewirkt habe», daß die Zeit, wo die Sonne ihre Höhe erreichte und fiillstand, ehe sie sich langsam dem Dunkel wieder znneigte, als eine besonders heilige angesehen und gefeiert wurde. Das religiöse Ge wand, in das sich bei den Germanen die Soininersounwendfeier kleidete, war dann die schöne Mythe von Balder's, des Frühlingsgvttes, Tod und ihm zu Ehren ward an diesem Tage der Flammenstoß entfacht. Wie schon bemerkt, haben die Johannisfeuer fast überall in Europa gebrannt, und an vielen Orten finden wir auch jenen Tanz um's Feuer, den bereits Alt-Jndien kannte. Anderwärts sprang man am Johannistage über's Feuer, was wohl als ei» Ausfluß der ur alten Auffassung von der läuternden Kraft der Flamme anzuseheu ist. Noch in dem ersten Drittel dieses Jahrhunderts war Tanz und Feuer- sprung in Irland gebräuchlich. In einem frauzösischc» Dorse geschah es vor etwa 40 Jahren, daß ein Mädchen in der Johanuisnacht in dem Feuer verbrannte. I» Deutschland wurde das Fest mit hoher Feierlichkeit begangen. So haben im Jahre 1401 der Herzog Stephan und seine Gemahlin in der Svnnwendnacht mit den Bürgerinnen das Feuer umtanzt und dasselbe that auf dem Reichstage von Rege-is- burg 1471 König Friedrich. Als der Erzherzog Philipp von Oester reich 1496 »ach Augsburg kam, ließ er im Fronhof einen 45 Schuh hohe» Scheiterhaufen errichten, dann tanzte er mit der schöne» Susanne Neidhard aus Ulm den ersten Neigen um ihn und ließ ihn dann durch sie entflammen, was bei de» Augsburger innen, die sich in ihrem schönsten Putze eingefunde» hatten »nd durch die Bevorzugung der Fremden in ihrer Ehre gekränkt fühlten, großen Anstoß gab. In Wien dagegen war cs de» gemeinen Frauen, den „freien Töchtern", überlasse», um das Jener zu tanzen. Die polnische Johannisfeier hieß Svbotka; der bekannte Dichter Kochanowski hat diesem Feste ein Gedicht gewidmet, worin u. A. die Mädchen singen: Laßt miS seier» diesen Abend .HochberLhmi »ach altem Brauch, Air cs tagt, die Flamme» schüren Unter Tänze» und Gesängen. Laufe der Diskussion über das Budget geben. Inzwischen iiimint die Bewegung im Lande gegen die ueneu Steuerpiäne der Regierung immer größere Timeiisioncn an. Niederlande. Die erste Kommission der Friedens- Konferenz hielt ge er» eine Vollversammlung ab, in der der Bericht des österreichischen Dclegirten Grafen Sollyk einer Prüfung Im skandinavischen Norden brenne» die Johannisfeuer noch heute» und es ist z. B. ein eigenartiger, fast märchenhafter Anblick, wenn von den bas alte Bergen umlagernden Höhen (deren sich di« Stadt, wie Rom, sieben rühmt) die Flammen ans allen Seit.n auf- tanche». Hier wie überall in alter n»d neuer Zeit wird das Feuer zugleich der Mitielpunkt der Geselligkeit, des Gesanges und Lautcu- spiels, des Reigentanzes und der heiteren Lnst; und wenn im alten Indien das Fest der Sommersonnenwende auch den Charakter einer Liebesfeier getragen zu haben scheint, so finden wir ähnliche Züge auch im Abendlande. Daß der Sprung übers Feuer häufig paar weise vollzogen wurde, dürste hierher gehören; überdies finden wir sowohl in dem Beschlüsse einer Synode des Bischofs Lassan von Posen, wie denen einer Moskauer Synode von 1551 die Klage über allerlei Ausschreitungen, welche die Burschen und Mädchen in de, Johannisnacht sich zu Schulden kommen ließen. DaS Christenthum hatte diese Feier vorgcfnndeu und es hat zuerst auch versucht, ihr Widerstand zu leisten, wie den» der heilige Eloi dcn Belgiern, die er zu bekehren kam, die Sonnenwcndfcier streng nntersagle. Aber der uralte Völkerbrauch war stärker, als die neue Kirche, und so fand sie sich denn mit dem Feste in der Weise ab, daß sie es auf den heiligen Johannes überlrng. Der Umstand, daß Johannes nach dem Evungelium sechs Monate vor Jesus ge boren sein sollte, ließ den Zeitpunkt für ein Johannisfest um di« Svnnenwendzeit geeignet erscheinen, nnd „als Leuchte der Menschheit" konnte der Heilige in" eine gewisse Parallelität mit Balder »nd seinem Feuerfeste gebracht werden. Bezeichnend sür diese» Vorgang ist, daß das Johanniskraut, dem viele wnndersamc Gaben nachgesagt wnrde», in der christlichen Zeit dem Heilige» geweiht war, ganz ebenso wie eine andere Pflanz- derselben Familie im Heidenihnme Balder heilig gewesen war. Nachdem dann das Fest der Sommersonnenwende von der Kirche einmal rezipirt war, suchte sie sich natürlich auch seiner Leitung nach Möglichkeit zu beinächtige», nnd so finden wir z. B., daß in Gernsheim der Geistliche das Feuer segnete, i» der Bretagne sogar die Priester selbst es auzündeten. Sonderbare Wandlung: die christlich:» Priester das uralte Heidenfcucr entsachendl In St. Jean du Toigt aber kam ein Engel aus dem Kirchthnrme hervorgeschriiten nnd zündete den Holzstoß mit einer Fackel an. Unzweifelhaft hat die Ucbertragung des Festes auf St. Johanne» seine Verbreitung und Beliebtheit nur noch gesteigert. So z. B, i» Belgien, wo Johannes seit Alters einer der meist verehrte» Heiligen ist »nd, wie es heißt, noch jetzt wohl die Hälfte aller Männer nach ihm genannt sind. So ist auch in Florenz der Tag St. Giovanni Nativit» ein allgemeiner nnd großes Volksfest ge worden, da St. Johannes der Schutzpatron der berühmte» Arnostadt ist. Dan» prangen alle Kirchen, der Duomo voran, in feenhafter Blnmenpracht, auf dem Arno wird ein großariigc» Feuerwerk ab gebrannt, und in kurzen Zwischenräumen leuchtet »wie ein lebendig gewordenes Märchen" die Domkupvel aus dem abendlichen Dunkä