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— 1899. — Nr. 8. - Diese verbreitetste unparteiische Leitmi« erscheint Wochentag» Abends (mit Datnin de» nächsten Lage») und loftet mit den süns VSche^ttMyen B eibtäitern: Kleine Botschaft, Sächsischer Erzähler, Gerichts-Zeitung, Sächsisches Allerlei, Jllustrirtes Unter- haltnngSblatt, bei den Postanstaltcli und bei den Ausgabestellen inonntlich 40 Pfennige. 1889. Postliste: Sir. 2877. relcoramm - Adresse: Beneralaiizelger, ffcrusPe»r.»elle Sir. I.W. Mittwoch, den 11. Januar. ergev für Chemnitz und Umgegend. (Sächsischer Lan»eS-Rn,«iger1. - ««gründet 187» al» „Anzeiger" n. Berlaa nnd RotationSmaschtnen-Drn« von «lerander Wiede in Chemnitz. Theaterstrc Anzeigenpreis: «gespalten« TorpuSzeile (ca.8 Silben fassend) oder deren Raum IKPfg. (Preis verzeichnisse ä Zeile 20 Pfg.) — Bevorzugte Stelle («gespaltene Petit-Zeile circa il Silben lassend) 30 Pfg. — Anzeigen können nur bi» Vormittag lt) Uhr anL«no»»nen werden, da Druck nutz Verbreitung der grossen Auslage längere Zeit erfordern. Geschäftliche Anzeiger-Inserat« ^nden für billigsten Prei» zugleich Verbreitung durch dl« täglich erscheinende Chemnitzer Eilenbahn-ZeÜiUlg. . Politische Rimdscha» Chemnitz, 10. Januar 1899. » Deutsches Reich. — Am^Nontag Vormittag fand unter dem Ehren-Vorsitze des Reichskanzlers die Generalversammlung des unter dem Protektorate der Kaiserin stehenden Zentralkomitees zur Errichtung von Lungenheilstätten statt. Anwesend waren der Staatssekretär des Innern Gras Posadowsky, der Oberpräsident der Rheinprovinz Wirkl. Geh. Rath Nasse, Präsident Gäbel, Generalarzt Or. Cvler rc. Der Reichskanzlcr hob in seiner Eröffnungsansprache die Bedeutung der Heilstättenbewegnng hervor. Die Versammlung nahm den Staiutenentwurs einstimmig an. Um 11'/, Uhr erschien die Kaiserin, von der Prinzessin Elisabeth von Hohenlohe begleitet. Geh. Rath Or. Leyden besprach den sttr die Pfingstwoche 1899 beabsichtigten Tnberknlosekvngreß. Aus des Redners Ersuchen nahm die Kaiserin das Protektorat des Kongresses an. Darauf wurde die Sitzung ge- ^ schlossen. — Der Oberpräsident der Provinz Schleswig-Holstein, Staats- minister v. Köller, ist in Haderslcbe» eingetroffen, wo ihm aus An laß seines Vorgehens gegen die Dänen große Ehrungen be reitet worden sind. Ans dem Bahnhofs wurde er von dem Landrath Mauve, dem Bürgermeister O>. Köster und dem Stadt- verordneten-Vorsteher Johannsen empfange». Eine große Menschen menge erwartete die Ankunft des Obcrpräsidcntcn auf dem Bahnhofe und aus de» dorthin führenden Straßen und bereitete ihm einen glänzenden Empfang. Gleichzeitig setzt der Alldeutsche Verband mit einer Agitation ein, durch welche die Ausweisnngspvlitik der Regierung vcrtheidigt werden soll. In Hamburg hielt Pros. Macke- Harersleben einen Vortrag über Ausweisungen aus Nord-Schleswig. Er schilderte unter Anführung zahlreicher Beispiele das Treiben der dcutschseindlicyen Vereine und behauptete, daß die Ausweisungen milde gehandhabt würden. — Auf den Vorschlag des Vorsitzenden des Altdeutschen Verbandes wnrdc an den Oberpräsidenten v. Köller ein Telegramm abgesandt, worin die Versammlung ihm ihre lebhafte und freudige Zustimmung zu seinem ziclbewußtcn nnd kraftvolle» Vor gehen im Interesse der Stärkung des Dcnlschthums i» der Nord- «M ausspricht. . — Wie die »Hamb. Nachr." aus zuverlässiger Quelle melden, ist über die Festsetzung eines Termins für die Beisetzung des Fürsten Bismarck durchaus noch nichts bestimmt — Die „Post" erklärt, daß die Nachricht, im Finanzniinisterium sei ein Gesetzentwurf betreffend die Besteuerung der großen Waarenhäuser ansgearbeitet worden, der von einer llmsatzstcncr Abstand nehme, verfrüht sei. Es werde» zwischen den zuständigen Ressorts »och Verhandlungen gepflogen, die »och nicht abge schlossen sind. — Der „Köln. Ztg." wird von unterrichteter Seite znm ge planten deutschen Schlachtvieh-Fleischbeschaugesetz, dessen beabsichtigte Einführung in der amerikanischen Presse große Erregung hervorgerufen hat, mitgetheilt, die grundlegenden Bestimmungen des Entwurfs und die mit demselben verfolgten Absichten seien derart, daß die von den Interessenten Nordamerika« gehegten Befürchtungen unbegründet seien. Thatsächlich werde der neue Entwurf, sobald er Gesetzeskraft erlangt habe, den amerikanischen Fleischexporteuren keinen Schaden, sondern Nutzen bringen. Das von amerikanischer Seite viel erörterte angeblich geplante deutsche Verbot der Einfuhr von Wurst sei gar nicht vorgesehen. I» Amerika möge man, ehe man zu Re pressalien greife, beachte», daß dem Gesetzentwürfe durchaus ver- söhnliche, den Interessen Amerikas entgegenkommende Absichten zu Grunde liegen. — DerGewerkverei» christlicher Bergarbeiter Deutsch lands hielt am Sonntag in Essen seine vierte ordentliche General versammlung ab, in der auch z» der von dem sozialdemokratische» Verbände geforderte» zehnprozentigen Lohnerhöhung Stellung ge nommen wurde. Nachdem die Aussichten eines etwaigen Streiks von allen Seite» als durchaus ungünstige bezeichnet worden waren, wurde folgende Erklärung beschlossen: „Die vierte ordentliche Jahres versammlung des Gewerkvereins christlicher Bergarbeiter Deutschlands beauftragt den Zentralvorstand, durch Eingabe an den Verein für die bergbauliche» Interessen im Oberbcrgamtsbezirk Dortmund die Arbeitgeber zu bitten: 1. die Löhne der Bergarbeiters zu erhöhen, entsprechend der günstigen Lage des Kohlenmarltcs und der nvth- wendigen Kosten der Lebenshaltung; 2. Arbeiter-Ausschüsse aus den schlossen, und Alle, welche an den Kundgebungen Theil »ahmen, der Offiziers-Charge für verlustig erklärt. > . daß man an maßgebender Seite geneigt wäre, den Rücktritt Banffys in dem Falle sich vollziehen zu lassen, daß die ungarische Regierung sich bereit erklärt und dafür Garantien biete», daß ste der sofortigen Beschlußfassung über de» Ausgleich keine Hl'iderniffe bereiten wird. Es handelt sich dabei um den Ausgleich selbst, wie er dem ungarischen Abgeordnetenhaus vorliegt. Italien. Der „Agenzia Stefan:" wird aus Massaua gemeldet: Nachrichten von jenseits der Grenze versichern, daß cS zwischen de» Truppen Ras Makonnens und denjenigen NaS Mangaschas zum Kampfe gekommen ist. Ebenso wird ver sichert. daß Menelik mit Rücksicht darauf, daß Ras Makonnen über ausreichende Strcitkräfte verfügt, in südlicher Richtung zurückge- gangen ist. Belgien. Aus Brüssel wird nnterm 9. Januar gemeldet: Die gestrige Kundgebung vor der Statue des Freiheitshelden Marnix, der vor 300 Jahren religiöse und Gewissensfreiheit in den Nieder landen prvklamirte, »ahm einen erhebenden Verlauf. Der Straßen zug, woran alle liberale», radikalen und sozialistischen Vereine BrüsselS theilnahmen. zählte 10.000 Theilnehiner. Vor der Bildsäule hatte sich eine ungeheure Menschenmenge angesammelt. Alle Redner er klärten die Nothwendigkeit eincs unversöhnlichen Kampfes gegen den Klerikalismus. Die Kundgebung bedeutet den ersten, großen Ersolg des antiklerikalen Kartells. L'LLSi! d.m Z« d-- Ferner wurde beschlossen: „Die Generalversammlung steht nach wieset ° Vom schleöwig'scherr Grerrzlaude. Von Karl Braack. (Nachdruck verboten.) Ans die alte Wnhlstcut der Kämpfe zwischen dem Dcutschthume und dem L änciithili».', auf Schleswigs Nordmark, ist wieder einmal die Aufmerksamkeit gerichtet. Hwr ringen seit vielen Jahrhunderten - die beiden Nationen miteinander, — seit den Tagen, da die Angeln, von den nach Süden drängende» Dänen g drückt, ihre weltgeschicht liche Mcerfahrt zu dem neuen Angelnland antraten, und da der ge waltige Kaiser Otto >. an der damals breiter in tiefem Bette fließen den Königsau stand und seinen Speer mit starker Hand weit in's jütische Land hinein warf. Heut' stehe» die Verhältnisse so, daß nach tcr ans dem Anfänge der 90er Jahr; stammenden Berechnung von Adler daS deutsche Gebiet Schleswigs etwa 234,000 Seelen oder 58'/, Proz. der Gesammtbcvölkcrung, der dänische Theil etwa 117,000 Seelen oder 29 Proz. und das Mischgebict etwa 49,000 Seelen oder 12'/., Proz. umfaßt. Eine Linie von Gravcnstein, der Heimath des Gravensteiner Apfels, im Osten, bis nach Hoher an der Nords,«:, das allen Besuchern von Sylt wohl bekannt ist, würde un gefähr den Bereich des niederdeutschen von dem des jütischen Dialektes abgrenzen.. Toch dringt das Denlschthum über diese Linie langsam aber stetig »ach N> rden vor, hauptsächlich dadurch unterstützt, daß sich, wie der Däne varrcl. rria«;. Oltoscn ganz richtig erkannt hat, an die dcntsch redenden Gebiete vielfach Kirchspiele von lauer dänischer Ge sinnung anschließen, die der Germanisirung nicht allzu schwer zugäng lich (ind. öluch hat das Denlschthum in der Nordmark an mehreren größere» Wohuplätzen parke Stützen. Apenrade und Hadcrslcbcn sind jetzt wesentlich deutsch; und dicht an der Grenze stehen zwei Bollwerke des Dentschthnms: im Osten die aus dem vorige» Jahr hundert stammende Herrnhuterkolouie Christiansfeld, ei» freundliches, betriebsames, von Lindcualleeii durchzogenes Oertchen, im Westen das Kirchdorf Scheerebcck, dcssc» hoher Thurm das flache Land weithin bei erricht, nnd dessen wackerer Pastor Jacobse», der Schöpfer der Knnstwebeschule, so eifrig für die Hebung »nd Germanisirnng der Gegend wirkl. Wie den Eltern ein Sorgenkind, so ist diese Grenzmark dem deuischen Volke besvndcrs ans Herz gewachsen. Und wohl verdient das nvrdschleswigsche Land Interesse und Liebe, denn cs ist reich an Schönheiten, reich an charakteristischen Erscheinungen, reich an srcnndlichcn Dörfern nnd Städten, deren rothe Ziegeldächer sich prächtig i» das landschaftliche Bild einsügen. Ter sich hierhin sort- setzcnde und dicht an die See herantretende o st holsteinische Höhenzug ist es. der den, östl.chen Theile unseres Gebietes den Charakter aus tzrückt. Die schönen Seen der vielgerühmten „holsteinischen Schweiz' jehlc» hier freilich, aber sonst findet der Besucher so ziemlich alle ^>klemc»Ie jener reizvollen Landschaft wieder. Bon Hügel zu Hügel führt der Weg, bald durch Wälder, bald dnrch liebliche Thalgründe, ans denen stattlich und ehrwürdig alle Bauernhäusern hervorblicken. Generalversammlung steht nach vor aus dem Standpunkt, daß die BergwerlSinspeküvn unter Mit hilfe fr eigewählter Arbeiterdelegirler ausgesührt werden sollte, die ihre Funktionen im Nebenamte auszuüben hätte». Die Generalversammlung spricht ihr Bedauern darüber aus, daß die Reform der Bergwerk- Inspektion heute noch nicht in diesem Sinne herbeigeführt ist." — Die „Köln. Volksztg." will aus Berliner Regierungskreisen erfahre» haben, nach den Ergebnissen der amtlichen Umfrage könne von Fleisch uvth keine Rede sein, wenn auch die Fleischpreise manchmal erhöht worden seien, weil die Zufuhr lebenden Viehes nach gelassen habe. Die Aushebung der bestehenden Grenzsperre sei dem gemäß nicht zu erwarten. Aitsland. Veste» »eich-Ungarn. Nach de» studentischen Kund gedungen gegen das Ministerium Badeni, die im No . vember 1897 vor dem Parlamentsgebände, der Universität und anflOrdre erhalten, sich dorthin zu begeben, der Ringstraße in Wien stattfonden, wurde von militärischer Seite/den Suez-Kanal erfolgen, eine Untersuchung gegen alle Studenten, welche die Reserveoffiziers Charge bekleiden, eingclcitet. Das Verfahren wurde erst jetzt abge- wort aus die Proklamation des GeneratS Otis ein Manifest er lassen, in welchem er dagegen Einspruch erheb», daß General Oti» sich selbst als Militärgonverneur der Philippinen bezeichnet, nnd be hauptet, daß er niemals sich damit einverstanken erklärt habe» die Souveränität der Amerikaner auzuerkennen. Agnic aldo sagt, in der Proklamation, welche General Merrilt vor der Kapitulation der Spanier erlassen habe, sei ausdrücklich und seierlich erllärt worden, daß die amerikanischen Truppen nur gekommen seien, um die Filipinos zu befreien. Er protestire deshalb im Namen des Allmächtige» gegen das unberechtigte Eindringen der Amerikaner. —.Die Ber einigten Staaten rüsten unterdessen mit allen Kräften. Die Kanonen boote „Princelon", „Aorktown" und „Bennington" haben Befehl er halten, nach den Philippinen zu gehen. Die „Bennington" befindet sich bereits ans dem Wege dorthin und liegt zur Zeit in Honolulu. Außer den drei bereits zur Abfahrt nach den Philippinen bestimmten Regimentern hat nun ein viertes reguläres Infanterie-Regiment Die Fahrt wird durch Rauschend begleitet die See unseren Pfad; ihre tief einschneidenden» von Hainen vckränztcii Föhrdcu ersetzen jenen Mangel a» Landseen, vor Allem die flußartig sich dnrch bewaldete Abhänge windende, stets belebte, schöne Hadersledener Föhrde mit ihren idyllischen Um gebungen. Tie Wege begleiten leb ndl'ge Hecken, in denen sich Hasel und Ahorn und blühende Büsche vereinige». Dann ersteigen wir wohl eine überragende Höhe, wie den nordöstlich vo» Apenrade bc» legenc», 96 Meter hohen Knivsberg, den alten Sammelplatz der Deutschen Nordschleswigs, auf dem jetzt als bedeutsames Wahrzeichen der Bismarckthnrm sich erhebt, und entzückt schweift das Auge über die blauen Woge» der See nnd über das grüne Meer der Wälder, über lachende Thälcr und weitgcdchnle, hiaie.' üppige» Obslbänmen fast versteckte Dörfer, über Kirchthürmc, der n man bei Hellem Wetter 32 zählt, Hecken, die „wie dicke Laubgehänge um die Felder ge schlungen sind", über tiese grüne Schluchten und die weite braune Heide. Wohl ist der Stolz zu vecstchen, mit dem Lembcke von diesem Gaue singt: Du schönes Land mit Thal »nd Höh'», den holden, Mit grünen An'n, de» Aehrenfelder» golden, Wo in verwachsenen Schluchten Dcr Bach durch s Buchwerk dringt, Und an des Weges Buchten Das Volk ber Vöglest: singt. Neben der See und den Hügeln bildet der Wald den köstlichsten Reiz des östlichen Thciles des Grcnzlandcs. Herrscherin ist hier die Buche, wcnu auch der Radeln ald allmählich immer weiter vordrin^t. Ans einem mit weißen, gelbei: nnd blauen Anemone», mit liebliche» Maiblumen und duftige in Waldmeister dicht bedeckten Boden steigen die hohen, schlanken Stämme stolz empor uud begleiten die steigenden und fallenden Erdwellen. „In dieser Umgebung (sagt Meiborg) hat man nicht das Gesühl des Eingeschlvssenseins, wie es oft in flachen Waldgegenden der Fall ist; denn vom Kamme der Anhöhe blickt man durch das Laubdach der Abhänge über die Buimwipfel des T.alcs hinaus, und es ist oft, als befände mau sich zwischen den Kronen der Bäume. Auf der einen Seite alle Abstufungen von Grün: zahllose durchscheinende Zweige stehen in goldigen: Schimmer, und die Wasser, ans die man von oben blickt, skild von weißem, silberglänzendem Lichte umflossen. Auf der entgegengesetzten Seite leuchtet es ans den Kronen, den Stämme» »nd dem Waldboden von Sonncnblitzcn." Einst reichte das nordschlcswigsche Waldgebict viel weiter und bedeckte das Land vom kleinea Belt: bis zur alten dänischen Domstadt Ribe. Damals sollen nur drei Wege durch de» dichte» Forst gcsührt haben, deren Wagenspuren man heut »och mitte» auf dcr Heide antrifft. Aber unverständige Verwüstung zerstörte den kostbaren Waldbesitz. Die Kamine, die ans jungen Stämmen be stehenden Wildzäune, die i::S Meer gesetzten Rcisigzänne der Fischer an ter Westküste, die Kdhlenbrennereicn fraßen die Wälder; der böse Westwind gab ta n den gelichteten den Rest. Heut, wenn wir die Zone des Landrückens nach Westen wandernd verlassen haben, sprechen uns nur noch einzelne Neberreste verkrüppelter Eichen von jenen» allen Waldreviere. Die ernste Einsamkeit der Geest niiigicbl nn» hier; bräun, still, eben liegt die Heide nin nns, selten erhebt sich eine mit Heidekraut gedeckte Hütte in ihr, seltener noch treffen wir auf ein Dorf, und dcr Weg wird zur bloßen Wagenspur. Erst gegen die Küste zu beginnt die Gegend wieder mannigfachere Formen anzuiiehmc». Da tauchen wieder einzelne Erdwellcn auf, wie dcr Gasschor bei Scherrebcck und dcr — freilich nur ein paar Ellen hohe — „Berg" bei Ncisbh. A» Wasserläufen uud Bächen, „wo Binsen und Rosen wachsen, wo das dichte Gras mit dcr blaßgelbeu Blume des Wa htelweizcns untermengt ist, wo Vergißmeinnicht und goldgelbe Butterblume:: gedeihen", ist es hier gar hnosch. Auch finden sich bei Lügumkloster einzelne kleinere Waldungen, und an dcr Küste breitet sich h^er »nd da ein schmaler Marschstreifen. Drüben ans der See steigt Röm, die Geest- und Marschinsel, flach empor und der scharfe Seewind bläst über die Ebene und verkrüppelt die einzelnen Bäume. Ten natürlichen Bedingungen entsprechen die ökonomischen Ver hältnisse des Gebietes. Dürftig und weltabgeschieden ist der westliche Theil. Nur die Bahn von Tondern nach Ribe schließt dies Gebiet an den Weltverkehr au; zwischen beiten Städten finden sich keine »anchasteren Wvhnplätze außer Scherrebcck und Lügumllosler, dessen schöne romanische Kirche ans dee kahlc» Ebene stattlich hervorragt. Aber drüben an der blauen Ostsee ist eine andere Welt. Da ist Wohlstand, Lebe», Verkehr, da schwiu mcn die Schisse in den Föhrde::, da liegen d:e Zentren Nordschlcswigs. Hier war im Anfänge des Jahrhunderts unter de» Bauern eine solche Wohlhabenheit, daß sich in einem rechten Bauernhöfe ein stattlicher Silbcrschatz von Schalen, Löffeln, Kanne» und dcrgl. mehr befand. Ans dem Jahre 1785 wird belichtet, daß mancher Bauer gern seine 1000 Rcichsthaler für die Befreiung seines Sohnes vom Kriegsdienste gezahlt hätte, — ein sicherer Beweis des damaligen Wohlstandes, der »ach de» schweren Stürmen, die diese Gegenden besonders im 17. Jahrhundert erlitte» hatte», doppelt bemerkenswerth ist. Noch zeugen von dcr Sille und Gewohnheit dcr Vergangenheit die alten Höfe, die wir — wenn auch nicht zahlreich — in Nord-Schleswig antreffe», im Weste» die mit steinernen Mauern (Scheune zu Emmerleff), im Osten die chünen Fachwerkbaute» ans Eichenholz mit schweren Pfosten, die Füllungen in hübschen Mustern ansgemanert, und die zahlreichere» soliden, viel- 'ach mit Schnitzwcrk verzierten Bohlhünser. Vorherrschend war nnd >st hier die Form des dänische» Hofes, der nach der Straße strebt und ihr die Längsseite des Wohnhauses und di- Fenster znkehrt. De» Hof bilden mehrere einen Hosplatz umgebende Gebäude; Wohn haus und Wirlhschaftsgebände sind streng geschieden. Jedes Zimmer im Hause hat seinen besondere» Namen, das größte ist jener Pesel, dcr den Familienfesten als Schauplatz diente und eine steinerne Diele hat, aber des Ofens entbehrt. Hier finden sich kunstvolle Täfelungen, reich geschnitzte, schwer mit Eisen beschlagene Truhen und Schränke, in denen des Hause» Rcichthum an Bettzeug und Linnen schlummert.