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General-Anzeiger für Chemnitz und Umgegend : 18.10.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-10-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384843-189810182
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384843-18981018
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384843-18981018
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
General-Anzeiger für Chemnitz und Umgegend
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Jahr
1898
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Monat
1898-10
- Tag 1898-10-18
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Monat
1898-10
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Jahr
1898
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die Schneider durch diese Ordnung allzusehr in der Ausstellung beliebiger Rechnungen gehindert worden wäre». Wie wir schon oben bemerke», galt die Taxe nur sür schlecht und einsichtig (schlicht und einfach) gemachte Kleider; wer seine Kleider besonders gearbeitet bestellte, wer Etwas nach dem Muster der neuesten Mode (I) gemacht haben wollte, oder wer seine Kleider verbrämt, geködert, zerschnitten (geschlitzt), mit Sammet und Seide gefüttert verlangte, mußte wegen des Macherlohnes vorher mit dem Schneider ein Abkommen treffen. Dies galt besonders sür die damals „modern" gewordenen Pluderhosen, die manchmal mehr als 130 Ellen Zeug erforderten, wegen der vielen Schlitze und künstlichen Falten unendliche Arbeit machten und an vielen Orten verboten werden mußten, weil ihre Anschaffung die VermögrnSverhältnisse zerrüttete. Auch die Tuchscheerer mußten sich mit ihrem Scheercrlohue nach der Güte und dem Wertste des Tuches richte», das sie zuzurichten hatten, und durften sür die Elle 2—6 Pfennige zu scheereu nehme», je nachdem das Tuch von 6 Groschen an für die Elle bis zum Preise von einem oder mehreren Gulden kostete. Unter den inländischen Tuchen wurden namentlich die aus Zwickau als besonders gut be zeichnet. Bon besonderem Interesse gerade sür unsere Zeit sind die Be stimmungen der Ordnung für Maurer rzud Ziniuierleute. Kein Meister durfte mehr als zwei Gebäude auf einmal verwesen, gewiß eine sehr verständige und heilsame Vorschrift! Der Anfang und das Ende der Arbeitszeit richtete sich nach zwei verschiedenen Terminen. Bon Petri Stuhlfeier (22. Februar) an begann die Sommer arbeit, welche bis GalluS (16. Oktober) dauerte, wo die Winterarbeit ihren Anfang nahm. Zur Sommerzeit sollte man früh 4 Uhr an die Arbeit gehen, Morgen und Vesperbrot nicht länger als eine halbe Stunde halten, Mittags ei» Stunde feiern und vor dem Schlag 6 Uhr nicht von der Arbeit weg gehen. Di« WinterarbeilSzeit begann früh 6 Uhr, in dieser Zeit fiel die Frühstückspause aus", um 9 Uhr aß man aber schon zn Mittag, begann um 10 Uhr wieder uiit der Arbeit, vesperte um 2 Uhr eine halbe Stunde und trat Abends L Uhr von der Arbeit ab. Getreu der alten Regel: »Früh ins Bett und früh heraus" Wäre» unsere Vorfahren aus'jener Zeit allgemein schon sehr zeitig aus den Federn, wie denn auch alle öffentlichen Geschäfte, die jetzt vm 9 Uhr beginnen, damals bereits um 6 Uhr ihren Anfang nahmen! Doch zurück zu unserer Maurerordnnng. Ueber de» Arbeitslohn bestimmte dieselbe, daß der selbst mit der Kelle arbeitende Meister für Sommer täglich 4 Gr., eiu Geselle täglich 3 Gr. und ein Helfer 20 neue Pfennige erhalten sollte. Jui Winter verdiente der Meister täglich 3 Gr-, der Gefells 2*/,. Gr- und der HelfersGr. Die stleicheii Bestimmungen galten auch für die Zimmerleute. Auch für diejenige» Handwerker, die ihre verfertigten Maaren stmu 'Verkaufe auszustellen pflegten, wie Schuster, Schmiede, Sattler, Böttcher rc. wurden Ordnungen aufgestellt, obwohl der Stadtrath in der Einleitung selbst bemerkt, daß sich in solches, Dingen nur schwer eine Taxe geben kaffe, da der Preis der Materialien ebenso ver schieden sei wie ihre Güte. / Doch wurden ein paar gute Rei'tstkcfel zu-28 Groschen (c»n sitr die damaligen Verhältnisse eigentlich ziemlich hohdr Preis) angeschlagen «nd verordnet, daß man zu zahlen,habe: »Vor ein hoch par Schuch mit einem Rincken und zweien Knmfflen, oder Hacken mit zweiuen Solen, die do gut fein, 7 Gr. Vor ein Par Pfaffen Schuch mit zweien guten Solen 5 Gr." Eiu Paar gute MaunSpantoffeln kosteten 6 Gr., ein Paar dergleichen für Frauen 4 Gr. und ein Paar kleine Kinderschuhe 1 Gr. Die Schmiede dursten für ei» Rad zn beschlagen 32—35 Gr nehmen, wenn sie das Eisen dazu lieferten. Für ein Vordergestell war ihnen gestattet, unter'der gleiche» Bedingung 15 Gr, sür ein Hintergestell 8 Gr. zu fordern; ein Hufeisen sür Reisige und große Wagenpferde mußten sie sür 1 Gr. liefern, ein dergleichen für Bauern und kleine Pferde für 9 Pfennige Der Böttcher maßte einen guten Reife» für 3 Heller an rin Faß lege»; für einen solchen an eine Viertelstonne durste er nur 1 Pfg. verlangen. Die Sattler bekamen für einen Neitersattel mit Rinderdecke 1 Gulden, für einen solchen auf einen Klepper 18 Groschen. In gleicher Weise erhielten die Bäcker, Fleischer und Müller in einer ausführlichen Taxe genau alle Preise für die von ihnen zu liefernden Lebensmittel vorgeschrieben, sie mußten überdies „och einen Eid leisten, daß sie nicht untreulich handeln wollten und wurde» fortgesetzt, unter strenger Kontrole gehalten. Auch den Gast- und Schänkwirthen schrieb eine ausführliche Ordnung vor, unter welchen Bedingungen sie beherberge» du ften und was sie dafür zn fordern hatten. Es sei daraus »ur -erwähnt, daß ein Reisiger sür Ruhestätte und Stallmiethe pro Tag und Nacht 1 Gr. zu zahlen halte, und daß die Mahlzeit, bestehend aus 5 Gerichten mit Käse zur Nachspeise, aber ohne das Getränk, mi! 2 Gr. bezahlt wurde. Das waren noch glückliche Zeiten für Freunde eines billigen und dabei reichlichen Mittagstisches! Airs sächsische»; Chroniken. — Eine Schachpartie vor 21« Jahren. Im Jahre 1682 hatte der pruukliebende Kursürst von Sachsen Georg Ul. i» Karlsbad eine lebende Schachpartie veranstaltet, die seiner Zeit viel besprochen wurde. Auf der Wiese neben der Johanuisbrücke (jetzt d-r Garten des Hauses »zum goldenen Schild") in Karlsbad wurde eine große Räumlichkeit als Schachbrett abgesteckt und die Felder mit weißen und schwarzen Tüchern bezeichnet. Dfe nöthige Anzahl von Figuren stellte das Gefolge des Kurfürsten und deS Herzogs von Lauenburg, der gleichfalls damals zur Kur in Karlsbad weilte. Alle Theilnehmer wurden entsprechend kostümirt, und zwar der eine Theil in weißer, der andere in schwarzer Farbe. In angemessener Entfernung wurde» rings um das Schachbrett Tribünen für die geladenen Gäste aus gestellt, während für die beiden Schachspieler, den Kurfürsten und den Herzog, für jeden auf der Seile seiner Figuren eigene Estraden errichtet wurden. Aeußerst feierlich, unter den Klängen eines Marsches erfolgte der Aufmarsch der beiden Armeen, die durch ihr Exterieur, sowie durch ihr gravitätisches Auftreten große Heiterkeit erregten. Das Spiel selbst ging ganz regelrecht vor sich, die Figuranten begaben sich mit größter Präzision je nach dem Geheiß der Spieler auf die betreffenden Felder des weiten Brettes. Der genaue Verlauf der Partie ist uns leider nicht erhalten geblieben; nur soviel melden die Chroniken, daß sich der Sieg bald dem Kur fürsten zuneigte. Er war der vorzüglichere, der Herzog von Lauen burg der schlechtere Spieler, nicht so wie Otto von Bismarck, der kerbt Herzog von Lauenburg, der keine Partie verlor. — Die erste»» Feldposten 1» Sachsen. Sächsischer Feld posten geschieht zum ersten Male im Jahre 1683 (während des Türlenlrieges) und im Jahre 1691 (während der Campagne an» Rhein) Erwähnung. Eine besondere Fsldpostdieustanweisung, die aller dings nur drei Druckseiten umfaßte, erließ Kurfürst Johann Georg llk. von Teplitz aus am 30. April 1691. Darnach hatte die Postanstalk, die de» sächsischen Truppen ins Feld folgte, die Eigenschaft eines „Hof- und FeldpostanitS". Die sämmtlichen Geschäfte der Feldpost besorgte nur ein Beamter, welcher in administrativer Beziehung dem Ober- pvstamte Leipzig unterstellt war. Mit der Heimath bestand eine wöchentlich zweimalige Verbindung. Sammelstelle für Feldpostbriefe rc. war das Oberpvstamt Leipzig. Die Feldpost vermittelte die Be förderung nur zwischen ihre,» jeweiligen Standquartier und der nächsten Reichspostanstalt. Von und bis zn dieser geschah die Be förderung durch die gewöhnlichen PöstL'.l. UMAnS blieben die Feld posten im Auslande nicht unangefochten. Während des ÄüseüihMeT der sächsische« Armee in Oesterreich bereitete ihr der österreichische Obrist-Generalpostmeister, Graf v. Paar, in. der irrlhi'unlichen Äip- nahnie, daß seinen Posten durch die sächsische Feldpost Eintrag ge- schehe, allerlei Hindernisse, die erst auf eine nachdrückliche, unmittel bar beim Kaiser geschehene Vorstellung des Kurfürsten Johann Georg UI. abgestellt wurden. Später suchte auch Gras Taxis die der sächsischen Armee nach dem Rheine gefolgte Feldpost zu verdränge», jedoch ebenfalls ohne Erfolg. — Das Per» nckchend Als im großen Opernhanse zu Dresden im Jahre 1755 die berühmte italienische Sängerin Fuoramonti in der Hasse'schcn Oper „Aetins" auftrat, hatte sie während einer Bravourarie einem kleinen als Götterknabe gekleideten Mädchen die Hand ans das Haupt zu legen und bei der Cadence die Hand schwörend gegen den Himmel zu erheben» während das Götterkind verschwand. Dieses hatte ein lockiges Perrückchen auf, das man fest- zuschuallen vergessen hatte. Die Sängerin blieb mit einem Finger an dem Perrückchen hängen und hob es schwörend empor. Verlegen, aber nicht außer Fassung reichte die Signora geschwind das Perrückchen einem der die Genien darstellenden Statisten, deren Zahl an diesem Abend über Zweihundert betrug, um es hinter die Konliflen zu werfen. Der betreffende Genius aber, gerade einer der Dümmsten, wußte nicht, was er mit dem haarigen Dinge anfangen sollte, gab eS seinem Nachbar, dieser wieder vem Nächststehenden.und so ging das Perrückchen durch die Reihe der Genien von Hand zu Hand, bis es endlich der letzte der Schutzgeisier, »och dümmer als der erste, der Sängerin wiedereinhändigen wollte. Diese, welche singend, nicht wußte, was hinter ihr vorging, noch, weniger aber sich erklären konnte, weshalb das Publikum bei ihrer sentimentalen Arie so heftig lachte, war außer sich vor Ver legenheit. Als ihr aber bas verwünschte Perrückchen wieder in die Hände kam, mußte sie in das Lachen «»stimmen, und, da sie ans demselben nicht wieder herauskam, mußte der Vorhang fallen: — Die älteste Glocke i»» Sachse»». In Wilsdruff hängt auf dem Thurms der romanischen Sl, Jacobikirche die älteste Glocke- des Sachscnlandes. Dieselbe stammt aus dem Jahre 1290. In einer Kirchenchronik weist man jetzt nach, daß durch die bisher nicht enträthselten sieben rohen Bilder ans der Glocke zwei Legenden aus dem Leben des Bischofs Benno von Meißen dargestellt werden. «Schsisch«» E«,s»l«e. Sächsisch«» Erzähler. ^ / instrumevtsn" hin von ihnen zu verlangen hatte. Ferner schrieb der Freigraf der heiligen Lehme an den Leipziger Rath, er soll« „äio heolaxtsn rnzck z-isi» v^l> imcko Iclnäsreu von on (sich) tri de« (weglreiben) rmäv oer Ohr) ZUt (Gut) beimläm. Auch wurde der Mager dem Schutze de« Markgrafen von Brandenburg und der Herzöge von Sachsen empfohlen, während die Angeklagten weder „solinos uoolr seiner iiol1i.il Imin»" bei Päpsten» Königen, Kaiser», Fürsten, Grafen, .Rittern oder Knechten. Eine besondere Auf forderung, dem Matthias Mackwitz zur Er langung des ihm zuerkannten Rechte? Beihilft zu leisten, erließ der Freigraf an demselben 8. Februar 1457 an die Herzöge von Sachsen, Markgrafen von Brandenburg, Grafen von Mansfeld und Anhalt, den Bischof Johann von Merseburg und den Ritter Haus von Maidenfels, außerdem an alle Schultheiße, - Richter, Freigrafen, Freischöppen und an aller meullod, äer äusss prell (Brief) an- 'Komrnvt, en (ihn)'ssdinfi-lwrerr aller (oder) 'lesssn". Auf Grund dieses Schiedsspruches der heiligen Vehme ging jetzt Matthias Mackwitz gegen den Kurfürsten Friedrich de» Sanst- müthigen und den Leipziger Rath, die Beide Heu Beklagten und ihren Vertheidigern Schutz gewährt haben sollten, vor. In der Nacht zum Donnerstag, den 18. Mai, wurde der Vogt von Delitzsch, Albrccht Proffe, durch einen lauten Hornstoß geweckt, und bald übrrbrachte ihm der Burg- llvächter einen Brief, der im „Grindel" des Burg- Ihors gesteckt hatte. Tr öffnete und fand zwei: „Ksllllsbrlsts." 'lVIssst brnAsriasistsr vall rsll vr»ä Laut ans ßsias^iis sou llllptrlrs (Leipzig), llasioa Natts Nsevit, Laloll Trabst, Vraat von Orrnnws. Haas vmz LartoubsrA, LsntoLs Luksaoox, Krs^llsLs Vovksl, llssoo Vz-vsisus vall alle vossr mitts lisllsr vvsr (euer) vi»ä llsr vvsrr» (curige») voller» vvi»1 s>'n vmb äos probistss vrUsi» 2011 sivös (Samt) Tboruas, vull vas btrai» gssebit an raabs, morlls voll braalls, llar vulls vir »tobt, Lea auvvorrsu (verantworten) vnä vussr srs au uvlr (euch) vull au llsn uvsru bs vart babiu. Ossobrsdou am souuaboulls uavlr vussrs bsru b^ruuisl- t'art auuo äoiutui I.VIHO Ossobrsbsu voller vossr e^us toßSstsAsl. * . * Nksttst, (wißt) bsrtlrsßs (Herzog) lkrsxllsrlr (Frledrich)bsrs io Lassen, llat sic (ich) Kattas Nagbvtv vulls 8.0I0I Tadel vulls Lraud vau Orauuus, Haus vau üarllsudsrgbs, Usunixd Lulrsnoop, l?rsz»äsrlc Loelkshllaood v zivsiaus vulls alle vuss inz-lllls bul^ers (Mithelfer), Lad vs vMs (wir wollen) v/Adeut (Feinde) iuvsr (euer) lauäs vulls lulle vs^ssu (sein) vruius vuss Zrotsr vursodtäodsvv vsz-eoso (wegen), äs lls sobut (geschieht) Kattas Kalr- vit vau äsu vau Us^püsssods (Leipzig) vvVKlrsu orus Kkssobut, vulls vss uir vau souut au rovs (Raub) vulls au brauäs vulls au ruorlls, äar v^Üs vs uz-sdt to autvortsu vuä vuss srs au eitc (auch) vulls aucksu iuvsru bzr warsu. Odo sorsvsu (geschrieben) au äsu» souuavsuäs ua vuss» dsrs» gdoääss d^iurasl vart äasds tu llsru aodtsu vulls vslltigdaatsu (50.) iars gdssorsvsu vullsr Natias Nalrs vit iuZdsssAsl, äss vs alls dis to brudsu. Diese beiden Fehdebriefe sandte der Vogt noch Nachts um 2 Uhr an den Kurfürsten ab, der am 14. August seine Bürger zu „I-ip'/Ic" in Schutz nahm, da dem Mackwitz das Recht in Sachsen nie geweigert worden sei und er .sie vor auswärtigen Geritten verklagt habe. Der Leipziger Rath aber beschloß, in Ver bindung mit anderen Stadien des Landes gegen die Vorladungen des heimlichen Gerichts vor zugehen, und erhielt die Erlaubniß dazu vom Kurfürsten am 4. Dezember l 459. Sein Un gehorsam gegen die Behme wurde dadurch ge straft , daß der Kaiser die Acht über Leipzig aussprach. Es folgten neue Aufforderungen der Freischöppen und des Freigrafe» an den Kurfürsten, dem Matthias Mackwitz zu seinem Recht zu verhelfen (am 13. Dezember 1459, am 8. Januar 1460). Der Leipziger Rach legte nun den ganzen Handel dem Papste Pius II. vor, und dieser bestätigte am 14. April 1462 die in der Frankfurter Reformation von 1442 ausgesprochenen Beschränkungen der heim lichen Gerichte auf gewisse Fälle und trug dem Propste des Leipziger Thvmasllosters, dem Wurzener Propste und dem Merseburger Dekan auf, seine Bestätigung bekannt zu machen. Im Frcistiihle traten Zerwürfnisse ein: am 27. April 1442 erklärte der Freigraf vier Freischöppen wegen Ungehorsams für ehrlos. Wieder erließ er am 12. Oktober eine Auf forderung, seinen Schützling zu fördern und zu unterstützen; die Freischöppen meldeten dem Propste Johann vom Peterslloster bei Merseburg, daß Matthias Mackwitz gegen besten gerichtliche Vornahme Berufung einlege, und am 18. Januar 1463 „vervehmte" der Freigraf auch jene beiden Pröpste mit allen ihren Hintersassen. Hier lassen uns plötzlich die Quellen im Stich. Wir wissen nicht, wie der Rechls- Handel des Matthias Mackwitz »nd der Leipziger geendet hat. Die Abdankung eines deutschen Fürsten. Es sind jetzt 60 Jahre verflösse», daß ein souveräner deutscher Fürst, Heinrich der 72. Fürst von Nenß-Lobeiistein-Ebersdorf, Milrcgent von Gera, in Folge eines in seinem Lande ausgebrochenen Revolutiönchens abdankte. Es ist dies derselbe Fürst, der 1826 seine gesammte Streitmacht gegen die bei dem Dorfe Harra zusannnengctrcteiie» Bauern marschiren ließ, die ihre Häuser nicht lei der Magdeburger Feuerversicherungsgesellschast versichern wollten, wie es der Fürst angeordnet hatte; cs gab bei dieser Attacke 17 Tobte und viele Schwer- verwundete. Doch nicht nur durch die „Schlacht bei Harra" ist dieser Fürst bekannt geworden, auch dadurch, daß Lola Montez eine Zeit lang in der Residenz Ebcrsdorf, meist mit der Reitpeitsche in der Hand, an Stelle des Fürsten das Regiment führte, bis der Fürst, ihrer überdrüssig, sie des Landes verwies. Im März 1848 entfachte eine Hand voll Studenten und Kandidaten,dieRevolution iiiSereiiissiiiiiLaiideii. Heinrich der 72. glaubte durch Proklamationen de» Sturm beschwören zn können, doch mußte er von Ebcrsdorf nach Gera flüchten und auch von dort wurde er durch eine Sturmpetition vertriebe». Er nahm seine» Aufenthalt auf dem Gute Guteborn in der Lausitz und erließ von da sein „Letztes Wort an das Volk". Bald folgte eine (nicht, wie man jetzt vielfach liest, au „Meine zahlreichen auswärtigen Freunde und Bekannten" gerichtete) Abdankungs- anzeige, welche folgenden Wortlaut hat: Geraume Zeit ist es Mein Vorsatz, wegen Meiner erschütterten Gesundheit die Führung der Regierung niederzulegen. Jetzt bei de» Austrengungen der Neuzeit, in die Ich vom Krankenlager geworfen ward, ist es gebieterische Pflicht. Und — schwarzer, unerwarteter Un dank von mancher Seite hat Mein Walten abgeschnitten. Deshalb — habe Ich schon iin Apcil am rechten Ort Meinen unwider ruflichen Entschluß ausgesprochen, auszuscheiden. Diesfallsige Vereinbarung ist nun endlich! erfolgt. Ich lege, Kraft dieses, zum «Beste» Meines verfassungsmäßigen Nachfolgers, Jhro des regierende» Fürsten von Schlei; Durch laucht und Liebden, diq, Regierung nieder. Treu glaube Ich 26 Jahre lang mit Auf opferung für meine Wahlsprüche: „VolkeSwohl ist Fürsten Lust", „Reform, nicht Revolution" gewirkt zu habe». Wen» Mir's nicht ganz möglich ward» wenn Mein öffentlicher Charakter verschleiert; so wirkten dazu un günstige Umstände, d. i. Unsere starken-. Gemeinschaftszustände, starre Bundes- und ) Protokollen-Nacht. Nun, die große Zukunft wird Alles besser»! Mein Trost über Bitteres ist die feste Hoffnung, die ich schon am 21. März öffentlich aussprach: „Ei» freies, großes, starkes Teutschland, soweit seine Sprache", für das der letzte Blutstropfen. Mein herzliches Lebewohl denen Meiner theuern Landsleute, die Mir einen Rest von Liebe schenken. Urkundlich Meiner eigenhändigen Vollziehung und Beidrückung Meines Fürstlichen Wappens. Den l, Oktober 1848. (I». 8.) H. d. 72. F. Neuß. Diese Abdankung und Verabschiedung er schien in der Geraer Zeitung vom 12. Oktober 1848, Nr. 85. Später nahm der Fürst seinen Aufenthalt in Dresden und starb dort am 17. Februar 1853. Das Renßenland hat er nach seiner Abdankung nie wieder betrete». Ein verhäilgnißgolles Mißverstiindniß. Im Jahre 1631 »ahm Gustav Adolf von Schweden nach dem Siege von Leipzig seine« Marsch »ach Erfurt. Während er hier das Frühstück einuahm, hatten 18 schwedische Soldaten heimlich in Bürgerhäusern geplündert, wobei die betroffenen Erfurter Bürger thätlichen Widerstand leistete» und ihr Hab und Gut nach Kräften verlheidigtm. Gustav Adolf er fuhr erst in Ilmenau von dem Borkommniß und ordnete seinen General Gustav Horn ab, die „Gewaltthäten" gefangen nehmen und er schießen zu kaffen. Gustav Horn aber beauf tragte wieder den Rittmeister Verhauber mit der Execution gegen die „Gewaktlhäter", und der Rittmeister glaubte» das Wort „Gewalt thäter" beziehe sich auf die Bürger, die sic, mit thätlicher Geivalt den 18 Schwede» wider setzt hatten. Ohne sich über den Sinn seiner un klaren Ordre Gewißheit zu verschaffen, eilte er na Erfurt zurück und ließ daselbst 18 Per^ vom Rath und der Bürgerschaft, dle^ Affaire betheiligt gewesen waren, erschießen. Am nächsten Tage Gustav Adolf das entsetzliche M Er entblößte sei» Haupt und sch seines Heeres, daß er an dem L furter unschuldig sei. Nittmei^ .rettete sich vor dem Zorn de die Flucht. Die Plünderer, veranlaßt, erlitten noch in den Tod. .
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