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Nr. 70. - I8S8.7 Diese verbreitetste unparteiische Leitung erscheint Wochentags Abends (mitDatuin des nächsten DageS) und kostet mit den sechs Wöchentlichen Beiblättern: 1. Sächsischer Erzähler, L. Meine Botschaft,. V. Gerichts-Zeitung, 4. Sächsisches Allerlei, k. Jllnstrirtes Unter- haltnngsblatt, k. Lnstiges Bilderbuch Monatlich bO Psennige. 1898. Postliste: Nr. 2808, Telegramm -Adresse: Genc:ala»»eigee. gerulprechstelle Nr. IS». General erger (Sächsischer LaudeS-Stnreiger). Sonnabend, den 26. März. Anzeigenpreis: «gespaltene Corpus,seile (ea.9 Iilben fassend) oder deren Raum lSPsg. (Preis verzeichnisse k Zeile 20 Psg.) — Bevorzugte Stelle (< gespaltene Petit-Zeile circa ll Silben lassend) 30 Psg. — Anzeige» können nur bis Bormittag lO Uhr angenonunen werde», da Druck and Verbreitung der großen Auflage längere Zeit erfordern. Chemnitz und Umgegend. Gegründet 1873 a»S „An-eiger" «. Verlag und Rotation-maschinen-Dru« von Alexander Wiede in Chemnitz» Lheaterstratz» Nr. 8. Geschäftliche Anzeiger-Inserate finden sitr billigsten Preis zugleich Verbreitung durch die täglich erscheinende Chemnitzer Eisellliahn-Zeititng. Da sich bei den Postanstalte» zun» Quartalswechsel di« Abonnenientsbestellttngett häufen und dann »eicht in den» laufenden Bezug Unregelmäßigkeiten eiutreten können, so empfiehlt es sich, daß unsere geehrten Postabonnenten gütlgst recket bald die Bestellungen bei ihren Postanstalte» veranlassen. Anzriger-VerlagS-Anftatt Chemnitz. Amtliche An,eigen. Zwangsversteigerungen. Das im Grundbuch« ans den Namen Carl Immanuel Friedrich Weist eingeiragene, in Nltendorf (Limbacherstraße Nr. 66) gelegene Grund stück. Folinm >12 veS Grundbuchs, Nr. 19 des Flurbuchs, Nr. 21 l> deS Brandkatasters für Altendorf, bestellend ans Wohnhaus mit Verkanfs- ladc», Waschhansnnba«» und Hofranai, geschätzt ans 8975 Mark, soll an hiesiger AintSgerichtsstcstc zwangsweise versteigert werde» und eS ist der SV. April 1898, Vormittags » llhr, als Anmeldetermin, ferne der 17. Mai 1»«», Vormittags 0 Nhr, als Versteigernngs- termi«, sowie der 2». Mai^ 18V», Vormittags 11 Uhr, als Termin zur Berknndnng des VertheilungSplans anberaumt worden. Das im Grnndbiichc ans den Namen Max Richter eingetragene, in Altendorf (Friedrich-Angust-Straße Nr. 2) gelegene HauS- und Garten- Grundstück, Nr. 1261: des Flurbuchs, Nr. lidlbi des Brandkatasters, Folinm 246 des Gru.:dbuchs für Altendorf, geschätzt auf 38,855 Mark, soll an hiesiger Amtsgerichtsstelle zwangsweise versteigert werden und es ist der 38. April 1»»», Vormittags 18 Uhr, als Anmeldetermin, ferner der 17. Mai 1808, Vormittags V-H Uhr, als Versteigernngs- termin, sowie der 2». Mai 180», Vormittags 11 Uhr, als Termin znr Verkündung des Verthetlnngsplans anberaumt worden. - Die Nealberechtigteu we:den aufgefordert, die auf den Grundstücken lastende» Rückstände an wiederkehrenden Leistungen, sowie Kosteiifordernngen spätestens im Anmeldetermine anzmnelden. Eine Uebersicht der aus den Grundstücken lastenden Ansprüche und ihres Rangverhältnisses kann nach dem Anmeldetermine in der Äerichtsschreiberei des kömgl. Amtsgerichts ei»- gesehen werden. Deutscher Reichstag. 69. Sitzung vom 24 März, 11 Uhr. Das Haus ist gut besetzt. Am Vuiidesrathstisch: von Lirpitz, Graf Posavowsky V. Bttlow, Frhr. v. Thielmann tt. Sl. Das Haus setzt die zweite Lesung der Flottenvorlage fort. H 1 enthält die Bestimmungen über den Schifssbestand und das -Septennat, das durch den KommissiouSbeschluß i» ein Sexennat um-" gewandelt ist. Staatssekretär v. Tirpitz uimmt den Admiral Hollmann gegen die Angriffe des Abg. Schädler in Schutz. Hvllmann habe die aktuellen Ansichten über die Flotlenvorlage, wie sie in der Vorlage zu Tage treten, gethcilt. Die Vorlage sei ein Werk lOjähriger angestrengter Arbeit. Hollmann habe nur Ersatzbauten gefordert und brauchte daher nicht einen bestimmten Plan vorzulegen. Uebrigens sei Holl- mann mit dem vorliegenden Gesetz einverstanden. Abg Hilpert (daher. Bauernd.): Die Lage der Landwirthschaft sei gegenwärtig nicht rosig, deshasb könne er nicht für die Vorlage eintrcten. Harte Schule. Roman von L. Haid he im. (2. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) , «Wie man es dem Trausnitz anmerkt, daß er vom Lande kommt In jedes Ladenfenster schaut er hinein und keine Seele kennt er!" neckte einen Tag später ein blutjunger Offizier seiiien um einige Jahre ältere» Kamaraden Trausnitz, während sie langsam durch die Menge schleuderten, die um diese Stunde sich täglich auf dem Trottoir der Ringstraße drängt. ^ -SrA Transnitz lachte-ein wenig befaiiKM Er wollte nicht sagen, daß es nicht die Juwelen, Piitzartskel Mer sonstigen Auslagen der eleganten Läden waren, wonach er flch "schon mehrere Male hastig umgeblickt, sondern, daß ihm die Achnlichkeit irgend einer schlanken Mädchcngestalt mit einem Bilde, das er im Herzen trug und an das er immer dachte, ausgefallen war. In derselben Minute hatte er freilich jedesmal erkannt, daß er durch die Aehnlichkeit getäuscht worden. Rittmeister von Radowitz, der auf seiner anderen Seite ging, hatte ihn inzwischen in Schutz genommen. „Ihr von der Garde, mein lieber Ernstem, erfährt freilich ver teufelt lvcnig davon, wie es uns Anderen da draußen schmeckt! Ihr solltet »nr auch einmal, wie Trausnitz n»d ich, ein paar Jahre in so einer elenden, kleinen Grenzgarnison liegen, dann machte Euch jeder Hampelmann in einem Spielladen wieder kindliche Freude." „Tas hielte ich einfach nicht aus! Ich verstehe wahrhaftig nicht, wie gebildete Menschen ein solches Dasein auch nur auf Monate ertragen können, ohne blödsinnig zu werden," lachte Graf Ernstein. „Nun natürlich, wenn man alle seine Hilfsquellen von außen beziehen will!" „Großartige Geister, wie Sie. lieber Trausnitz, greifen nun freilich nur in den eigenen, reich besaiteten Busen, um Harmonie in ihr Leben zu bringen, aber wir Andern! Du lieber Himmel! Nun, bitte, aber sagen Sie mir um aller Heiligen willen doch nur 'mal, wie Sie Ihre dienstfreie Zeit todtschlagen ohne Würfel und Karten, ohne Sport, ohne Theater, ohne — ? Na, Wein und Weiber giebt's freilich überall! Hatte denn wahrhaftig Ihr Oberst den Teufel im Leibe, so gegen seine Offiziere zu Werke zu gehe»?" „Sie meinen, weil er das Spiel verbot?" fragte der Rittmeister dazwischen. „O, verbieten!" ries Trausnitz. „Das sagt ja nichts. Er setzte eben a„ch durch, daß wirklich nicht gespielt wurde; auf mein Wort, Ar thaten es nicht, Niemand; vielleicht zum Theil ihm zu Liebe— seni Sohn erschoß sich nämlich nach einer durchspalten Nacht, sein Einziger. Uebrigen» wußte man ja auch, er strafte ohne jede Nach- ficht. Cs gab da kein Augcnzudrücken, kein Vertuschen; mit drakonischer Strenge ging er vor."' Abg. Richter (sreis. Volksp.): ES handle sich um eine dauernde Organisation, um die Festlegung des Etats durch den Reichstag. Warum wolle man die Flottenvorlagc durch einen Reichstag bindend erledigen lassen, besten Lebensdauer nahezu abgelaufen sei? Die Kommission habe den Gesetzentwurf so unwesentlich verändert, daß seine Partei bei ihrer ablehnenden Haltung verharre. Die Bedeutung einer Flotte werde überschätzt, und das, was wir haben, werde unter schätzt.. Es bestreite ja Niemand, daß wir eine brauchbare Flotte haben müssen. Wir haben bereit- zwei Milliarden dafür ansgegeben. Herr Rickert scheine dies Alles zu übersehen. ES sei auch nicht wahr, daß die Flotte in letzter Zeit heruntergekommen sei, der Reichstag habe stets die nothwendigen Ersatzbautcn bewilligt. Di^ Thatsache, daß jetzt 16 Schiffe hinzukommen sollen, solle nach Herrn Rickert für den deutschen Handel entscheidend sein. Das sei einseitig und falsch. Dazu kommen die schweren konstitutionellen Bedenken gegen die Bindung des Reichstages. Man habe eine große Agitation ent faltet, zum Theil mit Erfolg, um den Handel und seine Vertreter für die Vorlage zu iiiterssiren. Demgegenüber sei die Zahl der. ge» forderten Auslandschiffe gering und außerdem schon vorhanden, wie der Redner unter Aufzählung der vorhandenen Kreuzer nachzuweisen sucht. Auch im Auslande seien heute schon so viele Kreuzer im Dienst, als »ach diesem Flottengesetz in Zukunft in Dienst sein sollten. Die Neubauten sollen eben einzig und allein der Schlachtflotte zu Gute kommen, owohl sie durchaus nicht so mangelhaft und ersatzbedürftig sei. Nun solle ja die Schlachtflotte nur zum Schutz unserer Küsten dienen, aber aus die leichte Vertheidignng unserer Küsten und die schwere Angreisbarkeit werde wenig Bezug genommen. Herr Rickert habe im Jahre 1889 hier gerade das Gegentheil gesagt von dem, was er gestern gesagt. Damals habe er als Küstenbewohner jede Besorgniß von sich abgewiesen (Redner verliest unter Heiterkeit des Hauses Stellen der damaligen Rickert'schrn Rede. Abg. Rickert meldet sich zu Wort und ruft: Was verstehen Sie von Küstenschutz). Auch Herr Admiral Hollmann habe in der Kommission gesagt, daß eine große Panzerflotte i» die deutschen Flußmündungen nicht einlausen könne. Bon der Nothwendigkeit der neuen Formationen sei er in der Kommission nicht überzeugt worden. Freilich handle es sich hierbei zum Theil um eine Berlrancnssrage. Aber könne man denn Ver- t auen haben angesichts der wechselnden Anschauungen über Flvlten- ersatz? Der jetzige Plan solle 10 Jahre erwogen sein, aber weder der Graf Caprivi, noch Admiral Hollmann wußte» etwas davon. Man stütze sich nur auf den Plan von 1879. Weshalb solle man dem neuen Staatssekretär so großes Vertrauen entgegenbringen? Um diese» handle es sich auch gar nicht, sondern um eine Fest „Nun, und was thaten Sie dann also? Sie und die Kameraden?" fragte neugierig Graf Ernstem. ^ „Man lebt auf dem Lande wirklich innerlicher, konzentrirt sich mehr, interessirt sich für Litteratur und Kunst. Wir hatten einen Gesangverein mit Damen, führten Oratorien auf, spielten Theater, lasen mit vertheilten Rollen —" „Ha, ha! Das Ewigweibliche also! Ich bin nur neugierig wie diese ländlichen Schönen —" In diesem Augenblicke hielt eine hochelegante Equipage »eben den drei Offiziere». Eine äußerst modern gekleidete Dame, die darin saß, winkte dem Grasen Enistein lebhaft zu. Der Diener war schon vom Bock herabgcspriiiigeu und öffnete ans ihr Zeichen die Wagen thür, und ehe die beioen Anderen sich nur recht besonnen hatte», war der gegen alle ländliche» Freuden so skeptische Kamerad nach flüch tigem, aber sehr freundschaftlichem Gruß zu der Dame eingestiegen. Ter Wagen rollte weiter. Die Federbüsche des Kutschers und Dieners ivehien im Abcndlvinde. „Wer war die Dame?" fragte Trausnitz lebhaft, denn sie schien ihm sehr schön zu sein. Der Rittmeister, der schon einige Wochen in der Residenz lebte und in seinem Kreise also schon alle möglichen Beziehungen kannte, zuckte die Achsel»; er sah finster aus. „Sein Verhängniß, sürcht' ich. Die Fra» macht sich und ihn auf diese Weise unmöglich." Er erzählte dann kürz, daß die Dame die Tochter eines Bankiers Albrecht Thilleuberger sei. Aus einer reichen Emporkömmlingsfamilie stammend, fühle sic sich in ihres Gatten Kreise nicht wohl, und nachdem einzelne Häuser seiner ehemaligen Bekannten und Standes- genossen sich ihr geöffnet hätten, wisse sie sich nun, doch nicht mit Takt und Vorsicht zn benehme». Ernstein sollte ein entfernter Vetter von ihr sein. „Und ihr leidenschaftlicher Verehrer?" „Man sagt so. Wie oft aber hat man von ihm schon Achn- liches geflüstert oder laut erzählt. Doch diese Frau übt weder Takt noch Rücksicht. Die Frauen sind allemal unser Verderben, Trausnitz. Hüten Sie sich vor ihnen! Ich hoffe, Sie haben meine Briefe über dies Thema beherzigt." „So weit es möglich war. Aber nun muß ich Ihnen guten Abend wünschen, lieber Radowitz. Ich sehe schon von hier aus, daß bei uns im Eßzimmer die Krone brennt, und mein alter Herr wird im Punkte der Präzision leicht ungemüthlich." Sie gaben sich die Hände und trennten sich mit einem: „Auf legung der Marine ohne Befragung von Personen und deS Reichs tages. (Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe betutt den Saal.) Da» Bedürfniß, die Schlachtflotte gerade jetzt zn erweitern, bestreite er, das Hauptbedenken richte sich aber gegen die Bindung deS Reichs tages. Zum ersten Mal sollte sich der Reichstag nicht nur auf das Ordinarium, sondern auch auf das Extraordinarium binden. Die Abkürzung des Septennats auf sechs Jahre durch die Kommission sei kein Bortheil, sondern ein Nachtheil, denn sie erhöhe die jähr lichen Raten. Der Redner weist auf die allgemeine Steigerung der Ausgaben für Heer- und Marinezwecke und des PensiouSsondS hin und befürchtet einen Rückgang der Ueberschüste des Reiches. Er fürchte sich nicht vor Schreckgespenstern, aber der Geist gehe schon herum» das sei der Geist der außerordentlichen Ueberschätzung der Marine. Alle die hohen Aufgaben sollen wenige Kreuzer erfüllen (Ruf rechts: dann bewillige» Sie doch mehrt). Sehen Sie, daß^ man bald wird mehr fordern müssen (Heiterkeit)! Nach dieser Logik müßte das große deutsche Reich mehrere Schlachlflvtlen haben, aus wärtige Hase» und Kohlenplätze, Docks rc., kurz alle Forderungen einer Marine ersten Ranges. Diesem Geist müsse man «ntgegeu- treten, diesen, Prinzip „Mehr Dampf vorauSl" Alle die neue» Forderungen greifen schon i» den KonstitutionaliSmuS hinein» er komme überall eine Neigung zum Absolutismus, zum Militär- absolutiSmus zum Ausdruck. Schließlich verstehen die Minister und die Staatssekretäre auch nicht mehr von der Marine als der Reichs tag und brauchen nicht befragt zu werden. Die Beeinflussung von oben her sei bei dieser Vorlage sehr stark gewesen. Die Maste de» Volks stehe nicht hi»ter der Vorlage. Das Gesetz enthalte ein Mißtrauensvotum gegen den Reichstag. Staatssekretär Tirpitz führt aus, eine Organisation solle etwa» I Dauerndes sein. Durch d.k Ausführungen der grundsätzlichen Oppo sition sind wir in dieser Meinung nur bestärkt worden. Der Herr Vorredner hat aber zwei Eisen im Feuer. Früher sprach Häf gegen die Ufeilvsigkei't, jetzt gegen einen nun endlich vorliegenden festen Plan. Ich habe in der Kommission sachliche Begründungen gegeben; der Abg. Richter scheint diesen nicht gewachsen gewesen zu sein. Scho» Admiral von Stosch hat die Absichten dieser Vorlage gekannt. Staatssekretär Freih. v. Thiel«,an«: Bei den 190 Millionen, die der Abg. Richter erwähnt, handle es sich nicht um ei» PluS de» Marineetats; an der Steigerung des Pensionsetal» sei die Marine nur mit 1'/„ betheiligt. ^ Abg. Di', v. Bennigsen (natlib.) meint, die oppositionell aufgeregte Rede würde Herr Richter nicht gehalten haben, wenn er modischen und nicht sehr großen Hause zu. Er freute sich, wie es so vornehm und apart dalag zwischen all' diesen drei und Vier Stock hohe», neuen Miethspaläste». Es hatte nur ein Hochparterre und eine Beletage; diese überragte ein dreifenstriger Erker. Es war in den edelste» Verhältnissen gehalten, zog sich breit hin und schien zu sagen: „Wir brauchen uns nicht einziiengen." Auf der Rückseite überragten das Dach die Wipfel zweier allen Linde». Ei» solches Haus gab es in der ganzen Stadt nicht weiter. Erzherzog Ernst Philipp, vielbeweinten Andenkens, hatte es Anfangs des 18. Jahrhunderts erbaut, „wie für die Ewigkeit", und es war seitdem an seinem Aeußern nichts, im Inner» wenig verändert worden. Der Großvater von Richard Trausnitz, jenes Herzogs Enkel sohn ans einer Heirath zur linken Hand, hatte dies Haus von seinem Vater ererbt und cS seiner Tochter, Richards Mutter, hinterlassen, mit der testamentarischen Bestimmung, daß es nach beider Eltern Tode dem ältesten Sohne znfallen sollte. Das war also sei» zukünftiges Eigenthnm, das Haus seiner Väter! Die „Trausnitz" galten viele Jahrzehnte hindurch für „echtes fürstliches Blut." Sie standen aus diesem Grunde, wie auch aus persönlicher Bedeutung, i» hohem Ansehen in der Kaiserstadt. Nach und »ach hatte die Welt dies vergessen, sie selber aber nicht; sie waren ein stolzes Geschlecht und hielten sich doch in ihrer Selbst achtung. Das Alles zog jetzt flüchtig durch den Sin» des junge» Husarcnofsiziers, vermischt mit der Heimathfreude. Und daneben fluthele tiefer »och und stiller, aber-doch gewaltig, ein anderes Gefühl, eine süße, sorgenvolle Liebe, mit aller Sehnsucht und Ungeduld de» stürmisch bewegten Herzens und aller schwcrmüthigen Pein erzwungener äußerer Ruhe. Er hatte sie in Doyä liebgewonncn, seine Gisela, in wenig Tagen nur; bald aber führte ein glücklicher Zufall sie bei Freunden auf eine volle Woche zusammen, und als sie sich dann trennen mußten, da wußten sie aus tiefster, seligster Ueberzciignng, daß nicht» sie fortan scheiden könne als der Tod. Und nun war er hier, auf Urlaub. Er sehnte sich nach ihr, wollte in diesen Tagen mit dem Vater reden und dann zu ihr und zu ihren Eltern eilen, um seine Werbung anzubringen. Was also so ein Menschenherz Alles zusammenfaßt und zu gleicher Zeit fühlt und bedenkt! * » morgen also!" . . , ^ . . Das Trottoir endete, weil eine Seitenstraße hier mündete, und Der Rittmeister ging in s Kasino, Trausnitz schräg über die^tzt erkannte Richard Trausnitz schon ganz deutlich das in den große« Straße. ^ „ ... „ «Straßenlaternen de» väterlichen Hauses flackernde Licht. Da wäre Obwohl das abendlr.^e Getümmel sich schon zu lichten anstng, t - - -- - - — halten sie einander doch in der nächsten Minute aus den Augen verloren. Trausnitz schritt ans dem jenseitigen Trottoir einem in der Straßenbiegung liegenden, etwas ans der Reihe zurücktrelenden alt er beinah' an eine um die Ecke biegende Dame gerannt. (Fortsetzung totst.)