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— Nr. 2«. - 18SS. — Diese verbreitetste unparteiische Heit»»!, erscheint Wochentags Abends (mit Dalum des nächsten Tages) und lostet mit den silns wöchentlichen B eiblättern: Kleine Botschaft, Sächsischer Erzähler, Verichts-Zeitnng, Sä«»,sisches Allerlei, Jllustrirtes llnter- haltnngsblätt, bei den Postanstalten n»v bei de» Ausgabestelle» monatlich 40 Pfennige. 189g. Postliste: Ar. 2877. kelegramm - Adresse: Sieueralanjeiger, gcrnsmewüeile Nr. INI. General- Mittwoch. den 1. Februar. für Chemnitz und Umgegend. (Sächsischer Landes «U»>ieig«r1. — Gegründet 1873 al-„Anzeiger" ,e. Vertag «nd MotationSmaschinen-Druck von Sllerander Wied« in Chemnitz» Theaterstratz« Nr. 8. Anzeige» preis: «gespalten« Corpnszeile(ca.9Silbenfassend1 oder deren Raum lSPfg. (Prell« Verzeichnisse ä Zeile 20 Pfg.) — Bevorzugte Stelle («gespalten« Petit-Zeile circa 11 Silbe» fassend) «0 Pfg. — Anzeige» könne» mir bis Vormittag 10 Uhr angenommen werden, da Druck und Verbreitung der große» Auslage längere Zeit erfordern, Geschäftliche Anzeiger-Inserat« finden für billigsten Preis zugleich Verbreitung durch dl» täglich erscheinende Chemnitz«« Eiseilbahll-Zettilirg. Neubestellungen für den Monat Februar (40 Pfg.) nehmen entgegen die VerlagS-Anstalt und die Ausgabestellen sowie die Austräger de- „General« Anzeiger-". Die Post an st alte u nehmen Neubestellungen für die Monate Tebruar und März (80 Pfg.) entgegen. (Post- zeittnig-prcisliste Nr. 2877.) Amtliche Anzeigen. Handel-» egistrr »Einiragttttgen. Ans dem die Aktiengesellschaft in Firma „Webstnyl- und Maschinen fabrik (vormals May ch Kühling)" in Chemnitz betreffenden Folimn 3232 wurde verlautbart, daß Herr Paul Zschill« auS dem Vor stande der Gesellschaft ausgeschieden ist. aus dem die Firma „Bruno Kapler vorm. Kranz Zimmermann" in Chemnitz betresscnden Folium 3634 wurde vcrlautbart, daß die Firma mmmehr „Bruno Kapler" lautet, ans dem die Firma „Bruno Uhle" in Chemnitz betreffenden Folium 434? wurde verlautbart, daß Frau Anna Clara verehelichte Uhle nicht inehr Inhaberin ist und daß Herr Kausmann Carl Bruno Uhle in Chemnitz Inhaber geworden ist, ans Folium 4473 wurde die Firma „Panl CiSmann" in Chemnitz und als deren Inhaber Herr Emil Paul Eismann, Agent und Koni» mijsionär. daselbst eingetragen, ^ aus Folium 4474 wurde die Firma „Robert Michael" in Chemnitz und als deren Inhaber Herr Spirituosenhändler Gustav Robert Michael daselbst eingetragen, aus Folium 447« wurde die Firma „Bernhard Döhler" in Chemmtz und als deren Inhaber Herr Bernhard Carl Döhler, Händler mit Haus und Küchcngcrälheu, daselbst eingetragen, , ans Folium 4476 wurde die Firma „Rob. Max Lauscher" in Chemnitz und als deren Inhaber Herr Robert Max Tanscher, Besitzer einer litho graphischen Anstalt, sowie Buch- und Steindruckercl. daselbst eingetragen und aus Folium 4477 wurde die Firma „Sächsische Aeethlen-GaS-Werk« Alfred Gast" in Chemnitz und als deren Inhaber Herr Kausmann Alfred Georg Gast daselbst eingetragen. Deutscher Reichstag. 21. Sitzung vom 30. Januar 1899, 1 Uhr. Am Bnndesrathstische:-Staatssekretär Tirpitz. ' Das Haus ist nur spärlich besetzt. Erster Gegenstand der Tagesordnung ist die Berathung des schleunigen Antrages der Abgg. Ngster und Genossen (Soz.) wegen Einstellung der gegen den Abg. Thiele (Soz.) bei dem Land gericht in Halle a. S. schwebenden Strafverfahren für die Dauer der Session. Der Antrag wird ohne Erörterung genehmigt. Ein schleuniger Antrag derselbe» Abgeordneten lautet auf Er Japanische Ringkämpfer. Eine Skizze ans dem Sportleben des fernen Ostens. (Nachdruck verboten.) Japan kann als das Liliput der Natur und der Kunst bezeichnet werden. Alles ist dort klein, niedlich, reizend; es ist ein Miniatur land. Selbst die Menschen sind hier von einer Statur, die hinter dem Durchschnitte der menschlichen Rasse znrückbleibt. Aber zwei Ausnahmen von dieser Regel giebt es: die kolossale Statue des Buddha zu Nara, die Daibulsu genannt wird, und die schrecklichen Ringkämpfer, die inan mit dem Namen Sumo bezeichnet. Die Japaner sind ans diese von ihnen so verschiedenen Ungeheuer sehr stolz, und aus dieser Bewunderung für die Ringkämpfer ist zweifel los jene Liebe zum Ritigkanipse im Lande des Mikado entstanden, welche zu den schwachen Glieder» seiner Bewohner eigentlich so wenig Paßt. Nun mnß man aber bei den, japanischen Ringkämpfer» nicht an ihre europäischen Kollegen denken. Bei diesen ist, wie man wohl sagen darf, ohne ihnen zu nahe zu treten, die Entwickelung des GchtrnS hinter der der Muskeln zurückgeblieben. Uebrigcns scheint es auch im grauen Altcrthnme nicht anders gewesen zu sei», dessen mythologische und heroische Athleten, den einzigen Herkules ansgcnommeii, sich als recht mittelmäßige Denker darstellen. Ganz anders steht cs i» Japan. Die Ningkämpfer sind, wie die Geisha's, Wesen der Freude und Heiterkeit. Sic find temperamentvolle Erzähler, brave Leute, sanft, wie die Tapfere» gewöhnlich, im höchsten Grade amüsant und bilden das Entzücken der Gesellschaften, zu denen sie cingeladcn sind. Merkwürdig ist cs, daß die Ringkämpfer in Japan das letzte Asyl der konservativen Ideen sind. Noch tragen sie auf ihren Köpfen die alte Mage-Frisur, dir sonst schon seit lange allgemein anfgegebc» ist. Die Regeln und Gesetze ihrer Gilde sind seit undenklicher Zeit unveränLcrl geblieben, trotz des Neucrungs- und Umsturzfiebcrs, dessen Beute das gegenwärtige Japan ist. Nicht daß sie sich mehr als Andere gegen die europäische Zivilisation abschlossen, deren Wvhi- lhatcn sie ebenso wie all' ihre andere» Landsleute würdige». . !cr was ihre Profession aiilaiigl,' so vciharren sie i» einer nnaiigrcifbarcii Orthodoxie. Uebrigens nimmt ja ihr Gewerbe an den Fortschritten der Künste und Wissenschaften auch nicht Theil. Im Gcgeuthcile können sich die japanischen Ringkämpfer von heute nicht mit ihren Kameraden von einst messe», da sie unter ungünstigereil Bedingungen leben. Denn jene waren von den Daimio's fest angestellt und be schäftigt, während sich heutzutage bei den Ringkämpfern ihr berufs mäßiger Komps mit dem oft recht harten Kampfe »ms Leben vereinigt. Feierlicher Trommelschlag ertönt zu Tokio im Thnrmc Aalo!» nahe der Brücke Niogvku. Seit der Morgendämmerung mache» die Tambours hier ihre Musik, und sie fahren damit fort, bis das Schauspiel des Tages sein Ende erreicht hat. Sofort lassen die Liebhaber des Ringkämpfer nicht nur ihren Schlaf, ne!», auch ihr Frühstück im Stiche, n», nur ja zeitig genug zu kommen und sich S Hörde in die privatrechllichen Verhältnisse der Arbeiter zur Steuer behörde. Wo soll denn das hinaus? Die in staatlichen Betriebe» beschäftigten Arbeiter werden ja dadurch außerhalb jedes Rechts und jeder Gleichberechtigung mit anderen Arbeiter» gestellt. Ich Hab« hiermit dem Herrn Staatssekretär die Gelegenheit gegeben, zu diesen Erlassen Stellung zu nehmen und sie zu deiavouiren. (Beifall bei den Sozialdemokraten.) Staatssekretär Konlre-Admiral v. Tirpitz: Ich muß den An griff auf den Herrn Ober-Werftdirektor v. Wietersheim zurückweisen. Allerdings habe ich den Erlaß, von dem ich erst xost ksstrrm genauere Kennlniß erhalte» habe, nicht billigen könne», denn ich bi« der Ansicht, daß sich die Vorgesetzte» nicht in die Wahlangelegen« heilen einmischen sollen. Was den Erlaß des Ober-Werstdirektor- in Wilhelmshaven betrifft, so steht derselbe in seinem erste» Theil« auf gesetzlichem Wege. Die Androhung der Entlassung halte ich allerdings für zu hart, aber ich kann nicht übersehen, ob es sich hier nicht — wie ich vermuthe — um besonders schwere Fälle handelt. Abg. Rilke» t (freist Ver.): Ich kann zu der Wahlbeeinfluffung noch mittheilen, daß mir aus der Nennung meines Namen- der Vorwurf erwachsen ist, daß ich derselbe» nahe stände. Ich kan« aber versichern, daß ich den Herrn v. Wietersheim gar nicht kenne. Das hindert aber die „Kreuzzeitung" nicht, mir vorzuwerfen, ich ließe eine Wahlbeeinfluffung zu meinen Gunsten über mich ergehen. (Heiterkeit.) Ich möchte wisse», wie ich das hätte verhindern sollen! (Heiterkeit.) Ich stehe genau auf dem Standpunkte des Staatssekretär-, daß ich jede Wahlbeeinfluffung der Behörden für unzweckmäßig und prinzipiell für unzulässig halte. Aber nun ziehen Sie au ch(zu der Rechten) die Konsequenzen. Ueberlaffen Sie uns den Kampf bei den Wahlen allein, wir können in Danzig mit den Sozialdemokraten und gleichzeitig auch mit den Konservativen fertig werden. (Große Heterkeit.) ! Abg. vr. LittgeKs (Zentr.) spricht den Wunsch aus, daß jedem ! Angehörigen der Marine die Möglichkeit gegeben sein möge, seine demvkraten zu wählen, sondern den treuen Bürger der Stadt Danzig, > kirchlichen Pflichten und Bedürfnisse zu «stillen. Herrn Nickert. (Große Heiterkeit.) Solche Beeinflussung ist dem! Abg. Frhr. V. Stumm (Rp.) führt aus, der Tagesbefehl i» Arbeiter unerträglich. Auf der einen Seite das geheime Wahlrecht,!Danzig habe doch offenbar nur einen guten Rath an die Werst- auf der anderen Seite bedroht mit wirthschastlicher Vernichtung, arbeiler enthalten. Hoffentlich habe der Staatssekretär mit seiner wenn er nicht so wählt, wie seine Vorgesetzten es wollen! Das ist eines Knlturstaales unwürdig, das zeigt die ganze Heuchelei der heutigen Gesellschaft. Das ganze Wahlrecht geht zum Teufel! Das Schlimmste theilmig dev Geuehmignug der Strafverfolgung des Schmidt-Aschersleben (Soz.)wegen angeblicher Majestätsbeleidigung und Beleidigung eines Mitgliedes des königlichen Hauses. Abg. Dinger (Soz.) legt unter Mittheilung des Sachverhalts die Gründe dar, welche die sozialdemokratische Fraktion in diesem Falle veranlassen, um Strafverfolgung ihres Mitgliedes zu bitten, der nicht wünsche, daß ein Unschuldiger an seiner Stelle eine harte Strafe von 4 Jahren Gefängniß zu erdulden habe. In einem so besonderen Falle dürfte es angezeigt sein, auf das Privilegium des Hauses zu verzichten. Das Haus nimmt auch diesen Antrag ohne weitere Besprechung an. Nunmehr wird die zweite Berathung des Etats beim Etat der Verwaltung der kaiserlichen Mariu« fortgesetzt. Berichterstatter Abg. Or. Lieber (Zentr.) beantragt Namen» der Budgetkommisfion die unveränderte Annahme der einzelnen Titel und Kapitel. Hierauf wird das Kapitel Marlue-Kabinet ohne Erörterung genehmigt. Es folgt Kapitel 46, Reichömariueamt, Tit. I, Besoldungen Staatssekretär 30,000 Mk. ' Abg. Sittger (Soz.): Ich muß den Staatssekretär des Marine amts über einen Erlaß des Ober-Werftdirektors von Danzig, Kapitän v. Wietersheim, interpelliren. Bisher war es von der Regierung stets Verbote» worden, daß die Beamten sich in die Wahlkämpfe einzu- mischen haben. Herr v. Wietersheim hat in dem Erlaß ausdrücklich gegen die Sozialdemokraten Stellung genommen und den ihm unter stellte» Arbeitern verboten, für den Sozialdemokraten zu stimmen, denn die Sozialdemokratie erstrebe den Umsturz der von Gott ein gesetzten Weltordnung (Lachen bei den Sozialdemokraten, Widerspruch rechts), und die Lösung aller Jamilienbande. (Abg. Früher V. Stumm: Sehr richtig! Lachen bei den Sozialdemokraten.) Daß der Erlaß Ihnen aus dem Herzen spricht, will ich wohl glauben. (Heiterkeit.) Der Erlaß fordert schließlich aus, nicht den Sozial ist aber dabei, daß die Privatindustrie diesem Beispiel »acheifcrt. Herr v. Wietersheim ist nicht mehr auf diesem Posten; »ach den Vorgängen der letzten Jahre muß ich annehmen, daß er für seine Hcldenthat sogar befördert worden ist. — Ein wcileres Beispiel für die Behandlung der Arbeiter bietet ein Erlaß des Ober-Werstdirektor- Schnckmann in Wilhelmshaven, der Arbeitsentlassung allen Arbeitern androht, welche drei Mal im Jahre mit ihren Steuern im Rück stände bleiven. Das ist eine ganz unerhört« Einmischung der Be» Erklärung nicht etwa auch eine Mißbilligung der einzelnen AuS- sührnngen des Tagesbefehls über die Sozialdemokratie ausspreche» wollen. Der Redner pokcmisirt sodann gegen die Sozialdemokratie. Abg. Molkenbuhr (Soz.), gegen diese Ausführungen sich wendcnd, bemerkt, vor zwei Jahren sei der bekannte Werftarbeiter Lorenzcn in Kiel ein Hauplgcwährsmann des Herrn v. Stumm ge wesen. Vor ein paar Wochen nun habe Lor nzen wegen seiner moralischen Qualitäten entlassen werden müssen. Der Redner be« schäfligt sich sodann mit einer im Vorjahre erschienene» Denkschrift über die Arbeitslöhne auf d.n Werften und kommt zu dem Schluffe daß die Löhne auskömmliche jedenfalls nicht seien. Sehr zu be eilten guten Platz zu sichern. Die Trommelwirbel sind aber nicht der Laune des Tambours anheimgestcllt. Vielmehr giebt es dafür einen orthodoxen, durch eine Praxis von Jahrhunderten geheiligten Rhythmus. Während der Saison ertönt in den Straßen der Stadt allabendlich die Trommel, um die Kämpfe des nächsten Tages anzu kündigen. Um keine» Preis würde ein Amateur die Homba Sumo ver säumen, — die fei rlichen Veranstaltungen, die zwei Mal im Jahre, im Mai und im November, im Tempel Jokoi», nahe der Brücke Riogoku, stattfinden. Nirgends aus der Erde findet man wohl etwas! Aehnlichcs. Darin liegt insofern nichts Uevcrraschelldes, als der Rang eines Ringers in der Slandeshicrarchie davon abhängt, wie! er sich hier beträgt. Der Erfolg oder die Niederlage an diesen, großen Tagen entscheiden sein Geschick; daher lhnt natürlich Jeder! dos Unmögliche, um zu triumphiren. Da zwei Vorstellungen im Jahre, jede von zehn Tagen, nicht genügen würden, um diesen Küiii.lern für den 'Rest des Jahres Lebensunterhalt zu verschaffen, so theilen sie sich nach ihrer Beendigung i» Gruppen, die dann Vorstellungen in der Provinz veranstalten. Aber da kann sich ei» Ringkämpfer ruhig schlagen lassen; das schadet seiner Reputation nicht im Geringste». Zur Zeit der grvßen Vcraiistaltnnge» bietet die Brücke Niogvku ein »»bcschreiblichcs Schauspiel. Ein Mcnscheustrom rollt zum Thnrmc Aakvin, und auf alle» Gesichtern kann man die Furcht lese», daß der Favor tiämpser heut etwa eine Niederlage erleide» könne. Nach Ueberschrcitung der Brücke werden die Angen geblendet von de» glänzenden Farbe» der Banner, auf denen die Namen der Kämpfer stehen. — wahrscheinlich Geschenke ihrer Patrone. I», Theater selbst übersteigt der Lärm und die Verwirrung alles Maß. Eine riesige Mcnge strömt »ach Bezahlung des Eintritts durch das Gitter und siehi sich nun auf einem weiten Felde, in deren Mitte sich die Arena befindet, während sich auf allen Seilen amphitheatralische Sitzreihen erheben. Kein Dach schützt die Kämpfer und die Zuschauer, woraus cs sich erklärt warum die Kämpfe nie während der Regenzeit slall- sinden. Die Bänke sind mit Kissen Porsche», deren Härle sprich wörtlich ist; die Zuschauer muffen also die Bcgeister.mg weit trürcn, um einen ganzen Tag aus diejen wenig bequemen Sitzen zuzubriugea. Die Arena — Dvhyo genannt — ist von kreisrunder Form und hat einen Durchmesser von 11—15 Fuß; an ihre» Seile» be findet sich eine doppelte Reihe von Stroh» oder Ncissäcken, die mit Sand gefüllt sind und zur Verhütung gcsährlicher Stürze diene». Der Boden der Arena ist mit feinem Sande bestreut; an ihren vier Ecken erhebe» sich mit weiße» und orangefarbenen Stoffen dekorirtc Holzpfeiler. Früher war der nach Osten gerichtete Pfeiler in grüne» Stoff gehüllt, der westliche in weiße», der Sndpsciler prangte in Roth und der Nordpfciler in Schwarz; diese vier Farben symbvlisirten die Jahreszeiten. Zwei saubere, mit frischem Wasser gefüllte Holzkübel befinden sich beim Ost- und leim Weslpfcilcr; ihre» Zweck werden wir bald kennen lernen. Untcrdcß hat der Herold, der eine sehr wichtig« Persönlichkeit bildet, mit lauter verständlicher Stimme die Kämpfer Higafhk 'Koiilshiki und Ni'schi Hvo — das sind: der von Osten und der von Westen konimt — angeknndigt. Bei dieser Anzeige erscheinen die Athleten, von den Zurufen und Akklamationen der Menge begrüßt. Von diesem Augenblick bildet das Publikum ein ebenso interessanle- Bevbachluugsobjckt, wie die Kämpfer selbst, denn ans die>en Tausenden von Gesichter» sieht man nun alle Peüpatie» des Kampfes sich wiederspiegeln. Alle bemühen sich, durch Gesten »»d Schreie ihren Favoriten anziifeuerii, und so groß ist die Erregung, daß die Zu schauer oft, ohne es selbst zu wissen, ihre Nachbar» in einem einge bildeten Kampfe am Krage» fassen. Ist aber der Lorbeer auf da- Haupt des sie intercssirendcn Kriegers gefalle», dann wird die Leidenfchast geradezu phantastisch. Sie werfen dem Triumphator ihren Tabaksbeutel, ihre Kleider, ihre Brieftaschen, kurz, was sie gerade zu fassen bekomme», zu. Ja, es ist gar nicht so selten, daß ein frenetischer Amateur, der nichts mehr zu opfern hat, den Hut oder Fächer seines Nachbars cmgreist und ihn de», bejubelte» Idole znwirft. Zur Beruhigung mag indeß hinzngefügt sein, daß man an» Ende der Vorstellung all' diese Toileitcngege stände gegen Geldsummen, gewöhnlich ein Z)en oder zwei Mark pro Gegenstand, auslöst. Ge wettet wird bei diesen Anlässen reichlich, doch insgeheim, da da» Wetten gesetzlich verboten ist. Es gicbt bei diesen Festen eine Klasse von Leuten, die eine ebenso wichtige Stellung wie die Ringer selbst cinnehmen. Da» sind die Gioji's, die Schiedsrichter. Durch langjährige Studien unter den Tvshiyvri's oder Ehrenringcrn habe» sie das Spiel in all' seine» Eigcnthümlichkcilen kennen und bcnrthcilcn gelernt Die beiden allen Familien Kimnra und Noshide sind seit Generationen in dieser Spezialität berühmt, und ihre Vertreter rangiren mit den berühmtejien Ningkäinpscm gleich. Ihr Gesetzbuch enthält tausend strenge Bcsiimmnngc», und die Uebertrctnng einer einzige» genügt, um cinen Sieg -u annnllirc». Beispielsweise maß ein Neuling varfus; in die Arena steigen; nach einigen Fortschritten erlaubt man ilun Sl'.ünipfc, und, zu Ehren gelangt, darf er endlich auch Sandalen tragen. Die S.hiedsrichler höchste» Ranges (dav.ni giebt cs nur dreZ nrlhciten nur über die Kämpfe von Ringern, die ihnen im Nangc gleich stehen. Jeder von ihnen trägt eine Gnmbai, cinen Hvtzfächcr, wie ihn früher die kommandircnden Generäle trugen. Dieser Fächer ist mit den prachtvoll lackirtcn Bildern des Mondes und der Lonne dekvrirt; am Griffe befindet sich eine seidene Quaste, die aber nur bei zwei Richtern, den vornehmsten der Gilde, rolh sein darf. So ausgerüstet umkreist der Schiedsrichter unausgesetzt die Kämpfenden, beobachtet ihre Bewegungen und macht sie sogar zuweilen auf ihre Fehler und ans die ihnen drohenden Gefahren ansnicrksam. Ist der Kampf beendet, so bezeichnet der Richter mit der Spitze seines Fächers den Sieger. I» den Pier Ecken der Arena sitzen vier Personen. Da- sind die Ehrenringer (Toshiyvri), dieselbe», welche die Profession, llc Aus bildung der sich vorbereitenden Kämpfer leiten. In einer Versammlung im Januar wählen sie au- ihrer Mitte die Präsidenten der Korporation.