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General-Anzeiger für Chemnitz und Umgegend : 06.07.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-07-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384843-189807061
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384843-18980706
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384843-18980706
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
General-Anzeiger für Chemnitz und Umgegend
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-07
- Tag 1898-07-06
-
Monat
1898-07
-
Jahr
1898
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- .... ^ - -. c -'--«^,.^-^-.7" >: ,^MW»W»WW> / — Nr. ISS. — I«»8. - Liese verbreitetste unparteiische Zeitung erscheint Wochentags Abends (initDatmn des nächsten TageS) und kostet mit den sechs wöchentlichen Beiblättern: 1. Sächsischer Erzähler, 2. Meine Botschaft, 3. Gerichts-Aeitttng, 4. Sächsisch,s Allerlei, 6. Jllnstrirtes Unter halt,mgöblatt, 6. Lustiges Bilderbuch für Chemnitz: monatlich 40 Pfennige; bei den Postanstalten: nionatlich b0 Pfennige. 1898. Postliste: Nr. 2808. Telegramm -Adresse: Geueralanzesacr. gernsprechslclse Ar. lüg. General- Mittwoch, den 6. Juli. Klnreigee (Sächsischer Lattdes-Anzeiger). «nzeigcnpreis: «gespalten« Corpnsseile (ca.S Silben sassend) oder deren Rann» löPsg. (Prell- Verzeichnisse tr Zeile 20 Psg.) — Bevorzugte Stelle («gespaltene Petit-Zeile circa 11 Silben sassend) 30 Psg. — Anzeigen können nnr bis Vormittag 10 Uhr angenommen werde», da Druck und Verbreitung der großen ' Auslage längere Zeit erfordern, für Chemnitz und Umgegend. Gegründet 18V» als „Anzeiger" »e. Verlag nnd Rotationsmaschinen-Drnck von Alexander Wiede in Chemnitz, Theaterstratz« Nr. 8. Geschäftliche Anzeiger-Inserate finden für billigsten Preis zugleich Verbreitung durch di« täglich erscheinende Chemnitzer Eise«lbtihtt--Zeltii»g. Amtliche Anzeiger». Zwangsversteigerung. Das im Grundbuchs auf de» Namen Fritz Morgenstern elngeiragene. in Chemnitz (Zschopauerstraße Nr. 70) gelegene Grundstück. Nr. 1992t des Flurbuchs, Nr. 6000 Abth. II des Brandkatasters, Folinm 291b des Grundbuchs für Chemnitz, bestehend aus Wohtthans mit Schankwirth» fchaftsräunlen, Kegelschnbgebäudt, Wasch- und Backknchengebände, Kohlenschnppe», Garten »nd Hofranm, geschätzt aus VV,88V Mk., soll an hiesiger Amtsgcrichtsstellc zwangsweise versteigert werden und cs ist der 3«. Juli 1808, Vormittags 8 Uhr, als Anmeldetermi«, serner der 16. Angnst 1888, Vormittags ,11 Uhr, als Versteigerungs- termin, sowie der S8. Angnst 1888, Vormittags 11 Uhr, als Termin znr Verkündung des Vertheilnngsplans anberanmt worden. Die Realberechtiglen werden ansgesordert, die auf dem Grundstücke lastende» Rückstände an wiederkehrcnden Leistungen, sowie Kostcnsorderungen spätestens im Anmeidelermine auzumelden. Eine Ucbersicht der aus dem Grundstücke lastenden Ansprüche und ihres Nangverhältnisses kann nach dem Anmcldetermine in der Gcrichtsschreiberei des königl. Amtsgerichts cin- gesehen werden. Politische Nu,»dschan. Chemnitz, de» 5. Juli 1893. Deutsches Reich. — Es ist längst kein Geh ei in» iß mehr, daß der Regent des Herzogthuins Braunschweig, Prinz Albrccht von Preußen, nur auf den ausdrücklichen Wunsch des Kaisers auf seinem Posten ver harrt, daß er ihn aber jederzeit, wenn er von seiner Stellung ent hüllen würde, freudig einem Andern überließe. Diese Thatsache in Verbindung mit den andere» Thatsachen, daß an eine Uebernahme des Wclfenthrones durch den Cumberländer oder dessen ältesten Sohn fürs Erste nicht zu denke» ist und daß in nächster Zeit die Söhne des Fürsten Adolf von Schanmbnrg-Lippe in Brami- schwcig Wohnung nehmen, um ein dortiges Gymnasium zu besuchen, haben zu einer Kombination geführt, die in der folgenden, an der Spitze der letzten Nummer des Braunschweiger Welfenorgans in große», Druck stehenden Meldung ihren Ansdruck findet: Eine sensationelle Nachricht, die »ns von zuverlässiger Seite bestätigt wird, durchschwirrt unsere Stadt. Bor mehreren Woche» soll eine „ver schleierte Dame", die das strengste Jncognito bewahrt hat, in der inan aber mit voller Bestimmtheit die Prinzessin Aböls von Schaumburg-Lippe, Schwester Sr. Majestät des Kaisers, erkannt hat, eine genaue Besichtigung zunächst unseres Nesidcnzschlosses, sodann des Schlosses in Blankenburg vor- gcnvmine» haben. Sollte dieser Besuch nicht nur einem touristischen Interesse entsprungen sei», so würden allerdings manche Geschehnisse der letzten Zeit, insbesondere ein gewisses Vertrauensvotum, in ein ganz besonderes Licht gerückt werde». Sollte ein Wechsel in der Regentschaft schon so nahe bevorstehen?" Wenn, wie gesagt, in absehbarer Zeit ein Wechsel in der Regentschaft nicht zu de» Unmöglichkeiten gehört, so gehört doch immerhin eine starke Phantasie daz", ans die Nähe dieses Wechsels ans der Thatsache zu schließen, daß die Prinzessin Adolf die beiden Schlösser besichtigt hat. Erkundigungen an maßgebender stelle haben übrigens ergeben, daß zur Zeit ein Regcnlschaftswechsel nicht in Aussicht steht. — In dem demnächst erscheinenden bierlen Bandedes Poschinger'schen Werkes „Fürst Bismarck und der Bundesrath" wird über Sprechende Thiere. Von Egon Nosca. Das sprechende Thier gehört zunächst der Fabel, dem Märchen der symbolistischen Erzählung an. Seit Belcam's Esel haben eine große Anzahl Thiere in Fabeln und Märchen gar gelehrte Worte gesprochen. Aber cs giebt und gab zu allen Zeiten Thiere, denen die Sprache gegeben war. Freilich besaßen sie nicht die Gabe, »ach eigener Vernunft Reden zu führen, sondern nur, ihnen eingelcrute Worte »achzusprechen. Zu diesen Thiercn gehören vor Allem die Papageien, deren Begabung, gehörte Wvrle z» wiederhole», ja sprüch- wöltlich geworden ist. Ihre Sinncswcrkzeuge sind gut entwickelt, und vor Allem ist das Gedächtnis) der Papageie» ein so vortreffliches, daß ihnen die Nachahmung der verschiedenen Lauie, auch der Stimme des Menschen und des Gesanges anderer Vögel mit Leichtigkeit gelingt. Schon Plinius, dem wir ja die meisten naturwissenschaftlichen Mittheilnnge» ans dem alten Rom verdanken, erzählt von der Fähigkeit dcs Halsband-Papageis, Worte nachzuspreche», und seitdem diese Fähigkeit von den Römern erkannt war, galt der sprechende Papagei als ein so kostbarer Vogel, daß er oftmals höher bewerthet wurde, als ein Sklave. In der Zeit des überspanntesten Luxus setzte Helivgabel seine» Gästen ein Gericht von Papageiköpsen vor, das zwar nicht sonderlich geschmeckt habe» wird, aber ein ganzes Vermögen repräsentirte. Um die Zeit der Krcuzzüge kamen die Papageien nach Deutschland, und heute sind dieselben durch den rastlosen Verkehr unserer Handels- flotle so billig geworden, daß man i» den deutschen Hafenplätze», wohin die Matrosen die Papageie» bringen, oft derartige Thiere für wenige Groschen erhalten kann; ja cs kommt nicht selten vor, daß Matrosen die Thiere, die sie von ihren Weltreisen milbringc», gar nicht los werde» können, denn die Papageie» gehöre» oftmals zu den »nangenchmste» Hausgenossen. Sic kreischen in ohren betäubender Weise, zernage», wen» sie ans dem Käfig gelassen werden, Möbel ,,„d Thürpfostc» und verlange» in eigensinniger Weise, daß die Besitzer sich dauernd mit ihnen beschäftigen. Doch bereiten sic vst durch ihre erstaunliche Nachahmnngssahigkeit vielen Sp ß, und man möchte oftmals geneigt sein, ihnen sogar eine gewisse Denk fähigkeit znzuschrciben. So sprechen sic oftmals Worte »ach, die sie wochenkang vorher gehört haben, und zwar überraschen sie insbesondere dadurch, daß sie das Erlauschte in derselben Weise anwcnden, wie sie cs vernommen, sodaß man dann, freilich fälschlicher Weise, ei» sigkiies Denkvermögen vorauszusctzcu geneigt ist. So ruft z. B. ein Papagei auf ei» Anklopfcn an die Zimnierthür deutlich; „Herein". den bayerischen Gesandten in Berlin Grafen Lerchenfeld - Köfering Folgendes gesagt:^ „Derselbe führt in allen Bundesraths-Verhandlmige», zu welchen nicht ein bayerischer Minister nach Berlin koiümt, die dayeuschc Stimme; außerdem pflegt derselbe in de» Fällen, in denen der regelmäßige Vorsitzende des Bundesraths am Erscheinen verhindert ist, mit dem Vorsitz im Plenum des Bundesraths betraut zu werde». Bayern fährt außerdem in dem ans den Bevollmächtigten der drei Königreiche und zwei alljährlich vom Bnndesrath zu wählende» Bevollmächtigte» anderer Bundesstaaten gebildeten Ausschuß für die auswärtigen Angelegenheiten den Vorsitz. Die Ausübung dieser Funktion ist allerdings dem gegenwärtigen bayerischen Gesandten erspart ge blieben, weil sich seit 1879 ein Modus heransgcbildct hat, der ganz dasselbe erzielt »nd sich in xr-axt besser durchführen läßt: die Mitthcilung interessirender politischer Berichte auf diplomatischem Wege an die einzelnen Äundes- regicrungeu. Man ist in einzelnen Kreisen über die Stellung, welche der bayerische Gesandte im Bnndesrath einnimmt, nicht gehörig unterrichtet, »nd ich selbst habe als Fernstehender bi» vor Kurzem ein »nzuiressendeS Urtheil darüber gehabt. Den Mittheiluugcn einer mit de» einschlägigen Verhältnissen wohl- vertrauten Persönlichkeit entnehme ich Folgendes: Graf Lcrchenseld widmet sich mit Eiser den Arbeiten in den Ausschüsse» des BundeSraths, in denen ja der Schwerpunkt für die Arbeiten dieser Körperschaft ruht. Er erscheint dort niemals, ohne vorher über alle zur Verhandlung gelangenden Gegenstände von den übrigen bayerischen Bevoll mächtigten zum Bnndesrath Vortrag cntgcgengenommen zu habe». Außer dem hat er selbst ein nicht unbedeutsames Ncserat in dem wichtigsten Aus schuß.: des Bundesraths, dem für Handel und Verkehr, übernommen, dessen er sich mit Geschick und Sachkenntnis) entledigt. Es kan» die Aufgabe des bayerischen Gesandte» nicht sein, alle im Bnndesrath zur Verhandlung kommenden technischen Fragen über Militär-, Zoll-, Steuer- und Jnstizwesen zu beherrsche» oder gar zu erledigen. Dafür steht ihm eben sei» a»S den tüchtigsten bayerischen Vcrwaliungsbeamten ge bildeter sachmännischcr Generalstab zur Seile. Im Parlament tritt er aller dings selten hervor, er ist kein Debatier. Wenn er aber im Reichstag Er klärungen abzugcbcn hat, so zeichnen sich dieselben durch Nnndnng und Klarheit aus. Als seine Domainc betrachtet der Gesandte den Verkehr mit dem Auswärtigen Amte, und er fördert damit die politische Seite seiner umfassenden Aufgabe: das gute Verhällniß zwischen Bayern und dem Reiche." Das Vorstehende ist einem Aushängebogen einer „verbesserten Auslage" entnommen, der den „Berk. Neuest. Nachr." zugegangen ist. Eine frühere zurückgezogene Auflage enthielt ein anderes und ziemlich abfälliges Urtheil über die Person und die Leistungen des Grafen Lerchcufeld. Herr v. Poschinger hätte gut gethan, sein „unzutreffendes Urtheil" zu korrigiren, ehe er es drucken ließ. Seinen früheren un günstigen Auslassungen ist von der bismarckfeindlichen Presse natürlich sofort der Stempel der Fricdrichsrnher Herkunft aiifgedrückt worden. Dies geschah nur, um den Altreichskanzler in Bayern anznschwärzcn nnd wider besseres Wissen. Wer Bismarcks Ausdrncksweise und Gewohnheiten nur im Entferntesten kennt, für den bedurfte es der Versicherung eines Berliner Blattes nicht, daß der Fürst mit der Herabsetzung seines früheren Bnndesrathskollegcn nnd Mitarbeiters nicht das Mindeste zu schaffen habe. — Graf von Hoensbroech veröffentlicht in der „Tägliche Nnndschan" unter der Spitzmarke „Unerhört" folgenden Wahl aufruf der St. Johann-Saarbrücker Volkszeitung vom 23. Juni „Auf Allerhöchsten Befehl ist an die Ressortminister die Weisung er gange», ih e Untergebenen dahin zu belehren, daß bei der Wahl Nichts gegen das Zentrum zu unternehmen sei. Indem wir diestS zur Kenntniß unserer Leser bringen, bitten wir, nur ruhig bei der Stichwahl flirr das Zentrum zu stimmen, lein Haar wird ihm gekrümmt werden. Sollte sich trotzdem ein Beamter finden, der gegen den Willen des Kaisers / handelt, so werden wir schon Mittel nnd Wege finden, seine Thal«« an passender Stelle vorzubringen. Also keine Furcht und muthig zur Wahl!" Nach einigen heftigen Angriffen gegen den UltrMontanismu» schließt Graf Hoensbroeh mit dem Ausspruch der sicheren Er wartung, daß „diese unerhörte Wahlbeeinflussung ein Nachspiel haben" werde. — Der bekannte Beleidigungsprozeß des Hofpredigers a. D. Stöcker gegen den Freiherrn v. Stumm hat in der Berufungs instanz nunmehr zn einer Verurtheilung des Beklagten geführt. Dr Strafkammer in Saarbrücken erkannte den Frhrn. v. Stumm de^> Beleidigung des Hofpredigers a. D. Stöcker schuldig und verurlheiltAj ih» zu einer Geldstrafe von dreihundert Mark, im Unvermögenssalle zu 2V Tagen Gefängniß. Das erste Urtheil war, wie erinnerlich, zur Freisprechung des Beklagten gelangt, indem es amiahi», daß er die beleidigenden Aeußerungen über Stöcker in Wahrnehmung be rechtigter Jnieresse» gethan habe. Dieses Urtheil wurde aufgehoben. Ausland. Oesterreich-Ungarn. Der Gedenktag der Verbrenn ung des Magisters Hub wurde gestern Montag in tschechischen Gemeinde» festlich begangen. Die Tendenz der Feier richtet sich schcncs gegen den Klcrikalismus. Heute Dienstag findet die offizielle Feier der jungischcchische» Partei statt. Auch die nationalen Sozialisten und die Sozialdemokraten veranstalten besondere Huß- feicrljchleitcn. — Der ungarische Kultusminister hat, wie aus Pest gemeldet wird, eine Kommission nach Kronstadt in Siebenbürgen gesandt, die feststellen soll, ob etwa rumänische Schulen in Ungarn aus Bukarest Unterstützungen erhalten. Italien. Der neue Minister des Auswärtigen, Admiral Canevaro, versicherte einigen parlamentarischen Freunden gegenüber, Niemand seimehr als er von dem Nutzen der Noth Wendig keit des Dreibundes für Italien überzeugt und er würde ihn ohne jedes Zögern erneuern. Die „Opin." sagt hierüber: „Die bisherige mit solcher Aufrichtigkeit nnd solchem Takle betriebene aus wärtige Politik ist die einzige unseren Interessen und denen de- Friedens entsprechende. Ihre Fortsetzung wird das Ansehen Italien- erhöhen." Enalattd. Das „D. Col.-Bl." enthält die Mitthcilnng, daß in Vrilisch-Ostafrika die den Führern von Karawane» unter dem 13. Mai 1896 übertragene Strafgcwalt über die Eingeborene» auf die Angestellten der Uganda-Eisenbahn ausgedehnt worden ist. Es kann darnach jeder Bah na »ge stellte ermächtigt werden, über eingeborene Arbeiter Gefängniß bis zu einem Monat, 30 Stock- ober 12 Nitpscrdpcilschenhicbe oder Geldstrafe bis 50 Rupien oder zwei dieser genannten Strafe» nach gebührender Uiileisnchung zu verhangen. Er muß nur derartige Fälle Hingehend dem nächsten Verwallnngsbcamien melden und monatlich ein Register der Stcafea cinreichcil. In Zivilsache» kan» der Lohn eines Arbeiters ganz oder theilweisc unter denselben Bedingungen eingehalten werden. Türkei. In Folge dcs Drängens der russische» Negierung der Pforte in Belrcsf der jüngsten provisorischen Regelung der Kre7st---AMLel egen heit eine Mittheilung durch die Botschafter ' ^ weil er das genau so erlauscht hat. Welche Gedächtnißstärke Papageien besitzen, zeigt die historisch beglaubigte Thatsache, daß zn Anfang des 18. Jahrhunderts ein Handwerksmeister in Nürnberg einen Papagei besaß, der u. A. das ganze Vaterunser zu sprechen vermochte. Der Meister, Namens Moritz Diltingcr, bot, als er in Noth gerieth, das gelehrte Thier dem Kaiser um den Preis von 2000 Gulden an. Der Kaiser aber lehnte den Ankauf ab, weil er cs für unziemlich hielt, einem Papagei Gebete zu lehren, welche dieser »»» in einem fort nachschnalterle. Ob Meister Diltingcr für sei» merkwürdiges Thier einen anderen Käufer gesunde», ist freilich nicht bekannt ge worden. Bekannt, aber wohl nur gut crfnndc», ist die Geschichte von dem Papagei, welche» der Fcldmarschall Wrangel besaß, und der, wenn sein Besitzer ihn fragte, wer er sei, prompt antwortete: „Papa Wrangel!" Einst nun soll der König dem Feldherrn einen Besuch gemacht und bei dieser Gelegenheit das Thier kennen gekernt habe», von dessen Fähigkeiten ihm bereits erzählt worden war. Der König stellte sich an de» Käfig und fragte: „Lolo, kennst Du mich?" Aber der Papagei schwieg. Da wandte sich der Feldmarschall an König Wilhelm: „Erlaube», Majestät, daß ich einmal frage?" Und dann, znm Papagei sprechend, sagte er: „Lolo, kennst Du mir?" Jetzt erfolgte die prompte Antwort: „Papa Wrangel!" Von de» Vogel» besitzen indessen nicht nur die Papageien die Fähigkeit, menschliche Worte nachzuahnicn, sondern in geringerem Maße auch die Skaare, die auch das Singen andcrcr Vögel, den Knckncksrnf imitiren. Indessen ist bei diesen Vögeln die Fähigkeit langc nicht in dem Maße ansgebildet, wie bei den Papageien, und sie kommen über die Begabung, wenige einzelne Worte nachsprcchen zn können, nicht hinaus. Indessen hat es wohl auch einzelne andere Thiere gegeben, welche einige sprechähnliche Laute hervorzubringcii vermochten. Kein Geringerer als Leibnitz bürgte für die Mitthcilnng von der Existenz eines sprechenden Hundes.. Leibnitz erzählte i» den Annalen der Pariser Akademie, er habe bei einem Bauer in der Nähe von Zeitz in Sachsen einen Hund von gewöhnlicher Gestalt in mittlerer Größe angctrvffcii, bei dem ein Knabe einige Anlage» zum Rede» entdeckt hatte. Der Knabe hatte einige Tone von deinselbcn gehört, welche seiner Einbildung nach deutschen Worten ähnlich klangen, nnd setzte sich deshalb in den Kopf, dieses Thier rede» zn lehren. Der Be> sitzcr dcs seltsamen Hundes wcndctc nun alle seine Zeit darauf nnd nach einigen Jahren war der Hund so weit gebracht, daß er etliche dreißig Wörter anssprechcn konnte, worunter sich z. B. die französischen Wörter Cast-, Choevlade, Assemblä befanden. Es ist zn bemerken, daß der Hund schon drei Jabre alt war. als man ansing, ihm dieses zu lehre». Er redete iiidesseir-EEders, als wenn ^fs-Tein Herr ein Wort vorgesprochen hatte, und es schien,^smenn er es dann nur ans Zwang und Widerwillen wiederholte, obgleich man ih» nicht übel dabei behandelte. (!) Ich selbst lernte einmal vor etwa 15 bis 20 Jahren einen Hund kennen, der auch Sprachsähigkeiten, freilich nur in ganz geringem Maße besaß. Ter Besitzer eines Rasirsalons am Hcinsvogteiplatzc in Berlin besaß damals einen kleinen Hund; erinnere ich mich recht, so gehörte er zn den Möpse». Derselbe war im Stande, seinen allerdings mir kurzen Namen durch einen bellartigci, Laut »ach- znahmen und lhat dies jedes Mal aus die Frage: „Wie heißt Du?" So originell dies auch war, so glaube ich doch, daß das Künststück bei einiger Beschäftigung mit dem Hunde oft gelingen würde, abge sehen davon, daß cs wohl auch vielleicht nicht »nwahrscheinluH Zsts- daß jener Berliner Raseur erst seinen Hund nach jenem eigcnthüm- lichen Bellen benannt haben mag. Bei dieser Gelegenheit möchte ich eine lustige Geschichte erzählen von einem Hunde, der angeblich sprach. Ein bekannter Artist, der vortrefflich die Knust des Banchrcdens verstand, machte sich eines Tages, als er mit seinem Hunde in einem Restaurant saß, den Scherz, sich mit seinem Hunde derart zn unterhalten, daß er die Antworten, die angeblich der Hund gab, so durch seine Kunst hervor brachte, daß man wirklich meinen tvnnlc, der H»»d spreche. Natürlich wnrdcn alle Gäste ans den merkwürdigen Hund anfmerksam, der üt- vcriiünftigc Antworten in so deutlicher Sprache gab und ein an wesender Engländer war so cathnsiasmirt für das seltsame Thier, daß er sofort dem Besitzer eine ansehnliche Summe Geld bot, wenn er ihm de» sprechenden Hund verkaufen wollte. „Nein", antwortete der Artist, „mein Fox ist mir nicht feil! Nicht wahr, guter Fox Du bleibst bei Deinem Herrn?" Ein deutliches „Ja, bis in dvü Tod!" war die Antwort, die natürlich nur noch mehr die Kauflust des Engländers anstachclte. Er verdoppelte sein Angebot, er legte wiederholt zn und bot schließlich ein ganzes Vermögen. Jetzt wurde der Artist wankend in seiner bisherigen Festigkeit. „Freilich", sagt«, „solch' eine Snmmc verdiene ich vielleicht in meinem ganM Leben nicht! Gut denn, ich will!" Dcr Hund knurrte unwillig der Engländer holte aus seiner Brieftasche die große Summe in Bankschemcn hervor. Ter Artist übergab dem Engländer de» Hund, »nd dieser sprach zu dem Artisten gewandt: „So lohnst Du die Treue, die ih Dir bewies! Gut, ich will mich rächen! Bon hew ab spreche ich in meinem ganze» Leve» kein Wort mehr!" Und der Hund hat sein Gelübde getreulich gehalten. Er hat nie mehr i» seinem Leben ein Wort gesprochen.
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