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General-Anzeiger für Chemnitz und Umgegend : 06.01.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-01-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384843-189901065
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384843-18990106
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384843-18990106
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
General-Anzeiger für Chemnitz und Umgegend
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-01
- Tag 1899-01-06
-
Monat
1899-01
-
Jahr
1899
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— Nr. 5. - 1«»S. Hirse verbrrltetfie unparteiisch« Leitung erscheint Wochentag» Wende (mit Datnm de» nLchstm tage») und kostet mit den stins Wöchentlichen Beiblättern: Kleine Botschaft, Sächsischer Erzähler, Gerichts »Zeitung, Sächsisches Allerlei, Jllnstrirtes Unter» haltungSblatt, bei den Postanstalte» und bei den Ausgabestellen monatlich 40 Pfennig,. 1899. Postliste: Nr. 2877. teleoremm-Adresie: «eiieralmijelger. SemiprEelle Nr. iS«. General- Kreitan, den 6. ^ammr. erg er für Chemnitz und Umgegen-. (Sächsische» Landes.An»«»»«»). - «egrtinbo» 1»V» ats„An,eig»^ re. Verlag «nd «otationsmaschinen-Drua von Alerand«» «ied« in «hemnitz, Ltzeaterstrah« «». ll. «nzetgenprcls: spelle»» Lorpn»zelle(ca.S Silben fassend) »der deren Raum läPfg. (Preis« Verzeichnisse ä Zelle 20 Pfg.) — Bevorzugte Stelle (6gespalten« Petit-Zeile circa Ui Silben fassend) »0 Pfg. — Anzeige, können nur bi» Vormittag l0 Uh» angenommen werden» da Druck and Verbreitung der groben Auslage längere Zeit erfordern. Geschäftliche Anzeiger-Inserat« finden für billigsten Preis sugleich Lerbreitnug durch di« täglich erscheinende Chemnitz«, Eisenbahn-Zeitung. 'Amtliche Anzeigen. Hattvrlsre-ister »Eintragungen. Aus dem die Firma.„Paul Uhlig" in Chem«itz»«lttch»mnitz betr. Folinm 486 wurde verlautbart; daß Herr Paul Adelvert Uhlig nicht mehr Inhaber ist und daß Herr Kaufmann Julius Arno Beyer in Chemnitz Inhaber geworden ist, aus dem die Firma „C. Jmhof" i» Ehemuih betreffenden Folium ll 62 wurde verlautbart, daß Herr Kaufmann Carl Hermann Richard Amhof in Chemnitz an, 1. Januar 1899 Mitinhaber geworden ist, auf dem die Firma „Ernst Hauptmann" in Chemnitz betreffenden Folinm 2025 wurde Herr Emil Otto Geher in Chemnitz als Prokurist eingetragen, aus dem die Firma „F. A. Macht" in Chemnitz betreffenden Folinm 3554 wurde verlautbart, daß Herr Kaufmann Max Arno Mische* in Chemnitz am 31. Dezember >898 als Mitinhaber auSgeschieden ist und auf dem die Firma „Hedwig Barfuß" in Chemnitz betreffenden Folinm 3785 wurde verlantbart, daß Fräulein Hedtpig Barfuß nicht meHr Inhaberin ist und daß Frau Bertha Marte Gertrud verehelichte Gäde i» Chemnitz Inhaberin geworden ist. Zwangsversteigerttng. DaL im Grnndbuche auf den Namen Julius Robert Otto «Inge» tragene, in Ehemnitz (Götheplatz 2) gelegen« Grundstück Nr. 1895 t' des Flurbuchs, Nr. 45>VVV Abth. IV des BrandkatasterS, Folinm 3182 de» Grundbuchs für Chemnitz, bestehend ans Wohngebäude, Waschhaus, Hühnerstall und Garten mit Gartenhaus, geschätzt auf SS,«00 Mk., soll an hiesiger AmtSgerichtSstelle zwangsweise versteigert werden und «S ist »er «. Februar 1»»S, Bormittags 10 Uhr, als Anmeldotermi«, strner de» S4. Februar 1»vv, BormittagS /-II Uhr, als Ber« steigernngstermi««, sowie der v. März 1SVS, Bormittags 11 Uhr, als Termin zur Verkündung des BerthellnngSPlans anberamnt Die Realberechtigten werden ausgesordert, die aus dem Grundstücke lastenden Rückstände an wiederkehrenden Leisttmaen, sowie Kostensorderungen svätesten» im Bumeldetennlne anzumelden. Ein« Uebersicht der ans dem Grundstücke lastende» Ansprüche und ihre- RangverhältniffeS kan» nachdem Nnmcldetermiiie in der BerlchtSschreiberet de» königl. Amtsgericht» eln- Mehen werden. - ^ Frankreich im Jahre 1898. L. zt. D. Wen» in Deutschland am Abschlüsse eines Jahre» hie Politik eine- ausländischen Staates eine rückschauende Betrachtung erheischt, sä ist es in erster Reihe Frankreich. Nicht als ob in Mntschland »oL ieneL Lesünde^ Antepe^e für alles Fixanzöfische be- Wnde, wie ^MchürMie zu de»ll^Ncoßtn deSisch- ftanzöstschen KtiM, sondern wett'Frankreichs n»r allzu bekannie Gesinnungen gege» Deutschland den deutschen Politiker zwingen, den französische» ZnstäWn unausgesetzt sein« Aufmerksamkeit zu widmen. Zwei Angelegenheiten beherrschten vor Allem da- politische Leben Frankreichs im abgelanfenm Jahre: die Dreyfusangelegenheit und der Faschodastrelt. Da das Ende der letzterwähnten Frage sehr wesenllich durch die in Folge des DreyfliSstreileS bestellende» ver worrene» inneren Zustände bedingt wurde, so gebührt es sich, .zuerst aus die Drehfusangclcgenheit, als auf die „Wurzel alles Nebels* kliizugeheu. - Der Dreysnszank wurde als eine schleichende Krankheit in das Jahr l 8S8 hinübergeuommen, denn er hatte bereits in den letzten Monaten de» vorangegangenen Jahres die Semüther in Frankreich erhitzt. Sr hat de» ganze Jahr hindurch die allgemeine Aufmerk- ämkeit gefesselt, wie kaum j« eine Angelegenheit vorher, und er wirst icherlich noch eine geraume Zeit in dem neuen Jahre seine uner freuliche Existenz sichren. Ueberall hat er kompromittirend gewirkt: Minister blamirten sich, iudem fie sich in der Kammer ans Schrlst- tücke beriefen, die sich wenig« Monat« später als grobe Fälschungen erwiese». Andere Minister kamen über dem Streite zu Falle, wieder andere Minister fielen ihren Kollegen heimtückisch in den Rücken; Offiziere erwiesen fich als Fälscher und Lügner; di« Kammer setzte ich das Denkmal der Feigheit, indem sie auf den Lärm der Pöbel massen mehr hörte, als auf die Stimme des Gewissens; die Dreyfus- gegner kompromlitirten fich als sinnlose Fanatiker, die Dreyfusfeinde als schlechte Patrioten, denn der Vorwurf ihrer Gegner, daß fie krupellos alle Institutionen und insbesondere die Armee herabsetzen, st durchaus zutreffend; Herr Zola, der gefeierte Held der Dreyfusianer, erwies sich als wenig heldenhaft, indem er in dem Augenblicke, wo er zu einer längeren Gefängnißstrafe verurtheilt wurde, seinem Bater- lande schleunigst den Rücken kehrte; er ließ zwar verbreiten, daß er »> Oktober zurückkehren werde, er hat aber bis jetzt die Vorsicht für den besseren Theil der Tapferkeit gehalten. In diese allseitige zrairäo vonknsivn schneidet die Faschoda- angelegenheit hinein. Die Franzosen waren gerade im besten Ministerstürzen, als sie vor die heikle Frag« gestellt wurden, ob st« «S wegen des Zugangs zum Nil zu einem Kriege mit England kommen lassen wollten. Die schlaue« Engländer, welche die französische Lage richtig würdigten, stießen heftig in die Kriegs- trompete, und es gelang ihnen, di« Franzosen rinzuschüchtern. Mil dem Rückzüge aus Jaschoda ist der französische Tran«, ein zw sammenhängendes Kolonialreich von st«, Westküste bis zu, OMst« Afrikas zu grünsten, zu Grabe getragen worden. Gleichzeitig ist auch die Hoffnung, de» alten Einfluß m Egypten wieder zu erlangen, ein für alle Mal vernichtet worden. So bedeutet die Retraite iu der Faschodasrag« «ine schwere politische Niederlage, während di« DreyfuSangelegenheit eine fressend« moralische Wunde ist. Diesen Schlappen auf moralischen und politischem Gebiete haben die Franzosen schlechterdings kein Guthaben entgegenzusetzen. Selbst die Wahl von Pari» für die Abhaltun des spqnisch-amerikanischen FriedenSkongreffrS hat den Franzosen kein, gtori» eingebracht, denn es gelang ihnen nicht, sür ihre Freunde, die Spanier, irgend welche günstiger, Bedingungen pl erreiche», während die Amerikaner trotzdem verschnupft waren, weil fie den Franzosen die Schuld an dem hartnäckigen, freilich erfolglosen Wider stande der spanischen Delegirten beimaßen. So bedeutet das Jahr 1898 für Frankreich nicht- als «in einziges großes Defizit. In Deutschland kan» nian damit wohl zu frieden sein, denn wenn die politische» Finanzen in Frankreich so schlecht stehen, wird man sich hoffentlich hüten, sich auf ei» so riskantes Geschäft einzulassen, wie es ein Krieg mit Deutschland nothwendi'ger Weise sein müßte. Kautschuk üud Pneumatik. Sporltechnische Skizze von Waldemar Thadden. (Nachdruck verboten.) Eines der wichtigsten Vehikel für Erwachsene beiderlei Geschlechts ist heutzutage ei» Fahrrad. Ei» Fahrrad iväre aber nur eine „interessante Maschine" wenn ihm di« Pneumatiks fehlten. Die Letztere» wären nur „Idee" im Kopfe ihres Erfinders geblieben, wen» es keinen Kanlschuk gäbe; dieser aber wäre nicht zu haben, wenn nicht iu den heißen Ländern, deren Temperatur zwischen -s- 33 und 42 Grad sich bewegt, verschiedene Bäume einen „ganz besrnderni Säst" besäßen und diesen der radfahrenden Menschheit im Besonder» zur Verfügung stellten. Es wird nun, denke ich, sür den Leser, ob er Radler oder (vorläufig!) nicht, ganz interessant sein, wenn wir einmal den Weg vom Kautschnkbam» bis zum »Pneumatik" miteinander zurücklegten. Zur Gewinnung des besten sogenannten Parnguminis, der in Brasilien von der llnneoruin spsewra gezogen wird, macht inan in der Höhe von 2 Metern ring» um den Stamm des Baumes und in Entfernung von etwa 10 Zentimetern Einschnitte in die Rinde desselben und befestigt unter jedem Einschnitt ein thönernes Gefäß, in welkem der reichlich hervorquellende Milchsaft sich sammelt. Dann wird etwa 20 Zentimeter unter dem erste» ei» zweiter Ring von Einschnitten gemacht und damit immer in gleichem Abstande nach nnlen sorlgefahren, bis man am Boden angelangt ist, worauf man im oberste» Ringe zwischen de» alte» Einschnitten von Neue», eiuzuschuridcu beginnt und jo fort. Der so gewonnene Milchsast wird in Holzeimrr zusammengegosscn. Ist das geschehen, so wird ein rauchendes Feuer augemacht, die Eingeborene», mit lange» hölzernen Stäben versehen, treten herzu, tauchen die Stäbe in de» Saft und halte» das benetzte Ende über die Gluth, bis die Milchjastschicht darauf cingelrvclnet ist. Dieses Verfahren wiederhole» sie wohl an die 2-—3-—400 Mal, wodurch am Ende des Stabes schließlich ein dicker Klumpe» entsteht. Hat dieser Klumpen die erforderliche Größe erreicht, so wird er von dem Stabe abgestreift und kommt solchergestalt in den Handel. Bevor diese „bisoaitos", wie sie genannt werde», je- doch aus die Wagschale und von da in den Ladung-raum des Dampfers kommen, schneidet der vorsichtige Käufer sie mitten durch, um sicher zu sein, daß nicht „hier und da" sich ein „Stein" in die Mitte „verloren" hat, um dem „bkvuitos" die Mühe des Wagschalenherunterdrückens zu „erleichtern". Der Parngummi sieht außen dunkel, innen hell aus. — An Güte de», Parngummi gleich ist der Cearagummi, der von der Llavikot Ol»riovii gewonnen wird. Die Gewinnung dieser Sorte disferirt jedoch von der der erster«». Die Rinde dcs BaumeS wird außen sorgsältig gereinigt, hierauf befestigt man um den Stamm eine schiefe u.inne aus Lehm oder ans einer gedrehten P«>itische Rundschau. Chemnitz, ü. Januar 18SS. Deutsche- Reich. — Die Io mmaudirenden Generale, welche vom Kaiser wegen seines Unwohlsein« zu Neujahr nicht empfangen werden konnten, sind nochmals zum 18. Januar nach Berlin geladen. — Der Reichskanzler giebt am 12. Januar ein Diner z» Ehren des Reichstages und des BundeSratheS. — Der erste Wettstreit deutscher Männergesang vereine um den vom Kaiser gestifteten Wanderpreis soll nach Allerhöchster Bestimmung am 26. und 27. Mai dieses Jahre» in Kassel stattfinden. — Die „National-Ztg." schreibt unterm 4. Jannar: Der Justiz» ausschuß de» BundeSraths wird dem Vernehme» nach morgen iu der lippeschen Angelegenheit Beschluß fassen; ob dies auch alsbald in der morgen stattfindenden Plenarsitzung geschehen wird, steht dahin. Wir haben de» Eindruck, daß seit Anfang Dezember von Neuem mit Eifer auf die größeren Bundesregierungen einge wirkt worden, um einen de» schaumburgischen Wünschen möglichst entsprechenden Beschluß herbeizuführen; mit welchem Erfolge, das wird man nun bald erfahren. — Die „Münchener Neuesten Nachrichten" verzeichnen Las Gerücht, es bestehe im BundeSrath die Geneigtheit, den Z 2 de» Jesuitengesetze» (Expatriirung und Jntrrmrung) zur Auf»" Hebung gelangen zu lassen. Verschiedentlich wird ejne dahin gehende Erklärung von Seilen des Reichskanzlers bei Berathung des Jesuitenantrages des Zentrums erwartet. —Der den Bundesregiernnge» im vorigen Herbst, zuge- gangrne, vom RrichSschatzamte ausgvrrbeitete umfangreiche Zoll« taris-Entwurs» der neben dem neuen Tarisschema euch die bis herigen Zollsätze enthält, dürste nach eventuelle» Aenderungen erst gegen End« des Jahres dem wirlhschajtlicheu Ausschuß und. wie anzunehmrn ist, gleichzeitig den berufenen Vertretungen de» Handel», der Industrie und der Landwirthschast zugehen. Gegenüber dem Schreibe» des Handelstages an da» Reichsamt des Innern bemerkt di« „Norbd. Mg. Ztg.": Der Grund, warum der Entwurf de» Handelskammern gleichfalls bisher nicht uiitgetheilt worden ist» ist vermuthlich der, daß die Regierung keine Veranlassung. «u «i»e» Streite über die Zollsätze.'geben möchte, ehe das Streitobjekt einiger maßen festgestellt ist, zumal da bis 1904 Zeit ist. . ; — Zum Kampf. Hegen di« Vergnügungssucht der Arbeiter veröffentlicht der „Evangel. Arbeiterbote" einen Artikel, in dem er zunächst betont, daß vor Allem mit der Ansicht aufgeräumt werden müsse, als sei ein wirkliches Vergnügen ohne Bier und Tabak ein Unding. Damit berührt der „Evangel. Arbeiterbot«" da» Kapilel von den deutschen Trinksitten. In diesem Punkte aber wird für die arbeitende» Klassen nicht eher eine Besserung zu erreichen sein, als bis auch die gebildeten Stände ihrerseits gegen die herrschenden Trinksitten oder vielmehr Unsitten energisch Front machen. So lange nicht insbesondere die OffizierkorpS und die akademisch Gebildete» den Ciane, in welche, der au» darüber spiralförmig um den Stamm an» gebrachten Einschnitten hervorschäumende Milchsaft sich sanimelt. Ans der Rinne fließt der Saft in eine untenstehend« Ealebaffe. Die mit Lehm, Zweig» und Rlndenstückchen verunreinigt« Sorte heißt Die Milch wird nun auf Thonformen becherweise auf- gcgossen und über ein Feuer gebracht und geräuchert. Damit genug Rauch entwickelt wird, wird über das Feuer ein Krug mit engem Halse und ausgebrochenem Boden gesetzt, der mit Holz und mit Palmnüssen gefüllt ist. Die Milch bildet dann nach dem Räuchern einen grauen» ziemlich festen Ueberzug. Da» Aufträgen der Milch geschieht so oft, bis ein« ungefähr >0 cur dicke Kautschukmasse gewonnen ist. Haben die Thonklumpen Flaschenform, so wird der gewonnene Gummi auch Flaschengummi genannt. In den Handel kommt er in bandförmige», röthlich-braunen Streifen, die zu dicken Knäueln gerollt sind. — Di: sogenannten „Negroheads" oder , kugelige, aus Fäden, Tropfen und sonstigem Abfall Masse», sind ein minderwerthigeS Nebenprodukt dieser nimngsmcthode. — Von geschätzter Qualität ist ferner der Ule- Kautschuk, welcher in Guatemala und Beneznela gewonnen wird. Die UleroS oder „Sammler" reinigen de» Stamm de» Baumes und den Boden ringsum und machen dann einen mehrere Meter lange» senkrechten Einschnitt in die Rinde, i» welchem beiderseits schräge, kürzere Einschnitte nebenflußartig einmünde». Der herausquellende Milchsaft wird in ein großes Gefäß gelassen. Der von gröbere» Unreinigkeiten befreite Saft wird durch ein Drahtsieb gedrückt und in Tonnen gebracht. Zweigbündel einer Schlingpflanze werde» dann durch Schlagen mit Stocke» zerquetscht und wit Wasser ausgelaugt. Der Extrakt wird durch ein Tuch geschlagen und daun in einem flachen Ziun- gesäß mit der achtfachen Menge Milchsast vermischt. Der Kautschuk scheidet sich alsdann als weiche Masse au», welche in einer braunen, nach fauligem Käse riechenden Flüssigkeit schwimmt. Diese rohe Kamschuk- tnaffe wird nun stark mit der Hand geknetet und zu einem flachen Kuchen ausgewalzt. Da» Produkt ist bi- 4 Kilo schwer und ver liert durch das Trocknen noch 3 Kilo; die trockene Masse ist stahl grau. Die am Stamm selbst getrockneten Massen werden zu Kugeln geformt und geben als Nebenprodukt die wieder minderwerthigcn sogenannten Bola's.,— In Angola auf Madagaskar, welches auch sehr guten Kautschuk liefert, schneidet man aus dem Baum ei» Stück Rinde heraus, läßt den ansfließenden Saft auf den nackten Oberarm trapsen und rollt den Kautschuk, sobald der Arm genügend über- krustet ist, nach der Hand zu in dicke» Ringen ab. Da guter Kautschuk einen entsprechend großen Gewinn abwirft, so hat mit dem erhöhte» Verbrauch in der Industrie auch eine Ver wüstung der Trvpenwälder gleichen Schritt gchalle», so daß die Be fürchtung, dieselben würden an Katttschnkbäuinen schließlich erschöpft werdcn, sich als nur zu sehr begründet erwies. I» Ostindien, dem Heimathlande der H'ious elastion, stellte daher die englische Regierung Mitte der siebziger Jahre die Wälder unter Staatsschatz und begann die Wiederaufforstung, doch war der Erfolg nicht »eniienswerth. Kulturversuche schlugen im Allgemeinen nur fehl, insofern die ange- baulen Exemplare verhältnißinäßig sehr wenig Milchsaft lieferten. l)ie Welt und somit auch die Radler sehe» daher einer einstigen ^aulschuktheuerung entgegen; und wenn nicht die chemische Forschung ich in's Mittel legt und uns ein völlig brauchbares Surrogat liefert wird Gummi in, wenn auch langer, so doch absehbarer Zeit eine mit Gold ausgewogene Rarität werden. ; > Doch, da wir noch „athmen im rosigen Licht" und die Bortheile eines bis dato noch nicht mcrkbar veränderten Vorralhes von Milch- aft uns zu erfreuen vermögen, wollen wir den „Kautschukjammer" unseren Epigonen überlassen und uns die Darstellung eines „Pneu matik" im Geiste ansehe». Bevor der rohe Gummi unter die Maschine kommt, wird er zuerst in großen Bütte» in heißes Wasser gelegt und da durch erweicht. Nachdem er etwa 2 bis 3 Stunden in diesem Erweichungsbade zugebracht, wird er dann in kleinere Stücke zer sägt, welche in den sogenannten „Wäscher" geworfen werden, ein ungemein massiv und stark gebautes Walzenpaar, welches auf der Oberfläche „tief gerieft ist. Zwischen diese» Riefen wird der erweichte Nohgummi mit einer unwiderstehlichen Gewalt in lauter Fetzen gerissen unv zerdrückt, während au» einer Brause reine», laues Wasser aufslicßt, welche- alle fremden Beimengungen entweder löst oder fortspült. Diese Prozedur dauert so lange, bi» das Spülwasser unterhalb ganz ll,r abläuft. Sowie der Gummi auf diese Weise gereinigt ist, Hort das Auffließe» dcs Wassers auf und nun backe» die einzelnen Theilchen der Masse allmählich wieder zusammen, so daß riesige Platten entstehen, welche von der Maschine genommen und in einem besonderen Raum bei -s- 35 bis 50 ° ge trocknet werden. Je länger der Gummi in diesem Trockenraum verweilt, desto leichter handh bt er sich in der weiteren Verarbeitung. Der nächste Prozeß, der nun mit den getrocknete» Gummiplatten, welche i» allen Nuancen von schwarz bis hellbraungelb schimmern, vorgcnommc» wird, ist das Schwefeln derselbe». Zu diesem Zweck werden ganze Bündel der Platten, im Gewichte von 150—200 Pfd. etwa, ans ein neue» Walzwerk mit glatter Oberfläche geworfen. Langsam drehen sich die kolossalen Walze» gegen dieses Bündel, eine» Augenblick rollt e» mit, dann steckt eS urplötzlich fest» die Walze» haben an irgend einer kleinen Unebenheit gefaßt und ziehen mit unwiderstehlicher Gewalt langsam aber sicher die Masse zwischen sich hinein. Es scheint auf den ersten Anblick schier unglaublich, daß der ungeheure Stoff »achgebe» werde, zumal die Walzen nicht weiter als etwa einen guten Zentimeter von einander entfernt sind doch bald ist das ganze Bündel ausgeplättet und legt fich wie «in
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