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General-Anzeiger für Chemnitz und Umgegend : 24.08.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-08-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384843-189908249
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384843-18990824
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384843-18990824
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
General-Anzeiger für Chemnitz und Umgegend
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-08
- Tag 1899-08-24
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Monat
1899-08
-
Jahr
1899
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der geringen Anzahl von Pferden, die damals zur Verfügung standen «nd der Abwesenheit der Kavallerie zugeschrieben. Gerdie«, U«er den Belgrader Attentat-Prozeß wird gemeldet! Di» Anklageschrift im Hochverrathsprozeß ist fertig. Etwa vierzig Personen find wegen Attentats und HochverrathS angeklagt. Atzt««». Die fünf chinesischen Geiseln, die au-Jhtschau »ach Lsintau gebracht worden waren, find »ach der Deutsch-astatischen Wart» von dort wieder entlassen worden. Dieser Maßregel gingen Verhandlungen de« Gouverneurs mit dem Bischof v. Anzer vorauf, gelegentlich deren der Gouverneur dem Bischof wissen ließ, daß er auf da» Behalte» der Geiseln persönlich keinen weiteren Werth lege, da er sie im Interesse des Falles Stenz hätte mitiiehmen lassen. Wenn die chinesischen Behörden durch bereitwillige Zugeständnisse bei den Verhandlungen zwischen ihnen und Msgr. v. Anzer ein Acquivalent geschaffen hätten, so würde er eventuell bereit sei», einem Gesuch des Bischofs auf Entlassung der Geiseln Folge zu geben. Ein derartiges Gesuch wurde vom Bischof an den Gouverneur gerichtet, worauf die Geiseln auf freien Fuß gesetzt wurden. Dnyfus vor dem Kriegsgericht in Rennes. Ganz unvermnthet erschien in der Dienstag-Sitzung Labori in Begleitung seiner Gattin und dre Aerzte Vidal und Bristol. Laboris Eintritt im Saale folgte minutenlanges Händeklatschen. Labori nimmt neben Demange Platz. Die Sitzung wird um 6 Uhr 35 Minuten eröffnet. Dreyfu» wird hereiugeführt und schüttelt Labori bewegt die Hand. Der Vorsitzende, Oberst Jouaust, sagt unter ge spannter Ausmerksamkit des Auditorium» zu Labori, daß die un- qualifizirbar« That, der Labori beinahe znm Opfer gefallen wäre, die höchste Entrüstung der Mitglieder des KriegserichlS hervorgerufen habe. »Wir freuen uns, daß keine schweren Folgen entstanden, und Sie heute Ihre Aufgabe wieder aufnehmen können * (Zustimmung.) Labori danlt herzlichst den Vorsitzenden, den Mitgliedern des Kriegs gericht», den Kollegen und allen, die ihm Sympathie bezeigten. Er nehme seinen Platz ein, mehr uin den Verhandlungen zu folgen, als sich daran zu betheiligen. Labori schließt mit den Worten: Dank der Ausführlichkeit der Verhandlungen werde man die absolute Wahr heit und beruhigende Gerechtigkeit aus ihnen hervorgehen sehen. Dann setzt sich Labori, sichtlich ermüdet, unter der Zustimmung des Publikums, nieder: Der erst« gestern vernommene Zeuge, der früher Präfekt von Brlfort, Grenier, hebt die Intelligenz und da» Wissen Esterhazy'» hervor, sagt jedoch, derselbe handle öfter »»überlegt. Esterhazy, der bei General Grenier, dem Vater de» Zeugen. Ordonnanzosfizier ge wesen war, Hab« mehrere Erbschaften in Folge von Liebschaften und übermäßigem Aufwand durchgebracht. Als Esterhazy im Jahre 1897 Versuche machte, in» KriegSmiuislerium zu kommen, habe Grenier sein« dahin zielenden Schritte unterstützt. Ms Estrrhazy's Bemüh ungen auf Widerstand stießen, habe dieser zu Unrecht dem Oberst Henry die Schuld daran beigemessen. Zeuge sagt, es scheine ihm, Positiv könne er es jedoch nicht sagen, daß Esterhazy ihm gesagt habe, er halte Dreyfu s für unschuldig. Der nächste Zeuge, Major Rollin, stellt dem Agenten Lajoux rm ungünstiges Leugniß au». Auf Wunsch Labori's wird eiu Schreiben diese» Agenten an da» Ministerium zur Vorlesung ge bracht, in welchem Lajoux dringend um Unterstützung bittet und be merk, der Agent Euer» sei in Folge der Ansprüche Henry'» aus einem Verbündete» ein Gegner geworden. In dem Brief« wird auch über eine Unterhaltung Lajoux' mit Euer» berichtet, der äußerte, weder er »och der Berliner Generalstab, noch die verschiedenen deutsche» Militärattaches» in Europa hätten von Dreyfu» sprechen gehört. ES entsteht uuumehr ein Zwischenfall in Bezug auf den einem fremden Attache« zugeschrirbenen Bericht vom November 1897. Labori richtet an Mercier nacheinander die Fragen: auf welche Weise dieses Schriftstück in seinen Besitz gekommen sei, unter welchem Rechtstitel er noch Besitzer desselben gewesen sei, als er nicht mehr Kriegsminister war, wann er es vorgelegt habe, und niit welchem Rechte das Beheimaltenstück in seinem Besitze gewesen sei. Auf diese Fragen verweigert Mercier die Antwort oder er schweigt überhaupt. Er erklärt daun, daß er nur die Verantwortlichkeit für die Ueber- sktzung übernehme. Labori stellt hierauf fest, daß Mercier sich weigere» zu antworten, und behält sich entsprechende Maßregeln vor (Bewegung.) Labori kündigt sodann an, daß er noch weitere Fragen an Mercier richten werde, er sehe aber voraus» daß Mercier häufig die Antwort verweigern werde. (Bewegung.) Mercier verliest einen Bericht des Agenten Grenier, der DreysuS in keiner Weise belastet ferner eine Note des Generals Gonse, die sich tadelnd über Lajoux ausspricht. In Bezug auf die Aussage Rollin's erklärt Treysas, im Lause der bei ihm vorgenommenen Haussuchungen sei Alles in seiner Wohnung beschlagnahmt worden. Der Präsident erwidert hierauf: »Es fehlen Seiten in Ihr?» Arbeitshefte» aus der Kriegsschule!* DreysuS: „Nein, Herr Oberst, im Jahre 1894 nicht!" (Bewegung.) Der ehemalige Ministerialsekretär Ferrct sagt ans, er habe eines Tages Dreyfu» in dem vierten Bureau überrascht, wie er mit einer Zivilperson ein Schriftstück durchsah, anscheinend eine ge zeichnete Darstellung des Transports von Bcdeckungstruppen. Um diese Zeit habe sich Niemand im Bureau befunden. Dreyfus protestirt und erklärt, die behaupteten Thalsachen seien nur gehässige Insinuationen, die von dem frühere» Krieg-minister gesammelt seien. (Langandauernde Bewegung.) Es entspinnt sich eine Debatte zwischen dem Präsidenten. Gonse. DreysuS und Demange. Gonse verliest Briefe von zwei Ingenieuren, aus denen hervorgeht, daß sie oft in das Ministerium kamen. Treysus widerspricht; er habe niemals Jemand in sein Bureau geführt und sei außerhalb seiner Dienst- fiulide» dorthin nur während der Abwesenheit seiner Iran im August und Septcmber 1894 gekommen. Demange stellt iest, daß, da'der Zutritt zum Miuisterium so leicht gewesen sei, auch andere Personen als Offiziere sich dort Miltheilungen hätten verschaffen löuucn. (Bewegung.) Hierauf wird Major Berti» verhört. Er sagt aus, er habe DreysuS im vierten Bureau unter seinem Befehle gehabt. Treysus habe vhne Eifer gearbeitet, sei aber sehr aus dem Lausende» gewesen i» Betreff der Transportfragen rc. bezüglich des Eisenbahnnctzes des Ostens. Sein Dienst hätte Dreyfiis sehr wohl in die Lage bringen können, von Cui'gnet Auskünfte über das Eisenbahnnetz de» Ostens zu erbitte», nicht aber über andere Eisenbahnnetze. Er, Zeuge, habe Dreyfus niemals Befehl ertherlt, sich Auslünfte der letzteren Art zu verschaffen. Berlin erklärt dann weiter, er sei auf Grund der Expertise Bcrtillon's von der Schuld Dreyfus' überzeugt worden Der Gerichtsschreiber verliest sodann einen Brief Scheurer Kestner's, in welchem dieser sich entschuldigt, daß er nicht vor Gericht erscheine, und weiter darlegt, daß er durch die Handschrift Esterhazy'a von der Unschuld Dreyfus' überzeugt worden sei. Ccheurer-Kestner betont ferner in seinem Schreiben die Geständnisse Esterhazy'- be züglich des Bvrdercaus und gicbt dem Wunsche Ausdruck, daß bald die Stund: der Gerechtigkeit schlagen möge, im Interesse des Heeres «nd de» Vaterlandes. (Bewegung.) Ans eine Frage Demange' antwortet Berlin, er habe dem «rnerak BiSot von de« Nachforsch- ungeu Scheurer-Kestner'S Mkttheikung gemacht, de, Minister habe aber dem Senator antworten kaffen, Nicht» in der Sache zu unter nehmen. Er, Berti», habe Scheurer-Kestner niemals verhehlt, daß er von der Schuld DreysuS' überzeugt fei. Der Zeuge Berlin er klärt, er habe Picquart stets für «inen Ehrenmann gehalten. Drey fus sei stet« im Ministerium als ein Kamerad betrachtet worden, und man habe ihm, ohne sich um sein« Religion zn kümmern, alle AmtSgeheimmfse mitgethrilt. Es werden dann die Zeugnisse DreysuS' verlesen. Eie find alle sehr glänzend, nur in denen des Generalstabs werden Vor behalte hinsichtlich seines wenig sympathischen Charakters gemacht. Labori bringt dann dem Major Berti» da» Diner in Er innerung, dem sie Beide 14 Tage nach der Degradirung beigewohnt hätten. Als er. Labori, damals gesagt habe, daß Demange von der Unschuld Treysus' überzeugt sei, habe Berlin erwidert: „Sprechen Sie mir nur nicht von Demange, das ist «in Advokat der deutschen Botschaft!* (Rufe im Saale: „Oh! Oh!*) Labori fragt Berlin: „Sie haben geäußert, Demange habe schon andere Spione ver- theidigt und zwar als Osfizial-Vertheidiger?* Berlin girbt z», diese Aeußerung getha» zu haben, ausgenommen die Bemerkung, daß Demange Osfizial-Vertheidiger in Spionage-Prozessen gewesen sei. Berti» giebt ferner zu, daß er Demange übel gewollt habe, weil dieser DreysuS dadurch schlecht vertheidigt, daß er ihn in seinem Prinzipe der systematischen Ableugnung unterstützt habe. Demange erwidert hierauf: Dieser Vorwurf richte sich gegen Dreyfus. Was das anbetreffe, daß er als Osfizial-Vertheidiger Spione vertheidigt habe, so rechne er sich die» zur Ehre an; denn es beweise, daß man auf seine Diskretion gerechnet habe. Nach einigen Bemerk ungen DreysuS' ist der Zwischenfall erledigt und es wird eine Pause gemacht. Nach Wiederaufnahme der Sitzung wird Major Gcndron ver nommen. Dieser Zeuge sagt aus, einer seiner Freunde, der eine Frau Dely, eine Ungarin, als Geliebte gehabt habe, habe ihm er zähl». dies« Frau Dely habe sehr gute Beziehungen, unter Andern: . u einem Offizier Dreyfus. Zeuge spricht sich dann sehr anerkennend über Sandherr aus. Die Majore Besse und Boulanger, die früheren Kollegen DreysuS' im vierten Bureau, machen die wenig interessante Aussage, daß DreysuS die Fragen genau gekannt habe» mit denen der Generalstab sich beschäftigt habe. Bonlanger fügt hinzu, daß DreysuS ihn über seine, Boulanger's, Arbeiten besragt habe. DreysuS erwidert, er habe sich stets nur bemüht, das zu erfahren, was er be rechtigt gewesen sei, zu erfahren. Oberstleutnant Jeannel erklärt, er habe Dreyfus im Juli 1894 die Schießvorschrifte» geliehen. Dreyfus entgegnet hieraus, es seien dies Schießvorschriftcn der deutschen Artillerie gewesen. Zeuge behauptet, er könne sich dessen nicht er innern. Labori erwidert auf die Aussage Jcannel's und giebt seiner Uebcrraschnng Ausdruck, daß Jeannel nicht vom Kriegsgericht im Jahre 1894 vernommen worden sei, welches angenommen habe, daß da» Vordere«» im April angeferligt worden sei. Damals wäre Jeannel ei» Entlastungszeuge gewesen. „Heute nimmt man an, daß das Borderaeu im August angefertigt worden sei, und jetzt vernimmt man den Zeugen, der Plötzlich Belastungszeuge wird, da er sagt, er habe Dreyfus die Schießoorschristen im Juli geliehen-* Major Maitre bestätigt die Aussagen Boulanger's. Er ver liest einen Brief des Hauptmanns Lemonuier, der im Jahre 1894 zum Generalstab komniandirt gewesen ist. In diesem Briefe schreibt Lemonnier, Dreyfu» habe ihm erklärt, daß er über gewisse Absichten des deutschen Generalstabs unterrichtet sei und den Manövern in der Umgegend von Mühlhausen beigewohnt habe. Dreyfus antwortet hierauf» daß er nichts zu verbergen brauche, was er über die Ab sichte» des deutschen Generalstabs erfahren hätte. Was die Manöver bei Mühlhausen betreffe, so wolle er über das, was Beanrcpaire er zählt habe, kein Wort verlieren; das sei geradezu ungeheuerlich, er bedauere aber, daß ein Offizier sich der Aussage eines Zeugen be diene, dessen Charakterlosigkeit an dieser Stelle nachgewiesen werden würde. Die Sitzung wird sodann aufgehoben. » * lieber die Behandlung, welche sich die Militärattaches und die übrigen Mitglieder der Botschaften in Paris gefallen lasse» müssen, erzählte General Gonse am Sonnabend als Zeuge vor dem Kriegs gericht Folgendes: „Gegenüber einer Botschaft in Paris (es ist die deutsche) gab es eine Wohnung, zu der wir Zugang hatten. Darunter hatten die Attaches dieser Botschaft die Zimmer des Erdgeschosses gemiethet, wo die Junggesellen unter ihnen frühstückten. Die Pförtnerin be sorgte die Küche für die Herren. Es waren zwei Räume, der eine diente als Eßzimmer, der andere als Rauchzimmer, wo man auch den Kaffee einnahm. Der Oberst Picquart ließ in dem darüber ge legcnc» Zimmer Vorrichtungen anbriugen, ließ im Kamin Schall hörner befestige» und ein Möbel aufstellen, von dem aus ma» sich dieser Schallhörncr, die den Schall i» dem Kamin auffiugen, be dienen konnte. Er setzte da»» in das Zimmer einen seiner Agenten, den ich nicht kannte, und dieser Agent belauschte alle Tage die Unterhaltungen und erstattete darüber Abends 7 Uhr Bericht. Das hat, ich weiß nicht wie lauge, gedauert. Ich frage, ob derartige Schritte gegenüber Personen, die den Botschaften angehöre», der Regel entsprechen, und ob man so etwas thun darf, ohne seinen Vorgesetzten Rechenschaft abzulegen.* Oberst Picquart hat diese Aussage des Generals Gons- an sich nicht bestritten, sondern nur gesagt, daß sein Vorgänger (Sandherr) das obere Stockwerk ge- iniethct und einen vollständigen Dienst dort eingerichtet halte. Er etzte hinzu: „Man hatte die Naivetät, Löcher in den Läden (des oberen Stockes) anzubringen und Jeden, der die Straße überschritt oder in das Haus eintrat, pholographiren zu taffen. Ich habe dem Allen «in Ende gemacht. Als der Agenr, dcr in der Wohnung eine» ständigen Posten hatte, mir darlegte, das, es von Interesse ei, ein anderes Mittel anznwenden, um zu erfahren, was in dem öause vorging, machte er mir Vorschläge, di« ich annahm. Ich elbst nahm persönlich an dem, was er that, nicht Thrill Ich gab ihm nur Anweisungen und Ermächtigungen; ich- selbst bin in der Zeit des einen Jahre», wo ich Leiter des Nachrichtendienstes war, nur einmal für einen Augenblick in diesem Hause gewesen, um mich zu überzeugen» ob Alles, was man mir sagte, wahr sei. — Vor sitzender: Das rntträstet nicht die Aussage de» Generals, daß das Haus mit jenen Vorrichtungen versehen war. — Picquart: Ja aber die Einrichtung hotte mein Vorgänger getroffen. — Bor sitzender: Die Aufstehung der Apparate? — Picquart: Nein, die Einrichtung der Ueberwachung. Danach ist also Oberst Picquart als der Vater der Schall- Hörner im Kamin zu betrachten, und wcnn so etwas am grünen Holze geschah, so braucht ma» sich schließlich nicht zu wundern, wenn die dürren Hölzer, die Henry und Genossen, bei dem Geschäft, das sie betrieben, noch zu ganz anderen Mitteln griffen. Ma» meldet uns heute über die Vorgänge in RenneS: ReuueS, 23. August. Entgegen einer anderslautenden Meldung verspürte Labori gestern nach der aufregenden Sitzung de» Kriegsgerichte» leichtes Fieber und konnte erst »ach längerer Ruhe «ine Ausfahrt unternehme». Drohbriefe lausen fortgesetzt bei Labor in großer Anzähl ein; st« richtm, sich übrigen« nicht gegen ihn allein» sondern auch gegen sämmtliche Personen, wekche entlastend für Drr-sns auSsagen. Kiusch«»» im Lande. — Löv«t». Ueber «ine Massenvexgiftung kn Plötzen bei Lübau ist Folgendes za berichten: Der dortige Gutsbesitzer Brak« rückte oni Donnerstag Margen mit 9 Personen a»f das Feld, um Weizen zu mähen. Stach Genuß des zweiten Frühstücks, welche auf da» Feld gebracht worden war, fielen die Leute plötzlich um und klagten über Schmerzen. Es wurde svsvrt ärztliche Hilfe geholt. Noch jetzt sind mehrere Personen schwer erkrankt. Da» übrig ge bliebene Frühstück wurde nach dcr Versuchsstation Pommritz gebracht und dort bei der Untersuchung festgestellt, daß sich in dem Kaffee eine größere Menge Arsenik befand. Als dringend verdächtig, da» Verbrechen verübt zu habe», wurde am Sonnabend die Schwieger mutter des Brade, Fron Martschink, verhaftet und in das Landge- richtSgefäugniß zu Bautzen eingcliefcrt. — Zu Anfang dieses Jahre» war beim GutSbeMr Gabler in Schlauroth bei Görlitz ein Nn- bruchsdiebstahl verübt worden, bei dem d.n verwegenen Dieben «. A. über 40,1100 Mark in Werthpapieren in die Hände gefallen waren. Obwohl der Bestohlene auf die Hcrbeischaffung der Werth papiere eine Belohnung von 3000 Mark anssetzte, wölkte es anfangs doch nicht gelingen, die Diebe ausfindig zu mache». Der Krimi nalkommissar Lemke aber ermittelte schließlich, daß die Spur der Diebe »ach dem böhmische» Grenzbezirke und zwar nach dem Bezirk Friedland führe. Dieser Tage ist er nun auch gelungen, die Ein brecher und Hehler zn verhaften; eS sind dies Josef Oertelt aus Bärnsdorf, Franz Elstner, dessen Frau und Stieftochter ausBullen- dors, sowie die Mutter des Oertelt und deren Schwester Karvline Neuman». Bei der Festnahme versuchte die Reumann einen Brief, der für die Untersuchung von großer Bedeutung ist, zu verschlucken. Der größte Theil des Briefes konnte ihr jedoch noch entrissen werde». Von den gestohlenen Wertpapieren wurde» dem Gäbler 13,000 Mk. wieder zurückgestellt. Diese 13.000 Mk. bildeten den Antheil deS Josef Oertelt an deur Diebstahl«. 3000 Mark wurden bereits i>» Frühjahr in Görlitz im Hausflur dcr „Deutschen Ncichsyalle" ge funden, und später waren wieder 3000 Mk. der Görlitzer Polizei behörde brieflich zugestellt worden, um den Anschein zu erwecken, daß ich die Diebe in Görlitz befinde». Es fehlen also noch über 20,000 Mk. in Werthpapiercn, doch hofft man. auch diese noch ausfindigzu machen. Schon vor einigen Wochen war in dieser Angelegenheit n Löbau i. S. »ine Verhafiung erfolgt, und zwar hatte man eineu lauge gesuchten Einbrecher, den Fabrikarbeiter Donath, festgcnommen» der unzweifelhaft bei dem Einbrüche bctheiligt gewesen ist. — Flöha. Am Montag Nachmittag */s7 Uhr entgleisten beim Rangire» aus Bahnhof Flöha gegenüber der Buchdrnckerci drei Güterwagen. Einer der Wagen war den Bahndamm hinabgestürzt, während die zwei übrigen Magcn sich n ch ans dem Damm be fanden. Personen sind dabei nicht zu Schaden gekommen. Der Bahn betrieb ist nicht wesentlich gestört. — Mittwetd«. Der frühere Bürgermeister von Mittwelda. Herr Apelt, der unlängst wegen verschiedener Konflikte mit den hiesigen städtischen Kollegien auf sei» Amt verzichten mußte, ist jetzt in Peine in der Provinz Hannover zum Bürgermeister gewählt worden. — Rothenthal. Am Sonnabend ist hier aus der Elster der Leichnam eines in den 70 er Jahren stehenden unbekannten Mannes gezogen worden. Die Rekognoszirung der Leiche ist jbis jetzt noch nicht erfolgt. —1. Lvernenschönveeg bei Olbernhau. Auf dem Boden raum der Holzrvaarenfabrik Ernst Lonis Pierschels entstand am Sonntag Morgen Feuer, welchem der Dachstuhl zum Opfer fiel. Außer dem Besitzer ist noch der Holzwaarenfabrikant Seifert ge schädigt. Man vermulhet Brandstiftung. — Neichenbach. Ein hiesiger Agent St.» dcr im Alter von 64 Jahren steht, wo sonst bei Manchem dcr Liebe Flammen längst verraucht sind, hatte in Erfahrung gebracht, daß die bisherige Pflegerin eines jüngst verstorbenen Einwohners Herz und Hand frei und außerdem aus der Sparkasse 500 Mark hatte. Er versprach daher der Glücklichen die H irath, wollte ihr eine Grnnwaarcnhand- lung und für sich eine Koslenhandlung eröffnen. So wollten sie gemeinsam durchs Lebe» pilgern. Da zn den Vorbereitungen Geld gehörte, holte man von der Sparkasse nach und nach das Geld. Als dies aber leider allzu früh alle wurde, erkaltete das Liebeeseuer des St. und er wollle sich von der auf die Ehe hoffenden Frauens person zurückziehen. Da sie dies nicht schön fand, ging sie zur Polizei und machte Anzeige. Ticse soll »un dem ungetreuen Lieb haber klar machen, daß er wenigstens das von ihm verbrauchte Geld wieder herausgeben »ruß, wenn er sich nun einmal nicht in Hymens zarte Bande fesseln lassen will. Vielleicht folgt noch ei» gericht liches Nachspiel. — Plane»« i. V» Der Zimmcrniann Trampel ans Thoßfell, der am 14. August früh in der zweiten Stunde bei einem Zu sammenstoß dem Zimmermann Schink den tödtlichen Stich bei« gebracht hat, ist aus der Untersuchungshaft entlassen worden. — Markneukirchen. Ein arges Mißgeschick ist einem hiesigen Einwohner passir«. Derselbe wollte verreisen und erwartete noch eine Person, die ihm etwas bringen sollte. Wiederholt halte er bereils zum Fenster, das immer offen stand, hinansgesehen, da trieb dcr Wind das Fenster zu, der junge Mann bemerkte dies in dcr Eile nicht und fuhr, als er nochmals Ausschau halten wollte, mit dem Kopf durch das Fenster, sich dabei schwer verletzend. In die Stirn war ein großer Glassplitter so tief eingedrnnge», daß er beim Entfernen abbrach. — Kliligeiithak. Die Erhöhung des ZuckerpreiseS i« Oesterreich scheint nicht ohne Einfluß ans die Pascherei zu sein. In Folge der Zuckerst«»« wird, so erzählt man sich, vielfach Zucker nach Böhmen ringepascht, da er dort jetzt theurcr ist, wie z. B. in London. Die Skandalszerien irr Graslitz. Ueber die blutigen Vorgänge in Grattitz schreibt ein Mitarbeiter des „Vogtl. Anzeiger": Das war eine schlimm« Nachfeier von Kaisers Geburtstag! A« Sonnabend halten einige Leute einen Umzug veranstaltet und trug« dabei einen marlirteu Zuckerhut mit. Dies verbot der k. k. Bezirks kommissar Nott, jedoch ohne Erfolg, da wieder ein neuer Zuckerhirt austauchte. Die Menge verstärkte sich immer mehr und warf nach den Fenstern des k. k. Bezirksgerichte- und der k. k. Bezirk»- hauptmaunschaft. Am Sonntag war die Erregung gestiegen Gendarmen trafen von Prag ein und nahmen auf dem Markt« Aufstellung. Eine Menschenmenge füllte den Markt. Die Gendarm« begannen ohne Warnung an da« Volk auf Befehl Rott'S zu feuern und tödteten einen sehr arbeitsamen, angesehenen Schuhmacher Titlet, der eben mit dem Zug« angekommen war und nach dem Markts ging. Er erhielt einen Bajonettstich, der di« Eingeweide bloßlegtlh und einen tödtlichen Schuß. Ein anderer Schuß tödlele eine»
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