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Rr. 4L. zun, „Chemnitzer Nnterhflltnng General-Anzeiger" mMim, ..Sächsische 189». Sächsischen Lanvbotrn". Die vier Heinriche. Historische Reminiscenz von Karl Peter». Eines Abends, als der Regen in Strömen herabfloß, hörte eine Fran, welche beim Volke als eine Zauberin galt und eine armselige Hütte in dem Walde von St. Germain bewohnte, an ihre Thüre klopfen. Sie össnete und sah einen Reiter, der um Ausnahme bat. Sie brachte sein von Nässe triefendes Pferd in einen Stall und ließ den Mann cintreten. Beim Schein einer kleinen Lampe sah sie, daß es ein junger, vornehmer Herr war. Die alte-Fcau schürte das Feuer an und fragte den Fremden, ob er Etwas essen wolle. Ein Magen von sechszehn Jahren ist, wie ein Herz von demselben Alter, immer hungrig und leicht zu befriedigen. Der junge Mann bejahte die Frage und die Alte brachte ihm Weißen Käse und ein Stück Schwarzbrot — Alles, was sie hatte. „Das ist Alles, was ich armen Reisenden bieten kan», denn der Zehnte, die Steuern und wie die Abgaben alle heißen, die man uns abzwingt, nehmen das Meiste, und was noch übrig bleibt, rauben mir die Nachbar», welche mich für eine Hexe halten und mich des halb ungestraft bestehle» zn können meinen." „Nun", sagte der junge Herr, „wenn ich einmal König von Frankreich werde, will ich die Abgaben abschasfcn und das Volk auf. klären und belehren lassen." „Gott gebe cs!" seufzte die Alte. Der junge Herr rückte an den Tisch, um von dem kärgliche» Mahle zn essen, aber in demselben Augenblicke klopste es wiederum an der Thür. Die Alte öffnete »nd erblickte einen anderen durch näßten Reiter, der ebenfalls um ein Nachtlager bat. Seine Bitte wurde mit derselben Bereitwilligkeit gewährt, er trat ein — cs war rin junger, vornehmer Herr, wie der bereits Anwesende. „Bist Dn es, Heinrich?" fragte der Erste. „Ja, Heinrich!" antwortete der Andere. Beide hießen Heinrich. Die Alte erfuhr aus dem Gespräche, daß sie z c einer zahlreichen Jagdgesellschaft Karls IX. gehörten und durch das Gewitter zerstreut worden seien. „Hast Du weiter Nichts, Alte?" „Nicht das Mindeste!" antwortete sie. '„Nun, so theilen wir das Mahl." Der erste Heinrich machte ein verdrießliches Gesicht, sagte aber, als er das entschlossene Auge des Andern sah: „Gut, wir wollen theilen- Sie selten sich also einander gegenüber, und schon wollte der Erste das Brot mit dem Dolche auseinander schneide», als es znm dritten Male klopste. Es war seltsam, es kam noch ein Reiter, ein junger, vornehmer Herr, ein dritter Heinrich. Die Alte sah sie überrascht an. Der Erste wollte Brot und Käse verstecket,, der Zweite stellte aber Alles wieder ans den Tisch und legte sein Schwert daneben. Der dritte Heinrich lächelte und sagte: „Ihr wollt mir also Nichts geben? Ich kann warten, ich habe einen guten Magen." „Das Gericht gehört dem ersten Besitzer," sagte der Erste. „Stein, Dem, welcher es am besten verrhcidigt," setzte der Zweite hinzu. „Vielleicht gehört es Dem, welcher es erobert," meinte der Dritte. Kaum war dies gesagt, so zog der Erste den Dolch und die beiden Anderen entblößten ihre Schwerter. Als sie eben handgemein werden wollten, klopste es znm vierten Male; ein vierter Heinrich erschien in der Hütte. Bei dem Anblick der gezückten Schwerter zog auch er das seinige, stellte sich ans die Seite des Schwächsten und griff sogleich an. Die Alte versteckte sich, und die Degen zerschlugen Alles, was sie trafen. Die Lampe fiel um und verlosch und die vier jungen Herren fochten im Finstern. Das Degengekirr dauerte eine lange Zeit, wurde sodann schwächer und hörte endlich ganz auf. Da wagte sich die Alte wieder hervor, zündete die Lampe von Neuem an und sah jhre vier Gäste verwundet auf dcm Boden liegen. Sie untersuchte sie und fand, daß sie mehr aus Ermattung, als wegen Blutverlust gefallen waren. Einer nach dem Andern richtete sich ans; sie schämten sich dessen, was sie gethan hatte», lachten und sagten: „Laßt uns verträglich zusammen essen." Aber Brot und Käse waren heruntergefallen, mit Füßen getreten und mit Blut gemischt. Man bedauerte es. Dagegen war die Hütte verwüstet, und die Alte saß im Winkel »nd heftete ihre grauen Auge» auf die jungen Leute. „Warum siehst Dn uns so stier an?" fragte der erste Heinrich. „Ich sehe Euer Geschick auf Eurer Stirn geschrieben," ant wortete sie. Der Zweite befahl ihr, höhnisch lachend, ihnen die Zukunft zu enthüllen. Die Alte antwortete: „Wie Ihr alle Vier in dieser Hütte zusammen seid, werdet Ihr alle Vier dasselbe Schicksal haben. Wie Ihr das Brot, das Euch die Gastfreundschaft gab, mit Füßen tratet und mit Blut beflecktet, so werdet Ihr die Macht, welche Ihr theilen könntet, mit Füßen treten und mit Blut beflecken, wie Ihr diese Hütte verwüstet und in Armuth bringen konntet; wie Ihr alle Vier im Dunkel verwundet wurdet, so werdet Ihr alle Vier durch Vccrath eines gewaltsamen Todes sterben!" Die vier jungen Leute lachten über diese Prophezeihung der Alten, und sie lachten noch lange, nachdem sic miteinander die ver wüstete Hütte verlasse» hatten. Es waren die vier Helden der Ligue: zwei als deren Häupter, zwei als deren Gegner; und wie die Alte prophezciht, so ist's ihnen ergangen: Heinrich von Cöndo, vergiftet zu Saint-Jean d'Angely durch seine Gemahlin; Heinrich von Gnise, ermordet zn Blois durch die Fünfundvierzig; Heinrich Valois (Heinrich III.), ermordet zn Saint Cloud durch JagueS Clement; Heinrich von Bourbon (Heinrich IV.), ermordet in Paris durch Ravaillac. Eilt wüster Gevatter. Am dritten Psingstscicrtage herrschte im Hanse des Schneider meisters W. Neiße eine ungewöhnlich feierliche Stimmung; Meister Langbein halte vor einigen Wochen die Eheleute mit einem gesunden Knäblcin beich.nkt, das wollten sie nun taufen lassen. Die heilige Handlung sollte Nachmittags um drei Uhr in der Kirche stattfinden; deshalb war die ans zahlreichen Freunden und Verwandten bestehende Taufgescllschast schon um zwölf Uhr in der Wohnung der glücklichen Eltern versammelt, um eine» auSgtevlgen Gcvatterschmans zu sich j« nehmen und nach uralter ge«>anischrr Sitte da» Wohl des jungen Weltbürgers nachhaltig zu begießen. Bei diesem in seiner Bedeutung nicht zu unterschätzende» Akt« lhat sich besonders der Musikus Leberecht X., ein entfernter Vetter der Tausmutter, hervor, was bei seinem Beruf — er blic» in einer Kapelle die Posaune — nicht eben Wunder nehmen kan». Leider kam ihm von Glas zu Glas die Schätzung seiner erfahrnngsmäßig recht beträchtlichen Leistungsfähigkeit mehr und niehr abhanden, sodaß er schließlich den Himmel für eine Baßgeige und sich selbst für da» Oclkrüglci» dcr Witlwe ansah, das bekanntlich niemals cintrvcknete. Wäre nur nicht nachher noch der kirchliche Taufakt gekommen, so hätte am Ende Allcs »och gut gehen können. So aber passirte ein Unglück, das nach den gegebenen Umständen unvermeidlich ge worben war. Bekanntlich verlangt der Ritus der evangelischen Kirche, daß beim Beginn des kirchlichen Aktes an die Elter» und Patheu de» Täuflings die Frage gerichtet wird, ob sie mit der Taufe ans da» evangelische Bekenntniß einverstanden sind. Der betrunkene Gevatter, der obendrein noch vor der Kirchenthür kopfüber aus dem Wagen gestiegen und dadurch begreiflicher Weise nicht nüchterner geworden war, fand solche Fragen höchst unangebracht und langweilig, gähnte erst ein paar Mal laut und schrie dann plötzlich dazwischen: „Nee so a tälfchcs Gelabrel Macht ock, daß d' er fertig wert, daß wer wieder heemkommen; ich Hab' Durschtl" Diese letzte Behauptung mochte wohl, so unbegreiflich cs auch bei den erstaunlichen Leistungen des Gevatters erscheint, auf Wahr heit beruhen; sie war aber sehr am Unrechte» Orte ausgestellt und konnte deshalb nicht gutgcheißcn und nicht berücksichtigt werden. Ans Veranlassung des Geistlichen wurde dem Jünger der edlen Musika dringend anempfohlen, die Kirchenthür möglichst unausfällig von draußen znznmachen und durch die frische Luft seinen Brand löschen zu lassen. Fiel ihm aber gar nicht ei», meinte der, er wollte dableibcn und auch sein kräftig Wörllein mitrede», wie es einem rechtschaffenen Pathen geziemte. Und er blieb da und schwadrvnirte lveiter, sodaß am Ende nichts übrig blieb, als ihn gewaltsam hinanSzuführe», was er nur mit heftigem Proteste über sich ergehen ließ. An diese Gevatterschaft wird er noch lange denken müssen, denn sie trug ihm eine Anklage wegen gröblicher Störung einer goliesdicnstlichen Handlung ein, und als er unlängst von einer größeren Knnstrcise, die er bald nach jenem denkwürdigen Tage angetreten, znrnckkchrte, bemächtigte» sich die Behörden alsbald seiner lange gesuchten werthen Person und stellte» ihn zur Verantwortung vor die Schranken. Das Urtheil kantete ans 3 Monate Gefängnis;. BerhMrVLmrgett sächsischer Landgerichte. Unglückliches (Zusammentreffen. Dresden. Der 39 Jahre alte Kutscher Gustav Rvbert Günther, ans Niederlößnitz gebürtig, war am 27. Juni d. I. mit seinem Geschirr nach kein Karvlaschacht in Döhlen gefahren, um Kohlen zu holen. Günther halte dorthin sein Ileincs Pathche», einen munteren Knaben im Alter von 2'/, Jahren, dem er außcrordentlich zugcthan ^ar, mitgenommen, um dem Kleinen einmal eine befoudere Freude I Wichtige Wechtsfragen. — Aufhebung des Arbeits-Verhältnisses. Gegen den Inhaber des „Cafn Kaiserkrone" in B., Cafölier Br-, klagte ein Kellner auf entsprechende Lohn- und Trinkgelder-Entschädig- ung wegen ungercchlfirtigter Entlassung bei folgendem Sachverhalt: Die Stellung des Klägers bei dem Beklagten war schon durch verschiedene Streitigkeiten etwas unsicher gc- wvrden, mit anderen Worte». Beide suchten Ursache, das Engagements-Verhältnis; zur Auflösung zu bringen. Da bemerkte eines Abends die Buffet-Dame, daß der Kellner einc» Liquenr, dessen Preis ans 25 Pfennige festgesetzt war, den Gasten mit 4b Pfennige» berechnete. Tic Manipulalion des Klägers wncde von keinem der Gäste bemerkt, nur das Fräulein am Buffet beobachtete es, wie der Kläger den Tarif überschritt; sie meldete dies sofort dem Prinzipal; derselbe stellte natürlich den Kellner zur Rede, und dieser entschuldigte Ue Sache mit de» Worten: „Das kan» man sich nicht so genau merke», hier wird der Tarif fast alle Wochen geändertI" Wie un beholfen diese Ausrede ist, geht daraus hervor, daß doch dem Kellner selbst am Buffet nur der richtige Preis abvcrlangt wurde; auch ist der Preis für jenen Liquenr in dem betreffenden Cafö schon seit Jahren ein und derselbe. Als dies der Prinzipal dem Kellner auseinander» setzte, wurde derselbe ausfällig und ries seinem Arbeitgeber die Worte zu: „Na. Sie haben »och mehr wie das auf dem'Kerbholz!" Nun mehr forderte der Cafcstier den Kellner auf, Kasse zu machen und sofort die Arbeit niedcr- zulegen. Der Kellner glaubte sich zn Unrecht entlassen, und dies gab Veranlassung zu der Klage, über die das Gewerbegericht wie folgt entschied: Da cs feststehe, daß der Kläger öffentlich, in sogar in Gegenwart der Gäste dem Beklagte» den Vorwurf gemacht, er ändere in seinem Geschäft des vscerei, die Preise, und »a er ihm ferner gesagt, er habe noch viel ans dem Kerbholz, so sei damit der Beweis erbracht, daß der Klüger vor seinem Prinzipal nicht die unbedingt liothivendige Achtung ge habt habe; die fragliche Redewendung sei eine gröbliche Beleidigung im Sinne des Gesetzes, ganz abgesehen davon, daß einmal dadurch der Beklagte den Gästen gegenüber bloßgestellt worden sei, und ferner der Beklagte durch die Mcmipnlation des Klägers auch Gäste habe verlieren können. Nach alle Diesem sei der Beklagte auf Grund des H 123, Absatz 5 der Gewerbeordnung zur sofortige» Entlassung des Klägers berechtigt gewesen. Das Gcwerbc- gericht erkenne daher auf kostcnpfli htige Ab weisung der Klage. Geiz ist die Wurzel alles UebelS. Ein alter gebrechlicher Mann, der im Jahre 1828 geborene, frühere Konditorgehilse Albert Horn aus Münsterberg, hatte vom 3. bis 7. August 1894 Ausnahme im Krankcn- hause zu Leipzig gefunden und vcm Armcn- amt eine kleine Unterstützung erhallen. Am 7. Dezember 1894 suchte er, mit der Angabe, daß cr vollständig mittellos sei, abermals um Unterstützung nach und erreichte aufbessernd, daß cr wöchentlich vom 26. Mai 1895 an 3 Mark, vom I I. August 1695 an 4 Mark, vom 7. Februar 1897 an 5 Mark und vom Januar d. I. an 6 Mark erhielt. Im Februar wurde cr wegen Nervenschwäche sammt seiner Frau abermals im Kraukenhausc aus genommen und als man am 8. Juni d. I das Mobiliar aus seiner Wohnung räumte, stellte sich heraus, daß Horn ein Vermöge» von 13,051,64 Mark in Staatspapieren u. s. w. und von 1399 Mark in Baar besaß. Natür lich mußte er nun Unterstützungs- und Kranken pflegegelder zurnckzcchlen und wurde außerdem noch wegen Betruges augeklagt. Die zweite Strafkammer zu Leipzig verurtheilie den alten Mann, der thatsächlich einen erbarmungs würdigen Eindruck machte, zu keiner Gefäng- »ißstrafe, wohl aber zu 800 Mark Geldstrafe. Eine pciüliche Sache. Das Landgericht Benthe», O S, hat am 3. Juni die Fabrikarbcitersehcsran Emilie Sinnreich in Laurahüttc von der Anklage der Kuppelei sreigcsprvche». Bei der Angeklagten hatte eine Frau mit lockerem Lebenswandel verkehrt und diese hatte den Besuch eines „Direktors" empfange». Ter Staatsanwalt hatte in der Hauplverhandlung bcuutragt, len Name» des „Direktors" festznstellen und ihn als Zeugen zu laden. Dieser Antrag wnroe vom Landgerichte nicht angenommen. Der Staats anwalt beschwerte sich hierüber in seiner Revision. — Las Reichsgericht ccklärlc dieselbe für begründet, hob das Urtheil aus und ver wies die Sache an das Landgericht zurück. Nr.42. Beiblatt zum „Chemnitzer General-Anzeiger" und zum ..Sächsischen Lnndbolen". ! l89S. Berar'-^EMRedakteur: Julius Theiß, Druck ».Verlag: Alexander Wiede, Beide in Chemnitz. Eigenartiges LniMcl. Draußen im Wcichbilde der Stadt Breslau, wo zwischen de» vereinzelt emporgeschvffencn himmelhohen Zinshäusern überall noch ledige Bauplätze liegen, ans denen Gras und Unkraut üppig wuchert und einen weichen Teppich ans das von de» Kindern als Spielplatz benutzte Land zieht, spielte sich eines Tages im Mai, eine spaßige Szene ab. ? An dem Tage hatte nämlich der Schuhmacher-' geselle Goitlieb M. seinen Geburtstag gefeiert, und zwar so gründlich gefeiert, daß er, statt heim zu gehen, bis hier hinaus gewankt war und ans einem dieser Rasenplätze sich hingelegt Halle, um seinen kaiioneiimäßigcn Rausch aus- znschlafcn. Er lag schon lange steif und nnbewcglich wie ein Scheit Holz ans einem Flecke, als die Schule aus war »nd das kleine Volk lärmend hcrbei- strömte, um in freier Luft beim Spielen von de» Strapazen des Studiums sich zn erholen. Hei, das war ein Kichern, Jauchzen Schnattern und Schreien, als die lose Bande des bezechten Mannes gewahr wurde, dem die Fliegen ans der Nase herumkrochc», ohne daß er cs bemerkte. Die kecksten Rangen waglcn sich bald an ihn heran, zupften ihn am Rocke, zwickten ihn in die Waden und zausten am Ende gar ganz ungenirt sein wirr um die Schläfen hängendes Haupthaar. Er wälzte sich von einer Seite aiif die andere, grunzte ver drossen , war aber anfangs nicht im Stande, sich zn erheben und die Störenfriede zu ver scheuchen, die ihn nmsä warmlcn »nd neckten wie die kleine» Singvögel im Walde den vo» der Svnne geblendeten Uhu. Er als sic den Unfug immer tvller triebe» und ein paar besonders dreiste kleine Burschen ihm die Stiefel vo» den Füßen z» ziehen vw- suchten, crmaiintc er sich soweit, sich auf beide Hände stemmend den Oberkörper in die Höhe zu richten und lallend eine Reihe von un» artilnlirtcn Lauten ausznslvßc.i, die ctma soviel Helgen sollten, wie: „Infames Ervbzcng, wollt Ihr Euch gleich znm Teufel schecrenl" Natür.ich ries diese Mahnung erst recht ein johlendes Hallo! hervor, und immer neue kleine Taugenichtse kamen angehüpft, so daß es um den armen Göttlich herum bald wimmelte wie ein riesiger Ameisenhaufen. Da begann endlich die gelähmte Willens kraft des vom Alkohol Bemcisterten in der wachsenden Gefahr zn erstarke»; er setzte sich vollends aufrecht ans seine Basis und erhob drohend beide Fäuste, als wvllle er Jeden, der sich ihm jetzt »och näher» würde, dazwischen zn Brei zermalmen. Aber die drohende Gcbcrde machte nicht den gewünschte» Eindruck. Im Gegcntheil, er wurde darob nur ans gelacht, und einer der frechsten Rangen schlich sich von hinten an ihn heran, zupfte ihn am Nockarmcl und sang de» Spottvers; Körle is im Throne, Korle is im Theo, Korke is besoffen, Korle liegt im Klee. Der bcklagenswcrthe Schuster fühlte, daß er der Uebermacht sehr bald werde erliegen müssen, wenn es ihm nicht sofort gelänge, der übcrmüthigen kleinen Bonde eine» Schreck ein- znjagen. Er sah sich verzweifelt „ach einer Waffe um, und da cr gewahrte, daß unmittelbar neben ihm ein großer Halfen schöner rundlicher Bälle lag, die der gesunden Verdauung eines grosses ihre Existenz verdankten, so griff er mulhig hinci i und gebrauchte dieselben als Wurfgeschosse gegen seine Angreifer. Natürlich traf seine zitternde Hand «em" einziges Mal ihr Ziel, dagegen ward ihm die Munition immer prompt zurückgeschlcudert, wobei sein Dulderhaupt mehr als einmal ge troffen wurde, und cs entwickelte sich so ein eigenartiges Ballspiel zwischen ihm und seinen unbarmherzigen Quälgeistern, das vielleicht noch lange sortgcdauert hätte, wenn nicht endlich ein Schutzmann dazngckommen wäre, der mit einem kräftigen Donnerwetter da» zwischen fuhr. Wie ein Schwarm von Spatzen stob die Kinderschaar auseinander, aus flinken Beine«