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— Nr. 21S. -189S. — Diese verbreitetste unparteiische Zeitung erscheint Wochentag» Abend« (mit DammdeS nächsten Luge») «nd tostet mit den füns «»chentlichen B eiblüttern: Meine Botschaft, Sächsischer Erzähler, Berichts-Zeitung,' Sächsisches Allerlei, Jllnstrirtes Nnter- haltungsvlatt, bei den Poftanstalten und bei den Ausgabestellen «»»attich 40 Pseniiige. S-stLft«! 1. Nachtrag Nr. 2877. Teieeioww » Laicrolaujelger SantVrEette Nr. ISS. General Mittwoch, den 2«. September. Inserate» - Preis: Die SM» spaltene TorpnSzeile oder der«» Ra,»» 20 Pfg. (Preisverzeich nisse tr Zelle 2ä Wa.l — Be vorzugte Stelle (Reklame-Zeile) 60 Pfg. Bei voraiisbestelltt» Wiederholungen größerer In serate entsprechender Rabatt. — Anzeige» sllr die NachmittagB erscheinende Nummer Wunen nur bis Bormittag lO Uhr a»> genommen werden. für Chemnitz und Umgegend. (Sächsisch»» Land«»«Sl»zeig»r). - Gegründet 1»7» als „Anzeigen ,e. Vertag und Notatton-maschine«-Drn» von Alexander Wiede in Chemnitz» Lheaterstrast» Nr,». Geschäftliche Anzeiger- Inserat« smdeu sür btlligsten Prei» zugleich Verbreitung durch di« täglich erscheinende Chemnitz«» Cisellbahn-Zeitttttg. Politische Rundschau. Chemnitz» 19. September 18S9. Deutsches Reich. — Der Kaiser ist am Montag Nachmittag gegen 2 Uhr vom Jagdschloß Hubertusstock über Eberswalde nach Schweden abgereist. — Auf ein Ergebenheitstelegramm, welches der landwirth» schaftlich« Genossenschaflstag, der in BreSlau tagte, an den Kaiser sindte. ist folgende Antwortdepesche eingegangen: Herr» Landeshauptmann von Roeder. Breslau. Se. Majestät der Kaiser und König lasse» dem 15. allgemeinen Beretns- tage der deutschen landwtrthschastlichen Genossenschaft für den Ausdruck treuer Ergebenheit besten» bauten und den Bestrebungen de» Verbandes, die deutsche Landwirtschaft zu heben und die Landeswohlsahrt zu fördern, segensreichen Erfol i wünschen. Auf Allerhöchsten Befehl v. Lucanu», Geh. Kabinetsrath. — Die „Polener Zeitung" theilt mit, daß der Wortlaut des Schreibens, welches denkanalgegnerischen Hofwürdenträgern zugegangen ist, nicht eine zeitweilige Verbannung, sondern eine end- giltige Enthebung von der betreffenden Stellung zum Ausdruck bringe. Diese Mittheilung entspricht, der „Kreuzztg." zufolge, nicht den Thatjachen. Nichtig ist nur, daß de» Kammerherren re-, die als Abgeordnete gegen den Kanal gestimmt haben, vom Oberstkämmerer die Abschrift einer königlichen KabineiSordre zugegangen ist, durch welche dieselben, weil sie sich nicht nur zur Staatsregierung, sondern auch zur Person des Königs in Widerspruch gesetzt, bis auf Weiteres vom königlichen Hoslager verbannt werden. — Das „Berl. Tgbl." erhält aus Würzburg folgende Meldung, die der Bestätigung bedarf: Während der Brigadestab' in den Manöver» war, wurden aus einem im Bureau der zweiten Artillerie brigade unlergebrachten eisernen Schrank mittels Einbruchs die geheimen M ob ilmachungsvapiere gestohlen. Im Berdacht des Diebstahls steht der seit einigen Tagen flüchtige Trainsergeant Schlosser, welcher in jenem Bureau als Brigadeschreiber tvmmandirt war. Selbstverständlich kann es sich nur um die Mobilmachungspapiere der Brigade handeln. — Die Statistik der Straffälle in Bezug auf Zölle und Reichssteuern weist für das letzte Etatsjahr im Ganzen eine Berniehrilng der anhängig gewordene» Straffälle gegen Hg» Vorjahr auf. Verurteilt wurde» wegen Defraudation inSgesammt 15,739 P.rsoneu, gegen 14,492 im Etatsjahr 1897—99, wegen Ordnungswivrigkeit 10,253 Personen, gegen 15,063. Defrandations- strafen wur.en im Gesammtbelrag von 836,593 Mk. (470,403 Mk.), Ordnungsstrafen im Betrage von 67,751 Mk. (58,727 Mk.) ver hängt; in 492 (595) Fällen wurde auf Freiheitsstrafe erkannt. Die Mehrzahl der verhängten Freiheitsstrafen betrifft Siraffälle, in denen es sich um Ucbertretung von Ein-,« Aus- oder Durchfuhrverboten (Viehcinfuhrverboten u. s. w.) handelt. Im Ganzen haben die Ver fehlungen gegen die Ein-, Aus- und Durchfuhrverbote abgenommen, dagegn, ist die Zahl de« Zollstraffälle gestiegen; erheblich höher als im Vorjahre sind auch die Beträge der hinterzogenen Zvllgcfälle und der erkannten Zollstrafen. Diese belaufen sich auf 659,945 Mk. (gegen 1)3,017 Mk. i»l Vorjahre), wovon allein auf die hamburgische Zollgrenze 537,283 Mk. entfallen. Auch die Branntweinsteuerstrafen haben sich gegen das Vorjahr vermehrt, von 97,140 Mk. auf 148,506 Mk.; sie beireffen vorwiegend Uebertretungen der für den Handel mit denatuririem Branntwein erlassenen Kontrolvorschrifle». Die Wechselstempelsteuer-Straffälle sind etwas zahlreicher als im Vorjahre und die hinterzogenen Gefälle etwas höher; cie erkannten Geldstrafen betragen dagegen nur 54,638 Mk- gegen 55,706 Mk. im Elat-jahre 1897—98. Braustenerstrafen wurden im Gesammt- betrage von 19,656 Mk. (gegen 136,499 Mk. im Vorjahre) ver hängt; davon entfallen auf das Brausteuergebiet 9857 Mk., auf Bayern 5858 Mk., aus Württemberg 1966 Mk., a»f Baden 1960 Ml. und aus Eliaß-Lvthringen 15 Mk. Die Uebergangssteuecstrasen sind auf 1844 Mk., ge^en 229,735 Mk. im Vorjahre herabgegangen. Auf Vergehungen gegen die übrige» Reichssteuergesetze (Zucker-, Salz- und Tabaksteuer, Spielkartenstempel und sonstige Reichsstcmpelabgabcn), sowie gegen die Ein-, Ans- und Durchfuhrverboie entfallen Strasen in» Gejammtbetrage von 29,453 Mk. Bei den Uebertretungen des Zuckersteucrgesetzes handelt es sich in der Hauptsache um die un angemeldete Entfernung von kleinen Zuckermengen ans den Fabriken durch das Fabrikpersonal. Von de» wegen Uebertretung der Zvll- und Neichsstenergesetze zn Defraudationsstrafen (Geldstrafen) Vec- urtheiltcn sind 290 im ersten und 34 im zweiten Rückfalle verurtheilt. Die Zahl der stit 1680 zn DefraudationS-, bezw. Ordnungsstrafen Verurthcillcn betaust sich auf 612,983, die während dieser Periode erkannten G.idstrajen erreichen die Höhe von 17,677,000 Mk-, wovon aus Zollstrassälle 8,204,000 Mk., auf Branntweinstcuer- stuiffälle 6,456,000 Mk. entfallen. — In der letzte» Versammlung der sozialdemokratischen Partei in Stuttgart wurde von dem Schriftsteller Stern der Antrag Angebracht, der bevorstehende Parteitag in Hannover möge die Frage der Ausführung des Mittellandkanals auf seine Tages ordnung setzen. Der Antragsteller trat für die Ausführung des Kanals, den er als ein bedeutsames Kulturwerk bezeichnet«, mit Wärme ein und wies ferner darauf hin, daß durch den Vau desselben eine gewaltige Zahl Arbeiter Beschäftigung finden. Es sei umsomehr Pflicht der Partei, zu dieser Frage Stellung zu nehmen, als ihr dies im priußischen Abgeordnetenhaus«, wo sie nicht vertreten sei, nicht möglich werde. Von anderer Seite wurde dagegen hervor- gehoben, daß die innere politische Lage zur Zeit nicht darnach an- gethan sei, für den Bau de» Mittellandkanals zu wirke», da wichtigere und dringendere Fragen behufs ihrer Lösung an die Partei herantreten. Und so wurde der Antrag Stern schließlich ab- äelehut. In derselben Versammlung fand sodann ein Antrag, der Parteitag möge beschließen, daß die Press« der Partei mehr als bis her das Proletariat auf die Schäden des übermäßigen Alkohol genusses aufmerksam mache, einstimmige Annahme. Anslaud. Vesterretch-Ungar». I» den deutschen Kreisen steht «UI» mehr die Absicht fest, die Einladung zu der Berständigungs- konferenz ans schriftlichem Wege abzulehnen. ES wird hierbei auf die letzten Beschlüsse der ju ^tschechischen Abgeordneten hin- gewiesen, welche deutlich erkennen lassen, daß es den Tschechen mit der Friedensaktion nicht ernst sei. Der Präsident vi-. v. Fuchs wird de Konferenz zwar eröffnen, aber mit deni Hinweis auf daS Fehlen der Deutschen sofort wieder schließen. Man erwartet sodann ein direktes Eingreisen der Krone. — Sämmiliche deutsche Klubs des Wiener Abgeordnetenhauses sind für den 32. d. M. nach Wien ei»- berufen worden. TagS darauf werden Klubobmänner die Ent scheidung wegen der Beschickung der Konferenz treffcn. Abgeordneter Lecher sprach sich in einer Wählerversammlung entschieden gegen die Theilnahme an der Konferenz au». Bei dem Kaiser-Empfang in Klagensurt antwortete ei» Abgeordneter auf eine Frage des Kaisers, er gehöre zur deutschen Opposition, worauf der Kaiser erwiderte: „Nun, wir komme» ja wieder zusammen, ich hoffe es". Frankreich. In Paris trat am Montag der Staats gerichtshof zusammen, um über das Komplvt gegen die Sicherheit des Staates die Verhandlungen zu be ginnen. Der Richter Fabre, der mit der Untersuchung gegen die des Komplvts A»g<ch»ldigte» betraut ist, hat seine Arbeit in drei Gruppen getheilt: 1. Untersuchung gegen Deroulöde und die Patrloten- liga; 2. gegen JuleS Gusrn und die Antisemitenliga; 3. gegen Andr« Buffet und die royalistischcn Ausschüsse. Es wird versichert, die Untersuchung habe, was Paul Düroulöde auch dagegen sagen möge, das Einvernehmen der Patrioten und der antisemitischen Gruppen mit der royalistischcn Partei dargethan, und mau habe Belege dafür, daß der Herzog von Orleans mehrere» Führern der antisemitischen und nationalistischen Verbände Geldbeiträge zustellen ließ. Tank der Entdeckung des Schlüssels z» der Chiffre, deren sich der Herzog von Orleans i»> brieflichen und telegraphischen Verkehr mit seine» Anhängern in Frankreich bediente, will man auch die Gewißheit erlangt haben, daß daS Komplot zur Zeit des Todes Felix FapreS und der Wahl seine- Nachfolgers Louhet in vollem Gange war, und cs lieg) ein Telegramm vor, da- den Prätendenten aufforderte, zum Vegrcibiii'ß Felix Faures nach PaM zu komuieii, sowie ein zweites, das ihm davon abrieth. Servier». I», Schlosse zu Nisch herrscht vollständig« Nathlosigkeit; sowohl Milan wie die Negierung sehen ei», daß die gegen die radikale Partei eingeleitete Hetze das Gegentheil dessen ergab, was man zu erreichen wünschte. Eine Umkehr ist deshalb schwer, weil der König in allerlei Reden, die ihm Milan verfaßt hatte, die Radikalen von vornherein für schuldig erklärte. Im Laufe der letzten Tage wurde übrigens den Herrschaften von mehreren Seilen angcdeutet, cs gebe nur einen Ausweg aus der verhängniß- vollen Sackgasse: das wäre die Frcijprechung der radikalen Führer. Türkei. Der dieser Tage von Konstantinopel nach Tripolis abgegangene Dampfer „Taif" Halle 30 Personen an Bord, die in die Verbannung geführt wurden. Der größte Theil der Ver bannten waren Angestellte des Mdiz-Palastes. China. Das französisch chinesische Abkommen betreffend den Eisenbahnbau von Luntschau nach Nanuiugsu ist am 15. d. M. unterzeichnet worden. Die chinesische Regierung steuert zu dem Ban der Bah» 3,100,000 Taels bei. Das Werk soll in drei Jahren vollendet sein. Das Baumaterial und die Ingenieure werden aus Frankreich kommen. Die Antwort Transvaals. Die Note der Transvaal-Regierung, welche die Depesche des Ministers Chambcrlain vom 15. September beantwortet, liegt jetzt in ihren Hauptpunkten vor. Sie ist gut abgefaßt und geschickt »wtivirt, aber trotz aller höflichen Redensarten im Wesentlichen ab lehnend. Mit einer gewisse» Bonhommie wird der englischen Negierung ihre widerspruchsvolle Haltung vorgehalten, daß sie erst ihre Forder ungen an Transvaal stellte und, so bald sie deren Bewilligung vor aussah, mit neuen Vorschlägen kam. Die Buren erklären, daß sie gerne eine Konferenz oder ein Schiedsgericht annehmen wollen, doch lassen sie durchblicken, daß es Herrn Chambcrlain ja doch nicht um Frieden zu lhun sei, sonder» um Zank und Krieg. Die englische Regierung muß durch diese Antwort ebenso i» Verlegenheit gesetzt wie erbittert werden; denn sie sieht, daß ihre Winkelzüge erkannt sind und offen vor der Welt bloßgestellt werde». Die Negierung der Südafrikanischen Republik bedauert, daß England mit vollständig neuen Vorschlägen hervorgetreten sei. Sie weist darauf hin, daß die jetzt weggefallenen Vorschläge Transvaals, nämlich: Erlangung des Wahlrrechts »ach fünf Jahre», vermehrte Vcrtietung der Goldfclderbezirke und daS Verlangen, daß England nicht weiter aus der Suzeränetät bestehe, da» Ergebniß von An regungen gewesen seien, die von dem britischen Vertreter ausgingen, und auf die hin Transvaal in gutem Glauben gehandelt habe. Die Regierung non Transvaal beabsichtigte nicht, ohne Noth die Frage des politischen Status des Landes wieder ciufzuwerfen, sondern wünschte lediglich mit Unterstützung des britischen Agenten die ge spannte Lage der Dinge zu beenden. Die Regierung habe wohl ge sehen, welche Schwierigkeiten der Annahme ihrer Vorschläge durch das Volk und den BolkSraad entgegenstände», aber sie wagte cs, dieselben zu machen in Folge ihre» aufrichtigen Wunsches nach Frieden, Und weil Chamberlain versichert habe, daß ihr« Vorschläge nicht Ol eine Ablehnung seiner Vorschläge angesehen, sonder» nach ihrem sach lichen Werth erledigt werden sollen. Die Regierung von Transvaal halte ihre Zustimmung zu der vorgeschlagenen gemeinsame» Kommission aufrecht, sie könne aber nicht einsehen. warum die britische Regierung jetzt die Wahlrechtsertheilnng nach sieben Jahren ohne solche vor gängige Untersuchung der Frage für unangeinessen Halle» sollte. Die Depesche fährt dann fort, e» müsse ein Mißverständnis) sein, wen» England annchme, daß Transraal bereit sei, die Vorschläge betreffend die Wahlrechtsertheilnng »ach fünf Jahren und Einräumung von '/« der Sitze an die Goldfelder dem Volksraad zur bedingungslose« Annahme vorzulegen. Die Regierung habe keinen Vorschlag betreffend den Gebrauch beider Sprachen in den VolkSraade» gemacht, weil sie diese Maßnahme für unnöthig und nicht wünschcnswerth halte. Die Negierung von Transcaal sei nicht abge neigt, ans die vorgeschlagene Konferenz, gertrennt vo» der gemein samen Komission «inzugehcu, doch erhebe sich eine Schwierigkeit, weil die Annahme des Vorschlags davon abhängig gemacht worden sei, daß die TranSvaalregierung vorher Bedingungen annehme, welche sie dem Volksraade nicht unterbreiten könne. Die Regierung hege den begierigen Wunsch nach schiedsgerichtlicher Entscheidung «nd nehme solche freudig an, da sie fest entschlossen sei, die Bedingungen der Konvention von 1884 cinzuhalteu. Die Depesche schließt mit der Hoffnung, daß die britische Negierung bei nochmaliger Prüfung keine weit.ren drückenden Vorschläge mache», sonder» ihren eigenen ursprünglichen Vorschlag betreffend eine gemeinsame Kommission fest« halten werde. Zu der Transvaalangrlegenheit wird uns noch ferner gemeldet: London, 19. Seplbr. I» höchsten Negierungskreisen ver lautet, daß nuninehr der Krieg unabwendbar geworden ist. Die englische Regierung wird jedoch die Verhandlungen noch 14 Tage hinauszuziehen versuche», bis die Truppen au- Indien und Engl >ud i» Afrika angelangt sind. London, 19. Septbr. In englischen Kreisen herrscht die Meinung, Präsident Krüger werde durch eine europäische Großmacht zum Widerstand aufgemuntert. (?) In Folge dessen werde der am Mittwoch ftattfindende Kabinetsrath bedeutend erweiterte Forderungen in Form eines Ultimatums beschließen. Wie ferner gemeldet wird, soll die Regierung de» Orange-Freistaates mit der Antwort Trans vaals einverstanden sein; es sei mithin kaum zweifelhaft, daß i« Kriegsfälle sich das gcfammte Afrikanderthum in Südafrika gegen England erheben werde. - > London, 19. Septbr. Alle Blätter sind überzeugt, daß der Ansbruch des Krieges hinnen 48 Stunden zu erwarten sei» dürste. Die Kriegserklärung wird infolge eines für Transvaal unannehm baren Ultimatum» erfolgen) eine wirkliche Kriegserklärung wird nicht erfolge». ? Das Attentat gegen König Milan. Am l5. Septbr. wurden verhört: Todorowilsch, Stefanowitsch, Milvradowitsch und Rikowitsch, sämmtlich Angehörige der radikalen Partei, welche wegen Beleidigungen und Drohungen gegen de» König und wegen Aufreizung gegen die Dynastie und das herrschende Regime angeklagt sind. Die aiifgerufene» Zeugen bestätigen die in der Anklage enthaltenen Behauptungen. Im weiteren Verlaufe der Verhandlungen werden fünf Zeuge» vernommen, deren Aussagen für die Angeklagten Jowan und Milen Stefanowitsch belastend sind. Sodann folgt das Verhör der Zcngen über die gegen de» in Mon tenegro befindlichen Janko Taissilsch gerichtete Anklage. Wnkaschino- witsch, ein ehemaliger Offizier, der aus dem serbischen Heere aus- gelrelen ist und sich nach Cetlinje begeben hat, um in das montene grinische Heer einzutccten, sagt aus, Taissitsch habe sich geäüßerk, König Milan müste gctödtet werden. Es wird hierauf die Aussage des ehemaligen montencgrinischeli Gendarmeriehauptmanns Lipobatz verlesen, welche besagt, Taissitsch, der sich der besondere» Gunst de» Fürsten vo» Montenegro erfreue, habe sich in mißliebiger Weise über die Obrcnvwiisch ausgesprochen, die znm Untergang verurtheilt seien und durch die Fürsten von Montenegro ersetzt werden würden. Dcr Zeuge Milojewitsch war vor der Ankunft des Taissitsch in Montenegro und weiß nicht über denselben. Gr wünscht jedoch wichtige Miltheilmige» über den Fürsten von Montenegro zu machen. Auf Antrag des Staatsanwalts wird der Zeuge dann in geheimer Sitzung vernommen. Die Beweisaufnahme ist bereits geschlossen worden. Die letzten Zeugenaussagen haben dem Staatsanwalt sein« Ausgabe noch ein wenig erleichtert, indem gerade in letzter Stunde noch einiges belastendes Material zu Tage gefördert wurde. Da nach gewinnt es de» Anschein, als habe doch ein von Montenegro aus unterstütztes Komplott gegen die Dynastie Obrenowitsch bestan den. Natürlich hat der Staatsanwalt beantragt, alle Angeklagte» zu vcrurtheilen. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte iu München. Am Montag ist i» München die 71. Versammlung der deutschen Naturforscher und Aerzte mit einer großen Sitzung im Hoftheatcc, der auch mehrere Prinzen und Prinzessinnen des König!. Hauses bei wohnten, eröffnet worden. Nachdem Geh. Rath Professor v. Win kel ans München die Versammlung mit einer Ansprache »nd mit einem Hoch aus de» Prinz-Regenten und auf den Kaiser eröffnet halt«, übermittelte Prinz Ludwig Ferdinand von Bayern die Grüße de» Prinz-Regenten und des Herzogs Carl Theodor. Kultusminister v. Landmann begrüßte die Versammlung im Namen der StaatS- regierung und betonte dabei, welchen Aufschwung die Wissenschaft und die Kunst im ganzen Deutschen Reiche genommen hätten. Wirkt. Geh. Rath Professor Neumayer aus Hamburg hob hervor, welche Bedeutung der politische Aufschwung Deutschlands auch der Naturforschung gebracht habe, indem jetzt deutsche Expeditione» zur Erforschung der Tiefste, der Polargegenden u. s. w. ausgesendet würden, und indem auch in den deutschen Kolonien ein neue» Feld für naturwissenschaftliche Arbeiten eröffnet worden sei. Von leb haftem Beifalle empfangen detrat hieraus Professor vr. Frithjos Nansen vir Rednertribüne «nd führte in einem längeren Bortra-e