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General-Anzeiger für Chemnitz und Umgegend : 12.11.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-11-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384843-189811128
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384843-18981112
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384843-18981112
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
General-Anzeiger für Chemnitz und Umgegend
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-11
- Tag 1898-11-12
-
Monat
1898-11
-
Jahr
1898
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Nr. 263. - 189«. ^iese verbreitetste unparteiische Leillmg erscheint Wochentags Abend» (»iltDalln» des nächsten Tage-) >md lostet mit de» sechs tvSchenllichen Beiblätter»! 1 Sächsischer Erzähler, L. Kleine Botschaft, L. Gerichts-Zeitung, 4. Sächsisches Allerlei, k. Jllnsttirtes Unter- haltuttgsblatt, 8. Lustiges Bilderbuch sltr Chemnitz: monatlich 40 Pfennige; bei den Postanstaltcn: monatlich üO Pfennige. 16S8. Postliste: Nr. 2803. Telegramm - Adresse: Generalanzekger. LerusplechsrcUe Rr. 186. General Sonnabend, den IS. November. für Chemnitz und Umgegend. (Sächsischer Landes»»ln,eiger). - Gegründet 1«7S als „Anzeiger" »e. «Verlag nnd Rotation-Maschinen.Den« von SllexaNder Wiede t» Chemnitz, Theaterstratze Rr. S. «nzetgenprets: Sgespalten» LorpuSieite (ca.9 Silben fassend) oder deren Raum lSPfg. (Preis« Verzeichnisse ä Zeile SV Psg.) — Bevorzugte Stelle (6 gespaltene Petit-Zeile circa 11 Silben sassend) M Pfg. — Anzeigei, könneieNur bis Vormittag 10 Uhr angenommen werden, da Druck und Verbreitung der großen Auslage längere Zeit erfordern. Geschäftliche Anzeiger-Inserate finden für billigsten Preis zugleich Verbreitung durch dl« täglich erscheinende Chemnitz«» Eiseubalm-Zettung. Amtliche Anzeigen. Handels» egister-Eint» agnngen. Aus dem die Firma „Christian Röders" in Chemnitz betreffenden Folinm 3936 wurde verlantdart, daß Herr Kaufmann Ernst Gustav Röders in Chemnitz am 1. November 1698 Milinhaber geworden ist, auf dem die Firma „F. L- Weivig, Theodor Weidig'S Nachf." In Cyetnnitz beireffenden Fvlium 3808 wurde verlantdart, daß Frau Franziska Ltldia verehel. Weidig geb. Manertnan» nicht mehr In haberin ist und daß Herr Schnhinachermeister Theodor Richard Weidig Inhaber geworden ist. in Tie Firma „Erste Deutsche Trocken»,affen-Fabrik H. R. Knoch" in Hartha« ist wegen Verlegung ihres Sitzes nach Chemnitz aus dem Folinm 401 des Handelsregisters für den Landbczirk Chemnitz in Wegfall ge als ihrer Inhaberin eingetragen worden Ans dem die Firma „I. Malus <L Co." in Neustadt betreffenden Folinm 666 wurde verlanlbart, daß Herr Kaufmann Bruno Arno Wüstling am 25. Oktober 1898 als Milinhaber anSgeschiedcn ist- Marquis Salisbury s Lordmayorbankett - Rede. Bei de», großen Bankett, das zur Feier seines Amtsantrittes der nengcwählte Lordmayvr von London am Mittwoch Abend in althergebrachter Weise gab, hielt, ebenfalls einem alten Brauche folgend, Marquis Salisbury die Rede über die Weltlage. Sie war dieses Mal begreiflicher Weise mit besonderer Spannung erwartet worden im Hinblick auf die »msassendcn Kriegsrüstnnge» Englands. Die Antwort des Premiers ans die Frage, war«,» noch immer ge rüstet wird, lautet beruhigend, indem sie die Kriegsgefahr als tnomeiilan geschwunden bezeichnet. Der Tenor von Salisburys übrigen Aiislassnngen läßt sich kurz dahi» zusammenfassen, daß nach seiner Ansicht England seinem politische» Ansehen es schuldet, über seine Fähigkeit und Bereitschaft, seine Ansprüche im Nothfalle mit Waffengewalt zu vertreten, keine Zweifel walte» zu lasse». Hieran anknüpfeud verweilt Salisbury bei sehr eindrucksvollen Betracht ungen über die allgemeinen Gefahren der Weltlage und läßt, zumal bei Erwähnung der amerikanischen Erfolge und Bestrebungen, kriegerische Töne vernehme». Aber die spezielle französisch-englische Kriegsgefahr ist im Schwinde», die allgemeine Kriegsgefahr -bleibt, lieber die Rede SaliSumhs - liegt. - folgende -telegraphische Meldung vor: Salisbury brachte zunächst die tiefe Thciinahme aiiläßlich der Ermordung der Kaiserin von Oesterreich z»>» Ausdruck. Seine Mit- thcilung, daß England die Einladung zur Konferenz gegen die Anarchisten angenommen habe, wurde mit anhaltendem Beifall anf- gcnoimne». Dur Redner besprach sodann die glänzend verlaufende» Fcldziige im Sudan und in Indien, die zufriedenstellende» Ergebnisse der Bemühungen des europäischen Konzerts aus Kreta, wo das Ver-< sprechen der Aulonvinie thatsächlich erfüllt sei, und spendete der Thätigfcit der Admirale vor Kreta reiches Lob. „Ganz neuerdings", fuhr Lord Sa irbury dann fort, „haben wir die Frage eines europäischen Krieges >»'s Auge sassen müssen. Die Angelegenheit ging glüliich ans. Es schien eine» Augenblick, daß sie in anderer Weise ausgehen werde, aber die große Weisheit und der gesunde Verstand, die.Frankreich unter Umständen von außergewöhnlicher Schwierigkeit entfallet hat, haben Europa, glaube ich, vor dem sehr gefährlichen droh tive» Sturine gerettet. Der Krieg ist vielleicht Nicht so nahe gewesen, wie die Zeitungen glaube» machten. Äbcr diese Erwägunge» und viele andere, die Sic leicht^begteifen werden, verpflichtcien die Negierung, Vorsichtsmaßregeln zu treffen, damit sie nicht übcrraswt nnrve. wenn plötzlich irgvud eine Gesahr ein- trelen sollte. „Man l,ni sei» Erstaunen darüber ansgedrückl, daß die Bor- sichlsmaßrcgcln nicht plötzlich wieder beseitigt worden sind. Wir können aber nicht alle Vorsichtsmaßregel» im Augenblick wieder ein- stcllkn. Es darf jedoch »ici.t angenoinmcn werden, daß diese Maß regeln, weil nicht sofort eingestellt, jetzt »och die Gefühle, anzeigen, von denen sie ursprünglich eingegcben waren." „Man sagt", bemerkte Lord Salisbury ferner, „daß nir uns Kretas und Syriens bemächtigen vdcr das Protektorat über Egypten prvllainircn wolle». Wir sind mit der gegen»artigen Lage i» Egypten ganz ziisricdcn und glauben u cht, daß jetzt ei» Grund rordandc» ist, dieselbe abznänder»." Er wolle zwar nicht sagen, daß die Ereignisse der letzten drei Monate keine Einwirkung ans die Stellung Britanniens in Egypten, die ja »ach dem Siege bei Omdurman nicht dieselbe gewesen sei, wie vor diese», Siege, gehabt hüllcii, aber cr hoffe aufrichtig, daß keine Umstände eintrcten werden, die cs nvlhwcndig mache», die britische Positiv» in Egypten zu modifizircn; denn cr sei überzeugt, daß es »i diesem Falte nicht so sricvlich weitergehcn würde. Wenn man nun frage: „Wacüm diese Vorbereitungen, wenn cs sch nicht um Kreta, Egypten oder Syrien handelt?" so müsse er bitten, doch die allgcmcinc 8v»li agc zu bclrechtcn. Salisbury preist warm den Ab», ^ rüstung-rorschlag des russische» Kaisers, welcher der Sympathie »nt> Untcrstiitzung Englands sicher sei. „Aber ist der Wnnsch deS russische» Kcrstrs", fährt Salisbury fort, „von Erfolg gekrönt, müsse» wie auf die Gefahren ui» »»s achten und Vorsichtsmaß regeln treffen." ' ' Dan» sprach Salisbury von einer gewaltigen Macht in Amerika. Bon de» europäische» Nationen könne nicht Eine leugnen, daß das Erscheine» der Amerikaner niiler de» Faktoren der europäische» Diplomatie ein schwerwiegendes ernstes Ercigniß bilde, das vielleicht nicht den Jytcresseu des Friedens dienlich sei» wöge, aber gleich wohl jedenfalls die Interessen Grobrilqiiniciis fördere. Darauf sprach Salisbury über die Frage, wer die Besitzungen gewisser Stationen erben solle. Heutzutage könne ein Krieg mit schrecklicher Schnelle ausbrechcn. „Wir sind eine große Kolonial- und Seemacht," fährt Salisbury fori, „wir habe» keine LcmdcSgr.nzen; aber werden wir jemals erlaube», daß Misere Bertheidiguiigskräfte zur See in einen Zustand der Unwirksamkeit verfalle», so wird unser Reich mit Krache» zu Grunde gehen. Aus diesem Grunde kann England die militärischen und die Marinevorkehrungen nicht aussetzen, die durchaus nicht gefährliche Unternehmungen und Eroberungen zum Ziele haben. Wir verabscheue» den Krieg, aber es ist unsere Pflicht, das Reich in unbersehcter Gestalt den Nachkomme» zu übergeben." Das Duell Wolf-Gmewosz. Gestern fand in Wien ei» Säbelduell zwischen den Abgeordneten Wolf und Gniewosz statt. Die Veranlassung hierzu gab eine Be leidigung im Sitzungssaale des Abgeordnetenhauses. Abg. Wolf sagte in einer Rede, die Polen seien ein Schmarotzervolk, was bei de» slavischen Parteien eine ungeheure Aufregung hervorries. Man insultirte Wolf und der polnische Abgeordnete GniewoSz rief Wolf zu, ein solcher Gaffenbube, wie Wolf, könne die polnische Nation nicht beleidigen. Auf diese unerhörte Beleidigung hin forderte Wolf den Polen, der Rittmeister a. D. ist. Gestern fand nun das Duell in der Kaserne des Reiilehrinstituts, wo auch da- Duell Wolf- Badeni auSgetrage» wurde, statt. Vertreter Gniewosz' waren Abge ordneter Henzel und Fcldmarschallleutnant Schmidt, der Adlalns des Erzherzogs Rainer, für Wolf die Abgeordneten Lemisch und Sylvester. Gniewosz erhielt im ersten Gange eine» schweren Hieb über die Stirn» der die Temporalis durch schlug und eine weitere schwere Wunde am Daumen, wodurch die Sehne angeschlage» wurde. Wolf blieb unverletzt; er er hielt lediglich einen Flachhicb an die rechte Schulter. Die Kamps unsähigkeit Gniewosz' wurde erklärt. Tie Gegner reichten sich zur Versöhnung die Hand. Nach der Protokollaufnahme wurde das Duell als beendigt erklärt. Das Duell wurde im Abgeordnetenhause lebhaft besprochen. Weder Wolf noch Gniewosz erschienen »ach getroffener Verabredung in der gestrigen Sitzung, deren Beginn sich sehr verzögert hat. Folgende Einzelheiten werden noch berichtet: Gleich nach dem Gniewosz die Kopswunde erhalten hatte, rief Feldinarschall- lcntnant Schmidt: „Halt!" Wolf senkte nacy der zweiten Verwundung des Gniewosz den Säbel, aber Gniewosz drang weiter hauend aus Wols ein, obwohl die Sekundanten „Halt!" riefen. Wolf wurde von Gniewqsz zurückgedrängt, bis die Sekundanten den Verwundeten faßten und zu einem Sessel führten, wo ihm der Arzt Wasser aus die Kopfwunde 'brachte. 'Die Kopfwunde ist l2 Ccntimetec lang, mehr als 1 Cclitimct, r t.'es; in der Milte ist ans mehr als 4 Cenii- melcr Länge der Knochen bloßgelegt und verletzt. Nachdem die Sekundanten de» Gniewosz erfaßt halten, tvarf dieser den Säbel weg. Als der Arzt die Kopfwunde verband, trat Wolf auf Gniewosz zu und streckte ihm wortlos die Hand entgegen. Derselbe wehrte ab, worauf Wolf zurücktrat. Nachdem der Arzt mit d in Verbände fertig war, trat Wolf nochmals hervor und bot stumm seine Hand an. Als Gniewosz finster auf seine verwundete Rechte wies, rief Wols: „So geben Sie mir wenigstens die linke Hand zum Zeichen, daß Sie versöhnt sindl" Gniewosz zögerte noch, reichte bann aber Wols die Hand mit den Worten: „Ich warne Sie jedoch, ein zweites Mal die polnische Nativ» zu beschimpfen l" Politische Rundschau. Chemnitz, 11. November 18S8. Deutsches Reich. — Abermals trifft, diesmal ans englischer Quelle, die Meldung von einem gegen Kaiser Wilhelm während seines Aufenthaltes in Syrien geplante» anarchistische» Anschläge ei», der rechtzeitig entdeckt und vereitelt worden sei. Die Meldung tritt bisher nur in der Form eines Gerüchtes auf und läßt auch genauere Angaben über die Einzelheiten des Planes n»d der Entdeckung vermissen. — Der I» türkischen Diensten stehende Divisionsgcneral von Grniubkow-Pascha wird demnächst in Berlin eintreffen. Seine An wesenheit in Berlin wird mit Einkäufen von Kriegsmaterial in Zu- sammenhang gebracht, welche die türkische Regierung in Deutschland zu machen beabsichtigt. — Die „N. A. Z." erfährt, daß der Reichskanzler sich außer Stand erklärt habe, dem Reichsgerichtsrath Spahn für die nächste Tagung des Landtags Urlaub zu crtheile». Gleichzeitig sei an den Präsiccnteu des Reichsgerichts ein allgemeiner Erlaß des Reichskanzlers ergangen, in welchen, cs heiße: Seit der Errichtung des Reichsgerichts sei ausnahmslos daran festgchalten worden, daß die Rücksichten auf eine ungestörte Thätigkeit des Reichsgerichts die Beiheiligm'.g seiner Mitglieder an den Arbeiten der Landtage der Eiiizelstaatcn verböten. Der Reichskanzler gedenke, auch für die Zu kunft an der seitherigen Auffassung feskznhaltcn; er könne nicht in einzelnen Fällen eine Ausnahme mache», denn cr würde damit die Neichsverwaltuiig dem Vorwürfe der Willkür oder dem Anscheine aussetze», als begünstige sie bestimmte politische Interessen. — Wie die „Nordd. Allg. Itg." mittheilt, soll zu Ende dieses Monats in, Berlin die Konferenz der Oberpvstdirektorc» und der Post- und Telcgraphendireklore» zusanimentreten, uni über ver- schicdcnc Maßnahmen des Vcrwaltungsbelriebcs zu berathe». — lieber den Arbeitgeberbnnd des Baugewerbes für ganz Deutschland, der in der Bildung begriffen ist, weiß die „Nat.-Ztg." folgendes Nähere zu berichten: Am Mittwoch fand eine Versammlung der Arbeitgeber des Maurer- und Zimmergewerbcs statt, in der Baumeister Simon über die Bestrebungen der sozialdemokratischen Arbeiter-Organisationen im Baugewerbe eingehend berichtete. Der im Jahre 1890 gegründete Maurer-Verband habe seine Mit glieder j„ diesen acht Jahren aus über 70,000 gebracht und ein be trächtliches Vermögen angesommelt, das zum größte» Theilc zu Streikzwecken Verwendung gesunde». So seien z. V. im Jahre 1396 86,000. 1897 192,000 und 18i 8 gegen 300,000 M. Sireikgclder gezahlt worden. Gegenüber diesen wohlgcfcstigten Organisationen sei der Zusammenschluß der Arbeitgeber nur höchst mongelhast, die bestehenden 40 Bereinigungen der Unternehmer könnten unter den gegenwärtigen Umständen nicht viel erreiche». Der Vortragende plaidirte für die Schaffung einer großen Ar'oeitgeberorganisatio», die im Stande sei, den sozialistischen Verbänden entgcgenzntretcn. Landlagsabgeordneter Baumeister Fetisch sprach sich im gleichen Sinne aus. Es sind die nöthige» Schritte getha», um die Begründung eines derartigen Bundes in die Wege zu leiten. Anstand. Oesterreich-Ungar». I», WienerAbgevrdnetenhause stand gestern auf der Tagesordnung die erste Lesung der Anklageanträge der Abgeordneten Kaiser und Genossen gegen da» Ministerium Badeni wegen Einschreitens der Polizei im Parlamente im November 1897. Abgeordneter Nieger (Sozial demokrat) bezeichnet«! die gegenwärtige» Anträge als überflüssig, weil bereits im April 1898 die Einsetzung eine» Anklageausschuffes in dieser Angelegenheit beschlossen worden sei, ein Beschluß, der durch de» Schluß der Tagung nicht hinfällig geworden wäre. Der Redner fragte de» Präsidenten, ob er eine Neuwahl des Anklageausschusses veranlassen wolle. Der Präsident erklärte, e» handele sich gegen- wärtig um eine neue Anklage, weßhalb die Deduktion de» Vorrcdner» nicht stichhaltig sei. Abgeordneter Kaiser begründete die Anklage und erklärte, die Link« sei bereit, ihre» Antrag zurückzuziehen, wenn der bereits gewählte Aiiklageansschuß als bestehend erklärt würde. Für den A»klagea»trag gegen Bade»! sprachen nach dem Abgeordnete» Kaiser noch die Abgeordneten Pcrchelt, Türk und Bendel, die sämmtlich hervorhoben, daß Graf Badeni zur Erweiterung der Klüst zwischen den Deutschen und Stäben in Oesterreich beigetragen habe, und die gegenwärtige Regierungspolitik verurtheitten. Abgeordneter Bendel erklärte, er billige die Ausführungen Schönerers nicht. Daraus ward die Debatte abgebrochen. Frankreich. Aus Paris wird unterm 10. November ge meldet: Gestern fand im Marineministcrium unter Vorsitz Lockroy's ein Adm iralsrath statt, zu welchem auch die Secpräsekten von Cherbourg und Brest und die Befehlshaber de» Nordmrer- und Mittelmcergeschwaders nach Paris gekommen waren. Die Admirale hatten sestgestellt, daß die Kststenvertheidigung zu Lande durchaus befriedigend sei. Me Forts seien ausreichend bemannt. Sie hätten ferner die sofortige Ausrüstung von 30 Schjffeu, d. h. der ganzen Flvttenreserve 1. niid 2. Klasse beschlossen. Salisburys Rede (ver- gleiche den Artikel: „Marquis Salisburys Lardmayorboiikelt-Ncde" in der vorliegenden Nummer. D. R.) ändert vielleicht diese An ordnung. Sie wirkt hier befriedigend, da man ans Schlimmeres ge faßt war und thatsächlich die Verkündigung der britischen Schutzherr» schast über Egypten erwartet hatte. Großbritannien. Tie Londoner Blätter erklären einstimmig, daß Salisbury in seiner Rede de» wahren Grund der Rüstungen zweifellos verschwiegen habe. Die Meisten schließen aus dem Passus vom Eintritt Amerikas in die asiatische Polütik, und den Aus- 'ührnnge» über zerfallende Länder, daß die Kriegsgefahr in Ostasie» liege und die Rüstungen hauptsächlich gegen Rußland gerichtet seien. Amerika. Das Endresultat der amerikanischen Wahlen ist noch nicht bekannt. Die Demokraten haben wohl einige Erfolge erzielt — sie haben vier Sitze in Illinois, fünf in Pennshlvanien und zwei in New Jersey gewonnen —, aber die Mehrheit im Kongreß haben sie nicht errungen. Nach den letzten Zusammenstellungen sind bisher 172 Republikaner und zusammen 106 Demokraten» Populisten und Silbcrrepublikaner gewählt. Der »nie Senat wird bestehen au» 52 Republikanern, 27 Demokraten, fünf Populisten und vier Silber- republikaner»; fünf Sitze sind »och zweifelhaft. Prozesj Lucchem. Der Prozeß gegen den Mörder der Kaiserin von Oesterreich, den Anarchisten Luccheni» der sich im Genfer Laiidgerichtsgefängniß in Hast befindet, begann am Donnerstag vor den Genfer Geschworene». Obwohl ein volles Geständniß Lnccheai's vorliegt, müssen doch, ent sprechend den Bestimmungen des Genfer Ooäs pönal, alle Thatum- stände vor den Geschworenen genau erörtert und alle Thatzeugen verhört werden. Nur bezüglich der Gräfin Szlarny, der Hosdame der ermordete» Kaiserin, wurde eine Ausnahme gemacht. Im Ganzen zählt die Zengenliste 49 Personen auf. An der Spitze sigurirt der Elektriker Lonis Chammartier, der die Kaiserin, nachdem sie vom Mordin st rument L»cche„i's getroffen war, in seine». Arm auffing. Der zweite Zeuge ist der Weichenwärter Rouge, der den fliehende» Mörder festnahm. Der dritte und vierte sind die beide» Kutscher Billemi» und Fianx, die bei Luccheni's Festnahme halfen. Den Vorsitz führt Gerichtspräsident Buerc.y, die Anklage erhebt der Staatsanwalt Navazza, die Vertheidigiing führt Advokit Pierre Mvriand. Navazza wird die Anklage ans Grund des Z 252 des Genfer Strafgesetzes erheben, welcher Meuchelmord mit lebenslang, lichein Kerker bestraft (lieolusio» L porpotuitä). Der hervor ragendste und mcistbcschäftigle Anwalt Genfs, Moriaud, ist vom Präsidenten des Gerichtshofes mit der Bcrlhcidiguiig des Angeklagten betraut worbe». lieber de Verhandlung wird berichtet: Nachdem der Angeklagte die persönlichen Fragen beantwortet hatte, wurde die Anklageschrift verlese». Hieran schloß sich das Zcugciivcrhör. Der Elektrotechui'er Chammartier schildert, wie Luccheni sich an die Kaiserin heran- geschlichc» habe, und wie ein Zeuge dem Fliehenden nachaesprunge» sei und ihn ergriffen habe. Luccheni bemerkl hier, er habe sich der Festnahme nicht widersetzt und sogleich gesagt, daß er die Kaiserin von Oesterreich ermordet habe; darauf sei er von der Polizei ver haftet worden. Auf den Wunsch des Angeklagten, zu dessen rechter und linker Seite zwei Polizisten sich befanden, wurde ein Dolmetscher z»gezogen. Von den weiteren Zeugenaussagen ist die des Polizisten Kaiser bemerkenswerth, der feststellt, daß im Augenblicke der Ver haltung Luccheni's Niemand an einen Mvrdanschlag gegen die Kaiserin gedacht habe. Polizeikorporal Lacroix berichtet, Luccheni habe zunächst zugegeben, eine Iran geschlagen »u haben und das HM
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