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Nr. 87., Beiblatt zimi „Chcinnlger tzleneial-Anzeiger" »nd znm Sächslsikic» Laudoottu^ 189). Die Liebe. Als Gottes schönster Engel geht Die Liebe durch die Welt, Und wo sie zieht, so früh als spät, Blüht Garten, Wald und Feld. vor jeder Hütte, noch so klein, Da bleibt sie segnend stehn, Und wem sie blickt in's Her; hinein. Der muß wohl mit ihr geh». wer treulich folgt der Liebe Bahn, Deß Glück bleibt ewig gleich, Sie führt ihn lebend himmelan In's ewige Liebosreich. Das „Dienstbuch für Herrschaften". Ein lustigcs Zukunftsbild entwirft die „Münchner Jugend", indem sie schreibt: Das „Dicnslduch für Herrschaften" ist im Jahre 1902 — auf Antrag der Sozialdemokraten in Bayern — offiziell eingeführt worden. Gehcimrath Knicpnieier's haben von ans dem Dienst geschiedene» Köchinnen, Stuben- und Kindermädchen folgende Lengnisse in ihr „Dienstbuch" bekommen: I. September 1902. Wegen ' sortgesehter Kartoffel mit Häring verlasse ich aus Angst vor die Kartvffelkrank- heit diesen Dienst, wo mehr auf viele Arbeit, als aus gute Behandlung gesehen wird. Marie N ....» Stube» fräulei». 1b. September 1902. Er ist viel netter» wie sie. Sie ist unan genehm. Anna H ...., Köchin. 1. Oktober 1902. Wenn ich einmal Eine nicht leiden kann, die empfiehlt zu den ungezogenen Fratzen von Geheimrath Kniepmeier Hochachtungsvoll Marie L ...., Kindermädchen. 1b. Oktober 1902. Sie zählt die Kaffeebohnen und sperrt das Brot ein, von dem Zucker will ich gar nicht reden. Mit ei» Pfund Fleisch soll ich die Herrschaft mit fünf gefräßige Kinder »nd drei Dienstboten, die doch auch ein Mcnsch sind, satt mache». Hexe» kan» ich nicht, weshalb ich mich verändere. Marie A . .. ., Köchin. 1. November 1902. Was mir in diesem Dienst zuwiderer ish weiß ich nicht ob daß der gnädige Herr so zudringlich ist, oder daß die Gnädige immer schimpft. Der Eine knufft immer, weil er ein alter Dvnschnan ist und die Frau pufft immer anS Bösartigkeit im Karakder »nd was die Kinder sind, so fällt der Apfel nicht weit vom Stamm. Anna S ...., Bonne. I. November 1902. Weill mich die gnä Frau eine gemeine Versöhn geheißen hat und ich mir als ge- billdeteS Medchen nicht gefallen gelase mache ich meine Kindigung, auch weil ich mich einmal wieder satt essen möchde. Marie M ...., Ziemermedchen. 15. November 1902. Ich bin schon bei ville Leute gewesen, ich bin bei feine Leute gewesen, ich bin bei gemein« Leute gewesen, bei solche Leute bin ich aber noch nicht gewesen. Darum gehe ich gleich »ach die ersten vierzehn Tage. Psui Deibel i